Lesestoff trifft Lyrisches: Vom Dilemma der “Generation Maybe”

Über das jüngste Buch, das ich verschlungen haben, bin ich genau zur rechten Zeit gestolpert. Ich hatte selbst schlaflose Nächte, zerbrach mir den Kopf. Über den Weg, den ich bis heute gegangen bin. Über mein Dasein, über meine Träume, meine Wünsche, meine Ziele.

Wer will ich sein, wo will ich hin, und verplempere ich nicht ohnehin meine Zeit mit Nichtigkeiten? Wo liegt der Sinn, was sind meine Werte, bin ich überhaupt noch “Up to Date”? Es galt, eine große Entscheidung zu treffen.

Aber vorher noch schnell mal Facebook und SPIEGEL ONLINE checken, ich könnte ja schließlich was verpassen.

Und genau von diesem Dilemma handelt auch meine heutige Lese-Empfehlung für euch:

Das erschreckend treffende, erheiternde und nachdenklich stimmende Buch

“Generation Maybe – Die Signatur einer Epoche” des Berliner Autors Oliver Jeges. 

 

Schon der Klappentext hätte aus meiner Feder stammen können

“Die  Generation Maybe” hat mehr Möglichkeiten als irgendeine Generation vor ihr. Sie ist in Wohlstand gebettet, gut ausgebildet und ringt dennoch um Orientierung. Sie will atomfreien Strom, glückliche Hühner und trotzdem mit Billigfliegern die Welt bereisen. Ihr Lebensziel ist ein CO2-freier Fußabdruck, finanzielle Absicherung und die große Selbstverwirklichung. Das klappt schon irgendwie. Oder? Was nach außen wie ein Segen scheint, ist für diese Generation ein Fluch. Weil plötzlich alles möglich ist, sind alle heillos überfordert.” 

Wie tröstlich doch, dass es offensichtlich nicht nur mir so ergeht. Dass vielleicht meine gesamte Generation damit zu kämpfen hat, die freieste aller Zeiten zu sein.

Noch keiner Generation vor uns irgendwann in den 80ern Geborenen stand die Welt ganz sprichwörtlich so offen wie uns. Nie zuvor hatten junge Menschen mehr Möglichkeiten, ihr eigenes Leben nach Gutdünken zu gestalten. Und dennoch fühle auch ich mich oftmals überfordert auf der großen Spielwiese, die sich “Multioptionalität” nennt. Verloren irgendwo zwischen Beruf und erfülltem Privatleben, verloren im ständigen Vergleich mit anderen. Gern auch mal nur virtuell bei Facebook. Ja, der eigene Willen kann schnell abhanden kommen, wenn alle Türen offen stehen.

Es geht uns eigentlich gut. Aber es ist dieses schwerelose Gefühl, das uns alle verbindet. Das Gefühl, dass wir auf der Stelle treten. Dass wir wir uns schwertun mit Entscheidungen. Dass wir nicht wissen, was richtig und falsch ist. Jenes namenlose Gefühl ist die Urkraft meiner Generation. […]

Ich tue mich schwer, Entscheidungen zu treffen. Mich festzulegen. Mich einer Sache intuitiv zu widmen. Ich habe kein ADHS. Und dennoch bin ich aufmerksamkeitsgestört, entscheidungsschwach. Ich sehe all die Optionen  vor mir, die Verlockungen einer ultraschnellen Welt, in der alles möglich ist. 

Diese Zeilen stehen auf einer der ersten Seiten des Werks. Und bereits jetzt fühle ich mich “ertappt”. Ja, ich bin dann wohl auch ein “Maybe”. Bloß nichts verpassen, bloß nicht festlegen. Und auch die folgenden Seiten erschrecken mich. Schreibt hier jemand über sich selbst, gar über mich – oder einfach über “UNS”?

“Wir leben in einem ständigen Teufelskreislauf und denken, dass das Interessante immer da ist, wo wir gerade nicht sind. Egal, mit wem man gerade zusammen ist – es könnte da draußen einen Menschen geben, der noch besser zu uns passt, noch interessanter ist. Einen Job, der noch attraktiver ist. Eine Lebensart, die weit mehr Glück verheißt. Das ist das Dilemma unserer Generation. […]

Wer sind wir? Hedonisten oder Minimalisten? Egoisten oder freiheitsliebende Individualisten? Ichbesoffene Feierbiester, zwischenmenschliche Analphabeten oder handzahme Pragmatiker? Wahrscheinlich von allem etwas. Mal mehr, mal weniger. Vor allem aber wissen wir nicht so richtig, wo es langgeht. Es heißt, der Weg sei das Ziel. 

Quatsch. Weg ist das Ziel! 

Ich fühle mich erneut ertappt. Und – so erschrocken ich bin, über mich selbst und die übergeordnete Frage nach dem “Warum” – kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Auch wenn ich – ganz klar – zwischenzeitlich den Drang verspüre, doch mal auf das nette, blaue Logo meiner Facebook-App zu drücken. Doch auch hierbei ertappt mich das Buch:

Wir können unser ganzes Leben chronoligisieren. Fotos auf Instagram, Gedankenfetzen auf Twitter, Ereignisse auf Facebook, gehörte Lieder auf Last.fm. […]

Das Internet mit all seinen Spielereien ist unser Tagebuch, in das wir alle anderen reinschauen lassen. Nur, dass darin keine Misserfolge, keine Niederlagen, keine Hänseleien, keine Fehler, keine Demütigungen, keine Erniedrigungen, keine Katastrophen vorkommen.”

Ja, so ist es. Vermag uns bereits das eigentliche Leben nur allzu oft zu überfordern, so kann uns das Internet endgültig zur Verzweiflung bringen lassen. In jeder Sekunde verpassen wir, verpasse ich, schließlich hunderte neue Artikel, neue Nachrichten, neue Bilder, neue Schnäppchen, neue Status-Nachrichten von vermeintlich glücklichen “Freunden” wie Bekannten. Neue Musik, neue Events, neuer Input.

Und, ihr ahnt es bereits:

Wenige Kapitel später fühle ich mich abermals ertappt.

Wir haben Angst, das Leben zu verpassen. Daher beschleunigen und verdichten wir es, packen so viel hinein wie nur möglich, machen es effizienter und straffer. Doch dadurch verpassen wir unser Leben erst recht. 

Wie wahr, wie wahr.

Doch: Was tun mit der Erkenntnis, dass auch ich so ticke? Dass ich nicht alleine bin mit meiner Orientierungslosigkeit, dass diese ein gewaltiges Problem einer gewaltig freien – und dennoch in den grenzenlosen Möglichkeiten gefangenen – Generation ist? Die überfordert ist von all den Möglichkeiten ist, sich erschlagen fühlt von all dem permanten Input? 

Ich weiß es nicht, und auch der Autor lässt den Leser ratlos mit dieser Frage zurück. Nachdenklich, erwischt. 

Beschleicht auch euch die leise Ahnung, ein “Maybe” zu sein? Oder seid ihr einfach neugierig geworden?

Tut euch selbst einen Gefallen, ersteht und lest dieses Buch! Falls euch das nicht beim lieben Buchhändler ums Eck möglich sein sollte, notfalls auch bei Amazon. 

 

Mein eigenes Dilemma: Lyrisch verpackt

Ich selbst habe übrigens – just an dem Tag, an dem ich die Lektüre begann – versucht, meinen Gedankenrausch lyrischen Ausdruck zu verleihen.

Es geht um Willen, um Entscheidungen, um die Frage nach dem “Wohin”. Und um das, was mir, was anscheinend uns allen fehlt: Mut und Rückgrat. Man sagt, man sei die Summe seiner Entscheidungen.

