Neue Partyreihe in Frankfurt: Feiern im siebten Himmel oder siebte Sünde?

Es gibt ja Menschen, die versteh’ ich nicht. FDP-Wähler zum Beispiel, Briefmarkensammler, Ordnungsdezenten. Oder eben jene mustergültigen Frankfurter, die die Auswahl ihrer Garderobe am Wochenende nach dem Club ausrichten, in den sie auf Einlass hoffen. Um anschließend an der Theke Longdrinks für Dreizehn Euro Fünfzig zu bestellen, welche dann demonstrativ lässig am Tresen lehnend gekippt werden.Soll ja schließlich jeder sehen, dass man Longdrinks für Dreizehnfuffzisch trinkt, hey, man ist schließlich erfolgreich in Beruf und versteht zu feiern! Bevorzugt natürlich zu den angesagtesten Rhythmen, jenem immergleichen herzlosen Kommerzgedudel eben, welches Planet Radio der Zuhörerschaft  den lieben Tag lang in den Gehörgang rotzt. Hey, dafür zahlt man doch gerne mal ‘nen Zehner Eintritt! 

Nee, kapier’ ich nicht, nicht meine Welt. Ich geh’ dann doch lieber ein wenig bodenständiger feiern. In Klamotten, in denen ich mich wohlfühle, mit Menschen, die authentisch sind, bei Musik, die ich mag. Insofern schien die neue Frankfurter Partyreihe “SEVEN-Party with a view” im siebten Stock des Kaufhof nicht unmittelbar als attraktiv für mich. Auch der Vorgänger der Veranstaltungsreihe, der “CLUB 101”, war nun wahrlich nicht ganz meine Welt.

Nun begab es sich allerdings, dass ich – ausnahmweise – am Wochenende mal frei hatte und auf der Suche nach adäquater Abendgestaltung das heißgeliebte “JOURNAL FRANKFURT” durchblätterte. Und was musste ich da sehen?

“Tipp des Tages” für den heutigen Samstag war tatsächlich die erwähnte Party. Ich war natürlich skeptisch, doch hat das “Journal” zwar nicht immer recht, dafür aber ‘nen recht guten Riecher, was das Nachtleben betrifft. Die Location sei eine wahre Perle, der Blick auf die Stadt hinab ein Traum. Dem konnte ich dann auch kaum widersprechen, als ich die Bilder angeschaut und ein paar Bewertungen gelesen habe. Sollte ich es tatsächlich wagen? Würde ich es nicht ertragen, wüsste ich das “Cave” nicht weit. Und Facebook verriet mir immerhin, dass ein paar liebe Leutchen da sein werden.

Warum nicht mal verrückt sein? Ich beschloss also, mal vorbeizuschauen bei der “SEVEN”. Dass ich das noch erleben durfte! 

 

Samstagabend, halb zehn.

Ich habe tatsächlich mal T-Shirt gegen Hemd und New Balance gegen Lederschuhe getauscht. Mache mich auf den Weg, es regnet. Kurz habe ich Angst vor den angekündigten “Seven Stylez of Music”, mit welchen “DJ Da Silva” droht. Ich besinne mich zurück auf meine Aufgeschlossenheit, fahre all meine Erwartungen zurück.

Auf dem Weg über die Zeil der übliche Samstagsabend-Anblick:
Grölende Halbstarke mit Wodkaflaschen, elitäre Schlange vor dem Gibson, keine Polizei.

Am Kaufhof bin ich schnell, am Seiteneingang treffe ich auf Bekannte. Schnell eingereiht in all die Wartenden, letzter prüfender Blick auf meine Lederschuhe.

“Als was arbeitet ihr?”, “Seid ihr aus Frankfurt?”, “Wart ihr schon mal hier?”.

Der Türsteher unterzieht einen jeden Gast einem kleinen Interview. Am liebsten hätt’ ich ja “Geht dich ‘nen Scheiß an!”, aber wie das eben so ist mit den Türsteher, man will ja was von denen. Nämlich rein kommen. Also: Nett grüßen, brav sein, schönen Abend wünschen.

Der Veranstalter höchstselbst begleitet uns im Fahrstuhl bis in die namensgebende siebte Etage, welche ansonsten das Kaufhof-Restaurant “Leonardo’s” beherbergt. Muss ich mich eigentlich nun geehrt fühlen?

Die Jacke ist schnell abgegeben, ich schaue mich mal um.
Uiuiui, wirklich ganz nett hier über den Dächern der Stadt. Schnell ‘nen Gin Tonic holen an der Bar, bis 23 Uhr ist schließlich Happy Hour. Bisschen grüßen hier, bisschen grüßen da, ein Tritt auf die Terrasse.

 

Wie schade, dass es regnet

Würde nicht der Regen auf die Schirme prasseln, so wäre dies mit Sicherheit der perfekte Ort für eine Sommernacht. So aber sitzt niemand auf den bequemen Sofas, nur die Raucher scharen sich um die Stehtische herum. Der Ausblick auf die nächtliche Stadt entschädigt indes für das Nieselwetter. Ich bin angetan! Darauf ‘ne Zigarette.

Während draußen noch eifrig Selfies für Instagram vor der Skyline geknipst werden,  strömen drinnen derweil immer mehr feierwütige Frankfurter aus dem Aufzug. Tatsächlich ist das Publikum weit weniger elitär als befürchtet. Klar, die obligatorischen Bänker, die sich nicht einmal am Wochenende vom Anzug trennen können, sind auch da. Insgesamt aber: Gut durchmischt, wie man so schön sagt, aber eben auch ein wenig “Stock im Arsch”.

“DJ Da Silva” beschallt den Fresstempel derweil mit jener Art Musik, die ich befürchtet hatte:

Irgendwas aus den Charts eben, wohl tanzbar, vielleicht läuft auch einfach nur Planet Radio. Als “Butterfly” ertönt, ein ewiger Klassiker aus meiner Jugend, freu’ ich mir kurz den Arsch ab. Blöd nur, dass mein altes Lieblingslied nach einigen Takten in irgendeinen Remix übergeht. Hey, “Butterfly” verhunzen?! Da versteh’ ich keinen Spaß!

 

 

Heute mal: Wodka-Lemon statt Currywurst

Noch ist ja Happy Hour, vielleicht wird’s der Wodka Lemon ja richten. Der kann dort bestellt werden, wo ansonsten Currywurst über den Tresen gereicht wird, davon zeugen jedenfalls die Angebotsschilder des Restaurant. Für 4 Euro gibt’s im Glase zwar mehr Eis denn Wodka und Zitronenlimonade, aber irgendwo muss bei diesem Spottpreis ja der Haken sein.

Mit der Zeit wird’s richtig voll, immer mehr Gäste wechseln vom “Ich steh’ mal rum und zeige Präsenz”-Modus auf die Tanzfläche. Will ja keine Spaßbremse sein, mach ich mal mit. Dass ich gar nicht tanzen kann, wird wohl niemand merken. Und tatsächlich, ich freu’ mich über all die Bekannten, die ich treffe. Und jedes Lächeln der Tanzenden. Niemand hier, der Stress sucht, kein Altsachs-Klientel hier. Angenehm!

Noch ein bisschen so tun, als wäre ich des Tanzens mächtig. Zwischendurch hier und da mal tratschen, schließlich zählt der Mensch, nicht die Musik. Und, natürlich, auf die Terrasse gehen. Einfach rauchen und die Aussicht genießen. Schön!

Das fiese Kompliment

Man ist offen hier, das gefällt mir. Ich lerne irgendwie ‘nen Typen aus Berlin kennen. Dieser behauptet prompt, dass ich ihm bekannt vorkäme. Ach ja, er habe es, ich solle das jetzt BITTE, BITTE nicht falsch verstehen:

Bill von Tokio Hotel. Mir entgleisen die Gesichtszüge, er bemüht sich um Schadensbegrenzung: Nein, das solle ich bitte nicht falsch verstehen, er sei jetzt nicht schwul oder so, aber – ich wär’ eben ein Hübscher, habe die Gesichtszüge des Teenie-Schwarms von Anno 2005.

Für mich eher grobe Beleidigung als Kompliment. Nix gegen Komplimente, ja auch Männer mögen die: Aber eines einer Frau wäre mir dann doch lieber gewesen. Und ohne Bezug zu Bill Kaulitz.

Whatever, ich tanze noch ein bisschen rum, habe Spaß daran, die Leute langsam ihre Hemmungen verlieren zu sehen. Bis mir dann ein Kumpel schreibt. 

Ich muss eine Entscheidung treffen: Mir irgendwie Musik erträglich trinken, morgen verkatert aufwachen? Oder einfach noch mal bei meinem Kumpel im “Cave” vorbeischauen?

Ich entscheide mich für Letzteres. Es ist halb zwei, ich sage Tschüß.

Der Türsteher des “Cave” stellt mir keine Fragen, blickt aber befremdet auf meine Lederschuhe. Bilde ich mir jedenfalls ein. Und als ich das Kellergewölbe betrete, da merke ich: Endlich wieder unter Meinesgleichen.

Hingehen oder nicht? Mein Fazit

Die “SEVEN”-Party findet fortan monatlich statt; alle Infos und Termine erhaltet ihr bei Facebook. Das JOURNAL FRANKFURT hatte recht, was die Location anbelangt:

Nicht zu groß, nicht zu klein. Die Terrasse bietet einen wundervollen Blick auf die Stadt hinab, ist der ideale Ort für eine schöne Sommernacht.

Das Publikum ist frei von irgendwelchen stress-suchenden Assis und Proleten, besteht aber auch nicht ausschließlich aus Anzugträgern.

Die Musik jedoch, die muss man mögen. Jeder Planet-Radio-Hörer wird hier glücklich, ich werd’s nicht.

Frankfurt, das kannst du besser. 

Unweigerlich frage ich mich: Warum kann an diesem tollen Ort nicht eine Party mit ein bisschen mehr Herzblut, ein wenig mehr Authentizität und Musik mit ein wenig, nun ja, “Charakter” stattfinden?

Vielleicht bin ich da auch einfach ein wenig anders als all die Vielen hier, die die Nacht ihres Lebens zu verbringen scheinen. Und vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden, dass Frankfurt einfach ist, wie es ist.

Die Perlen sind versteckt, das Klischee oftmals erfüllt. Wie dem auch sei, man bereut ja nur, was man nicht gemacht hat.

Es ist noch dunkel, als ich nach Hause komme. Die Vögel zwitschern trotzdem noch, ich freu’ mich auf den Sonntag, den ich nicht verkatert im Bett verbringen muss.

Denn das wahre Leben, das findet nun mal am Tage statt. Finde ich, zumindest… 

 

Von Dünen, Fachwerk und Palästen – so schön ist’s in Frankfurts Westen!

So traurig es auch sein mag:

Unter dem “Westen der Stadt” versteht der gemeine zugezogene und irgendwo in den ach-so-angesagten Vierteln der Innenstadt lebende Frankfurter für gewöhnlich das Westend. Allenfalls vielleicht noch Niederrad (da war man schon mal beim Arzt) oder das Gallusviertel (soll ja auch im kommen sein!), dahinter hört’s dann aber für gewöhnlich auch schon auf. 

Um all den Anfeindungen zuvorzukommen, die mich nun ereilen möchten:
Hey, ich darf das schreiben, ich bin ja schließlich selbst nicht besser.

Oder besser gesagt, ich war:

Neulich, da hab’ ich nämlich einen Ausflug in den wilden Westends ganz fernab des innerstädtischen Epizentrums gewagt. Von der Neugierde getrieben, von Schwanheim und Höchst hatte ja auch ich schon mal gehört. Eben da, wo noch die echten Frankfurter zu Hause sind.

“Der wilde, wilde Westen – er fängt gleich hinter Hamburg an…”:

Dieses furchtbare Stück Liedgut der norddeutschen Möchtegern-Country-Kapelle “Truckstop” war als Kind eines meiner absoluten Lieblingslieder. Heute weiß ich es besser: Der wilde, wilde Westen: Der beginnt nämlich noch nach Niederrad, um genauer zu sein: In Schwanheim.

Und genau dort beginnt ein kleiner Ausflug, von dem ich euch berichten mag.

 

Folgt mir auf meiner Reise in den “wilden Westen” – und tut es mir nach!

Als Ausgangspunkt für unsere kleine Tour haben wir die Straßenbahnstation “Rheinlandstraße” gewählt:

Die Straßenbahnen der Linie 12 halten dort direkt im Herzen Schwanheims. Praktischerweise gibt’s dort am Bahnhof direkt eine Call a Bike-Station, sodass sich meine reizende Begleitung mittels App schnell eine Fietse leihen konnte. Ihr wisst nicht, was ‘ne “Fietse” ist? Keine Sorge, wusste ich bis dato auch nicht – so schimpft sich wohl in den Niederlanden und in Norddeutschland ein handelsübliches Fahrrad, wie ich erfahren durfte.

Nicht einmal ein eigenes Fahrrad braucht ihr also für die Tour – klingt ziemlich gut, oder? Die Tagespauschale beträgt – je nach Tarif – entweder 9 oder 12 Euro. Allemals günstiger als jedes Leihfahrrad!
Ziemlich gut ist auch, dass die Schwanheimer Dünen von der Haltestelle “Rheinlandstraße” schnell erreicht sind.

Ein Schild markiert den Eingang zur deutschlandweit recht einmaligen Binnendüne, die bereits 1984 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und zahlreichen Tier- wie Pflanzenarten eine Heimat bietet, die im Lande andernorts nur selten anzutreffen sind.

Diese könnt ihr von einem Bohlenweg aus bestaunen, der angelegt wurde, um Vegetation vor den Tritten der Ausflügler zu schützen. So viel Rücksicht nehmen wir natürlich gern – und außerdem sorgt ein solcher schmaler Steg schließlich für echtes Abenteuer-Feeling!

Hierbei gilt natürlich: “Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt”!
In unserem Fall natürlich “Wer seine Fietse liebt…”. Wenn mich meine Begleiterin weiter so beharrlich korrigiert, übernehme ich die “Fietse” wohl selbst noch in den Wortschatz.

Nachdem ihr den Bohlenweg passiert und dabei die wunderschöne Dünenlandschaft bestaunt, vielleicht auch ein paar wilde Tiere entdeckt habt, könnt ihr wieder artig auf die Fietse (okay, okay, sie hat’s geschafft…) klettern. Über einen Fahrradweg erreicht ihr schnell das Schwanheimer Mainufer.

Und da wartet dann gleich das nächste Highlight!

 

Alles in Butter auf’m Kutter?

