36 Lieblingsorte – Teil 1/4

… ein Foto-Projekt in schwarz und weiß.


Arbeit und gelegentlicher Frust haben sich gelohnt: Das Album kurz vor der Fertigstellung. Daneben: Meine “neue, alte Kamera”.


Welch schöner Zufall mich zu meinem neuen, kleinen Hobby – der analogen Fotografie – gebracht hatte, habe ich euch bereits in einem Beitrag berichtet. Und auch, wieso ich an dieser in Zeiten von Smartphone- und digitalen Spiegelreflexkameras doch etwas rückständigen Art und Weise der Knipserei eine solch große Freude gefunden habe.

In diesem Beitrag gibt’s ebenfalls einen kleinen Bilderbogen meiner ersten Werke zu bewundern – verbunden mit der Ankündigung einer Projekt-Idee, welche sich in meinem Köpfchen manifestiert hat und mich in den letzten Wochen beschäftigte.

Tadaaa! – nun ist es soweit, und ich kann euch (mit ein wenig Stolz, das gebe ich gern zu!) mein jüngstes Werk präsentieren.

Doch zunächst:

Wie erging es mir eigentlich in den vergangenen Wochen als „Retro-Fotograf“? Nun, ich bin um viele Erfahrungen reicher geworden. Unter anderem, dass früher auch nicht alles ausschließlich besser gewesen ist.

Die langen Wartezeiten für das Entwickeln (insbesondere von Schwarzweiß-Filmen) zehren genauso an den Nerven wie vom Labor vergessene CDs mit digitalisierten Aufnahmen oder den mittlerweile doch recht happigen Preise für Filme und deren Entwicklung.


Augen auf beim Flohmarkt-Kauf!

Auch mit der Kamera selbst blieb mir Frust nicht erspart: So stellte sich mein vermeintliches Flohmarkt-Schnäppchen als „wirtschaftlicher Totalschaden“ heraus.

Belichtungsautomatik samt Blitz hinüber, die Reparaturkosten hätten den Anschaffungspreis bei Weitem übertroffen.

Also investierte ich in eine vom Fachgeschäft überholte Kompaktkamera, mit der ich endlich zufrieden sein und mich so richtig austoben austoben kann.

Am Ende überwiegt dann eben doch die Freude darüber, voll gespannter Erwartung zum ersten Mal die Aufnahmen zu betrachten. Diese in den Händen zu halten und anschließend in mühevoller Arbeit in ein Album zu kleben.


Genug des Schwadronierens – nun gibt’s gleich was zu gucken!

36 Bilder. So viele Aufnahmen passen auf eine gewöhnliche Filmrolle.
36 meiner Lieblingsorte in Frankfurt.
36 mal überlegen, wie ich diese Orte in Szene setzen möchte.
36 mal in Erinnerung rufen, warum ich diese Orte sehr schätze.
36 Aufnahmen anschließend in ein Album kleben. 

In den letzten Wochen hatte ich meine Kamera stets in Rucksack oder Turnbeutel mit “am Manne”. Habe überall in der Stadt meine “Places to be” fotografisch festgehalten. Die Orte, die Frankfurt für mich so lebens- wie liebenswert machen. Eine Stadt zu meiner Heimat werden lassen.

Und damit ihr nicht gleich erschlagen werdet von all den Bildern, präsentiere ich euch in meiner Serie “36 Lieblingsorte” in vier Folgen jeweils 9 meiner Werke.

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten — ich freue mich auf euer Feedback! 



Das “Berger Kino” in Bornheim ist ein Programm-Kino, in welchem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Ich gehe wirklich selten ins Kino, aber wenn, dann hier: Und kaum betrete ich den Eingang, so fühle ich mich zurückversetzt in ein Lichtspielhaus der Fünfziger Jahre. Vermutlich wurde auch zuletzt in genau diesem Jahrzehnt zuletzt renoviert — und das ist verdammt noch mal gut so. Nur geraucht werden darf leider nicht mehr in den Kinosälen mit den kitschig-schönen Plüschsesseln. Film ab!


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Gleich zwei Mal in der Woche — Donnerstags wie Samstags — findet direkt auf dem gar nicht einmal so schmucken Platz der Konstablerwache der “Erzeugermarkt” statt.

Hier kann der Großstädter Obst wie Gemüse direkt von den Bauern aus dem Umland erstehen — oder einfach einen “Schoppen zischen”. Was für die Einen ein amüsantes After-Work ist ,bedeutet für die Anderen harte Arbeit: Pausen gibt es selten, wenn es gilt, den frischen “Rauscher” auszuschenken. Den ich übrigens nirgendswo lieber trinke als hier!



Die “Klapper 33” — benannt nach ihrer Anschrift, der Klappergasse Nummer 33, ist mitnichten eine Kneipe. Mitten in Alt-Sachsenhausen ist sie unter der Woche ein gemütlicher Treffpunkt für Eintracht-Fans wie Stammgäste, am Wochenende dann Party-Spelunke. 

Junggesellenabschiede aus dem Umland trinken hier ebenso den ein oder anderen Apfelwein zu viel wie Einheimische — und tanzen anschließend zur immer gleichen Musik, vorrangig bestehend aus vermeintlich rockigen Evergreens und ein wenig Bravo-Hits Nu Metal. Dennoch: Die “Klapper” ist bereits gut drei Jahrzehnten eine echte Institution. Auch ich bin immer wieder gern zu Gast bei Oli und seiner sympathischen Thekenmannschaft -sei es unter der Woche zu Kartenspiel und Plausch mit den Kumpels, oder auch zum “Apfelwein zu viel” am Wochenende. Zur Abwechslung jedenfalls ein guter Grund, die Reise nach Alt-Sachsenhausen anzutreten.


