Apfelwein für Anfänger

Egal. ob man nur kurz mal hier zu Besuch ist. Oder – mehr oder minder freiwillig – Frankfurt am Main zur neuen Heimat auserkoren hat:

Es wird nicht lange dauern, bis man mit ihm konfrontiert ist. In Lettern prangend auf der Speisekarte, kästen- oder dosenweise im Supermarkt. Oder in seiner ganzen Schönheit, gülden glänzend im Glas mit merkwürdigen Rautenmuster.

Kenner haben es natürlich schon längst erkannt:
Die Rede ist hier vom Apfelwein, dem Nationalgetränk der Hessen.
Das auch in Frankfurt eine große Tradition pflegt und auf das man hier mächtig stolz ist.

Früher oder später kommt dann natürlich auch der Moment, an dem der erste Schluck “Ebbelwoi” in die Kehle rinnt.

Doch bevor es soweit ist, hier ein schneller Überblick über das Wichtigste, was der Apfelwein-Anfänger wissen sollte. Denn während die Hessen ihr “Stöffche” oft schon mit der Muttermilch genossen haben und längst ins Herz geschlossen haben, ist er vielen Neu-Frankfurtern zunächst noch etwas unbekannt und auch suspekt.

Also, gut uffgebasst!

 

Apfelwein und Frankfurt

Ja, warum eigentlich ist der Apfelwein hier so populär wie andernorts das Bier?
Dies ist mitunter darin begründet, dass in weiten Teilen Hessens – und eben Frankfurts – keine sonderlich guten klimatischen Bedingungen für den Anbau von Weintrauben vorherrschen. So werden in Frankfurt lediglich auf süßen 25 Hektar – nämlich auf dem Lohrberg – Weintrauben angebaut.

Und da der Hesse dennoch nicht auf den gepflegten Rausch verzichten wollte, machte er frühzeitig aus der Not eine Tugend: 

So ist die hessische Landschaft Heimat vieler Streuobstwiesen, welche eine große Vielfalt an heimischen Apfelsorten und einen damit einhergehenden hohen Ernteertrag bieten. Der Gedanke, statt Trauben also einfach Äpfel zu Wein zu verarbeiten, lag also mehr als nahe.

Natürlich entwickelte sich parallel dazu gleichfalls das Brauereiwesen. Hessisches Bier erlangte jedoch niemals die Popularität des Gerstensafts im Rest der heutigen Republik.

Und, unter uns: Es gibt wahrlich schmackhafteres als Binding Pils.

Und somit ist man eben stolz und pflegt die Tradition dessen, was es anderenorts nicht gibt: Die des Apfelweins. 

 

“Ja, aber Most gibt’s doch auch anderswo?”

Ich hab’ ja mal an einem bekannten Stand auf dem Wochenmarkt an der Konstablerwache gearbeitet und die durstigen Besucher mit frischem Apfelwein aus dem Umland beglückt. Klar, dass sich darunter auch viele Touristen und Besucher der Stadt befanden.

Und immer wieder bestellten diese einen “Apfelmost”. Was mich schmunzeln und entgegenen ließ: “Tut mir leid, wir haben nur Apfelwein”.

Ja, aber das ist doch dasselbe wie Most?!” – so dann stets die Frage.
Deswegen, Obacht, hier ein für alle Mal:

Nein, Apfelwein ist kein Most, liebe Nicht-Hessen (allen voran ihr lieben Schwaben!). Sonst hieße er schließlich folglich auch so.

Der kleine, aber feine Unterschied zwischen Apfelwein und -Most besteht darin, dass die Apfelmaische (zerhackstückselte Äpfel) bei der Herstellung von Most abgefüllt wird, und ohne eine Zugabe von weiteren Stoffen abgewartet wird, bis die Maische auf den Grund des Behältnisses abgesunken ist. Zusätzlich werden bei der Most-Herstellung noch Birnen für die Masche verwendet.

Der Fruchtzucker ist hier alleinverantwortlich für den Gärprozess: Die sich über dem Bodensatz befindliche, zwischenzeitlich vergorene Flüssigkeit des Apfel- und Birnensatz wird dann als “Most” bezeichnet und an Mann und Frau gebracht.

Beim Apfelwein indes werden lediglich Äpfel verschiedenster heimischer Sorten (leider auch des Öfteren Apfelkonzentrat, um die Nachfrage entsprechend decken zu können) verwendet, die zunächst vergoren, anschließend aber mit Hefen angereichert werden. Aufgrund einer längeren Gärzeit entstehen die typischen Bitterstoff, und erst wenn der Gärprozess abgeschlossen ist (weniger Süße, weniger Kohlensäure) wird der Apfelwein filtriert, um Rückstände von Maische und Hefen zu entfernen.

Merke also: Apfelwein ist nicht gleich Most. Alles klar? 

 

Süß, Sauer & Pur.

Nun ist es irgendwann also soweit:
In betont entnervter Manier steht das Frankfurter Bedienpersonal vor euch und erwartet eure erste Apfelwein-Bestellung.

Hierbei ist zunächst zu erwähnen, dass Apfelwein in Frankfurt in seiner reinsten Form (also “Pur”) ausgeschenkt wird, oder “gespritzt” wird. Keine Sorge, dies bedeutet nicht, dass er euch gleich intravenös verabreicht wird – vielmehr, dass das “Stöffche” gestreckt wird.

Und zwar entweder mit Mineralwasser (“sauer”) oder Limonade (“süß”).
Letzteres zu Bestellen war früher überaus verpönt und endete angeblich sogar mit Hinauswurf, ist aber mittlerweile – auch Frankfurt geht mit der Zeit – durchaus üblich. Auch wenn’s mir selbst nicht schmeckt.

Nun stellt sich natürlich noch die Frage nach der Form der Darreichung: 

Entweder ihr bestellt einen “Schoppen” für euch, also ein kleines oder auch ein großes Glas Apfelwein. Damit es euch als Apfelwein-Anfänger nicht direkt die Socken aus den Schuhen haut, macht ihr mit der Bestellung eines großen oder wahlweise auch kleinen “Sauergespritzten” (s.o.) nichts verkehrt. Dieser wird im “Gerippten” serviert, das Glas mit dem typischen Rautenmuster – einst vorgesehen, um vom Essen fettige Finger am Abrutschen zu hindern.

Seid ihr in größerer Gesellschaft, empfiehlt sich dagegen der Erwerb eines ganzen “Bembels”. Dessen Größe wird bezeichnet nach der Anzahl der – ausschließlich in kleiner Größe auf den Tisch gestellten! – “Gerippten”, welche euch dazu auf den Tisch gestellt werden.

Beispiel: 

Vier Freunde haben mächtig Durst. Einen jeden durstet es nach 2 Gläsern Apfelwein. Folglich wird ein “8er Bembel” bestellt. Zu beachten ist nun lediglich noch, dass der Bembel lediglich mit reinem Apfelwein befüllt wird und etwaige Getränke zum “Spritzen” separat bestellt werden müssen.

Gar nicht so schwierig, oder?

Lasst euch gesagt sein: 

Nach eurem ersten Schoppen werdet ihr vermutlich noch das Gesicht verziehen.
Aber hey, ging’s euch nicht genauso nach eurem ersten Bier, dass ihr damals getrunken habt? Ab dem Dritten wird eine lebenslange Liebe daraus. Versprochen!

Apfelwein – zu Hause und “to go”

Und ja, irgendwann ist es dann auch bei euch soweit – das Verziehen eures Gesichts nach den ersten Schlucken des “flüssigen Goldes” ist einer Leidenschaft für den gepflegten Schoppen gewichen.

Der Apfelwein hat sich gewissermaßen in eurem Apfelwein integriert, und ihr möchtet ihn nirgends missen.

Kein Problem: Müsst ihr auch gar nicht. 

Apfelwein, den gibt’s hier in jedem Discounter. Der schmeckt dort nicht unbedingt empfehlenswert (Ausnahme: “Der alte Frankfurter” von Possmann, ist zumindest besser als gar kein Apfelwein), ist aber immerhin verfügbar.

Besser aber, ihr schaut bei REWE oder Tegut vorbei:
Diese führen zumeist ein größeres Sortiment an Apfelweinen, darunter auch meinen Favoriten: Den naturtrüben “Meister Schoppen” der Kelterei Rapp’s.

Und überhaupt, probiert ruhig aus und findet euren persönlichen Favoriten.
Ob naturtrüb oder klar, ob herb-würzig oder erfrischend: Jede Sorte besticht durch ihre ganz eigene Geschmacksnote.

Zwangsläufig werdet ihr dabei über den Begriff “Speierling” stolpern, der auf so manch Flasche prangt. Hierbei handelt es sich um eine holzige Apfelsorte, deren Saft zur Veredelung für den Apfelwein genutzt wird und diesem eine ganz eigene, herbe Note gibt. Liebt man oder hasst man!

