Zurück aus Budapest – Filmchen, Text & Bilderbogen

Dass ich vor meiner ersten Alleinreise ins Ausland ziemlichen Bammel hatte – das hatte ich euch ja bereits in einem kleinen Artikel gebeichtet.

Nun bin ich zurück, nun ja, zumindest fast: Ich sitze im ICE von Hannover nach Frankfurt (der Flug nach Niedersachsen war dann doch erheblich günstiger), und freue mich nach vier spannenden Tagen in Ungarn dann doch wieder ein klein wenig auf Heimatluft, den Anblick von Skyline und Main. 

Ich hatte euch versprochen, euch kurz über meine Erfahrungen während meiner Solo-Reise zu berichten. Das mach’ ich gern in Form eines kleinen Videos, das ich gestern an meinem letzten Abend im Hostel aufgenommen habe.

Soviel sei gesagt: Ich habe es sehr genossen, so richtig rücksichtslos agieren zu können wie es sonst nur Daimler auf der Bundesautobahn sind. Keine Kompromisse machen zu müssen, bummeln oder auch eilen können, wie es mir beliebt. Allerdings, auch das muss ich sagen, ist es auf Dauer anstrengend, permanent Pläne schmieden zu müssen und Entscheidungen zu treffen.

All die schönen Momente, wie den, als ich am Ufe Margariteninsel saß, über die Donau hinweg auf das so eindrucksvolle Parlamentsgebäude blickte, und ganz Budapest nur so funkelte in der Abendsonne: Die hätte ich niemals erlebt,, hätte ich mich nicht von möglichen Urlaubs-Partnern unabhängig und einfach mein eigenes Ding gewagt. Und ich weiß nun, dass ich mich problemlos auch im Ausland vier Tage lang nicht zu langweilen brauche.

Nun aber: Film ab!

 

… und ein paar Bilder, die gibt’s auch

Keine Sorge, die volle Foto-Dröhnung, die bekommt ausschließlich meine Familie ab. Dennoch, ein paar meiner vielen schönen Eindrücke dieser zauberhaften Stadt an der Donau, die mag ich euch nicht vorenthalten.

Der Einfachheit halber präsentiere ich euch diese sortiert mach meinen Reisetagen. Viel Freude euch beim Anschauen!

Tag 1

Als mich die Rolltreppe von der U-Bahn hinauf auf das Budapester Pflaster spuckt, ist dies mein erster Eindruck: Ich bin überwältigt. Kaum zu glauben, wie prachtvoll und riesig die Gebäude hier sind. Die Dunkelheit tut ihr Übriges…

Direkt mein zweiter Eindruck ist dann lustigerweise ausgerechnet eine Telefonzelle. Ganz ehrlich mal, wer von euch weiß noch, was das ist? Immerhin der magenta-farbene Telefonhörer erzeugt ein gewisses Heimatgefühl bei mir.

Nicht minder prunkvoll auch die Synagoge im jüdischen Viertel. Kaum hier, schon bin ich sprachlos.

Die “Gozsdu-Höfe”, das ist ein Innenhofkomplex, in dem sich an warmen Tagen die gefühlte halbe Stadt tummelt. Plus all der Touristen, die dem Ruf der Donauperle gefolgt sind…

Wenn’s draußen kalt wird, weicht man gerne in die berühmt-berüchtigten “Ruinen-Bars” aus. Zum Beispiel in das “SZIMPLA KERT” – so habe auch ich es getan.

Die Mischung aus Verfall, Straßenkunst und verrückter Inneneinrichtung muss man wirklich gesehen haben. Absolut crazy…

Tag 2

Am zweiten Tag hab ich dann bei einer geführten Fahrradtour vier Stunden lang mit einer bunten Truppe die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt abgeradelt. Wie zum Beispiel den Heldenplatz, an dem nicht nur dieses schöne Museum zu bestaunen ist…

… sondern auch dieses Denkmal zu Ehren der ungarischen Staatsoberhäupter der letzten 1.000 Jahre.

Nicht weit entfernt ist auch das “Stadtwäldchen”, in dem ein Schloss als Sammelsurium verschiedenster Baustile errichtet wurde.

Wir machen Halt und blicken auf das größte Heilbad der Stadt:
Von der beeindruckenden Fassade des Széchenyi – Bades könnten sich die Titus-Thermen mal ‘ne Scheibe abschneiden!

 

Was in Frankfurt die Kleinmarkthalle, ist in Budapest Nagy Vásárcsarnok. Eine wirklich GROSSE Markthalle.

Irgendwann erreichen wir dann die Donau. Und als ich die Karlsbrücke erspähe, bin ich sprachlos.

Auch die Seitenansicht des berühmten Parlamentsgebäudes bringt mir meine Sprache nicht zurück…

… zu gigantisch und wunderschön ist das zweitgrößte Parlamentsgebäude Europas. Das größte steht übrigens in Rumänien – hättet ihr’s gedacht?

Auf Anraten meiner lieben Freundin Rita statte ich dem Westbahnhof einen Besuch ab. In der alten Schalterhalle scheint die Zeit stehen geblieben.

Am späten Nachmittag, nunmehr zu Fuß unterwegs, zieht es mich erneut an die Donau.

Erneut folge ich Ritas Ratschlag, mache einen Abstecher auf die Margariteninsel. Lasse mich am Donauufer nieder und genieße diesen zauberhaften Ausblick.

… und auch am Parlament MUSS ich einfach noch einmal vorbeischauen.

Abends streife ich durchs jüdische Viertel. Im Hinterhof eines ziemlich abbruchreifen Hauses steigt ‘ne wilde Party. Ich bestell’ ein Bier und schaue mir verstört wie belustigt die etwas “alternative” Gestaltung des Innenhofes an.

 

Tag 3

Den dritten Tag beginne ich mit dem Aufstieg des Burgberges. Und mit jeder Treppenstufe wird die Aussicht auf die Stadt da unten schöner.

Karlsbrücke und Parlament: Klassisches Postkartenmotiv, in echt noch schöner.

Oben angekommen: Etwas außer Puste bestaune ich die prachtvolle Burganlage.

Die unweit gelegene Matthiaskirche ist indes genauso sehenswert. Finden auch zahlreiche andere Touristen.

… hatte ich bereits erwähnt, dass es mir dieser Ausblick wirklich angetan hat?

Das nächste Highlight auf dem Burgberg: Die Anlagen und Türme der Fischerbastei scheinen einem Märchen zu entstammen.

Zurück geht’s mit der Standseilbahn, die laufmüde Touristen wie mich in wenigen Sekunden zurück ins Tal bringt.

Vorher schaue ich mir aber noch den Burginnenhof an.

Und – ihr habt’s geahnt – Blicke nochmals auf die Stadt hinunter.

Zurück auf Pester Seite: Die Basilika steht in ihrer Pracht dem bisher Gesehenen in nichts nach!

Auf nach Budapest!

Ob alleine, zu zweit oder im Rudel: Solltet ihr Budapest noch nicht besucht haben, so solltet ihr’s dringend tun! Allein innerhalb vier Tagen lässt sich allerhand bestaunen und entdecken.

Budapest, das ist nicht nur eine Stadt voll wunderschöner Architektur. Budapest hat als Hauptstadt Ungarns darüber hinaus eine sehr bewegte Geschichte, deren Spuren noch allerorts in der Stadt zu finden sind.

Budapest ist aber auch eine unheimlich spannende Stadt, in rasantem Umbruch. Insbesondere der Kontrast im Jüdischen Viertel ist hierbei beachtlich; auf Hochglanz renovierte Prachtbauten wechseln sich am Straßenrand hier ab mit verfallenen Bruchbuden aus Sowjetzeiten.

In letzteren residieren tatsächlich auch zahlreiche der berühmt-berüchtigten “Ruinen-Bars”, die mittlerweile jedoch längst keine Insider-Tipps mehr sind und in denen sich überwiegend Touristen tummeln und am günstigen Bier erfreuen. Vielmehr scheint man das Konzept der “Ruinen-Bars” als Vermarktungs-Masche zu nutzen. Die “Locals”, die sind woanders – in kleinen, charmanten Bars, die ich über Google Maps entdeckt hatte und die mich verzückt haben.

 

So oder so: Langweilig, das wird’s auch nachts niemals in Budapest. Überzeugt euch selbst!

Wo der Main zu Ende ist: Kleiner Bilderbogen zum Sonntag

Am Sonntag frei zu haben, das ist für mich ja stets ein wenig ungewohnt.
Heute war es jedoch wieder mal soweit, der Himmel zeigte sich von seiner schönsten, blauesten Seite: Was also tun?

Den Main einmal mit dem Rad bis hin zum Ende fahren, ein bisschen durch Mainz streifen: Das hatte ich mir schon lange einmal vorgenommen. 

Schon war also mein Sonntags-Plan geboren. Rucksack gepackt, Zeitung gekauft, auf die Plätze, fertig, los!

Wieder zurück in Frankfurt kann ich sagen: Wow, das hat sich gelohnt!

Ich will euch gar nicht mit einem detaillierten Bericht meiner Tour langweilen – lieber lasse ich die Bilder sprechen.

Und wenn ihr nun auf den Geschmack gekommen seid, auch einmal von Frankfurt aus dem Main folgen wollt, bis er im Rhein aufgeht – dann freu’ ich mich!


Bis hierhin war’s einfach: Nach Höchst finde ich blind. Dort überquere ich erstmals den Main und genieße die Aussicht auf den Industriepark samt Hafen.

Blick auf Kelsterbach: Die Kleinstadt hat wohl doch mehr zu bieten als nur Fluglärm!

Das “Krifteler Wäldchen”. Bach + grün = glücklich!

Recht glücklich scheint auch dieser Schwan.

In Kriftel selbst empfing mich diese verfallene Industrieruine. Hat irgendwie Charme, oder?

Staufstufe Eddersheim: Hatte ich noch nie von gehört, aber hey, ein Foto ist allemal drin!

Kleiner Abstecher nach Flörsheim: Kirche (die mit Sicherheit auch irgendeinen Namen hat) im Ortskern.

Nun wird’s richtig schön: Ich habe die Weinberge erreicht. Zeit für eine Pause!

Blick über die noch recht nackten Reben. Ob es wohl ein guter Jahrgang wird?

Der Main fließt rechts des Türmchens

Weinbergsidylle samt Schloss: Kinners, ist das nett hier!

Mainz-Kastel gehört eigentlich zu Wiesbaden. Verrückt, oder? Kleines Portrait des Radelnden. Dankeschön an das freundliche Rentnerpaar!

