Barcheck: Der Elephant im Porzellanladen

Es sind bereits einige Wochen vergangen, als mir eine Frankfurter Bloggerin während eines Treffens vom neuesten, heißen Scheiß in Sachsenhausen berichtete. Ein echter “Insider-Tipp” sei das, ganz neu eröffnet, geöffnet nur von Dienstag bis Donnerstag. Damit sich der gemeine Umlands-Pöbel gar nicht erst zufällig dorthin verirre, wenn am Wochenende wieder ausgeschwärmt wird, um es in der Großstadt mal wieder “so richtig krachen zu lassen”. Ich solle mir mal vorstellen, ‘ne Bar mit einem Tonic-speienden Elefanten inmitten eines altehrwürdigen Fachwerkhauses, in der die Gäste ihre Drinks gleich selber mischen. 

Nun: Mittlerweile, da dürfte das “Bonechina” in Alt-Sachsenhausen längst kein Insider-Tipp mehr sein. Groß und breit wurde über die Eröffnung der Bar berichtet, auch die Mädels vom “Frankfurt Bar Blog” kamen mir zuvor und statteten dem “Bonechina” bereits Besuch ab.

Zwar hatte ich mich gleich mehrfach mit einem Kumpel auf einen Gin Tonic aus dem Elefanten verabredet; blöderweise wurde ich ebenso mehrfach versetzt. Auch eine spontane Verabredung mit einer Bekannten scheiterte, sodass ich mein Glück selbst in die Hand nahm. Hey, immerhin endlich wieder einmal ein Grund, Alt-Sachsenhausen Besuch abzustatten!

Als ich mich auf den Weg mache, auf dem Fahrrad vom Nordend herab gen “Dribbdebach” rollen lasse, da bin ich gespannt: Droht Alt-Sachs endgültig die “Hipsterisierung”, wie das JOURNAL FRANKFURT unlängst befürchtete?

 

Einlass und Begrüßung

Von außen gibt man sich dezent; die alte Holzfassade des Hauses in der großen Rittergasse ist in wohlfeinem Grau gestrichen. Nur auf der Eingangstür, da findet sich ein kleiner Namenszug, ergänzt um den Hinweis: “Strictly no Elephants!”

Ich drücke die Klinke, ja huch, verschlossen? Entdecke aber schnell die unscheinbare Klingel neben der Tür und drücke mal drauf. “Speak Easy”, jaja, kennt man ja mittlerweile zuhauf in Frankfurt.

Die Tür öffnet sich, ich werde begrüßt von Björn. Ehe ich über die Schwelle getreten bin und mich umsehen kann, wird mir meine Jacke abgenommen. Bisschen überrumpelt bin ich, aber auch ein wenig gerührt von so viel Aufmerksamkeit mitten in “Alt-Sachs”.

“Ich bin gleich bei dir”, sagt Björn, “schau’ dich gern schon mal um und such dir einen Platz”. Mache ich doch glatt!

 

Das Ambiente

Ganz dem Namen entsprechend, ist Porzellan hier das Programm. Die Wände sind auf das hübscheste getäfelt mit dreidimensionalen Rauten, die an Porzellan erinnern. Ansonsten, da komme ich mir vor wie auf einer WG-Party:

Der Großteil der Gäste tummelt sich nämlich in der dominierenden Einbauküche, rundherum sitzen Pärchen, trinken und quatschen. Wahrlich keine typische Bar, auch einen Tresen suche ich nämlich vergebens. Den gibt’s auch gar nicht, genau das ist schließlich das Konzept der Bar: Barkeeper und Gäste vermischen sich ebenso wie Spirituosen mit Tonic Water aus dem Elefantenbrunnen.

Ich nehme Platz, Björn reicht mir die Karte. Mal ‘nen Blick drüber geworfen, doch ich weiß ja längst, wonach mir dürstet: Ein Gin Tonic zum Feierabend. Im Hintergrund, da berieseln mich der Klassiker der 1980er. Und, ganz ehrlich: Nichts würde hier besser passen! Ich fühle mich wohl.

Nur mein Geruchssinn, der ist ein wenig verstört: Es riecht nach – nichts. Schnell finde ich den Grund dafür heraus: Hier darf nicht geraucht werden. Ungewohnt, ich stelle mir die Frage, ob Gin Tonic auch in steriler Atemluft schmecken kann.

Ich blicke aus dem Fenster, und ja, es ist ein Genuss:
Einfach hier zu sitzen, durch das alte Fachwerkfenster das Treiben auf dem Kopfsteinpflaster des berühmt-berüchtigten, verkommenen Ausgehviertels zu beobachten – das ist ganz ehrlich schön.

 

Die Drinks – oder die “geschulten vier Zentiliter”

Björn kehrt zurück, fragt mich nach meinen Wünschen. “Einen Gin Tonic aus dem Elefanten, das wär’ jetzt schön!”, sage ich – “na denn komm’ mal mit”, sagt Björn.

Ich folge ihm, er nimmt sich alle Zeit und erklärt mir das gastronomische Konzept. Der Besucher hat die Wahl zwischen vorab in Flaschen abgefüllten Cocktails, die er nach Gutdünken um aromatisierte Eiswürfel bereichern kann. Heute, da stehen Rosmarin, Minze und Brombeere zur Auswahl. Wahnsinn! Und ich dachte, Eiswürfel sei Eiswürfel.

Oder aber, man macht es so wie ich: Lässt sich ein Glas samt Eis kredenzen, empfängt den Hinweis: Such’ dir den Gin aus, vier geschulte Zentiliter!”. Das erheitert mich, ich frage kurz, wie das so geht, vier Zentiliter ohne Eichstrich. Bin schließlich meist vor- statt hinter der Bar anzutreffen.

 “Bis über den ersten Würfel!”, Björn ist Gottseidank zur Stelle. Und nun ab zu “Daisy”, so der Name des Tonic-speienden Elefanten. Auffüllen mit dem hausgemachten Tonic Water, das mir erstaunlich gut schmeckt, wenn es auch nicht besonders spritzig ist.

Ich nehme wieder Platz, nicht allzu viel los heute. Würd’ jetzt gerne eine rauchen, aber is’ ja nicht. Beobachte stattdessen das übliche Klientel, das an einem durchschnittlichen toten Donnerstag das Kopfsteinpflaster draußen belagert. Überlege mir, ob das hier Alt-Sachs gut tut.

Bin mir schnell sicher: Ja, das tut es.

 

Mein Fazit

Ob Alt-Sachsenhausen nun die “Hipsterisierung” bevorsteht? Ich glaube nicht. Nein, Alt-Sachs hält das aus, alles Neues hier bereichert das Viertel definitiv um mehr als die drölfte Shisha-Bar oder die nächste Ballermann-Bumsbude.

Schade aber, dass ich hier keinen Tresen vorfinde – ich mag es einfach, an der Bar zu sitzen, meine Gedanken kreisen zu lassen, ein Buch zu lesen, ganz ohne anderweitige Bespaßung. Mangels Tresen hier nicht möglich, ebenso wie das Rauchen. Was den gemeinen Nichtraucher erfreut, trübt meine Freude: Auf ‘ne Kippe vor die Tür, das ist hier schwierig, es droht erneutes Klingeln und das Einlass-Prozedere.

Der Tonic-spuckende Elefant im Porzellan-Laden jedoch, der ist ebenso fancy wie einzigartig. Auch wenn der Genuss der Getränke hier durchaus seinen Preis hat: 9 Euro für ‘nen schnöden Gin Tonic, ganze 5 Euro für ‘nen – wenn auch exquisiten –  Apfelwein: Jaja, wir sind in Frankfurt, wir verdienen gut. Aber muss das wirklich sein?

Wenn man so dasitzt, die Kneipe “Harmonie” gegenüber betrachtet, da stellt man einmal wieder fest:

Einfach “durchschnittlich” in Frankfurt, das geht wohl nicht.
Unteriridisch oder extravagant, exorbitant teuer und günstig, Treffpunkt für arme Seelen und neureiche Großstädter: Irgendwas dazwischen, das scheint es nicht zu geben. Ein weiteres Beispiel des grotesken Nebeneinanders, diesem krassen Kontrast – für den ich Frankfurt gleichzeitig so liebe und hasse.