Etwas unhandlich sind die großen Glasflaschen freilich schon.
Und genau hier tat sich eine Marktlücke auf, welche prompt von den Keltereien genutzt wurden:

Für den bequemen “Schoppen to go” gibt’s Apfelwein nämlich auch in der praktischen 0,5 Liter-Dose. Und diese sind tatsächlich pfandfrei, sodass ihr für lange Fußwege oder das Picknick am Main auch jederzeit bestens gerüstet seid.

Neben den Klassikern “Pur” und “Sauer” sind mittlerweile auch zahlreiche Mischgetränke mit Säften oder auch Cola (uargh!) erhältlich. Man geht hier offensichtlich mit der Zeit!

 

Eine kleine Buchempfehlung

Ihr seid auf den Geschmack gekommen, und es dürstet euch nun noch nach weiteren Informationen und Anekdoten rund um den Apfelwein?

Dann lege ich euch die Lektüre des Buchs “Süß, Sauer, Pur” nur allzu sehr ans Herz! In diesem schildern gleich mehrere Frankfurter Autoren nüchterne Fakten wie unterhaltsame Anekdoten von, über und um den Schoppen. Das Buch hat mich derart begeistert, dass ich ihm vor einiger Zeit sogar einen eigenen Artikel gewidmet hatte. 

Nun aber: Zum Wohle!

Ich hoffe, ich konnte euch eure anfängliche Skepsis gegenüber unserem Apfelwein ein wenig nehmen und dieser zumindest einer gewissen Neugierde weichen lassen.

Bei manchen dauert’s ein wenig länger, doch hat man erst einmal Blut geleckt, so lässt sich ein kühler Schoppen ganz besonders genießen. Vor allem als ein lieb gewonnenes, neues Stück Heimat.

Ein wenig Background-Wissen konnte ich hoffentlich ebenso vermitteln, sodass ihr euch nicht davon abhalten lassen solltet, auszuschwärmen. Ob in der Wirtschaft, mit Freunden, in den heimischen Wänden, in eurer Lieblingskneipe:

Überall lässt sich einem besonders schönen hessischen Ausspruch hier frönen:

“Komm, mir trinke noch en Schobbe – von diesem scheene Göttertrobbe!” 

Tipps für kalte Tage: Drei schnell erreichbare Ausflugsziele

Brrrr, ist das kalt da draußen!
Ich weiß ja nicht, wie es euch so ergeht – aber ich bin ja ein echter Kältemuffel.

So unternehmungsfreudig ich auch sonst sein mag:
Beim Blick aus dem Fenster und auf das Thermometer fühle ich mich von der Außenwelt oftmals schlicht angefeindet.

Um nicht endgültig dem Winter-Blues zu erliegen, schleife ich mich mich dann oft – schwer bepackt mit Lektüre – in eines der wunderbaren Cafés unserer Stadt.

Aber manchmal will ich auch einfach mal raus aus der Stadt, kurz durchatmen. Ein bisschen Frischluft atmen und Kraft tanken.

Lange Ausflüge, Radtouren und Wanderungen sind leider nicht drin, wenn es bereits ab nachmittags um 4 schon dämmert.

Zum Glück habe ich jedoch drei Ausflugsziele für eine kurze Stadtflucht für mich entdeckt, welche ich euch gern empfehlen möchte!

Allesamt sind sie schnell erreichbar und lassen ein wenig Aktivität und anschließendes Einkehren und Aufwärmen gut vereinbaren.

Also: Gut aufpassen, dicke Jacke anziehen – und raus mit euch an die frische Winterluft! Soll ja schließlich auch ganz gut sein für den Teint.

 

Jacobiweiher / Stadtwald

Warum hin?

Der Jacobi-Weiher im Frankfurter Stadtwald ist ein echtes Idyll und Zufluchtsort für den stressgeplagten Großstädter. Mitten im Stadtwald gelegen, könnt ihr hier in aller Seelenruhe um den See schlendern, Waldluft atmen und den Vögeln beim Zwitschern zuhören. Mitunter auch den ganz großen “Vögeln”, die gerade ihren Landeanflug auf den Frankfurter-Flughafen begehen.

Nehmt Platz an einer der schönen Bänke am kleinen See, haltet Inne auf einer der Brücken.

Oder auch, gerade jetzt im Winter: Packt euch eure Schlittschuhe ein und dreht ein paar Runden auf dem zugefroren Weiher!

Wenn ihr dann glücklich, frischluftversorgt und durchgefroren seid, könnt ihr im Gasthaus Oberschweinstiege einkehren und euch bei Heißgetränk und Mahlzeit aufwärmen und stärken.

Ein idealer Ort, um für kurze Zeit allem Trubel zu entfliehen – und einfach mal durchzuatmen! Muss ja schließlich auch mal sein.

Wie hinkommen?

Kaum zu glauben, aber in nicht einmal 20 Minuten gelangt ihr von der Innenstadt aus mitten hinein ins Idyll. Vom Hauptbahnhof aus könnt ihr direkt in die Straßenbahn-Linie 17 einsteigen. Diese könnt ihr auch von Konstablerwache aus erwischen, wenn ihr von der Konstablerwache aus mit der S-Bahn bis zur Haltestelle “Stresemannallee” düst.

Und schon die Anfahrt ist ein echtes Highlight:

Nach einem letzten Halt in Sachsenhausen-Süd verlässt die Tram die Zivilisation, beschleunigt auf rekordverdächtige 50 km/h und fährt auf der alten Trasse der Eisenbahnstrecke Frankfurt – Neu Isenburg mitten durch den Stadtwald. Bereits der Blick über die Schulter über des Straßenbahnfahrers ist ein echtes Vergnügen! Die Bahn erreicht praktischerweise schnell die Haltestelle “Oberschweinstiege” hält.

Von hier aus seid ihr dann bereits mitten drin in Wald, Frischluft und Spaziergangs-Freuden !

 

Der große Feldberg

Warum hin?

Hättet ihr gedacht, dass man in nicht einmal einer halben Fahrtstunde von Frankfurt aus Ski-Fahren kann? Im Schnee wandern, rodeln, einen wahren Winter-Traum erleben kann?

Nein? Dann solltet ihr euch dringend einmal auf zu Hessens höchster Erhebung machen: Dem großen Feldberg im Taunus. Dank dem Höhenunterschied zwischen Stadt und Naturpark liegt hier selbst dann Schnee, wenn Frankfurt noch vollkommen befreit von aller weißer Pracht ist.

Und dank Ski-Verleih in Oberschmitten am Fuße des Feldbergs könnt ihr euch sogar euren ganz eigenen Ski-Kurzurlaub quasi vor eurer Haustür ermöglichen.

Egal, ob ihr euch dazu entschließt, die Kufen zu schwingen – oder ob ihr an einem der Parkplätze auf der den Berg hinaufführenden Straße parkt und den Gipfel dann zu Fuß erklimmt:

Nachdem ihr weiße Pracht und Natur genossen habt, solltet ihr dringend einkehren im Restaurant “Feldbergblick”. Diese hat etwas von einer alpinen Berghütte und beschert euch einen traumhaften Ausblick über Umland und auf die Stadt.
Wie hinkommen?

Wenn auch ihr mal echte Gipfelstürmer werden wollt, dann könnt ihr sogar mit den “Öffentlichen” bis direkt auf den Gipfel fahren: Von der U-Bahn-Endhaltestelle “Oberursel-Hohemark” verkehrt ein Bus bis zur Haltestelle “Großer Feldberg”. Leider nur alle zwei Stunden.

Besser dran seid ihr mit dem Auto:
Dies lässt sich bspw. bei Flinkster sogar recht günstig für euren  Kurzausflug mieten.

Ich empfehle euch, am Parkplatz “Große Kurve” zu parken (A661 bis Ausfahrt Oberursel-Hohemark, dann der Beschilderung gen Feldberg folgen) und dann den Aufstieg auf den Gipfel zu wagen. Dieser nimmt – je nach eurem Tempo – ca. 60-90 Minuten in Anspruch und belohnt euch mit traumhafter Stille, unschuldig weißem Schnee und einem Ausblick, der seinesgleichen sucht.

Nach einer wohlverdienten Pause (Tipp dafür: Siehe oben) geht’s dann kräfteschonend wieder bergab zum Parkplatz – und zack, ‘ne halbe Stunde später seid ihr wieder daheim.

Fühlt sich an wie ein echter Kurzurlaub!

 

Erst Treppensteigen, dann Staunen: Der Goetheturm

Warum hin?

Der Goethe-Turm ist nicht nur höchster Holzturm der Republik, sondern auch lohnenswertes Ausflugsziel: Einmal bestiegen, habt ihr auf stolzen 43 Metern Höhe einen atemberaubenden Ausblick über Baumwipfel hinweg auf die Skyline.