Die Altstadt Höchst ist von hier aus bereits zu bewundern. Nur der Main trennt euch noch noch von ihrer Schönheit. Und wie könnte man auch stilechter auf die andere Mainseite übersetzen als mit einer Fähre?

Praktischerweise – ihr hab’s geahnt – pendelt eine solche hier in schöner Regelmäßigkeit und verbindet Schwanheimer- mit Höchster Ufer. Für ‘nen schlappen Euro könnt ihr mitsamt Fietsen an Bord gehen, den seichten Wellengang des Mains und die malerische Ansicht von Höchster Schloss und Justinuskirche genießen.

Ich hatte den Mund vor Entzückung noch nicht wieder geschlossen, betätigte noch wild den Auslöser meiner Kamera, da ist das Fahrvergnügen schon vorbei. Die Fähre ankert bereits in Höchst. “Ahoi, Captain, bis bald mal wieder!”.

Nun ja, ‘ne Kreuzfahrt kann man für ‘nen Euro wohl auch nicht erwarten. 

 

Zuckersüßes Fachwerk

Wir schwingen uns auf die Räd… Fietsen, fahren dann mal los. Direkt an der Anlegestelle der Fähre könnt ihr an der “Alten Schiffsmeldestelle” bei einem Käffchen oder kalten Apfelwein von der Überfahrt erholen – leider hat diese zum Zeitpunkt unseres Ausflugs noch geschlossen, sodass wir uns auf den steilen Weg zum Marktplatz machen.

Klar, dass ihr keine solchen Kulturbanausen seid wie wir, denn vorher schaut ihr euch selbstverständiglich noch die ein wenig weiter westlich gelegene Justinuskirche anschaut, gelle?

Nach kurzer Zeit erreichen wir dann auch den Marktplatz als Zentrum der quirligen Altstadt. Ein 360 Grad – Blick genügt, und ich bin verliebt. Hey, so viel zuckersüßes Fachwerk habe ich zuletzt im fernen Quedlinburg bewundert!

Die alteingesessen Höchster genießen bereits Schoppen und Mittagsmampf auf den sonnigen Plätzen vor den altehrwürdigen Gasthäusern “Altes Zollhaus” und “Zum Schwan”.

Hier versteht man offensichtlich noch was vom “Savoir Vivre!” 

Wir derweil erkunden lieber noch ein wenig die Seitenstraßen. Schnuckelige Fachwerkhäuser reihen sich aneinander, die Bordsteine wurden von den Anwohnern liebevoll dekoriert. So stell’ ich mir ein kleines Dorf in Spanien vor, hab’ längst vergessen, dass ich mich in Frankfurt am Main befinde.

 

Herrscher-Prunk am Main

Nachdem wir sicher sind, keine der kleinen Gassen versäumt zu haben, zieht es uns nun zum bereits im sechzehnten Jahrhundert errichteten Höchster Schloss. Dessen altehrwürdiger Turm überragt den gesamten Stadtteil und hat uns schon aus der Ferne neugierig gemacht.

Leider lässt sich der Bergfried nur zu den Öffnungszeiten des Schloss-Museums besteigen (von Freitag bis Sonntag), sodass wir uns mit dem Anfertigen einiger Fotos begnügen müssen.

Ein Spaziergang durch den wunderschönen Schlossgarten entschädigt dann für das verpasste Treppensteigen. Und die Aussicht auf den Main hinunter ist auch von den Befestigungsmauern wahrlich schön genug!

Die Beine sind vertreten, wir schlendern zurück zum Marktplatz, an dem wir unseren “Fietsen” eine Pause gegönnt hatten.

Das nächste Highlight ruft schließlich bereits! 

 

Barock-Palast und zarte Engel

Es ist mir ein wenig peinlich, als ich zugebe, dass ich keine Ahnung habe, wie weit genau es noch bis zum Bolongaropalast ist. Prompt werden wir von einem netten Herrn angesprochen, der es sich auf einer Bank bequem gemacht hat. “Ai, direkt hinter euch!”.

Der gute Herr ist nicht nur äußerst aufmerksam und hilfsbereit, er erweist sich obendrein als vorzüglicher Fremdenführer, gibt uns einen kleinen Abriss über die Geschichte des barocken Palasts.

So haben sich die Gebrüder Bolongaro bereits im Jahre 1735 hier niedergelassen, um von hier aus den damals größten Tabakhandel Europas aufzubauen. Das Geschäft florierte, und ein Palast sollte dem Unternehmenserfolg Ausdruck verleihen.

Im Jahre 1774 konnte der im barocken Baustil errichtete Palast fertiggestellt werden, ein barocker Garten wurde gleich mit angelegt und beherbergt seitdem zahlreiche Skulpturen sowie einen Brunnen.

Wir bedanken uns artig für die netten Ausführungen, erkunden nun selbst den Palast. Ist dieser schon eine echte Pracht, so haben es mir vor allem die vielen Skulpturen angetan. Diese zeigen meist Engel, die mit verträumten Augen gen Palast starren.

Eine kleine Runde durch den Park ist natürlich Pflicht, ebenso wie das obligatorische Erinnerungsbild vor dem Brunnen.

Wir verabschieden uns mit einigen gehauchten “ooooh, wie schön!” und “ooooh, wie süß” als Ausdrücken unserer Verzückung von all dem Barock.Wir schlendern vorbei an alten Männern mit Trommeln, jungen Männern mit Bier aus dem Discounter. Auch die Höchster wissen dieses schöne Fleckchen Frankfurt also zu genießen. Schön!

Nach all den Eindrücken, da haben wir uns einen Kaffee nun redlich verdient. Wir wollen entlang der Nidda zurück gen Innenstadt radeln, uns es dort noch auf einen Kaffee gemütlich machen, den Ausflug Revue passieren lassen.

 

Lektion des Tages: Klappe zu beim Radfahren!

Doch soweit kommt es leider nicht. Ich zeige gerade auf den “Niddastrand”, will vorschlagen, schon dort zu pausieren.

Just in diesem Moment, in dem ich mein Honigmäulchen zum Reden öffne, kracht mir etwas in den Rachen. Ich huste, eine Bienenkönigin wird aus den Untiefen meiner Atemwege emporgeschleudert.

“Das gibt’s doch nicht”, denke ich mir, als sich ein Schmerz in meinem Hals auszubreiten beginnt. Da hat mich das Drecksvieh doch tatsächlich gestochen. Irgendwo tief unten drin in meinem Hals.

So viel Pech hab’ halt auch nur ich. 

Und so – sad but true! – endete dieser schöne Ausflug für mich nicht im Caféhaus, sondern in der Notaufnahme des Marienkrankenhauses. Statt einer Stärkung gab es für mich eine endoskopische Untersuchung meines Kehlkopfes mittels Sonde (ich erspare euch an dieser Stelle weitere Details…), statt dampfender Tasse Kaffee gab’s nur eine Cortisolinfusion.

Machte irgendwie auch wach, immerhin.

 

Mein Fazit:

Wir zwei Hübschen waren uns einig: Der Frankfurter Westen ist auf jeden Fall einen Ausflug wert! Ob die schöne Dünenlandschaft in Schwandheim, die schnuckeligen Fachwerkhäuser der Altstadt Höchst oder der imposante Palast:

Vor der Kulisse des Mains ein wunderschöner Ort, der wieder einmal zeigt:

Frankfurt ist weit mehr als Beton, Skyline & Trubel auf der Zeil.
Frankfurt ist eine unglaublich vielfältige Stadt, die es in allen Facetten zu erkunden wert ist. Man muss sich nur trauen.

Also:

Traut auch ihr euch, schwingt euch auf die Räder (meinetwegen gern auch auf die “Fietsen”), und gebt dem Westen eine Chance! Ihr werdet’s nicht bereuen! 🙂 

 

Und zum Schluss: Ein Dankeschön

Abschließend möchte ich noch gerne ein fettes “Dankeschön” loswerden.
Nicht nur dafür, dass du meinen Wortschatz um das Wort “Fietse” bereichert hast. Nicht nur für die “Zeit”, die du dir für den Ausflug genommen hast, den Entdeckergeist, den du mit mir teilst:

Sondern auch dafür, mich sogar noch ins Krankenhaus begleitet zu haben. Sogar geduldigst im Wartezimmer verharrt zu haben, als es “noch etwas länger dauert”. Das ist nicht (!) selbstverständlich – danke dafür. Ich mach’ das wieder gut! 😉

Und bis dahin freu’ ich mich schon auf die nächste Tour! 

 

#LESESTOFF: “Pankfurt” – Eine Zeitreise ins wilde Frankfurt der frühen Achtziger

Wie allgemein bekannt, bin ich ja ein großer Fan von jeglicher Lektüre mit Bezug auf meine Heimatstadt.

Und neulich, da hab’ ich einen echten Zufallstreffer gelandet, den ich euch gern kurz vorstellen will:

Das Buch “Pankfurt” des Autors Robert Maier ist 2016 im Charles-Verlag erschienen und entführt den Leser zurück ins Jahr 1981.

In eine Zeit, in der es hoch her ging in Frankfurt:

Im Nordend formierten sich die “Grünen”, erste Stimmen gegen die Atomkraft wurden laut. Ein Hüttendorf leistete Widerstand gegen den geplanten Bau der Startbahn West, die Sponti-Szene machte Schlagzeilen.

Als Höhepunkt der damaligen Eskalation gilt bis heute die Ermordung des hessischen Wirtschaftsministers Heinz-Herbert Karry, zu der sich die reaktionären Zellen bekannten.

Ein turbulenter Abschnitt Frankfurter Stadtgeschichte als Schauplatz für einen Roman: Hey, das klingt doch vielversprechend!

 

Worum geht’s?

Der Protagonist Frank entstammt der hessischen Prärie, genauer: Der Kleinstadt Butzbach in Mittelhessen. Gerade sein Physik-Studium in Frankfurt begonnen (in Bockenheim, versteht sich – an den “Campus Westend” war schließlich noch lange nicht zu denken…), ist er des Pendels schnell überdrüssig.

Ohnehin, er ist ziemlich angeödet vom Spießertum seiner Heimatstadt, sucht Anschluss an Gleichgesinnte, wünscht sich ein wildes Studenten-Leben.
Das findet er dann auch mehr als ursprünglich beabsichtigt:

Über eine Anzeige im “Pflasterstrand” (na, wer erinnert sich?) landet er als neuer Mitbewohner in einer astreinen Revoluzzer-WG in Bockenheim. Etwas blöde nur, dass seine neuen Freunde aus der Wohngemeinschaft bereits im Fadenkreuz der Gesetzeshüter sind. Insbesondere Hauptkommissar Berger hat längst seine Augen auf das “anarchistische Treiben” der Studenten geworfen.

Ein paar doofe Zufälle und ein Besuch des “Hüttendorfs” am Flughafen tun ihr übrigens, und Frank gerät zum Gejagten. Gar die Vorbereitung eines Attentates auf den Ministerpräsidenten wird ihm vorgeworfen. Neben ziemlich viel Bier, Punk-Konzerten und politischen Diskussionen beschert Frankfurt ihm auch eine neue Liebschaft, die das Drama seinen Lauf nehmen lässt. Aber ich mag ja nicht zu viel verraten!

 

200 Seiten später: Mein Fazit

Zunächst einmal:

Protagonist Frank ist ein überaus sympathischer Zeitgenosse. Ich jedenfalls konnte mich auf Anhieb gut mit ihm identifizieren:

Auch ich bin aus der hessische Prärie nach Frankfurt geflüchtet, auch ich halte nicht viel vom frühen Aufstehen und beginne – ganz wie Frank – meine Tage am liebsten mit der ausgiebigen Lektüre der Frankfurter Rundschau auf dem Klo.

Die Figuren im Roman – allen voran die Mitbewohner seiner “revolutionären” Wohngemeinschaft und der altbackene Hauptkommissar Berger als Franks Gegenspieler – sind stark überzeichnet und entsprechen sämtlich gängigen Klischees. Und auch ich spiele nur allzu gern mit Klischees!

Klischees begegnen dem Leser während der gesamten Romanhandlung, besonders erheitert hat mich eine Reise in die DDR, während der Frank erstmals mit dem ostdeutschen Alltag konfrontiert wird.Und auch sonst fühlte ich mich gut unterhalten: Zwischen Rebellentum und Studium mangelt es nicht an Komik.

Besonders schön für mich als Frankfurter natürlich, dass zahlreiche der Handlungsorte – auch Cafés und Kneipen, die heute noch existieren – bestens bekannt sind. Die Ausdrucksweise des Autors entspricht nun freilich keinem Bestsellerautor, das Buch lässt sich jedoch flüssig lesen. Nur manchmal nervt es ein wenig, dass der Protagonist so ziemlich alles wahlweise “cool”, “geil” oder “spießig” findet. Das ist dann doch ein bisschen zu viel des Pseudo-Jugendsprech der Achtziger.

Am allermeisten überrascht hat mich jedoch der Plot, der sich wahrlich nicht zu verstecken braucht: Hey, das Buch ist richtig spannend! 

Anders als den meisten anderen Autoren von Lokalkrimis ist es Robert Maier gelungen, ‘ne richtig spannende Story zu ersinnen. Schlüssig, aufregend, manchmal auch nachdenklich stimmend.

Der Konflikt zwischen der Nachrkiegsgeneration und den “alten Spießern”, die selbst noch den Krieg erlebt hat, zieht sich durch den gesamten Roman. Und das Ende, das ist fast ein wenig – ja, schön.

 

Scheut nicht vor dem Kauf zurück

Ich hoffe, ich habe euch ein wenig neugierig machen können auf “Pankfurt”.
Einen Erwerb des Buches kann ich euch jedenfalls nur ans Herz legen!

Beziehen könnt ihr es – na klar, wo sonst – bei Amazon.

Viel Freude euch beim Lesen! 

 

 

Justitia auf die Finger geschaut: Ein Besuch des Frankfurter Amtsgerichts

Was tun, wenn es zwar draußen langsam länger hell wird – ein Blick gen Himmel und auf Thermometer aber allenfalls Lust dazu bereiten, weiter im Bett liegen zu bleiben und den lieben Tag den lieben Tag sein zu lassen? Bis dann irgendwann die Langeweile Oberhand gewinnt?

Noch vor zehn Jahren hätte man diese Frage oftmals damit beantwortet, einfach mal den Fernseher einzuschalten und sich von einer der damals noch zahlreichen nachmittäglichen Gerichts-Shows berieseln zu lassen. Barbara Salesch & Co versprachen seichte Unterhaltung, gescriptete Tragödien zwischen Anklagebank und quoten-trächtigen Schicksalen.