Und da ist vielleicht was dran. 

 

Room Escape am Kneipentisch

Ich bin ja gemeinhin kein großer Freund von Gesellschaftsspielen. 
Dies ist vermutlich einem Trauma geschuldet, das ich bereits in meiner Kindheit in meinem Elternhaus erleiden musste: 

Auch heute noch erinnere ich mich mit Schrecken an die stundenlangen Monopoly-Orgien an Heiligabend. Die erst dann beendet wurden, wenn die gesamte Familie vollends genervt aufgab. Oder auch vorab einzelne Familienmitglieder eingeschlafen waren.

Das gemeinsame Spielen von “Die Siedler von Catan” war dann auch nicht viel unterhaltsamer für mich und gipfelte stets in einem Wutausbruch von meinem lieben Vater. Ja, und damit hatte sich das mit den Spielen auch erledigt – von diversen spätere alkoholvernebelten Erfahrungen beim Poker oder “Looping Louie” in diversen studentischen WG’s einmal abgesehen. 

 

Großen Gefallen dagegen habe ich dagegen an den “Live Escape Games” gefunden, welche sich auch in Frankfurt großer Beliebtheit erfreuen. Dabei werden die Teilnehmer in einem Raum eingeschlossen und müssen gemeinsam verschiedenste Rätsel lösen, um ihrem Gefängnis zu entkommen. Die tickende Uhr im Nacken. Kein günstiger Spaß, aber jedes Mal aufs Neue ein echtes Abenteuer.

So war ich dann gleichermaßen erstaunt wie erfreut als ich entdeckte (danke, beste Schwester der Welt!), dass diese “Live Escape Rooms” nun auch in Form von Gesellschaftsspielen existieren.

Der “KOSMOS”-Verlag hat nämlich eine Serie von gleich drei Gesellschaftsspielen auferlegt, welche das Erlebnis eines EXIT ROOMS an den Tisch bringen sollen.

 

Ganz klar, dass ich das ausprobieren muss!

Tja, und welcher Tisch könnte sich auch besser dafür eignen als der meines lieben “Zum Tannenbaum”.

Also: Spiel erworben (ich habe mich für “EXIT – Die verlassene Hütte” entschieden), Freunde in die Bockenheimer Schankwirtschaft bestellt – und schon kann er losgehen, der Ausbruchsversuch!

Neben den gefüllten Bembel auf dem Tisch geselle ich nun den Spielkarton.

“Nach einer Autopanne sucht ihr eine Unterschlupf für die Nacht. Zum Glück findet ihr eine verlassene Hütte im Wald. Doch am nächsten Morgen ist die Tür versiegelt! Eisenstäbe in den Fenstern hindern euch an der Flucht. Ihr entdeckt ein seltsames Buch und eine rätselhafte Drehscheibe….” –

so steht es hinten auf der Packung. Klingt ja schon mal ganz spannend.
Und tatsächlich: Im Karton finden wir tatsächlich erwähntes Buch sowie eine Drehscheibe vor. Außerdem noch einen Stapel von drei verschiedenen Karten der Kategorie “Rätsel”, “Lösung” und “Hilfestellung”. Letztere schwören wir uns natürlich umgehend niemals in Anspruch zu nehmen. Männer haben eben ihren Stolz!

Doch zunächst gilt es, die Anleitung zu studieren. Also, Konzentration bitte, noch einen Schluck Apfelwein, und reingeschaut:

Die Regeln erscheinen zunächst recht komplex, sind aber allerdings recht unterhaltsam in einer Story verpackt erklärt. Und viele Regeln sind es eigentlich nicht, wir beginnen das Spiel ausschließlich “ausgestattet” mit einer Drehscheibe und einem Buch. Die Drehscheibe dient zum “Eingeben” der einzelnen Codes der unterschiedlichen Schlösser, die Karten zum Überprüfen der Lösungen und anschließendem erhalten von neuen Rätselkarten.

 

Und tatsächlich: Wir tauchen schnell ab ins Spiel

Die Regeln haben wir irgendwie dann doch recht schnell verinnerlicht, und wir tauchen schnell ab in Story und Spielgeschehen.

Tja, zu den eigentlichen Rätseln kann ich nun nicht viel verraten – dies würde euch dann doch die Freude daran nehmen, selbst einmal einen “Room Escape” am Kneipentisch zu wagen, da ich Lösungen und Bestandteile der Rätsel verraten müsste.

Nur soviel sei gesagt: Kreative Rätsel aller Art erwarten die Spieler, von mathematischen Kopfnüssen über Bastelkunst und Zwischen-den-Zeilen-lesen. Auch außergewöhnliche (“das kann doch nie und nimmer sein!”) Lösungsversuche führen zum Erfolg, und diese Erfolgsmomente bringen uns die meiste Freude. Denn nicht selten waren wir nur kurz davor, zu verzweifeln und glaubten jeden Faden verloren zu haben. 

Ganz besonders schön auch, dass wirklich jeder seinen großen Moment erleben darf und uns durch Einfälle und Können einen großen Schritt weiter bringen kann.

 

Unser Fazit

Schade nur, dass wir uns ein einziges Mal dann doch so richtig verrannt hatten und einen großen Patzer geleistet haben. Eine einzige Hilfe-Karte mussten wir dann doch zu Rate ziehen, um weiter zu kommen. Der Knoten war dann aber schnell gelöst, und der Rest ergab sich dann wieder ganz von alleine.

Nur Zeit, die hat’s gekostet: Statt der auf der Packung veranschlagten 45-90 Minuten benötigten wir dann mal eben gut 120, um dem auf unserem Tisch existenten Raum zu entkommen.

Aber was zählt, ist ja der Spaß. Und nach erfolgreicher “Flucht” sind wir uns dann alle einig: Ja, auch als ein Gesellschaftsspiel ist ein Escape Game ein großer Spaß.

Nur irgendwie schade, dass das Spiel nach einmaligem Gebrauch direkt entsorgt werden kann. Zum einen weil man die Lösung der Rätsel ja nun kennt – zum anderen, weil die Spielmaterialien dann doch etwas – äh, ja – mitgenommen, beschriftet, zerrissen und gefaltet sind. 

Wir sind uns einig: Das machen wir wieder! Es gibt schließlich noch zwei andere Ausgaben der Spiele-Serie zu spielen. Und vielleicht klappt’s dann auch in einer stolzeren Zeit.

Na, neugierig geworden? Dann bestellt euch eines der Spiele, trommelt eure Freunde zusammen – und verbringt ‘nen richtig netten Abend! Nervenkitzel, Rätselspaß und zahlreiche “Da hätte man ja gleich drauf kommen können” – Momente garantiert!

https://www.escape-game.org/escape/frankfurt/

Klar, ein “Room-Escape” in einem der Räume der mittlerweile doch recht zahlreichen Anbieter ist dann doch das größere Abenteuer. Wenn auch ein wenig teurer. 

Mittlerweile gibt’s in Frankfurt eine stattliche Anzahl von Anbietern. 

Eine praktische Übersicht über diese findet ihr hier: 

https://www.escape-game.org/escape/frankfurt/

36 Lieblingsorte – Teil IV/IV

In den ersten drei Teilen (Klickt hier für den ersten, für den zweiten und den dritten Teil) meiner Bilder-Serie “36 Lieblingsorte” habe ich euch bereits 27 meiner Frankfurter Lieblingsorte vorgestellt. 

In Szene gesetzt auf Film. In schwarz und weiß, nicht perfekt und nicht gestellt.
So, wie meine Lieblingsorte eben sind: Mal lebendig, mal still, mal unscheinbar, mal beeindruckend.

