Samstag Nachmittag im Knast

… ein Besuch im ehemaligen Polizeigefängnis “Klapperfeld”.

Nackter Beton regieret den Anblick der Kellerräume des alten Gefängnisses.

Achtung, jetzt wird’s ein bisschen peinlich:

Einen Besuch des ehemaligen Polizeigefängnisses “Klapperfeld” stand schon lange auf meiner Agenda. Leider sind dessen Ausstellungsräume für Besucher lediglich samstags zwischen 15 und 18 Uhr geöffnet. Doof nur, dass ich mich just in diesem Zeitraum für gewöhnlich im Dienst befinde. 

Umso größer war dann aber meine Freude am vergangenen Wochenende, als ich zur Abwechslung einmal einen freien Samstagnachmittag zur Verfügung hatte. Und diesen dazu nutzen konnte, einmal dort vorbeizuschauen. Wetter war ja eh so “lala”.

Als ich die Klapperfeldstraße 5 erreiche, schlage ich mir imaginär an die Stirn. Schon tausend Mal bin ich am riesigen Gebäude vorbeigelaufen! Neulich hatte ich bereits Fotos vom Komplex gemacht, der sich so auffällig inmitten der Stadt, unweit von Gericht und Zeil befindet.

Doch nicht einmal ansatzweise kam ich die Idee, dass es sich hierbei um das “Klapperfeld” handeln könnte. Nun ja, wieder was gelernt! 

Für all die Leser, denen das “Klapperfeld” noch kein Begriff ist,
hier die wichtigsten Fakten im Schnelldurchlauf:

Berichts 1886 als innerstädtisches Gefängnis errichtet, wurde es in der Zeit des Nationalsozialismus von der Gestapo als Ort zu Inhaftierung und Folter von politischen Gegnern und anderweitig verfolgten Menschengruppen genutzt. Auch nach dem Kriegsende 1945 existierte das Gefängnis — nun unter Einfluss der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland — weiter. Ab den 1980er Jahren wurde es dann bis zur Aufgabe im Jahr 2002 als Abschiebe-Haftanstalt genutzt.

Das Gebäude stand — nunmehr ohne Verwendung für die Justiz — dann ganze sieben Jahre lang leer. Eine große innerstädtische Fläche, sich ganz selbst überlassen. Eigentlich unvorstellbar. 

Im Jahr 2009 dann überließ die Stadt das Gebäude dann der Gruppierung Faites votre Jeu!, einem losen Zusammenschluss studentischen Ursprungs. Die Gruppe hatte zuvor lange Zeit eine leerstehende Villa in Bockenheim “verwaltet” (respektive:besetzt), die nun von der Stadt Frankfurt zur Eigennutzung beansprucht wurde. Als Ausweichort wurde das leerstehende Gefängnisgebäude in der Klapperfeldstraße angeboten. Dort konnten “Faites votre Jeu!” fortan eine neue Bleibe finden.

Keller und drei Stockwerke wurden von “Faites votre Jeu!” zur Dauerausstellung gewandelt. Was es im Einzelnen zu sehen und entdecken gibt, ist auf der umfangreichen Homepage der Ausstellung aufgeführt. 


Mein Besuch und meine Eindrücke

Der Eintritt ins Gefängnis ist frei; allerdings wird um Spenden gebeten. Einer Bitte, der ich wirklich gerne nachkomme. Es gilt schließlich, all die Arbeit zu honorieren, die dafür geleistet wurde, diesen historischen Ort als Mahnmal zu erhalten.

Befremdlich, irritierend, unheimlich: Der Kellertrakt der Haftanstalt.

Als ich eintrete, fühle ich mich sofort unwohl und verstört. Nackte, graue Betonwände regieren all meine Eindrücke und schaffen eine unheimliche Atmosphäre. Ich beginne im Kellerraum und betrachte die zahlreichen Informationstafeln an den Wänden. 

Gänzlich wie im Horrorfilm fühle ich mich dann, als ich das das zweite Geschoss betrete: Hier befinden sich Gefängniszellen, die im Zustand der Schließung im Jahr 2002 belassen wurde. Eine Metallpritsche, zwei Besucherstühle, ein brüchiger Holztisch. Eine offene Toilettenschüssel ohne Deckel, ein Waschbecken. Das musste wohl reichen.

Der selbe Anblick in einer jeden Zelle. Und, natürlich wieder: nackte Betonwände. Eine wahrlich trostlose Tristesse.

Es erscheint mir unvorstellbar, dass hier Menschen als Gefangene jemals ihren Alltag verbracht haben.

Und das sogar noch bis vor 14 Jahren. Ich fühle mich erneut beklemmt und unwohl und lese all die Inschriften, die Gefangene in allen Sprachen dieser Welt auf die Wände gemalt oder eingeritzt haben.

Diese surreale Szenerie inmitten der Stadt, in der ich lebe, mich so oft bewege — das lässt mich nicht mehr los. Ich versuche, eine Vorstellung vom Gefängnis-Alltag zu gewinnen, aber es mag mir nicht gelingen. 

Im dritten Stock folgt dann das “Highlight” der Dauerausstelung:
Dieser ist der Trakt, in welchem zuletzt die Abschiebehäftlinge untergebracht wurden.

Im großen Waschraum — neben den Waschbecken hängen noch verblichene “Herren-Magazine” — will ich keinen rechten Zusammenhang zur Körperhygiene herstellen können.

In manchen Zellen sind persönliche Aufzeichnungen und Gegenstände der Gefangenen ausgestellt. Schade, dass die drei Stunden der wöchentlichen Öffnungszeit nicht einmal annähernd dafür ausreichen, den gesamten Gefängniskomplex intensiv und umfassend zu erkunden.

Doch genügen lediglich Minuten eines Aufenthalts in diesen Gemäuern, um überwältigt zu sein. Überwältigt von dieser Welt, die man an diesem Ort niemals vermutet hätte. Überwältigt von der Vorstellung, hier gelebt haben zu müssen. Das Bedürfnis zu bekommen, sich mit all den Geschichten der hier Inhaftierten, Bediensteten und Gefolterten zu beschäftigen. 

“Hat ein Mensch das wirklich verdient?”

Diese Frage stellt sich mir auf. Während vermeintliche “Systemgegner” hier zur Zeit des Nationalsozialismus hier gänzlich grundlos festgehalten und gefoltert wurden, so wurde unter den Fittichen der Bundesrepublik Deutschland sicherlich niemand ganz unschuldig und ohne Grund eingebuchtet.

Aber: Hat ein Mensch dieses Dunkel, das hier den immergleichen Alltag umgeben haben muss, jemals verdient? Welches Verbrechen rechtfertigt den Entzug eines würdigen Lebens? Ich hoffe sehr, heutige Haftanstalten bieten einen lebenswerteren Rahmen für die Inhaftierten, um über ihre Fehler nachdenken zu können. Für ihre Schuld zu büßen, anderen nichts mehr zu Leide tun zu können — aber dennoch ein halbwegs lebenswertes Leben zu führen. Wenn schon kein freies.


Ich steige wieder hinab ins Erdgeschoss. 

Hier platze ich in die Vorbereitungen für eine Party von “Faites votre Jeu!”.
Das Wärterhaus als Bierausschank, Waschraum als Tanzfläche, bunte Dekoration an den Gefängnismauern:
Ich bin erneut ziemlich irritiert von diesem Anblick.

Ich spreche mit einigen der Anwesenden. Natürlich möchte man sich von all der Arbeit, die hier ehrenamtlich erbracht wird, auch einmal erholen. Und natürlich möchte auch mal gefeiert werden. Und das sei allen herzlich gegönnt!

Ich freue mich und staune, als ich ganz unvermittelt zur Party am Abend eingeladen werde.

“Jeder ist hier willkommen — aber wir passen schon darauf auf, dass das Klientel stimmt”.

Das will ich auch hoffen — es wäre schließlich schade, würde dieser Ort zur “Party-Location von Hintz & Kuntz” verkommen. Damit auch weiterhin angenehm gefeiert wird, und nicht bald die ersten Junggesellenabschiede einfallen, werden die Veranstaltungen auch weder beworben noch bekannt gegeben. Gut so!

Ich bin irgendwie erleichtert, als ich die Ausstellung verlasse und wieder auf der belebten Zeil stehe. Und dennoch: Dieser Besuch hängt mir nach, das beklemmende Gefühl der eigenen Gefangenschaft, die Enge der Zellen — all dies wird mich noch eine Weile lang beschäftigen. 

Ich kann nur jedem raten, ein wenig freie Zeit am Samstagnachmittag für einen Besuch in der Gedenkstätte “Klapperfeld” zu investieren. Es lohnt sich — und schafft auf eine eigentümliche Art und Weise ein Bewusstsein für das Glück der persönlichen Freiheit.

Alle Informationen zum Polizeigefängnis, zu Dauerausstellung, Events und natürlich “Faites votre Jeu!” findet ihr unter https://www.klapperfeld.de

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Exported from Medium on September 22, 2016.