Um euch diesen Ausblick zu verdienen, könnt ihr vorher einen gemütlichen Spaziergang durch den den Turm umgebenden Stadtwald wagen. Hier gibt es unter anderem zahlreiche historische Brunnen zu entdecken.

Und wenn ihr vom Spazierengehen und Treppensteigen so richtig außer Puste seid, dann kehrt ein im Gasthaus am Fuße des Turmes, und lasst euch Apfelwein, Kaffee oder eine heiße Suppe schmecken. Bevor ihr euch wieder aufmacht in den Frankfurter Alltag.

Wie hinkommen?

Auch am Goetheturm seid ihr schneller, als ihr vermutlich denkt:

Entweder ihr fahrt von der Innenstadt aus mit der Buslinie 36 zur Endhaltestelle “Sachsenhäuser Warte” und gönnt euch einen ca. 20-minütigen Spaziergang. Oder ihr macht’s auf die faule Art und Weise und nutzt den Bus der Linie 48, welcher euch halbstündlich direkt von der Innenstadt (Lokalbahnhof) aus an den Turm bringt.

Na, überzeugt? Raus aus der Bude mit euch, trotzt der Kälte – Bewegung und frische Luft tun gut, durchatmen sowieso – und Frühling wird’s wieder früh genug. Da bin ich mir ganz sicher!


Haben euch meine Tipps gefallen – oder habt ihr noch weitere für einen winterlichen Ausflug? Ich freue mich auf eure Kommentare!

 

Stammtisch zum Zweiten: Es wird familiär!

Sechs Wochen sind nunmehr vergangen, seit ich den ersten “Blogger-Stammtisch Frankfurt” ausrief. Meinem Ruf sind damals immerhin 12 Gleichgesinnte gefolgt – angereist gar aus dem fernen Odenwald!

Einig, das waren sich alle: Geile Sache, schreit nach Wiederholung!

Heimgekehrt bin dann auch ich mit der Motivation, einen solchen Blogger-Stammtisch regelmäßig durchzuführen. Und habe in dieser Absicht die Facebook-Gruppe “Blogger-Stammtisch Frankfurt” ins Leben gerufen.

Noch mal fix in den Kalender geschaut, und den 24. Januar 2017 als Termin für eine zweite Auflage des gemütlichen Get-Togethers und Austauschs auserkoren.

Unter Einsatz sämtlicher meiner Social Media-Kompetenzen gelang es mir dann bis zuletzt, stolze 54 Interessenten für den Abend zu gewinnen.

Aber das muss ja nix heißen. Bei Facebook klickt man schließlich schnell mal auf “Teilnehmen”.

 

Und die Resonanz?

Ich bin also sehr gespannt, als ich mich auf dem Weg mache zu “Wir Komplizen” im Frankfurter Nordend, wo wir uns bereits das letzte Mal ganz pudelwohl gefühlt hatten. Bestens versorgt vom herzlichen Team mit Käffchen, Craft-Bier und kleinen Futtereien!

Als ich eintreffe,bin ich mal wieder (fast) der Erste.

Doch schnell entdecke ich die blinde Bloggerin Lydia, die ich vom letzten Stammtisch bereits kenne – sie hat es sich bereits mit kalter Cola (ist ja draußen noch nicht kalt genug!) gemütlich gemacht. Und so warten mal gemeinsam, wer da denn noch so kommen mag. Oder auch nicht.

Ob ich wohl diesmal angesagte Beauty- und Lifestyletipps ergattern kann?

 

Alte Gesichter – und ein Neues

Eine halbe Stunde später war unsere Runde dann auch komplett.
Mehrere Absagen erreichten mich auf dem Telefon, nun ja – Facebook ist eben Facebook, und die unwohligen Temperaturen haben wohl ihr Übriges getan.

Was soll’s, dann bleibt’s eben familiär – ist ja schließlich auch nicht schlecht! 

Und ein wenig familiär fühle ich mich tatsächlich, als ich so einige mir vom letzten Stammtisch noch gut bekannte Gesichter in unserer Gruppe begrüßen durfte.

Groß war trotzdem auch meine Frage, Susan aus Darmstadt kennen zu lernen, die den weiten Weg aus Darmstadt auf sich genommen hat und auf ihrem Blog “LabsalLiebe” über persisches & orientalisches Essen schreibt.

Die wunderbare Anja Zoerner war ebenfalls wieder mit von der Partie, überreichte mir ein Exemplar ihres Buches “Expedition Frankfurt” und erweckte meinen größten Stolz auf sie.

Der Bornheimer Blogger Otto berichtete von neuen Plänen für seinen “Männer-Blog” sunbf.de – wen wundert’s, der gute Kerl hat einmal wieder etwas mit ferngesteuerten Drohnen in der Mache. Männer-Spielzeug eben!

Und auch Mike Pale beehrte mich wieder mit einem Besuch, machte neugierig auf die neueste Ausgabe seines “Kreativzirkus” und erntete Heiterkeit und Staunen, als er von seinem jüngsten Projekt erzählte: Dem Herstellen von Korsagen aus – Achtung! – Vinyl-Schallplatten. Einfälle hat er ja, der gute Kerl!

Mein persönliches Highlight des Abends war dann eine recht ungewöhnliche Demonstration: 

Lydia führte uns eindrucksvoll an ihrem mitgebrachten Notebook vor, wie sie mittels einer speziellen Docking-Station trotz ihrer Blindheit Texte am PC lesen kann. Die Station verwandelt auf dem Bildschirm markierte Texte in sekundenschnelle in eine fühlbare Blindenschrift. Ihre Finger rasen flink über das creepy Gerät, und ich staune darüber, wie sensibel ihre Fingerkuppen doch sein müssen. Wahnsinn, was es doch nicht alles gibt!

 

Mein Fazit?

Einmal wieder hat sich gezeigt, dass Zusagen in Facebook-Veranstaltungen über keine besonders große Aussagekraft verfügen. Trotz eines Vielfachen an Zusagen kamen gegenüber dem ersten Stammtisch dann doch deutlich weniger Blogger, dafür war die Freude umso größer, die Teilnehmer vom letzten Mal wieder zu sehen und sich gegenseitig auf den “Stand der Dinge” zu bringen.

“Klasse statt Masse” – so lässt sich dieser Abend wohl am besten zusammenfassen. 

Und Susan aus Darmstadt hat uns allesamt mit ihrem Blog das Wasser im Munde fließen lassen!

Neugierig geworden?

Ihr habt Lust darauf bekommen, euch mit anderen Bloggern und Gleichgesinnten auszutauschen?

Neue Blogs kennen zu lernen – und vor allem die Gesichter, die dahinter stecken? Euer Herzblut mit “Kollegen” zu teilen?

Dann seid ihr herzlich dazu eingeladen, auch einmal bei einem Blogger-Stammtisch vorbeizuschauen.

 

Dessen Termine findet ihr in der Facebook-Gruppe

Blogger-Stammtisch Frankfurt am Main 

Ich freu’ mich schon jetzt auf euren Besuch!

Lesestoff trifft Lyrisches: Vom Dilemma der “Generation Maybe”

Über das jüngste Buch, das ich verschlungen haben, bin ich genau zur rechten Zeit gestolpert. Ich hatte selbst schlaflose Nächte, zerbrach mir den Kopf. Über den Weg, den ich bis heute gegangen bin. Über mein Dasein, über meine Träume, meine Wünsche, meine Ziele.

Wer will ich sein, wo will ich hin, und verplempere ich nicht ohnehin meine Zeit mit Nichtigkeiten? Wo liegt der Sinn, was sind meine Werte, bin ich überhaupt noch “Up to Date”? Es galt, eine große Entscheidung zu treffen.

Aber vorher noch schnell mal Facebook und SPIEGEL ONLINE checken, ich könnte ja schließlich was verpassen.

Und genau von diesem Dilemma handelt auch meine heutige Lese-Empfehlung für euch:

Das erschreckend treffende, erheiternde und nachdenklich stimmende Buch

“Generation Maybe – Die Signatur einer Epoche” des Berliner Autors Oliver Jeges. 

 

Schon der Klappentext hätte aus meiner Feder stammen können

“Die  Generation Maybe” hat mehr Möglichkeiten als irgendeine Generation vor ihr. Sie ist in Wohlstand gebettet, gut ausgebildet und ringt dennoch um Orientierung. Sie will atomfreien Strom, glückliche Hühner und trotzdem mit Billigfliegern die Welt bereisen. Ihr Lebensziel ist ein CO2-freier Fußabdruck, finanzielle Absicherung und die große Selbstverwirklichung. Das klappt schon irgendwie. Oder? Was nach außen wie ein Segen scheint, ist für diese Generation ein Fluch. Weil plötzlich alles möglich ist, sind alle heillos überfordert.” 

