“Sachsenhausen meets London” : Kann das funktionieren?

Neulich, auf dem Weg zur Tätowiererin meines Vertrauens:

Ich fahre durch Alt-Sachsenhausen (im Hellen! Ein wahnsinniges, ja surreal anmutendes Gefühl!) und muss schmunzeln, als ich den Blick links und rechts des Kopfsteinpflasters streifen lasse.

In vornehmen Blau präsentiert sich dort nämlich seit jüngster Zeit “THE LONDON PUB”, welches laut Beschilderung just an diesem Abend mit  “Beer, Gin & Steak” sein “GRAND OPENING” zu zelebrieren gedachte.

Ich bin kurz irritiert.

Hatte ich nicht erst kürzlich gelesen, dass die erwartete Invasion von Bänkern aus Engländ als Folge des “Brexit” bislang ausgeblieben sei? 

Ist die Neueröffnung gar Teil eines städtisches Werbeprogramms, um die Briten doch noch von einem Umzug von die Themse an den Main zu bewegen? Ihnen auch fernab der Heimat einen ihrer Natur entsprechenden Rückzugsort zu bieten? Mit Guinness statt Apfelwein, Pepper Steak statt Handkäs?

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Spaß beiseite:

Über das genaue Konzept des “London Pub” konnte ich nichts weiter in Erfahrung bringen; eine Internetseite oder einen Facebook-Account der Gaststätte sucht man vergeblich.

Ein Blick ins Innere des Pubs verrät aber:
Man hat sich hier große Mühe gegeben. Die zahlreichen Tafeln und Sitzgelegenheiten – auch fernab des Tresens – lassen aber eher einen Schwerpunkt auf die Küche vermuten, statt lediglich einen Ort für ein bis zwei Feierabendbier (zuviel).

Was mich in jedem Fall freut:

Schön, dass in “Alt-Sachs” zur Abwechslung mal keine Shisha-Bar eröffnet, welche die engen Gassen um weitere penetrante, exotische Gerüche “bereichert”. Ein wenig mehr Kultur kann hier jedenfalls nicht schaden, selbst wenn es sich hierbei um Englische handelt.

Bleibt einmal wieder abzuwarten, inwieweit sich das Pub in etablieren kann. Mit dem recht angenehmen Anglo’s Irish Pub sowie dem O’Dwyers, welches zumindest Montagabends zum PubQuiz ohne drohenden Nervenschaden besuchbar ist, ist die Konkurrenz in unmittelbarer Nähe jedenfalls gut aufgestellt.

Was mich dagegen ein wenig irritiert, ist der Namenszusatz “Brasserie”, welcher laut Wikipedia dann doch sehr französischer Herkunft ist, und hier ausgerechnet von einem Pub in englischer Aufmachung geführt wird. Werd’ ich irgendwie nicht schlau draus.

Vielleicht ja ein Versuch, neben den Bänkern gleich noch ein paar französische Kulturflüchtlinge anzulocken? Oder eine legasthenische Aufforderung dazu, das hart erarbeitete Geld doch endlich ordentlich zu “verbrassen”?

Vielleicht schau’ ich ja demnächst mal auf ein Kaltgetränk vorbei.


Solltet ihr, liebe Leser, mir zuvorkommen, dann erstattet mir doch gern Bericht! Vielleicht könnt ihr auch herausfinden, was es mit der “Brasserie” so auf sich hat. 

Bis dahin: Cheers!

Kunst in Kellern, Kaffeeduft & Kraffiti: Kiez-Besuch im Karoviertel

Ja, ja, liebe Leser, ich weiß. Natürlich heißt es “Graffiti”, und nicht “Kraffiti”. Ich hab’ ja schließlich keine Rechtschreibschwäche –  wollte allerdings die Möglichkeit einer feudalen Aneinanderreihung von mit “K” beginnenden Wörtern in der Artikel-Überschrift nicht ungenutzt lassen.

Allerdings muss ich mir neuerdings eine andere Schwäche eingestehen: Eine Schwäche für das Hamburger Karolinenviertel, gern auch schlicht “Karoviertel” genannt.

Schon lange hatte ich mir vorgenommen, das einstige Arbeiterviertel in der Hansestadt einmal zu erkunden. Ein Viertel, das sich in einem beispielhaften Prozess der Gentrifizierung seit Beginn der frühen 1990er Jahre vom Armuts- hin zum angesagten Szene-Viertel gemausert hat.

Nun konnte ich kürzlich einen längeren beruflichen Aufenthalt an Alster und Elbe dazu nutzen, diesem Kiez einen Besuch abzustatten.

Was ich sehen und entdecken, welch Eindrücke ich sammeln konnte – und weshalb ich mir ein “Karoviertel”  auch für Frankfurt wünschen würde: Davon möchte ich euch gern berichten.

Hummel Hummel, Moin Moin, festhalten und Leinen los!

Die Lage des Viertels

Als mich der ICE am Bahnhof Dammtor ausspuckt, werde ich prompt vom nasskalten Wind der Hansestadt begrüßt. Dieser erfüllt zwar jedes Klischee, gestaltet meine Fahrt mit dem “Call a Bike” vom Bahnhof aus ins Karolinenviertel nicht unbedingt angenehmer.

Etwa zehn Fahrrad-Minuten lang geht es vorbei an Messegelände und Stadtschnellstraßen. Hier dominieren Blechlawinen, das Grau der gigantischen Messe-Hallen, Parkhäuser und Hotels das Stadtbild. Nicht unbedingt sehenswert, aber gehört eben dazu zu einer Großstadt, die sich mit dem Zusatz “Messestadt” schmücken darf.

Wir Frankfurter haben das freilich ein bisschen besser gelöst: Das Messegelände ist fernab von Innenstadt auf die “grüne Wiese” hinaus verbannt worden, wo es niemanden großartig stört. Außer die Bewohner des benachbarten Europa-Viertels vielleicht -aber die sind ja ohnehin meist im Büro, auf Dienstreise oder übers Wochenende in der Heimat (Vorurteils-Alarm!).

Umso erstaunter und erfreuter bin ich, als ich nur wenige Straßenecken weiter – und mittlerweile ziemlich durchgefroren – die Hamburger Gnadenkirche. Das seit 2007 russisch-orthodox genutzte Gotteshaus erweist sich als wahrlich schöner Anblick, ebenso wie der nett gestaltete Vorplatz der Kirche.

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Letzterer fungiert zugleich als Eingangstor zum Karolinenviertel. Die Marktstraße als dessen urbane Hauptschlagader geht unmittelbar von diesem aus, sodass ich meinen Rundgang auch in dieser beginne.