Dennoch bin ich froh um diese Neueröffnung, diesen fancy Elefanten: Man ist hier mit Leidenschaft am Werk, nicht selbstverständlich angesichts all des “Altsachs”-Einerleis, der das eigentliche Potential des Viertels mit sinnentleerter Nichtig- und Einfallslosigkeit torpediert. Nur einen Tresen samt Aschenbecher, den vermisse ich schmerzlich. Alleine komme ich mir schnell verloren vor hier.

Dieser Meinung ist auch der nette Barkeeper, der trotz fehlender Bar wahrlich vom Fach scheint. Mit dem ich dann auch prompt noch ein paar nette Worte zum Abschied wechsle.

“Altsachs”,  sagt er, “das wird”. “Die Mietverträge der Ballermann-Schuppen und Shisha-Bars, die laufen alle bald aus. Und danach, da zieht da was Ordentliches ein. Ein Café, ein Bistro, eine anspruchsvolle Bar – es kann nur besser werden”.

Ich hoffe, er behält recht mit seiner Prognose – und wünsche ihm Durchhaltevermögen wie gutes Gelingen.

 

“Frankfurts nicht vorhandene Blogger-Szene” : WTF?!

Ihr Lieben, ich bin ein bisschen pissed.

Das ansonsten von mir so geschätzte Online-Stadtmagazin Merkurist Frankfurt hat am Wochenende einen Artikel veröffentlicht, der eine waghalsige These verbreitet: 

 

Die Frankfurter Blogger-Szene, die sei de facto nicht existent.

Diese Behauptung wird von gleich zwei “Bloggerinnen” untermauert:

Zum einen wäre das Graziella aus – nein, nicht Frankfurt am Main – Offenbach von “Graziellas Food Blog”, zum anderen “Ami Coco” von amicoco.com.

Im Artikel wird die Gunst der Stunde genutzt, um eifrig die eigenen Blogs zu bewerben. “Bewerben”, das ist es schließlich, um was es im Selbstverständnis ihres Blogger-Daseins zu gehen scheint.

Zitat:

„Ich glaube, meine Eltern sind bis heute nicht schlau daraus geworden, warum ich manchmal Sachen zugeschickt bekomme oder warum man mit demBloggen tatsächlich Geld verdienen kann“. 

Hey, vielleicht liegt es ja genau an eben diesem Verständnis des Blogger-Daseins:

Ist ein “Blogger” jemand, der sich daran messen lässt, wie viele Zusendungen von Kosmetik-Produktproben er wöchentlich von der Packstation abholen kann, um daraufhin für Viereurosechsundfuffzich seiner Umwelt mitteilen kann, wie fancy doch der neue Eyeliner von Balea ist?

Ist ein “Blogger” jemand, der jede noch so kleine Zwischenmahleit mit dem Hashtag “#FOODPORN” versieht, das zugehörige Foto prompt bei Instagram teilt – nur um influencer-mäßig ganz vorn mit dabei zu sein?

Wenn’s darum geht: Da habt ihr recht.

Mag sein, dass eine diesbezügliche “Blogger-Szene” in Frankfurt de facto nicht existent ist. Aber wisst ihr was?

Mir – und ich weiß, auch vielen anderen in unserer Stadt – ist es scheißegal, was ihr gerade futtert, welche fancy Produktproben auch immer gerade zugeschickt bekommen habt. Mir ist es scheißegal, ob ihr euch für ein paar Euro von der Werbeindustrie als “Influencer” missbrauchen lasst.

Euer Mangel, der besteht mitunter nicht an Klicks – er besteht an Herzblut.

 

Herzblut aus Frankfurt

Und, mein lieber Merkurist – wo wir gerade beim Thema “Herzblut” sind:
Ja, es gibt zahlreiche Blogger aus Frankfurt am Main, die die ursprüngliche Idee des Bloggens nicht missbraucht haben. Die mit Herzblut für und über ihre Stadt schreiben.

Ein kurzer Streifzug durch meine Browser-History der letzten zwei Tage gefällig? Und los geht’s! 

Sollte für’s erste reichen, oder?

Beweis genug dafür, dass es in Frankfurt nicht gerade an Bloggern mangelt – oder?

Versteht man unter “Blogger” allerdings nur all diejenigen, die sich als gesponsertes Fashion-Victim präsentieren, mag in Frankfurt vielleicht tatsächlich ein Mangel bestehen.

Und, ganz ehrlich: Ich bin froh darum. 

Ehrenswert, dass ihr über die Blog-Landschaft unserer Heimatstadt am Main berichtet. Aber dann lasst doch bitte, bitte, bitte (!!!) all die Blogs nicht außer Acht, die mit Herzblut geführt werden.

Mit Herzblut statt mit der Absicht, ein wenig Taschengeld mit immer mehr Paketen voller Produktproben, mit ein paar Klicks mehr auf dem “Influencer”-Channel zu verdienen.

Frankfurt, deine Blogger-Szene: Du bist eben doch existent! Man sollte eben wissen, wo man dich finden kann in den endlosen Weiten des Internets.

Neue Partyreihe in Frankfurt: Feiern im siebten Himmel oder siebte Sünde?

Es gibt ja Menschen, die versteh’ ich nicht. FDP-Wähler zum Beispiel, Briefmarkensammler, Ordnungsdezenten. Oder eben jene mustergültigen Frankfurter, die die Auswahl ihrer Garderobe am Wochenende nach dem Club ausrichten, in den sie auf Einlass hoffen. Um anschließend an der Theke Longdrinks für Dreizehn Euro Fünfzig zu bestellen, welche dann demonstrativ lässig am Tresen lehnend gekippt werden.Soll ja schließlich jeder sehen, dass man Longdrinks für Dreizehnfuffzisch trinkt, hey, man ist schließlich erfolgreich in Beruf und versteht zu feiern! Bevorzugt natürlich zu den angesagtesten Rhythmen, jenem immergleichen herzlosen Kommerzgedudel eben, welches Planet Radio der Zuhörerschaft  den lieben Tag lang in den Gehörgang rotzt. Hey, dafür zahlt man doch gerne mal ‘nen Zehner Eintritt! 

Nee, kapier’ ich nicht, nicht meine Welt. Ich geh’ dann doch lieber ein wenig bodenständiger feiern. In Klamotten, in denen ich mich wohlfühle, mit Menschen, die authentisch sind, bei Musik, die ich mag. Insofern schien die neue Frankfurter Partyreihe “SEVEN-Party with a view” im siebten Stock des Kaufhof nicht unmittelbar als attraktiv für mich. Auch der Vorgänger der Veranstaltungsreihe, der “CLUB 101”, war nun wahrlich nicht ganz meine Welt.

Nun begab es sich allerdings, dass ich – ausnahmweise – am Wochenende mal frei hatte und auf der Suche nach adäquater Abendgestaltung das heißgeliebte “JOURNAL FRANKFURT” durchblätterte. Und was musste ich da sehen?

“Tipp des Tages” für den heutigen Samstag war tatsächlich die erwähnte Party. Ich war natürlich skeptisch, doch hat das “Journal” zwar nicht immer recht, dafür aber ‘nen recht guten Riecher, was das Nachtleben betrifft. Die Location sei eine wahre Perle, der Blick auf die Stadt hinab ein Traum. Dem konnte ich dann auch kaum widersprechen, als ich die Bilder angeschaut und ein paar Bewertungen gelesen habe. Sollte ich es tatsächlich wagen? Würde ich es nicht ertragen, wüsste ich das “Cave” nicht weit. Und Facebook verriet mir immerhin, dass ein paar liebe Leutchen da sein werden.

Warum nicht mal verrückt sein? Ich beschloss also, mal vorbeizuschauen bei der “SEVEN”. Dass ich das noch erleben durfte! 

 

Samstagabend, halb zehn.

Ich habe tatsächlich mal T-Shirt gegen Hemd und New Balance gegen Lederschuhe getauscht. Mache mich auf den Weg, es regnet. Kurz habe ich Angst vor den angekündigten “Seven Stylez of Music”, mit welchen “DJ Da Silva” droht. Ich besinne mich zurück auf meine Aufgeschlossenheit, fahre all meine Erwartungen zurück.