Kotzwetter auf der Koblenzer

 

Getanzt wurde trotzdem auf dem Straßenfest der “SiKS”

Bunte Ausgelassenheit im Frankfurter Gallusviertel. Daran ändert auch der Regen nix.

Die Koblenzer Straße ist ja für mich mitunter der sympathischste Straßenzug dieser Stadt. Dies ist vor allem der “Stadtteilinitiative Koblenzer Straße” (kurz SiKS) geschuldet, welche den nachbarschaftlichen Zusammenhalt im Gallusviertel fördern möchte.

Alljährlich wird von ihr das “Koblenzer Straßenfest” veranstaltet. Dieses darf vollkommen zurecht als das bunteste und verrückteste aller Frankfurter Straßenfeste bezeichnet werden. Bereits letztes Jahr war ich begeistert von all dem Herzblut und dem grundsoliden Maß an Verrücktheit, das von den Organisatoren und Helfern für das Fest an den Tag gelegt wird.

Insofern hielt mich am heutigen Samstag, den 20. August, auch das “allerfeinste Frankfurter Sommerwetter” (ergo: Wind, kalt, Regen) nicht von einem Besuch ab, um der “SiKS” ein wenig Support zu zeigen. Immerhin bereits zum zwölften Mal lud diese zum bunten Treiben auf dem Pflaster des Gallusviertels ein.

Schade aber, dass sich viele potentielle Besucher offenbar von der schlechten Witterung von einem Besuch haben abhalten lassen.


Ziemlich ausgeflippt

Während bei anderen Straßenfesten meist die immergleichen Fress- und Suffbuden dominieren, so regiert beim Sommerfest der SiKS ein buntes Chaos und es herrscht bereits am späten Nachmittag Ausgelassenheit. Tanzen kann man schließlich auch im Regen!

Neben dem obligatorischen Hofflohmarkt und den Leckereien der kulturell breit aufgestellten Anwohner gab es für mich unter anderem Folgendes zu entdecken:

 

Buntes Federvieh sorgt aus dem Kofferraum eines VW-Bullys heraus für elektronische und tanzbare Beschallung der Gäste.

Im “SiKS”-eigenen Begegnungszentrum “KNOBBE” gab’s Kunst aus dem Gallusviertel zu bestaunen. Allein die Location ist ein Augenschmaus!

Mein absolutes Highlight:

Das “ORAKEL VOM GALLUS”.
Auf einer Schreibmaschine können vom wissbegierigen Fragesteller auf einer altgedienten Schreibmaschine Fragen notiert werden, welche anschließend durch eine Luke von einer Hand im schwarzen Handschuh in Empfang genommen werden. Die Antwort kommt wenig später — in Schreibmaschinen-Lettern, versteht sich. Wie nur kommt man auf eine solche Idee?!


Fast ein wenig schade,

dass das Koblenzer Straßenfest lediglich einmal im Jahr stattfindet. Würden alle Nachbarschaften einen solchen Zusammenhalt pflegen und ein solches Projekt wie die “SiKS” auf die Beine stellen: Diese Welt wäre eine bessere. Oder zumindest diese Stadt.

Aber:

Donnerstags veranstaltet die Initiative einen “Barabend” im “KNOBBE”.
Besucher sind Willkommen: Also schaut doch mal vorbei!

By MatzeFFM on August 21, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Schnellansicht statt Schreibmaschine

 

Ein spannender Blick hinter die Kulissen der „Frankfurter Rundschau“

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Meine innig geliebte „Frankfurter Rundschau“ begleitet mich schon seit Jahren durch den Tag. Ich, meine Tageszeitung & eine große Tasse duftenden Kaffees, genossen in meinem Lieblingscafé — das ist meine ganz persönliche Komposition für einen perfekten Start in den Tag.

Im Rahmen eines „Sommer-Gewinnspiels“ verloste die Frankfurter Rundschau in den Sommerferien einen Preis, der sofort mein Interesse weckte: Der Gewinner sollte den Chefredakteur persönlich einen ganzen Vormittag lang bei seinem Arbeitsalltag begleiten und einen Blick hinter die Kulissen der „Rundschau“ erhaschen dürfen. Einen Einblick in deren Entstehungsarbeit erhalten, ganz nah dran sein, wenn Zeitung gemacht wird. Klar, dass ich am Gewinnspiel teilgenommen habe. „Kost‘ ja schließlich nix“, so dachte ich mir.

Ich habe wirklich noch NIE etwas gewonnen. Trostpreise bei der Tombola und einen hässlichen Plüschtiger bei REWE ums Eck einmal ausgenommen.

Umso überraschter und erfreuter war ich, als mich eine E-Mail erreichte, in der mir eröffnet wurde, der glückliche Gewinner zu sein. Das Losglück war mir tatsächlich hold! Das Glück ist eben doch ein Rindviech und sucht sich seinesgleichen.

Hey, das letzte Mal, dass ich eine Zeitungsredaktion betreten hatte, ist nun auch bereits knapp 15 Jahre her! Damals ging ich noch zur Schule, war mir noch etwas unschlüssig, was die Art und Weise betrifft, um später einmal irgendwie meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Lange liebäugelte ich mit dem Beruf des Journalisten. Heute würde man wohl sagen: „Was mit Medien machen“. Da mein Vater treuer Abonnent der „Gelnhäuser Neuen Zeitung“ war, war es mir möglich, mein 14-tägiges Berufspraktikum dort zu absolvieren.


Geworden bin ich dann letztlich doch etwas gänzlich anderes, dennoch ist mein Interesse am Schreiben, Berichten und Fotografieren niemals erloschen. Was ja auch irgendwo eine gute Voraussetzung dafür ist, wenn man seine Freizeit dazu nutzt, einen Blog zu betreiben.


An einem heißen Tag der letzten August-Woche ist es dann soweit:

Ein wenig aufgeregt betrete ich mitsamt meiner ebenso interessierten Begleitung die heiligen Hallen der Redaktion, welche sich recht unscheinbar direkt an der Mainzer Landstraße in einem großen Bürokomplex befinden.

“Herzlichen Glückwunsch — Sie haben UNS gewonnen!”

So begrüßt uns auch prompt Chefradakteurin Bascha Mika höchstpersönlich. Platz nehmen dürfen wir dann umgehend im geräumigen Büro vom zweiten Chefredakteur des Blattes, Arnd Festerling. Festerling stellt sich als überaus heiterer und redseliger Zeitgenosse heraus — erfreulicherweise, denn einen Chefredakteur hatte ich mir nämlich irgendwie trübseliger vorgestellt.


Das bewegte Auf und Ab einer Tageszeitung

Unter dem wachsamen Blick vom Zeitungsgründer Karl Gerold, der als Gemälde die Bürowand schmückt, erhalten wir einen Abriss über die wechselhafte Geschichte des 1945 erstmals erschienenen Blattes. Zwischenzeitlich eines der größten deutschen Leitmedien, steuerte die Frankfurter Rundschau nach Aufkommen der digitalen Medien und einem damit verbundenen massiven Auflagenverlust 2012 endgültig in die Insolvenz.

Geklaut bei karl-grobe.de

Das “Rundschau-Haus” wurde schon 1996 als Sitz aufgegeben und abgerissen. Es prägte über Jahrzehnte das Bild der Innenstadt und war als Sitz der überregionalen Gazette mit linksliberalem Profil auch über die Frankfurter Stadtgrenzen hinaus bekannt.

„Gerettet” und in das Konstrukt der FAZ eingebunden, erlebte die Zeitung dann glücklicherweise eine Wiedergeburt als eigenständige Publikation und schlägt sich seither in der deutschen Presselandschaft recht wacker. Ein bundesweiter Leserstamm ist vorhanden, und ein zeitgemäßes Digital-Angebot in Form von Online-Seiten und einer App ist endlich realisiert worden. Man sieht sich jedenfalls gut gerüstet für die Zukunft.

Wie der Lokalteil entsteht

Nachdem all unsere Fragen geduldigst beantwortet wurden und zahlreiche Anekdoten aus dem langen Berufsleben der Chefredakteure zum Besten geboten waren, gilt es Treppen steigen:

Ein Stockwerk höher wird nämlich die Morgenkonferenz der Lokalredaktion einberufen.

Als ich erstmalig den Konferenzraum betrete, bin ich zunächst ein wenig enttäuscht:

Keine überquellende Aschenbecher, keine halbgeleerten Whiskeyflaschen auf den Tischen. Ebenso wenig finden sich laut hämmernde Schreibmaschinen vor. Okay, okay, das hätte ich mir denken können. Stattdessen also: Großraumbüro-Tristesse unter Neonröhrenschein. Klimatisiert, versteht sich. Auch als dann die Journalisten eintrudeln – nüchtern! – bin ich ein wenig desillusioniert:

Das sollen sie also sein, die Hunter S. Thompson des Digitalzeitalters? Keine bärtigen Typen mit Hornbrille und Karohemd, stattdessen: Grundsolide Frankfurter Durchschnitts-Bürger. Sie empfangen uns dafür umso herzlicher und stellen sich namentlich vor.