Ein letzter Seitenarm, bevor der Main im Rhein verschwindet

Sonntag! Blümchen! Flieder! Auch die Wiesbadener wissen dies offensichtlich zu schätzen und nutzen.

Ein letztes Mal gilt es den Main zu überqueren, dann erreiche ich Mainz.

Geschafft! Ich erblicke Fachwerk, bin glücklich.

Ich erblicke noch mehr Fachwerk, bin gleich noch glücklicher.

Klar, ein Bild vom Dom darf auch nicht fehlen.

Zeit für einen Kaffee! Der mundet auch in Mugunzia recht vorzüglich. Vor allem im süßen Café “Annabatterie”. Lieben Dank an Michael für den Tip!

Sollte euch also sonntags einmal nicht der Sinn nach Binge-Watching bei Netflix stehen: Dann macht euch doch mal auf nach Mainz. Es lohnt sich! 

 

Von einer Flucht in die Stadt der Quellen: Ein Kurztrip nach Bad Vilbel

Es ist mein einziger freier Tag der Woche. Ich eile über die Berger Straße, ein paar Termine gilt es noch wahrzunehmen. Man kam ja sonst zu nichts die letzten Tage, ich bin froh, wenn ich’s gepackt habe – und freue mich auf einen Ausflug, den ich für heute mit einem guten Freund geplant habe. Endlich raus aus der Arztpraxis, das Handy vibriert: “Sorry”, heißt es in der Nachricht vom Kumpel, “bin krank.” Auch das noch. Ich steige aufs Fahrrad, ein rüstiger Rentner ermahnt mich, mein Fahrrad gefälligst zu schieben. “Spießer!”, rufe ich ihm hinterher. Erneuter Blick aufs Telefon, ja, an was ich noch alles denken soll. Und meine Finanzen, ja, die wollen heute auch noch geregelt werden.

Kurzum: Es ist einer dieser Momente, in denen ich kurz vorm Durchdrehen bin.

Und ganz schnell raus muss aus dem Großstadt-Stress, ein paar Stunden für mich durchatmen muss. Genau für diese Momente, da führe ich praktischerweise eine Liste allerlei Dinge, mit denen ich mir selbst schon immer mal eine Freude machen wollte (sollte jeder tun!).
Ein kurzer Blick darauf, Bad Vilbel, da wollte ich schon immer mal hin. Ist auch nicht allzu weit weg, aber immerhin: weg.

Ich springe also mitsamt Fahrrad hinein in die Straßenbahn der Linie 18 – um einen kleinen Ausflug zu beginnen, der mich Stress und Trubel zumindest für einige Stunden lang vergessen lässt.

Und weil’s mir so gut gefallen hat in der Stadt der Mineralquellen, da will ich euch gern dran teilhaben lassen – damit auch ihr euch einen kurzen Tapetenwechsel gönnen könnt, wenn euch mal wieder alles über den Kopf wächst.

 

Auf geht’s in die Quellen-Stadt!

Die 32.000 Einwohner zählende Kleinstadt, die ihren Aufstieg den dortigen Mineralwasserquellen zu verdanken hat, liegt direkt an der Nidda und ist somit hervorragend mittels einer kleinen Radtour am Flussufer entlang zu erreichen.

Als Ausgangspunkt hab’ ich den “Gravensteiner Platz” als Endhaltestelle der Straßenbahn-Linie 18 gewählt, da diese vom Nordend ganz bequem mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Alternativ könnt ihr auch mit den U-Bahnen der Linie 5 bis zur Haltestelle “Preungesheim” fahren, die nicht weit entfernt ist.

Wenn ihr Glück habt, findet am Gravensteiner Platz gerade der Wochenmarkt statt, an dem ihr euch mit ein wenig Proviant eindecken oder für den Ausflug stärken könnt.

Danach könnt ihr euch aufs Fahrrad schwingen und über die Straße “Am Dachsberg” gen Norden fahren. Dort erreicht ihr das schnuckelige Flecken Frankfurt Berkersheim, wo ihr ein wenig Dorfluft atmen könnt und entlang der Berkersheimer Bahnhofsstraße schlußendlich die Nidda erreicht. Auf dem Weg lassen sich Apfelbäume, Pferde und sogar Traktoren beobachten – wie damals auf dem Dorf, gelle?

 

Kurz anhalten, innehalten und genießen

Ihr habt’s gehabt: Die Großstadt ist hinter euch! Rechts der Nidda entlang verläuft ein Radweg, von dem aus ihr Frischluft, Flora & Fauna der Niddauen genießen könnt.

Nach kurzer Durchquerung der ersten Vilbeler Ausläufer gilt es nun die Nidda auf einem Steg zu überqueren, die nahe Eisenbahnbrücke im Blick.

 

Und dann heißt es auch schon: Willkommen in der Stadt der Mineralbrunnen!

Ihr könnt es machen wie ich, euch einen Kaffee schnappen, auf den Treppen vor der Stadtbibliothek Platz nehmen. Mit Blick auf die Nidda die Großstadtseele baumeln lassen. Oder aber ihr macht es wie die “Locals”, die während meines Besuchs gleich nebenan den Marktplatz säumten und sich mit Eisbechern den Winterfrust herunterschleckten.

Hello, Locals! Nice to be here! 

 

Blütenpracht im Kurpark, Festung im Wasser & putzige Tierchen

Nun ist es – ganz klar – an der Zeit für ein wenig Sightseeing und Kulturprogramm. Eis und Kaffee gibt’s ja schließlich auch in Frankfurt.

Im Kurpark könnt ihr eine Runde drehen und euch an der Blütenpracht erfreuen. Dort findet ihr auch den Tempel, der die seit Urzeiten sprudelnde Hassia-Quelle umschließt und euch vom Etikett der gleichnamigen Mineralwasserflaschen bekannt sein dürfte.

Bad Vilbel, das ist schließlich die Stadt des Mineralwassers. Lange Zeit verdankte die Stadt ihren Reichtum allein seinen zahlreichen Quellen, dessen Abfüllung und Export viele Arbeitsplätze schuf. Davon zeugen auch heute noch die vielen bunten Skulpturen in Form von Wasserflaschen, die das Stadtgebiet schmücken. 

Wenn ihr den Park durchquert habt, stoßt ihr auf die unverfehlbare alte Wasserburg, deren ältesten Teile noch aus dem zwölften Jahrhundert stammen. Schaut euch auch unbedingt den schönen Innenhof der Burg an, den ihr über einen Steg erreichen könnt!

Mein ganz persönliches Highlight jedoch, waren all die putzigen Tierchen, die an den Wassergräben der Burg herumtollten.Von den Enten war ich schnell gelangweilt, kennt man ja schließlich, quak quak. 

Vielmehr waren es die putzigen Nagetierchen, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen.

“Oh wie süüüüüß, ein Biber!”, stieß ich einen Ruf der Entzückung aus. Kniete mich hernieder, staunte über die Zutraulichkeit der Viecher. Umgehend jedoch, da korrigierte mich ein älteres Ehepaar. Nein, keine Bieber seien das, ich solle doch mal auf die Füßchen gucken. Tatsächlich: Flossen.

“Nutrias sind das”, klärt mich die nette Dame auf. “Auch bekannt als Biberratten”. So oder so, ich bin verliebt und spiele Streichelzoo. 

 

Heilbrunnen und Wissensdurst

Folgt ihr der Nidda noch ein Stück weiter, so findet ihr einen Heilbrunnen, an dem ihr euren Durst stillen könnt. Euren Wissensdurst allerdings kann erst gestillt werden, nachdem ihr über eine kleine Brücke die Nidda überquert habt:

Dort befindet sich in einem schmucken Fachwerkhaus nämlich das Mineralbrunnenmuseum.

Ebenso schmuck ist auch das Rathaus, wenn auch nicht ganz so imposant wie der Römer.

Ich schließe meine Großstadtflucht mit einem kleinen Bummel über die Einkaufsstraße ab, bevor ich wieder auf dem Fahrrad sitze und mich entlang der Nidda Frankfurt nähere. Und mich schon deutlich besser fühle.

Wer außer Puste ist, kann natürlich auch bequem mit der S-Bahn fahren, welche euch in nicht einmal zwanzig Minuten zurück nach Frankfurt bringt.

 

Dankeschön, Bad Vilbel!

Wieder einmal habe ich festgestellt, dass manchmal schon ein paar Stunden Wunder wirken. Einfach raus, einfach weg, einfach mal kurz Tapetenwechsel. Als schnell erreichbares Ausflugsziel bietet sich Bad Vilbel dafür ganz hervorragend an, zumal die Anfahrt der Nidda entlang bereits Genuss ist.

Zurück in Frankfurt, da fühl’ ich mich bedeutend besser, kann wieder klar denken. Dafür ein dickes Dankeschön, Bad Vilbel – war echt schnieke und ich komm’ gern wieder!

Wenn euch also mal wieder die Decke auf den Kopf fällt, euch alles zuviel wird und ihr kurz vorm Durchdrehen seid – dann schwingt euch rauf aufs Rad und folgt der Nidda!

Dass die Stadt deutlich hübscher anzuschauen ist als die “Geschlossene” von innen – davon konnte ich euch hoffentlich überzeugen.

Ich mach’ mich derweil mal schlau,  ob sich ein Nutria als Heimtier eignet.

Von Dünen, Fachwerk und Palästen – so schön ist’s in Frankfurts Westen!

So traurig es auch sein mag:

Unter dem “Westen der Stadt” versteht der gemeine zugezogene und irgendwo in den ach-so-angesagten Vierteln der Innenstadt lebende Frankfurter für gewöhnlich das Westend. Allenfalls vielleicht noch Niederrad (da war man schon mal beim Arzt) oder das Gallusviertel (soll ja auch im kommen sein!), dahinter hört’s dann aber für gewöhnlich auch schon auf. 

Um all den Anfeindungen zuvorzukommen, die mich nun ereilen möchten:
Hey, ich darf das schreiben, ich bin ja schließlich selbst nicht besser.

Oder besser gesagt, ich war:

Neulich, da hab’ ich nämlich einen Ausflug in den wilden Westends ganz fernab des innerstädtischen Epizentrums gewagt. Von der Neugierde getrieben, von Schwanheim und Höchst hatte ja auch ich schon mal gehört. Eben da, wo noch die echten Frankfurter zu Hause sind.

“Der wilde, wilde Westen – er fängt gleich hinter Hamburg an…”:

Dieses furchtbare Stück Liedgut der norddeutschen Möchtegern-Country-Kapelle “Truckstop” war als Kind eines meiner absoluten Lieblingslieder. Heute weiß ich es besser: Der wilde, wilde Westen: Der beginnt nämlich noch nach Niederrad, um genauer zu sein: In Schwanheim.