Auf dem Weg über die Zeil der übliche Samstagsabend-Anblick:
Grölende Halbstarke mit Wodkaflaschen, elitäre Schlange vor dem Gibson, keine Polizei.

Am Kaufhof bin ich schnell, am Seiteneingang treffe ich auf Bekannte. Schnell eingereiht in all die Wartenden, letzter prüfender Blick auf meine Lederschuhe.

“Als was arbeitet ihr?”, “Seid ihr aus Frankfurt?”, “Wart ihr schon mal hier?”.

Der Türsteher unterzieht einen jeden Gast einem kleinen Interview. Am liebsten hätt’ ich ja “Geht dich ‘nen Scheiß an!”, aber wie das eben so ist mit den Türsteher, man will ja was von denen. Nämlich rein kommen. Also: Nett grüßen, brav sein, schönen Abend wünschen.

Der Veranstalter höchstselbst begleitet uns im Fahrstuhl bis in die namensgebende siebte Etage, welche ansonsten das Kaufhof-Restaurant “Leonardo’s” beherbergt. Muss ich mich eigentlich nun geehrt fühlen?

Die Jacke ist schnell abgegeben, ich schaue mich mal um.
Uiuiui, wirklich ganz nett hier über den Dächern der Stadt. Schnell ‘nen Gin Tonic holen an der Bar, bis 23 Uhr ist schließlich Happy Hour. Bisschen grüßen hier, bisschen grüßen da, ein Tritt auf die Terrasse.

 

Wie schade, dass es regnet

Würde nicht der Regen auf die Schirme prasseln, so wäre dies mit Sicherheit der perfekte Ort für eine Sommernacht. So aber sitzt niemand auf den bequemen Sofas, nur die Raucher scharen sich um die Stehtische herum. Der Ausblick auf die nächtliche Stadt entschädigt indes für das Nieselwetter. Ich bin angetan! Darauf ‘ne Zigarette.

Während draußen noch eifrig Selfies für Instagram vor der Skyline geknipst werden,  strömen drinnen derweil immer mehr feierwütige Frankfurter aus dem Aufzug. Tatsächlich ist das Publikum weit weniger elitär als befürchtet. Klar, die obligatorischen Bänker, die sich nicht einmal am Wochenende vom Anzug trennen können, sind auch da. Insgesamt aber: Gut durchmischt, wie man so schön sagt, aber eben auch ein wenig “Stock im Arsch”.

“DJ Da Silva” beschallt den Fresstempel derweil mit jener Art Musik, die ich befürchtet hatte:

Irgendwas aus den Charts eben, wohl tanzbar, vielleicht läuft auch einfach nur Planet Radio. Als “Butterfly” ertönt, ein ewiger Klassiker aus meiner Jugend, freu’ ich mir kurz den Arsch ab. Blöd nur, dass mein altes Lieblingslied nach einigen Takten in irgendeinen Remix übergeht. Hey, “Butterfly” verhunzen?! Da versteh’ ich keinen Spaß!

 

 

Heute mal: Wodka-Lemon statt Currywurst

Noch ist ja Happy Hour, vielleicht wird’s der Wodka Lemon ja richten. Der kann dort bestellt werden, wo ansonsten Currywurst über den Tresen gereicht wird, davon zeugen jedenfalls die Angebotsschilder des Restaurant. Für 4 Euro gibt’s im Glase zwar mehr Eis denn Wodka und Zitronenlimonade, aber irgendwo muss bei diesem Spottpreis ja der Haken sein.

Mit der Zeit wird’s richtig voll, immer mehr Gäste wechseln vom “Ich steh’ mal rum und zeige Präsenz”-Modus auf die Tanzfläche. Will ja keine Spaßbremse sein, mach ich mal mit. Dass ich gar nicht tanzen kann, wird wohl niemand merken. Und tatsächlich, ich freu’ mich über all die Bekannten, die ich treffe. Und jedes Lächeln der Tanzenden. Niemand hier, der Stress sucht, kein Altsachs-Klientel hier. Angenehm!

Noch ein bisschen so tun, als wäre ich des Tanzens mächtig. Zwischendurch hier und da mal tratschen, schließlich zählt der Mensch, nicht die Musik. Und, natürlich, auf die Terrasse gehen. Einfach rauchen und die Aussicht genießen. Schön!

Das fiese Kompliment

Man ist offen hier, das gefällt mir. Ich lerne irgendwie ‘nen Typen aus Berlin kennen. Dieser behauptet prompt, dass ich ihm bekannt vorkäme. Ach ja, er habe es, ich solle das jetzt BITTE, BITTE nicht falsch verstehen:

Bill von Tokio Hotel. Mir entgleisen die Gesichtszüge, er bemüht sich um Schadensbegrenzung: Nein, das solle ich bitte nicht falsch verstehen, er sei jetzt nicht schwul oder so, aber – ich wär’ eben ein Hübscher, habe die Gesichtszüge des Teenie-Schwarms von Anno 2005.

Für mich eher grobe Beleidigung als Kompliment. Nix gegen Komplimente, ja auch Männer mögen die: Aber eines einer Frau wäre mir dann doch lieber gewesen. Und ohne Bezug zu Bill Kaulitz.

Whatever, ich tanze noch ein bisschen rum, habe Spaß daran, die Leute langsam ihre Hemmungen verlieren zu sehen. Bis mir dann ein Kumpel schreibt. 

Ich muss eine Entscheidung treffen: Mir irgendwie Musik erträglich trinken, morgen verkatert aufwachen? Oder einfach noch mal bei meinem Kumpel im “Cave” vorbeischauen?

Ich entscheide mich für Letzteres. Es ist halb zwei, ich sage Tschüß.

Der Türsteher des “Cave” stellt mir keine Fragen, blickt aber befremdet auf meine Lederschuhe. Bilde ich mir jedenfalls ein. Und als ich das Kellergewölbe betrete, da merke ich: Endlich wieder unter Meinesgleichen.

Hingehen oder nicht? Mein Fazit

Die “SEVEN”-Party findet fortan monatlich statt; alle Infos und Termine erhaltet ihr bei Facebook. Das JOURNAL FRANKFURT hatte recht, was die Location anbelangt:

Nicht zu groß, nicht zu klein. Die Terrasse bietet einen wundervollen Blick auf die Stadt hinab, ist der ideale Ort für eine schöne Sommernacht.

Das Publikum ist frei von irgendwelchen stress-suchenden Assis und Proleten, besteht aber auch nicht ausschließlich aus Anzugträgern.

Die Musik jedoch, die muss man mögen. Jeder Planet-Radio-Hörer wird hier glücklich, ich werd’s nicht.

Frankfurt, das kannst du besser. 

Unweigerlich frage ich mich: Warum kann an diesem tollen Ort nicht eine Party mit ein bisschen mehr Herzblut, ein wenig mehr Authentizität und Musik mit ein wenig, nun ja, “Charakter” stattfinden?

Vielleicht bin ich da auch einfach ein wenig anders als all die Vielen hier, die die Nacht ihres Lebens zu verbringen scheinen. Und vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden, dass Frankfurt einfach ist, wie es ist.

Die Perlen sind versteckt, das Klischee oftmals erfüllt. Wie dem auch sei, man bereut ja nur, was man nicht gemacht hat.

Es ist noch dunkel, als ich nach Hause komme. Die Vögel zwitschern trotzdem noch, ich freu’ mich auf den Sonntag, den ich nicht verkatert im Bett verbringen muss.

Denn das wahre Leben, das findet nun mal am Tage statt. Finde ich, zumindest… 

 

Von Dünen, Fachwerk und Palästen – so schön ist’s in Frankfurts Westen!

So traurig es auch sein mag:

Unter dem “Westen der Stadt” versteht der gemeine zugezogene und irgendwo in den ach-so-angesagten Vierteln der Innenstadt lebende Frankfurter für gewöhnlich das Westend. Allenfalls vielleicht noch Niederrad (da war man schon mal beim Arzt) oder das Gallusviertel (soll ja auch im kommen sein!), dahinter hört’s dann aber für gewöhnlich auch schon auf. 