Bildrechte bei www.hna.de 

Glücklicherweise sind diese Formate längst aus dem Sendeprogramm verschwunden, wenn sie auch keinesfalls würdig ersetzt worden sind.

 

Als Zuschauer im Amtsgericht

Ich als bislang unbescholtener Staatsbürger habe bislang keinerlei Erfahrungen mit dem Alltag deutscher Gerichte. Allerdings bin ich großer Fan von Stefan Behr, einem Gerichtsreporter der Frankfurter Rundschau. Er packt es immer wieder, aus jeder Berichterstattung über jede noch so trockene Gerichtsverhandlung einen unterhaltsamen Artikel zu zaubern. Sogar ein Buch hat er veröffentlicht, welches ich mit großer Freude gelesen habe. Ein Grundinteresse an Justitias Tätigkeiten ist also durchaus bei mir vorhanden!

Ein freier Wochentag im Februar erschien mir als guter Anlass, dies zu ändern. Viele der Sitzungen des Frankfurter Amtsgericht sind öffentlich; es steht also nichts im Wege, einmal auf dem Zuschauersitz Platz zu nehmen. Und genau das habe ich getan!

 

Is’ ja wie am Flughafen!

Ich mache mich auf zum Gebäude E des Frankfurter Amtsgericht und bin gespannt auf das, was mich erwarten mag.

Bevor es allerdings soweit ist, gilt es, ein Flughafen-ähnliches Prozedere über sich ergehen zu lassen. Klar, soll ja niemand die Knarre aus dem Nachttisch zur Verhandlung mitbringen. Kommt nicht so cool, und deswegen lege ich brav Gürtel und Rucksack zwecks Röntgen ab und durchquere eines dieser tollen Durchleuchtungs-Konstrukte. Auf geht’s in den ersten Stock – ich bin bereits aufgeregt!

Angekommen, bin ich zunächst überfordert von der Vielzahl der Säle. Und tatsächlich: An den meisten prangt der Hinweis „Öffentlich!“ neben dem Eingang für Zuhörer.

Ein Blick auf die Schaukästen, in welchen die laufende Verhandlung verkündet wird, macht mich nicht schlauer. Ich nehme also den erstbesten Saal und nehme Platz. Doch schnell stelle ich fest: Uh, nicht wirklich spannend. Außer mir keine Zuschauer anwesend, und – wenn ich das hier richtig verfolge – geht es lediglich um irgendwelche nicht bezahlten Raten für ein Auto. Ja, gähn! Dann also doch lieber heim und Fernsehen?

 

Nein, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Nächster Saal, neues Glück!

Und tatsächlich: Hier scheint’s schon spannender. Verhandelt wird nämlich über den Straftatsbestand des „Räuberischen Diebstahls”.

Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick über den Saal, über den der Hessen-Löwe sein wachsames Auge richtet.

Frontal sitzt die Richterin, flankiert von Schöffen und Protokollant.

Zu meiner Linken: Die Anklagebank mitsamt der beiden angeklagten Damen sowie deren Rechtsanwälte.

Zu meiner Rechten: Der Staatsanwalt, etwas einsam.

Hier scheint es mir gleich spannender. Ich spreche ein paar Jura-Studenten an, die neben mir sitzen und die Gerichtsverhandlung verfolgen. Doch zunächst werde ich ermahnt:

 

Setz‘ mal deine Mütze ab! Du bist hier vor Gericht!

Hupps, ja, da war ja was. Kleinlaut verstaue ich meine Kopfbedeckung im Rucksack und versuche, möglichst ehrfürchtig dreinzuschauen. Doch worum geht’s also nun?

Bereits am 24. September 2015 soll ein Beschuldigter versucht haben, aus einem abgestellten Auto eine Geldbörse und ein iPhone entwendet zu haben. Dies beobachtete allerdings dessen Besitzer, der – verständlicherweise – darauf bestand, seine Gegenstände zurück zu erhalten und die Polizei rief.
Der mutmaßliche Dieb war offensichtlich nicht d’accord, und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin soll er eine Rangelei eröffnet haben, während deren Verlauf der Bestohlene eine blutige Nase erhielt. Eine Anwohnerin kehrte hinzu, mischte sich wohl tätlich ein – und ist nun ebenfalls der Gesetzesuntreue bezichtigt.

Ich erschrecke, als ich erfahre, dass die junge Lebensgefährtin auf der Anklagebank zwischenzeitlich bereits weiterer Delikte inhaftiert ist und eigens für den Prozess aus der JVA Preungesheim eingefahren wurde. Wahnsinn – dabei sieht sie doch so nett und freundlich aus! Eine Gefangene hätte ich mir wahrlich anders vorgestellt. Und auch die Anwohnerin scheint kein unbeschriebenes Blatt: Auch sie hat bereits eine mittelschwere Karriere hinter sich und saß bereits hinter schwedischen Gardinen.

 

Von Beruf: Rentner, natürlich!

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Zeugen in den Gerichtssaal gerufen werden. Ein am Tatort lebendes Ehepaar konnte vom Balkon aus die Tat beobachten und soll nun aussagen.

Der Ehemann nimmt als Zeuge Platz, und tatsächlich: Die Belehrung (…Wahrheit sagen, nicht verwandt, nicht verschwägert….) verläuft genauso wie im Fernsehen. Also doch nicht alles Fake bei SAT 1?

„Rentner natürlich!“, beantwortet er die Frage der Richterin nach seinem Beruf.
„Wohnhaft in Neu-Isenburg“.

Die Richterin fragt: „Neu-Isenburg? Ist das eigentlich mittlerweile schon Stadtteil von Frankfurt? Oder bemühen Sie sich noch darum?“. Der Saal lacht. Wie schön, dass auch Humor nicht draußen vor dem Amtsgericht warten muss.

„Und dann hat der eins uff die Naas gekrischt“?

Die Richterin trägt mit breitem Frankfurter Dialekt zu meiner Heiterkeit bei. Sympathische Frau! Sollten etwa alle Richter solch herzliche Menschen sein?

Die Befragung des Ehepaars ist abgeschlossen, die Polizeibeamten werden vernommen. Uniformiert und bewaffnet nehmen sie im Zeugenstand Platz. Beitragen können sie allerdings nicht sonderlich viel, trafen sie doch erst am Ort des Geschehens ein, als die Rangelei bereits vorüber war. Allerdings wurden gemeinsam mit dem Hausmeister die Überwachungsvideos der Kamera am Hauseingang ausgewertet.

Nach Ende der Zeugenbefragung sieht der Rechtsanwalt der Anwohnerin seine Stunde geschlagen.

Er verweist auf die Videoaufnahmen, die mit Zeitstempel versehen ist. Daraus ist ersichtlich: Seine Mandantin verließ erst 6 Minuten, nachdem der Bestohlene seinem intakten Riechorgan beraubt worden war, die Wohnung. Er lächelt mit Genugtuung.

Die Richterin nimmt das zur Kenntnis, auch der Staatsanwalt hat da nichts entgegenzusetzen.

Es folgt eine Diskussion über die Grundlagen der in der Anklageschrift festgehaltenen Vorwürfe.
Erwartungsgemäß sehen die Rechtsanwälte das geforderte Strafmaß als zu hoch an, die Vorwürfe (u.a. Nötigung nach Paragraph soundso…) ohnehin als haltlos.

 

„Da möge das Gericht anderer Auffassung sein“

Schöne Formulierung, die er da in den Raum stellt. Auch dem Staatsanwalt gegenüber wird ein Wortgefecht eröffnet. Drama, Drama! Und das ganz ohne Eintritt!

Der Staatsanwalt kontert, die Richterin unterbricht. Sie hat genug gehört, und zieht sich gemeinsam mit ihren Schöffen zur Beratung zurück. Rechtsanwälte werden indes nervös.

Zehn Minuten und einen Plausch mit den Studenten später:

Die Richterin kehrt in den Saal zurück, alle stehen auf. Ich erschrecke, erhebe mich aber ebenfalls schnell, um dem Gericht den angebrachten Respekt zu erweisen.

Die Richterin verliest nochmals die jeweiligen Vorgeschichten der beiden Angeklagten.

Und „was auf dem Kerbholz“ – ja, das haben sie beide.

Vorlässig Fahren ohne Fahrerlaubnis, mehrere Diebstähle, wiederholtes Erschleichen von Leistungen, Verstoße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Körperverletzung, Missbrauch von Notrufen, immer wieder Diebstähle. So die Verbrechen der beiden Damen, welche ihnen beiden bereits Haftstrafen bescherten. Oha. Dabei sehen die beiden angeklagten Damen doch so nett aus?

Beide haben eine beträchtliche Drogen-Karriere hinter sich. Crack und Heroin – dem waren sie beide verfallen. Schuld seien Trennungen und früh gestorbene Kinder. Ich beginne, Mitleid zu empfinden.

Und zu meiner Freude zeigt sich auch die Richterin sehr menschlich. Sie möchte die Angeklagte zu ihrem Drogenproblem, ihrer Beziehung, ihrem derzeitigen Befinden befragen, bevor sie ihr Urteil verkünden mag. „Haben Sie schon eine Therapie begonnen?“

 

Die Richterin wird emotional

Allerdings fühlt sich lediglich der Rechtsanwalt der Angeklagten dazu berufen, auf ihre Fragen zu Antworten. Nun wird die Richterin laut und wendet sich der jungen Dame zu:

„Nun reden Sie doch mit mir! Ich will Ihnen keinen Strick drehen, ich will Sie verstehen! Ich will SIE kennen lernen, nicht Ihren Anwalt! Anwälte kenne ich bereits zur Genüge, es geht doch hier um SIE!“

Mit diesem Anflug von Emotionen bricht sie das Schweigen der Angeklagten.

Sie erzählt von ihrer Jugend, von Problemen mit dem damaligen Freund, von einer Trennung, die sie nicht verkraftete. Von falschen Freunden. Von all den Drogen, von ihrer Haft.

Ihr Rechtsanwalt beantragt eine Unterbrechung zwecks Zigarette. Ich bin dankbar und folge ihm vor die Tür des Amtsgerichts. Ob ich Jura studiere, fragt er mich. Ich verneine, zeige mich interessiert an seinem Beruf. Er äußert seinen Unmut gegenüber dem Staatsanwalt. Ich frage ihn, wie viele Gerichtsverhandlungen er in einer durchschnittlichen Arbeitswoche erlebt.

 

„Das heute ist bereits meine achte Verhandlung in dieser Woche“

Sein Arbeitspensum sei hoch, verrät er mir, als er an seiner Zigarette ziehe. Doch, so sehr er sich manchmal ärgere – sein Beruf, der sei spannend. Vor allem derzeit, wo sich zahlreiche Geflüchtete vor den Gerichten befänden.

Er verabschiedet sich und kehrt zurück ins Gerichtsgebäude. Ich lasse die vergangenen 2 Stunden auf mich wirken und beschließe, mich ins Café zu setzen. Bis zur Urteilsverkündung, so fürchtete ich, sollte es noch lange dauern.

 

Im Café angekommen überlege ich: Hat sich das gelohnt? Sollte ich es wieder tun?

Na unbedingt! Nicht nur, dass eine Gerichtsverhandlung besser und aufschlussreicher ist als jeder Film im Fernsehen:

Alle Beteiligten sind echt, alle haben ein Interesse. Es wird diskutiert, manchmal auch laut – und dennoch immer die Form gewahrt. Ich wurde zum Nachdenken bewegt: Über Schicksale, Recht und Unrecht. Darüber, wie verquer meine Vorstellung von Inhaftierten doch war.

Und dabei war das hier heute doch nur eine ganz alltägliche Verhandlung. In jedem Falle aber eine schöne Aktivität für einen ansonsten toten Tag. Ist es nicht schön, dass unser Staat uns allen diese Möglichkeit der Horizonterweiterung und Freizeitbeschäftigung ermöglicht? Und das ganz kostenlos?

Leider gibt es – weder im Internet noch anderswo – eine Übersicht über die einzelnen Prozesse der laufenden Verhandlungswoche.

 

Auf gut Glück

Es gilt also, einfach mal vorbeizuschauen. Von Montag bis Freitag wird ab 10.00 Uhr verhandelt. Im ersten Stock des Gebäude E gilt es dann, einfach Ausschau nach öffentlichen Sitzungen zu halten. Und dann Platz zu nehmen, das Handy wegzulegen und gespannt der Verhandlung zu folgen.

Probiert es aus – und lasst den Fernseher mal dunkel!

Buzzfeed, Baby! 10 Dinge, an denen es in Frankfurt eindeutig mangelt.

Der aufmerksame Leser weiß natürlich längst: 

Ich singe oftmals Lobeslieder auf unsere Heimatstadt am Main. Schwärme von einer Vielfalt, die auf nicht einmal 250 Quadratkilometern Stadtfläche dafür sorgt, dass selbst mir seltenst langweilig wird.

Von all den Möglichkeiten, die sich hier auftun, den unterschiedlichen Menschen, die ein einfaches Gespräch zu einem besonderen Moment werden lassen können. Und natürlich vom “Stadtrausch”, von einer Metropole im steten Wandel, vom immerwährenden Umbruch, all der Bewegung.

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Dennoch muss ich hier mal klarstellen: 

Es gibt auch Dinge, die ich hier schmerzlich vermisse.
Umstände, über die ich mich maßlos ärgere.
Tatsachen, die in anderen Großstädten unserer Republik undenkbar wären – oder längst selbstverständlich sind.

Und hey, da “BUZZFEED” bei den jungen, hippen Leuten von heute ja so angesagt ist, schließe ich mich diesem Trend freilich gerne an!

Et voilà, Vorhang auf und Bühne frei: 

Hier ist es, mein Top 10 – Ranking der Dinge, die in Frankfurt einfach fehlen.

 


 

Platz 1: Bezahlbarer Wohnraum. Für alle.

 

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Jawoll, dass es in Frankfurt insbesondere an bezahlbarem Wohnraum für alle Schichten der Bevölkerung mangelt, ist ein längst bekannter Umstand.
Der Anteil der städtisch geförderten Wohnungen schrumpft kontinuierlich, wogegen die Mietpreise der privaten Wohnungen ungehindert wuchern.

An diesem Umstand änderte auch die 2015 eingeführte und gefeierte “Mietpreisbremse” nichts. Im Gegenteil, im Städtevergleich ist für die heimischen Wände schon lange lediglich in München mehr zu berappen.

Das Vorhaben, neue Wohngebiete zu erschließen, gestaltet sich als Drama – nicht zuletzt  begründet in der bereits hochverdichteten, kleinen Fläche der Stadt.