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Ja ja, das “GUDES”… Eine Frankfurter Erfolgsgeschichte.

Im Schnelldurchlauf: 

Zwei junge Burschen übernehmen eine heruntergekommene Trinkhalle im Frankfurter Nordend. Gestalten diese liebevoll um zu Café (tagsüber) und Kneipe zu Kiosk-Preisen (abends).

Schnell entwickeln sich sowohl das Wasserhäuschen selbst auch als der angrenzende Platz zum beliebten Treffpunkt und offenes Wohnzimmer der Nachbarschaft.

Die Stadt erkennt den Wandel, gestaltet die angrenzende Schutthalde, pardon: den Platz um, benennt diesen in “Matthias Beltz-Platz”. Die mittlerweile zahlreichen Stammgäste fühlen sich hier prompt heimisch, stellen Sperrholzmöbel, Sofas und Planschbecken auf, bevölkern den Platz.

Angesichts dieser “wilden Sperrmüllansammlung” sowie den Eskapaden — insbesondere an den Wochenenden — findet das die Stadt gar nicht mehr lustig und lässt den Platz kurzerhand räumen. Bei dieser Gelegenheit wird den Betreibern des “GUDES” dann auch direkt untersagt, eigene Möbel aufzustellen und eine Ausschank-Lizenz verweigert. Bier muss man seitdem selbst öffnen (who cares?!), der Streit um die Nutzung und Gestaltung des angrenzenden Platzes ist seitdem gar politisches Thema.

Und auch, wenn sich das Publikum sehr in Richtung “Nordend-Schickeria” gewandelt hat: Allein aufgrund der fast anrührenden Geschichte rund um die beiden Jungs und ihrer Trinkhalle bin ich immer wieder gerne hier.


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Wir wechseln fix die Mainseite:

Auch dasMainCaféam südlichen Mainufer hat sich zum beliebten Treffpunkt gemausert. Besonders im Sommer sind die angrenzenden Wiesen bevölkert von Frankfurtern, die sich gemeinsam zum Feierabend treffen und diesen bei Apfelwein und Ausblick auf die Skyline zelebrieren.

Auch alleine bin ich gern hier: Decke ausbreiten, ein gutes Bier und kühlen Apfelwein im Gepäck: Herz, was willst du mehr…


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Nirgends kann man den Ausblick auf die Stadt im Tale besser bewundern und genießen als auf dem Frankfurter Lohrberg.

Im Norden der Stadt gelegen, ist dieser gut per Fahrrad erreichbar und vereint weitläufige Wiesen sowie Frankfurts einziges Weinanbaugebiet. Gegrillt werden darf obendrein auch — sodass der Lohrberg insbesondere im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel ist.

Ich bin gerne hier und lasse die Seele baumeln — so wie die beiden jungen Damen auf dem Bild, welche es sich mit Decke und Apfelwein bereits am frühen Nachmittag gemütlich gemacht haben. Über was sie sich wohl unterhalten?


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Ein Hauch 
vom Berliner Szene-Lifestyle am Main: 

Im “Place to Be” trifft Hollywood-Schaukel auf Sperrholzmöbel, trifft Club Mate auf Augustiner Bier und Stern-Café- Tagsüber Suppenküche, abends Szene Bar: Nahe gelegen der Hauptwache ist dieser so liebevoll geführte Ort endlich ein Grund, auch die ansonsten lediglich schmucklose wie stressige Innenstadt aufzusuchen.

Und nicht nur dem stets herzlichen Personal ist es zu verdanken, dass ich nahezu täglich hier verweile…

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Frankfurt so, wie es auch in den 1950er Jahren auf einer Postkarte hätte abgebildet sein können: 

Reduziert auf Dom und Eisernen Steg bietet der Ausblick vom Sachsenhäuser Mainufer eine Schönheit, welche durch das gelegentliche Vorbeifahrt der Binnenschiffe perfektioniert wird.

Das Sachsenhäuser Mainufer — unzweifelhaft an jedem Meter einer meiner Lieblingsorte der Stadt….

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Zum Abschluß des ersten Teil meines Bilderreigens: 

Das Café Wacker am Bornheimer Uhrtürmchen, in Laufweite zur U-Bahn-Station “Bornheim Mitte”. 

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Das hauseigene Café einer der letzten verbliebenen Kaffee-Röstereien Frankfurts besticht durch zahlreiche Plätze, zu jeder Tageszeit nettes Publikum und einer großen Auswahl an Tageszeitungen. Ich liebe es, hier meine Frankfurter Rundschau zu studieren und einfaches “People Watching” zu betreiben. Mediterranes “Savoir Livre-Flair” mitten in der Großstadt: Yes, I like it! 


Ich hoffe, meine ersten Werke haben euer Gefallen gefunden – und euch neugierig gemacht. Neugierig auf den zweiten Teil, vielleicht neugierig darauf, selbst einmal die Stadt durch den Sucher einer analogen Kamera zu erkunden zu entdecken. 

Ihr dürft gespannt sein auf den nächsten Teil!