Um all den Anfeindungen zuvorzukommen, die mich nun ereilen möchten:
Hey, ich darf das schreiben, ich bin ja schließlich selbst nicht besser.

Oder besser gesagt, ich war:

Neulich, da hab’ ich nämlich einen Ausflug in den wilden Westends ganz fernab des innerstädtischen Epizentrums gewagt. Von der Neugierde getrieben, von Schwanheim und Höchst hatte ja auch ich schon mal gehört. Eben da, wo noch die echten Frankfurter zu Hause sind.

“Der wilde, wilde Westen – er fängt gleich hinter Hamburg an…”:

Dieses furchtbare Stück Liedgut der norddeutschen Möchtegern-Country-Kapelle “Truckstop” war als Kind eines meiner absoluten Lieblingslieder. Heute weiß ich es besser: Der wilde, wilde Westen: Der beginnt nämlich noch nach Niederrad, um genauer zu sein: In Schwanheim.

Und genau dort beginnt ein kleiner Ausflug, von dem ich euch berichten mag.

 

Folgt mir auf meiner Reise in den “wilden Westen” – und tut es mir nach!

Als Ausgangspunkt für unsere kleine Tour haben wir die Straßenbahnstation “Rheinlandstraße” gewählt:

Die Straßenbahnen der Linie 12 halten dort direkt im Herzen Schwanheims. Praktischerweise gibt’s dort am Bahnhof direkt eine Call a Bike-Station, sodass sich meine reizende Begleitung mittels App schnell eine Fietse leihen konnte. Ihr wisst nicht, was ‘ne “Fietse” ist? Keine Sorge, wusste ich bis dato auch nicht – so schimpft sich wohl in den Niederlanden und in Norddeutschland ein handelsübliches Fahrrad, wie ich erfahren durfte.

Nicht einmal ein eigenes Fahrrad braucht ihr also für die Tour – klingt ziemlich gut, oder? Die Tagespauschale beträgt – je nach Tarif – entweder 9 oder 12 Euro. Allemals günstiger als jedes Leihfahrrad!
Ziemlich gut ist auch, dass die Schwanheimer Dünen von der Haltestelle “Rheinlandstraße” schnell erreicht sind.

Ein Schild markiert den Eingang zur deutschlandweit recht einmaligen Binnendüne, die bereits 1984 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und zahlreichen Tier- wie Pflanzenarten eine Heimat bietet, die im Lande andernorts nur selten anzutreffen sind.

Diese könnt ihr von einem Bohlenweg aus bestaunen, der angelegt wurde, um Vegetation vor den Tritten der Ausflügler zu schützen. So viel Rücksicht nehmen wir natürlich gern – und außerdem sorgt ein solcher schmaler Steg schließlich für echtes Abenteuer-Feeling!

Hierbei gilt natürlich: “Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt”!
In unserem Fall natürlich “Wer seine Fietse liebt…”. Wenn mich meine Begleiterin weiter so beharrlich korrigiert, übernehme ich die “Fietse” wohl selbst noch in den Wortschatz.

Nachdem ihr den Bohlenweg passiert und dabei die wunderschöne Dünenlandschaft bestaunt, vielleicht auch ein paar wilde Tiere entdeckt habt, könnt ihr wieder artig auf die Fietse (okay, okay, sie hat’s geschafft…) klettern. Über einen Fahrradweg erreicht ihr schnell das Schwanheimer Mainufer.

Und da wartet dann gleich das nächste Highlight!

 

Alles in Butter auf’m Kutter?

Die Altstadt Höchst ist von hier aus bereits zu bewundern. Nur der Main trennt euch noch noch von ihrer Schönheit. Und wie könnte man auch stilechter auf die andere Mainseite übersetzen als mit einer Fähre?

Praktischerweise – ihr hab’s geahnt – pendelt eine solche hier in schöner Regelmäßigkeit und verbindet Schwanheimer- mit Höchster Ufer. Für ‘nen schlappen Euro könnt ihr mitsamt Fietsen an Bord gehen, den seichten Wellengang des Mains und die malerische Ansicht von Höchster Schloss und Justinuskirche genießen.

Ich hatte den Mund vor Entzückung noch nicht wieder geschlossen, betätigte noch wild den Auslöser meiner Kamera, da ist das Fahrvergnügen schon vorbei. Die Fähre ankert bereits in Höchst. “Ahoi, Captain, bis bald mal wieder!”.

Nun ja, ‘ne Kreuzfahrt kann man für ‘nen Euro wohl auch nicht erwarten. 

 

Zuckersüßes Fachwerk

Wir schwingen uns auf die Räd… Fietsen, fahren dann mal los. Direkt an der Anlegestelle der Fähre könnt ihr an der “Alten Schiffsmeldestelle” bei einem Käffchen oder kalten Apfelwein von der Überfahrt erholen – leider hat diese zum Zeitpunkt unseres Ausflugs noch geschlossen, sodass wir uns auf den steilen Weg zum Marktplatz machen.

Klar, dass ihr keine solchen Kulturbanausen seid wie wir, denn vorher schaut ihr euch selbstverständiglich noch die ein wenig weiter westlich gelegene Justinuskirche anschaut, gelle?

Nach kurzer Zeit erreichen wir dann auch den Marktplatz als Zentrum der quirligen Altstadt. Ein 360 Grad – Blick genügt, und ich bin verliebt. Hey, so viel zuckersüßes Fachwerk habe ich zuletzt im fernen Quedlinburg bewundert!

Die alteingesessen Höchster genießen bereits Schoppen und Mittagsmampf auf den sonnigen Plätzen vor den altehrwürdigen Gasthäusern “Altes Zollhaus” und “Zum Schwan”.

Hier versteht man offensichtlich noch was vom “Savoir Vivre!” 

Wir derweil erkunden lieber noch ein wenig die Seitenstraßen. Schnuckelige Fachwerkhäuser reihen sich aneinander, die Bordsteine wurden von den Anwohnern liebevoll dekoriert. So stell’ ich mir ein kleines Dorf in Spanien vor, hab’ längst vergessen, dass ich mich in Frankfurt am Main befinde.

 

Herrscher-Prunk am Main

Nachdem wir sicher sind, keine der kleinen Gassen versäumt zu haben, zieht es uns nun zum bereits im sechzehnten Jahrhundert errichteten Höchster Schloss. Dessen altehrwürdiger Turm überragt den gesamten Stadtteil und hat uns schon aus der Ferne neugierig gemacht.

Leider lässt sich der Bergfried nur zu den Öffnungszeiten des Schloss-Museums besteigen (von Freitag bis Sonntag), sodass wir uns mit dem Anfertigen einiger Fotos begnügen müssen.

Ein Spaziergang durch den wunderschönen Schlossgarten entschädigt dann für das verpasste Treppensteigen. Und die Aussicht auf den Main hinunter ist auch von den Befestigungsmauern wahrlich schön genug!

Die Beine sind vertreten, wir schlendern zurück zum Marktplatz, an dem wir unseren “Fietsen” eine Pause gegönnt hatten.

Das nächste Highlight ruft schließlich bereits! 

 

Barock-Palast und zarte Engel

Es ist mir ein wenig peinlich, als ich zugebe, dass ich keine Ahnung habe, wie weit genau es noch bis zum Bolongaropalast ist. Prompt werden wir von einem netten Herrn angesprochen, der es sich auf einer Bank bequem gemacht hat. “Ai, direkt hinter euch!”.

Der gute Herr ist nicht nur äußerst aufmerksam und hilfsbereit, er erweist sich obendrein als vorzüglicher Fremdenführer, gibt uns einen kleinen Abriss über die Geschichte des barocken Palasts.

So haben sich die Gebrüder Bolongaro bereits im Jahre 1735 hier niedergelassen, um von hier aus den damals größten Tabakhandel Europas aufzubauen. Das Geschäft florierte, und ein Palast sollte dem Unternehmenserfolg Ausdruck verleihen.

Im Jahre 1774 konnte der im barocken Baustil errichtete Palast fertiggestellt werden, ein barocker Garten wurde gleich mit angelegt und beherbergt seitdem zahlreiche Skulpturen sowie einen Brunnen.