Genial, hier mitten unter all den Redakteuren zu sitzen, die mir bislang nur namentlich und aus der täglichen Zeitungslektüre bekannt waren!

Es geht los. Nach einer kurzen Nachbesprechung der letzten Ausgabe wird von den einzelnen Redakteuren über die Ereignisse des Tages aus dem Stadtleben berichtet. Ein Fest der Freiwilligen Feuerwehr Griesheim will schließlich ebenso berücksichtigt werden wie das politische Tagesgeschehen im Frankfurter Römer oder die Gerichtsverhandlung um einen schlangenhortenden Messie. Breaking News!

Was ist wichtig und was nicht? Worüber lohnt es zu berichten, was langweilt den Leser? Das gilt es hier zu diskutieren. Anschließend schwärmen die Reporter aus, um vor Ort Bericht zu erstatten, Fotos zu erstellen und den Notizblock zu füllen.

Die anschließende Pause im Sitzungssaal nutze ich, um die Eindrücke wirken zu lassen. Langsam bekomme ich einen ersten Eindruck davon, wie „Zeitung machen“ funktioniert — und wie viel Arbeit dann am Ende doch vonnöten ist, damit ich allmorgendlich meine „Frankfurter Rundschau“ aus dem Briefkasten fischen kann.

Die Redaktions-Konferenz als Highlight

Wir können sitzen bleiben, denn im selben Konferenzraum findet nun das wichtigste tägliche Happening statt: Die morgendliche Redaktionskonferenz.

Die Vertreter der einzelnen Ressorts (Politik, Wirtschaft, Feuilleton, Sport, Lokalteil, Meinung, Magazin, Panorama….) kommen zusammen und stellen den Chefredakteuren ihre Themen vor, an denen sie gern arbeiten und über die sie gern berichten würden. Es wird entschieden, welche Themen dringlich in der morgigen Ausgabe erscheinen sollen, Beiträger mit geringerer Priorität werden in einem Wochenplan auf folgende Ausgaben verteilt.

Abschließend wird dann die Seite 1 festgelegt: Was wird Titel-Thema, welches Bild ist ein „echter Eye-Catcher“ und somit für das Titelbild geeinigt, welche „Scoops“ (Schlagthemen oben) sollen verwendet werden?

Unfassbar, selbst über solche Kleinigkeiten wird hier heiß diskutiert.

Irgendwann ist man sich dann einig, und abermals schwärmen die Redakteure zurück in ihre jeweiligen Bereiche.

Zeitung machen: Mehr als nur redaktionelle Arbeit

Wir jedoch bekommen eine Führung durch die Abteilungen, welche für das Erscheinen einer Tageszeitung mindestens genauso wichtig sind wie die redaktionelle Arbeit selbst:

So verbringt beispielsweise die Grafik-Abteilung ihren ganzen, lieben langen Arbeitsalltag mit dem Erstellen, Bearbeiten und Optimieren von Grafiken, Informationsbildern und Statistiken. Abermals stelle ich fest, wie viel Arbeit doch hinter jeder noch so kleinen Infografik steckt. Wahnsinn!

Auf dem Weg durch die Korridore, unterwegs zu den einzelnen Abteilungen, muss ich lachen: Vor einer Bürotür gestapelte Bücher lassen bereits erahnen, dass dahinter die Kollegen der Feuilleton-Redaktion heimisch sind. Wir sagen kurz hallo. Auch hier: Keine Schreibmaschinen. Sämtliche Beiträge und Artikel entstehen an gleich mehreren Monitoren pro Arbeitsplatz und die einzelnen Seiten werden in einer ersten Schnellansicht in Form gebracht. Diese werden umgehend auf den hauseigenen Servern zur Weiterbearbeitung zur Verfügung gestellt.

Texte und Grafiken werden nämlich dann wiederrum von der Layout-Abteilung in Form gebracht und die einzelnen Seiten werden entsprechend „zusammengebastelt“. Interessant zu beobachten, wie sich die Seiten auf den zahlreichen Monitoren nach und nach mit Inhalten füllen. Einer Zeitung beim Wachsen zuschauen — das gefällt mir.

Ist die Zeitung für den morgigen Tag dann irgendwann fertig, sendet die Spätschicht die einzelnen Seiten gegen 23 Uhr elektronisch zur Druckerei.

Diese erst macht all die Arbeit greifbar: Ganz haptisch, in Papierform. Wohlig nach Druckfarbe duftend.

In Lastkraftwagen wandert dann die Ausgabe, an deren Entstehung ich heute teilhaben durfte, dann wohl verpackt zu den einzelnen Verteilzentren der Republik.

Symbolfoto: Geklaut bei www.hornbach.de

Dort wird sie von den eifrigen Austrägern im Empfang genommen werden und in die Briefkästen der Leser geworfen werden. Und hoffentlich auch wieder in meinen.

Mit anderen Augen lesen

Die morgige Ausgabe werde ich jedenfalls mit ganz besonders großer Freude aus dem Postkasten fischen. Und bei der Lektüre werde ich in bester Erinnerung haben, welch Besprechungs- und Arbeitsaufwand hinter jedem noch so kleinen Detail der gut 30 Seiten steckt. Mehr, als ich je gedacht hätte.

Irgendwo beneide ich die Redakteure ja um das Gefühl, das sich bei ihnen einstellen muss, wenn sie morgen an den Kiosken der Stadt „ihre Arbeit“ bewundern und Menschen dabei beobachten können, wie sie sich interessiert über ihr Werk beugen und die Zeitung lesen, die sie am Vortag mit viel Herzblut erstellt haben.

Auch mich erwartet morgen früh wieder mein ganz eigener Arbeitsalltag.

Und ich muss sagen: Auch dieser bereitet mir viel Freude, auch wenn er mit Zeitung so rein gar nichts am Hut hat. Und auch, wenn ich in diesem Leben kein bundesweit bekannter Journalist mehr werde:

Ich werde meine Tageszeitung künftig mit anderen Augen lesen. Mich gern zurückerinnern an diesen tollen Gewinn, diesen tollen Tag. Und der „Frankfurter Rundschau“ weiterhin ein treuer Leser sein.

 

„Stöffche“ aus der alten Heimat

 

…von der Dorfjugend eingeholt.

Nicht jede große Liebe beginnt so wie im Märchen. So auch nicht die heute so innige zwischen mir und dem Apfelwein.

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Schluck vom „nassen Gold“:

Papa hatte es schließlich auch geschmeckt, also konnte es dem Sohnemann ganz sicher auch nur munden. Und so stibitzte ich im zarten Alter von 14 Jahren eine Flasche aus dem väterlichen Kasten „Freigericht Schoppen“, dem Apfelwein der lokalen Kelterei “Trageser” in meiner alten Heimat, dem Main-Kinzig-Kreis.

Kurzum: Es schmeckte grausam. Ich verzog das Gesicht und schwor mir hoch und heilig, niemals wieder auch nur einen Schluck dieses so abgrundtief sauren, definitiv ungenießbaren Getränks zu verköstigen.

14 Jahre später:

Irgendwann hatte ich dem „Stöffche“ dann eine zweite Chance gegeben und ward ihm von nun an verfallen. Mit den Schulfreunden wurde so manch Flasche heimlich in den Wäldern zwischen Vogelsberg und Spessart vernichtet und bescherte uns manch heiteren Abend. Ja, ich muss sagen, so einige der denkwürdigsten Episoden und Geschichten meines Lebens habe ich allein dem Apfelwein zu verdanken.

Mein heutiger Liebling ist der naturtrübe „Rapp’s Meisterschoppen“ – aber das ist wohl, wie so alles im Leben, Geschmackssache.

Nach meinem heutigen Feierabend zog es mich auf das noch bis zum kommenden Wochenende stattfindende „Apfelwein-Festival“ (zu finden dieses Jahr erstmalig direkt an der Hauptwache), um mit einem kühlen Schoppen unseren National-Trunk gebührend zu huldigen.

Und, liebe Leut’, was seh’ ich da?

Neben den „üblichen Verdächtigen“ – namentlich Possmann, Höhl, Heil, Hochstädter, Rapp’s & Co. – präsentierte sich doch tatsächlich auch die Kelterei Trageser am eigenen Stand und kredenzte „Freigericht Schoppen“. Jenes Getränk also, mit dem alles anfing.

Ganz klar, meine Wahl war getroffen: Ein kühler Schoppen aus der alten Heimat auf den Feierabend! Doch was macht die kleine Kelterei vom Lande eigentlich mitten auf der Frankfurter Hauptwache? Soll der Frankfurter Großstädter ein wenig Luft der kleinen ländlichen Gemeinde Freigericht (ja, die heißt wirklich so!) atmen können?


“Den Platzhirschen Paroli bieten”

Ich frage mal nach. Und zwar bei Gabi, die an der schnuckeligen “Trageser-Tonne” ausschenkt.