Doch was sie allesamt sind wunderbare Flecken Frankfurts, die es zu erkunden lohnt.

In diesem letzten Teil meiner Bilderserie präsentiere ich euch die nächsten 9 meiner ganz persönlichen Frankfurter Lieblingsorte. Begleitet mich auf meinem Streifzug durch die Stadt – wieder einmal ganz unter dem Motto meiner Serie:

“Ein Film. 36 Aufnahmen. 36 Orte. 36 Leidenschaften.”

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und Entdecken – und bin schon jetzt gespannt auf euer Feedback!


Im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld fristeten schon im dritten Reich Kriegsgefangene ihr eingesperrtes Dasein. Und noch bis ins Jahr 2002 wurde das Gebäude als Abschiebe-Haftanstalt genutzt. 

Nachdem es von der Polizei aufgegeben wurde, besetzte die Initiative “Faites votre Jeu” die Räumlichkeiten des Gebäudes inmitten der Innenstadt, unweit der östlichen Zeil.

Seitdem wird es von dieser als Veranstaltungsort und Mahnmal genutzt.
Jeden Samstag können auch neugierige Besucher die Gefängnistrakte erlaufen und die Zellen betreten.

Ein Besuch des “Klapperfeld” bereitet mir stets aufs neue Gänsehaut.
Undenkbar, dass an diesem Ort – nur wenige Meter von der Lebendigkeit der Innenstadt entfernt – Gefangene hier ihren tristen Alltag verbringen mussten.

Unvorstellbar, was es bedeuten muss, umgeben von nackten Betonwänden leben zu müssen. Unbeschreiblich das Gefühl, die eingeritzten Botschaften ehemaliger Gefangene in den Zellen zu betrachten.

Dieser Ort macht nachdenklich und schockiert. Und dennoch – oder gerade deswegen? – zählt er unbestritten zu meinen Lieblingsorten dieser Stadt.

 

Der Frankfurter Ostpark begeistert mich schon, seitdem ich Frankfurt als meine Wahlheimat erkoren habe. Anfangs nur zum Sport genutzt, so offenbarte er mir im Laufe der Zeit immer mehr seiner – teils versteckten – Vorzüge.  

Bereits 1907 im Frankfurter Osten als Naherholungsgebiet gestaltet, so ist dieser weit mehr als ein schlichter Park:

Während im nördlichen Teil Gartenanlagen, Wald und Bach den Park dominieren, ist das Zentrum des Parks eine riesige Wiese. Auf Teilen dieser darf sogar gegrillt werden, sodass der Park in jedem Sommer zum Eldorado für Freunde von Bratwurst und Steak wird. Rauchschwaden ziehen weithin sichtbar auf, während nebenan Kinder Frisbee spielen und die “Großen” beim Fußball ihr Können messen.

Ja, der Ostpark strotzt nur so vor Lebendigkeit. Und zu dieser gehören auch die Menschen, die kein schönes Los gezogen haben. An der Trinkhalle starren schon morgens Obdachlose abwechselnd in ihre Wodka-Flasche und auf den See, der Nilgänse anzieht wie kein anderer Ort der Stadt.

Und in einem Gebäude, das hier irgendwie gar nicht hin zu gehören scheint, betreibt die Stadt sogar einen Druckraum, in dem harte Drogen unter hygienischen Bedingungen unter fachkundiger Aufsicht von Sozialarbeitern konsumiert werden dürfen.

Nicht weit weg davon, im Süden des Parks, toben Kleinkinder auf den Spielplätzen und sitzen mit ihren Vätern auf den Bänken am Weiher. Während Jogger ihre Runden auf den breiten Wegen ziehen, die den Park umrunden.

Wie typisch dieser Park doch ist für diese Stadt. Lebensfreude trifft auf Elend, arm auf reich und Schönheit auf Abgründe. Ein gelebtes Miteinander in nur scheinbarer Idylle. Und genau deswegen ein Lieblingsort.

 


Das “Café Awake” mag ich nicht nur deswegen so gerne, weil ich quasi direkt daneben wohne. Es versteckt sich im Erdgeschoss des Hochhauses “Büro-Center Nibelungenplatz” gegenüber der Fachhochschule. Kein gewöhnlicher Ort für ein gemütliches Café also, ein Besuch lohnt dennoch jederzeit! 

Nicht nur Studenten wissen die heimelige Atmosphäre und den frischen (und fair gehandelten) Kaffee zu nutzen. Auch Berufstätige jeden Alters machen es sich Tag für Tag auf den Polstermöbeln oder an den Fenstern gemütlich, um am Notebook zu arbeiten, in Ruhe zu lesen oder Meetings abzuhalten.

Viele meiner Artikel sind hier entstanden, und wenn ich am Fenster sitze und den stetigen Verkehr auf der Friedberger Landstraße beobachte, dann fühle ich mich ganz wunderbar frei im Kopf. Und kann mich bestens konzentrieren, während das stets charmante Personal mit viel Herzblut für mein Wohlergehen und einen gleichbleibenden Koffeinspiegel sorgt. Unnötig zu erwähnen, dass es hier nicht nur W-LAN, sondern auch Sojamilch gibt.

Lasst euch von Lage und Bürohochhaus nicht abschrecken und schaut doch mal auf einen Kaffee bei diesem Lieblingsort vorbei!

 


Das “FLEMING’S DELUXE HOTEL” am Eschenheimer Tor ist dermaßen geil und Pflicht-Besuch, dass ich ihm direkt drei Bilder widmen muss. Warum ausgerechnet ein Hotel für einen Frankfurter wie mich als Lieblingsort zählt?
Dafür gibt’s gleich mehrere Gründe…. 

Nicht, dass ich hier jemals übernachtet hätte. Wieso auch – schließlich hab’ ich meine eigene Wohnung in der Stadt. Wobei – wenn ich mal überlege, was ich pro Nacht an Miete für diese bezahle… egal.

Ich bin dennoch immer wieder gerne hier, weil das Gebäude ein echtes Relikt beherbergt:

Einen Paternoster, mit dem auf die Dachterrasse gefahren werden kann. Eine Paternoster-Fahrt, das ist für mich immer wieder aufs Neue ein echtes Abenteuer! Auch wenn ich bereits einmal stecken geblieben bin… Aber ich will euch ja keine Angst bereiten!

Oben angekommen, so bietet die Hotelbar nicht nur hervorragende (wenn auch nicht ganz günstige Drinks):

Die Aussicht hinunter auf die Stadt ist unbeschreiblich. Und es gibt für mich nichts schöneres, als mit einem guten Drink in der Hand hinunter auf die Stadt zu starren. Den Verkehr zu betrachten, der sich wie auf einer Modell-Landschaft durch die Straßen schlängelt – und auf Augenhöhe mit dem Eschenheimer Turm diesem “Hallo” zu sagen, welcher auf etwa gleicher Höhe die Stadt überragt.

Zurück nach unten nehme ich dann stets den Weg über das Treppenhaus, welches kein typischeres Beispiel für die Architektur der 1950er – Jahre abgeben könnte. Schade, dass im Jahr 2017 kein Zigarrenrauch mehr in der Luft liegt.

 


Jawollja, ich gestehe: Ich bin eine echte Leseratte. Nicht, dass ich jemals meine Wohnung ohne gutes Buch im Gepäck verlassen würde. Und meine Bücher, die beziehe ich tatsächlich nur ungern bei Amazon & Co. 

Ein wahres Paradies für Schmöker-Freunde und Rückzugsort für alle Leseratten ist nämlich die Filiale des “Hugendubel”.