Wir bedanken uns artig für die netten Ausführungen, erkunden nun selbst den Palast. Ist dieser schon eine echte Pracht, so haben es mir vor allem die vielen Skulpturen angetan. Diese zeigen meist Engel, die mit verträumten Augen gen Palast starren.

Eine kleine Runde durch den Park ist natürlich Pflicht, ebenso wie das obligatorische Erinnerungsbild vor dem Brunnen.

Wir verabschieden uns mit einigen gehauchten “ooooh, wie schön!” und “ooooh, wie süß” als Ausdrücken unserer Verzückung von all dem Barock.Wir schlendern vorbei an alten Männern mit Trommeln, jungen Männern mit Bier aus dem Discounter. Auch die Höchster wissen dieses schöne Fleckchen Frankfurt also zu genießen. Schön!

Nach all den Eindrücken, da haben wir uns einen Kaffee nun redlich verdient. Wir wollen entlang der Nidda zurück gen Innenstadt radeln, uns es dort noch auf einen Kaffee gemütlich machen, den Ausflug Revue passieren lassen.

 

Lektion des Tages: Klappe zu beim Radfahren!

Doch soweit kommt es leider nicht. Ich zeige gerade auf den “Niddastrand”, will vorschlagen, schon dort zu pausieren.

Just in diesem Moment, in dem ich mein Honigmäulchen zum Reden öffne, kracht mir etwas in den Rachen. Ich huste, eine Bienenkönigin wird aus den Untiefen meiner Atemwege emporgeschleudert.

“Das gibt’s doch nicht”, denke ich mir, als sich ein Schmerz in meinem Hals auszubreiten beginnt. Da hat mich das Drecksvieh doch tatsächlich gestochen. Irgendwo tief unten drin in meinem Hals.

So viel Pech hab’ halt auch nur ich. 

Und so – sad but true! – endete dieser schöne Ausflug für mich nicht im Caféhaus, sondern in der Notaufnahme des Marienkrankenhauses. Statt einer Stärkung gab es für mich eine endoskopische Untersuchung meines Kehlkopfes mittels Sonde (ich erspare euch an dieser Stelle weitere Details…), statt dampfender Tasse Kaffee gab’s nur eine Cortisolinfusion.

Machte irgendwie auch wach, immerhin.

 

Mein Fazit:

Wir zwei Hübschen waren uns einig: Der Frankfurter Westen ist auf jeden Fall einen Ausflug wert! Ob die schöne Dünenlandschaft in Schwandheim, die schnuckeligen Fachwerkhäuser der Altstadt Höchst oder der imposante Palast:

Vor der Kulisse des Mains ein wunderschöner Ort, der wieder einmal zeigt:

Frankfurt ist weit mehr als Beton, Skyline & Trubel auf der Zeil.
Frankfurt ist eine unglaublich vielfältige Stadt, die es in allen Facetten zu erkunden wert ist. Man muss sich nur trauen.

Also:

Traut auch ihr euch, schwingt euch auf die Räder (meinetwegen gern auch auf die “Fietsen”), und gebt dem Westen eine Chance! Ihr werdet’s nicht bereuen! 🙂 

 

Und zum Schluss: Ein Dankeschön

Abschließend möchte ich noch gerne ein fettes “Dankeschön” loswerden.
Nicht nur dafür, dass du meinen Wortschatz um das Wort “Fietse” bereichert hast. Nicht nur für die “Zeit”, die du dir für den Ausflug genommen hast, den Entdeckergeist, den du mit mir teilst:

Sondern auch dafür, mich sogar noch ins Krankenhaus begleitet zu haben. Sogar geduldigst im Wartezimmer verharrt zu haben, als es “noch etwas länger dauert”. Das ist nicht (!) selbstverständlich – danke dafür. Ich mach’ das wieder gut! 😉

Und bis dahin freu’ ich mich schon auf die nächste Tour! 

 

Justitia auf die Finger geschaut: Ein Besuch des Frankfurter Amtsgerichts

Was tun, wenn es zwar draußen langsam länger hell wird – ein Blick gen Himmel und auf Thermometer aber allenfalls Lust dazu bereiten, weiter im Bett liegen zu bleiben und den lieben Tag den lieben Tag sein zu lassen? Bis dann irgendwann die Langeweile Oberhand gewinnt?

Noch vor zehn Jahren hätte man diese Frage oftmals damit beantwortet, einfach mal den Fernseher einzuschalten und sich von einer der damals noch zahlreichen nachmittäglichen Gerichts-Shows berieseln zu lassen. Barbara Salesch & Co versprachen seichte Unterhaltung, gescriptete Tragödien zwischen Anklagebank und quoten-trächtigen Schicksalen.

Bildrechte bei www.hna.de 

Glücklicherweise sind diese Formate längst aus dem Sendeprogramm verschwunden, wenn sie auch keinesfalls würdig ersetzt worden sind.

 

Als Zuschauer im Amtsgericht

Ich als bislang unbescholtener Staatsbürger habe bislang keinerlei Erfahrungen mit dem Alltag deutscher Gerichte. Allerdings bin ich großer Fan von Stefan Behr, einem Gerichtsreporter der Frankfurter Rundschau. Er packt es immer wieder, aus jeder Berichterstattung über jede noch so trockene Gerichtsverhandlung einen unterhaltsamen Artikel zu zaubern. Sogar ein Buch hat er veröffentlicht, welches ich mit großer Freude gelesen habe. Ein Grundinteresse an Justitias Tätigkeiten ist also durchaus bei mir vorhanden!

Ein freier Wochentag im Februar erschien mir als guter Anlass, dies zu ändern. Viele der Sitzungen des Frankfurter Amtsgericht sind öffentlich; es steht also nichts im Wege, einmal auf dem Zuschauersitz Platz zu nehmen. Und genau das habe ich getan!

 

Is’ ja wie am Flughafen!

Ich mache mich auf zum Gebäude E des Frankfurter Amtsgericht und bin gespannt auf das, was mich erwarten mag.

Bevor es allerdings soweit ist, gilt es, ein Flughafen-ähnliches Prozedere über sich ergehen zu lassen. Klar, soll ja niemand die Knarre aus dem Nachttisch zur Verhandlung mitbringen. Kommt nicht so cool, und deswegen lege ich brav Gürtel und Rucksack zwecks Röntgen ab und durchquere eines dieser tollen Durchleuchtungs-Konstrukte. Auf geht’s in den ersten Stock – ich bin bereits aufgeregt!

Angekommen, bin ich zunächst überfordert von der Vielzahl der Säle. Und tatsächlich: An den meisten prangt der Hinweis „Öffentlich!“ neben dem Eingang für Zuhörer.

Ein Blick auf die Schaukästen, in welchen die laufende Verhandlung verkündet wird, macht mich nicht schlauer. Ich nehme also den erstbesten Saal und nehme Platz. Doch schnell stelle ich fest: Uh, nicht wirklich spannend. Außer mir keine Zuschauer anwesend, und – wenn ich das hier richtig verfolge – geht es lediglich um irgendwelche nicht bezahlten Raten für ein Auto. Ja, gähn! Dann also doch lieber heim und Fernsehen?

 

Nein, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Nächster Saal, neues Glück!

Und tatsächlich: Hier scheint’s schon spannender. Verhandelt wird nämlich über den Straftatsbestand des „Räuberischen Diebstahls”.

Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick über den Saal, über den der Hessen-Löwe sein wachsames Auge richtet.

Frontal sitzt die Richterin, flankiert von Schöffen und Protokollant.

Zu meiner Linken: Die Anklagebank mitsamt der beiden angeklagten Damen sowie deren Rechtsanwälte.

Zu meiner Rechten: Der Staatsanwalt, etwas einsam.

Hier scheint es mir gleich spannender. Ich spreche ein paar Jura-Studenten an, die neben mir sitzen und die Gerichtsverhandlung verfolgen. Doch zunächst werde ich ermahnt:

 

Setz‘ mal deine Mütze ab! Du bist hier vor Gericht!