Und so werden auch weiterhin Wohnungssuchende verzweifeln, werden “Ur-Frankfurter” in die äußeren Stadtteile verdrängt, während die angesagten Bezirke der Innenstadt lediglich von besser verdienenden, oft Zugezogenen Menschen dominiert werden.

Eine gelungene “soziale Durchmischung” geht anders. Nicht sonderlich erfreulich – außer für Immobilienbesitzer. 

 

Platz 2: Kneipenkultur

 

Wir Frankfurter haben unser “Wasserhäuschen”. Einst verschrien, wurde es unlängst als sozialer Treffpunkt, als Ort für Klatsch, Tratsch & Feierabend wiederbelebt. Eine Entwicklung, die mich durchaus erfreut!

Was wir dagegen nicht haben:

Eine echte Kneipenkultur. So wie generell in Frankfurt alles ganz besonders sein muss – in jüngster Zeit gerne in Form einer möglichst umfangreichen Craftbier-Karte, Tastings unzähliger Gin-Sorten oder auch lediglich von exorbitanten Preisen – so versuchen auch die meisten Bars und Kneipen, möglichst exklusiv zu sein.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich in diesem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe, in der “Kinly Bar” sitze. In der ich an  meinem Old Fashioned schlürfe, dessen Vorzüglichkeit ihren berechtigten Preis hat.

Und gleichzeitig eine Sehnsucht nach den vielen vielleicht einfachen, aber lebhaften Kneipen verspüre, die ich in anderen Städten als selbstverständlich wahrgenommen habe.

Ja, wir haben verdammt gute Bars. Vermutlich sogar die beste Bar-Szene des Landes.

Wo aber sind all die gemütlichen Eckkneipen, die ein Jedermann aufsuchen kann, wenn nach dem Feierabend nicht der Sinn nach dem heimischen Sofa steht? Wo in der Nachbarschaft verbirgt sich hinter getönten Scheiben ein öffentliches Wohnzimmer, in dem auch unter der Woche erstmalige Besucher so herzlich aufgenommen werden, als gehörten sie längst zum Mobiliar?

Kneipen, in denen  auch ein gewöhnlicher  Dienstagabend noch bei Kaltgetränken, Gesprächen und Musik einen schönen Abschluss finden kann. Ganz ohne Extraveganz und prall gefülltem Portemonnaie.

Und nein, ich rede nicht von all den Absturz-Kneipen in Alt-Sachsenhausen, in denen Shots nur einen Euro kosten und der Vollrausch auch für 16-jährige Umlands-Bewohner mittels Taschengeld finanzierbar ist.

Nach sechs Jahren in Frankfurt am Main stelle ich fest:

Der gemeine Frankfurter trifft sich in angesagten Bars zu wahnsinnig guten, aber teuren Drinks. Trifft sich zum Essen im neu eröffneten Szene-Restaurant mit der exotischsten Lifestyle-Küche. Im Sommer auch gerne mal auf der Rooftop-Bar, versteht sich. Oder beim Afterwork, für dessen Besuch es erst einmal Eintritt zu errichten gilt. Hat ja schließlich seinen Preis, Bänkern beim Köpfen ihrer Champagner-Flaschen zuzuschauen.

Oder er bleibt gleich ganz zu Hause.

Was man hier dagegen viel zu selten macht: 
Einfach noch mal raus gehen “auf’n Bier ums Eck”.

Gern auch alleine, weil man ja eh jemanden kennt. Und wenn nicht, eben kennenlernen wird.

In einer Kneipe, die wochentags nicht ausschließlich von dubiosen Gestalten an Spielautomaten bevölkert ist, in der bestenfalls sogar geraucht werden darf. Und in der irgendwann aus einer Laune heraus beschlossen wird, nach dem dritten Bier auf den Tischen zu tanzen.

Was am Wochenende kein Problem darstellt, offenbart sich hier von Montag bis Donnerstag zur einem echtem Mangel. Mag auch daran liegen, dass viele Studenten der Frankfurter Universitäten lieber nach Frankfurt Ein- und Auspendeln, statt hier zu leben. Womit wir wieder bei Punkt 1 wären.

Sorry, Frankfurt, aber: Kneipenkultur? Fehlanzeige. 

 

Platz 3: Eine echte alternative Szene

 

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Dies führt bereits zum dritten Platz, der mich persönlich wirklich ärgert:

So bunt auch Frankfurts Vielfalt, so kaum vorhanden auch eine alternative Szene. Freunde von lauter Gitarrenmusik, Tattoos & schwarzer Kleidung tun sich hier schwer bei der Suche nach Gleichgesinnten und Orten, an denen man auf eben diese treffen kann.

Die alternative Club-Szene beschränkt sich auf nicht weniger als zwei Tanzlokale, die da wären das “Final Destination” und das “The Cave“.

Die beiden Läden besuche ich zwar selbst sehr gerne, verglichen mit den alternativen Clubs in anderen Städten (sogar ausgerechnet Augsburg hat die “Rockfabrik”!) bieten auch diese aber ein geradezu trauriges Bild ab.

Unter der Woche herrscht tote Hose, sodass bis zum Wochenende auf alternativ angehauchte Kneipen ausgewichen werden muss.

Doch – ihr ahnt es bereits – auch dies ist in Frankfurt nicht so einfach, lassen sich diese doch an einer Hand abzählen.

Eine der bekanntesten Kneipen, die sich selbst als “alternative Musikbar” bezeichnet, besuche ich zwar selbst sehr gerne:

Das “Feinstaub” im Frankfurter Nordend.

Eine tolle Bar, aber “Musikbar”? Hello there, schon mal im “Engel” in Düsseldorf gewesen? Wo man sich aufgrund der brachial lauten Musik kaum mit seinem Gegenüber unterhalten kann?

Okay, will man dort eh nicht, denn was zählt ist dort: Musik, headbangen, abgehen, Alltag vergessen. Mag das (Alt-)Bier auch noch so ungenießbar sein.

Die Musik im Feinstaub dagegen: Bloße Hintergrundmusik. Schade.

Klar, es gibt Locations wie das “Café Exzess” oder die “Au“, welches ich allerdings eher als politisch denn alternativ betrachte. Und die legendäre Batschkapp sowie deren ehemaliges Anhängels “Elfer” haben sich längst zur reinen Veranstaltungs-Location beziehungsweise Techno-Club gewandelt.

Als Freund der alternativen, lauten Musik hat man’s leider wahrlich schwer in Frankfurt.

Ein schwacher Trost: Marburg und Darmstadt sind nicht weit. 

 

Platz 4 : Ein fähiger Verkehrsverbund

 

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Frankfurt am Main schmückt sich gerne damit, eine Metropole zu sein. Schön wäre es allerdings, wäre ein öffentlicher Nahverkehr vorhanden, der der Infrastruktur einer Metropole auch gerecht würde.

Verantwortlich für diesen Mangel:

Deutschlands wohl grottigster Verkehrsverbund, der Rhein-Main-Verkehrsverbund.

Dieser bestellt im Auftrag des Landes Hessen die Nahverkehrsdienstleistungen bei den unterschiedlichen Verkehrsunternehmen. Ebenso vorgegeben werden Fahrpläne, Linien und Fahrpreise.

Leider ist es dem RMV auch nach 20 Jahren seit seiner Gründung nicht gelungen, ein transparentes Preissystem zu erschaffen, welches vom durchschnittlichen Fahrgast (der doch einfach nur einen Fahrschein kaufen möchte) auch ohne abgeschlossenes Studium der Verkehrsgeographie sowie der Wirtschaftsmathematik verständlich und nachvollziehbar wäre.

Und klar, dass zum Fahrplanwechsel im letzen Dezember gleich noch eine saftige Preiserhöhung aufgetischt wurde.

Ach, wie schön das doch in anderen Städten ist: Da gibt es Ringe oder Streifen, nach einem schnellen Blick auf den Netzplan ist ersichtlich, wie viele von ihnen auf dem Weg zum Fahrtziel durchquert werden müssen – und folglich, welch Fahrpreis zu entrichten ist. Bestes Beispiel hierfür ist Berlin: Ring A, Ring B, Ring C – drei Ringe, drei Fahrpreise, fertig. Wie einfach das doch sein kann!

Die Fahrpreise indes sind im Dunstkreis des RMV obendrein happig: Auch Monatskarten sind im bundesweiten Vergleich unangefochten teuer. So kostet eine Monatskarte allein für das Stadtgebiet Frankfurt (pardon: Tarifgebiet 50) stolze knappe 90 Euro. Da ist sogar München – obwohl wesentlich größer – erheblich günstiger.

Der jüngste Versuch, das eigene Preissystem zu reformieren und endlich fair und verständlich zu gestalten, endete äußerst peinlich:

So wurde das als Revolution gefeierte Projekt “rmvSmart” noch während der Erprobungsphase für gescheitert erklärt.

Wäre ja zu verschmerzen, stünde den exorbitanten Fahrpreisen wenigstens ein entsprechendes, einer selbsternannten “Metropole” angemessenes Angebot entgegen. Ein echter Mangel besteht freilich auch an Parkplätzen, jedoch ließe sich dieser leicht beheben, würde es gelingen, mehr Menschen zur Nutzung von Bus & Bahnen zu bewegen. Dies setzte jedoch ein erschwingliches wie attraktives Angebot voraus.

Dem ist nicht aber so:

Nicht einmal am Wochenende verkehren – zumindest stündlich – S- und U-Bahnen. Erzählte man dies einem Nordrhein-Westfalen oder Berliner, dürfte man allenfalls ungläubiges Kopfschütteln ernten. Oder wahlweise schallendes Gelächter.

Aber hey, wer Samstag nachts nach ein Uhr noch nach Hause möchte, kann ja auch die restlichen Stunden der Nacht bei einer Rundreise kreuz und quer durch die Stadt im überfüllten Nachtbus verbringen. Unterhaltung durch Mitreisende garantiert!

Und wozu überhaupt eine nächtliche S-Bahn nach Offenbach oder Hanau? Da will doch eh niemand hin. Nicht freiwillig.

 

Platz 5: Polizeipräsenz in der Innenstadt

 

Die Polizei Frankfurt mag auf Facebook & Twitter überaus präsent sein. Und das nicht einmal erfolglos: Immer wieder stellen die Social Media-Beamten unter der Beweis, dass sie eine zeitgemäße wie humorvolle Kommunikation mit der Bevölkerung beherrschen. Über die Story vom von der Polizei gefundenen Poesie-Albums der kleinen Mila wurde sogar in der Berliner Zeitung berichtet. 

Wo sie dagegen weniger präsent ist: An den Brennpunkten der Frankfurter Innenstadt. 

So werden unweit der Polizeiwache 1 direkt an der Konstablerwache völlig ungeniert Drogen gehandelt. Man macht sich nicht einmal mehr die Mühe, zwecks Abwicklung der Geschäfte in die nächste dunkle Ecke zu verkrümeln:

Geld- wie Rauschgiftübergabe vollziehen sich am hellichten Tage gänzlich unbedarft und vor den Augen der Flaneure. Auch ich werde fast immer danach gefragt, ob ein akutes Bedürfnis nach Drogen meinerseits bestünde, wenn ich über die “Konsti” schlendere. Hab’ ich in anderen Städten so noch nie erlebt, stört mich aber nicht weiter. Die Dealer sind schließlich zumeist friedlich. Passanten mit weniger dickem Fell mögen jedoch durchaus eingeschüchtert sein. Mal ganz abgesehen davon, dass öffentlicher Drogenverkauf in Deutschland schlicht illegal ist. Warum die Polizei unter diesen längst stadtbekannten, florierenden Handel nichts unternimmt, ist bisweilen schleierhaft.

Was mich dagegen sehr stört: 

Wer am Wochenende nachts über die Zeil wandert, erhält unfreiwillig einen Einblick in menschliche Abgründe. Aggressive Betrunkene, randalierende Jugendliche und pöbelnde Halbstarke sorgen auch bei mir für eine innere Alarmbereitschaft. Eine teils aggressive Bettel-Mafia hat sich auf der Zeil etabliert und nimmt denen ihre Bühne, die wirklich bedürftig sind. Auf Münzen in ihrem Hut angewiesen sind, um zu überleben.

Das selbe Bild in den unterirdischen Bahnhöfen. Hier trifft man auf das selbe Klientel oder auch Süchtige, die auf Bahnsteige urinieren oder mit Crackpfeifen und Spritzen hantieren. All das kann man nächtens hier bewundern, jedoch eines nicht: Den Anblick von Uniformierten.

Klar, soziale Probleme lassen sich nicht allein durch Polizeipräsenz lösen. Dennoch löst dessen Anwesenheit ein subjektives Sicherheitsgefühl aus, welches ein jeder Bürger verdient hat. Und insbesondere in noch größeren Städten wie Berlin oder Köln, mal ganz zu schweigen von München (in denen ich oftmals unterwegs bin!) wäre eine von den Hütern des Gesetzes vollkommen verlassene Innenstadt unvorstellbar.

So gut ihr das mit diesem Facebook auch hinbekommt, liebe Polizei Frankfurt: Traut euch doch ab und an auch mal hinter euren Bildschirmen hervor und zeigt Präsenz in der Stadt. Bürger und Ruf der Stadt werden es euch danken. 

 

Platz 6: Konzertkultur

 

Frankfurt darf sich vollkommen zurecht als Geburtsort des Techno bezeichnen und bietet auch heute noch eine hervorragende Club-Szene. Auch im HipHop hat sich die Stadt früh einen Namen gemacht – ich erinnere an diese Stelle mal an das “Rödelheim Hartreim Projekt”.

Für handgemachte Musik bietet die Stadt leider wenig Platz. Insbesondere lokale Künstler haben es schwer, ihre Musik an ein Publikum zu bringen.

Die ganz großen Bands lassen Frankfurt derweil oftmals gleich ganz außen vor und bevorzugen den “Schlachthof” in Wiesbaden als Spielstätte.

Schön, dass Initiativen wie “OHRWURM” versuchen, mit Wohnzimmer-, Cafe – und Bar-Konzerten der Stadt ein wenig mehr musikalisches Leben einzuhauchen. Auch kleinen Künstlern eine Bühne zu bieten.

Klassische kleine Konzert-Locations sind derweil wenige vorhanden – seit Sinkkasten & die “alte” Batschkapp verschwunden sind, verblieben lediglich wenige davon. Hierbei seien das “Mampf” im Ostend erwähnt (Jazz), der “Dreikönigskeller” in Sachsenhausen sowie das “Spritzehaus” in Alt-Sachsenhausen.