Auf nicht weniger als vier Etagen – verbunden über Rolltreppen – lässt es sich hier stundenlang abtauchen in die Welt der Literatur. Egal, ob ich auf der Suche nach einem ganz bestimmten Buch bin oder lediglich nach Inspiration: Hier werde ich immer fündig.

Der “Hessen Shop” ist hier ebenfalls mit eigener Filiale vertreten, sodass ich eigentlich immer fündig werde. Im Untergeschoss lassen sich dann bei duftendem Kaffee die Zeilen der neu erworbenen Druckwerke genießen. Stundenlang. So schnell vergessen die Hektik dieser Welt vor der Eingangstür, so schnell vergessen ist auch die Zeit:

Ehe ich mich versehe, sind schon wieder oft die Stunden verstrichen und einmal wieder viel Geld für Bücher gelassen.

Was soll’s auch: Lesen ist toll, und wenn es so etwas wie das Epizentrum des Lesens gibt, dann ist es zweifelsfrei das “Hugendubel”.

Noch nie hier gewesen? Schaut mal vorbei! Und bringt Zeit mit …

 

Das “Yok Yok” im Frankfurter Bahnhofsviertel ist eigentlich nichts weiter als ein Kiosk. Aber eben nur eigentlich. Längst ist aus ihm nämlich ein kultiger Treffpunkt von Menschen aller Art entwickelt, die sich hier an Gesprächen, Musik und einem kalten Bier erfreuen. 

Und kaltes Bier, das gibt’s hier zu Genüge: Unzählige Sorten aus aller Welt warten in den vielen Kühlschränken auf Besucher. “Einfach mal auf ein Bier vorbeischauen”, das machen hier viele. Und oftmals mutiert das Kiosk abends sogar zum Afterwork-Treff und ist brechend voll.

Auch ich hab’ hier schon manch interessantes Gespräch geführt und bin dann doch länger geblieben als geplant. “Geht nicht, gibt’s nicht” – das bedeutet “Yok Yok” nämlich – ist hier wirklich Motto. Sogar Schallplattenbörsen finden hier regelmäßig statt. Und wenn am Sonntag mal wieder Klopapier oder Deo alle sind: Keine Panik. Gibt’s hier natürlich auch.

Und weil ich diesen verrückten Ort so mag, habe ich ihm bereits einen eigenen Artikel gewidmet. 

 

Eine weitere Oase im sonst wohl hektischsten Teil der Stadt ist der barocke Bürgergarten der Eschenheimer Anlage. Wenn mir einmal wieder alles zu viel wird und der chinesische Garten zu weit weg ist – dann tauche ich hier kurz ab. Atme durch. Und nur nach einer kurzen Zeit  geht’s mir wieder besser. 

Auf den Bänken lässt es sich wunderbar verharren – das wissen auch viele Pärchen zu schätzen. Der Medusenbrunnen zieht mich immer wieder neu in seinen Bann, ebenso die alten Mauern, die den Garten umgeben.

Und das physische Denkmal ist darüber hinaus mindestens genauso sehenswert wie die akkurat angelegten Beete. Ein wahrhaft edler (Lieblings-)Ort!


Manch einer von euch mag nun etwas irritiert sein. Ausgerechnet ein FRIEDHOF als Lieblingsort? Ganz richtig, wenn auch – zugegeben – vielleicht etwas ungewöhnlich. Doch besuche ich den Frankfurter Hauptfriedhof einfach sehr gerne. 

Ja, ich jogge sogar sehr gerne hier. Warum ich das tue – dies habe ich versucht, in einem eigenen Artikel zu erklären. Hinter den hohen Mauern verbirgt sich ein riesiges Areal, dass es allemal zu erkunden lohnt. Im östlichen Teil findet ihr den jüdischen Friedhof, der mit seinen verwitterten und verfallenen Grabsteinen, die fast ein wenig unheimlich wirken, ein wertvolles Zeugnis und Mahnmal unserer Geschichte sind.

Auch im eigentlichen, städtischen Friedhof kann man sich schnell verlaufen. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn neben teils sehr aufwendigen Gräbern findet man eine schöne Bepflanzung, schöne Bauten und eine Gruften-Zeile, die mir den Atem raubt. Auf mehreren hundert Metern Länge reiht sich hier Skulptur an Skulptur, jede einzelne eine Augenweide.

Und, so merkwürdig es klingen mag:

Ich mag es, an die eigene Endlichkeit erinnert zu werden. Betrachte gern die Namen und Daten auf den Grabsteinen, schicke einen stillen Gruß und überlege mir, wer der Verstorbene wohl gewesen sein mag. Ein stiller Ort der Gedanken. Mitten in Frankfurt.


Und noch ein Lieblingsort, der doch eigentlich nur ein Kiosk ist.
Mitten in Bornheim gelegen, war das “Kiosk 45” eine meiner ersten Entdeckungen in Frankfurt. Ich wohnte nämlich einst direkt nebenan. 

 

Damals war ich vor allem begeistert von den Öffnungszeiten: Bis spät in die Nacht konnte man hier nach Feierabend noch ein Kaltgetränk mit nach Hause nehmen. Und auch vor vielen Jahren schon war die Auswahl für ein Kiosk durchaus ansehnlich.

Der liebe indische Besitzer sitzt meist etwas verträumt – aber immer mit seligem Lächeln im Gesicht! – an seiner Kasse, berät aber die Kunden gern ausführlich und schlägt mit seiner Gastfreundschaft jede Empfangsdame im Deluxe-Hotel.

Und seit einiger Zeit ist das Kiosk auch eigentlich kein Kiosk mehr, sondern nach einem Umbau ein begehbarer Kühlschrank:

Hier werden keine Schränke geöffnet, hier betritt man einen Kühlraum, in dem auf Regalen mehrere Hundert Biersorten aus aller Welt angeboten werden. Das wohl verrückteste Kiosk der Welt hat sich nunmehr auch auf Craft-Bier spezialisert, sodass auch anspruchsvolle Bier-Sommeliere hier auf ihre Kosten kommen und allemal fündig werden.

Eine unscheinbare Perle, ein Treffpunkt, ein wahrhaft skurriler Lieblingsort.
Und der Besitzer freut sich auch auf euren Besuch!



Tja, dies ist dann auch schon das Ende meiner Bilder-Serie.

Ich hoffe sehr, ihr habt Gefallen an meinen Bildern gefunden. Wurdet dazu inspiriert, Frankfurt zu entdecken, meine “Lieblingsorte” aufzusuchen.

Verratet mir doch:
Was sind eure Lieblingsorte in der Stadt? Die bekannten wie versteckten?

Klar, dass ich auch weiterhin bewaffnet mit meiner Kamera durch die Stadt ziehe. Immer auf der Suche nach Neuem, nach dem Wandel, nach neuen Orten – die vielleicht sogar ein neuer Lieblings-Ort von mir werden können.

Wer weiß schon, was die Zukunft bringt.

Zu sehen wird es hier natürlich weiterhin was geben.

Bilder einer Großstadt, meiner Heimat, in schwarz und weiß. Und ganz viel Herzblut. Versprochen! 

 

Neues im Nordend: Feines Trinken bei “Rot & Vogel”

Kinners, ich komm ja langsam nicht mehr hinterher mit dem ständigen Auf und Zu in diesem Frankfurt. 

So habe ich von der Schließung des “Moksha” erst erfahren, als ich einen Artikel von der Eröffnung einer neuen Bar im Nordend gelesen hatte. Und das, obwohl ich nur wenige Meter weit entfernt wohne. Gar nicht so einfach, hier stetig auf dem gastronomischen Stand der Dinge zu bleiben! 

Prompt kurz recherchiert, bei Facebook fündig geworden:

“Feines Trinken” wird hier versprochen.