Hupps, ja, da war ja was. Kleinlaut verstaue ich meine Kopfbedeckung im Rucksack und versuche, möglichst ehrfürchtig dreinzuschauen. Doch worum geht’s also nun?

Bereits am 24. September 2015 soll ein Beschuldigter versucht haben, aus einem abgestellten Auto eine Geldbörse und ein iPhone entwendet zu haben. Dies beobachtete allerdings dessen Besitzer, der – verständlicherweise – darauf bestand, seine Gegenstände zurück zu erhalten und die Polizei rief.
Der mutmaßliche Dieb war offensichtlich nicht d’accord, und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin soll er eine Rangelei eröffnet haben, während deren Verlauf der Bestohlene eine blutige Nase erhielt. Eine Anwohnerin kehrte hinzu, mischte sich wohl tätlich ein – und ist nun ebenfalls der Gesetzesuntreue bezichtigt.

Ich erschrecke, als ich erfahre, dass die junge Lebensgefährtin auf der Anklagebank zwischenzeitlich bereits weiterer Delikte inhaftiert ist und eigens für den Prozess aus der JVA Preungesheim eingefahren wurde. Wahnsinn – dabei sieht sie doch so nett und freundlich aus! Eine Gefangene hätte ich mir wahrlich anders vorgestellt. Und auch die Anwohnerin scheint kein unbeschriebenes Blatt: Auch sie hat bereits eine mittelschwere Karriere hinter sich und saß bereits hinter schwedischen Gardinen.

 

Von Beruf: Rentner, natürlich!

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Zeugen in den Gerichtssaal gerufen werden. Ein am Tatort lebendes Ehepaar konnte vom Balkon aus die Tat beobachten und soll nun aussagen.

Der Ehemann nimmt als Zeuge Platz, und tatsächlich: Die Belehrung (…Wahrheit sagen, nicht verwandt, nicht verschwägert….) verläuft genauso wie im Fernsehen. Also doch nicht alles Fake bei SAT 1?

„Rentner natürlich!“, beantwortet er die Frage der Richterin nach seinem Beruf.
„Wohnhaft in Neu-Isenburg“.

Die Richterin fragt: „Neu-Isenburg? Ist das eigentlich mittlerweile schon Stadtteil von Frankfurt? Oder bemühen Sie sich noch darum?“. Der Saal lacht. Wie schön, dass auch Humor nicht draußen vor dem Amtsgericht warten muss.

„Und dann hat der eins uff die Naas gekrischt“?

Die Richterin trägt mit breitem Frankfurter Dialekt zu meiner Heiterkeit bei. Sympathische Frau! Sollten etwa alle Richter solch herzliche Menschen sein?

Die Befragung des Ehepaars ist abgeschlossen, die Polizeibeamten werden vernommen. Uniformiert und bewaffnet nehmen sie im Zeugenstand Platz. Beitragen können sie allerdings nicht sonderlich viel, trafen sie doch erst am Ort des Geschehens ein, als die Rangelei bereits vorüber war. Allerdings wurden gemeinsam mit dem Hausmeister die Überwachungsvideos der Kamera am Hauseingang ausgewertet.

Nach Ende der Zeugenbefragung sieht der Rechtsanwalt der Anwohnerin seine Stunde geschlagen.

Er verweist auf die Videoaufnahmen, die mit Zeitstempel versehen ist. Daraus ist ersichtlich: Seine Mandantin verließ erst 6 Minuten, nachdem der Bestohlene seinem intakten Riechorgan beraubt worden war, die Wohnung. Er lächelt mit Genugtuung.

Die Richterin nimmt das zur Kenntnis, auch der Staatsanwalt hat da nichts entgegenzusetzen.

Es folgt eine Diskussion über die Grundlagen der in der Anklageschrift festgehaltenen Vorwürfe.
Erwartungsgemäß sehen die Rechtsanwälte das geforderte Strafmaß als zu hoch an, die Vorwürfe (u.a. Nötigung nach Paragraph soundso…) ohnehin als haltlos.

 

„Da möge das Gericht anderer Auffassung sein“

Schöne Formulierung, die er da in den Raum stellt. Auch dem Staatsanwalt gegenüber wird ein Wortgefecht eröffnet. Drama, Drama! Und das ganz ohne Eintritt!

Der Staatsanwalt kontert, die Richterin unterbricht. Sie hat genug gehört, und zieht sich gemeinsam mit ihren Schöffen zur Beratung zurück. Rechtsanwälte werden indes nervös.

Zehn Minuten und einen Plausch mit den Studenten später:

Die Richterin kehrt in den Saal zurück, alle stehen auf. Ich erschrecke, erhebe mich aber ebenfalls schnell, um dem Gericht den angebrachten Respekt zu erweisen.

Die Richterin verliest nochmals die jeweiligen Vorgeschichten der beiden Angeklagten.

Und „was auf dem Kerbholz“ – ja, das haben sie beide.

Vorlässig Fahren ohne Fahrerlaubnis, mehrere Diebstähle, wiederholtes Erschleichen von Leistungen, Verstoße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Körperverletzung, Missbrauch von Notrufen, immer wieder Diebstähle. So die Verbrechen der beiden Damen, welche ihnen beiden bereits Haftstrafen bescherten. Oha. Dabei sehen die beiden angeklagten Damen doch so nett aus?

Beide haben eine beträchtliche Drogen-Karriere hinter sich. Crack und Heroin – dem waren sie beide verfallen. Schuld seien Trennungen und früh gestorbene Kinder. Ich beginne, Mitleid zu empfinden.

Und zu meiner Freude zeigt sich auch die Richterin sehr menschlich. Sie möchte die Angeklagte zu ihrem Drogenproblem, ihrer Beziehung, ihrem derzeitigen Befinden befragen, bevor sie ihr Urteil verkünden mag. „Haben Sie schon eine Therapie begonnen?“

 

Die Richterin wird emotional

Allerdings fühlt sich lediglich der Rechtsanwalt der Angeklagten dazu berufen, auf ihre Fragen zu Antworten. Nun wird die Richterin laut und wendet sich der jungen Dame zu:

„Nun reden Sie doch mit mir! Ich will Ihnen keinen Strick drehen, ich will Sie verstehen! Ich will SIE kennen lernen, nicht Ihren Anwalt! Anwälte kenne ich bereits zur Genüge, es geht doch hier um SIE!“

Mit diesem Anflug von Emotionen bricht sie das Schweigen der Angeklagten.

Sie erzählt von ihrer Jugend, von Problemen mit dem damaligen Freund, von einer Trennung, die sie nicht verkraftete. Von falschen Freunden. Von all den Drogen, von ihrer Haft.

Ihr Rechtsanwalt beantragt eine Unterbrechung zwecks Zigarette. Ich bin dankbar und folge ihm vor die Tür des Amtsgerichts. Ob ich Jura studiere, fragt er mich. Ich verneine, zeige mich interessiert an seinem Beruf. Er äußert seinen Unmut gegenüber dem Staatsanwalt. Ich frage ihn, wie viele Gerichtsverhandlungen er in einer durchschnittlichen Arbeitswoche erlebt.

 

„Das heute ist bereits meine achte Verhandlung in dieser Woche“

Sein Arbeitspensum sei hoch, verrät er mir, als er an seiner Zigarette ziehe. Doch, so sehr er sich manchmal ärgere – sein Beruf, der sei spannend. Vor allem derzeit, wo sich zahlreiche Geflüchtete vor den Gerichten befänden.

Er verabschiedet sich und kehrt zurück ins Gerichtsgebäude. Ich lasse die vergangenen 2 Stunden auf mich wirken und beschließe, mich ins Café zu setzen. Bis zur Urteilsverkündung, so fürchtete ich, sollte es noch lange dauern.

 

Im Café angekommen überlege ich: Hat sich das gelohnt? Sollte ich es wieder tun?

Na unbedingt! Nicht nur, dass eine Gerichtsverhandlung besser und aufschlussreicher ist als jeder Film im Fernsehen:

Alle Beteiligten sind echt, alle haben ein Interesse. Es wird diskutiert, manchmal auch laut – und dennoch immer die Form gewahrt. Ich wurde zum Nachdenken bewegt: Über Schicksale, Recht und Unrecht. Darüber, wie verquer meine Vorstellung von Inhaftierten doch war.