Insbesondere im Vergleich zu Hamburg und Berlin hat Frankfurt hier echte Defizite. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! 

 

Platz 7: Berge, Meer & Seen

 

 

“Ich liebe die Schiffe, das Meer und den Hafen” – das sangen Fettes Brot schon vor langer Zeit. Kein Wunder, würde ich ihn Hamburg leben – ich wäre wohl ähnlich angetan.

Der Münchner wiederum weiß die Alpen quasi vor seiner Haustüre und liebt sie für das Panorama, um welches sie seinen bayrischen Horizont erweitern. Okay, außer, er beschwert sich gerade wieder einmal über den Fön.

Doch ein spontaner Wander-Ausflug in die Berge? Ein Spaziergang am Meer? Ein ganzer Sommertag am See? In Frankfurt leider nicht ohne weiteres drin.

Ein paar Hügel, ja, Flüsse gibt’s auch ein paar in der Umgebung – das wars dann aber auch.

Wen die Lust auf Berge und Meer packt, ist dies erst einmal mit einer längeren Reise verbunden. Gut, dass man hier  wenigstens den größten Flughafen des Landes in der Nähe weiß – und die Welt dennoch recht schnell offen steht.
Wenn auch nicht für einen spontanen Ausflug.

Immerhin im Umkreis gibt es einige schöne Seen, welche teils sogar zum Baden genutzt werden dürfen und an denen es sich im Sommer schön fläzen und braun werden lässt. Prominentes Beispiele hierfür sind Langener Waldsee und Walldorfer See, die leider in der Hochsaison hoffnungslos überlaufen sind.

So schön die Seen auch sind, ohne Auto oder Bahn sind sie nur schwierig zu erreichen. Schade, dass im Stadtgebiet kein öffentliches Gewässer zum Baden zur Verfügung steht. Einzige Ausnahme ist der Schwedlersee, das kühle Nass ist jedoch ausschließlich den Mitgliedern des dort residierenden Schwimmclubs vorbehalten. Schade!

Platz 8: Gelassenheit der Stadtverwaltung

 

Kommen wir zu einem meiner absoluten persönlichen Top-Aufreger:
Die Stadt Frankfurt feiert sich nur allzu gern dafür, eine offene, urbane und lebenswerte Stadt zu sein. Lässig eben.

Leider gar nicht so lässig geben sich derweil Stadtverwaltung und Ordnungsamt, wenn es um Umsetzung und Einhaltung von Paragraphen geht. Eine öffentlich Ordnung will schließlich gewährleistet sein – gern auch mal auf Anordnung. Frankfurt liegt schließlich immer noch in Deutschland!

Drei Beispiele hierfür aus der jüngsten Zeit dürften dem Bürger noch in guter Erinnerung sein:

So entwickelte sich das von zwei jungen Kerlen übernommene Wasserhäuschen “GUDES” zum geschätzten Treffpunkt für die Nachbarschaft im Nordend.

Der angrenzende Matthias Beltz-Platz wurde als Open Air-Wohnzimmer genutzt, sogar Tische und Stühle wurden von den Besuchern aufgestellt und erfreuten sich großer Beliebtheit.

Dies alles ging der Stadt – die urbane Entwicklungen vordergründig begrüßt – dann doch zu weit. Zuerst wurde dem Wasserhäuschen mangels Ausschankgenehmigung untersagt, die verkauften Getränkeflaschen zu öffnen.

Dann schickte man sich gleich mehrfach an, die auf dem Matthias Beltz-Platz aufgestellten Möbel als wilden Sperrmüll zu entsorgen. 

Erst nach lautstarkem Protest der Nutzer des Platzes und langen Diskussionen auf politischer Ebene erbarmte sich die Stadt, 40 einheitliche Klappstühle zu finanzieren und dort aufzustellen. Behördlich genehmigt, versteht sich.

Ähnliches Ungemacht ereilte auch den Kiosk “Yok Yok” im Bahnhofsviertel, das von der Stadt ach so gern für seine Lebendigkeit gepriesen wird.

Ausgerechnet Letztere war dem Ordnungsamt dann doch ein Dorn im Auge:

Es untersagte kurzerhand den Verkauf von alkoholischen Getränken nach 22 Uhr. Inhaber Nazim Alemdar hat gemäß´Verfügung außerdem dafür zu sorgen, dass sich vor dem Kiosk nach 22 Uhr keine Menschen mehr aufhalten und ihre Getränke dort verzehren.

Konsequenz des Ganzen: Die Menschen “verzehren” ihre Getränke jetzt 5 Meter nebenan, außerhalb des “Einwirkbereichs seiner Gastsätte”. Jawollja, Ordnung muss sein!

Über den dritten Fall wurde gar überregional berichtet: 

Der Obdachlose Reiner Schaad, bekannt als “Eisenbahn Reiner”, gehörte seit Jahren zum Stadtbild. Die Frankfurter kennen und mögen ihn, grüßen ihn, wenn er allmorgendlich seine Spielzeugeisenbahn an seinem Stammplatz in der Liebfrauenstraße aufbaut. Hey, hat echt niemanden gestört. Nun ja – fast niemanden.

Kein geringerer als der Mönch “Bruder Paulus” reichte nämlich Beschwerde über diesen in seinen Augen wohl untragbaren Zustand ein. Genau, ich weiß schon, warum ich Heiligkeiten wie Scheinheiligkeiten nicht mag. Das Ordnungsamt reagierte – und konfiszierte Reiners Eisenbahn und untersagte ihm den künftigen Aufbau seines Lagers. Könnte ja schließlich jeder kommen. Ferner liege dem Obdachlosen keine “Sondernutzungsgenehmigung für öffentlichen Raum” vor – die er blöderweise ohne festen Wohnsitz niemals hätte beantragen können.

Nach einer großen Welle der Solidarität und zahlreichen, öffentlich wirksamen Protestaktionen, knickte die Stadt dann persönlich ein – nachdem sich Oberbürgermeister Feldmann persönlich zu einer Reaktion gezwungen sah.

Nach mehreren Wochen des Kampfes dann knickte der Verkehrsdezernent Klaus Oesterling ein und sprach “Eisenbahn-Reiner” ein Sondernutzungsrecht samt Ausnahmegenehmigung zu. Wohl, um weiteren Schaden des Ansehens der Stadt abzuwenden. Reiner indes ist derweil die Lust an seiner Eisenbahn vergangen – er möchte doch eigentlich nur seine Ruhe haben wollen.

Liebe Stadtverwaltung, liebes Ordnungsamt: 

Auch ohne, dass ihr es gerne propagiert – unsere Bürger SIND offen und pflegen ein entspanntes Miteinander. Hört endlich auf, dies mit eurer Engstirnigkeit zu gefährden und torpedieren! Danke.

 

Platz 9: Ein gutes Image

 

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Nach Berlin wollen sie ohnehin alle. “Kraftklub” vielleicht mal außen vor. München gilt gemeinhin als die “Perle des Südens”, jeder schwärmt vom dortigen Bier, der Gemütlichkeit der weltbekannten Biergärten.

Ich habe noch nie jemanden getroffen, der von einem Besuch in Hamburg zurückgekehrt wäre, und nicht von der Stadt geschwärmt hätte. Köln, das ist Karneval und rheinländische Heiterkeit, der Besucher Dresdens verliebt sich augenblicklich in die schöne Altstadt.

Heidelberg, ja, die quirlige Studentenstadt – oft bereist sogar von Asiaten und Amerikanern – mag auch irgendwie jeder, Freiburg wird ebenso schnell ins Herz geschlossen. Ebenso wie Nürnberg, das nicht nur zum Zeitpunkt des Christkindlmarktes gern besucht wird. Soll ja schließlich auch ziemlich gutes Bier dort geben. 

Und was ist eigentlich mit Frankfurt?

Frankfurt gilt vielen nach wie vor als ein großes Moloch.
Wie oft schon bekam ich zu hören, Frankfurt sei eine schmutzige, kalte Stadt voller Elend und Bänkern – insbesondere von Leuten, die “mal zu einer Messe” hier waren oder deren Frankfurt-Besuch ausschließlich zwischen Haupt- und Konstablerwache stattfand.

Ich bekomme dann stets das akute Bedürfnis, meine Heimat zu verteidigen.
Und sehe nicht ein, dass Frankfurt im Beliebtheits-Ranking deutscher Städte immer noch irgendwo zwischen Dessau und Castrop-Rauxel rangiert.

Doch, auch ich muss eingestehen, Frankfurt hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, was die Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts betrifft. Insbesondere sozial- und verkehrspolitisch wurden zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen, vom schon grotesk-hässlichen Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Innenstadt einmal ganz zu schweigen.

Erschwerend kommt hinzu: Jede Großstadt hat ihre Schandflecken und Brennpunkte. Blöderweise liegt der wohl jahrzehntelang größte davon direkt an dem Ort, den der gemeine Frankfurt-Besucher meist als erstes zu Gesicht bekommt: Dem Hauptbahnhof.

Kann ich es also jemandem verübeln, der – frisch in Frankfurt angekommen – den Hauptbahnhof verlässt und sich augenblicklich die Frage stellt:

” Um Himmels Willen . das hier soll also Frankfurt sein? Wann fährt der nächste Zug, der mich schnell wieder weg bringt von hier? “

Irgendwie nicht. Und das finde ich so schade! 

Frankfurt, du hast viel Mist gebaut in den letzten Jahrzehnten. Dir deinen Ruf als Verbrechens- und Betonhauptstadt hart erarbeitet. Wird Zeit, dass du dich mächtig ins Zeug legst – um einen Ruf zu erhalten, der dir als so lebenswerte, bunte und auch schöne Stadt gerecht wird. Meinen eigenen Beitrag hierfür steuere ich gern bei!

Platz 10: Waschechte Frankfurter

 

Läuft man durch die Straßen Münchens, so sind all diejenigen, die ihr gesamtes bisheriges Leben an der Isar verbracht haben, schnell und zahlreich auszumachen. Mit unverkennbarem Dialekt und einer herzlichen “Grantligkeit” sind die Münchner Kindl, wie sie sich selbst so gern bezeichnen, schnell auszumachen.

In der Hauptstadt ist der waschechte Berliner ebenso schnell auszumachen.
“Klar, dit ick von hier bin!”, fragt er, und schimpft über all die Touristen und Zugezogenen.

Im Ruhrpott ist der Durchschnitts-Westfale ebenso stolz auf Heimat und längst vergangene Zeiten, als im Pott noch rauchende Schornsteine Deutschlands Wohlstand sicherten.

So erfüllen eigentlich allerorts im Lande die Einwohner viele der Klischees, die man ihnen so nachsagt.

Doch was ist mit Frankfurt? Wo sind sie denn, all die Frankfurter Originale? 

Hand aufs Herz:
Wann habt ihr zuletzt einen waschechten Frankfurter kennen gelernt?

Diejenigen, die Apfelwein schon mit der Muttermilch aufgesogen haben, bereits ihre Kindheit hier verbracht haben – und auch aufgrund ihrer Redensart sofort als “Frankfodder” auszumachen sind?

Die der Eintracht die Treue schwören und selbstverständlich alljährlich über Pfingsten Urlaub nehmen, um im Stadtwald tagelang den “Wäldchestag” zu zelebrieren?

Mir passiert das wirklich selten. Schade eigentlich, verleihen doch gerade die schon immer Hier-Gewesenen ihrer Stadt einen unverwechselbaren Charakter.

Mag wohl daran liegen, dass viele Menschen allein aus beruflichen Gründen in der Mainmetropole landen. Die Fluktuation hoch, die Verweildauer begrenzt ist. 

Und vielleicht auch daran, dass “Frankfurter sein” mehr ein Gefühl der Zugehörigkeit als eine Frage der Herkunft ist. 

Trotzdem fordere ich all die Menschen, welche Frankfurt am Main als ihren Geburtsort im Personalausweis eingetragen haben, dazu auf:

Egal, wo auch immer ihr euch verstecken mögt: 

Verlasst öfters mal eure Wohnungen in Unterliederbach, Sindlingen, Zeilsheim, Hausen, Harheim oder Ginnheim – und mischt euch unter all die Zugezogenen!

Schließlich seid ihr eine echte Bereicherung für diese Stadt!

Insbesondere in den innerstädtischen Stadtteilen lässt es sich bislang zwar vorzüglich über die Heimat des Gegenübers unterhalten –  aber ein paar Anekdoten von früher, ein paar Worte gepflegter Frankfurter Mundart, ein bisschen mehr Frankfurt dem Stadtleben: Ja, das wäre schön. Eine Bereicherung, mir eine große Freude. Traut euch!


 

Aber sonst…

 

Ja, aber sonst hat Frankfurt so ziemlich alles, was eine lebens- wie liebenswerte Großstadt auszeichnet. Und nirgends dürfte eine größere kulturelle, architektonische wie landschaftliche Vielfalt auf ähnlich kleinem Raum bestehen. 

Frankfurt – das ist oftmals Liebe erst auf den zweiten Blick. Doch wer sich einmal von der Stadt in ihren Bann hat ziehen lassen, der mag hier nicht mehr weg.

Und sagt man nicht gerade den Frankfurtern nach, sie seien nur glücklich, wenn sie ordentlich was zu meckern haben?

Mir jedenfalls gehts nun schon deutlich besser.

Und in einer perfekten Stadt zu leben – das wär’ ja auch irgendwie langweilig, oder?

 

 

Undercover im roten Bus: Als Touri in der eigenen Stadt

So sehr ich auch jede freie Minute in meiner Heimat liebe und schätze, so gern besuche ich ja auch hin und wieder mal fremde Städte.

“Reisen bildet”, sagt man – und ja, sich durch fremde Städte treiben zu lassen, deren Architektur zu bewundern und deren Luft zu atmen: Das hat was. Ganz zu schweigen von den Menschen, die man kennen lernen kann – nein, man muss nicht einmal weit weg fahren, um den eigenen Horizont zu erweitern. Und anschließend mit unzähligen neuen Eindrücken und frischer Inspiration zurückzukehren, nach Hause an den Main.

 

Einfach mal “Touri sein”, das sei noch jedem vergönnt!

Und dennoch: 

Hand aufs Herz, ein jeder Heimatliche schmunzelt innerlich, wenn er Touristen durch die eigene Stadt schlendern sieht. Schwer bepackt mit Foto-Apparat um den Hals: Das Touri-Klischee lässt sich eigentlich nur noch mit einer Sightseeing-Tour im roten Doppeldecker-Bus toppen, welche in so ziemlich allen Großstädten dieser Welt ihre Runden drehen, um die eingängigen Sehenswürdigkeiten abzuklappern.