Und genau dort beginnt ein kleiner Ausflug, von dem ich euch berichten mag.

 

Folgt mir auf meiner Reise in den “wilden Westen” – und tut es mir nach!

Als Ausgangspunkt für unsere kleine Tour haben wir die Straßenbahnstation “Rheinlandstraße” gewählt:

Die Straßenbahnen der Linie 12 halten dort direkt im Herzen Schwanheims. Praktischerweise gibt’s dort am Bahnhof direkt eine Call a Bike-Station, sodass sich meine reizende Begleitung mittels App schnell eine Fietse leihen konnte. Ihr wisst nicht, was ‘ne “Fietse” ist? Keine Sorge, wusste ich bis dato auch nicht – so schimpft sich wohl in den Niederlanden und in Norddeutschland ein handelsübliches Fahrrad, wie ich erfahren durfte.

Nicht einmal ein eigenes Fahrrad braucht ihr also für die Tour – klingt ziemlich gut, oder? Die Tagespauschale beträgt – je nach Tarif – entweder 9 oder 12 Euro. Allemals günstiger als jedes Leihfahrrad!
Ziemlich gut ist auch, dass die Schwanheimer Dünen von der Haltestelle “Rheinlandstraße” schnell erreicht sind.

Ein Schild markiert den Eingang zur deutschlandweit recht einmaligen Binnendüne, die bereits 1984 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und zahlreichen Tier- wie Pflanzenarten eine Heimat bietet, die im Lande andernorts nur selten anzutreffen sind.

Diese könnt ihr von einem Bohlenweg aus bestaunen, der angelegt wurde, um Vegetation vor den Tritten der Ausflügler zu schützen. So viel Rücksicht nehmen wir natürlich gern – und außerdem sorgt ein solcher schmaler Steg schließlich für echtes Abenteuer-Feeling!

Hierbei gilt natürlich: “Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt”!
In unserem Fall natürlich “Wer seine Fietse liebt…”. Wenn mich meine Begleiterin weiter so beharrlich korrigiert, übernehme ich die “Fietse” wohl selbst noch in den Wortschatz.

Nachdem ihr den Bohlenweg passiert und dabei die wunderschöne Dünenlandschaft bestaunt, vielleicht auch ein paar wilde Tiere entdeckt habt, könnt ihr wieder artig auf die Fietse (okay, okay, sie hat’s geschafft…) klettern. Über einen Fahrradweg erreicht ihr schnell das Schwanheimer Mainufer.

Und da wartet dann gleich das nächste Highlight!

 

Alles in Butter auf’m Kutter?

Die Altstadt Höchst ist von hier aus bereits zu bewundern. Nur der Main trennt euch noch noch von ihrer Schönheit. Und wie könnte man auch stilechter auf die andere Mainseite übersetzen als mit einer Fähre?

Praktischerweise – ihr hab’s geahnt – pendelt eine solche hier in schöner Regelmäßigkeit und verbindet Schwanheimer- mit Höchster Ufer. Für ‘nen schlappen Euro könnt ihr mitsamt Fietsen an Bord gehen, den seichten Wellengang des Mains und die malerische Ansicht von Höchster Schloss und Justinuskirche genießen.

Ich hatte den Mund vor Entzückung noch nicht wieder geschlossen, betätigte noch wild den Auslöser meiner Kamera, da ist das Fahrvergnügen schon vorbei. Die Fähre ankert bereits in Höchst. “Ahoi, Captain, bis bald mal wieder!”.

Nun ja, ‘ne Kreuzfahrt kann man für ‘nen Euro wohl auch nicht erwarten. 

 

Zuckersüßes Fachwerk

Wir schwingen uns auf die Räd… Fietsen, fahren dann mal los. Direkt an der Anlegestelle der Fähre könnt ihr an der “Alten Schiffsmeldestelle” bei einem Käffchen oder kalten Apfelwein von der Überfahrt erholen – leider hat diese zum Zeitpunkt unseres Ausflugs noch geschlossen, sodass wir uns auf den steilen Weg zum Marktplatz machen.

Klar, dass ihr keine solchen Kulturbanausen seid wie wir, denn vorher schaut ihr euch selbstverständiglich noch die ein wenig weiter westlich gelegene Justinuskirche anschaut, gelle?

Nach kurzer Zeit erreichen wir dann auch den Marktplatz als Zentrum der quirligen Altstadt. Ein 360 Grad – Blick genügt, und ich bin verliebt. Hey, so viel zuckersüßes Fachwerk habe ich zuletzt im fernen Quedlinburg bewundert!

Die alteingesessen Höchster genießen bereits Schoppen und Mittagsmampf auf den sonnigen Plätzen vor den altehrwürdigen Gasthäusern “Altes Zollhaus” und “Zum Schwan”.

Hier versteht man offensichtlich noch was vom “Savoir Vivre!” 

Wir derweil erkunden lieber noch ein wenig die Seitenstraßen. Schnuckelige Fachwerkhäuser reihen sich aneinander, die Bordsteine wurden von den Anwohnern liebevoll dekoriert. So stell’ ich mir ein kleines Dorf in Spanien vor, hab’ längst vergessen, dass ich mich in Frankfurt am Main befinde.

 

Herrscher-Prunk am Main

Nachdem wir sicher sind, keine der kleinen Gassen versäumt zu haben, zieht es uns nun zum bereits im sechzehnten Jahrhundert errichteten Höchster Schloss. Dessen altehrwürdiger Turm überragt den gesamten Stadtteil und hat uns schon aus der Ferne neugierig gemacht.

Leider lässt sich der Bergfried nur zu den Öffnungszeiten des Schloss-Museums besteigen (von Freitag bis Sonntag), sodass wir uns mit dem Anfertigen einiger Fotos begnügen müssen.

Ein Spaziergang durch den wunderschönen Schlossgarten entschädigt dann für das verpasste Treppensteigen. Und die Aussicht auf den Main hinunter ist auch von den Befestigungsmauern wahrlich schön genug!

Die Beine sind vertreten, wir schlendern zurück zum Marktplatz, an dem wir unseren “Fietsen” eine Pause gegönnt hatten.

Das nächste Highlight ruft schließlich bereits! 

 

Barock-Palast und zarte Engel

Es ist mir ein wenig peinlich, als ich zugebe, dass ich keine Ahnung habe, wie weit genau es noch bis zum Bolongaropalast ist. Prompt werden wir von einem netten Herrn angesprochen, der es sich auf einer Bank bequem gemacht hat. “Ai, direkt hinter euch!”.

Der gute Herr ist nicht nur äußerst aufmerksam und hilfsbereit, er erweist sich obendrein als vorzüglicher Fremdenführer, gibt uns einen kleinen Abriss über die Geschichte des barocken Palasts.

So haben sich die Gebrüder Bolongaro bereits im Jahre 1735 hier niedergelassen, um von hier aus den damals größten Tabakhandel Europas aufzubauen. Das Geschäft florierte, und ein Palast sollte dem Unternehmenserfolg Ausdruck verleihen.

Im Jahre 1774 konnte der im barocken Baustil errichtete Palast fertiggestellt werden, ein barocker Garten wurde gleich mit angelegt und beherbergt seitdem zahlreiche Skulpturen sowie einen Brunnen.

Wir bedanken uns artig für die netten Ausführungen, erkunden nun selbst den Palast. Ist dieser schon eine echte Pracht, so haben es mir vor allem die vielen Skulpturen angetan. Diese zeigen meist Engel, die mit verträumten Augen gen Palast starren.

Eine kleine Runde durch den Park ist natürlich Pflicht, ebenso wie das obligatorische Erinnerungsbild vor dem Brunnen.

Wir verabschieden uns mit einigen gehauchten “ooooh, wie schön!” und “ooooh, wie süß” als Ausdrücken unserer Verzückung von all dem Barock.Wir schlendern vorbei an alten Männern mit Trommeln, jungen Männern mit Bier aus dem Discounter. Auch die Höchster wissen dieses schöne Fleckchen Frankfurt also zu genießen. Schön!

Nach all den Eindrücken, da haben wir uns einen Kaffee nun redlich verdient. Wir wollen entlang der Nidda zurück gen Innenstadt radeln, uns es dort noch auf einen Kaffee gemütlich machen, den Ausflug Revue passieren lassen.

 

Lektion des Tages: Klappe zu beim Radfahren!

Doch soweit kommt es leider nicht. Ich zeige gerade auf den “Niddastrand”, will vorschlagen, schon dort zu pausieren.

Just in diesem Moment, in dem ich mein Honigmäulchen zum Reden öffne, kracht mir etwas in den Rachen. Ich huste, eine Bienenkönigin wird aus den Untiefen meiner Atemwege emporgeschleudert.

“Das gibt’s doch nicht”, denke ich mir, als sich ein Schmerz in meinem Hals auszubreiten beginnt. Da hat mich das Drecksvieh doch tatsächlich gestochen. Irgendwo tief unten drin in meinem Hals.

So viel Pech hab’ halt auch nur ich. 

Und so – sad but true! – endete dieser schöne Ausflug für mich nicht im Caféhaus, sondern in der Notaufnahme des Marienkrankenhauses. Statt einer Stärkung gab es für mich eine endoskopische Untersuchung meines Kehlkopfes mittels Sonde (ich erspare euch an dieser Stelle weitere Details…), statt dampfender Tasse Kaffee gab’s nur eine Cortisolinfusion.

Machte irgendwie auch wach, immerhin.

 

Mein Fazit:

Wir zwei Hübschen waren uns einig: Der Frankfurter Westen ist auf jeden Fall einen Ausflug wert! Ob die schöne Dünenlandschaft in Schwandheim, die schnuckeligen Fachwerkhäuser der Altstadt Höchst oder der imposante Palast:

Vor der Kulisse des Mains ein wunderschöner Ort, der wieder einmal zeigt:

Frankfurt ist weit mehr als Beton, Skyline & Trubel auf der Zeil.
Frankfurt ist eine unglaublich vielfältige Stadt, die es in allen Facetten zu erkunden wert ist. Man muss sich nur trauen.

Also:

Traut auch ihr euch, schwingt euch auf die Räder (meinetwegen gern auch auf die “Fietsen”), und gebt dem Westen eine Chance! Ihr werdet’s nicht bereuen! 🙂 

 

Und zum Schluss: Ein Dankeschön

Abschließend möchte ich noch gerne ein fettes “Dankeschön” loswerden.
Nicht nur dafür, dass du meinen Wortschatz um das Wort “Fietse” bereichert hast. Nicht nur für die “Zeit”, die du dir für den Ausflug genommen hast, den Entdeckergeist, den du mit mir teilst:

Sondern auch dafür, mich sogar noch ins Krankenhaus begleitet zu haben. Sogar geduldigst im Wartezimmer verharrt zu haben, als es “noch etwas länger dauert”. Das ist nicht (!) selbstverständlich – danke dafür. Ich mach’ das wieder gut! 😉

Und bis dahin freu’ ich mich schon auf die nächste Tour! 