Und dabei war das hier heute doch nur eine ganz alltägliche Verhandlung. In jedem Falle aber eine schöne Aktivität für einen ansonsten toten Tag. Ist es nicht schön, dass unser Staat uns allen diese Möglichkeit der Horizonterweiterung und Freizeitbeschäftigung ermöglicht? Und das ganz kostenlos?

Leider gibt es – weder im Internet noch anderswo – eine Übersicht über die einzelnen Prozesse der laufenden Verhandlungswoche.

 

Auf gut Glück

Es gilt also, einfach mal vorbeizuschauen. Von Montag bis Freitag wird ab 10.00 Uhr verhandelt. Im ersten Stock des Gebäude E gilt es dann, einfach Ausschau nach öffentlichen Sitzungen zu halten. Und dann Platz zu nehmen, das Handy wegzulegen und gespannt der Verhandlung zu folgen.

Probiert es aus – und lasst den Fernseher mal dunkel!

Buzzfeed, Baby! 10 Dinge, an denen es in Frankfurt eindeutig mangelt.

Der aufmerksame Leser weiß natürlich längst: 

Ich singe oftmals Lobeslieder auf unsere Heimatstadt am Main. Schwärme von einer Vielfalt, die auf nicht einmal 250 Quadratkilometern Stadtfläche dafür sorgt, dass selbst mir seltenst langweilig wird.

Von all den Möglichkeiten, die sich hier auftun, den unterschiedlichen Menschen, die ein einfaches Gespräch zu einem besonderen Moment werden lassen können. Und natürlich vom “Stadtrausch”, von einer Metropole im steten Wandel, vom immerwährenden Umbruch, all der Bewegung.

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Dennoch muss ich hier mal klarstellen: 

Es gibt auch Dinge, die ich hier schmerzlich vermisse.
Umstände, über die ich mich maßlos ärgere.
Tatsachen, die in anderen Großstädten unserer Republik undenkbar wären – oder längst selbstverständlich sind.

Und hey, da “BUZZFEED” bei den jungen, hippen Leuten von heute ja so angesagt ist, schließe ich mich diesem Trend freilich gerne an!

Et voilà, Vorhang auf und Bühne frei: 

Hier ist es, mein Top 10 – Ranking der Dinge, die in Frankfurt einfach fehlen.

 


 

Platz 1: Bezahlbarer Wohnraum. Für alle.

 

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Jawoll, dass es in Frankfurt insbesondere an bezahlbarem Wohnraum für alle Schichten der Bevölkerung mangelt, ist ein längst bekannter Umstand.
Der Anteil der städtisch geförderten Wohnungen schrumpft kontinuierlich, wogegen die Mietpreise der privaten Wohnungen ungehindert wuchern.

An diesem Umstand änderte auch die 2015 eingeführte und gefeierte “Mietpreisbremse” nichts. Im Gegenteil, im Städtevergleich ist für die heimischen Wände schon lange lediglich in München mehr zu berappen.

Das Vorhaben, neue Wohngebiete zu erschließen, gestaltet sich als Drama – nicht zuletzt  begründet in der bereits hochverdichteten, kleinen Fläche der Stadt.

Und so werden auch weiterhin Wohnungssuchende verzweifeln, werden “Ur-Frankfurter” in die äußeren Stadtteile verdrängt, während die angesagten Bezirke der Innenstadt lediglich von besser verdienenden, oft Zugezogenen Menschen dominiert werden.

Eine gelungene “soziale Durchmischung” geht anders. Nicht sonderlich erfreulich – außer für Immobilienbesitzer. 

 

Platz 2: Kneipenkultur

 

Wir Frankfurter haben unser “Wasserhäuschen”. Einst verschrien, wurde es unlängst als sozialer Treffpunkt, als Ort für Klatsch, Tratsch & Feierabend wiederbelebt. Eine Entwicklung, die mich durchaus erfreut!

Was wir dagegen nicht haben:

Eine echte Kneipenkultur. So wie generell in Frankfurt alles ganz besonders sein muss – in jüngster Zeit gerne in Form einer möglichst umfangreichen Craftbier-Karte, Tastings unzähliger Gin-Sorten oder auch lediglich von exorbitanten Preisen – so versuchen auch die meisten Bars und Kneipen, möglichst exklusiv zu sein.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich in diesem Augenblick, in dem ich diese Zeilen schreibe, in der “Kinly Bar” sitze. In der ich an  meinem Old Fashioned schlürfe, dessen Vorzüglichkeit ihren berechtigten Preis hat.

Und gleichzeitig eine Sehnsucht nach den vielen vielleicht einfachen, aber lebhaften Kneipen verspüre, die ich in anderen Städten als selbstverständlich wahrgenommen habe.

Ja, wir haben verdammt gute Bars. Vermutlich sogar die beste Bar-Szene des Landes.

Wo aber sind all die gemütlichen Eckkneipen, die ein Jedermann aufsuchen kann, wenn nach dem Feierabend nicht der Sinn nach dem heimischen Sofa steht? Wo in der Nachbarschaft verbirgt sich hinter getönten Scheiben ein öffentliches Wohnzimmer, in dem auch unter der Woche erstmalige Besucher so herzlich aufgenommen werden, als gehörten sie längst zum Mobiliar?

Kneipen, in denen  auch ein gewöhnlicher  Dienstagabend noch bei Kaltgetränken, Gesprächen und Musik einen schönen Abschluss finden kann. Ganz ohne Extraveganz und prall gefülltem Portemonnaie.

Und nein, ich rede nicht von all den Absturz-Kneipen in Alt-Sachsenhausen, in denen Shots nur einen Euro kosten und der Vollrausch auch für 16-jährige Umlands-Bewohner mittels Taschengeld finanzierbar ist.

Nach sechs Jahren in Frankfurt am Main stelle ich fest:

Der gemeine Frankfurter trifft sich in angesagten Bars zu wahnsinnig guten, aber teuren Drinks. Trifft sich zum Essen im neu eröffneten Szene-Restaurant mit der exotischsten Lifestyle-Küche. Im Sommer auch gerne mal auf der Rooftop-Bar, versteht sich. Oder beim Afterwork, für dessen Besuch es erst einmal Eintritt zu errichten gilt. Hat ja schließlich seinen Preis, Bänkern beim Köpfen ihrer Champagner-Flaschen zuzuschauen.

Oder er bleibt gleich ganz zu Hause.

Was man hier dagegen viel zu selten macht: 
Einfach noch mal raus gehen “auf’n Bier ums Eck”.

Gern auch alleine, weil man ja eh jemanden kennt. Und wenn nicht, eben kennenlernen wird.

In einer Kneipe, die wochentags nicht ausschließlich von dubiosen Gestalten an Spielautomaten bevölkert ist, in der bestenfalls sogar geraucht werden darf. Und in der irgendwann aus einer Laune heraus beschlossen wird, nach dem dritten Bier auf den Tischen zu tanzen.

Was am Wochenende kein Problem darstellt, offenbart sich hier von Montag bis Donnerstag zur einem echtem Mangel. Mag auch daran liegen, dass viele Studenten der Frankfurter Universitäten lieber nach Frankfurt Ein- und Auspendeln, statt hier zu leben. Womit wir wieder bei Punkt 1 wären.

Sorry, Frankfurt, aber: Kneipenkultur? Fehlanzeige. 

 

Platz 3: Eine echte alternative Szene

 

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Dies führt bereits zum dritten Platz, der mich persönlich wirklich ärgert:

So bunt auch Frankfurts Vielfalt, so kaum vorhanden auch eine alternative Szene. Freunde von lauter Gitarrenmusik, Tattoos & schwarzer Kleidung tun sich hier schwer bei der Suche nach Gleichgesinnten und Orten, an denen man auf eben diese treffen kann.

Die alternative Club-Szene beschränkt sich auf nicht weniger als zwei Tanzlokale, die da wären das “Final Destination” und das “The Cave“.

Die beiden Läden besuche ich zwar selbst sehr gerne, verglichen mit den alternativen Clubs in anderen Städten (sogar ausgerechnet Augsburg hat die “Rockfabrik”!) bieten auch diese aber ein geradezu trauriges Bild ab.