 

Und wie sich im weiteren Verlauf meines Spaziergangs schnell herausstellen soll, beschränkt sich die hippe Gegend auch auf die Marktstraße und ihre Querstraßen:

Am anderen Ende der Marktstraße bildet ein grüner Platz bereits den Abschluss des Viertels und lässt es nahezu fließend in das benachbarte Schanzenviertel übergehen.

Eine überaus kompakte Sache also, die das Viertel auch zu Fuß bequem entdecken lässt. Das gefällt mir auf Anhieb – zumal die Überschaubarkeit der hier anzutreffenden Vielfalt keinerlei Abbruch tut.

Kreative wie kulinarische Vielfalt auf engem Raum – das kenne ich zwar auch aus Frankfurt. Eine derartig beeindruckende Konzentration von kleinen Boutiquen, ausgefallenen Geschäften, quirligen Cafés und Essen aus aller Welt innerhalb eines einzigen Straßenzuges habe ich jedoch noch nirgends gesehen. “Gefällt mir” Nummer zwei!

Architektur & Wohnen

Ein Großteil der Wohnhäuser besteht aus (oftmals frisch sanierten, wen wundert’s…) schmucken Gründerzeitbauten, welche in nettem Kontrast der alten Backsteinbauten von der benachbarten ehemaligen Rinderhalle (hier findet samstags ein großer Flohmarkt statt!) und Fabriken stehen.

Ein Nebeneinander, das ich so auch in Frankfurt noch nicht gesehen habe.

Als ich durch die Hinterhöfe der Wohnblöcke schleiche, wird ein Gefühl der Idylle in mir wach. Die nach innen gerichteten,offenen Balkone verströmen eine sehr nachbarschaftlichen Atmosphäre, die durch die bunt und wild bepflanzten Beete allerorts noch verstärkt wird. Ich muss schmunzeln, als ich auf zahlreichen der Balkone Fixie-Bikes erspähe. Nächstes Klischee erfüllt!

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Klar, dass viele Menschen hier leben möchten. Klar, dass es sich im sanierten Altbau ganz sicher gut aushalten lässt. Klar, dass auch hier versucht wird, daraus Kapital zu schlagen – und klar, dass das nicht allen gefällt. Zuallerletzt denjenigen, die auch nach Monaten der Suche keine bezahlbare Wohnung finden können. Oder, schlimmer noch : Sich ihr langjähriges Zuhause in ihrem angestammten sozialen Umfeld nicht mehr leisten können.

Bummeln & Einkaufen

Was hier sofort auffällt: Viele der zahlreichen, kleinen Geschäfte hier befinden sich in den Kellerräumen der gründerzeitlichen Häuser. Es gilt zunächst steile Treppen hinabzusteigen, um süße Boutiquen, Ateliers, lokalpatriotische Print-Stores und Läden für Antiquitäten, Kleinkunst und Krimskrams aller Art zu betreten.

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Ganz ehrlich, noch niemals hat mich ein Laden dermaßen reizüberflutet und überfordert wie dieser:
In diesem Keller-Trödel gibt es ALLES zu erstehen. Von Schreibmaschine bis zum anatomischen Lehrstück der Schulmedizin. 

Dies ist mir aus Frankfurt gänzlich unbekannt – und ich entdecke sofort meine Liebe für das “Treppensteigen”. Wieviel ein Keller doch mehr sein kann als Abstellraum für Kartons voll Bücher und Fahrräder!

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Während sich die Hamburger Damenwelt an einer reichhaltigen Auswahl von Boutiquen und Second Hand-Geschäften erfreut, erwecken zwei Schallplattenläden mein Interesse sowie meine Kauflust. Stets werde ich mit einem herzlichen “Moin!” begrüßt – mag vielleicht selbstverständlich sein, irritiert mich dennoch ein wenig. Bin wohl doch ein wenig zu sehr an die “Frankfurter Freundlichkeit” gewöhnt. Am Main macht man Geschäfte – an der Elbe pflegt man die Geschäftsbeziehung. An Hingabe und Herzblut mangelt es hier offensichtlich nicht!

Speisen & Genießen

Auch wenn ich mich als Frankfurer durchaus als kulinarisch verwöhnt betrachten darf und mich somit nichts mehr schnell vom (Küchen-)hocker reißt, so bin ich auch auch von all den Restaurants und Cafés hier sehr begeistert.

Es ist nicht die Vielfalt, es ist nicht das Außergewöhnliche, das hier mein Gefallen findet. Denn auch, wenn sogar Samy Deluxe mit seinem eigenen Restaurant mit dem gewieften Namen “Das gefundene Fressen” hier vertreten ist:

Ein buntes Potpourri von Speis und Trank aus aller Welt ist schließlich auch bei uns im Bahnhofsviertel zu finden. Nein, es ist abermals das Herzblut, das aus jedem der drolligen Cafés, der Zuckerbäckereien und den kleinen Restaurants nur so zu sprühen scheint.

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Ich nehme Platz in “Gretchen’s Villa”, dem kitschigsten Café (mithalten könnte da allenfalls “Amelie’s Wohnzimmer” in Sachsenhausen) das ich je gesehen habe.

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Zwischen Hipster-Braut mit MacBook (versteht sich) und einer Gruppe Studenten schlürfe ich an meinem Becher Kaffee (Becher = große Tasse, so musste ich lernen) und beobachte das Treiben auf der Marktstraße. Irgendwie strahlt diese trotz gelegentlichen Durchfahrtverkehrs eine heimelige Gemütlichkeit aus, die ich in Frankfurt so nur selten vorfinde.

Eine nette Dame in den “besten Jahren” spricht mich an, als sie sieht, dass ich fotografiere. Ob ich an einem Projekt arbeite, möchte sie wissen – wir kommen ins Gespräch.

“Ihnen gefällt’s hier? Wissen Sie, so schön es hier auch sein mag – vor 20 Jahren war hier noch alles anders. Ich wohne schon lange hier, habe viel mit gemacht – vieles meiner angestammten, alten Nachbarschaft ist zerbrochen. Verloren gegangen im schnellen Wandel des Quartiers”.

Ich nicke und verstehe. Die Gentrifikation mal wieder – und die Menschen, die unter ihr begaben werden. Wo Licht ist, ist eben immer auch ein Schatten zu finden.

Die Straßenkunst

Auch Frankfurt darf nun durchaus eine ansehnliche StreetArt-Szene sein Eigen nennen. Über diese kann man natürlich durchaus geteilter Meinung sein.

Dennoch habe ich eine derartige Präsenz von Schriftzügen, Graffittis, Aufklebern und Plakaten, wie ich sie hier erlebe, in Frankfurt noch nirgends sehen können.

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Jede Hausfassade ist entsprechend “verziert”, sämtliche Laternen, Mauern und selbst Haustür wird hier zur Leinwand für die selbsternannten “Künstler”.