So auch in Frankfurt! Doch was sind eigentlich die eingängigen Sehenswürdigkeiten meiner Stadt? Wer nutzt überhaupt seine Urlaubstage, um meiner Heimatstadt Besuch abzustatten? Und vor allem: Sich bequem und jedem Klischee entsprechend im Sightseeing-Bus chauffieren zu lassen? Wo ist man her – und wieso reist man ausgerechnet nach Frankfurt?

 

Ich beschließe, dies herauszufinden.

Über die Website des Anbieters buche ich die “CityTour” für einen Fahrpreis von stolzen 14,90 Euro. Nicht ganz günstig, aber eine Kurzstrecken-Fahrkarte kostet ja mittlerweile RMV sei Dank auch nur noch unwesentlich weniger.

Und bereits die Homepage ist ein echtes Highlight:
Ich hatte ja ganz vergessen, wie Webseiten im Jahr 2001 ausgesehen haben. Mehr Retro-Charme geht nicht!

60 Minuten lang dauert die Touri-Rundfahrt:

Eine Stunde, in der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Frankfurts abgeklappert werden sollen. Ich bin gespannt, was mich erwartet!

Ich mache mich also auf zur Haltestelle “Dom/Römer”, von wo aus die Busse im Halbstundentakt aus abfahren und auch wieder ankommen.

Der auffällig rote Bus steht abfahrbereit an der Haltestelle, und ich schäme mich bereits ein wenig, als ich den Bus besteige und dem leicht gelangweilten Fahrer mein Ticket präsentiere. Dieser stattet mich auch direkt mit Einweg-Kopfhörern und Stadtplan aus.

Gut ausgerüstet erklimme ich das Oberdeck, suche mir ‘nen schicken Platz – und schaue mich um.

 

Die meisten Plätze bleiben leer

Lediglich sechs weitere Menschen möchten sich in bester Touri-Manier durch die Stadt chauffieren lassen. Nun gut, es ist halt auch Februar, ziemlich bewölkt und obendrein ein Mittag am Donnerstag.

Zeit, mit meinen Mitreisenden ins Gespräch zu kommen. Schließlich werden wir die nächste Stunde gemeinsam gefangen in einem bereiften Tourismus-Klischee verbringen.

Ganze fünf meiner Mitreisenden erweisen sich als belgischer Freundeskreis, welche mir erzählen, dass sie das morgige Davis Cup-Spiel besuchen werden und deswegen nach Frankfurt gereist sind. Hochrangige Tennis-Matches: Das ist sogar mir als Frankfurt nicht bekannt gewesen.

“And further we are here to conquer Germany”, ergänzen sie und lachen. Ich lache mit, jaja, diese Belgier – sollen die das mal versuchen! 

Es ist nicht ihr erster Besuch in Frankfurt; allerdings seien sie bislang nur zum Umsteigen an Flughafen und Hauptbahnhof gewesen – und die Messe, ja, die habe man auch schon öfters mal besucht. Umso schöner, endlich mal Zeit zu haben, sich den Rest “Mainhattans” anzuschauen.

Unmittelbar hinter mir nimmt eine junge Asiatin platz. Meine Frage nach ihrer Herkunft beantwortet sie mit entschlossenem “Chinese!”, ebenso die Frage nach ihren gesprochenen Sprachen. Mist, war wohl nix mit Kennenlernen. Allerdings erweist sie sich als äußerst hilfsbereit und stellt mir ungefragt den Schalter für die Sprachausgabe der Führung auf ihre Landessprache um. Wirklich äußerst freundlich, diese Asiaten!

 

Und los geht’s!

Die Begrüßung vom Band reißt uns aus unseren Gesprächen und stimmt uns mit den basic Facts zur Stadt auf die kommende Rundfahrt ein. Jaja, bedeutendes Wirtschaftszentrum, schöne Fachwerkhäuser, größter Flughafen der Republik, jaja ich weiß schon, und zwei Minuten vor der Abfahrtszeit geht unsere Reise los. Da sollte sich die deutsche Bahn mal ein Beispiel dran nehmen!

Wir starten auf der Berliner Straße, einmal rum ums Eck: Hallo auch, Paulskirche! Die Bandansage bedudelt uns mit der Geschichte der Kirche, und ehe wir uns versehen, zieht die große Euro-Skulptur an uns vorbei und wir befinden uns in mitten in den Häuserschluchten des Bankenviertels. Man staunt hier und da, der Bus biegt ab:

Ja, hallo auch, Westend! Wohlhabendes Viertel, jaja, der Palmengarten – huch, und vorbei ist er! – und schon erspähen wir die Bockenheimer Warte durch die große Frontscheibe des Oberdecks. Info hierzu: Am Fuße dieser findet ein Wochenmarkt statt. Heute sogar tatsächlich.

 

Tageslicht, gesetzlich vorgeschrieben

Bis hierhin mag sich im Bus noch keine rechte Begeisterung für Frankfurt breitmachen. Was sich auch nicht ändert, als bei der Vorbeifahrt am Hauptbahnhof darauf aufmerksam gemacht wird, dass sich an den Fassaden der Frankfurter Hochhäuser außergewöhnlich viele Fenster befänden.

Dies liege allein darin, dass in Deutschland für jeden Büroarbeitsplatz Tageslicht gesetzlich vorgeschrieben sei. Heyheyhey, hier kann ja sogar ich noch was lernen!

Nun aber vorbei am Hauptbahnhof: 

Wir überqueren erstmals den Main, und endlich kann ich ein staunendes “Ooooh!” von der Chinesin hinter mir vernehmen. Auch die obligatorische Kamera wird – endlich, endlich! – gezückt. Na, geht doch!

Wir biegen links ab, zu unserer Rechten: Das Museumsufer.
Während der Vorbeifahrt bekomme ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Während die Bandansage die einzelnen, teils weltbekannten Museen erwähnt, stelle ich für mich selbst nur fest: Ooooops, noch in keinem davon gewesen.
Ich alter Kulturbanause, ich!

Es folgt ein Abstecher nach Alt-Sachsenhausen.

Wir lernen, dass Apfelwein zwar sehr sauer schmeckt, dafür aber äußerst erfrischend ist. Und – natürlich! – dass Frauen ihn vor allem aufgrund seines geringen Kaloriengehalts zu schätzen wissen. Ganz klar, wieso auch sonst?

Über die alte Brücke geht’s zurück nach “Hibbdebach”, am Eisernen Steg zurück in Innenstadt – und ehe ich mich versehe, ist die Endhaltestelle am Dom schon wieder erreicht.

 

Wie gefällt’s den Touris?

Ich als Frankfurter muss sagen, dass ich nicht wirklich Neues gesehen habe. Außer vielleicht, dass Tageslicht vorgeschrieben für deutsche Büroarbeitsplätze sei. Dennoch war’s eine lustige Stunde, und einmal in die Haut eines Touristen zu schlüpfen: Ja, das hat Spaß gemacht.

Doch welches Fazit ziehen die wahren Touristen? 

Nach dem  Ausstieg befrage ich die belgische Reisegruppe.

Das war sie also nun, die Rundfahrt. Welches war euer persönliches Highlight? 

“Eindeutig das Hochhaus der europäischen Zentralbank. Es ist mit Sicherheit nicht das schönster der Stadt – aber das Bedeutendste, und bislang kannten wir es nur aus dem Fernsehen.” 

Und mal ganz generell: Was vermisst ihr als Belgier während eures Besuchs hier in Frankfurt? 

“Ihr Deutschen mögt zwar außerordentlich bekannt für euer Bier sein. Aber unser belgisches ist eindeutig das Bessere! Ganz zu schweigen von der Schokolade. Wenn es um Genuss geht: Da könnt ihr noch viel von Belgien lernen!” 

Ich notiere das mal so. Aber es gibt doch bestimmt auch etwas, das ihr an Deutschland und Frankfurt schätzt? 

“Allerdings! Hier wirkt alles sehr aufgeräumt und sauber, sogar eine Großstadt wie Frankfurt. Und alles ist hier gut organisiert, pünktlich und verlässlich – das beeindruckt uns sehr!” 

Oha, sämtliche Klischee über Deutschland mal wieder erfüllt. Krass. Ist da vielleicht tatsächlich was dran? Vielleicht sollte ich Belgien ja tatsächlich einmal besuchen. 

 

… und mein Fazit?

Mal Tourist sein in der eigenen Stadt: Das war wirklich spaßig. Klar, die Busfahrt ist verhältnismäßig teuer, und wirklich Neues sehen und erfahren tut man als Einheimischer freilich nicht. Doch der Austausch mit Touristen hat mir gut gefallen – und auch die nervtötenden Ansagen, die mir immerhin bewusst werden ließen, welchen Stellenwert und welche Vorzüge unsere Stadt im Ansehen der Welt genießt.

In der Haupt-Saison wäre die Fahrt mit Sicherheit noch interessanter gewesen:
Dann sind die Plätze in den roten Bussen erfahrungsgemäß restlos besetzt, und ich hätte mit noch mehr Besuchern ins Gespräch kommen sollen.

Aber hey, bald ist ja schon wieder Sommer! 🙂

 

Auf der Jagd nach den Sternen: Beim Frankfurter Foto-Slam

Dass ein “Foto-Slam” ebenso unterhaltsam und spaßig sein kann wie die weitaus populäreren “Poetry-Slams” es sind:

Darüber hatte ich schon nach meiner letztmaligen Teilnahme am bildschöpferischen Wettbewerb in diesem Blog berichtet.

Und auch, wenn mir mein Sieg trotz abenteuerlicher Jagd nach den letzten Telefonzellen als Relikten einer vergangenen Zeit verwehrt blieb – ich fieberte bereits dem nächsten Foto-Slam entgegen, an dem mein Dienstplan mir eine Teilnahme ermöglichen würde.

 

“Foto-Slam”: Noch nie gehört?

Dann kurz aufgepasst, denn das Konzept ist schnell erklärt:

Foto-Freunde werden über die Facebook-Seite des Veranstalters dazu aufgerufen, sich – ausgestattet mit Kampfgeist, guter Laune und Kamera (ein Smartphone tut es auch!) in der Bornheimer Kult-Absackstube “Lebensfreude Pur” zu versammeln.

Dort hat ein jeder Teilnehmer die exklusive Gelegenheit, einen Motto-Vorschlag aufzuschreiben und in einen Hut zu verfrachten.

Blind wird eines der Mottos gezogen – dieses dient dann als Oberbegriff für die Werke, die es im Rahmen des Wettbewerbs zu erstellen gilt.

Eine Stunden lang haben die Foto-Slammer nun Zeit, um auszuschwärmen. Es darf sich im gesamten Stadtgebiet aufgehalten werden, um ein dem Motto entsprechendes Motiv zu finden. Wer schlau ist, erscheint also zumindest mit dem Fahrrad!

Nach Ablauf der Stunde wird sich dann wieder in der “Lebensfreude” versammelt, um einen Schoppen zu beordern und das eigene Foto einzureichen.

Alle Bilder werden dann – freilich ohne Angsbe des Fotografen – auf Leinwand präsentiert. Mittels Stimmen in Form von Kaffeebohnen, die auf Schnapsgläser verteilt werden, wird nun in bewährten Verfahren der Sieger bestimmt. Dabei darf sowohl kumuliert als auch panaschiert werden, wie man das im Amtssprech so schön schimpft.

Das Bild mit den meisten Stimmen gewinnt. Dessen Urheber wird bekannt gegeben – und dieser darf sich darüber freuen, als Gewinner aus dem Turnier hervorzugehen. Obendrein winken Ruhm, Ehre & ‘ne Menge Lobhudelei, versteht sich.

Klingt spaßig? Ist es auch!

 

Also: Auf nach Bornheim!

Auf die Mitnahme einer Spiegelreflexkamera verzichte ich, als ich mich aufs Fahrrad schwinge. Schließlich fotografiere ich nur noch analog – und die Zeit bis hin zur Entwicklung würde dann doch etwas den Rahmen des Slams sprengen.

Ich treffe ein, grüße die bereits anwesenden Mitstreiter – zwölf an der Zahl, die gemeinsam mit mir heute um den Titel des “Foto-Slammers Februar 2017” buhlen werden.

Doch zunächst werfe auch ich meinen Motto-Vorschlag in den Hut. Veranstalter Jürgen schüttelt noch mal kräftig durch, zieht einen Zettel heraus und liest vor:

 

Die Jagd nach den Sternen

Stern(e) also: Unter diesem Begriff sollen heute unsere Bilder entstehen. “Warum ausgerechnet Sterne?”, denke ich mir – und blicke in den wolkenverhangenen, dunklen Himmel.

Doch der für Frankfurter Ortskenntnis zuständige Bereich meines Gehirns beginnt zu rattern. Die Zeit läuft.

Brainstorming im Kopf

Stern… Stern… Stern… Zum Stern! Klar, dass es nicht lange dauert, bis mir die Kneipe “Zum Stern” in Alt-Sachsenhausen in den Sinn kommt. Doch Kälte und Anfahrt schrecken mich ab. Und was sollte dort schon für ein Motiv herauskommen? Ein Foto des Schriftzugs “Zum Stern” auf der Fassade”?

Nee, also, ähm… doch nicht. Ich denke weiter nach.

“Stern Kaffee!” – Wieso komme ich als Kaffee-Junkie nur jetzt erst darauf? 

Blöde nur, dass das gleichnamige Kaffeehaus an der Paulskirche schon geschlossen hat. Und auch die Rösterei Wissmüller in Bockenheim, die mein schwarzes Gold erschafft, hat bereits geschlossen. Schade, deren Räumlichkeiten hätten sicherlich ein schönes Motiv abgegeben – mit all den STERN-Kaffeetüten.

Ich grüble weiter. Stern-Kaffee gibt’s ja auch anderswo. Na klar, in der “Margarete” beispielsweise! Ich trete in die Pedale und radele gen Innenstadt. Nun ja, zumindest bis ich an einem Kiosk vorbeifahre und die Zeitschriften-Auslage erspähe.

Na klar doch! Der “Stern” – das ist ja schließlich auch ‘ne Zeitschrift! Und die liegt doch für gewöhnlich in der Mokkateeria aus. Also: Nix wie hin, so’n Käffchen täte mir auch sicher gut bei dieser Eiseskälte.

Doch prompt folgt die Ernüchterung: 
Spiegel und Focus sind im Angebot – der Stern leider vergriffen. Fuck. 