 

Justitia auf die Finger geschaut: Ein Besuch des Frankfurter Amtsgerichts

Was tun, wenn es zwar draußen langsam länger hell wird – ein Blick gen Himmel und auf Thermometer aber allenfalls Lust dazu bereiten, weiter im Bett liegen zu bleiben und den lieben Tag den lieben Tag sein zu lassen? Bis dann irgendwann die Langeweile Oberhand gewinnt?

Noch vor zehn Jahren hätte man diese Frage oftmals damit beantwortet, einfach mal den Fernseher einzuschalten und sich von einer der damals noch zahlreichen nachmittäglichen Gerichts-Shows berieseln zu lassen. Barbara Salesch & Co versprachen seichte Unterhaltung, gescriptete Tragödien zwischen Anklagebank und quoten-trächtigen Schicksalen.

Bildrechte bei www.hna.de 

Glücklicherweise sind diese Formate längst aus dem Sendeprogramm verschwunden, wenn sie auch keinesfalls würdig ersetzt worden sind.

 

Als Zuschauer im Amtsgericht

Ich als bislang unbescholtener Staatsbürger habe bislang keinerlei Erfahrungen mit dem Alltag deutscher Gerichte. Allerdings bin ich großer Fan von Stefan Behr, einem Gerichtsreporter der Frankfurter Rundschau. Er packt es immer wieder, aus jeder Berichterstattung über jede noch so trockene Gerichtsverhandlung einen unterhaltsamen Artikel zu zaubern. Sogar ein Buch hat er veröffentlicht, welches ich mit großer Freude gelesen habe. Ein Grundinteresse an Justitias Tätigkeiten ist also durchaus bei mir vorhanden!

Ein freier Wochentag im Februar erschien mir als guter Anlass, dies zu ändern. Viele der Sitzungen des Frankfurter Amtsgericht sind öffentlich; es steht also nichts im Wege, einmal auf dem Zuschauersitz Platz zu nehmen. Und genau das habe ich getan!

 

Is’ ja wie am Flughafen!

Ich mache mich auf zum Gebäude E des Frankfurter Amtsgericht und bin gespannt auf das, was mich erwarten mag.

Bevor es allerdings soweit ist, gilt es, ein Flughafen-ähnliches Prozedere über sich ergehen zu lassen. Klar, soll ja niemand die Knarre aus dem Nachttisch zur Verhandlung mitbringen. Kommt nicht so cool, und deswegen lege ich brav Gürtel und Rucksack zwecks Röntgen ab und durchquere eines dieser tollen Durchleuchtungs-Konstrukte. Auf geht’s in den ersten Stock – ich bin bereits aufgeregt!

Angekommen, bin ich zunächst überfordert von der Vielzahl der Säle. Und tatsächlich: An den meisten prangt der Hinweis „Öffentlich!“ neben dem Eingang für Zuhörer.

Ein Blick auf die Schaukästen, in welchen die laufende Verhandlung verkündet wird, macht mich nicht schlauer. Ich nehme also den erstbesten Saal und nehme Platz. Doch schnell stelle ich fest: Uh, nicht wirklich spannend. Außer mir keine Zuschauer anwesend, und – wenn ich das hier richtig verfolge – geht es lediglich um irgendwelche nicht bezahlten Raten für ein Auto. Ja, gähn! Dann also doch lieber heim und Fernsehen?

 

Nein, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Nächster Saal, neues Glück!

Und tatsächlich: Hier scheint’s schon spannender. Verhandelt wird nämlich über den Straftatsbestand des „Räuberischen Diebstahls”.

Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick über den Saal, über den der Hessen-Löwe sein wachsames Auge richtet.

Frontal sitzt die Richterin, flankiert von Schöffen und Protokollant.

Zu meiner Linken: Die Anklagebank mitsamt der beiden angeklagten Damen sowie deren Rechtsanwälte.

Zu meiner Rechten: Der Staatsanwalt, etwas einsam.

Hier scheint es mir gleich spannender. Ich spreche ein paar Jura-Studenten an, die neben mir sitzen und die Gerichtsverhandlung verfolgen. Doch zunächst werde ich ermahnt:

 

Setz‘ mal deine Mütze ab! Du bist hier vor Gericht!

Hupps, ja, da war ja was. Kleinlaut verstaue ich meine Kopfbedeckung im Rucksack und versuche, möglichst ehrfürchtig dreinzuschauen. Doch worum geht’s also nun?

Bereits am 24. September 2015 soll ein Beschuldigter versucht haben, aus einem abgestellten Auto eine Geldbörse und ein iPhone entwendet zu haben. Dies beobachtete allerdings dessen Besitzer, der – verständlicherweise – darauf bestand, seine Gegenstände zurück zu erhalten und die Polizei rief.
Der mutmaßliche Dieb war offensichtlich nicht d’accord, und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin soll er eine Rangelei eröffnet haben, während deren Verlauf der Bestohlene eine blutige Nase erhielt. Eine Anwohnerin kehrte hinzu, mischte sich wohl tätlich ein – und ist nun ebenfalls der Gesetzesuntreue bezichtigt.

Ich erschrecke, als ich erfahre, dass die junge Lebensgefährtin auf der Anklagebank zwischenzeitlich bereits weiterer Delikte inhaftiert ist und eigens für den Prozess aus der JVA Preungesheim eingefahren wurde. Wahnsinn – dabei sieht sie doch so nett und freundlich aus! Eine Gefangene hätte ich mir wahrlich anders vorgestellt. Und auch die Anwohnerin scheint kein unbeschriebenes Blatt: Auch sie hat bereits eine mittelschwere Karriere hinter sich und saß bereits hinter schwedischen Gardinen.

 

Von Beruf: Rentner, natürlich!

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Zeugen in den Gerichtssaal gerufen werden. Ein am Tatort lebendes Ehepaar konnte vom Balkon aus die Tat beobachten und soll nun aussagen.

Der Ehemann nimmt als Zeuge Platz, und tatsächlich: Die Belehrung (…Wahrheit sagen, nicht verwandt, nicht verschwägert….) verläuft genauso wie im Fernsehen. Also doch nicht alles Fake bei SAT 1?

„Rentner natürlich!“, beantwortet er die Frage der Richterin nach seinem Beruf.
„Wohnhaft in Neu-Isenburg“.

Die Richterin fragt: „Neu-Isenburg? Ist das eigentlich mittlerweile schon Stadtteil von Frankfurt? Oder bemühen Sie sich noch darum?“. Der Saal lacht. Wie schön, dass auch Humor nicht draußen vor dem Amtsgericht warten muss.

„Und dann hat der eins uff die Naas gekrischt“?

Die Richterin trägt mit breitem Frankfurter Dialekt zu meiner Heiterkeit bei. Sympathische Frau! Sollten etwa alle Richter solch herzliche Menschen sein?

Die Befragung des Ehepaars ist abgeschlossen, die Polizeibeamten werden vernommen. Uniformiert und bewaffnet nehmen sie im Zeugenstand Platz. Beitragen können sie allerdings nicht sonderlich viel, trafen sie doch erst am Ort des Geschehens ein, als die Rangelei bereits vorüber war. Allerdings wurden gemeinsam mit dem Hausmeister die Überwachungsvideos der Kamera am Hauseingang ausgewertet.

Nach Ende der Zeugenbefragung sieht der Rechtsanwalt der Anwohnerin seine Stunde geschlagen.

Er verweist auf die Videoaufnahmen, die mit Zeitstempel versehen ist. Daraus ist ersichtlich: Seine Mandantin verließ erst 6 Minuten, nachdem der Bestohlene seinem intakten Riechorgan beraubt worden war, die Wohnung. Er lächelt mit Genugtuung.

Die Richterin nimmt das zur Kenntnis, auch der Staatsanwalt hat da nichts entgegenzusetzen.

Es folgt eine Diskussion über die Grundlagen der in der Anklageschrift festgehaltenen Vorwürfe.
Erwartungsgemäß sehen die Rechtsanwälte das geforderte Strafmaß als zu hoch an, die Vorwürfe (u.a. Nötigung nach Paragraph soundso…) ohnehin als haltlos.

 

„Da möge das Gericht anderer Auffassung sein“

Schöne Formulierung, die er da in den Raum stellt. Auch dem Staatsanwalt gegenüber wird ein Wortgefecht eröffnet. Drama, Drama! Und das ganz ohne Eintritt!

Der Staatsanwalt kontert, die Richterin unterbricht. Sie hat genug gehört, und zieht sich gemeinsam mit ihren Schöffen zur Beratung zurück. Rechtsanwälte werden indes nervös.

Zehn Minuten und einen Plausch mit den Studenten später:

Die Richterin kehrt in den Saal zurück, alle stehen auf. Ich erschrecke, erhebe mich aber ebenfalls schnell, um dem Gericht den angebrachten Respekt zu erweisen.

Die Richterin verliest nochmals die jeweiligen Vorgeschichten der beiden Angeklagten.

Und „was auf dem Kerbholz“ – ja, das haben sie beide.

Vorlässig Fahren ohne Fahrerlaubnis, mehrere Diebstähle, wiederholtes Erschleichen von Leistungen, Verstoße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Körperverletzung, Missbrauch von Notrufen, immer wieder Diebstähle. So die Verbrechen der beiden Damen, welche ihnen beiden bereits Haftstrafen bescherten. Oha. Dabei sehen die beiden angeklagten Damen doch so nett aus?

Beide haben eine beträchtliche Drogen-Karriere hinter sich. Crack und Heroin – dem waren sie beide verfallen. Schuld seien Trennungen und früh gestorbene Kinder. Ich beginne, Mitleid zu empfinden.

Und zu meiner Freude zeigt sich auch die Richterin sehr menschlich. Sie möchte die Angeklagte zu ihrem Drogenproblem, ihrer Beziehung, ihrem derzeitigen Befinden befragen, bevor sie ihr Urteil verkünden mag. „Haben Sie schon eine Therapie begonnen?“

 

Die Richterin wird emotional

Allerdings fühlt sich lediglich der Rechtsanwalt der Angeklagten dazu berufen, auf ihre Fragen zu Antworten. Nun wird die Richterin laut und wendet sich der jungen Dame zu:

„Nun reden Sie doch mit mir! Ich will Ihnen keinen Strick drehen, ich will Sie verstehen! Ich will SIE kennen lernen, nicht Ihren Anwalt! Anwälte kenne ich bereits zur Genüge, es geht doch hier um SIE!“

Mit diesem Anflug von Emotionen bricht sie das Schweigen der Angeklagten.