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Als ich meine Blicke über die zahlreichen Kunstwerke streifen lassen, bin ich verwundert: Kann ich sonst doch mit StreetArt und dergleichen recht wenig anfangen, wirkt diese für mich hier nicht verkommen oder fehl am Platze

Nein, im Gegenteil: Sie passt ganz hervorragend zu diesem bunten Viertel. Wirkt ein wenig verrückt und anarchisch, aber auf eine für mich überaus sympathische Weise.

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Wenn Menschen ihre Stadt gestalten:
Mein Fazit

Mit Hamburg bin ich nie so wirklich warm geworden, und das nicht nur aufgrund der dort meist vorherrschenden Witterungsverhältnisse.

Auch, wenn ich immer wieder gern dort oben zu Besuch bin: Es erscheint mir schwierig vorstellbar, hier jemals ein Gefühl der Heimat entwickeln zu können.

Umso positiver überrascht bin ich nun vom Karolinenviertel: Als kleine “Stadt im der Stadt” zeigt sich diesenfast in sich geschlossen, bestehend nur aus wenigen Straßenzügen. Bevölkert von einem bunten Haufen Menschen jeglicher Couleur. Wenig zu spüren von der rauen, hanseatischen Lebensart, die Hamburg sonst gern für sich propagiert.

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Insbesondere die zahlreichen Kellereingänge, die es hinabzusteigen lohnt, werde ich in Frankfurt sehr vermissen. Genau wie auch die überall präsente Straßenkunst in Form von Schriftzügen, Plakaten, Aufstellern und Aufklebern.

Ganz besonders überrascht hat mich, wie man hier Relikte der Vergangenheit in das heutigen Stadtleben zu integrieren weiß! Wir Frankfurter mögen zwar das gute, alte Wasserhäuschen für uns wiederentdeckt haben – im Karolinenvierel scheint dagegen wirklich jedes Fleckchen öffentlichen Raums eine Nutzung zu finden.

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So wird ein altes Backstein-Pförtnerhäuschen als Café genutzt, um ein altes Maschinenteil wird kurzerhand eine GiveBox gezimmert, die alte Rinderhalle dient als Veranstaltungsfläche für Flohmärkte und als Skatepark. Die kleinste Verkehrsinsel mutiert zum Urban Gardening – Projekt, während man sich in Frankfurt ein niemals enden wollendes Drama über ein paar von den Gästen auf dem Matthias-Beltz Platz aufgestellten Stühlen liefert.

Ja, hier im “Karo-Viertel” wirkt vielleicht manches – nicht zuletzt aufgrund der isolierten Lage zwischen Messe und Schanze – etwas aufgesetzt. Hauptsache anders, Hauptsache ach-so-alternativ, kreativ und hipp.

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Aber als Frankfurter Besucher im Hamburger Karolinenviertel wird mir klar, dass in Frankfurt dann eben doch was fehlt. Das Bewusstsein, dass eine Stadt den Menschen gehört – und eben diese das Recht dazu haben sollten, diese zu gestalten. Dies scheint hier gut zu gelingen, während in Frankfurt äußerst rabiat gegen Obdachlose vorgegangen wird, welche sich erdreisten, eine Modelleisenbahn in der Innenstadt aufzubauen.

Karo-Viertel, ich komm gern wieder! Und auch ihr solltet unbedingt einmal auf einen Spaziergang hier vorbeischauen, sobald es euch einmal wieder in den Norden verschlägt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verschenken ist der neue Sperrmüll

 

… ein Selbstversuch mit “Free your Stuff”

Titelbilder der Facebook-Gruppe “Free your Stuff Frankfurt”.

Es soll ja Zeiten gegeben haben, in denen ausrangierte Möbelstücke ihren Besitzern ernsthafte Probleme bereitet haben. Schließlich warfen sich zunächst folgende Fragen auf, welche es zu beantworten galt:

  • Einfach auf den Sperrmüll mit dem ausgedienten Krempel? Ach, und wann war da doch gleich der nächste Termin? Muss gar zwecks Abholung einer gemacht werden? Und, falls ja: Bei wem eigentlich?
  • Das alte Mobiliar zu Geld machen auf dem Flohmarkt? Aber, wie zum Teufel die schweren Konstruktionen dorthin bekommen? Und ist am Ende die Standmiete vielleicht nicht höher als der Verkaufserlös?
  • Alles zu aufwendig? Eigentlich wollen Tische, Stühle oder Sofas doch eigentlich lediglich schnell und möglichst unkompliziert die eigenen vier Wände verlassen, um Platz für neue Einrichtung zu schaffen. Also: Illegal entsorgen im Wald? Oder doch auf der nächstgelegenen Autobahnraststätte? Ein solches Vorgehen könnte sich allerdings negativ auf das polizeiliche Führungszeugnis auswirken. Und als Freund der Umwelt sollte dieser Gedanke ohnehin ganz schnell verworfen werden.

Kurzum: Es war mit gewissem Aufwand verbunden, sich von ausrangierten Einrichtungsgegenständen zu trennen.


Doch sind all dies Probleme, die der digital vernetzte, urbane Großstadtbewohner von heute nicht mehr zu kümmern braucht:

Für mittlerweile jede größere Stadt in Deutschland existieren “Free your Stuff”-Gruppen in den einschlägigen sozialen Netzwerken, so natürlich vorrangig bei Facebook.

Und als endlich ein schicker, neuer Sofatisch unser WG-Zimmer schmückt, stehe dann auch ich vor der Frage: Was tun mit dem Alten? Ich wage den “Free your Stuff”-Selbstversuch. Mache schnell zwei Handy-Bilder vom Tisch, poste sie in die Gruppe “Free your Stuff Frankfurt”.

Es wäre zu schade, den Tisch einfach zu zertrümmern und die Überreste in die schwarze Tonne zu werfen. Allerdings will ich ihn doch einfach nur los werden. Und das möglichst zügig. Ich grinse breit, als ich unter die Bilder tippe:

“In liebevolle Hände abzugeben im Frankfurter Nordend. Abholbar innerhalb der nächsten 60 Minuten.”

Den abschließenden Hinweis darauf, dass ich Apfelwein sehr mag, kann ich mir nicht verkneifen. Es ist Gruppenregel, dass hier Gegenstände aller Art ausschließlich ohne Gegenleistung verschenkt werden dürfen. Keine Bezahlung, keine Sachwerte. Aber ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl wird doch noch gestattet sein!

Ich klicke auf “posten”, mache mir ‘nen Kaffee und warte ab. Prompt wird mein Beitrag kommentiert, schnell finden sich zahlreiche Interessenten. Mein Mitbewohner, der alte Fuchs, hinterlässt noch ein „bringt Bier mit!“ unter meinem Angebot.


Auch mein Nachrichtenfenster öffnet sich.