“Wir sind eigentlich jedes Jahr mit von der Partie”, sagt sie. “Nur im letzten Jahr wurde uns — damals noch auf dem Rossmarkt — ein solch schlechter Platz zugewiesen, dass wir auf einen Stand verzichtet haben. Wir freuen uns aber, dieses Jahr wieder mit dabei zu sein — und wollen den in Frankfurtern mal zeigen, dass auch der Main-Kinzig-Kreis sein Handwerk beherrscht. Und nicht nur die in Frankfurt populären Keltereien, die in jedem Supermarkt zu finden sind”.


Äh, nun ja — mein nächster Schoppen wird dann doch wieder ein “Meisterschoppen”. Dieser mundet mir dann doch deutlich besser — und dennoch genieße ich die zuckersüße Erinnerung an meine Jugend auf dem Dorf. Ob mein Vater wohl noch ‘nen Kasten im Keller hat?

By MatzeFFM on August 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Urlaub in der Stadt

 

… ein Abstecher ans „Blaue Wasser“.

Wiese, Schiffchen, Picknickdecke: Ein Sonntag am “blauen Wasser”

Wer für viel Geld ein Flugzeug besteigt, um fernab der Heimat Entspannung und Erholung zu suchen und dem tristen Alltag an überfüllten Stränden oder dem Pool des mittelschlechten Pauschal-Hotels zu entfliehen, ist ziemlich doof.

Das suggerieren jedenfalls die zahlreichen Freiluft-Locations, welche allesamt versprechen „Wahre Oasen in der Großstadt“ zu sein und um während der Ferien daheim gebliebene, entspannungswillige Frankfurter buhlen.

Hafen2, KingKa Beach Club, Niddastrand, Orange Beach, CityBeach, LongIsland Summer Lounge, Alte Schiffsmeldestelle, Yachtklub oder doch in eines der zahlreichen Freibäder– ja, verdammt noch mal:

Wie soll ich mich eigentlich erholen, wenn angesichts der Vielzahl der Locations bereits deren Auswahl überfordert?

Aus Gründen der Bequemlichkeit und Überforderung enden freie Sommertage bei mir dann doch zumeist mit Decke an MainCafé oder im Park. Da weiß man schließlich was man hat…

Nun begab es sich allerdings am letzten Sonntag, dass ich mir aufgrund meines am frühen Abend beginnenden Dienstes nicht gemeinsam mit Freunden im Brentanobad die Sonne auf den Pelz knallen lassen konnte. Auf Arbeit in feuchten Badehosen erscheinen – kommt nicht so gut. Wenn man nicht gerade Bademeister ist.


Wie schön, dass sich meine lieben Eltern zum Kaffee angekündigt hatten. Das Wetter war pralle (den Sommer 2016 hatte ich ja zwischenzeitlich bereits aufgegeben), und so schlug ich vor, diesen am “Blauen Wasser”, einer diesen Sommer neu eröffneten Strandbar auf dem Gelände eines ehemaligen FKK-Clubs in Fechenheim.

Mit dem “CallABike“-Fahrrad war ich aus dem Nordend mit kurzem Foto-Abstecher in den Ostpark schnell angereist, und das Wagnis “Probier’ was Neues diesen Sommer” hat sich gelohnt!


Vor dem — zugegeben etwas heruntergekommenen — Gebäude des ehemaligen Nackedei-Clubs wurde ein wunderschöner Restaurantbereich errichtet. An der Bar warten sowohl die gängigen Erfrischungsgetränke als auch eine durchaus ansehnliche Auswahl an Spirituosen (insbesondere Gin!) auf die durstigen Besucher.

Über Treppen geht’s dann hinab direkt ans Mainufer. Auf Augenhöhe mit den dort geankerten Booten lässt es sich wirklich ganz hervorragend aushalten, auch für angenehme Hintergrundbeschallung ist gesorgt. Ja, ich bin geneigt zu sagen, sogar mit Ausblick auf das benachbarte Offenbach vermag sich ein gewisses Urlaubs-Feeling einzustellen. Und selbst meinen Eltern scheint’s zu gefallen — und das will was bedeuten!

Allerdings, das schöne Sommer-Ambiente hat durchaus seinen Preis:

Für eine kleine Cola (0,2 Liter) zahle ich dann direkt auch mal dreieinhalb Öcken. Auch der hausgemachte Eistee ist ein Traum, aber kein ganz günstiger Spaß. Puh, das schmerzt — aber hey, immer noch allemal günstiger als eine Fernreise!


Es lohnt also durchaus, eine kleine Radtour mit dem Besuch einer der zahlreichen “Open Air-Locations” (wie heißt das doch gleich auf Deutsch?) zu verbinden, und mal nicht schon wieder an Mainufer oder im Schwimmbad zu “enden”.

Und für alle, die angesichts deren Angebots in Frankfurt genauso überfordert sind, wie ich es war:

Besucht doch mal das “Blaue Wasser”. Es lohnt sich!

In diesem Sinne: Allzeit gute Erholung und schöne Sommertage euch allen!

By MatzeFFM on August 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Techno-Trödel bei Carl Milchsack

 

nightmarket

Trödel trifft auf Industrieruine: Fancy!

Der „Nightmarket“ (nicht zu verwechseln mit dem „Nachtflohmarkt“) versteht sich nach eigenen Angaben als „Nachtmarkt für Vintage, Fashion, Jungdesigner, DJ Music, Design, Food, Drinks & Love“ (puh!) und fand bislang in unregelmäßigen Abständen im „Eulenhorst“ an der Hanauer Landstraße statt.

Doof nur, dass mit dessen bedauerlichen Ende auch der nächtliche Trödel seine Bleibe verlor. Nach vorübergehender Obdachlosigkeit ist nun aber eine neue Location gefunden worden:

Das Gelände der ehemaligen „Farbenfabrik Dr. Carl Milchsack“ (ich muss ja immer wieder prusten…) im Gutleutviertel.

‘nen Außenbereich samt Live-Auftritt gab’s auch. Cool!

Dieses beherbergt üblicherweise die beiden weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Techno-Clubs „Dora Brillant“ und „Tanzhaus West“, ist Frankfurter Szenefreunden also schon lange ein Begriff.

Klar, dass ich beim ersten “Nightmarket” auf neuem Terrain einmal vorbeigeschaut habe – wenn auch nur am frühen Abend…


Morbide Fabrik trifft auf Flohmarkt: Das gefällt mir auf Anhieb!

Sowohl drinnen als auch draußen gibt’s alles, was das zeitgemäße Herz so interessiert – leider aber meines nicht unbedingt höher springen lässt.

Vorrangig präsent sind Schmuck, Klamotten (gebrauchte wie auch nagelneu in kreativen, urbanen, unkonventionellen – ihr wisst schon – Ateliers kreierte Schmuckstücke), Kleinkunst und – ganz klar – Sneaker.

All dies wird angepriesen an Ständen, die sowohl auf dem Außengelände als auch drinnen in den Räumen von „Tanzhaus West“ und „Dora Brillant“ errichtet sind, die auch entsprechend von DJ’s beschallt werden. Gefällt mir!

Interessant und ungewohnt auch ein Anblick der Location bei Tageslicht.

Schnell gelange ich auch zur Erkenntnis, dass:

  • Ich unbedingt die riesige, tonnenschwere und leider für mich unbezahlbare Bahnhofsuhr vom Vintage-Stand haben will
  • man sich auch im Hellen hervorragend auf dem Gelände und in den Hallen verlaufen kann.

Irgendwann bin ich mir dann aber sicher, nun alles gesehen zu haben. Und die Anzahl der einzelnen Stände ist dann doch recht überschaubar.

Schmerzlich vermisst habe ich Schallplatten; lediglich ein einziger Tonträger-Stand war zu finden, nur Elektronisches gab’s leider nicht im Sortiment. Schade!

Ganz und gar nicht vermisst dagegen habe ich die Foodtrucks, die – wie soll es auch anders sein – eine hippe, trendige und teure Verpflegung des Publikums sicherstellen sollte.

Können die bitte nicht einfach in Berlin bleiben? Dankesehr.

Da am Abend das EM-Viertelfinalspiel Deutschland-Italien ausgetragen wurde, hat man darüber einen „Public-Viewing-Raum“ mit großer Leinwand geschaffen. Nette Idee!


Mein Resümee:

Gefunden hab’ ich schlussendlich nichts, was aber wohl ganz einfach an meinen persönlichen Vorlieben und der doch recht geringen Vielfalt der Stände liegt. Hat immerhin den Geldbeutel geschont, und die 2,50 Euro Eintritt hab’ ich gern bezahlt für Ambiente und Musik.

Das Konzept „Flohmarkt trifft auf Musik“ geht aber insgesamt auf, und das Gelände der „Farbenfabrik“ ist sowieso für sich schon sehenswert genug und bietet eine hervorragende Kulisse für einen doch recht unkonventionellen Trödelmarkt.

Mal vorbeischauen lohnt auf jeden Fall!


Über die kommenden Termine des „Nightmarket“ könnt ihr euch hier informieren.

By MatzeFFM on July 9, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Der Frankfurter “Foto-Slam”

…. “dabei sein ist alles!”