Sie erzählt von ihrer Jugend, von Problemen mit dem damaligen Freund, von einer Trennung, die sie nicht verkraftete. Von falschen Freunden. Von all den Drogen, von ihrer Haft.

Ihr Rechtsanwalt beantragt eine Unterbrechung zwecks Zigarette. Ich bin dankbar und folge ihm vor die Tür des Amtsgerichts. Ob ich Jura studiere, fragt er mich. Ich verneine, zeige mich interessiert an seinem Beruf. Er äußert seinen Unmut gegenüber dem Staatsanwalt. Ich frage ihn, wie viele Gerichtsverhandlungen er in einer durchschnittlichen Arbeitswoche erlebt.

 

„Das heute ist bereits meine achte Verhandlung in dieser Woche“

Sein Arbeitspensum sei hoch, verrät er mir, als er an seiner Zigarette ziehe. Doch, so sehr er sich manchmal ärgere – sein Beruf, der sei spannend. Vor allem derzeit, wo sich zahlreiche Geflüchtete vor den Gerichten befänden.

Er verabschiedet sich und kehrt zurück ins Gerichtsgebäude. Ich lasse die vergangenen 2 Stunden auf mich wirken und beschließe, mich ins Café zu setzen. Bis zur Urteilsverkündung, so fürchtete ich, sollte es noch lange dauern.

 

Im Café angekommen überlege ich: Hat sich das gelohnt? Sollte ich es wieder tun?

Na unbedingt! Nicht nur, dass eine Gerichtsverhandlung besser und aufschlussreicher ist als jeder Film im Fernsehen:

Alle Beteiligten sind echt, alle haben ein Interesse. Es wird diskutiert, manchmal auch laut – und dennoch immer die Form gewahrt. Ich wurde zum Nachdenken bewegt: Über Schicksale, Recht und Unrecht. Darüber, wie verquer meine Vorstellung von Inhaftierten doch war.

Und dabei war das hier heute doch nur eine ganz alltägliche Verhandlung. In jedem Falle aber eine schöne Aktivität für einen ansonsten toten Tag. Ist es nicht schön, dass unser Staat uns allen diese Möglichkeit der Horizonterweiterung und Freizeitbeschäftigung ermöglicht? Und das ganz kostenlos?

Leider gibt es – weder im Internet noch anderswo – eine Übersicht über die einzelnen Prozesse der laufenden Verhandlungswoche.

 

Auf gut Glück

Es gilt also, einfach mal vorbeizuschauen. Von Montag bis Freitag wird ab 10.00 Uhr verhandelt. Im ersten Stock des Gebäude E gilt es dann, einfach Ausschau nach öffentlichen Sitzungen zu halten. Und dann Platz zu nehmen, das Handy wegzulegen und gespannt der Verhandlung zu folgen.

Probiert es aus – und lasst den Fernseher mal dunkel!

Undercover im roten Bus: Als Touri in der eigenen Stadt

So sehr ich auch jede freie Minute in meiner Heimat liebe und schätze, so gern besuche ich ja auch hin und wieder mal fremde Städte.

“Reisen bildet”, sagt man – und ja, sich durch fremde Städte treiben zu lassen, deren Architektur zu bewundern und deren Luft zu atmen: Das hat was. Ganz zu schweigen von den Menschen, die man kennen lernen kann – nein, man muss nicht einmal weit weg fahren, um den eigenen Horizont zu erweitern. Und anschließend mit unzähligen neuen Eindrücken und frischer Inspiration zurückzukehren, nach Hause an den Main.

 

Einfach mal “Touri sein”, das sei noch jedem vergönnt!

Und dennoch: 

Hand aufs Herz, ein jeder Heimatliche schmunzelt innerlich, wenn er Touristen durch die eigene Stadt schlendern sieht. Schwer bepackt mit Foto-Apparat um den Hals: Das Touri-Klischee lässt sich eigentlich nur noch mit einer Sightseeing-Tour im roten Doppeldecker-Bus toppen, welche in so ziemlich allen Großstädten dieser Welt ihre Runden drehen, um die eingängigen Sehenswürdigkeiten abzuklappern.

So auch in Frankfurt! Doch was sind eigentlich die eingängigen Sehenswürdigkeiten meiner Stadt? Wer nutzt überhaupt seine Urlaubstage, um meiner Heimatstadt Besuch abzustatten? Und vor allem: Sich bequem und jedem Klischee entsprechend im Sightseeing-Bus chauffieren zu lassen? Wo ist man her – und wieso reist man ausgerechnet nach Frankfurt?

 

Ich beschließe, dies herauszufinden.

Über die Website des Anbieters buche ich die “CityTour” für einen Fahrpreis von stolzen 14,90 Euro. Nicht ganz günstig, aber eine Kurzstrecken-Fahrkarte kostet ja mittlerweile RMV sei Dank auch nur noch unwesentlich weniger.

Und bereits die Homepage ist ein echtes Highlight:
Ich hatte ja ganz vergessen, wie Webseiten im Jahr 2001 ausgesehen haben. Mehr Retro-Charme geht nicht!

60 Minuten lang dauert die Touri-Rundfahrt:

Eine Stunde, in der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Frankfurts abgeklappert werden sollen. Ich bin gespannt, was mich erwartet!

Ich mache mich also auf zur Haltestelle “Dom/Römer”, von wo aus die Busse im Halbstundentakt aus abfahren und auch wieder ankommen.

Der auffällig rote Bus steht abfahrbereit an der Haltestelle, und ich schäme mich bereits ein wenig, als ich den Bus besteige und dem leicht gelangweilten Fahrer mein Ticket präsentiere. Dieser stattet mich auch direkt mit Einweg-Kopfhörern und Stadtplan aus.

Gut ausgerüstet erklimme ich das Oberdeck, suche mir ‘nen schicken Platz – und schaue mich um.

 

Die meisten Plätze bleiben leer

Lediglich sechs weitere Menschen möchten sich in bester Touri-Manier durch die Stadt chauffieren lassen. Nun gut, es ist halt auch Februar, ziemlich bewölkt und obendrein ein Mittag am Donnerstag.

Zeit, mit meinen Mitreisenden ins Gespräch zu kommen. Schließlich werden wir die nächste Stunde gemeinsam gefangen in einem bereiften Tourismus-Klischee verbringen.

Ganze fünf meiner Mitreisenden erweisen sich als belgischer Freundeskreis, welche mir erzählen, dass sie das morgige Davis Cup-Spiel besuchen werden und deswegen nach Frankfurt gereist sind. Hochrangige Tennis-Matches: Das ist sogar mir als Frankfurt nicht bekannt gewesen.

“And further we are here to conquer Germany”, ergänzen sie und lachen. Ich lache mit, jaja, diese Belgier – sollen die das mal versuchen! 

Es ist nicht ihr erster Besuch in Frankfurt; allerdings seien sie bislang nur zum Umsteigen an Flughafen und Hauptbahnhof gewesen – und die Messe, ja, die habe man auch schon öfters mal besucht. Umso schöner, endlich mal Zeit zu haben, sich den Rest “Mainhattans” anzuschauen.

Unmittelbar hinter mir nimmt eine junge Asiatin platz. Meine Frage nach ihrer Herkunft beantwortet sie mit entschlossenem “Chinese!”, ebenso die Frage nach ihren gesprochenen Sprachen. Mist, war wohl nix mit Kennenlernen. Allerdings erweist sie sich als äußerst hilfsbereit und stellt mir ungefragt den Schalter für die Sprachausgabe der Führung auf ihre Landessprache um. Wirklich äußerst freundlich, diese Asiaten!

 

Und los geht’s!

Die Begrüßung vom Band reißt uns aus unseren Gesprächen und stimmt uns mit den basic Facts zur Stadt auf die kommende Rundfahrt ein. Jaja, bedeutendes Wirtschaftszentrum, schöne Fachwerkhäuser, größter Flughafen der Republik, jaja ich weiß schon, und zwei Minuten vor der Abfahrtszeit geht unsere Reise los. Da sollte sich die deutsche Bahn mal ein Beispiel dran nehmen!

Wir starten auf der Berliner Straße, einmal rum ums Eck: Hallo auch, Paulskirche! Die Bandansage bedudelt uns mit der Geschichte der Kirche, und ehe wir uns versehen, zieht die große Euro-Skulptur an uns vorbei und wir befinden uns in mitten in den Häuserschluchten des Bankenviertels. Man staunt hier und da, der Bus biegt ab:

Ja, hallo auch, Westend! Wohlhabendes Viertel, jaja, der Palmengarten – huch, und vorbei ist er! – und schon erspähen wir die Bockenheimer Warte durch die große Frontscheibe des Oberdecks. Info hierzu: Am Fuße dieser findet ein Wochenmarkt statt. Heute sogar tatsächlich.

 

Tageslicht, gesetzlich vorgeschrieben

Bis hierhin mag sich im Bus noch keine rechte Begeisterung für Frankfurt breitmachen. Was sich auch nicht ändert, als bei der Vorbeifahrt am Hauptbahnhof darauf aufmerksam gemacht wird, dass sich an den Fassaden der Frankfurter Hochhäuser außergewöhnlich viele Fenster befänden.

Dies liege allein darin, dass in Deutschland für jeden Büroarbeitsplatz Tageslicht gesetzlich vorgeschrieben sei. Heyheyhey, hier kann ja sogar ich noch was lernen!

Nun aber vorbei am Hauptbahnhof: 

Wir überqueren erstmals den Main, und endlich kann ich ein staunendes “Ooooh!” von der Chinesin hinter mir vernehmen. Auch die obligatorische Kamera wird – endlich, endlich! – gezückt. Na, geht doch!

Wir biegen links ab, zu unserer Rechten: Das Museumsufer.
Während der Vorbeifahrt bekomme ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Während die Bandansage die einzelnen, teils weltbekannten Museen erwähnt, stelle ich für mich selbst nur fest: Ooooops, noch in keinem davon gewesen.
Ich alter Kulturbanause, ich!

Es folgt ein Abstecher nach Alt-Sachsenhausen.

Wir lernen, dass Apfelwein zwar sehr sauer schmeckt, dafür aber äußerst erfrischend ist. Und – natürlich! – dass Frauen ihn vor allem aufgrund seines geringen Kaloriengehalts zu schätzen wissen. Ganz klar, wieso auch sonst?