“Pils oder Export?”

Ich lache auf ,schlürfe am Kaffee und antworte: “Export, versteht sich!

Ich schaue auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten, bis ich das Haus verlassen muss. Und es dauert nicht lange, bis es an meiner Türe klingelt. “Getränkeservice!”, höre ich eine Stimme durch die Gegensprechanlage.

Ungläubig öffne ich die Tür, und vor mir steht tatsächlich ein netter Kerl, welcher den Tisch gern seinem Sohn zur Einrichtung dessen erster, eigenen Bude überlassen möchte. Und sich dafür mit Binding Export, Binding Pils und ‘ner Flasche Apfelwein erkenntlich zeigt. Sogar gekühlt!

Er hat das Rennen gewonnen, Tisch und Kaltgetränke wechseln die Besitzer. Ich freue mich über den gewonnen Platz im Wohnzimmer, der Vater sich über einen schicken Sofatisch für seinen Sohnemann.

Alle glücklich, alles gut. Eine astreine “Win-Win Situation”!

Free your Stuff als Partnerbörse?

A propos „Win-Win Situation“:

Natürlich bleibt es nicht aus, dass sich Schenkende(r) und Schenkende auch mal ganz nett finden. Sich vielleicht sogar noch einmal wieder treffen, ganz ohne den Hintergrund des Handels.

Und vielleicht, ja vielleicht, bleibt’s auch nicht bei diesem Treffen. So hat eine Bekannte von mir beispielsweise ihren heutigen Freund kennen gelernt, als sie vor längerer Zeit ihren alten Schrank los werden wollte. Schrank weg, große Liebe da „Free your Stuff“ kann ja so romantisch sein!


Mein Fazit nach meinem Selbstversuch:

Dass es über “Free your Stuff” dermaßen einfach ist, so überaus spontan dankbare Abnehmer für ausrangierte Dinge zu finden, hätte ich tatsächlich nie erwartet.

Im Minutentakt werden hier Angebote und Gesuche aufgegeben – es gilt auf Zack zu sein für eine Chance, die „Filetstücke“ zu ergattern.

Allerdings stellt sich mir die Frage, ob man tatsächlich Dankbarkeit oder gar eine Gegenleistung von den Abnehmern erwarten sollte.

Ist es nicht so, dass wir alle lediglich zu faul sind, sperrige Möbel fachgerecht zu entsorgen — oder mühsam anderen Menschen zu vermachen, die noch Verwertung für diese haben?

Insofern bin eigentlich ICH all denjenigen dankbar, die so schnell auf mein Angebot reagiert haben. Und natürlich dem netten Vater, der mir all diese Mühe erspart hat — und als sei dies noch nicht genug auch noch meinen Kühlschrank neu bestückt hat.


Was denkt ihr darüber? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen. Und auf eure Meinung: Ist es unmoralisch, Dankbarkeit zu erwarten oder gar kleine Geschenke anzunehmen?

Ich freue mich auf eure Kommentare!

By MatzeFFM on September 19, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Nachtschicht in Frankfurt

Ein TV-Tipp zum Wochenende.

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Auch mich ereilt ja hin und wieder die Langeweile. Gern stöbere ich dann mit dem Suchbegriff „Frankfurt“ durch die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Als Gegenleistung für die monatlichen Gebühren, die ich stets zuverlässig entrichte (räusper…), erwarte ich schließlich ein Mindestmaß an Unterhaltung.

Besonders bequem kann man übrigens mit der Gratis-Software „MediathekView“ sämtliche Mediatheken der Sender auf ein Stichwort hin durchsuchen und die Resultate praktischerweise auch direkt im mp4-Format herunterladen.


Mein neuestes Fundstück ist die Dokumentation „Nachtschicht in Frankfurt“ der Reihe „hessenreporter“ des hessischen Rundfunks.

In 45 Minuten kann der aufmerksame Zuschauer Frankfurter beobachten, die ihrer Arbeit dann nachgehen, wenn andere schlafen oder feiern.

So werden zwei junge Polizisten beim Einsatz in Alt-Sachsenhausen ebenso begleitet wie die Besatzung eines Rettungswagens. Chefärzte von Notfallaufnahmen kommen ebenso zu Wort wie besorgte Bürger, welche zu nachtschlafender Zeit die Polizei alarmieren, weil sie einen Wohnungseinbruch befürchten.


Für eine unterhaltsame Dreiviertelstunde taugt die Doku auf jeden Fall, bietet einige interessante Einblicke sowie auch Schmunzel-Momente.

Und am Ende stellt sich das beruhigende Gefühl bei mir ein, auch nachts in Frankfurt bestens umsorgt zu sein.

Zappt doch mal rein!

By MatzeFFM on August 12, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Helau & Alaaf auf der Zeil

 

Kostüm-Kaufhaus “Deiters” eröffnet Filiale in Frankfurt

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Karnevalsfreunde, aufgepasst!

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat das nordrhein-westfälische Unternehmen “DEITERS” eine Filiale seiner Kaufhäuser für Kostüme und närrisches Zubehör eröffnet. Und wenn es schon sonst niemandem aufgefallen zu sein scheint, betreibe ich folgend kurze Aufklärungsarbeit.

Im Gebäude auf der wenig ansehnlichen nördlichen Zeil war vorher die zweite Filiale von “FOUR STAR” untergebracht — einem jener Billig-Klamottenläden, aus denen vorrangig das Nachwuchs-Proletariat mit neonfarbenen Polohemden und mit Totenköpfen bedruckte Shirts befüllte Plastiktüten herausschleppte. Ihr wisst schon.

Ich selbst erstand dort einst eigens für die Teilnahme an einer “Bad Taste”-Party einen Ledergürtel mit einer großen Totenkopf-Gürtelschnalle aus billigem Metall — dafür aber überaus protzig! — an der gar ein (natürlich nicht originales) Zippo-Feuerzeug befestigt war. Ansonsten aber ein Laden, um den ich nicht trauere.

Nun also Karneval statt Proll-Mode:

Die “Deiters”-Kaufhäuser waren mir ja bisher nur aus den Kölner und Düsseldorfer Innen bekannt. Nun ist Frankfurt — anders als die beiden Metropolen am Rhein — nicht unbedingt als Karnevals-Hochburg bekannt.

Inwieweit die Frankfurter also Gebrauch von dieser neuen Einkaufsmöglichkeit machen, bleibt abzuwarten:

Es dürfte sicher nicht einfach sein, mit einem Saison-Geschäft wie Karneval ganzjährig die an diesem Standort vermutlich nicht geringen Mietkosten zu finanzieren und sich somit über Wasser zu halten.