Wie tröstlich doch, dass es offensichtlich nicht nur mir so ergeht. Dass vielleicht meine gesamte Generation damit zu kämpfen hat, die freieste aller Zeiten zu sein.

Noch keiner Generation vor uns irgendwann in den 80ern Geborenen stand die Welt ganz sprichwörtlich so offen wie uns. Nie zuvor hatten junge Menschen mehr Möglichkeiten, ihr eigenes Leben nach Gutdünken zu gestalten. Und dennoch fühle auch ich mich oftmals überfordert auf der großen Spielwiese, die sich “Multioptionalität” nennt. Verloren irgendwo zwischen Beruf und erfülltem Privatleben, verloren im ständigen Vergleich mit anderen. Gern auch mal nur virtuell bei Facebook. Ja, der eigene Willen kann schnell abhanden kommen, wenn alle Türen offen stehen.

Es geht uns eigentlich gut. Aber es ist dieses schwerelose Gefühl, das uns alle verbindet. Das Gefühl, dass wir auf der Stelle treten. Dass wir wir uns schwertun mit Entscheidungen. Dass wir nicht wissen, was richtig und falsch ist. Jenes namenlose Gefühl ist die Urkraft meiner Generation. […]

Ich tue mich schwer, Entscheidungen zu treffen. Mich festzulegen. Mich einer Sache intuitiv zu widmen. Ich habe kein ADHS. Und dennoch bin ich aufmerksamkeitsgestört, entscheidungsschwach. Ich sehe all die Optionen  vor mir, die Verlockungen einer ultraschnellen Welt, in der alles möglich ist. 

Diese Zeilen stehen auf einer der ersten Seiten des Werks. Und bereits jetzt fühle ich mich “ertappt”. Ja, ich bin dann wohl auch ein “Maybe”. Bloß nichts verpassen, bloß nicht festlegen. Und auch die folgenden Seiten erschrecken mich. Schreibt hier jemand über sich selbst, gar über mich – oder einfach über “UNS”?

“Wir leben in einem ständigen Teufelskreislauf und denken, dass das Interessante immer da ist, wo wir gerade nicht sind. Egal, mit wem man gerade zusammen ist – es könnte da draußen einen Menschen geben, der noch besser zu uns passt, noch interessanter ist. Einen Job, der noch attraktiver ist. Eine Lebensart, die weit mehr Glück verheißt. Das ist das Dilemma unserer Generation. […]

Wer sind wir? Hedonisten oder Minimalisten? Egoisten oder freiheitsliebende Individualisten? Ichbesoffene Feierbiester, zwischenmenschliche Analphabeten oder handzahme Pragmatiker? Wahrscheinlich von allem etwas. Mal mehr, mal weniger. Vor allem aber wissen wir nicht so richtig, wo es langgeht. Es heißt, der Weg sei das Ziel. 

Quatsch. Weg ist das Ziel! 

Ich fühle mich erneut ertappt. Und – so erschrocken ich bin, über mich selbst und die übergeordnete Frage nach dem “Warum” – kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Auch wenn ich – ganz klar – zwischenzeitlich den Drang verspüre, doch mal auf das nette, blaue Logo meiner Facebook-App zu drücken. Doch auch hierbei ertappt mich das Buch:

Wir können unser ganzes Leben chronoligisieren. Fotos auf Instagram, Gedankenfetzen auf Twitter, Ereignisse auf Facebook, gehörte Lieder auf Last.fm. […]

Das Internet mit all seinen Spielereien ist unser Tagebuch, in das wir alle anderen reinschauen lassen. Nur, dass darin keine Misserfolge, keine Niederlagen, keine Hänseleien, keine Fehler, keine Demütigungen, keine Erniedrigungen, keine Katastrophen vorkommen.”

Ja, so ist es. Vermag uns bereits das eigentliche Leben nur allzu oft zu überfordern, so kann uns das Internet endgültig zur Verzweiflung bringen lassen. In jeder Sekunde verpassen wir, verpasse ich, schließlich hunderte neue Artikel, neue Nachrichten, neue Bilder, neue Schnäppchen, neue Status-Nachrichten von vermeintlich glücklichen “Freunden” wie Bekannten. Neue Musik, neue Events, neuer Input.

Und, ihr ahnt es bereits:

Wenige Kapitel später fühle ich mich abermals ertappt.

Wir haben Angst, das Leben zu verpassen. Daher beschleunigen und verdichten wir es, packen so viel hinein wie nur möglich, machen es effizienter und straffer. Doch dadurch verpassen wir unser Leben erst recht. 

Wie wahr, wie wahr.

Doch: Was tun mit der Erkenntnis, dass auch ich so ticke? Dass ich nicht alleine bin mit meiner Orientierungslosigkeit, dass diese ein gewaltiges Problem einer gewaltig freien – und dennoch in den grenzenlosen Möglichkeiten gefangenen – Generation ist? Die überfordert ist von all den Möglichkeiten ist, sich erschlagen fühlt von all dem permanten Input? 

Ich weiß es nicht, und auch der Autor lässt den Leser ratlos mit dieser Frage zurück. Nachdenklich, erwischt. 

Beschleicht auch euch die leise Ahnung, ein “Maybe” zu sein? Oder seid ihr einfach neugierig geworden?

Tut euch selbst einen Gefallen, ersteht und lest dieses Buch! Falls euch das nicht beim lieben Buchhändler ums Eck möglich sein sollte, notfalls auch bei Amazon. 

 

Mein eigenes Dilemma: Lyrisch verpackt

Ich selbst habe übrigens – just an dem Tag, an dem ich die Lektüre begann – versucht, meinen Gedankenrausch lyrischen Ausdruck zu verleihen.

Es geht um Willen, um Entscheidungen, um die Frage nach dem “Wohin”. Und um das, was mir, was anscheinend uns allen fehlt: Mut und Rückgrat. Man sagt, man sei die Summe seiner Entscheidungen.

Und da ist vielleicht was dran. 

 

Room Escape am Kneipentisch

Ich bin ja gemeinhin kein großer Freund von Gesellschaftsspielen. 
Dies ist vermutlich einem Trauma geschuldet, das ich bereits in meiner Kindheit in meinem Elternhaus erleiden musste: 

Auch heute noch erinnere ich mich mit Schrecken an die stundenlangen Monopoly-Orgien an Heiligabend. Die erst dann beendet wurden, wenn die gesamte Familie vollends genervt aufgab. Oder auch vorab einzelne Familienmitglieder eingeschlafen waren.

Das gemeinsame Spielen von “Die Siedler von Catan” war dann auch nicht viel unterhaltsamer für mich und gipfelte stets in einem Wutausbruch von meinem lieben Vater. Ja, und damit hatte sich das mit den Spielen auch erledigt – von diversen spätere alkoholvernebelten Erfahrungen beim Poker oder “Looping Louie” in diversen studentischen WG’s einmal abgesehen. 

 

Großen Gefallen dagegen habe ich dagegen an den “Live Escape Games” gefunden, welche sich auch in Frankfurt großer Beliebtheit erfreuen. Dabei werden die Teilnehmer in einem Raum eingeschlossen und müssen gemeinsam verschiedenste Rätsel lösen, um ihrem Gefängnis zu entkommen. Die tickende Uhr im Nacken. Kein günstiger Spaß, aber jedes Mal aufs Neue ein echtes Abenteuer.

So war ich dann gleichermaßen erstaunt wie erfreut als ich entdeckte (danke, beste Schwester der Welt!), dass diese “Live Escape Rooms” nun auch in Form von Gesellschaftsspielen existieren.

Der “KOSMOS”-Verlag hat nämlich eine Serie von gleich drei Gesellschaftsspielen auferlegt, welche das Erlebnis eines EXIT ROOMS an den Tisch bringen sollen.

 

Ganz klar, dass ich das ausprobieren muss!

Tja, und welcher Tisch könnte sich auch besser dafür eignen als der meines lieben “Zum Tannenbaum”.

Also: Spiel erworben (ich habe mich für “EXIT – Die verlassene Hütte” entschieden), Freunde in die Bockenheimer Schankwirtschaft bestellt – und schon kann er losgehen, der Ausbruchsversuch!

Neben den gefüllten Bembel auf dem Tisch geselle ich nun den Spielkarton.

“Nach einer Autopanne sucht ihr eine Unterschlupf für die Nacht. Zum Glück findet ihr eine verlassene Hütte im Wald. Doch am nächsten Morgen ist die Tür versiegelt! Eisenstäbe in den Fenstern hindern euch an der Flucht. Ihr entdeckt ein seltsames Buch und eine rätselhafte Drehscheibe….” –

so steht es hinten auf der Packung. Klingt ja schon mal ganz spannend.
Und tatsächlich: Im Karton finden wir tatsächlich erwähntes Buch sowie eine Drehscheibe vor. Außerdem noch einen Stapel von drei verschiedenen Karten der Kategorie “Rätsel”, “Lösung” und “Hilfestellung”. Letztere schwören wir uns natürlich umgehend niemals in Anspruch zu nehmen. Männer haben eben ihren Stolz!