Ferner auch “Gute Drinks. Für gute Leute. Für das Nordend. Für Frankfurt.”

Klingt zunächst ganz meinem Geschmack und nach einer guten Adresse für die abendliche Lektüre bei einem Drink. Schließlich besteht an echten Bars im Frankfurter Nordend doch ein eklatanter Mangel, wie ich finde. Schließlich liegt das “Old Fritz” im Ostend und das “Sugar” in Bornheim!

 

Also: Nix wie hin!

Als ich mich zum Feierabend auf den kurzen Weg zur Bar mache (muss ja nicht immer das Feinstaub sein) , muss ich schallend über mich selbst lachen. Denn warum der Name “Rot & Vogel” gewählt wurde – das erschließt sich mir tatsächlich erst, als ich das Straßenschild an der Kreuzung betrachte, an der die Bar gelegen ist. Rotlintstraße trifft auf Vogelsbergstraße. Ah, merkste was, Matze?

Als ich eintrete, zeigt sich die Bar recht leer. Obwohl für einen Mittwochabend (es ist kurz vor Mitternacht) immerhin noch um die 15 Gäste hier verweilen.,

Buch auspacken, Platz nehmen – und ehe ich mich versehe, werde ich auf das Herzlichste begrüßt und mir wird die Karte gereicht. Auch Knabbereien und ein Aschenbecher stehen schnell bereit. Raucherbar also – sehr schön!

Ich studiere die Karte, schwanke zwischen einem White Russian für durchaus faire 7,50 Euro – entscheide mich dann aber doch für ein naturtrübes “Grevensteiner”, welches das einzig hier erhältliche Bier ist. Aber nicht weiter tragisch, ist ja schließlich eine Bar und keine Kneipe.

 

I like it dunkelblau! Mein Fazit

Die ziemlich großen Räumlichkeiten hat man in feinstem dunkelblau gestrichen; die Einrichtung selbst wirkt recht puristisch. Gefällt mir dennoch sehr! Die Bar scheint gut bestückt, die Preise durchaus angemessen – nicht so aber die Größe der Bar, die auf Kosten von Intimität und Gemütlichkeit ein wenig weitläufig erscheint. Unvorstellbar, dass es hier jemals richtig voll sein wird.

 

Dennoch hält der Ort, was er zu versprechen mag:
Ein Treffpunkt für die Nachbarschaft des Frankfurter Nordend zu sein.

Nicht besonders verspielt und verrückt wie das “Old Fritz”, nicht solide Kneipe wie das Feinstaub, keine Speak Easy-Bar wie das “Parlour” – aber dennoch mit solidem Charme und Herzlichkeit.

Bleibt zu hoffen, dass die Nordendler dieses Angebot auch wahrnehmen, damit nicht schon bald etwas Neues hier einziehen und eröffnen muss.

Ich jedenfalls komme gern wieder!

Dann auch gern auf ‘nen White Russian.

 

 

 

Zahnschmerzen und Einsamkeit.

Ich hasse diesen Tag schon jetzt.

Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Und meine Gedanken wissen so gar nicht mehr, wo sie nun anfangen sollen zu rotieren. Und wann das irgendwie enden soll.

To Do-Listen, die nicht enden wollen. Entscheidungen, die getroffen werden wollen. Termine, die eingehalten werden, Dinge, die bezahlt werden wollen. Wollen, wollen, wollen.

Wer fragt mich eigentlich mal, was ich will? Ach, verdammt. Das weiß selbst ich heute nicht so recht.

Als ob das nicht alles schon genug wäre, fühlt sich mein Mundinnenraum an wie ein Nagelbrett im Höllenfeuer. Schönen Dank auch, lieber Zahnarzt, für diese dentalmedizinische Tortur. Kurzum: Mir geht’s beschissen.

Nach Hause gehen will ich nicht. Ich fürchte die Deckenwand, die mir dort endgültig auf den Kopf fallen würde. Und nicht einmal auf mein Lieblings-Café hab ich Lust, will mich nicht unter lachenden Menschen befinden. Die ihrer Lebensfreude schadenfroh mit Latte Macchiato Ausdruck verleihen. Nee, heute echt nicht.

Aber Bewegung, das tut sicher gut, ist zwar schweinekalt, aber egal.
Ich schwinge mich aufs Fahrrad, lande irgendwie am Ostbahnhof.

Der Anblick des maroden Empfangsgebäudes passt zu meiner Stimmung. Zerbrechlich, kaputt, fehl am Platze.
Derart verfallen, dass es sogar von Stahlstreben gestützt werden muss.

Hey, und wer stütz bitte MICH?!

Wohl gerade niemand, Freunde auf Arbeit, Familie weit weg. Hab ich wohl wieder mal nur mich selbst. Schnell weg von hier.

Als ich das Mainufer erreiche, stehe ich dann kurz vor dem Kältetod. Sogar der wäre mir heute aber vermutlich egal, aber dann will ich vorher wenigstens noch ein paar Fotos machen.

Ich steige also die Deutschherrnbrücke hinauf. Und da stehe ich dann, eisiger Wind bläst mir ins fröstelnde Gesicht, ich starre hinunter in den Main und auf die Skyline. Ich fühle mich unendlich einsam und klein. Ich mache ein paar Bilder, bis meine Finger taub sind und erste Anzeichen einer bläulichen Verfärbung vorweisen.

Irgendwann halte es nicht mehr aus. Einsamkeit, Kälte, taube Finger, Zahnschmerzen, Scheißwelt.

Ich fahre zurück gen Innenstadt. Und erspähe mein Lieblings-Café. Hat mich mein Unterbewusstsein hierher gesteuert?

Was soll’s, ein heißer Kaffee erscheint mir nun überlebenswichtig. Als dieser dann vor mir dampft und meine Finger langsam auftauen, da besehe ich mir die Bilder von eben.

Und ich muss zum ersten Mal am heutigen Tage schmunzeln. Welch schöne Szenerie sich auf dem Display meines Telefons mir doch hier bietet.

Danke, Frankfurt, dass ich mich in dir zu Hause fühlen darf.
Auch – und ja, vielleicht gerade dann – wenn’s mir beschissen geht.

Nur ein bisschen wärmer, das dürftest du wirklich gern mal wieder werden. Dankeschön!

Neueröffnung auf der Berger Straße: “Café Faleyda”

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit feierte das “Café Faleyda” am Samstag, den 7. Januar den ersten Kaffee-Ausschank. Die offizielle Eröffnung des Cafés auf der unteren Berger findet dann direkt am nächsten Tag, dem 8. Januar statt. 

Das Café befindet sich an prominenter Stelle – direkt am Merianplatz – in den Räumen des ehemaligen Frozen Yogurt – Bistros “YOMARO”.

Ich hab’ das “Pre-Opening” natürlich genutzt, um mal vorbeizuschauen.

Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert:

Kühle Einrichtung in schwarz und weiß, eine große Glastheke dominiert den Innenraum.

Kaffee & Kuchen statt Eis für die Strandfigur

Am Konzept dagegen wurde offenbar einiges verändert:

Statt “Frozen Yogurt-Café mit Kuchen-Bonus” fungiert man jetzt als “Café mit Frozen Yogurt-Bonus.

Vermutlich ein Grund, warum das “YOMARO” nach seiner Verabschiedung in die Winterpause auch nicht wieder zurück kam: Frozen Yogurt, das ist halt so’n Sommerding. Schwierig, einen solchen Laden wirtschaftlich zu betreiben.

Dass nun vorrangig auf Kaffee und Kuchen statt auf gefrorenen Joghurt gesetzt wird, erscheint mir also sinnvoll und plausibel. 