Zumal ich bezweifle, dass die Frankfurter in absehbarer Zeit im Karnevals-Rausch die “DEITERS”-Bude einrennen. Da bleibt der Hesse sicher doch ganz “uff’m Teppisch” — und geht die fünfte Jahreszeit auch weiterhin eher stiefmütterlich an.


Deiters Frankfurt
Zeil 46, 60313 Frankfurt am Main

By MatzeFFM on August 19, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

REWE kann jeder!

 

… ein kleiner Streifzug durch asiatische Supermärkte

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Klar — solch eine multikulturelle wie -ethische Bevölkerung wie diejenige Frankfurts bringt Probleme mit sich, welche sich nicht wegdiskutieren lassen.

Dennoch: Unterm Strich empfinde ich die buntgemischte Vielfalt unserer Stadt als großen Mehrwert. Vor allem kulinarisch!

Türkische Gemüsehändler wie asiatische Supermärkte gehören schon längst zum Stadtbild. Und ich liebe es, in eine andere Welt einzutauchen, sobald ich sie betrete. Zumal die Angestellten dort in aller Regel deutlich herzlicher sind als der durchschnittliche Mitarbeiter von REWE, Netto & Co.

Ich selbst esse ja unglaublich gern asiatisch. Mein Mitbewohner kann ein Lied davon singen — in schöner Regelmäßigkeit lasse ich die Küche nach Curry und anderen fernöstlichen Gewürzen duften und ertrage tapfer seine Klagen. Und alles, was ich so zum Kochen brauche, erwerbe ich besonders gern in den zahlreichen Asia-Supermärkten unserer Stadt. Diese konzentrieren sich auf das Bahnhofsviertel, pardon: „BHFSVRTL“ sowie die Fahrgasse, sind aber auch in Born- und Bockenheim anzutreffen (auf Wiesen- und Leipziger Straße)

Meist bin ich nicht mit einem Einkaufszettel ausgestattet, wenn ich dort einkaufe — und oftmals kaufe ich einfach “auf Verdacht”. Keine Ahnung, was die chinesischen Schriftzeichen auf der Verpackung bedeuten, nie gesehen, dieses Gemüse. Einfach mal mitnehmen und ausprobieren ist hier mein Credo.

Und oftmals bin ich anschließend überrascht und erstaunt, welch tolle Lebensmittel man in Frankfurt so erstehen kann – traut man sich nur, den üblichen “Supermarkt-Horizont” ein wenig zu erweitern. Und ohnehin, auch Artikel, die bei REWE, Penny & Co. ebenfalls erhältlich sind, sind in den kleinen Märkten oft deutlich günstiger. Also: Sparfüchse aufgepasst!

Vielfalt im Regal — Zeit für eine kleine Übersicht:

(verbunden mit einem kleinen Geheimtipp)


“Yuan Fa”, Fahrgasse 90

Dies dürfte der bekannteste, da überaus zentral gelegene asiatische Supermarkt Frankfurts sein. Auch ich bin hier besonders oft und gerne, schließlich liegt der Markt irgendwie immer sowie auf dem Heimweg.

In Spuckweite zur Konstablerwache präsentiert er sich — wie könnte es auch anders sein — in einem schmucklosen Klotz von Gebäude. Hinter den Glasfassaden winken überdimensionale Grinsekatzen, von denen man sich allerdings keinesfalls vom Betreten abhalten lassen sollte:

Innen drin wird der neugierige Besucher geradezu erschlagen vom Anblick von mit Konserven, Soßen, Gewürzen, Gemüse, Obst und Tiefkühlware gefüllten Regale und Truhen. Gekühlte Getränke (probiert das Ginger Beer!) fehlen ebenso wenig wie “Non-Food”-Artikel in Form von Geschirr, Besteck und Kochutensilien.

Ich liebe es, hier einfach durch die Gänge zu irren, mich in die schmucklose Zeit der ersten Discounter der 1970er Jahre zurück versetzt zu fühlen, und immer wieder Unbekanntes zu entdecken.

Das Personal ist immer auf Trab und steht — ist es auch noch so gestresst — gern beratend zur Seite.

“Deutsche sind wohl wenig experimentierfreudig “

So auch Chinese Thao, 47, dem ich fix ein paar Fragen stelle.

Hallo auch, Thao! Die asiatischen Supermärkte in Frankfurt habe ich ja schon länger für mich entdeckt. Wie lange gibt’s euch eigentlich schon hier?

Unsere Filiale hier unweit der Konstablerwache existiert jetzt seit 4 Jahren. Die im Bahnhofsviertel in der Kaiserstraße aber schon seit ganzen 16!

Das ist eine lange Zeit! Dennoch habe ich nicht viele Bekannte, die oft zu euch kommen. Wer ist eigentlich euer “Durchschnitts-Kunde”? Wer kauft gern bei euch ein?

Ganz klar: Zu 80 Prozent besteht unsere Kundschaft aus Asiaten. Deutsche dagegen sind ein eher selten Anblick. Liegt wohl daran, dass sie in der Küche wenig experimentierfreudig sind.

Du gehst also vermutlich selbst oft hier einkaufen?

Selbstverständlich! Vor allem von unseren Austersaucen kann ich gar nicht genug bekommen!

Zum Schluß verrate mir doch: Warum sollte man ausgerechnet bei euch einkaufen? Worin seid ihr besser als die stetig wachsende Konkurrenz in der Stadt?

Schau dir doch einmal unsere Auswahl an! Wir haben die beste Lage, direkt an der Zeil — und dennoch faire Preise. Außerdem tolle Mitarbeiter!

Und sonst bin ich auch immer wieder gerne auf Entdeckungs-Tour bei:

“Gutleut Asiamarkt”, Kaiserstraße 72

Warum der erst vor etwa einem Jahr eröffnete und dementsprechend noch sehr modern wirkende Supermarkt ausgerechnet nach dem Gutleutviertel benannt ist, wobei er doch auf dieser Seite der Kaiserstraße bereits zum Bahnhofsviertel — pardon: BHFSVRTL — gehört, weiß vermutlich nur der Inhaber selbst.

Ungeachtet dieser Tatsache lohnt sich ein Besuch:

Der Markt besticht mit überaus günstigen Preisen, seiner Lage unweit des Hauptbahnhofs sowie seinen aufgeräumten Sortiment. Dicker Pluspunkt: Auch sonntags ist geöffnet, und zwar von 10 bis 20 Uhr!


“Siglo Asia Markt”, B-Ebene Frankfurt Hbf

Durchreisende wie Einheimische können sich hier gleichermaßen über einen relativ großen Supermarkt freuen, der neben einer gigantischen Auswahl an verschiedenen Fertiggerichten auch frisches Gemüses, Tiefkühlware und obendrein eine Menge Teesorten und Geschenkideen in Form von Dekorations- und Küchenartikeln bietet.