Doch zunächst gilt es, die Anleitung zu studieren. Also, Konzentration bitte, noch einen Schluck Apfelwein, und reingeschaut:

Die Regeln erscheinen zunächst recht komplex, sind aber allerdings recht unterhaltsam in einer Story verpackt erklärt. Und viele Regeln sind es eigentlich nicht, wir beginnen das Spiel ausschließlich “ausgestattet” mit einer Drehscheibe und einem Buch. Die Drehscheibe dient zum “Eingeben” der einzelnen Codes der unterschiedlichen Schlösser, die Karten zum Überprüfen der Lösungen und anschließendem erhalten von neuen Rätselkarten.

 

Und tatsächlich: Wir tauchen schnell ab ins Spiel

Die Regeln haben wir irgendwie dann doch recht schnell verinnerlicht, und wir tauchen schnell ab in Story und Spielgeschehen.

Tja, zu den eigentlichen Rätseln kann ich nun nicht viel verraten – dies würde euch dann doch die Freude daran nehmen, selbst einmal einen “Room Escape” am Kneipentisch zu wagen, da ich Lösungen und Bestandteile der Rätsel verraten müsste.

Nur soviel sei gesagt: Kreative Rätsel aller Art erwarten die Spieler, von mathematischen Kopfnüssen über Bastelkunst und Zwischen-den-Zeilen-lesen. Auch außergewöhnliche (“das kann doch nie und nimmer sein!”) Lösungsversuche führen zum Erfolg, und diese Erfolgsmomente bringen uns die meiste Freude. Denn nicht selten waren wir nur kurz davor, zu verzweifeln und glaubten jeden Faden verloren zu haben. 

Ganz besonders schön auch, dass wirklich jeder seinen großen Moment erleben darf und uns durch Einfälle und Können einen großen Schritt weiter bringen kann.

 

Unser Fazit

Schade nur, dass wir uns ein einziges Mal dann doch so richtig verrannt hatten und einen großen Patzer geleistet haben. Eine einzige Hilfe-Karte mussten wir dann doch zu Rate ziehen, um weiter zu kommen. Der Knoten war dann aber schnell gelöst, und der Rest ergab sich dann wieder ganz von alleine.

Nur Zeit, die hat’s gekostet: Statt der auf der Packung veranschlagten 45-90 Minuten benötigten wir dann mal eben gut 120, um dem auf unserem Tisch existenten Raum zu entkommen.

Aber was zählt, ist ja der Spaß. Und nach erfolgreicher “Flucht” sind wir uns dann alle einig: Ja, auch als ein Gesellschaftsspiel ist ein Escape Game ein großer Spaß.

Nur irgendwie schade, dass das Spiel nach einmaligem Gebrauch direkt entsorgt werden kann. Zum einen weil man die Lösung der Rätsel ja nun kennt – zum anderen, weil die Spielmaterialien dann doch etwas – äh, ja – mitgenommen, beschriftet, zerrissen und gefaltet sind. 

Wir sind uns einig: Das machen wir wieder! Es gibt schließlich noch zwei andere Ausgaben der Spiele-Serie zu spielen. Und vielleicht klappt’s dann auch in einer stolzeren Zeit.

Na, neugierig geworden? Dann bestellt euch eines der Spiele, trommelt eure Freunde zusammen – und verbringt ‘nen richtig netten Abend! Nervenkitzel, Rätselspaß und zahlreiche “Da hätte man ja gleich drauf kommen können” – Momente garantiert!

https://www.escape-game.org/escape/frankfurt/

Klar, ein “Room-Escape” in einem der Räume der mittlerweile doch recht zahlreichen Anbieter ist dann doch das größere Abenteuer. Wenn auch ein wenig teurer. 

Mittlerweile gibt’s in Frankfurt eine stattliche Anzahl von Anbietern. 

Eine praktische Übersicht über diese findet ihr hier: 

https://www.escape-game.org/escape/frankfurt/

36 Lieblingsorte – Teil IV/IV

In den ersten drei Teilen (Klickt hier für den ersten, für den zweiten und den dritten Teil) meiner Bilder-Serie “36 Lieblingsorte” habe ich euch bereits 27 meiner Frankfurter Lieblingsorte vorgestellt. 

In Szene gesetzt auf Film. In schwarz und weiß, nicht perfekt und nicht gestellt.
So, wie meine Lieblingsorte eben sind: Mal lebendig, mal still, mal unscheinbar, mal beeindruckend.

Doch was sie allesamt sind wunderbare Flecken Frankfurts, die es zu erkunden lohnt.

In diesem letzten Teil meiner Bilderserie präsentiere ich euch die nächsten 9 meiner ganz persönlichen Frankfurter Lieblingsorte. Begleitet mich auf meinem Streifzug durch die Stadt – wieder einmal ganz unter dem Motto meiner Serie:

“Ein Film. 36 Aufnahmen. 36 Orte. 36 Leidenschaften.”

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und Entdecken – und bin schon jetzt gespannt auf euer Feedback!


Im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld fristeten schon im dritten Reich Kriegsgefangene ihr eingesperrtes Dasein. Und noch bis ins Jahr 2002 wurde das Gebäude als Abschiebe-Haftanstalt genutzt. 

Nachdem es von der Polizei aufgegeben wurde, besetzte die Initiative “Faites votre Jeu” die Räumlichkeiten des Gebäudes inmitten der Innenstadt, unweit der östlichen Zeil.

Seitdem wird es von dieser als Veranstaltungsort und Mahnmal genutzt.
Jeden Samstag können auch neugierige Besucher die Gefängnistrakte erlaufen und die Zellen betreten.

Ein Besuch des “Klapperfeld” bereitet mir stets aufs neue Gänsehaut.
Undenkbar, dass an diesem Ort – nur wenige Meter von der Lebendigkeit der Innenstadt entfernt – Gefangene hier ihren tristen Alltag verbringen mussten.

Unvorstellbar, was es bedeuten muss, umgeben von nackten Betonwänden leben zu müssen. Unbeschreiblich das Gefühl, die eingeritzten Botschaften ehemaliger Gefangene in den Zellen zu betrachten.

Dieser Ort macht nachdenklich und schockiert. Und dennoch – oder gerade deswegen? – zählt er unbestritten zu meinen Lieblingsorten dieser Stadt.

 

Der Frankfurter Ostpark begeistert mich schon, seitdem ich Frankfurt als meine Wahlheimat erkoren habe. Anfangs nur zum Sport genutzt, so offenbarte er mir im Laufe der Zeit immer mehr seiner – teils versteckten – Vorzüge.  

Bereits 1907 im Frankfurter Osten als Naherholungsgebiet gestaltet, so ist dieser weit mehr als ein schlichter Park:

Während im nördlichen Teil Gartenanlagen, Wald und Bach den Park dominieren, ist das Zentrum des Parks eine riesige Wiese. Auf Teilen dieser darf sogar gegrillt werden, sodass der Park in jedem Sommer zum Eldorado für Freunde von Bratwurst und Steak wird. Rauchschwaden ziehen weithin sichtbar auf, während nebenan Kinder Frisbee spielen und die “Großen” beim Fußball ihr Können messen.

Ja, der Ostpark strotzt nur so vor Lebendigkeit. Und zu dieser gehören auch die Menschen, die kein schönes Los gezogen haben. An der Trinkhalle starren schon morgens Obdachlose abwechselnd in ihre Wodka-Flasche und auf den See, der Nilgänse anzieht wie kein anderer Ort der Stadt.

Und in einem Gebäude, das hier irgendwie gar nicht hin zu gehören scheint, betreibt die Stadt sogar einen Druckraum, in dem harte Drogen unter hygienischen Bedingungen unter fachkundiger Aufsicht von Sozialarbeitern konsumiert werden dürfen.

Nicht weit weg davon, im Süden des Parks, toben Kleinkinder auf den Spielplätzen und sitzen mit ihren Vätern auf den Bänken am Weiher. Während Jogger ihre Runden auf den breiten Wegen ziehen, die den Park umrunden.

Wie typisch dieser Park doch ist für diese Stadt. Lebensfreude trifft auf Elend, arm auf reich und Schönheit auf Abgründe. Ein gelebtes Miteinander in nur scheinbarer Idylle. Und genau deswegen ein Lieblingsort.