Aber dennoch dürfte es nicht einfach werden, sich angesichts der zahlreichen benachbarten Cafés auf der mittleren Berger zu etablieren. 

Warten wir’s mal ab!

 

Café Faleyda
Merianplatz 4
Geöffnet 11.00 – 18.00 (Am Wochenende schon ab 10.00)

Auf ein Käffchen im besetzten Haus: Besuch bei “Project Shelter”

“Flüchtlinge” und “Armutsmigration” – keine anderen Schlagwörter dürften im vergangenen Jahr präsenter in den Tageszeitungen gewesen sein. Nun ja, außer “postfaktisch” vielleicht.

Ganz sicher: Der Zustrom all der Menschen in unser Land hinein hat bis dato unbekannte Probleme geschaffen, die diskutiert werden müssen. Was zuweilen sehr pauschal und emotional getan wird.

Doch für mich selbst muss ich gestehen:

Ich lebe weitgehend unberührt von Armuts-Migranten und Flüchtlingen. Nehme von diesen meist nur in den Nachrichten Notiz. Dabei sollen doch so zahlreiche von ihnen gekommen sein und müssten sich doch mitten unter uns befinden.

Kennen gelernt habe ich trotzdem noch keinen.

Ich vermag auch nicht zu glauben, dass Flüchtlinge und Migranten allesamt wahlweise ISIS-Attentäter oder “Nafris” im Testosteron-Rausch sind. Oder zumindest kleinkriminell.

Auch wenn das Verfolgen des Tagesgeschehens dies so manchen Populisten annehmen lässt. Ich jedoch bin überzeugt davon, dass die absolute Mehrheit der Migranten Menschen sind, die sich aus einer für uns nicht vorstellbaren Armut oder Gefahrenlage hinaus in unser Land gerettet haben. Wo sie sich Hilfe erhoffen, von einem besseren Dasein träumen.

 

Auf der Suche nach dem “Durchschnitts-Flüchtling”

Wo versteckt er sich also, der “Durchschnitts-Flüchtling”? Kann doch nicht sein, dass diese allesamt eingepfercht in maroden Turnhallen von der Außenwelt abgeschirmt werden.

Meine Suche führt mich ins besetzte Bistro des “Project Shelter” in der oberen Berger Straße. Nachdem Anfang Dezember ein Anschlag mit Teerflüssigkeit auf dieses verübt wurde, konnte es am 4. Januar seine Wiedereröffnung feiern.

Ich betrete die leerstehende Kneipe und schau’ mich um. Tatsächlich, recht spartanisch und provisorisch ist hier ein Café entstanden. Gutes Stichwort, ein Käffchen wär’ nett jetzt, und den gibt’s gegen eine kleine Spende serviert von Marie, die für das Project Shelter nicht nur Kaffee kocht, sondern sich mit viel Herzblut für die Migranten und Flüchtlinge ohne Obdach einsetzt.

“Seit der Gründung des Projekts konnte bereits 80 Menschen in Not ein Dach über dem Kopf vermittelt werden”

 

So erzählt sie mir, dass seit der Gründung des Projekts im Winter 2014 bereits 80 Menschen, die hier in Frankfurt auf der Straße übernachten mussten, ein Dach über dem Kopf vermittelt werden konnte. Selbst in zahlreichen Kirchen hätten die Menschen nämlich nicht mehr übernachten dürfen und wurden aus diesen verwiesen. Ein merkwürdiges Selbstverständnis von “Nächstenliebe” der Gotteshäuser, so denke ich mir. Aber mit der Kirche habe ich’s ja eh nicht so.

Doch nicht nur zeitweise leerstehende Wohnungen konnten als Schlafplatz vermittelt werden, mit dem Bistro auf der Berger Straße ist es auch endlich gelungen, eine dauerhafte Bleibe für das Projekt zu finden. Es soll Begegnungsstätte sein, eine Anlaufstelle für Menschen in Not. Jeden Donnerstag geöffnet, um einen Austausch von Frankfurtern und Geflohenen stattfinden zu lassen. Man spielt ,lernt gemeinsam Deutsch, kocht – und hilft sich, wo man eben kann. Und so, erzählt Marie weiter, tummeln sich teilweise 60 Menschen – Einheimische wie Gestrandete – an den alten Holztischen des Bistros. Und die meisten davon kennt sie sogar persönlich.

 

Einer davon ist Noah, den ich hier kennen lernen darf.

Er ist aus Ghana und über Italien nach Deutschland gereist, um Arbeit zu finden und eine würdige Existenz aufbauen zu können.

Doch Hilfe von der Stadt – die konnte er sich nicht erhoffen. Sie verweist auf die Zuständigkeit der italienischen Behörden. Statt öffentliche, nicht genutzten Wohnraum zur Verfügung zu stellen – es geht ja tatsächlich nur um ein Dach über den Kopf – wurde vielen Menschen ohne Visa lediglich ein Zugticket zurück nach Italien angeboten.

Dies von jemandem erzählt zu bekommen, der selbst zunächst keine Hilfe fand und schließlich auf der Straße schlafen musste, stimmt mich nachdenklich.

 

Und wo bitte bleibt die Menschlichkeit?

Klar, es mögen Tatsachen sein:
Kein Visum, eingereist aus Italien, Staat und Stadt nicht zuständig.

Aber:

Zunächst einmal handelt es sich um Menschen in Not. Die einer Armut entflohen sind, die für uns Deutsche nur schwer vorzustellen ist.

Ein Dach über dem Kopf ist das Mindeste, was ein Mensch zu einem würdigen Dasein (ich rede hier bewusst nicht von “Leben”) zur Verfügung gestellt werden.

Natürlich kann nicht erwartet werden, dass die Haushaltskasse der Stadt geplündert wird, um einen Wolkenkratzer für Menschen in Not zu errichten. Es geht nicht darum, ihnen ein Leben in Saus und Braus zu finanzieren, ein luxuriöses Apartment zur Verfügung gestellt wird. Diesen Anspruch hat niemand, auch Marie und Noah nicht.

Ungenutzter, überdachter Stadtraum ist vorhanden. Und sollte Menschen in Not zur Verfügung gestellt werden, um sie nicht auf der Straße frieren zu lassen.

Um Visa, Zuständigkeiten oder Rückführungen kann man auch noch streiten, nachdem diesen Menschen ein klitzekleines Mindestmaß an bloßer Existenz ermöglicht ist. Finde ich.

 

Meine Welt, mein Luxus, meine Probleme

Und als ich mich wieder aufs Fahrrad schwinge und die Rückfahrt in meine Welt der Luxusprobleme zurück antrete, bin ich froh.

Froh, dass die Menschen aus den Nachrichten für mich ein Gesicht bekommen haben. Froh darüber, dass mir selbst meine eigenen Probleme in ein Verhältnis gerückt wurden. Ich daran erinnert wurde, dass mein Leben und Wohlstand gar nicht mal so selbstverständlich sind.

Und unendlich froh darüber, dass es Menschen wie Marie gibt. Menschen, welche die Augen nicht verschließen vor den Menschen auf der Straße mitten unter uns, den Tücken der Bürokratie, den Sorgen und Nöten.

Kurzum:
Menschen, für die Menschlichkeit und Nächstenliebe nicht bloß Wörter sind. Lasst euch nicht unterkriegen!

Wenn auch ihr auf der Suche nach Begegnung seid, so schaut doch mal im Bistro vorbei. Öffnungszeiten und Veranstaltungen findet ihr auf der Facebook-Seite des Project Shelter. 

 

 

Gute Vorsätze.