Das Sortiment an scharfen Saucen, Chilipasten und Tofu ist leider relativ überschaubar, dafür hat der “Siglo Asia Markt” aber ebenfalls am Sonntag geöffnet.

Gelegen in zugegeben nicht unbedingt ansehnlichen B-Ebene des Frankfurter Hauptbahnhofs ist er aber in jedem Fall zentral gelegen und verfügt somit über einen “Bahnanschluss direkt vor der Ladentür”.


“Mr. Asia Lebensmittel”, Wiesenstraße 34

Kleiner, aber feiner Asia-Supermarkt unweit des Bornheimer Uhrtürmchens.
(Noch?) konkurrenzlos im “lustigen Dorf”, ist hier die Auswahl nicht allzu vielfältig.

Dennoch sind alle “Basics” wie Chilipasten, Austern- und Sojasoße sowie frischer Tofu erhältlich. Das Personal ist ganz besonders herzlich, der Laden wirkt hell und aufgeräumt.

Klare Empfehlung nicht nur für Bornheimer!


Spicelands”, Kaiserstraße 60 — Das Beste kommt zum Schluss

Zum Schluss ein absoluter Geheimtipp!

Der von außen relativ unauffällige Markt sollte statt “Spicelands” eigentlich “Lands of everything” heißen. Zwar gibt’s hier nahezu jedes nur erdenkliche Gewürz aus aller Herren Länder im Regal zu finden, darüber hinaus ist der Markt aber quasi der Vollsortimenter unter den Asia-Märkten!

Ein eigener Kühlraum für frisches Obst und Gemüse, meterlange Kühltruhen-Schlangen, ein unüberschaubares Sortiment von Soßen, Pasten, Nudeln, dutzenden Sorten von Reis (sogar im praktischen 30 Kilo-Beutel!) bilden nur das “Basic-Sortiment”. Neben Lebensmitteln sind nämlich auch Hygiene-Artikel ebenso erhältlich wie gekühlte Getränke einheimischer wie fremdländischer Herkunft.

Wer noch eben Kippen braucht, kann sich an der Kasse an einer Auswahl erfreuen, auf die manches Tabakgeschäft wohl neidisch wäre — ja, eigentlich gibt es nichts, was es hier nicht gibt.

Ich kann jedem nur empfehlen, einfach mal vorbeizuschauen und zu staunen.

Das ist — Achtung, festhalten! — sogar sonntags möglich, und das bis Mitternacht.

Wenn ihr also künftig feststellen solltet, dass mal wieder ausgerechnet sonntags das Klopapier alle ist, braucht ihr künftig keine Panik mehr zu bekommen oder gar alte Zeitungen zweckentfremden.

Ich liebe diese Laden — .einer meiner ganz persönlichen Geheimtipps in dieser so bunten Stadt, die mich immer wieder Neues entdecken lässt.


Also: Traut euch doch mal was Neues, und tätigt euren Einkauf mal in einem der vorgestellten Asia-Märkte statt bei REWE. Auch, wenn diese keine Payback-Karten akzeptieren. Es lohnt sich!

By MatzeFFM on September 5, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Techno-Trödel bei Carl Milchsack

 

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Trödel trifft auf Industrieruine: Fancy!

Der „Nightmarket“ (nicht zu verwechseln mit dem „Nachtflohmarkt“) versteht sich nach eigenen Angaben als „Nachtmarkt für Vintage, Fashion, Jungdesigner, DJ Music, Design, Food, Drinks & Love“ (puh!) und fand bislang in unregelmäßigen Abständen im „Eulenhorst“ an der Hanauer Landstraße statt.

Doof nur, dass mit dessen bedauerlichen Ende auch der nächtliche Trödel seine Bleibe verlor. Nach vorübergehender Obdachlosigkeit ist nun aber eine neue Location gefunden worden:

Das Gelände der ehemaligen „Farbenfabrik Dr. Carl Milchsack“ (ich muss ja immer wieder prusten…) im Gutleutviertel.

‘nen Außenbereich samt Live-Auftritt gab’s auch. Cool!

Dieses beherbergt üblicherweise die beiden weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Techno-Clubs „Dora Brillant“ und „Tanzhaus West“, ist Frankfurter Szenefreunden also schon lange ein Begriff.

Klar, dass ich beim ersten “Nightmarket” auf neuem Terrain einmal vorbeigeschaut habe – wenn auch nur am frühen Abend…


Morbide Fabrik trifft auf Flohmarkt: Das gefällt mir auf Anhieb!

Sowohl drinnen als auch draußen gibt’s alles, was das zeitgemäße Herz so interessiert – leider aber meines nicht unbedingt höher springen lässt.

Vorrangig präsent sind Schmuck, Klamotten (gebrauchte wie auch nagelneu in kreativen, urbanen, unkonventionellen – ihr wisst schon – Ateliers kreierte Schmuckstücke), Kleinkunst und – ganz klar – Sneaker.

All dies wird angepriesen an Ständen, die sowohl auf dem Außengelände als auch drinnen in den Räumen von „Tanzhaus West“ und „Dora Brillant“ errichtet sind, die auch entsprechend von DJ’s beschallt werden. Gefällt mir!

Interessant und ungewohnt auch ein Anblick der Location bei Tageslicht.

Schnell gelange ich auch zur Erkenntnis, dass:

  • Ich unbedingt die riesige, tonnenschwere und leider für mich unbezahlbare Bahnhofsuhr vom Vintage-Stand haben will
  • man sich auch im Hellen hervorragend auf dem Gelände und in den Hallen verlaufen kann.

Irgendwann bin ich mir dann aber sicher, nun alles gesehen zu haben. Und die Anzahl der einzelnen Stände ist dann doch recht überschaubar.

Schmerzlich vermisst habe ich Schallplatten; lediglich ein einziger Tonträger-Stand war zu finden, nur Elektronisches gab’s leider nicht im Sortiment. Schade!

Ganz und gar nicht vermisst dagegen habe ich die Foodtrucks, die – wie soll es auch anders sein – eine hippe, trendige und teure Verpflegung des Publikums sicherstellen sollte.

Können die bitte nicht einfach in Berlin bleiben? Dankesehr.

Da am Abend das EM-Viertelfinalspiel Deutschland-Italien ausgetragen wurde, hat man darüber einen „Public-Viewing-Raum“ mit großer Leinwand geschaffen. Nette Idee!


Mein Resümee:

Gefunden hab’ ich schlussendlich nichts, was aber wohl ganz einfach an meinen persönlichen Vorlieben und der doch recht geringen Vielfalt der Stände liegt. Hat immerhin den Geldbeutel geschont, und die 2,50 Euro Eintritt hab’ ich gern bezahlt für Ambiente und Musik.