Als regelmäßiger Leser des “Berger-Straßen-Blogs” wurde ich auf einen Artikel über den “Frankfurter Foto-Slam” aufmerksam. Mein Interesse war auch prompt geweckt — und hey, ein “Poetry Slam” findet ja längst in jeder zweiten Eck-Spelunke statt. Obendrein bin ich auch ein größerer Freund der hohen Kunst der Fotografie Fotografie denn des poetischen Machwerks. Klar, dass ich mir den nächsten “Foto-Slam” nicht entgehen ließ. Was mich dort erwartete?

Zuallererst der überaus ungewohnte Anblick der Bornheimer Raucherkneipen-Institution “Lebensfreude Pur” bei Tageslicht. Zumal ich diese stets verrauchte und gefühlt wirklich immer geöffnete Kneipe wohl zum ersten Mal vollkommen nüchtern aufsuche. Diese ist Ausgangspunkt für jeden “Foto-Slam”, ein Umstand, der nicht gänzlich zufällig ist:


Hinterm Tresen: Organisator Jürgen

Schöpfer und Organisator des Slams, Jürgen, steht dort für gewöhnlich hinter dem Tresen; als ich am frühen Abend — bewaffnet mit DSLR — dort eintreffe, ist er jedoch ausnahmsweise davor zu finden, während er die 15 Teilnehmer begrüßt, welche gegeneinander antreten werden.

Die Idee zum Slam sei ihm gemeinsam mit einem befreundeten Fotografen beim abendlichen Bier gekommen, sagt er — und erklärt uns kurz die Regeln:

Jeder der Teilnehmer schlägt zunächst ein Motto für die Bilder vor, welche heute Abend gegeneinander antreten werden. Die Vorschläge werden notiert und in einen Hut geworfen, aus dem dann ein Motto für die Motive des Slams ausgelost werden.

 

Heute Abend lautet dieses: “KOMMUNIKATION”.

Nun hat jeder Teilnehmer exakt eine Stunde Zeit, um ein einziges entsprechendes Werk anzufertigen. Die Wahl der Kamera steht hierbei vollkommen frei, auch Smartphones dürften verwendet werden. Während der Stunde darf sich im gesamten Stadtgebiet bewegt werden — wie gut, dass ich mit Fahrrad angereist bin!

Nach Ablauf der Stunde werden die entstandenen Bilder eingereicht und — nummeriert — auf einem großen Monitor zur Abstimmung vorgeführt. Diese erfolgt ein wenig wie die letzte Wahl der Stadtversammlung:

Jeder erhält drei Stimmen, die er in Form von Kaffeebohnen auf die mit den jeweiligen Nummern der präsentierten Werke versehenen Schnapsgläsern wirft. Es dürfen insgesamt drei Bohnen verteilt werden, sowohl mehrfach für ein einziges Bild als auch verteilt auf mehrere. Und am Ende gewinnt — ganz klar! — das mit den meisten Stimmen.

Nun aber auf in den Kampf: Ich hab’ da nämlich auch prompt so eine Motiv-Idee zum Thema “Kommunikation”.

Eine Telefonzelle soll es werden! Idealerweise mit einer telefonierenden Person als Motiv.

Es gilt also zunächst, eine Telefonzelle zu finden. Und, ohjeh, wer hätte gedacht, wie schwierig sich dieses Unterfangen im Jahre 2016 gestaltet?

Google Maps hilft nicht wirklich weiter, auch die Online-Recherche nach “Telefonzelle in Frankfurt finden” sowie eine Anfrage bei der Deutschen Telekom sind nicht sonderlich erfolgversprechend. Da bleibt nur das ziellose Umherfahren mittels Fahrrad.

Irgendwann finde ich dann doch ein solch rares Exemplar, und zwar unweit der Straßenbahn-Haltestelle “Habsburgerallee”. Fehlt noch ein Model, welches zu telefonieren vorgibt und sich auch optisch für den angestrebten Titelgewinn eignet.


Hiermit hoffe ich auf den Titelgewinn. Ob’s klappt?

Die fünfte Person erklärt sich schlußendlich — wenn auch etwas irritiert — dazu bereit, mal eben so zu tun, als würde sie ein Telefonat am öffentlichen Fernsprecher führen.

Zack, klick, klack, Bild im Kasten — und ich radele geschwind zurück in die “Lebensfreude Pur”, um rechtzeitig vor Ablauf der 60 Minuten mein Bild einzureichen.

Puh, welch ein Stress. Darauf erstmal ein Bier am Tresen bestellen und mit den anderen Wettbewerben ins Gespräch kommen.

Als anschließend uns allen die Bilder präsentiert werden, bin ich baff erstaunt, in welcher Art und Weise die Anderen das Motto umgesetzt haben.

Kollektive Begutachtung der eingereichten Werke

Auf meine vermeintlich grandiose Idee mit der Telefonzelle kam dann lustigerweise ebenfalls ein anderer Mitbewerber, und wir lachten gemeinsam über unsere verzweifelten Versuche, eine Telefonzelle als Motiv zu finden. Gab’s die nicht mal an jeder Straßenecke?

Wir schreiten zur Abstimmung, die Bohnen werden verteilt. Ich verteile meine Stimmen auf drei verschiedene Werke:

Eine Aufnahme der Mobilfunk-Antennen auf einem Haus in der Innenstadt vor strahlendem Abendhimmel, einer Szene einer jungen Frau, die vor einem großen Wandportrait auf der oberen Berger auf ihrem Smartphone tippt, sowie einer Schwarz-Weiß-Aufnahme von plaudernden Jugendlichen am Bornheimer Uhrtürmchen.

Interessante Form der Abstimmung: Kaffeebohnen in Schnapsgläsern

Als die Stimmen ausgezählt werden, bin ich gespannt: Wie viele meiner Konkurrenten werden ihre Stimme wohl an mein Foto vergeben haben?

Die ernüchternde Antwort: Keine. MatzeFFM: ZeroPoints.
“Dabeisein ist Alles!”, tröste ich mich — und freue mich für Alexander (41), der bereits zum zweiten Mal dabei ist und eigens aus Mainz angereist ist.

Gewonnen hat nämlich sein Portrait der jungen Frau mit dem Smartphone vor dem Graffiti, für das auch ich votiert hatte.

Alexander bekommt Bier aufs Haus, wir stoßen an auf seinen Sieg — und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Auch auf einen nächsten Termin einigen wir uns schnell.

Tadaa: Das Gewinner-Bild von Alexander aus Mainz.

Wollt auch Ihr unter Beweis stellen, welch talentierten Fotografen Ihr seid?

Dann schaut doch mal auf der Facebook-Seite des “Foto-Slam Frankfurt” vorbei. Dort findet Ihr auch die Termine der folgenden Slams. Eine Teilnahme lohnt sich — wirklich jeder ist willkommen, egal ob Hobby-Knipser oder ambitionierter Profi-Fotograf.

Ein großer Spaß ist es allemal, gänzlich unvorbereitet durch die Stadt zu düsen und ein zum Thema des Abend passendes Foto zu kreieren.

“Poetry Slam” ist schließlich sowas von 2012!

By MatzeFFM on July 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Kollektive Monsterjagd

 

“Pokémon Go” in Frankfurt

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Ich selbst bin ja eher analog groß geworden. So ganz behütet auf dem Dorf, der Besitz eines Tamagotchis war mir elterlicherseits nicht gestattet. Von einem Gameboy ganz zu schweigen. Der heimische Fernseh-Apparat kannte lediglich 5 Programme — bei gutem Wetter. Bei schlechtem blieben nur die Öffentlich-Rechtlichen.

Auch, wenn ich mittlerweile ein großer Freund von Smartphones, sozialen Netzwerken und Blogs bin: Der Anblick all der “Pokémon-Go”-Anhänger, der sich mir derzeit beim Flanieren durch die Stadt oder Joggen im Park bietet, irritiert mich. Was genau macht den Reiz aus, wie fremdgesteuert — den Blick streng auf das Smartphone fokussiert — gleich scharenweise auszuschwärmen, um virtuelle, bunte Monster zu jagen?


Ich werde neugierig und trete der Facebook-Gruppe “Pokémon Go — Frankfurt am Main” bei. Allein zu Recherche-Zwecken, versteht sich. Dort werde ich auf eine Veranstaltung zur kollektiven Monsterjagd aufmerksam, die an einem gewöhnlichen Mittwochabend an der Eissporthalle stattfinden soll.

Ich mache mich auf den Weg, um Fans der virtuellen Monsterjagd danach zu fragen, was genau den Reiz dieses Phänomens ausmacht. Vielleicht kann mir das ja jemand erklären — noch kann ich nämlich den derzeitigen Hype in keinster Weise nachvollziehen. Hey Leute, das lässt sich sicher therapieren!