Ein turbulentes, ja krasses Jahr 2016 ist zu Ende und wurde allenthalben resümiert. Ein Blick zurück, Bilder ziehen vorbei. Schöne wie grausame. Vom Jubel Fußball-WM bis hin zu verstümmelten Kindern in Syrien. So manchmal ließ es mich am Glauben an das Gute im Menschen zweifeln. 

Doch um das Weltgeschehen des vergangenen Jahres soll es hier gar nicht gehen. Sondern um mein ganz persönliches Jahr 2016. Wenn ich es an meinem inneren Auge vorbeiziehen lasse, so sehe ich ebenfalls schöne wie traurige Momente. Dinge, die ich bereue – und Dinge, auf die ich stolz bin:

Wie zum Beispiel, den Mut gefunden zu haben, meinen eigenen Blog zu erschaffen. Oder all die Fotoalben, welche von meinem neu entdeckten Hobby – der analogen Fotografie – zeugen.

Und wenn ich ganz tief in mich gehe, so möchte ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, mir persönlich das neue Jahr noch ein wenig lebenswerter werden zu lassen.

“Gute Vorsätze fassen”, nennt man das wohl gemeinhin. Und die werden sich in diesen Tagen bekanntlich schier inflationär gemacht.

 

Da wird im kommenden Jahr mit dem Rauchen aufgehört, es wird endlich mehr Sport getrieben, sich gesünder ernährt. Auf die Finanzen wird endlich ein wenig mehr geachtet, ebenso wie auf die Verwandtschaft. Im Job soll was passieren, und das Traumziel endlich bereist werden.

Und so eifrig ein Jeder die ewig gleichen Vorsätze für das neue Jahr fasst, so wissen doch insgeheim die meisten von uns, dass bereits im Februar von ihnen nicht mehr viel übrig ist. Außer vielleicht die Mitgliedschaft im Fitness-Studio, die nur jährlich kündbar ist. Gute Vorsätze, die sind ungefähr so lange haltbar wie ein geöffneter Joghurt auf dem Esstisch.

Und trotzdem, auch ich möchte welche fassen. Weil ich um meine Laster, meine Schwächen weiß. Die mir das Leben nur allzu oft komplizierter werden lassen, als es doch eigentlich sein müsste.

 

Was sind sie also, meine “guten Vorsätze”?

Ich will mir keine Ziele setzen, die ich ohnehin nicht erreichen kann und deren Versuch mich gleich überfordern würde. Ich versuche also, realistisch zu denken:

Was kann ich tatsächlich verändern, ohne dass ich vorschnell frustriere und zurück in altbekannte Muster falle?

 

Mehr Dinge zum ersten Mal tun. Immer wieder.

Hand aufs Herz: Wie oft machen wir Dinge zum ersten Mal? Wie oft bringen wir den Mut dazu auf, uns Neuem zu stellen? Und wie oft bleiben wir alle lieber in unserer vertrauten Komfort-Zone und folgen munter unseren ausgetreten Pfaden?

Scheiße, was hatte ich für eine Angst vor meinem Roadtrip durch die USA im letzten Herbst. Und auch, wenn ich nicht wusste, was mich erwartete:

Es waren die wohl abenteuerlichsten, spannendsten und eindrucksvollsten Wochen des Jahres. Und das geht doch auch im Kleinen:

Warum nicht mal ins Theater? Alleine eine kleine Reise unternehmen? Ein Buch schreiben, Bungee springen?

Ich möchte öfters den Mut aufbringen, vertrautes Terrain zu verlassen und neues zu entdecken. Oder besser: Mich neu zu entdecken. Immer und immer wieder.

 

Weniger rauchen

Klingt jetzt wenig einfallsreich. Und ich gebe zu: Isses auch nicht.
Rauchen, das sieht zwar ungemein lässig aus, ist zwar aber auch ungemein dämlich: Einen Haufen Kohle dafür latzen, die eigene Gesundheit zu ruinieren. Eine derartige Unvernunft empfinde ich zwar – insbesondere bei Anderen – als durchaus sympathische Charaktereigenschaft, ich selbst ärgere mich aber zunehmend über meine Sucht.

Ihr wollt gar nicht wissen, wie viel Panik ich vor meinem USA-Flug geschoben habe. 11 Stunden lang nicht rauchen – oh mein Gott, die Welt geht unter!

Ich weiß, dass ich es nicht fertig brächte, von einem Tag auf den anderen aufzuhören. Aber ich will weniger rauchen. Und ich weiß, das kann ich packen.

Eine E-Zigarette, die ich bereits mein Eigen nennen darf und die mir Freude bereitet, soll mich dabei unterstützen. Drückt mir die Daumen, Freunde!

 

Mein Online- und Offline-Leben in Einklang bringen

Das ist das wohl meine größte Baustelle.
Wenn ich mein Dasein überdenke, so muss ich gestehen, dass ich nur allzu oft nicht einsehen mag, dass auch mein Tag nur 24 Stunden hat. Dass auch ich mich ständig und viel zu oft mit anderen vergleiche, eine stetige Angst davor verspüre, etwas zu verpassen.

Dass ich tausend Bekanntschaften pflege, darüber hinaus aber meine wahren Freunde oftmals nicht ausreichend wertschätze und den Kontakt zu ihnen pflege.

Zu viel Zeit in virtuellen Welten vertrödele, zu viele Nachrichten konsumiere, immer auf der Suche nach mehr Input bin – und mich dadurch viel zu oft davon abhalten lasse, selbst aktiv zu werden. Und einfach das zu tun, was ich will. Wenn ich denn mal weiß, was ich eigentlich will – oftmals ist es für mich nämlich gar nicht so einfach für mich, eigene Bedürfnisse zu erkennen. Der Fluch der persönlichen Freiheit.

 

Ein Anfang ist gemacht – ein “Poetry Slam”

Ich bin gespannt darauf, inwieweit es mir gelingen mag, meine Vorsätze für das neue Jahr umzusetzen.

Doch ein kleiner Anfang, der ist mir bereits jetzt gelungen: 

Mein lieber Freund Michael hat unlängst eine Auswahl seiner Poesie beim Poetry Slam präsentiert. Ich bewundere ihn sehr dafür – warum habe ich eigentlich so etwas noch nie gemacht? Fehlt mir das Könne, die Kreativität, der Mut?

Ich wollte mich also zunächst daran versuchen, wenn auch zunächst im Kleinen.
Also habe ich einen Text verfasst. Ein Gedicht zu all den Problemen, die das ständige Online-Sein, die ständige Verfügbarkeit und Präsenz von allen Informationen und Nachrichten dieser Welt, mit sich bringt. Von all den Möglichkeiten, die danach schreien, genutzt zu werden. Und den eigenen Willen nur allzu oft begraben.

“Der digitale Overkill”, so habe ich mein Werk genannt. 

Und hier könnt ihr es bewundern – denn ich habe ein kleines Video gedreht.
Zum ersten Mal. An einem Nachmittag im Dezember in der so schnuckeligen Stadt Marburg. In einer einzigartigen Atmosphäre, welches mir das wunderbare Antiquariat Kretzer dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat.

Womit wir bei meinem ersten Vorsatz wären…

 

Und ihr so?

Das sind sie also, meine guten Vorsätze für das neue Jahr. Und ein erster Anfang deren Umsetzung. Ich hoffe sehr, die Kraft für viele weiteren Anfänge im Jahr zu finden. Und genau die wünsche ich auch euch!

Verratet mir doch: 

Was sind eure “guten Vorsätze”? Woran habt ihr zu knabbern, was sind eure größten Schwächen, unter denen ihr im vergangenen Jahr gelitten habt? Was ist euer größter Wunsch, euer größter Traum für das Jahr 2017?

Ich bin gespannt auf euer Feedback.