Das Konzept „Flohmarkt trifft auf Musik“ geht aber insgesamt auf, und das Gelände der „Farbenfabrik“ ist sowieso für sich schon sehenswert genug und bietet eine hervorragende Kulisse für einen doch recht unkonventionellen Trödelmarkt.

Mal vorbeischauen lohnt auf jeden Fall!


Über die kommenden Termine des „Nightmarket“ könnt ihr euch hier informieren.

By MatzeFFM on July 9, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

„Stöffche“ aus der alten Heimat

 

…von der Dorfjugend eingeholt.

Nicht jede große Liebe beginnt so wie im Märchen. So auch nicht die heute so innige zwischen mir und dem Apfelwein.

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Schluck vom „nassen Gold“:

Papa hatte es schließlich auch geschmeckt, also konnte es dem Sohnemann ganz sicher auch nur munden. Und so stibitzte ich im zarten Alter von 14 Jahren eine Flasche aus dem väterlichen Kasten „Freigericht Schoppen“, dem Apfelwein der lokalen Kelterei “Trageser” in meiner alten Heimat, dem Main-Kinzig-Kreis.

Kurzum: Es schmeckte grausam. Ich verzog das Gesicht und schwor mir hoch und heilig, niemals wieder auch nur einen Schluck dieses so abgrundtief sauren, definitiv ungenießbaren Getränks zu verköstigen.

14 Jahre später:

Irgendwann hatte ich dem „Stöffche“ dann eine zweite Chance gegeben und ward ihm von nun an verfallen. Mit den Schulfreunden wurde so manch Flasche heimlich in den Wäldern zwischen Vogelsberg und Spessart vernichtet und bescherte uns manch heiteren Abend. Ja, ich muss sagen, so einige der denkwürdigsten Episoden und Geschichten meines Lebens habe ich allein dem Apfelwein zu verdanken.

Mein heutiger Liebling ist der naturtrübe „Rapp’s Meisterschoppen“ – aber das ist wohl, wie so alles im Leben, Geschmackssache.

Nach meinem heutigen Feierabend zog es mich auf das noch bis zum kommenden Wochenende stattfindende „Apfelwein-Festival“ (zu finden dieses Jahr erstmalig direkt an der Hauptwache), um mit einem kühlen Schoppen unseren National-Trunk gebührend zu huldigen.

Und, liebe Leut’, was seh’ ich da?

Neben den „üblichen Verdächtigen“ – namentlich Possmann, Höhl, Heil, Hochstädter, Rapp’s & Co. – präsentierte sich doch tatsächlich auch die Kelterei Trageser am eigenen Stand und kredenzte „Freigericht Schoppen“. Jenes Getränk also, mit dem alles anfing.

Ganz klar, meine Wahl war getroffen: Ein kühler Schoppen aus der alten Heimat auf den Feierabend! Doch was macht die kleine Kelterei vom Lande eigentlich mitten auf der Frankfurter Hauptwache? Soll der Frankfurter Großstädter ein wenig Luft der kleinen ländlichen Gemeinde Freigericht (ja, die heißt wirklich so!) atmen können?


“Den Platzhirschen Paroli bieten”

Ich frage mal nach. Und zwar bei Gabi, die an der schnuckeligen “Trageser-Tonne” ausschenkt.

“Wir sind eigentlich jedes Jahr mit von der Partie”, sagt sie. “Nur im letzten Jahr wurde uns — damals noch auf dem Rossmarkt — ein solch schlechter Platz zugewiesen, dass wir auf einen Stand verzichtet haben. Wir freuen uns aber, dieses Jahr wieder mit dabei zu sein — und wollen den in Frankfurtern mal zeigen, dass auch der Main-Kinzig-Kreis sein Handwerk beherrscht. Und nicht nur die in Frankfurt populären Keltereien, die in jedem Supermarkt zu finden sind”.


Äh, nun ja — mein nächster Schoppen wird dann doch wieder ein “Meisterschoppen”. Dieser mundet mir dann doch deutlich besser — und dennoch genieße ich die zuckersüße Erinnerung an meine Jugend auf dem Dorf. Ob mein Vater wohl noch ‘nen Kasten im Keller hat?

By MatzeFFM on August 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Die Kleinmarkthalle des kleinen Mannes

 

„Ein Euro, alles ein Eurooo!“

Im wahrsten Sinne eine “Insel” inmitten der Konstablerwache. Wem läuft da nicht das Wasser im Munde zusammen?

Die Frankfurter Bloggerin und Sneaker-Fetischistin „IviKivi“ hat kürzlich einen netten Artikel über die Frankfurter Kleinmarkthalle verfasst.

Und auch ich habe diese in meinem Duell “Frankfurt vs. Berlin” bereits lobend erwähnt.


Die Kleinmarkthalle also: Seit Jahrzehnten eine Institution in der Innenstadt, El-Dorado für Feinschmecker, Wein- wie Rindswurstliebhaber und Pflichtbesuch für jeden Besucher unserer Stadt.

Nur eines eben nicht: Ein geeigneter Ort, an dem der durchschnittlich verdienende Frankfurter seine täglichen Einkäufe erledigen kann, ohne nach kurzer Zeit das gesamte Monatsgehalt in der von außen längst nicht mehr wirklich schmucken Halle aus den 50er Jahren gelassen zu haben. Eine solche Exklusivität und Auswahl hat eben ihren Preis.

Auch ich erledige meine täglichen Einkäufe dem Dispositionskredit zuliebe dann doch eher beim Discounter um die Ecke. „Erstmal schnell zu Penny!“ ist hier die Devise – und in die Kleinmarkthalle gehe ich meist nur mit Besuch, oder um mich mit Freunden auf ‘nen Wein zu treffen und die Stände zu bestaunen.


Frisches Obst, Südfrüchte und Gemüse kaufe ich allerdings am liebsten woanders, wenn auch nicht weit entfernt von der Kleinmarkthalle:

Bei der „Obstinsel Salta“ an der Konstablerwache. Diese hat zwar keinen Internetauftritt, dafür aber einen schwer zu übersehenden Stand in der B-Ebene des Bahnhofs Konstablerwache.

Morgens um 8 steht die bunte Auswahl zum Begutachten und in-die-Tüten-Stopfen bereit und wird von den zahlreichen, emsigen Verkäufern am Stand zum Kauf angepriesen. Und der ist auch noch unschlagbar günstig:

Frische Äpfel, Orangen und Clementinen für einen schlappen Euro pro Kilo – da hält auch kein Discounter mit. Je nach Saison gibt’s außerdem beispielsweise eine Ananas, zwei Schalen Erdbeeren oder zwei Mangos für einen Euro – oder auch die günstigsten Spargel der Stadt.

Die Auswahl ist wirklich groß, auch an einer großen Vielfalt des Gemüse-Sortiments mangelt es nicht.