Als ich eintreffe, staune ich nicht schlecht: Ich rechnete mit einer Hand voll Nerds, die sich an der Eissporthalle eingefunden haben. Stattdessen bietet sich mir der Anblick von schätzungsweise stolzen 100 jungen Frankfurtern, die die Treppenstufen vor der Halle belagern und sich — das Smartphone als Jagdwaffe gezückt — dem lauen Sommerabend erfreuen. Man fachsimpelt, trinkt Bier, das Smartphone immer fest im Blick. Könnte ja ein ganz besonderes Pokémon vorbeischneien, dass es unbedingt einzufangen gilt.

Die Hartgesottensten unter ihnen haben sich gar Camping-Stühle mitgebracht, ich erspähe den aufsteigenden Rauch einer Shisha, lausche den Klängen von mitgebrachten Musikanlagen — und sehe Menschen, gekleidet in Pokémon-Shirts und Pikachu-Schirmmützen.


“Würde man einfach ziellos durch die Stadt streifen, hätte man keinen Grund wie den der Monster-Jagd dazu?”

Zwei von ihnen sind Arne (34) und Marc (25), zu denen ich mich geselle, um mich in den Zauber um das Smartphone-Spiel einweihen zu lassen. Zeit für ein paar Fragen.


“Hey, ihr beiden Jäger! Arne, warst du früher schon ein Pokémon-Fan?”

“Nein, ich habe mich zur ersten Hochzeit des Pokémon-Hypes tatsächlich nie für die bunten Viecher interessiert. Allerdings hat das Spielprinzip der App mein Interesse geweckt: Augmented Reality, gepaart mit einer sozialen Komponente. Endlich habe ich einen Grund, um ein wenig durch die Stadt zu laufen und auch ganz reale Sehenswürdigkeiten und Schauplätze Frankfurts zu entdecken! Es kommt fast ein wenig Schnitzeljagd-Feeling auf, wenn ich Pokémon-Go spiele. Und obendrein ist es schön, dadurch Gleichgesinnte zu treffen, die dem selben Hobby frönen. Schon in der Facebook-Gruppe kommt man mit Anderen in Kontakt: Man teilt Tipps, Standorte, fachsimpelt und organisiert Treffen wie dieses hier.

Aber, mal ganz ehrlich: Das ist doch nur ein kurzlebiger Hype, und in zwei Monaten redet mehr kein Schwein davon, oder?

“Klar, das allgemeine Interesse am Spiel wird abflachen. Aber ein harter Kern von Anhängern wird sicher bleiben — so wie das beim vom Spielprinzip ähnlichen “Ingress” auch bereits der Fall war.”

Du wirst also weiterhin dabei sein?

“Klar — vor allem bin ich gespannt auf die Neuerungen, die für die App angekündigt sind!”

Und mal ganz unter uns, wie groß ist deine Angst vor einem leeren Akku?

“Die habe ich nicht — hey, für was gibt es PowerBars?”

Ich stelle Marc noch eine Frage, die mich sehr beschäftigt.

Findest du es nicht ein wenig traurig, dass für eine solche Vielzahl junger Menschen erst ein Smartphone-Spiel Anlass dafür ist, die Bude zu verlassen, unsere Stadt zu entdecken und mit anderen jungen Menschen ins Gespräch zu kommen?

“Auf keinen Fall! Ich meine, würde man einfach ziellos durch die Stadt streifen, hätte man keinen Grund wie den der Monster-Jagd dazu? Klar, genauso gut könnte ich bummeln gehen — nur, dass ich jetzt nicht aus Langeweile Geld ausgeben muss. Ist doch ‘ne feine Sache!”


Meine Meinung

Ich ganz persönlich sehe das etwas anders. Ich streife bekanntlich gern “einfach mal so” durch die Stadt. Klar, meistens mit Kamera im Gepäck oder der Hoffnung darauf, etwas zu entdecken und zu erleben. Statt virtueller Viecher entdecke ich dann aber lieber mir bisher unerkannte Orte, Veranstaltungen, Läden, Cafés oder Kneipen: Und die schönsten Bekanntschaften entstehen ohnehin meist ganz ungeplant.

Aber wenn “Pokémon Go” ein Hobby ist, das verbindet und an einem gewöhnlichen Mittwochabend mal eben stolze 100 junge Menschen die Eissporthalle bevölkern lässt, dann ist das schön. Allemal besser, als wenn die “Jugend von heute” nur noch auf dem Sofa herumlümmelt.

Doch für mich selbst gilt weiterhin: Man muss ja nicht jeden Sch***** mitmachen.


In diesem Sinne: Allzeit gute Jagd, euch neuzeitlichen Jägern 2.0 da draußen!

By MatzeFFM on August 2, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Wissens-Duell beim Guinness

 

Zwei Pubs im Test.

Ausnahmsweise wird sich hier mal nicht ausschließlich am Bierkonsum gemessen.

Habt ihr Freude daran, beim „QuizDuell“ andere Rätselfans auf dem Smartphone herauszufordern? Fiebert ihr bei „Wer wird Millionär“ eifrig mit den Kandidaten mit und seid ohnehin schon immer die größten Streber eurer Schulklasse und Bildungsjunkies gewesen?
Beim „PubQuiz“ habt ihr die Möglichkeit, mit einem Team aus euren schlausten Freunden gegen andere Teams anzutreten und mit eurem Allgemeinwissen zu brillieren.

Ich bin ja kein großer Freund von Irish Pubs in Deutschland, haben sie doch mit denen in Irland herzlich wenig gemein. Und wer Irland einmal selbst besucht hat, weiß: Die Ausgehkultur ist dort eine gänzlich andere. Insbesondere die schlechtesten Frankfurter Pub-Abklatsche wie die „Sams Sports Bar“ oder das „Yours Irish Pub“ meide ich üblicherweise wie der Teufel das Weihwasser.

Dennoch hielt ich mich stets für einen recht schlauen Fuchs, und wurde somit neugierig auf die „PubQuiz“-Veranstaltungen, die in Irland und Großbritannien tatsächlich über eine lange Tradition verfügen und die sich jüngst auch in Frankfurt steigender Popularität erfreuen.

Nach kurzer Recherche konnte ich drei regelmäßige Quiz-Abende ausmachen:

Im Irish Pub Bornheim, im O’Dwyers Pub in Alt-Sachsenhausen sowie in der Schwimmbad Bar, ebenfalls in Sachsenhausen.
Schnell waren meine (vermeintlich) schlauesten Freunde rekrutiert, und schon zwei Mal bin ich nun gegen andere (gar nicht mal so ahnungslose) Teams angetreten.

Ob es sich gelohnt hat, und was die Teilnehmer erwartet, lest ihr hier.

PubQuiz im Irish Pub Bornheim

Keine Frage, das Irish Pub auf der oberen Berger Straße ist das urigste und wohl authentischste in der Stadt. Jeden Donnerstag Abends um 20.30 Uhr steigt das dortige „PubQuiz“ — wer teilnehmen möchte, sollte in jedem Fall bereits 2–3 Wochen vorher einen Tisch reservieren. Zusätzlich sind pro Teilnehmer zwei Euro Startgebühr zu berappen. Das Quiz besteht aus vier Runden und wir zweisprachig (auf Deutsch und Englisch) moderiert.

Die Versorgung mit Guinness und Cider wird vom englischsprachigen Personal sichergestellt, auch üppige Speisen sind erhältlich. Jedes Team gibt sich einen die gegnerischen Mannschaften möglichst einschüchternden Namen (wir entschieden uns für „die drei lustigen Vier“) und notiert die jeweils zehn Antworten der Fragen auf einen Zettel, der am Ende jeder Runde vom Moderator eingesammelt wird.

Es gibt drei normale Fragerunden, die jeweils einer Kategorie zugeordnet sind. Ob Sport, Klatsch & Tratsch, Geografie oder Frankfurt — die Auswahl ist bunt gemischt und ich bin froh, dass jeder meiner Freunde ein „Spezialgebiet“ sein Eigen nennen kann.
Eine Runde ist stets die „Musikrunde“: Hier wird für wenige Sekunden ein Lied angespielt und es gilt, Interpreten und Titel aufzuschreiben. „Verdammt, das kenn‘ ich doch“ — und ehe wir drauf kommen, wird schon das nächste Stück angespielt. tricky.

Begleitend gibt’s ein Bilderrätsel, auf dem Szenen aus verschiedenen Filmen abgebildet sind und die den jeweiligen Streifen zugeordnet werden sollen. Manches ist einfach (STAR WARS!), manches erweist sich dann doch als etwas schwieriger.

Zu Beginn des Quiz wird darauf hingewiesen, dass das Benutzen von Smartphones strengstens untersagt ist. Dass sich nicht alle daran halten, trübt die Spielfreuden dann doch ein wenig. War wohl doch nicht alles schlechter früher. Nach jeder Runde gibt’s eine kurze Pause, die Raucher freuen sich und entschwinden kurz vor die Türe, und die Zwischenstände werden durchgegeben. Stand vor der letzten Runde: Der vorletzte Platz. Verdammt. Sind die anderen wohl doch nicht ganz so doof.

Immerhin: Klar, dass der Sieger mit einem Gutschein über 30 Euro bedacht und geehrt wird. Aber auch der vorletzte Platz bekommt als kleines „Trostpflaster“ eine Runde Baby-Guinness. Wir nehmen’s also mit Humor und freuen uns auf unseren kleinen Preis.