Und wünsche euch schon jetzt ein (be-)rauschendes Silvesterfest, den sprichwörtlichen “guten Rutsch” – und alles Liebe für ein rundum zufriedenes, gesundes Jahr 2017.

Ein neues Jahr, ein neues Glück – schaut nach vorne, nie zurück!

Auf Sinnes-Tour in Bockenheim

Irgendwie empfinde ich die Tage zwischen den Jahren als tote Tage.
Viele Mitmenschen geben  faul und träge (mitunter auch noch vom schweren Weihnachtsessen), oder sind gleich noch bis ins neue Jahr hinein bei ihren Lieben geblieben. Erholen sich vom Weihnachts-Stress der letzten Wochen.

Auch ein Blick aus dem Fenster motiviert derzeit eher kaum zu einer Fahrradtour, Wanderungen oder einem Picknick am Main.

Um trotzdem nicht in der Bude zu versauern und dem Winter-Blues zu unterliegen, hab’ ich mich mal ein wenig in den unendlichen Weiten des WWW umgeschau – und wurde prompt fündig:

Seit 21. Dezember gibt’s nämlich die Ausstellung “Tour der Sinne” im Bockenheimer Mitmach-Museum “EXPERIMINTA” zu bewundern.

Das Kind von mir fühlt sich seit jeher von Sinnestäuschungen aller Art magisch angezogen, und im “EXPERIMINTA” war ich auch schon wirklich lange nicht mehr. Könnte sich also lohnen, meine Neugierde ist geweckt!

Und, doppelt schön: Meine liebste Schwester ist ebenso für einen Besuch zu begeistern. Also heißt’s gemeinsam:

 

Auf nach Bockenheim!

Nach langer Zeit also mal mitsamt Schwesterherz das “EXPERIMINTA” betreten.

Geändert hat sich auf den ersten Blick nicht viel:

Viele Kinder umher, auf vier Stockwerken wirken die einzelnen Ausstellungen etwas wahllos auf die einzelnen Räume verteilt.

Die “Tour der Sinne” verteilt sich über mehrere Stockwerke, ist aber immerhin thematisch nach den einzelnen Sinnen geordnet. Leider aber auch insgesamt wesentlich kleiner als zunächst gedacht.

 

Im Auge sitzen & Kopf ab

Im Erdgeschoss angefangen, so ist ein Highlight sicher das begehbare Auge, welches die Funktion der Pupillen als Linse und den Aufbau eines Auges veranschaulicht.

Spaßig ist es, mit Bällen auf eine rote Fläche zu werfen, nachdem mittels verrückter-Professor-Brille dem eigenen Sehfeld einen kleinen Rechtsdrall verschafft hat.

Schwesterlein versucht indes, ihre eigenen Sehzellen auf einer weißen Fläche sichtbar zu machen. Dies geschieht mittels Lochkarte – und funktioniert tatsächlich erschreckend gut!

Nebenan kann dann am Kopfhörer simuliert werden, wie sich ein “Diskoschaden” so auf das eigene Hörvermögen auswirkt. Ich glaube, ich bin ganz froh, offensichtlich für einen solchen noch nicht ausreichend feiern gewesen zu sein, und erfreue glücklicherweise noch den Ohren eines Luchses.

Nun zu den optischen Täuschungen, wegen denen wir insgeheim ja eigentlich hier sind.

Recht witzig ist es, eine Person der Wahl (auf dem Foto bin dies ich) mal visuell zu enthaupten und ihren Kopf appetitlich zu servieren.

 

Meine Schwester nimmt auf dem Sitz eines Stuhles Platz, dessen Lehne und Beine woanders im Raum plaziert sind. Und ich erkenne – durch ein Loch guckend – wie sich dieser zu einem großen – ganzen! – Stuhl zusammenfügt. Nun ja, Physik der sechsten Klasse eben.

Recht creepy dagegen das illuminierte Gesicht eines Pharaos, dessen Blick einen auf Schritt und Tritt zu folgen scheint. Kann man mal ne Weile ansehen.

 

 

Das Resumé

Tja, das war’s dann im Großen und Ganzen leider auch schon. Ein paar spaßige Experimente, wenige “Aha!”-Momente, und dazwischen viel Fußweg. Insgesamt wirkt die Ausstellung leider ein wenig konzeptionslos und ist sicher eher für Schüler denn Erwachsene vorgesehen. Was angesichts der überall herumwuselnden Kinder auch offensichtlich scheint.

Für ein paar Lacher an einem kalten Nachmittag war’s aber okay, auch wenn 9 Euro Eintritt recht happig sind, wie ich finde. Für Frankfurter Familien aber ganz sicher eine tolle Option, um die Kleinen zu bespaßen, wenn es zu ungemütlich für den Spielplatz ist!

Sei es drum, ich hab meine Schwester mal wieder gesehen – das nächste Mal gehts dann aber ganz sicher ins Senckenberg-Museum. Ist ja quasi nebenan. 

 

Nach Hause kommen.

Weihnachten, das ist keine Geburtstagsfeier.
Jedenfalls habe ich die heutige Reise nicht aufgenommen, um die Niederkunft eines Romanhelden zu feiern.
Nein, Weihnachten, das ist für mich ein Gefühl.

 

 

Das wird mir einmal mehr klar, als ich die Schwelle überschreite.
Die Schwelle der Eingangstür meines Elternhauses meines Heimatdorfes, irgendwo in der hessischen Prärie.

Die Schwelle, über die ich bereits als Säugling getragen wurde.
Ich umarme meine Liebsten.

Und als ich so am Küchenfenster stehe, den Blick schleifen lasse hinüber zur Kirche – diesen Ausblick, der mich meine gesamte Kindheit und Jugend über begleitete – und meine Mutter nebenan am Herd rotiert, da fühle ich es:

Weihnachten.

Das Gefühl, nur ein einziges Mal im Jahr mit den den Menschen zusammen zu sein, die mir am meisten bedeuten. Die mich einst in die Welt gesetzt haben, die mich kennen wie niemand sonst – und diejenigen, die mich schon mein Leben lang begleiten. Familie eben.

 

Familie, das bedeutet “zu Hause sein”:

Sich geborgen fühlen, keine Rolle spielen zu müssen. Ein einziges Mal im Jahr die Nachrichten die Nachrichten sein zu lassen. Unsere grausame Welt, Aleppo, 12 Tote auf einem Berliner Weihnachtsmarkt, Hass, Krisen und Gewalt ganz kurz zu vergessen.

 

 

Und sich auf das zu besinnen, was wichtig ist im Leben:

Zu wissen, wo man herkommt. Vielleicht nicht mehr hingehört, aber jederzeit zurückkehren kann, um durchzuatmen.

Und wenn es nur für zwei Tage ist. Bevor wir uns alle wieder bewähren müssen in einem Leben, das viel zu oft mit “leben” nicht mehr viel gemein hat .

Es duftet nicht nur mehr nach meiner Kindheit, es duftet nach Tannennadeln, Mamas Essen und Papas Parfum. Zeit, den Deckel meines Laptops herunterzuklappen.

 

Zu genießen, worauf es doch eigentlich nur ankommt:

Die Liebe zur Familie, die Liebe zum Nächsten.
Ein friedvolles Miteinander in einer manchmal verdammt rauen Welt. 

Und dabei all Diejenigen nicht zu vergessen, denen das Glück eines Zuhauses und einer Familie nicht vergönnt ist. Die sich – gerade in diesen Tagen – in ihrer Einsamkeit nach Liebe sehnen.

 

Wie schade, dass uns dies nur ein einziges Mal im Jahr gelingen mag.
Und genau dieses einzige Mal: Das ist für mich Weihnachten.