 


Das “Café Awake” mag ich nicht nur deswegen so gerne, weil ich quasi direkt daneben wohne. Es versteckt sich im Erdgeschoss des Hochhauses “Büro-Center Nibelungenplatz” gegenüber der Fachhochschule. Kein gewöhnlicher Ort für ein gemütliches Café also, ein Besuch lohnt dennoch jederzeit! 

Nicht nur Studenten wissen die heimelige Atmosphäre und den frischen (und fair gehandelten) Kaffee zu nutzen. Auch Berufstätige jeden Alters machen es sich Tag für Tag auf den Polstermöbeln oder an den Fenstern gemütlich, um am Notebook zu arbeiten, in Ruhe zu lesen oder Meetings abzuhalten.

Viele meiner Artikel sind hier entstanden, und wenn ich am Fenster sitze und den stetigen Verkehr auf der Friedberger Landstraße beobachte, dann fühle ich mich ganz wunderbar frei im Kopf. Und kann mich bestens konzentrieren, während das stets charmante Personal mit viel Herzblut für mein Wohlergehen und einen gleichbleibenden Koffeinspiegel sorgt. Unnötig zu erwähnen, dass es hier nicht nur W-LAN, sondern auch Sojamilch gibt.

Lasst euch von Lage und Bürohochhaus nicht abschrecken und schaut doch mal auf einen Kaffee bei diesem Lieblingsort vorbei!

 


Das “FLEMING’S DELUXE HOTEL” am Eschenheimer Tor ist dermaßen geil und Pflicht-Besuch, dass ich ihm direkt drei Bilder widmen muss. Warum ausgerechnet ein Hotel für einen Frankfurter wie mich als Lieblingsort zählt?
Dafür gibt’s gleich mehrere Gründe…. 

Nicht, dass ich hier jemals übernachtet hätte. Wieso auch – schließlich hab’ ich meine eigene Wohnung in der Stadt. Wobei – wenn ich mal überlege, was ich pro Nacht an Miete für diese bezahle… egal.

Ich bin dennoch immer wieder gerne hier, weil das Gebäude ein echtes Relikt beherbergt:

Einen Paternoster, mit dem auf die Dachterrasse gefahren werden kann. Eine Paternoster-Fahrt, das ist für mich immer wieder aufs Neue ein echtes Abenteuer! Auch wenn ich bereits einmal stecken geblieben bin… Aber ich will euch ja keine Angst bereiten!

Oben angekommen, so bietet die Hotelbar nicht nur hervorragende (wenn auch nicht ganz günstige Drinks):

Die Aussicht hinunter auf die Stadt ist unbeschreiblich. Und es gibt für mich nichts schöneres, als mit einem guten Drink in der Hand hinunter auf die Stadt zu starren. Den Verkehr zu betrachten, der sich wie auf einer Modell-Landschaft durch die Straßen schlängelt – und auf Augenhöhe mit dem Eschenheimer Turm diesem “Hallo” zu sagen, welcher auf etwa gleicher Höhe die Stadt überragt.

Zurück nach unten nehme ich dann stets den Weg über das Treppenhaus, welches kein typischeres Beispiel für die Architektur der 1950er – Jahre abgeben könnte. Schade, dass im Jahr 2017 kein Zigarrenrauch mehr in der Luft liegt.

 


Jawollja, ich gestehe: Ich bin eine echte Leseratte. Nicht, dass ich jemals meine Wohnung ohne gutes Buch im Gepäck verlassen würde. Und meine Bücher, die beziehe ich tatsächlich nur ungern bei Amazon & Co. 

Ein wahres Paradies für Schmöker-Freunde und Rückzugsort für alle Leseratten ist nämlich die Filiale des “Hugendubel”.

Auf nicht weniger als vier Etagen – verbunden über Rolltreppen – lässt es sich hier stundenlang abtauchen in die Welt der Literatur. Egal, ob ich auf der Suche nach einem ganz bestimmten Buch bin oder lediglich nach Inspiration: Hier werde ich immer fündig.

Der “Hessen Shop” ist hier ebenfalls mit eigener Filiale vertreten, sodass ich eigentlich immer fündig werde. Im Untergeschoss lassen sich dann bei duftendem Kaffee die Zeilen der neu erworbenen Druckwerke genießen. Stundenlang. So schnell vergessen die Hektik dieser Welt vor der Eingangstür, so schnell vergessen ist auch die Zeit:

Ehe ich mich versehe, sind schon wieder oft die Stunden verstrichen und einmal wieder viel Geld für Bücher gelassen.

Was soll’s auch: Lesen ist toll, und wenn es so etwas wie das Epizentrum des Lesens gibt, dann ist es zweifelsfrei das “Hugendubel”.

Noch nie hier gewesen? Schaut mal vorbei! Und bringt Zeit mit …

 

Das “Yok Yok” im Frankfurter Bahnhofsviertel ist eigentlich nichts weiter als ein Kiosk. Aber eben nur eigentlich. Längst ist aus ihm nämlich ein kultiger Treffpunkt von Menschen aller Art entwickelt, die sich hier an Gesprächen, Musik und einem kalten Bier erfreuen. 

Und kaltes Bier, das gibt’s hier zu Genüge: Unzählige Sorten aus aller Welt warten in den vielen Kühlschränken auf Besucher. “Einfach mal auf ein Bier vorbeischauen”, das machen hier viele. Und oftmals mutiert das Kiosk abends sogar zum Afterwork-Treff und ist brechend voll.

Auch ich hab’ hier schon manch interessantes Gespräch geführt und bin dann doch länger geblieben als geplant. “Geht nicht, gibt’s nicht” – das bedeutet “Yok Yok” nämlich – ist hier wirklich Motto. Sogar Schallplattenbörsen finden hier regelmäßig statt. Und wenn am Sonntag mal wieder Klopapier oder Deo alle sind: Keine Panik. Gibt’s hier natürlich auch.

Und weil ich diesen verrückten Ort so mag, habe ich ihm bereits einen eigenen Artikel gewidmet. 

 

Eine weitere Oase im sonst wohl hektischsten Teil der Stadt ist der barocke Bürgergarten der Eschenheimer Anlage. Wenn mir einmal wieder alles zu viel wird und der chinesische Garten zu weit weg ist – dann tauche ich hier kurz ab. Atme durch. Und nur nach einer kurzen Zeit  geht’s mir wieder besser. 

Auf den Bänken lässt es sich wunderbar verharren – das wissen auch viele Pärchen zu schätzen. Der Medusenbrunnen zieht mich immer wieder neu in seinen Bann, ebenso die alten Mauern, die den Garten umgeben.

Und das physische Denkmal ist darüber hinaus mindestens genauso sehenswert wie die akkurat angelegten Beete. Ein wahrhaft edler (Lieblings-)Ort!


Manch einer von euch mag nun etwas irritiert sein. Ausgerechnet ein FRIEDHOF als Lieblingsort? Ganz richtig, wenn auch – zugegeben – vielleicht etwas ungewöhnlich. Doch besuche ich den Frankfurter Hauptfriedhof einfach sehr gerne. 

Ja, ich jogge sogar sehr gerne hier. Warum ich das tue – dies habe ich versucht, in einem eigenen Artikel zu erklären. Hinter den hohen Mauern verbirgt sich ein riesiges Areal, dass es allemal zu erkunden lohnt. Im östlichen Teil findet ihr den jüdischen Friedhof, der mit seinen verwitterten und verfallenen Grabsteinen, die fast ein wenig unheimlich wirken, ein wertvolles Zeugnis und Mahnmal unserer Geschichte sind.

Auch im eigentlichen, städtischen Friedhof kann man sich schnell verlaufen. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn neben teils sehr aufwendigen Gräbern findet man eine schöne Bepflanzung, schöne Bauten und eine Gruften-Zeile, die mir den Atem raubt. Auf mehreren hundert Metern Länge reiht sich hier Skulptur an Skulptur, jede einzelne eine Augenweide.

Und, so merkwürdig es klingen mag:

Ich mag es, an die eigene Endlichkeit erinnert zu werden. Betrachte gern die Namen und Daten auf den Grabsteinen, schicke einen stillen Gruß und überlege mir, wer der Verstorbene wohl gewesen sein mag. Ein stiller Ort der Gedanken. Mitten in Frankfurt.


Und noch ein Lieblingsort, der doch eigentlich nur ein Kiosk ist.
Mitten in Bornheim gelegen, war das “Kiosk 45” eine meiner ersten Entdeckungen in Frankfurt. Ich wohnte nämlich einst direkt nebenan. 

 

Damals war ich vor allem begeistert von den Öffnungszeiten: Bis spät in die Nacht konnte man hier nach Feierabend noch ein Kaltgetränk mit nach Hause nehmen. Und auch vor vielen Jahren schon war die Auswahl für ein Kiosk durchaus ansehnlich.