Nach der letzten Runde jedoch Ernüchterung im wahrsten Sinn des Wortes: Die endgültige Rangfolge wird verlesen und das Sieger-Team des Abends gekürt. Ein paar Tische weiter bricht Jubel aus. Wir dagegen haben wenig Grund zur Freude: Nix da mit Baby Guinness, nicht mal für den vorletzten Platz hat’s gereicht. Frustrierend. Nach guten zwei Stunden verlassen wir etwas geläutert den Irish Pub, sind uns darüber einig, dass die anderen allesamt freilich geschummelt haben müssen, aber auch darin, dass es dennoch großen Spaß gemacht hat. Für das nächste Mal sollten wir uns dann aber doch vielleicht ein bisschen besser vorbereiten.

PubQuiz im O’Dwyers Pub

Am Wochenende unerträglich, überfüllt und Sammelbecken von volltrunkenen Junggesellenabschieden und Umland-Proleten. Alt-Sachsenhausen eben. Umso erstaunter bin ich über die Gemütlichkeit, die sich mir bietet, als ich mit meinem Rate-Team das schlauchförmige Pub in der Klappergasse betrete. Liegt wohl daran, dass es Montag ist — und wie jede Woche beginnt um 21.00 Uhr die fröhliche Raterunde. Auch hier hätten wir besser reservieren sollen, nur noch eine Tonne samt Bar-Hockern ist übrig für uns. Etwas eingepfercht zwischen zwei ziemlich schlau wirkenden gegnerischen Teams dann erstes Mustern und Kontaktaufnahme. Ich muss herzlich lachen, als ich den mitgebrachten Kuchen, die Süßigkeiten und die Gewürzgurke auf den Tischen entdecke.

„Klar darf man hier was mitbringen“, verrät mir ein Stamm-Teilnehmer des PubQuiz. Nachher werde selbstverständlich auch noch Pizza bestellt. Herrlich! Nur für die Getränke muss man dann doch vor Ort bezahlen; praktischerweise gibt’s aber den gesamten Abend lang zwei Cocktails zum Preis von einem. Fair!

Das Quiz beginnt mit einer Begrüßung des Moderators der kurz die Regeln erklärt. Die Smartphones haben auch hier in der Tasche zu bleiben, und erfreulicherweise ist — anders als in Bornheim — während des gesamten Abends tatsäclich niemand beim „spicken“ zu beobachten. Auch gilt es zunächst, einen Team-Namen zu kreieren, sich mit Zetteln und stiften zu versorgen und rechtzeitig Getränke zu bestellen. Das Pub ist gut besetzt, die Stimmung ist gespannt und angeregt.

Es gilt vier Runden zu absolvieren; wie in Bornheim drei „normale“ Fragerunden unterschiedlicher Kategorien und eine „Musikrunde“. Die Fragen werden zusätzlich auf Deutsch und Englisch auf Bildschirmen eingeblendet.

Die Fragen haben es wirklich in sich:

Wer kennt schon die genauen Maße eines handelsüblichen Handballtores? Und wie hieß doch gleich das höchste Gebirge der Sahara? Auch die Frage nach dem Schutzpatron der Bergsteiger lässt uns dann etwas ratlos zurück. Puh!

Nebenan duftet es nach Kuchen, und anders als in Bornheim gibt’s für das beste Team eines jeden Durchgangs eine Runde Shots aufs Haus. Für uns leider nicht. Auch hier: Verdammt clever, die Konkurrenz. Das Sieger-Team des Abends darf sich zunächst natürlich ordentlich was einbilden und sich gebührend feiern lassen. Hauptpreis ist ein Gutschein für den nächsten feucht-fröhlichen Besuch des Pubs.

Wir fühlen uns abermals etwas gedemütigt, als unser Name dann doch eher im grundsoliden Mittelfeld verlesen wird. Aber: Dabeisein ist alles, und einen überaus unterhaltsamen Montagabend hatten wir schließlich dennoch.

Etwas gelernt haben wir natürlich auch: Ein Handballtor misst 2,20 x 3,00 Meter.

FAZIT

Keine Frage, kollektives Rätsel-Raten im Pub macht großen Spaß! Die Fragen sind wirklich breit gestreut und unvorhersehbar. Beide Veranstaltungen taugen für einen gelungenen Abend mit Freunden — es zeigt sich allerdings, dass die „großen Teams“ jeweils klar im Vorteil sind. Schließlich hat jeder sein „Steckenpferd“, und eine große Mannschaft verfügt eben auch über mehr „Experten“ als ein Team als wir „zwei lustigen Drei“.

Auch die “Konkurrenz” war durchweg nett und die Teilnehmergruppen sind ebenso bunt gemischt wie die Fragen, die es zu beantworten gilt. Lehrer, Studenten, Stadtjugend und alte Hasen. Wir werden ganz sicher bald wieder an den Start gehen — vorher gilt es aber noch, ein paar Wissenslücken auszumerzen.

Fordert uns doch gern heraus!


Originally published at hallofrankfurt.de.

By MatzeFFM on June 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Eine Radtour, die ist lustig… Unterwegs im Grüngürtel

 

Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Schöne ist so nah?”— so sprichwörtlich wie wahr.

Vor allem, wenn man in einer Stadt leben darf, welche von einem Grüngürtel umschlossen wird, der seinem Namen alle Ehre macht!

Auf knapp siebzig Kilometern Länge führt er einmal rund um Frankfurt, durch Berge, Felder, Wald & Wiesen. Und unterwegs gibts neben allerlei Idylle auch ansonsten einiges zu sehen. Das ideale Programm also für eine sonntägliche Erkundungstour mit dem Fahrrad.

In der Stadt unterwegs ist der gemeine Frankfurter ohnehin oft genug — und ein bisschen Bewegung schadet ohnehin auch ihm nicht. Schließlich will bis zum Sommer die Strand-Figur erreicht sein — und auch mir soll ja bitteschön niemand vorwerfen, ich würde in meiner Freizeit ausschließlich in Cafés und Bars herumhängen und bei Zeitung und Wacker-Kaffee die Zeit vertrödeln. Oder gar belanglose Artikel für “hallofrankfurt” schreiben.

Spielt auch ihr mit dem Gedanken, einmal den Grüngürtel zu erkunden? Oder seid nun neugierig geworden, weil ihr bislang dachtet, Frankfurt bestünde ausschließlich aus Zeil, Nordend und Bornheim? Anbei ein kleiner Bericht über mein außerstädtisches Abenteuer — verbunden mit Tipps, Eindrücken und Bildern.

Die Vorbereitung

So ungeduldig und gespannt ich auch war — ein wenig Vorbereitung wollte wohl sein. Für diese empfahl sich mir nach kurzer Online-Recherche die “Grüngürtel-Freizeitkarte” der Stadt Frankfurt, welche kostenfrei HIER bezogen werden kann. Und wo gibt’s schließlich noch was geschenkt?

Die Karte, welche gefühlte 20 Quadratmeter misst und sich somit auch hervorragend als Abdeckplane eignet, kam dann tatsächlich auch nach wenigen Tagen portofrei per Post zu mir. Verzeichnet in ihr sind außer der Radfahrroute auch noch die Wanderwege ringsum der Stadt sowie die einschlägigen Sehenswürdigkeiten an und fernab des Grüngürtels.

Zwischenzeitlich musste ich allerdings feststellen, dass ich mir die Karten-Bestellung auch hätte sparen können. Hey, wir schreiben das Jahr 2016 — und gedruckte Karten sind sowas von 1974!

In der Fitness-App “RunTastic”, erhältlich für iOs und Android, ist nämlich bereits die Route des Grüngürtels hinterlegt, welche bequem exportiert und mitsamt praktischer GPS-Ortung genutzt werden kann.

Die gesamte Distanz des Gürtels von 70 Kilometern wollte ich dann auch nicht an gleich nur einem Tag zurücklegen. Befinde mich schließlich nicht in der Vorbereitung für die nächste Tour de France, und ein wenig Zeit für gemütliche Pausen und ein wenig Umschauen zwischendurch wollte wohl sein. In Ermangelung radfahrwilliger Freunde beschloss ich weiterhin, mich alleine auf den Weg zu machen — und dies kann ich nur empfehlen! So bleibt die Zeit, auch ganz gemütlich und spontan einmal vom Rad zu steigen und sich an den Stopps unterwegs ein wenig umzuschauen.

Schlussendlich habe ich den Gürtel dann in drei etwa gleich lange, einzelne Touren “gesplittet”. Dies erwies sich als gute Entscheidung: Mit jeweils knapp über 20 Kilometern Streckenlänge ist auch der Freizeit-Radler nicht überfordert, und es muss nicht gleich ein ganzer freier Tag für die Rundfahrt geopfert werden.