Über die alte Brücke geht’s zurück nach “Hibbdebach”, am Eisernen Steg zurück in Innenstadt – und ehe ich mich versehe, ist die Endhaltestelle am Dom schon wieder erreicht.

 

Wie gefällt’s den Touris?

Ich als Frankfurter muss sagen, dass ich nicht wirklich Neues gesehen habe. Außer vielleicht, dass Tageslicht vorgeschrieben für deutsche Büroarbeitsplätze sei. Dennoch war’s eine lustige Stunde, und einmal in die Haut eines Touristen zu schlüpfen: Ja, das hat Spaß gemacht.

Doch welches Fazit ziehen die wahren Touristen? 

Nach dem  Ausstieg befrage ich die belgische Reisegruppe.

Das war sie also nun, die Rundfahrt. Welches war euer persönliches Highlight? 

“Eindeutig das Hochhaus der europäischen Zentralbank. Es ist mit Sicherheit nicht das schönster der Stadt – aber das Bedeutendste, und bislang kannten wir es nur aus dem Fernsehen.” 

Und mal ganz generell: Was vermisst ihr als Belgier während eures Besuchs hier in Frankfurt? 

“Ihr Deutschen mögt zwar außerordentlich bekannt für euer Bier sein. Aber unser belgisches ist eindeutig das Bessere! Ganz zu schweigen von der Schokolade. Wenn es um Genuss geht: Da könnt ihr noch viel von Belgien lernen!” 

Ich notiere das mal so. Aber es gibt doch bestimmt auch etwas, das ihr an Deutschland und Frankfurt schätzt? 

“Allerdings! Hier wirkt alles sehr aufgeräumt und sauber, sogar eine Großstadt wie Frankfurt. Und alles ist hier gut organisiert, pünktlich und verlässlich – das beeindruckt uns sehr!” 

Oha, sämtliche Klischee über Deutschland mal wieder erfüllt. Krass. Ist da vielleicht tatsächlich was dran? Vielleicht sollte ich Belgien ja tatsächlich einmal besuchen. 

 

… und mein Fazit?

Mal Tourist sein in der eigenen Stadt: Das war wirklich spaßig. Klar, die Busfahrt ist verhältnismäßig teuer, und wirklich Neues sehen und erfahren tut man als Einheimischer freilich nicht. Doch der Austausch mit Touristen hat mir gut gefallen – und auch die nervtötenden Ansagen, die mir immerhin bewusst werden ließen, welchen Stellenwert und welche Vorzüge unsere Stadt im Ansehen der Welt genießt.

In der Haupt-Saison wäre die Fahrt mit Sicherheit noch interessanter gewesen:
Dann sind die Plätze in den roten Bussen erfahrungsgemäß restlos besetzt, und ich hätte mit noch mehr Besuchern ins Gespräch kommen sollen.

Aber hey, bald ist ja schon wieder Sommer! 🙂

 

Auf der Jagd nach den Sternen: Beim Frankfurter Foto-Slam

Dass ein “Foto-Slam” ebenso unterhaltsam und spaßig sein kann wie die weitaus populäreren “Poetry-Slams” es sind:

Darüber hatte ich schon nach meiner letztmaligen Teilnahme am bildschöpferischen Wettbewerb in diesem Blog berichtet.

Und auch, wenn mir mein Sieg trotz abenteuerlicher Jagd nach den letzten Telefonzellen als Relikten einer vergangenen Zeit verwehrt blieb – ich fieberte bereits dem nächsten Foto-Slam entgegen, an dem mein Dienstplan mir eine Teilnahme ermöglichen würde.

 

“Foto-Slam”: Noch nie gehört?

Dann kurz aufgepasst, denn das Konzept ist schnell erklärt:

Foto-Freunde werden über die Facebook-Seite des Veranstalters dazu aufgerufen, sich – ausgestattet mit Kampfgeist, guter Laune und Kamera (ein Smartphone tut es auch!) in der Bornheimer Kult-Absackstube “Lebensfreude Pur” zu versammeln.

Dort hat ein jeder Teilnehmer die exklusive Gelegenheit, einen Motto-Vorschlag aufzuschreiben und in einen Hut zu verfrachten.

Blind wird eines der Mottos gezogen – dieses dient dann als Oberbegriff für die Werke, die es im Rahmen des Wettbewerbs zu erstellen gilt.

Eine Stunden lang haben die Foto-Slammer nun Zeit, um auszuschwärmen. Es darf sich im gesamten Stadtgebiet aufgehalten werden, um ein dem Motto entsprechendes Motiv zu finden. Wer schlau ist, erscheint also zumindest mit dem Fahrrad!

Nach Ablauf der Stunde wird sich dann wieder in der “Lebensfreude” versammelt, um einen Schoppen zu beordern und das eigene Foto einzureichen.

Alle Bilder werden dann – freilich ohne Angsbe des Fotografen – auf Leinwand präsentiert. Mittels Stimmen in Form von Kaffeebohnen, die auf Schnapsgläser verteilt werden, wird nun in bewährten Verfahren der Sieger bestimmt. Dabei darf sowohl kumuliert als auch panaschiert werden, wie man das im Amtssprech so schön schimpft.

Das Bild mit den meisten Stimmen gewinnt. Dessen Urheber wird bekannt gegeben – und dieser darf sich darüber freuen, als Gewinner aus dem Turnier hervorzugehen. Obendrein winken Ruhm, Ehre & ‘ne Menge Lobhudelei, versteht sich.

Klingt spaßig? Ist es auch!

 

Also: Auf nach Bornheim!

Auf die Mitnahme einer Spiegelreflexkamera verzichte ich, als ich mich aufs Fahrrad schwinge. Schließlich fotografiere ich nur noch analog – und die Zeit bis hin zur Entwicklung würde dann doch etwas den Rahmen des Slams sprengen.

Ich treffe ein, grüße die bereits anwesenden Mitstreiter – zwölf an der Zahl, die gemeinsam mit mir heute um den Titel des “Foto-Slammers Februar 2017” buhlen werden.

Doch zunächst werfe auch ich meinen Motto-Vorschlag in den Hut. Veranstalter Jürgen schüttelt noch mal kräftig durch, zieht einen Zettel heraus und liest vor:

 

Die Jagd nach den Sternen

Stern(e) also: Unter diesem Begriff sollen heute unsere Bilder entstehen. “Warum ausgerechnet Sterne?”, denke ich mir – und blicke in den wolkenverhangenen, dunklen Himmel.

Doch der für Frankfurter Ortskenntnis zuständige Bereich meines Gehirns beginnt zu rattern. Die Zeit läuft.

Brainstorming im Kopf

Stern… Stern… Stern… Zum Stern! Klar, dass es nicht lange dauert, bis mir die Kneipe “Zum Stern” in Alt-Sachsenhausen in den Sinn kommt. Doch Kälte und Anfahrt schrecken mich ab. Und was sollte dort schon für ein Motiv herauskommen? Ein Foto des Schriftzugs “Zum Stern” auf der Fassade”?

Nee, also, ähm… doch nicht. Ich denke weiter nach.

“Stern Kaffee!” – Wieso komme ich als Kaffee-Junkie nur jetzt erst darauf? 

Blöde nur, dass das gleichnamige Kaffeehaus an der Paulskirche schon geschlossen hat. Und auch die Rösterei Wissmüller in Bockenheim, die mein schwarzes Gold erschafft, hat bereits geschlossen. Schade, deren Räumlichkeiten hätten sicherlich ein schönes Motiv abgegeben – mit all den STERN-Kaffeetüten.

Ich grüble weiter. Stern-Kaffee gibt’s ja auch anderswo. Na klar, in der “Margarete” beispielsweise! Ich trete in die Pedale und radele gen Innenstadt. Nun ja, zumindest bis ich an einem Kiosk vorbeifahre und die Zeitschriften-Auslage erspähe.

Na klar doch! Der “Stern” – das ist ja schließlich auch ‘ne Zeitschrift! Und die liegt doch für gewöhnlich in der Mokkateeria aus. Also: Nix wie hin, so’n Käffchen täte mir auch sicher gut bei dieser Eiseskälte.

Doch prompt folgt die Ernüchterung: 
Spiegel und Focus sind im Angebot – der Stern leider vergriffen. Fuck. 

 

Verzweifelt bei REWE

In meiner Verzweiflung treffe ich eine letzte Entscheidung. Aufgeben gilt schließlich nicht! Ich fahre zum REWE nebenan, hechte zu den Zeitschriften. Neben mir studiert bereits eine nette junge Dame die Auslagen. Ich spreche sie an, erkläre ihr meine Not. Bitte sie darum, statt ihrer Frauenzeitschrift den “STERN” zu studieren. Was sie auch – nach kurzem Kopfschütteln – gern zu tun bereit ist. Ich versuche mich an einigen Perspektiven und Einstellungen – Bild im Kasten!

Nun schnell zurück zur “Lebensfreude Pur” und Bild einreichen. Apfelwein bestellen, hinsetzen, verschnaufen. Auch meine Konkurrenten trudeln ein und reichen ihre Werke ein.

 

Und der Sieger…. bin ich?!

Ich bin bereits gespannt auf die Präsentation der entstanden Fotos. Und packe mir an die Stirn, als ich feststelle, dass ich mal wieder zu kompliziert gedacht habe.

Mercedes-Sterne, Blenden-Sterne der Straßenlaternen, Sternblumen – hätte ja nun wirklich nicht unbedingt Kaffee der Marke “Stern” sein müssen.

Kurz lache ich auf und bin ein wenig frustriert – außer mir hatte noch jemand die Idee mit dem “Stern” als Zeitschrift. Allerdings plaziert im Tiefkühlregal eines Supermarktes. Die Message versteh’ ich nicht so ganz, aber dennoch: Hey, wir sind ja alle kreative!

Die Abstimmung beginnt. Wir verteilen unsere Kaffeebohnen auf die Gläser. Ich persönlich habe meine Favoriten schnell gefunden: Ein wunderschönes Bild von Straßenlaternen, die ihr Licht sternförmig über die dunklen Straßen Bornheims verteilen. Und eines, dass eine sternförmige Maske in einem Schaufenster zeigt – in dem sich wiederum die Sonne (ist das nicht auch ein Stern?) der Spielothek gegenüber zeigt. Klasse Bild!

 

Welches der Bilder wohl gewinnen mag? 

Die Stimmen werden ausgezählt. Es ist…. meines. Ich schüttele meinen Kopf, vergewissere mich nicht zu träumen. Doch, tatsächlich, ich gewinne mit den meisten abgegeben Stimmen. Woah – und das mit meinem Smartphone, obwohl die anderen Teilnehmer allesamt ausgerüstet mit DSLR, mehreren Objektiven und Stativen angereist sind.