Der liebe indische Besitzer sitzt meist etwas verträumt – aber immer mit seligem Lächeln im Gesicht! – an seiner Kasse, berät aber die Kunden gern ausführlich und schlägt mit seiner Gastfreundschaft jede Empfangsdame im Deluxe-Hotel.

Und seit einiger Zeit ist das Kiosk auch eigentlich kein Kiosk mehr, sondern nach einem Umbau ein begehbarer Kühlschrank:

Hier werden keine Schränke geöffnet, hier betritt man einen Kühlraum, in dem auf Regalen mehrere Hundert Biersorten aus aller Welt angeboten werden. Das wohl verrückteste Kiosk der Welt hat sich nunmehr auch auf Craft-Bier spezialisert, sodass auch anspruchsvolle Bier-Sommeliere hier auf ihre Kosten kommen und allemal fündig werden.

Eine unscheinbare Perle, ein Treffpunkt, ein wahrhaft skurriler Lieblingsort.
Und der Besitzer freut sich auch auf euren Besuch!



Tja, dies ist dann auch schon das Ende meiner Bilder-Serie.

Ich hoffe sehr, ihr habt Gefallen an meinen Bildern gefunden. Wurdet dazu inspiriert, Frankfurt zu entdecken, meine “Lieblingsorte” aufzusuchen.

Verratet mir doch:
Was sind eure Lieblingsorte in der Stadt? Die bekannten wie versteckten?

Klar, dass ich auch weiterhin bewaffnet mit meiner Kamera durch die Stadt ziehe. Immer auf der Suche nach Neuem, nach dem Wandel, nach neuen Orten – die vielleicht sogar ein neuer Lieblings-Ort von mir werden können.

Wer weiß schon, was die Zukunft bringt.

Zu sehen wird es hier natürlich weiterhin was geben.

Bilder einer Großstadt, meiner Heimat, in schwarz und weiß. Und ganz viel Herzblut. Versprochen! 

 

Neues im Nordend: Feines Trinken bei “Rot & Vogel”

Kinners, ich komm ja langsam nicht mehr hinterher mit dem ständigen Auf und Zu in diesem Frankfurt. 

So habe ich von der Schließung des “Moksha” erst erfahren, als ich einen Artikel von der Eröffnung einer neuen Bar im Nordend gelesen hatte. Und das, obwohl ich nur wenige Meter weit entfernt wohne. Gar nicht so einfach, hier stetig auf dem gastronomischen Stand der Dinge zu bleiben! 

Prompt kurz recherchiert, bei Facebook fündig geworden:

“Feines Trinken” wird hier versprochen.

Ferner auch “Gute Drinks. Für gute Leute. Für das Nordend. Für Frankfurt.”

Klingt zunächst ganz meinem Geschmack und nach einer guten Adresse für die abendliche Lektüre bei einem Drink. Schließlich besteht an echten Bars im Frankfurter Nordend doch ein eklatanter Mangel, wie ich finde. Schließlich liegt das “Old Fritz” im Ostend und das “Sugar” in Bornheim!

 

Also: Nix wie hin!

Als ich mich zum Feierabend auf den kurzen Weg zur Bar mache (muss ja nicht immer das Feinstaub sein) , muss ich schallend über mich selbst lachen. Denn warum der Name “Rot & Vogel” gewählt wurde – das erschließt sich mir tatsächlich erst, als ich das Straßenschild an der Kreuzung betrachte, an der die Bar gelegen ist. Rotlintstraße trifft auf Vogelsbergstraße. Ah, merkste was, Matze?

Als ich eintrete, zeigt sich die Bar recht leer. Obwohl für einen Mittwochabend (es ist kurz vor Mitternacht) immerhin noch um die 15 Gäste hier verweilen.,

Buch auspacken, Platz nehmen – und ehe ich mich versehe, werde ich auf das Herzlichste begrüßt und mir wird die Karte gereicht. Auch Knabbereien und ein Aschenbecher stehen schnell bereit. Raucherbar also – sehr schön!

Ich studiere die Karte, schwanke zwischen einem White Russian für durchaus faire 7,50 Euro – entscheide mich dann aber doch für ein naturtrübes “Grevensteiner”, welches das einzig hier erhältliche Bier ist. Aber nicht weiter tragisch, ist ja schließlich eine Bar und keine Kneipe.

 

I like it dunkelblau! Mein Fazit

Die ziemlich großen Räumlichkeiten hat man in feinstem dunkelblau gestrichen; die Einrichtung selbst wirkt recht puristisch. Gefällt mir dennoch sehr! Die Bar scheint gut bestückt, die Preise durchaus angemessen – nicht so aber die Größe der Bar, die auf Kosten von Intimität und Gemütlichkeit ein wenig weitläufig erscheint. Unvorstellbar, dass es hier jemals richtig voll sein wird.

 

Dennoch hält der Ort, was er zu versprechen mag:
Ein Treffpunkt für die Nachbarschaft des Frankfurter Nordend zu sein.

Nicht besonders verspielt und verrückt wie das “Old Fritz”, nicht solide Kneipe wie das Feinstaub, keine Speak Easy-Bar wie das “Parlour” – aber dennoch mit solidem Charme und Herzlichkeit.

Bleibt zu hoffen, dass die Nordendler dieses Angebot auch wahrnehmen, damit nicht schon bald etwas Neues hier einziehen und eröffnen muss.

Ich jedenfalls komme gern wieder!

Dann auch gern auf ‘nen White Russian.

 

 

 

Zahnschmerzen und Einsamkeit.

Ich hasse diesen Tag schon jetzt.

Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Und meine Gedanken wissen so gar nicht mehr, wo sie nun anfangen sollen zu rotieren. Und wann das irgendwie enden soll.

To Do-Listen, die nicht enden wollen. Entscheidungen, die getroffen werden wollen. Termine, die eingehalten werden, Dinge, die bezahlt werden wollen. Wollen, wollen, wollen.

Wer fragt mich eigentlich mal, was ich will? Ach, verdammt. Das weiß selbst ich heute nicht so recht.

Als ob das nicht alles schon genug wäre, fühlt sich mein Mundinnenraum an wie ein Nagelbrett im Höllenfeuer. Schönen Dank auch, lieber Zahnarzt, für diese dentalmedizinische Tortur. Kurzum: Mir geht’s beschissen.

Nach Hause gehen will ich nicht. Ich fürchte die Deckenwand, die mir dort endgültig auf den Kopf fallen würde. Und nicht einmal auf mein Lieblings-Café hab ich Lust, will mich nicht unter lachenden Menschen befinden. Die ihrer Lebensfreude schadenfroh mit Latte Macchiato Ausdruck verleihen. Nee, heute echt nicht.

Aber Bewegung, das tut sicher gut, ist zwar schweinekalt, aber egal.
Ich schwinge mich aufs Fahrrad, lande irgendwie am Ostbahnhof.

Der Anblick des maroden Empfangsgebäudes passt zu meiner Stimmung. Zerbrechlich, kaputt, fehl am Platze.
Derart verfallen, dass es sogar von Stahlstreben gestützt werden muss.

Hey, und wer stütz bitte MICH?!

Wohl gerade niemand, Freunde auf Arbeit, Familie weit weg. Hab ich wohl wieder mal nur mich selbst. Schnell weg von hier.

Als ich das Mainufer erreiche, stehe ich dann kurz vor dem Kältetod. Sogar der wäre mir heute aber vermutlich egal, aber dann will ich vorher wenigstens noch ein paar Fotos machen.

Ich steige also die Deutschherrnbrücke hinauf. Und da stehe ich dann, eisiger Wind bläst mir ins fröstelnde Gesicht, ich starre hinunter in den Main und auf die Skyline. Ich fühle mich unendlich einsam und klein. Ich mache ein paar Bilder, bis meine Finger taub sind und erste Anzeichen einer bläulichen Verfärbung vorweisen.

Irgendwann halte es nicht mehr aus. Einsamkeit, Kälte, taube Finger, Zahnschmerzen, Scheißwelt.

Ich fahre zurück gen Innenstadt. Und erspähe mein Lieblings-Café. Hat mich mein Unterbewusstsein hierher gesteuert?

Was soll’s, ein heißer Kaffee erscheint mir nun überlebenswichtig. Als dieser dann vor mir dampft und meine Finger langsam auftauen, da besehe ich mir die Bilder von eben.

Und ich muss zum ersten Mal am heutigen Tage schmunzeln. Welch schöne Szenerie sich auf dem Display meines Telefons mir doch hier bietet.

Danke, Frankfurt, dass ich mich in dir zu Hause fühlen darf.
Auch – und ja, vielleicht gerade dann – wenn’s mir beschissen geht.

Nur ein bisschen wärmer, das dürftest du wirklich gern mal wieder werden. Dankeschön!