Erster Abschnitt: Vom Heiligenstock aus bis zur Altstadt Höchst

Den “Heiligenstock” kann man bequem von der Innenstadt heraus mit der Straßenbahnlinie 18 oder dem Bus erreichen. Kaum zu glauben, wie grün die Umgebung schon wenige hundert Meter hinter der Friedberger Warte wird. Das Fahrrad aus dem Bus gewuchtet, ging es dann auch direkt los. Noch ein letzter Blick auf die Route im Smartphone, und schon konnte ich durch die Felder rollen. Schnell stellte ich fest, dass der Grüngürtel wirklich gut beschildert ist — gefühlt alle zehn Meter weist der “Grüngürtel-Pfeil” den Weg, und im Grunde genommen hätte ich nicht einmal die im Smartphone hinterlegte Route benötigt.

Nach einigen Kilometern, in denen ich Fahrtwind und Wiesenduft genießen durfte, dann ein mittelalterliches Dorf: Moment mal, das ist doch Berkersheim! Und das gehört wirklich noch zu Frankfurt? Wahnsinn.

Berkersheim ist schnell durchquert, und der Radweg schlängelt sich an Niddaufer entlang Richtung Westen. Bald ist die erste Station erreicht, welche sich für eine kurze Verschnaufpause geradezu aufdrängt:

Der alte Flugplatz Bonames. Auf der ehemaligen Landebahn des alten Militärflughafens lassen sich einige Runden drehen, und im “Tower-Café” nebenan gibt’s lecker Kaffee & Kuchen. Oder auch ‘ne kalte Cola.

Die Landebahn des alten Flugplatz Bonames.Nebenan befindet sich das “Tower-Café”.

Erfrischt und beschwingt geht’s weiter der Nidda entlang, vorbei an Praunheim (wieder solch ein kleines, süßes Dorf, welches man sich nur schwerlich als Stadtteil einer Großstadt vorstellen kann) und durch den niemals enden wollenden Brentano-Park, in dem ich aufpassen muss, nicht grillende Großfamilien, Frisbee spielende Kinder und Boule-spielende Herrschaften mit dem Fahrrad umzusensen. In Rödelheim dann muss ich schließlich eher auf mich selbst aufpassen: Die alten Brücken, die hier unterquert werden, sind teils gerade einmal 1,65 m hoch. Da gilt es auf dem Fahrrad rechtzeitig den Kopf einzuziehen!

Wieder trifft Radweg auf die Nidda, nächstes Highlight: Der Niddastrand, eine Strandbar inmitten der Niddaauen. Schreit direkt nach der nächsten Pause!

Unterwegs am Niddaufer. Nett hier!

Der letzte Teil meiner ersten Etappe führt dann weiter an der Nidda entlang bis hin zur Altstadt Höchst, wo die Nidda in den Main mündet. Den Abschluss meiner ersten Grüngürtel-Tour begieße ich dann an der Alten Schiffsmeldestelle — eine Oase mit Standkörben, Sonnenliegen und Reggaemusik. Lässt sich wirklich aushalten hier!

Erschöpft rette ich mich bis zum Bahnhof Höchst, wo ich mein Fahrrad in die S-Bahn verfrachte. Natürlich nicht ohne vorher noch eine Runde durch die wunderschöne Altstadt Höchst zu drehen und mir das alte Schloss anzuschauen! Wie überrascht ich doch immer wieder von Frankfurts Schönheit bin. Und auf die zweite Etappe freue ich mich schon jetzt!

Zweiter Abschnitt: Vom Heiligenstock aus bis zur Oberschweinstiege

Für meine zweite Etappe wähle ich den selben Ausgangspunkt wie bei meiner ersten Runde: Den Heiligenstock oberhalb der Friedberger Warte. Nur starte ich diesmal gen Osten statt gen Westen. Bereits die ersten Meter haben es in sich, und als ich den Lohrberg erreiche, weiß ich wohl, warum sich dieser LohrBERG schimpft. Die schmerzenden Waden ist mir der Ausblick auf die Skyline im Tal dann aber allemal wert!

Wer mag, kann sich im “MainÄppelhaus” im Lohrpark noch einen frischen Apfelwein munden lassen, da ich meine Tour aber gerade erst begonnen habe, begnüge ich mich vorerst mit einem großen Schluck aus meiner Wasserflasche.

Nun geht’s steil bergab durch das Enkheimer Ried. Weite Feldlandschaften, Äcker, Familien nutzen den Sonntag zum gemeinschaftlichen Erdbeerpflücken. Links und rechts des Weges präsentieren sich große Weiher, in denen ich sogar Reiher und Schildkröten (!) entdecken kann. Ich erreiche Fechenheim (wusste gar nicht, wie idyllisch Alt-Fechenheim doch ist!) und zögere kurz, als mich der Grüngürtel-Pfeil dazu auffordert, die Main-Seite zu wechseln. Natürlich weiß ich, was das bedeutet: Ich wechsle über auf Offenbacher Terrain. Nun ja, sieht mich ja zum Glück niemand.

Das Offenbacher Mainufer weiß mich dann aber ebenso zu beglücken, ich mache Rast in einem zum Café umgebauten alten Eisenbahnwagen auf dem Gelände der ehemaligen Hafenbahn und quatsche ein wenig mit dem netten Betreiber sowie anderen Ausflüglern. Nochmals: In einem alten Waggon. Crazy Shit!

Weiter geht’s an der Gerbermühle vorbei, und wieder einmal lässt die folgende Steigung meine Waden schmerzen. Ich erreiche mit letzter Kraft den Stadtwald und bald darauf den legendären Goetheturm. Diesen zu erklimmen, kann ich jedem nur empfehlen! Die Aussicht vom alten Holzturm herab auf die Stadt macht mich sprachlos.

Wieder festen Boden und Pedale unter den Füßen, presche ich weiter durch den angenehm kühlen Stadtwald bis zum Ziel meiner heutigen Etappe: Der Oberschweinstiege. Dort kann sich im gleichnamigen Wirtshaus belohnt und erfrischt werden, bevor die Straßenbahn — welche praktischer weise nebenan und groteskerweise mitten im Wald hält — bestiegen werden kann. Und — zack! — nur wenige Minuten später befindet man sich wieder in der geschäftigen Innenstadt. Wahnsinn!

Dritter Abschnitt: Von der Oberschweinstiege bis zur Höchster Altstadt

Ich trete die dritte (und somit leider letzte!) Etappe meiner Gründgürtel-Radrundreise an. Die Anreise zur Oberschweinstiege erfolgt wieder mit der Straßenbahn. Direkt zu Beginn umrunde ich den Jakobiweiher, ein idyllischer Flecken Natur mitten im Stadtwald.

Auf meinem Weg durch den weitläufigen Stadtwald mit seinem Labyrinth-artigen Wegenetz entdecke ich Quellen, alte Brunnen und Denkmäler.

Irgendwann — der Weg durch den Wald kommt mir wirklich endlos vor! — erreiche ich Schwanheim. Nach kleiner Ortsrundfahrt wieder einmal die Feststellung: “Wow! Und das ist wirklich auch noch Frankfurt?”.

Ich fühle mich fernab jedes Großstadt-Trubels und genieße den Blick auf blühende Felder und den Landduft in meiner Nase, welchen ich fast vergessen glaubte. Zumindest, bis der Radweg den Industriepark kreuzt — uuuh, eher weniger idyllisch hier.

Die letzten Kilometer rolle ich dann außer Atem hinab gen Main. Und dort wartet bereits das schwimmende Highlight auf mich, welches ich mir als “ultimativen Abschluss” meiner Tour aufgespart hatte:

Die Mainfähre Höchst!

Diese bietet für einen doch eher symbolischen Obolus in Höhe von einem Euro dann die Überfahrt des Mains an. Während der Schiffsdiesel vor sich hinbrummelt, lasse ich vom Wasser aus meinen Blick auf die Altstadt Höchst schweifen.

Nachdem die Fähre das andere Ufer erreicht hat, lasse ich mich nach einigen wenigen Metern abermals in einen der Liegestühle der “Alten Schiffsmeldestelle” fallen.

Ich bin glücklich, sämtliche der siebzig Kilometer geschafft zu haben — und möchte keinen einzigen davon versäumt haben!

Rauf aufs Rad

Ich kann einen Ausflug durch den Grüngürtel jedem nur wärmstens empfehlen! Ich bin froh, in einer Stadt zu leben, in der ich in eine Tram einsteigen kann, welche mich nach nur einigen Minuten “mitten im Grünen” ausspuckt.

Verfahren kann man sich dank hervorragender Beschilderung so gut wie gar nicht. Und obendrein: Wann gelangt der gemeine Innenstädtler schließlich sonst einmal in die umliegenden, so schnuckeligen wie dörflichen äußeren Stadtteile?

Euch eine allzeit gute Fahrt und viel Freude beim Erkunden des Grüngürtels!

P.S.: Nur wenige Tage, nachdem ich die letzte Etappe absolviert hatte, wurde mein geliebtes Fahrrad dann aus dem Innenhof meines Wohnhauses im Nordend gestohlen. Das ist dann wohl die weniger schöne Seite unserer Stadt…

By MatzeFFM on June 16, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.