Schön, hier bestätigt zu bekommen, dass nicht allein das Equipment zählt – sondern ebenso Idee, Motiv und Umsetzung. Ich lasse mich kurz feiern, nachdem ich mich als Urheber des Bildes geoutet habe. Erzähle die Geschichte dahinter – und bin gespannt auf die Geschichten hinter den anderen Bildern.

Seid doch dabei beim nächsten Mal – und fordert mich als Titelverteidiger heraus! 

Alle Infos zum nächsten “Frankfurter Foto-Slam” findet ihr hier.

Dort könnt ihr auch die gesammelten Werke meiner Mitstreiter betrachten.

Und bis dahin: Allzeit “Gut Knips”!

 

 

Tipps für kalte Tage: Drei schnell erreichbare Ausflugsziele

Brrrr, ist das kalt da draußen!
Ich weiß ja nicht, wie es euch so ergeht – aber ich bin ja ein echter Kältemuffel.

So unternehmungsfreudig ich auch sonst sein mag:
Beim Blick aus dem Fenster und auf das Thermometer fühle ich mich von der Außenwelt oftmals schlicht angefeindet.

Um nicht endgültig dem Winter-Blues zu erliegen, schleife ich mich mich dann oft – schwer bepackt mit Lektüre – in eines der wunderbaren Cafés unserer Stadt.

Aber manchmal will ich auch einfach mal raus aus der Stadt, kurz durchatmen. Ein bisschen Frischluft atmen und Kraft tanken.

Lange Ausflüge, Radtouren und Wanderungen sind leider nicht drin, wenn es bereits ab nachmittags um 4 schon dämmert.

Zum Glück habe ich jedoch drei Ausflugsziele für eine kurze Stadtflucht für mich entdeckt, welche ich euch gern empfehlen möchte!

Allesamt sind sie schnell erreichbar und lassen ein wenig Aktivität und anschließendes Einkehren und Aufwärmen gut vereinbaren.

Also: Gut aufpassen, dicke Jacke anziehen – und raus mit euch an die frische Winterluft! Soll ja schließlich auch ganz gut sein für den Teint.

 

Jacobiweiher / Stadtwald

Warum hin?

Der Jacobi-Weiher im Frankfurter Stadtwald ist ein echtes Idyll und Zufluchtsort für den stressgeplagten Großstädter. Mitten im Stadtwald gelegen, könnt ihr hier in aller Seelenruhe um den See schlendern, Waldluft atmen und den Vögeln beim Zwitschern zuhören. Mitunter auch den ganz großen “Vögeln”, die gerade ihren Landeanflug auf den Frankfurter-Flughafen begehen.

Nehmt Platz an einer der schönen Bänke am kleinen See, haltet Inne auf einer der Brücken.

Oder auch, gerade jetzt im Winter: Packt euch eure Schlittschuhe ein und dreht ein paar Runden auf dem zugefroren Weiher!

Wenn ihr dann glücklich, frischluftversorgt und durchgefroren seid, könnt ihr im Gasthaus Oberschweinstiege einkehren und euch bei Heißgetränk und Mahlzeit aufwärmen und stärken.

Ein idealer Ort, um für kurze Zeit allem Trubel zu entfliehen – und einfach mal durchzuatmen! Muss ja schließlich auch mal sein.

Wie hinkommen?

Kaum zu glauben, aber in nicht einmal 20 Minuten gelangt ihr von der Innenstadt aus mitten hinein ins Idyll. Vom Hauptbahnhof aus könnt ihr direkt in die Straßenbahn-Linie 17 einsteigen. Diese könnt ihr auch von Konstablerwache aus erwischen, wenn ihr von der Konstablerwache aus mit der S-Bahn bis zur Haltestelle “Stresemannallee” düst.

Und schon die Anfahrt ist ein echtes Highlight:

Nach einem letzten Halt in Sachsenhausen-Süd verlässt die Tram die Zivilisation, beschleunigt auf rekordverdächtige 50 km/h und fährt auf der alten Trasse der Eisenbahnstrecke Frankfurt – Neu Isenburg mitten durch den Stadtwald. Bereits der Blick über die Schulter über des Straßenbahnfahrers ist ein echtes Vergnügen! Die Bahn erreicht praktischerweise schnell die Haltestelle “Oberschweinstiege” hält.

Von hier aus seid ihr dann bereits mitten drin in Wald, Frischluft und Spaziergangs-Freuden !

 

Der große Feldberg

Warum hin?

Hättet ihr gedacht, dass man in nicht einmal einer halben Fahrtstunde von Frankfurt aus Ski-Fahren kann? Im Schnee wandern, rodeln, einen wahren Winter-Traum erleben kann?

Nein? Dann solltet ihr euch dringend einmal auf zu Hessens höchster Erhebung machen: Dem großen Feldberg im Taunus. Dank dem Höhenunterschied zwischen Stadt und Naturpark liegt hier selbst dann Schnee, wenn Frankfurt noch vollkommen befreit von aller weißer Pracht ist.

Und dank Ski-Verleih in Oberschmitten am Fuße des Feldbergs könnt ihr euch sogar euren ganz eigenen Ski-Kurzurlaub quasi vor eurer Haustür ermöglichen.

Egal, ob ihr euch dazu entschließt, die Kufen zu schwingen – oder ob ihr an einem der Parkplätze auf der den Berg hinaufführenden Straße parkt und den Gipfel dann zu Fuß erklimmt:

Nachdem ihr weiße Pracht und Natur genossen habt, solltet ihr dringend einkehren im Restaurant “Feldbergblick”. Diese hat etwas von einer alpinen Berghütte und beschert euch einen traumhaften Ausblick über Umland und auf die Stadt.
Wie hinkommen?

Wenn auch ihr mal echte Gipfelstürmer werden wollt, dann könnt ihr sogar mit den “Öffentlichen” bis direkt auf den Gipfel fahren: Von der U-Bahn-Endhaltestelle “Oberursel-Hohemark” verkehrt ein Bus bis zur Haltestelle “Großer Feldberg”. Leider nur alle zwei Stunden.

Besser dran seid ihr mit dem Auto:
Dies lässt sich bspw. bei Flinkster sogar recht günstig für euren  Kurzausflug mieten.

Ich empfehle euch, am Parkplatz “Große Kurve” zu parken (A661 bis Ausfahrt Oberursel-Hohemark, dann der Beschilderung gen Feldberg folgen) und dann den Aufstieg auf den Gipfel zu wagen. Dieser nimmt – je nach eurem Tempo – ca. 60-90 Minuten in Anspruch und belohnt euch mit traumhafter Stille, unschuldig weißem Schnee und einem Ausblick, der seinesgleichen sucht.

Nach einer wohlverdienten Pause (Tipp dafür: Siehe oben) geht’s dann kräfteschonend wieder bergab zum Parkplatz – und zack, ‘ne halbe Stunde später seid ihr wieder daheim.

Fühlt sich an wie ein echter Kurzurlaub!

 

Erst Treppensteigen, dann Staunen: Der Goetheturm

Warum hin?

Der Goethe-Turm ist nicht nur höchster Holzturm der Republik, sondern auch lohnenswertes Ausflugsziel: Einmal bestiegen, habt ihr auf stolzen 43 Metern Höhe einen atemberaubenden Ausblick über Baumwipfel hinweg auf die Skyline.

Um euch diesen Ausblick zu verdienen, könnt ihr vorher einen gemütlichen Spaziergang durch den den Turm umgebenden Stadtwald wagen. Hier gibt es unter anderem zahlreiche historische Brunnen zu entdecken.

Und wenn ihr vom Spazierengehen und Treppensteigen so richtig außer Puste seid, dann kehrt ein im Gasthaus am Fuße des Turmes, und lasst euch Apfelwein, Kaffee oder eine heiße Suppe schmecken. Bevor ihr euch wieder aufmacht in den Frankfurter Alltag.

Wie hinkommen?

Auch am Goetheturm seid ihr schneller, als ihr vermutlich denkt:

Entweder ihr fahrt von der Innenstadt aus mit der Buslinie 36 zur Endhaltestelle “Sachsenhäuser Warte” und gönnt euch einen ca. 20-minütigen Spaziergang. Oder ihr macht’s auf die faule Art und Weise und nutzt den Bus der Linie 48, welcher euch halbstündlich direkt von der Innenstadt (Lokalbahnhof) aus an den Turm bringt.

Na, überzeugt? Raus aus der Bude mit euch, trotzt der Kälte – Bewegung und frische Luft tun gut, durchatmen sowieso – und Frühling wird’s wieder früh genug. Da bin ich mir ganz sicher!


Haben euch meine Tipps gefallen – oder habt ihr noch weitere für einen winterlichen Ausflug? Ich freue mich auf eure Kommentare!

 

Stammtisch zum Zweiten: Es wird familiär!

Sechs Wochen sind nunmehr vergangen, seit ich den ersten “Blogger-Stammtisch Frankfurt” ausrief. Meinem Ruf sind damals immerhin 12 Gleichgesinnte gefolgt – angereist gar aus dem fernen Odenwald!

Einig, das waren sich alle: Geile Sache, schreit nach Wiederholung!

Heimgekehrt bin dann auch ich mit der Motivation, einen solchen Blogger-Stammtisch regelmäßig durchzuführen. Und habe in dieser Absicht die Facebook-Gruppe “Blogger-Stammtisch Frankfurt” ins Leben gerufen.

Noch mal fix in den Kalender geschaut, und den 24. Januar 2017 als Termin für eine zweite Auflage des gemütlichen Get-Togethers und Austauschs auserkoren.

Unter Einsatz sämtlicher meiner Social Media-Kompetenzen gelang es mir dann bis zuletzt, stolze 54 Interessenten für den Abend zu gewinnen.

Aber das muss ja nix heißen. Bei Facebook klickt man schließlich schnell mal auf “Teilnehmen”.

 

Und die Resonanz?

Ich bin also sehr gespannt, als ich mich auf dem Weg mache zu “Wir Komplizen” im Frankfurter Nordend, wo wir uns bereits das letzte Mal ganz pudelwohl gefühlt hatten. Bestens versorgt vom herzlichen Team mit Käffchen, Craft-Bier und kleinen Futtereien!

Als ich eintreffe,bin ich mal wieder (fast) der Erste.

Doch schnell entdecke ich die blinde Bloggerin Lydia, die ich vom letzten Stammtisch bereits kenne – sie hat es sich bereits mit kalter Cola (ist ja draußen noch nicht kalt genug!) gemütlich gemacht. Und so warten mal gemeinsam, wer da denn noch so kommen mag. Oder auch nicht.