Neueröffnung auf der Berger Straße: “Café Faleyda”

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit feierte das “Café Faleyda” am Samstag, den 7. Januar den ersten Kaffee-Ausschank. Die offizielle Eröffnung des Cafés auf der unteren Berger findet dann direkt am nächsten Tag, dem 8. Januar statt. 

Das Café befindet sich an prominenter Stelle – direkt am Merianplatz – in den Räumen des ehemaligen Frozen Yogurt – Bistros “YOMARO”.

Ich hab’ das “Pre-Opening” natürlich genutzt, um mal vorbeizuschauen.

Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert:

Kühle Einrichtung in schwarz und weiß, eine große Glastheke dominiert den Innenraum.

Kaffee & Kuchen statt Eis für die Strandfigur

Am Konzept dagegen wurde offenbar einiges verändert:

Statt “Frozen Yogurt-Café mit Kuchen-Bonus” fungiert man jetzt als “Café mit Frozen Yogurt-Bonus.

Vermutlich ein Grund, warum das “YOMARO” nach seiner Verabschiedung in die Winterpause auch nicht wieder zurück kam: Frozen Yogurt, das ist halt so’n Sommerding. Schwierig, einen solchen Laden wirtschaftlich zu betreiben.

Dass nun vorrangig auf Kaffee und Kuchen statt auf gefrorenen Joghurt gesetzt wird, erscheint mir also sinnvoll und plausibel. 

Aber dennoch dürfte es nicht einfach werden, sich angesichts der zahlreichen benachbarten Cafés auf der mittleren Berger zu etablieren. 

Warten wir’s mal ab!

 

Café Faleyda
Merianplatz 4
Geöffnet 11.00 – 18.00 (Am Wochenende schon ab 10.00)

Auf ein Käffchen im besetzten Haus: Besuch bei “Project Shelter”

“Flüchtlinge” und “Armutsmigration” – keine anderen Schlagwörter dürften im vergangenen Jahr präsenter in den Tageszeitungen gewesen sein. Nun ja, außer “postfaktisch” vielleicht.

Ganz sicher: Der Zustrom all der Menschen in unser Land hinein hat bis dato unbekannte Probleme geschaffen, die diskutiert werden müssen. Was zuweilen sehr pauschal und emotional getan wird.

Doch für mich selbst muss ich gestehen:

Ich lebe weitgehend unberührt von Armuts-Migranten und Flüchtlingen. Nehme von diesen meist nur in den Nachrichten Notiz. Dabei sollen doch so zahlreiche von ihnen gekommen sein und müssten sich doch mitten unter uns befinden.

Kennen gelernt habe ich trotzdem noch keinen.

Ich vermag auch nicht zu glauben, dass Flüchtlinge und Migranten allesamt wahlweise ISIS-Attentäter oder “Nafris” im Testosteron-Rausch sind. Oder zumindest kleinkriminell.

Auch wenn das Verfolgen des Tagesgeschehens dies so manchen Populisten annehmen lässt. Ich jedoch bin überzeugt davon, dass die absolute Mehrheit der Migranten Menschen sind, die sich aus einer für uns nicht vorstellbaren Armut oder Gefahrenlage hinaus in unser Land gerettet haben. Wo sie sich Hilfe erhoffen, von einem besseren Dasein träumen.

 

Auf der Suche nach dem “Durchschnitts-Flüchtling”

Wo versteckt er sich also, der “Durchschnitts-Flüchtling”? Kann doch nicht sein, dass diese allesamt eingepfercht in maroden Turnhallen von der Außenwelt abgeschirmt werden.

Meine Suche führt mich ins besetzte Bistro des “Project Shelter” in der oberen Berger Straße. Nachdem Anfang Dezember ein Anschlag mit Teerflüssigkeit auf dieses verübt wurde, konnte es am 4. Januar seine Wiedereröffnung feiern.

Ich betrete die leerstehende Kneipe und schau’ mich um. Tatsächlich, recht spartanisch und provisorisch ist hier ein Café entstanden. Gutes Stichwort, ein Käffchen wär’ nett jetzt, und den gibt’s gegen eine kleine Spende serviert von Marie, die für das Project Shelter nicht nur Kaffee kocht, sondern sich mit viel Herzblut für die Migranten und Flüchtlinge ohne Obdach einsetzt.

“Seit der Gründung des Projekts konnte bereits 80 Menschen in Not ein Dach über dem Kopf vermittelt werden”

 

So erzählt sie mir, dass seit der Gründung des Projekts im Winter 2014 bereits 80 Menschen, die hier in Frankfurt auf der Straße übernachten mussten, ein Dach über dem Kopf vermittelt werden konnte. Selbst in zahlreichen Kirchen hätten die Menschen nämlich nicht mehr übernachten dürfen und wurden aus diesen verwiesen. Ein merkwürdiges Selbstverständnis von “Nächstenliebe” der Gotteshäuser, so denke ich mir. Aber mit der Kirche habe ich’s ja eh nicht so.

Doch nicht nur zeitweise leerstehende Wohnungen konnten als Schlafplatz vermittelt werden, mit dem Bistro auf der Berger Straße ist es auch endlich gelungen, eine dauerhafte Bleibe für das Projekt zu finden. Es soll Begegnungsstätte sein, eine Anlaufstelle für Menschen in Not. Jeden Donnerstag geöffnet, um einen Austausch von Frankfurtern und Geflohenen stattfinden zu lassen. Man spielt ,lernt gemeinsam Deutsch, kocht – und hilft sich, wo man eben kann. Und so, erzählt Marie weiter, tummeln sich teilweise 60 Menschen – Einheimische wie Gestrandete – an den alten Holztischen des Bistros. Und die meisten davon kennt sie sogar persönlich.

 

Einer davon ist Noah, den ich hier kennen lernen darf.

Er ist aus Ghana und über Italien nach Deutschland gereist, um Arbeit zu finden und eine würdige Existenz aufbauen zu können.

Doch Hilfe von der Stadt – die konnte er sich nicht erhoffen. Sie verweist auf die Zuständigkeit der italienischen Behörden. Statt öffentliche, nicht genutzten Wohnraum zur Verfügung zu stellen – es geht ja tatsächlich nur um ein Dach über den Kopf – wurde vielen Menschen ohne Visa lediglich ein Zugticket zurück nach Italien angeboten.

Dies von jemandem erzählt zu bekommen, der selbst zunächst keine Hilfe fand und schließlich auf der Straße schlafen musste, stimmt mich nachdenklich.

 

Und wo bitte bleibt die Menschlichkeit?

Klar, es mögen Tatsachen sein:
Kein Visum, eingereist aus Italien, Staat und Stadt nicht zuständig.

Aber:

Zunächst einmal handelt es sich um Menschen in Not. Die einer Armut entflohen sind, die für uns Deutsche nur schwer vorzustellen ist.

Ein Dach über dem Kopf ist das Mindeste, was ein Mensch zu einem würdigen Dasein (ich rede hier bewusst nicht von “Leben”) zur Verfügung gestellt werden.

Natürlich kann nicht erwartet werden, dass die Haushaltskasse der Stadt geplündert wird, um einen Wolkenkratzer für Menschen in Not zu errichten. Es geht nicht darum, ihnen ein Leben in Saus und Braus zu finanzieren, ein luxuriöses Apartment zur Verfügung gestellt wird. Diesen Anspruch hat niemand, auch Marie und Noah nicht.

Ungenutzter, überdachter Stadtraum ist vorhanden. Und sollte Menschen in Not zur Verfügung gestellt werden, um sie nicht auf der Straße frieren zu lassen.

Um Visa, Zuständigkeiten oder Rückführungen kann man auch noch streiten, nachdem diesen Menschen ein klitzekleines Mindestmaß an bloßer Existenz ermöglicht ist. Finde ich.

 

Meine Welt, mein Luxus, meine Probleme

Und als ich mich wieder aufs Fahrrad schwinge und die Rückfahrt in meine Welt der Luxusprobleme zurück antrete, bin ich froh.

Froh, dass die Menschen aus den Nachrichten für mich ein Gesicht bekommen haben. Froh darüber, dass mir selbst meine eigenen Probleme in ein Verhältnis gerückt wurden. Ich daran erinnert wurde, dass mein Leben und Wohlstand gar nicht mal so selbstverständlich sind.

Und unendlich froh darüber, dass es Menschen wie Marie gibt. Menschen, welche die Augen nicht verschließen vor den Menschen auf der Straße mitten unter uns, den Tücken der Bürokratie, den Sorgen und Nöten.

Kurzum:
Menschen, für die Menschlichkeit und Nächstenliebe nicht bloß Wörter sind. Lasst euch nicht unterkriegen!

Wenn auch ihr auf der Suche nach Begegnung seid, so schaut doch mal im Bistro vorbei. Öffnungszeiten und Veranstaltungen findet ihr auf der Facebook-Seite des Project Shelter.