Mit Fug und Recht kann man die „Obstinsel Salta“ also als die Kleinmarkthalle des kleinen Mannes bezeichnen.

Richtig sparen lässt sich dann ab meist ca. 18.30/19.00 Uhr. Bevor bis 20 Uhr die Stände abgebaut sind, wird nämlich alles, was übrig ist, gnadenlos verramscht. ‘Ne Tüte mit drei Kilo Birnen oder Pflaumen für ‘nen Euro? Kein Problem.

Jetzt gilt es, schnell zu sein, denn aufgrund der Aussicht der Passanten auf echte Schnäppchen herrscht um den Stand herum schnell ein emsiger Trubel wie auf dem Teppichmarkt in Marrakesch.

Während dieses Vorgangs hallen dann die Rufe „1 Euroooo, alles 1 Euroooo!“ durch die B-Ebene des Bahnhofs. Diese lassen mich immer wieder schmunzeln und haben mich schon oft daran erinnert, dass ich auf dem Nachhauseweg doch noch ein wenig Obst mitnehmen könnte.

Überhaupt, die Verkäufer: Vom meist gestressten und wortkargen Eindruck sollte man sich nicht abschrecken lassen. Im Gegenteil, kommt man öfter, wechseln die Händler gern ein nettes Wort mit ihrer Stammkundschaft und legen auf die bezahlte Tüte auch gern noch mal ‘ne Schale Erdbeeren für geschenkt oben drauf. Eine wirklich nette Art der Kundenbindung.

Schaut doch mal vorbei, es lohnt sich — und das nicht nur am Monatsende!

By MatzeFFM on June 20, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Stöffche für Sommeliers: Ein Apfelwein-Tasting bei „Frau Rauscher“

 

Was Gin- und Craft Beer-Fans schon lange können, ist jetzt auch für Apfelwein-Liebhaber möglich: Bei einem Tasting kann sich der Freund unseres „Nationalgetränks“ nun als echter Kenner erweisen — und so manches lernen.

Craft-Beer- und Gin- Tastings sind ja schon fast ein alter Hut. Ich persönlich konnte mich diesen bislang auch erfolgreich verwehren, bin ich nun kein ausgesprochener Freund dieser Getränke. Außerdem muss man ja nicht jeden Hype mitmachen, höhö. Vielmehr bin ich seit jeher ein bekennender Fan des Apfelweins. Als gebürtiger Hesse erinnere ich mich noch an meinen ersten „Schoppen“ heimlich im Wald mit den Freunden auf dem Dorf. Und nein, legal erwerben durfte ich das „Stöffche“ damals freilich noch nicht. Erst als „Panzersprit“ gemischt mit Cola, später dann am liebsten pur — ja, der Apfelwein hat mich durch meine Jugend in der hessischen Prärie begleitet, und auch heute noch halte ich tapfer die Fahnen des Apfelweins hoch und bin einem schönen, kalten Schluck aus dem Bembel selten abgeneigt.

Für all die Hessen — und solche, die es werden wollen -, die meine Leidenschaft teilen, gibt’s nun gute Nachrichten:

Bei einem „Apfelwein“-Tasting kann der durstige Frankfurter nun seiner Leidenschaft mit Gleichgesinnten frönen und sich als echter Kenner geben. Auch ich wurde neugierig auf ein solches Tasting — wie passend, dass ein Stammtisch der Facebook-Gruppe „Neu in Frankfurt“ im Rahmen einer solchen Verköstigung durchgeführt wurde. Klar, dass ich mich aufmachte ins Mekka des Apfelweins!

Im „Frau Rauscher“ in der altehrwürdigen Klappergasse — benannt nach der „Schutzpatronin des Schoppens“ — erwartete mich dann auch bereits eine bunte Truppe von ebenso neugierigen Neu-Frankfurtern und Schobbepetzern.

Apfelwein ist Apfelwein bleibt Apfelwein? Von wegen….

Ich persönlich hielt mich ja bislang bereits für einen ausgesprochenen Kenner, kann ich doch aus dem Stegreif mindestens zehn mir bekannte Apfelwein-Keltereien samt derer Produkte aufzählen. Und obendrauf weiß ich sogar, welcher Schoppen mir am besten mundet (Wetterauer Gold!), und welcher mir beim Genuss Brechreiz und Magentaumeln beschert (Heil Speierling!).

Als Sabine, Apfelwein-Expertin und Leiterin des heutigen Tastings, dann alle Anwesenden herzlich begrüßt hat und einen kurzen Vortrag zur Geschichte des “Stöffchens” — gehalten hat, bin ich allerdings eines besseren belehrt. Nein, ich hatte wirklich keine Ahnung bislang.

Ausgeschenkt werden im Laufe des Tastings ganze sechs verschiedene sorteinreine Apfelweine. Vor jeder Runde wird Wissenswertes zu den verwendeten Apfelsorten erzählt, und auch über die doch so unterschiedlichen Herstellungsverfahren wird berichtet. Von wegen, Keltern sei eben Keltern.

Den “Boskop” kenne ich immerhin noch aus dem Supermarkt, die Existenz von Apfelsorten wie der “Goldparmäne”, dem “Trierer Weinapfel” oder gar der “Champagnerette” war auch mir dagegen bislang nicht geläufig. Auch, dass sich die empfohlene Trinktemperatur der verschiedenen Sorten deutlich unterscheidet (hier beschränkte sich mein Wissen bislang darauf, dass man heißen Apfelwein für gewöhnlich heiß konsumiert), überrascht mich.

Nach vollendeter Verköstigung habe ich dann auch meinen klaren Favoriten gefunden:

Der “Trierer Weinapfelwein” schmeckt so deutlich anders und besser als alle anderen Apfelweine, die mir bislang Gaumenfreuden beschert haben. Und ich freue mich, als ich erfahre, dass sämtliche ausgeschenkten Weine bei “Frau Rauscher” auch flaschenweise erworben werden können.

FAZIT

Ich hätte ja nicht gedacht, wie viel es zum Kehlengold zu berichten gibt. Und dachte ich, bislang mit meinem Fachwissen glänzen zu können, so wurde ich eines besseren belehrt. Ein Exkurs in die Welt des Apfelweins macht in geselliger Runde dann auch doppelt Freude — und kann jedem Frankfurter die Teilnahme nur wärmstens ans Herz legen!

Wer Interesse bekommen hat:

Die Tastings können gruppenweise bei “Frau Rauscher” gebucht werden. Kontakt aufnehmen lässt sich über deren Homepage.

Vielleicht findet eure nächste Geburtstags- oder Firmenfeier im Frankfurter Mekka des Kehlengoldes statt?

En gude Doscht wünscht euch bis dahin

MatzeFFM

By MatzeFFM on June 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.