 

Verzweifelt bei REWE

In meiner Verzweiflung treffe ich eine letzte Entscheidung. Aufgeben gilt schließlich nicht! Ich fahre zum REWE nebenan, hechte zu den Zeitschriften. Neben mir studiert bereits eine nette junge Dame die Auslagen. Ich spreche sie an, erkläre ihr meine Not. Bitte sie darum, statt ihrer Frauenzeitschrift den “STERN” zu studieren. Was sie auch – nach kurzem Kopfschütteln – gern zu tun bereit ist. Ich versuche mich an einigen Perspektiven und Einstellungen – Bild im Kasten!

Nun schnell zurück zur “Lebensfreude Pur” und Bild einreichen. Apfelwein bestellen, hinsetzen, verschnaufen. Auch meine Konkurrenten trudeln ein und reichen ihre Werke ein.

 

Und der Sieger…. bin ich?!

Ich bin bereits gespannt auf die Präsentation der entstanden Fotos. Und packe mir an die Stirn, als ich feststelle, dass ich mal wieder zu kompliziert gedacht habe.

Mercedes-Sterne, Blenden-Sterne der Straßenlaternen, Sternblumen – hätte ja nun wirklich nicht unbedingt Kaffee der Marke “Stern” sein müssen.

Kurz lache ich auf und bin ein wenig frustriert – außer mir hatte noch jemand die Idee mit dem “Stern” als Zeitschrift. Allerdings plaziert im Tiefkühlregal eines Supermarktes. Die Message versteh’ ich nicht so ganz, aber dennoch: Hey, wir sind ja alle kreative!

Die Abstimmung beginnt. Wir verteilen unsere Kaffeebohnen auf die Gläser. Ich persönlich habe meine Favoriten schnell gefunden: Ein wunderschönes Bild von Straßenlaternen, die ihr Licht sternförmig über die dunklen Straßen Bornheims verteilen. Und eines, dass eine sternförmige Maske in einem Schaufenster zeigt – in dem sich wiederum die Sonne (ist das nicht auch ein Stern?) der Spielothek gegenüber zeigt. Klasse Bild!

 

Welches der Bilder wohl gewinnen mag? 

Die Stimmen werden ausgezählt. Es ist…. meines. Ich schüttele meinen Kopf, vergewissere mich nicht zu träumen. Doch, tatsächlich, ich gewinne mit den meisten abgegeben Stimmen. Woah – und das mit meinem Smartphone, obwohl die anderen Teilnehmer allesamt ausgerüstet mit DSLR, mehreren Objektiven und Stativen angereist sind.

Schön, hier bestätigt zu bekommen, dass nicht allein das Equipment zählt – sondern ebenso Idee, Motiv und Umsetzung. Ich lasse mich kurz feiern, nachdem ich mich als Urheber des Bildes geoutet habe. Erzähle die Geschichte dahinter – und bin gespannt auf die Geschichten hinter den anderen Bildern.

Seid doch dabei beim nächsten Mal – und fordert mich als Titelverteidiger heraus! 

Alle Infos zum nächsten “Frankfurter Foto-Slam” findet ihr hier.

Dort könnt ihr auch die gesammelten Werke meiner Mitstreiter betrachten.

Und bis dahin: Allzeit “Gut Knips”!

 

 

Und es gibt sie doch, die Engel: Lieben Dank, Jasmin!

“Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!”

An diese Weisheit meines Vaters muss ich denken, als wir auf dem Parkplatz am Fuße des Feldbergs aussteigen. Und ich feststelle, dass sich außer uns nur ein weiteres Auto hier hinauf getraut hat.

Irgendwo ja auch kein Wunder: Es ist Montag, der Otto-Normal-Arbeiter fristet lustlos sein Büro-Dasein am ersten Arbeitstag der Woche. War nicht gestern erst Wochenende?

Egal, unseres ist nun mal heute – und das Wetter für eine kleine Wanderung auf den Feldberg kann man sich schließlich auch nicht im Voraus nach den eigenen Wünschen vorbestellen. Wobei das ja ziemlich praktisch wäre.

Wir beginnen den Aufstieg, und mich ereilen erste Zweifel, ob dieser Ausflug angesichts der Witterung wirklich eine gute Idee gewesen sein mag.

Egal, meine Gesellschaft ist bezaubernd, Stille und Nebel zaubern ein ganz besondere Atmosphäre zwischen die vom Schnee bedeckten Nadelbäume. Der kalte Wind schlägt ins Gesicht, doch eigenartigerweise nicht aufs Gemüt. Und hey, bei blauem Himmel wandern kann ja schließlich jeder!

Wir schlagen uns wacker den vereisten Weg hinauf gen Gipfel. Rutschen hier und da mal aus, staunen über den Nebel, welcher kaum weiter als 20 Meter blicken lässt.

 

Gut, dass ich nicht abergläubig bin. Oder etwa doch?

Langsam wird mir kalt, das Kopfkino springt an – und wird von einem großen Stein befeuert (Feuer! Hach wär’ das jetzt schön!), welcher den Wegesrand säumt. Ich werde neugierig, wische den Schnee von seiner Inschrift.

Hätte ich vielleicht mal nicht tun sollen, denn:

Der Stein erinnert an einen im Jahr 1957 an dieser Stelle tödlich verunglückten Mann. Schlechtes Omen? Quatsch. Bin ja nicht abergläubig. Glaube ich.

Noch ein paar Kilometer weiter, und es wird richtig eklig. Eisregen beginnt, uns in unsere hübschen Gesichter zu schlagen.

 

Selten so auf einen heißen Kaffee gefreut

Wir sind uns einig, dass wir uns – sobald wir den Gipfel erreicht haben – einen wärmenden Kaffee als Belohnung für unseren Aufstieg so richtig verdient haben.

Meine Gedanken beginnen langsam, sich auf “Kalt!” und “Kaffee!” zu reduzieren. Ah-oh. Kurz scherzen wir darüber, dass das Wirtshaus geschlossen habe, wir durch den Eisregen zurück laufen müssten und auf unserem Weg erfrieren würden. Dann wären wir zwar tot – bisschen, doof, aber vielleicht hätte man uns dann auch unseren eigenen Gedenkstein gewidmet. Schwacher Trost, dennoch ein komischer Gedanke.

Ganz und gar nicht komisch finden wir dann aber, dass sich unser Kopfkino in eine Vorstellung des ganz realen Lebens verwandelt: 

“Aufgrund schlechter Witterung geschlossen”. 

Das verkündet das Schild, das an der verschlossenen Tür unserer Einkehr angebracht ist. Verdammt, find ich nun gar nicht mehr so lustig. Vor allem, weil es doch meine Idee war,  den Gipfel zu erklimmen – und ich mich dann doch ein wenig verantwortlich für meine Begleitung fühle.

Ich spähe hinein ins Wirtshaus, und entdecke die Belegschaft, die sich zum Feierabend versammelt hat. Ich klopfe ans Fenster und ernte – zum Glück! – Aufmerksamkeit. Pantomimisch deute ich meinen drohenden Tod durch Erfrieren an, bin erleichtert, als sich eine Kellnerin bequemt, mir die Türe zu öffnen. Ich schildere unser Dilemma.

 

Wärme-Asyl und Dankbarkeit

Wir ernten aufrichtiges Mitleid und bekommen angeboten, uns kurz aufzuwärmen. Man sei allerdings gleich weg, aber wir können ja mit dem Bus zurück fahren. Eine kurze Recherche ergibt: Dieser fährt erst in einer Stunde.

Eine Stunde da draußen? In dieser Kälte? Nee, dann lieber gleich sterben. Ich versuche, meine restlichen Kräfte zu sammeln, um ein Maximum ein Mitleid zu erwecken. Frage, ob man uns denn nicht mitnehmen könne, wenn man ohnehin mit dem Auto in den Feierabend fahren. “Nee, sowas können wir nicht machen”, so die ernüchternde Antwort eines Angestellten. Auch mein dezenter Hinweis auf unsere Bargeldvorräte hilft mir nicht weiter. Scheiße. Also doch sterben?

Wir nehmen es mit Galgenhumor, nehmen Platz, so lange es noch geht – bis dann ein echter Engel um die Ecke kommt.

 

Ein Engel namens Jasmin

“Wo parkt ihr denn? An der großen Kurve? Wisst ihr, das ist nicht so weit – ich fahr’ euch dahin. Bevor ihr mir noch erfriert”.

Ich bin baff. Bleibe skeptisch. “Einfach so?” – “Einfach so”.
Ich frage, wie unser Engel heißt.

Jasmin, so ihr  Name – und ich gelobe feierlich, angesichts meiner Dankbarkeit all meine Kinder nach ihr zu benennen. Auch meine Söhne.

Sie lacht, meint, das würde sie ganz sicher nicht wollen – man denke an die armen Söhne! – und beordert uns, zu warten. Sie würde zurückkehren.

Und tatsächlich: Einige Zeit später bedeutet sie, uns ihr durch die Katakomben des Lokals hinab in die Tiefgarage zu steigen. Wir nehmen Platz in ihrem Auto, unterhalten uns, bis wir ausgesetzt werden zu unserem Auto. Welches uns zurück ins verregnete und kalte, dafür irgendwie dann doch gefühlt sichere Frankfurt bringt. Bevor wir losfahren, frage ich Jasmin, was wir ihr schuldig sein.

Ihre Antwort: Nichts. Einfach nichts, gern geschehen, passt schon.
Wow. Bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Habe in dieser Welt wohl vergessen, dass es so etwas noch gibt: Unentgeltliches Helfen. Ohne Erwartung jeglicher Gegenleistungen.

Es gibt sie also doch noch:

Die Engel des Alltags, die Menschen mit Herz. Es sind Geschichten wie diese, die mich den Glauben an das Gute im Menschen nicht verlieren lassen. Ich bin der guten Frau unendlich dankbar, und verspreche mir selbst, demnächst auch einem Fremden einfach mal zu helfen. Als Revanche und Zeichen meiner Dankbarkeit.

Habt ihr schön ähnliches erlebt? Engel des Alltags, die für ihre Hilfe nicht mal eine Gegenleistung verlangen? Deren Hilfsbereitschaft mit einem “Dankeschön!” von Herzen abgegolten werden kann? Ich bin gespannt auf eure Geschichten.

 

Und bis dahin: Erfriert mir nicht, Freunde !

 

 

Apfelwein für Anfänger

Egal. ob man nur kurz mal hier zu Besuch ist. Oder – mehr oder minder freiwillig – Frankfurt am Main zur neuen Heimat auserkoren hat:

Es wird nicht lange dauern, bis man mit ihm konfrontiert ist. In Lettern prangend auf der Speisekarte, kästen- oder dosenweise im Supermarkt. Oder in seiner ganzen Schönheit, gülden glänzend im Glas mit merkwürdigen Rautenmuster.

Kenner haben es natürlich schon längst erkannt:
Die Rede ist hier vom Apfelwein, dem Nationalgetränk der Hessen.
Das auch in Frankfurt eine große Tradition pflegt und auf das man hier mächtig stolz ist.

Früher oder später kommt dann natürlich auch der Moment, an dem der erste Schluck “Ebbelwoi” in die Kehle rinnt.

Doch bevor es soweit ist, hier ein schneller Überblick über das Wichtigste, was der Apfelwein-Anfänger wissen sollte. Denn während die Hessen ihr “Stöffche” oft schon mit der Muttermilch genossen haben und längst ins Herz geschlossen haben, ist er vielen Neu-Frankfurtern zunächst noch etwas unbekannt und auch suspekt.

Also, gut uffgebasst!

 

Apfelwein und Frankfurt

Ja, warum eigentlich ist der Apfelwein hier so populär wie andernorts das Bier?
Dies ist mitunter darin begründet, dass in weiten Teilen Hessens – und eben Frankfurts – keine sonderlich guten klimatischen Bedingungen für den Anbau von Weintrauben vorherrschen. So werden in Frankfurt lediglich auf süßen 25 Hektar – nämlich auf dem Lohrberg – Weintrauben angebaut.

Und da der Hesse dennoch nicht auf den gepflegten Rausch verzichten wollte, machte er frühzeitig aus der Not eine Tugend: 

So ist die hessische Landschaft Heimat vieler Streuobstwiesen, welche eine große Vielfalt an heimischen Apfelsorten und einen damit einhergehenden hohen Ernteertrag bieten. Der Gedanke, statt Trauben also einfach Äpfel zu Wein zu verarbeiten, lag also mehr als nahe.

Natürlich entwickelte sich parallel dazu gleichfalls das Brauereiwesen. Hessisches Bier erlangte jedoch niemals die Popularität des Gerstensafts im Rest der heutigen Republik.

Und, unter uns: Es gibt wahrlich schmackhafteres als Binding Pils.

Und somit ist man eben stolz und pflegt die Tradition dessen, was es anderenorts nicht gibt: Die des Apfelweins. 

 

“Ja, aber Most gibt’s doch auch anderswo?”

Ich hab’ ja mal an einem bekannten Stand auf dem Wochenmarkt an der Konstablerwache gearbeitet und die durstigen Besucher mit frischem Apfelwein aus dem Umland beglückt. Klar, dass sich darunter auch viele Touristen und Besucher der Stadt befanden.

Und immer wieder bestellten diese einen “Apfelmost”. Was mich schmunzeln und entgegenen ließ: “Tut mir leid, wir haben nur Apfelwein”.

Ja, aber das ist doch dasselbe wie Most?!” – so dann stets die Frage.
Deswegen, Obacht, hier ein für alle Mal:

Nein, Apfelwein ist kein Most, liebe Nicht-Hessen (allen voran ihr lieben Schwaben!). Sonst hieße er schließlich folglich auch so.

Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Apfelwein und -Most besteht darin, dass die Apfelmaische (zerhackstückselte Äpfel) bei der Herstellung von Most abgefüllt wird, und ohne eine Zugabe von weiteren Stoffen abgewartet wird, bis die Maische auf den Grund des Behältnisses abgesunken ist. Zusätzlich werden bei der Most-Herstellung noch Birnen für die Masche verwendet.

Der Fruchtzucker ist hier alleinverantwortlich für den Gärprozess: Die sich über dem Bodensatz befindliche, zwischenzeitlich vergorene Flüssigkeit des Apfel- und Birnensatz wird dann als “Most” bezeichnet und an Mann und Frau gebracht.

Beim Apfelwein indes werden lediglich Äpfel verschiedenster heimischer Sorten (leider auch des Öfteren Apfelkonzentrat, um die Nachfrage entsprechend decken zu können) verwendet, die zunächst vergoren, anschließend aber mit Hefen angereichert werden. Aufgrund einer längeren Gärzeit entstehen die typischen Bitterstoff, und erst wenn der Gärprozess abgeschlossen ist (weniger Süße, weniger Kohlensäure) wird der Apfelwein filtriert, um Rückstände von Maische und Hefen zu entfernen.