Ob ich wohl diesmal angesagte Beauty- und Lifestyletipps ergattern kann?

 

Alte Gesichter – und ein Neues

Eine halbe Stunde später war unsere Runde dann auch komplett.
Mehrere Absagen erreichten mich auf dem Telefon, nun ja – Facebook ist eben Facebook, und die unwohligen Temperaturen haben wohl ihr Übriges getan.

Was soll’s, dann bleibt’s eben familiär – ist ja schließlich auch nicht schlecht! 

Und ein wenig familiär fühle ich mich tatsächlich, als ich so einige mir vom letzten Stammtisch noch gut bekannte Gesichter in unserer Gruppe begrüßen durfte.

Groß war trotzdem auch meine Frage, Susan aus Darmstadt kennen zu lernen, die den weiten Weg aus Darmstadt auf sich genommen hat und auf ihrem Blog “LabsalLiebe” über persisches & orientalisches Essen schreibt.

Die wunderbare Anja Zoerner war ebenfalls wieder mit von der Partie, überreichte mir ein Exemplar ihres Buches “Expedition Frankfurt” und erweckte meinen größten Stolz auf sie.

Der Bornheimer Blogger Otto berichtete von neuen Plänen für seinen “Männer-Blog” sunbf.de – wen wundert’s, der gute Kerl hat einmal wieder etwas mit ferngesteuerten Drohnen in der Mache. Männer-Spielzeug eben!

Und auch Mike Pale beehrte mich wieder mit einem Besuch, machte neugierig auf die neueste Ausgabe seines “Kreativzirkus” und erntete Heiterkeit und Staunen, als er von seinem jüngsten Projekt erzählte: Dem Herstellen von Korsagen aus – Achtung! – Vinyl-Schallplatten. Einfälle hat er ja, der gute Kerl!

Mein persönliches Highlight des Abends war dann eine recht ungewöhnliche Demonstration: 

Lydia führte uns eindrucksvoll an ihrem mitgebrachten Notebook vor, wie sie mittels einer speziellen Docking-Station trotz ihrer Blindheit Texte am PC lesen kann. Die Station verwandelt auf dem Bildschirm markierte Texte in sekundenschnelle in eine fühlbare Blindenschrift. Ihre Finger rasen flink über das creepy Gerät, und ich staune darüber, wie sensibel ihre Fingerkuppen doch sein müssen. Wahnsinn, was es doch nicht alles gibt!

 

Mein Fazit?

Einmal wieder hat sich gezeigt, dass Zusagen in Facebook-Veranstaltungen über keine besonders große Aussagekraft verfügen. Trotz eines Vielfachen an Zusagen kamen gegenüber dem ersten Stammtisch dann doch deutlich weniger Blogger, dafür war die Freude umso größer, die Teilnehmer vom letzten Mal wieder zu sehen und sich gegenseitig auf den “Stand der Dinge” zu bringen.

“Klasse statt Masse” – so lässt sich dieser Abend wohl am besten zusammenfassen. 

Und Susan aus Darmstadt hat uns allesamt mit ihrem Blog das Wasser im Munde fließen lassen!

Neugierig geworden?

Ihr habt Lust darauf bekommen, euch mit anderen Bloggern und Gleichgesinnten auszutauschen?

Neue Blogs kennen zu lernen – und vor allem die Gesichter, die dahinter stecken? Euer Herzblut mit “Kollegen” zu teilen?

Dann seid ihr herzlich dazu eingeladen, auch einmal bei einem Blogger-Stammtisch vorbeizuschauen.

 

Dessen Termine findet ihr in der Facebook-Gruppe

Blogger-Stammtisch Frankfurt am Main 

Ich freu’ mich schon jetzt auf euren Besuch!

Room Escape am Kneipentisch

Ich bin ja gemeinhin kein großer Freund von Gesellschaftsspielen. 
Dies ist vermutlich einem Trauma geschuldet, das ich bereits in meiner Kindheit in meinem Elternhaus erleiden musste: 

Auch heute noch erinnere ich mich mit Schrecken an die stundenlangen Monopoly-Orgien an Heiligabend. Die erst dann beendet wurden, wenn die gesamte Familie vollends genervt aufgab. Oder auch vorab einzelne Familienmitglieder eingeschlafen waren.

Das gemeinsame Spielen von “Die Siedler von Catan” war dann auch nicht viel unterhaltsamer für mich und gipfelte stets in einem Wutausbruch von meinem lieben Vater. Ja, und damit hatte sich das mit den Spielen auch erledigt – von diversen spätere alkoholvernebelten Erfahrungen beim Poker oder “Looping Louie” in diversen studentischen WG’s einmal abgesehen. 

 

Großen Gefallen dagegen habe ich dagegen an den “Live Escape Games” gefunden, welche sich auch in Frankfurt großer Beliebtheit erfreuen. Dabei werden die Teilnehmer in einem Raum eingeschlossen und müssen gemeinsam verschiedenste Rätsel lösen, um ihrem Gefängnis zu entkommen. Die tickende Uhr im Nacken. Kein günstiger Spaß, aber jedes Mal aufs Neue ein echtes Abenteuer.

So war ich dann gleichermaßen erstaunt wie erfreut als ich entdeckte (danke, beste Schwester der Welt!), dass diese “Live Escape Rooms” nun auch in Form von Gesellschaftsspielen existieren.

Der “KOSMOS”-Verlag hat nämlich eine Serie von gleich drei Gesellschaftsspielen auferlegt, welche das Erlebnis eines EXIT ROOMS an den Tisch bringen sollen.

 

Ganz klar, dass ich das ausprobieren muss!

Tja, und welcher Tisch könnte sich auch besser dafür eignen als der meines lieben “Zum Tannenbaum”.

Also: Spiel erworben (ich habe mich für “EXIT – Die verlassene Hütte” entschieden), Freunde in die Bockenheimer Schankwirtschaft bestellt – und schon kann er losgehen, der Ausbruchsversuch!

Neben den gefüllten Bembel auf dem Tisch geselle ich nun den Spielkarton.

“Nach einer Autopanne sucht ihr eine Unterschlupf für die Nacht. Zum Glück findet ihr eine verlassene Hütte im Wald. Doch am nächsten Morgen ist die Tür versiegelt! Eisenstäbe in den Fenstern hindern euch an der Flucht. Ihr entdeckt ein seltsames Buch und eine rätselhafte Drehscheibe….” –

so steht es hinten auf der Packung. Klingt ja schon mal ganz spannend.
Und tatsächlich: Im Karton finden wir tatsächlich erwähntes Buch sowie eine Drehscheibe vor. Außerdem noch einen Stapel von drei verschiedenen Karten der Kategorie “Rätsel”, “Lösung” und “Hilfestellung”. Letztere schwören wir uns natürlich umgehend niemals in Anspruch zu nehmen. Männer haben eben ihren Stolz!

Doch zunächst gilt es, die Anleitung zu studieren. Also, Konzentration bitte, noch einen Schluck Apfelwein, und reingeschaut:

Die Regeln erscheinen zunächst recht komplex, sind aber allerdings recht unterhaltsam in einer Story verpackt erklärt. Und viele Regeln sind es eigentlich nicht, wir beginnen das Spiel ausschließlich “ausgestattet” mit einer Drehscheibe und einem Buch. Die Drehscheibe dient zum “Eingeben” der einzelnen Codes der unterschiedlichen Schlösser, die Karten zum Überprüfen der Lösungen und anschließendem erhalten von neuen Rätselkarten.

 

Und tatsächlich: Wir tauchen schnell ab ins Spiel

Die Regeln haben wir irgendwie dann doch recht schnell verinnerlicht, und wir tauchen schnell ab in Story und Spielgeschehen.

Tja, zu den eigentlichen Rätseln kann ich nun nicht viel verraten – dies würde euch dann doch die Freude daran nehmen, selbst einmal einen “Room Escape” am Kneipentisch zu wagen, da ich Lösungen und Bestandteile der Rätsel verraten müsste.

Nur soviel sei gesagt: Kreative Rätsel aller Art erwarten die Spieler, von mathematischen Kopfnüssen über Bastelkunst und Zwischen-den-Zeilen-lesen. Auch außergewöhnliche (“das kann doch nie und nimmer sein!”) Lösungsversuche führen zum Erfolg, und diese Erfolgsmomente bringen uns die meiste Freude. Denn nicht selten waren wir nur kurz davor, zu verzweifeln und glaubten jeden Faden verloren zu haben. 

Ganz besonders schön auch, dass wirklich jeder seinen großen Moment erleben darf und uns durch Einfälle und Können einen großen Schritt weiter bringen kann.

 

Unser Fazit

Schade nur, dass wir uns ein einziges Mal dann doch so richtig verrannt hatten und einen großen Patzer geleistet haben. Eine einzige Hilfe-Karte mussten wir dann doch zu Rate ziehen, um weiter zu kommen. Der Knoten war dann aber schnell gelöst, und der Rest ergab sich dann wieder ganz von alleine.

Nur Zeit, die hat’s gekostet: Statt der auf der Packung veranschlagten 45-90 Minuten benötigten wir dann mal eben gut 120, um dem auf unserem Tisch existenten Raum zu entkommen.

Aber was zählt, ist ja der Spaß. Und nach erfolgreicher “Flucht” sind wir uns dann alle einig: Ja, auch als ein Gesellschaftsspiel ist ein Escape Game ein großer Spaß.

Nur irgendwie schade, dass das Spiel nach einmaligem Gebrauch direkt entsorgt werden kann. Zum einen weil man die Lösung der Rätsel ja nun kennt – zum anderen, weil die Spielmaterialien dann doch etwas – äh, ja – mitgenommen, beschriftet, zerrissen und gefaltet sind. 

Wir sind uns einig: Das machen wir wieder! Es gibt schließlich noch zwei andere Ausgaben der Spiele-Serie zu spielen. Und vielleicht klappt’s dann auch in einer stolzeren Zeit.

Na, neugierig geworden? Dann bestellt euch eines der Spiele, trommelt eure Freunde zusammen – und verbringt ‘nen richtig netten Abend! Nervenkitzel, Rätselspaß und zahlreiche “Da hätte man ja gleich drauf kommen können” – Momente garantiert!

https://www.escape-game.org/escape/frankfurt/

Klar, ein “Room-Escape” in einem der Räume der mittlerweile doch recht zahlreichen Anbieter ist dann doch das größere Abenteuer. Wenn auch ein wenig teurer. 

Mittlerweile gibt’s in Frankfurt eine stattliche Anzahl von Anbietern. 

Eine praktische Übersicht über diese findet ihr hier: 

https://www.escape-game.org/escape/frankfurt/