Merke also: Apfelwein ist nicht gleich Most. Alles klar? 

 

Süß, Sauer & Pur.

Nun ist es irgendwann also soweit:
In betont entnervter Manier steht das Frankfurter Bedienpersonal vor euch und erwartet eure erste Apfelwein-Bestellung.

Hierbei ist zunächst zu erwähnen, dass Apfelwein in Frankfurt in seiner reinsten Form (also “Pur”) ausgeschenkt wird, oder “gespritzt” wird. Keine Sorge, dies bedeutet nicht, dass er euch gleich intravenös verabreicht wird – vielmehr, dass das “Stöffche” gestreckt wird.

Und zwar entweder mit Mineralwasser (“sauer”) oder Limonade (“süß”).
Letzteres zu Bestellen war früher überaus verpönt und endete angeblich sogar mit Hinauswurf, ist aber mittlerweile – auch Frankfurt geht mit der Zeit – durchaus üblich. Auch wenn’s mir selbst nicht schmeckt.

Nun stellt sich natürlich noch die Frage nach der Form der Darreichung: 

Entweder ihr bestellt einen “Schoppen” für euch, also ein kleines oder auch ein großes Glas Apfelwein. Damit es euch als Apfelwein-Anfänger nicht direkt die Socken aus den Schuhen haut, macht ihr mit der Bestellung eines großen oder wahlweise auch kleinen “Sauergespritzten” (s.o.) nichts verkehrt. Dieser wird im “Gerippten” serviert, das Glas mit dem typischen Rautenmuster – einst vorgesehen, um vom Essen fettige Finger am Abrutschen zu hindern.

Seid ihr in größerer Gesellschaft, empfiehlt sich dagegen der Erwerb eines ganzen “Bembels”. Dessen Größe wird bezeichnet nach der Anzahl der – ausschließlich in kleiner Größe auf den Tisch gestellten! – “Gerippten”, welche euch dazu auf den Tisch gestellt werden.

Beispiel: 

Vier Freunde haben mächtig Durst. Einen jeden durstet es nach 2 Gläsern Apfelwein. Folglich wird ein “8er Bembel” bestellt. Zu beachten ist nun lediglich noch, dass der Bembel lediglich mit reinem Apfelwein befüllt wird und etwaige Getränke zum “Spritzen” separat bestellt werden müssen.

Gar nicht so schwierig, oder?

Lasst euch gesagt sein: 

Nach eurem ersten Schoppen werdet ihr vermutlich noch das Gesicht verziehen.
Aber hey, ging’s euch nicht genauso nach eurem ersten Bier, dass ihr damals getrunken habt? Ab dem Dritten wird eine lebenslange Liebe daraus. Versprochen!

Apfelwein – zu Hause und “to go”

Und ja, irgendwann ist es dann auch bei euch soweit – das Verziehen eures Gesichts nach den ersten Schlucken des “flüssigen Goldes” ist einer Leidenschaft für den gepflegten Schoppen gewichen.

Der Apfelwein hat sich gewissermaßen in eurem Apfelwein integriert, und ihr möchtet ihn nirgends missen.

Kein Problem: Müsst ihr auch gar nicht. 

Apfelwein, den gibt’s hier in jedem Discounter. Der schmeckt dort nicht unbedingt empfehlenswert (Ausnahme: “Der alte Frankfurter” von Possmann, ist zumindest besser als gar kein Apfelwein), ist aber immerhin verfügbar.

Besser aber, ihr schaut bei REWE oder Tegut vorbei:
Diese führen zumeist ein größeres Sortiment an Apfelweinen, darunter auch meinen Favoriten: Den naturtrüben “Meister Schoppen” der Kelterei Rapp’s.

Und überhaupt, probiert ruhig aus und findet euren persönlichen Favoriten.
Ob naturtrüb oder klar, ob herb-würzig oder erfrischend: Jede Sorte besticht durch ihre ganz eigene Geschmacksnote.

Zwangsläufig werdet ihr dabei über den Begriff “Speierling” stolpern, der auf so manch Flasche prangt. Hierbei handelt es sich um eine holzige Apfelsorte, deren Saft zur Veredelung für den Apfelwein genutzt wird und diesem eine ganz eigene, herbe Note gibt. Liebt man oder hasst man!

Etwas unhandlich sind die großen Glasflaschen freilich schon.
Und genau hier tat sich eine Marktlücke auf, welche prompt von den Keltereien genutzt wurden:

Für den bequemen “Schoppen to go” gibt’s Apfelwein nämlich auch in der praktischen 0,5 Liter-Dose. Und diese sind tatsächlich pfandfrei, sodass ihr für lange Fußwege oder das Picknick am Main auch jederzeit bestens gerüstet seid.

Neben den Klassikern “Pur” und “Sauer” sind mittlerweile auch zahlreiche Mischgetränke mit Säften oder auch Cola (uargh!) erhältlich. Man geht hier offensichtlich mit der Zeit!

 

Eine kleine Buchempfehlung

Ihr seid auf den Geschmack gekommen, und es dürstet euch nun noch nach weiteren Informationen und Anekdoten rund um den Apfelwein?

Dann lege ich euch die Lektüre des Buchs “Süß, Sauer, Pur” nur allzu sehr ans Herz! In diesem schildern gleich mehrere Frankfurter Autoren nüchterne Fakten wie unterhaltsame Anekdoten von, über und um den Schoppen. Das Buch hat mich derart begeistert, dass ich ihm vor einiger Zeit sogar einen eigenen Artikel gewidmet hatte. 

Nun aber: Zum Wohle!

Ich hoffe, ich konnte euch eure anfängliche Skepsis gegenüber unserem Apfelwein ein wenig nehmen und dieser zumindest einer gewissen Neugierde weichen lassen.

Bei manchen dauert’s ein wenig länger, doch hat man erst einmal Blut geleckt, so lässt sich ein kühler Schoppen ganz besonders genießen. Vor allem als ein lieb gewonnenes, neues Stück Heimat.

Ein wenig Background-Wissen konnte ich hoffentlich ebenso vermitteln, sodass ihr euch nicht davon abhalten lassen solltet, auszuschwärmen. Ob in der Wirtschaft, mit Freunden, in den heimischen Wänden, in eurer Lieblingskneipe:

Überall lässt sich einem besonders schönen hessischen Ausspruch hier frönen:

“Komm, mir trinke noch en Schobbe – von diesem scheene Göttertrobbe!” 

Tipps für kalte Tage: Drei schnell erreichbare Ausflugsziele

Brrrr, ist das kalt da draußen!
Ich weiß ja nicht, wie es euch so ergeht – aber ich bin ja ein echter Kältemuffel.

So unternehmungsfreudig ich auch sonst sein mag:
Beim Blick aus dem Fenster und auf das Thermometer fühle ich mich von der Außenwelt oftmals schlicht angefeindet.

Um nicht endgültig dem Winter-Blues zu erliegen, schleife ich mich mich dann oft – schwer bepackt mit Lektüre – in eines der wunderbaren Cafés unserer Stadt.

Aber manchmal will ich auch einfach mal raus aus der Stadt, kurz durchatmen. Ein bisschen Frischluft atmen und Kraft tanken.

Lange Ausflüge, Radtouren und Wanderungen sind leider nicht drin, wenn es bereits ab nachmittags um 4 schon dämmert.

Zum Glück habe ich jedoch drei Ausflugsziele für eine kurze Stadtflucht für mich entdeckt, welche ich euch gern empfehlen möchte!

Allesamt sind sie schnell erreichbar und lassen ein wenig Aktivität und anschließendes Einkehren und Aufwärmen gut vereinbaren.

Also: Gut aufpassen, dicke Jacke anziehen – und raus mit euch an die frische Winterluft! Soll ja schließlich auch ganz gut sein für den Teint.

 

Jacobiweiher / Stadtwald

Warum hin?

Der Jacobi-Weiher im Frankfurter Stadtwald ist ein echtes Idyll und Zufluchtsort für den stressgeplagten Großstädter. Mitten im Stadtwald gelegen, könnt ihr hier in aller Seelenruhe um den See schlendern, Waldluft atmen und den Vögeln beim Zwitschern zuhören. Mitunter auch den ganz großen “Vögeln”, die gerade ihren Landeanflug auf den Frankfurter-Flughafen begehen.

Nehmt Platz an einer der schönen Bänke am kleinen See, haltet Inne auf einer der Brücken.

Oder auch, gerade jetzt im Winter: Packt euch eure Schlittschuhe ein und dreht ein paar Runden auf dem zugefroren Weiher!

Wenn ihr dann glücklich, frischluftversorgt und durchgefroren seid, könnt ihr im Gasthaus Oberschweinstiege einkehren und euch bei Heißgetränk und Mahlzeit aufwärmen und stärken.

Ein idealer Ort, um für kurze Zeit allem Trubel zu entfliehen – und einfach mal durchzuatmen! Muss ja schließlich auch mal sein.

Wie hinkommen?

Kaum zu glauben, aber in nicht einmal 20 Minuten gelangt ihr von der Innenstadt aus mitten hinein ins Idyll. Vom Hauptbahnhof aus könnt ihr direkt in die Straßenbahn-Linie 17 einsteigen. Diese könnt ihr auch von Konstablerwache aus erwischen, wenn ihr von der Konstablerwache aus mit der S-Bahn bis zur Haltestelle “Stresemannallee” düst.

Und schon die Anfahrt ist ein echtes Highlight:

Nach einem letzten Halt in Sachsenhausen-Süd verlässt die Tram die Zivilisation, beschleunigt auf rekordverdächtige 50 km/h und fährt auf der alten Trasse der Eisenbahnstrecke Frankfurt – Neu Isenburg mitten durch den Stadtwald. Bereits der Blick über die Schulter über des Straßenbahnfahrers ist ein echtes Vergnügen! Die Bahn erreicht praktischerweise schnell die Haltestelle “Oberschweinstiege” hält.

Von hier aus seid ihr dann bereits mitten drin in Wald, Frischluft und Spaziergangs-Freuden !

 

Der große Feldberg

Warum hin?

Hättet ihr gedacht, dass man in nicht einmal einer halben Fahrtstunde von Frankfurt aus Ski-Fahren kann? Im Schnee wandern, rodeln, einen wahren Winter-Traum erleben kann?

Nein? Dann solltet ihr euch dringend einmal auf zu Hessens höchster Erhebung machen: Dem großen Feldberg im Taunus. Dank dem Höhenunterschied zwischen Stadt und Naturpark liegt hier selbst dann Schnee, wenn Frankfurt noch vollkommen befreit von aller weißer Pracht ist.

Und dank Ski-Verleih in Oberschmitten am Fuße des Feldbergs könnt ihr euch sogar euren ganz eigenen Ski-Kurzurlaub quasi vor eurer Haustür ermöglichen.

Egal, ob ihr euch dazu entschließt, die Kufen zu schwingen – oder ob ihr an einem der Parkplätze auf der den Berg hinaufführenden Straße parkt und den Gipfel dann zu Fuß erklimmt:

Nachdem ihr weiße Pracht und Natur genossen habt, solltet ihr dringend einkehren im Restaurant “Feldbergblick”. Diese hat etwas von einer alpinen Berghütte und beschert euch einen traumhaften Ausblick über Umland und auf die Stadt.
Wie hinkommen?

Wenn auch ihr mal echte Gipfelstürmer werden wollt, dann könnt ihr sogar mit den “Öffentlichen” bis direkt auf den Gipfel fahren: Von der U-Bahn-Endhaltestelle “Oberursel-Hohemark” verkehrt ein Bus bis zur Haltestelle “Großer Feldberg”. Leider nur alle zwei Stunden.

Besser dran seid ihr mit dem Auto:
Dies lässt sich bspw. bei Flinkster sogar recht günstig für euren  Kurzausflug mieten.

Ich empfehle euch, am Parkplatz “Große Kurve” zu parken (A661 bis Ausfahrt Oberursel-Hohemark, dann der Beschilderung gen Feldberg folgen) und dann den Aufstieg auf den Gipfel zu wagen. Dieser nimmt – je nach eurem Tempo – ca. 60-90 Minuten in Anspruch und belohnt euch mit traumhafter Stille, unschuldig weißem Schnee und einem Ausblick, der seinesgleichen sucht.

Nach einer wohlverdienten Pause (Tipp dafür: Siehe oben) geht’s dann kräfteschonend wieder bergab zum Parkplatz – und zack, ‘ne halbe Stunde später seid ihr wieder daheim.

Fühlt sich an wie ein echter Kurzurlaub!

 

Erst Treppensteigen, dann Staunen: Der Goetheturm

Warum hin?

Der Goethe-Turm ist nicht nur höchster Holzturm der Republik, sondern auch lohnenswertes Ausflugsziel: Einmal bestiegen, habt ihr auf stolzen 43 Metern Höhe einen atemberaubenden Ausblick über Baumwipfel hinweg auf die Skyline.

Um euch diesen Ausblick zu verdienen, könnt ihr vorher einen gemütlichen Spaziergang durch den den Turm umgebenden Stadtwald wagen. Hier gibt es unter anderem zahlreiche historische Brunnen zu entdecken.

Und wenn ihr vom Spazierengehen und Treppensteigen so richtig außer Puste seid, dann kehrt ein im Gasthaus am Fuße des Turmes, und lasst euch Apfelwein, Kaffee oder eine heiße Suppe schmecken. Bevor ihr euch wieder aufmacht in den Frankfurter Alltag.

Wie hinkommen?

Auch am Goetheturm seid ihr schneller, als ihr vermutlich denkt:

Entweder ihr fahrt von der Innenstadt aus mit der Buslinie 36 zur Endhaltestelle “Sachsenhäuser Warte” und gönnt euch einen ca. 20-minütigen Spaziergang. Oder ihr macht’s auf die faule Art und Weise und nutzt den Bus der Linie 48, welcher euch halbstündlich direkt von der Innenstadt (Lokalbahnhof) aus an den Turm bringt.

Na, überzeugt? Raus aus der Bude mit euch, trotzt der Kälte – Bewegung und frische Luft tun gut, durchatmen sowieso – und Frühling wird’s wieder früh genug. Da bin ich mir ganz sicher!


Haben euch meine Tipps gefallen – oder habt ihr noch weitere für einen winterlichen Ausflug? Ich freue mich auf eure Kommentare!