Unter der Woche herrscht tote Hose, sodass bis zum Wochenende auf alternativ angehauchte Kneipen ausgewichen werden muss.

Doch – ihr ahnt es bereits – auch dies ist in Frankfurt nicht so einfach, lassen sich diese doch an einer Hand abzählen.

Eine der bekanntesten Kneipen, die sich selbst als “alternative Musikbar” bezeichnet, besuche ich zwar selbst sehr gerne:

Das “Feinstaub” im Frankfurter Nordend.

Eine tolle Bar, aber “Musikbar”? Hello there, schon mal im “Engel” in Düsseldorf gewesen? Wo man sich aufgrund der brachial lauten Musik kaum mit seinem Gegenüber unterhalten kann?

Okay, will man dort eh nicht, denn was zählt ist dort: Musik, headbangen, abgehen, Alltag vergessen. Mag das (Alt-)Bier auch noch so ungenießbar sein.

Die Musik im Feinstaub dagegen: Bloße Hintergrundmusik. Schade.

Klar, es gibt Locations wie das “Café Exzess” oder die “Au“, welches ich allerdings eher als politisch denn alternativ betrachte. Und die legendäre Batschkapp sowie deren ehemaliges Anhängels “Elfer” haben sich längst zur reinen Veranstaltungs-Location beziehungsweise Techno-Club gewandelt.

Als Freund der alternativen, lauten Musik hat man’s leider wahrlich schwer in Frankfurt.

Ein schwacher Trost: Marburg und Darmstadt sind nicht weit. 

 

Platz 4 : Ein fähiger Verkehrsverbund

 

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Frankfurt am Main schmückt sich gerne damit, eine Metropole zu sein. Schön wäre es allerdings, wäre ein öffentlicher Nahverkehr vorhanden, der der Infrastruktur einer Metropole auch gerecht würde.

Verantwortlich für diesen Mangel:

Deutschlands wohl grottigster Verkehrsverbund, der Rhein-Main-Verkehrsverbund.

Dieser bestellt im Auftrag des Landes Hessen die Nahverkehrsdienstleistungen bei den unterschiedlichen Verkehrsunternehmen. Ebenso vorgegeben werden Fahrpläne, Linien und Fahrpreise.

Leider ist es dem RMV auch nach 20 Jahren seit seiner Gründung nicht gelungen, ein transparentes Preissystem zu erschaffen, welches vom durchschnittlichen Fahrgast (der doch einfach nur einen Fahrschein kaufen möchte) auch ohne abgeschlossenes Studium der Verkehrsgeographie sowie der Wirtschaftsmathematik verständlich und nachvollziehbar wäre.

Und klar, dass zum Fahrplanwechsel im letzen Dezember gleich noch eine saftige Preiserhöhung aufgetischt wurde.

Ach, wie schön das doch in anderen Städten ist: Da gibt es Ringe oder Streifen, nach einem schnellen Blick auf den Netzplan ist ersichtlich, wie viele von ihnen auf dem Weg zum Fahrtziel durchquert werden müssen – und folglich, welch Fahrpreis zu entrichten ist. Bestes Beispiel hierfür ist Berlin: Ring A, Ring B, Ring C – drei Ringe, drei Fahrpreise, fertig. Wie einfach das doch sein kann!

Die Fahrpreise indes sind im Dunstkreis des RMV obendrein happig: Auch Monatskarten sind im bundesweiten Vergleich unangefochten teuer. So kostet eine Monatskarte allein für das Stadtgebiet Frankfurt (pardon: Tarifgebiet 50) stolze knappe 90 Euro. Da ist sogar München – obwohl wesentlich größer – erheblich günstiger.

Der jüngste Versuch, das eigene Preissystem zu reformieren und endlich fair und verständlich zu gestalten, endete äußerst peinlich:

So wurde das als Revolution gefeierte Projekt “rmvSmart” noch während der Erprobungsphase für gescheitert erklärt.

Wäre ja zu verschmerzen, stünde den exorbitanten Fahrpreisen wenigstens ein entsprechendes, einer selbsternannten “Metropole” angemessenes Angebot entgegen. Ein echter Mangel besteht freilich auch an Parkplätzen, jedoch ließe sich dieser leicht beheben, würde es gelingen, mehr Menschen zur Nutzung von Bus & Bahnen zu bewegen. Dies setzte jedoch ein erschwingliches wie attraktives Angebot voraus.

Dem ist nicht aber so:

Nicht einmal am Wochenende verkehren – zumindest stündlich – S- und U-Bahnen. Erzählte man dies einem Nordrhein-Westfalen oder Berliner, dürfte man allenfalls ungläubiges Kopfschütteln ernten. Oder wahlweise schallendes Gelächter.

Aber hey, wer Samstag nachts nach ein Uhr noch nach Hause möchte, kann ja auch die restlichen Stunden der Nacht bei einer Rundreise kreuz und quer durch die Stadt im überfüllten Nachtbus verbringen. Unterhaltung durch Mitreisende garantiert!

Und wozu überhaupt eine nächtliche S-Bahn nach Offenbach oder Hanau? Da will doch eh niemand hin. Nicht freiwillig.

 

Platz 5: Polizeipräsenz in der Innenstadt

 

Die Polizei Frankfurt mag auf Facebook & Twitter überaus präsent sein. Und das nicht einmal erfolglos: Immer wieder stellen die Social Media-Beamten unter der Beweis, dass sie eine zeitgemäße wie humorvolle Kommunikation mit der Bevölkerung beherrschen. Über die Story vom von der Polizei gefundenen Poesie-Albums der kleinen Mila wurde sogar in der Berliner Zeitung berichtet. 

Wo sie dagegen weniger präsent ist: An den Brennpunkten der Frankfurter Innenstadt. 

So werden unweit der Polizeiwache 1 direkt an der Konstablerwache völlig ungeniert Drogen gehandelt. Man macht sich nicht einmal mehr die Mühe, zwecks Abwicklung der Geschäfte in die nächste dunkle Ecke zu verkrümeln:

Geld- wie Rauschgiftübergabe vollziehen sich am hellichten Tage gänzlich unbedarft und vor den Augen der Flaneure. Auch ich werde fast immer danach gefragt, ob ein akutes Bedürfnis nach Drogen meinerseits bestünde, wenn ich über die “Konsti” schlendere. Hab’ ich in anderen Städten so noch nie erlebt, stört mich aber nicht weiter. Die Dealer sind schließlich zumeist friedlich. Passanten mit weniger dickem Fell mögen jedoch durchaus eingeschüchtert sein. Mal ganz abgesehen davon, dass öffentlicher Drogenverkauf in Deutschland schlicht illegal ist. Warum die Polizei unter diesen längst stadtbekannten, florierenden Handel nichts unternimmt, ist bisweilen schleierhaft.

Was mich dagegen sehr stört: 

Wer am Wochenende nachts über die Zeil wandert, erhält unfreiwillig einen Einblick in menschliche Abgründe. Aggressive Betrunkene, randalierende Jugendliche und pöbelnde Halbstarke sorgen auch bei mir für eine innere Alarmbereitschaft. Eine teils aggressive Bettel-Mafia hat sich auf der Zeil etabliert und nimmt denen ihre Bühne, die wirklich bedürftig sind. Auf Münzen in ihrem Hut angewiesen sind, um zu überleben.

Das selbe Bild in den unterirdischen Bahnhöfen. Hier trifft man auf das selbe Klientel oder auch Süchtige, die auf Bahnsteige urinieren oder mit Crackpfeifen und Spritzen hantieren. All das kann man nächtens hier bewundern, jedoch eines nicht: Den Anblick von Uniformierten.

Klar, soziale Probleme lassen sich nicht allein durch Polizeipräsenz lösen. Dennoch löst dessen Anwesenheit ein subjektives Sicherheitsgefühl aus, welches ein jeder Bürger verdient hat. Und insbesondere in noch größeren Städten wie Berlin oder Köln, mal ganz zu schweigen von München (in denen ich oftmals unterwegs bin!) wäre eine von den Hütern des Gesetzes vollkommen verlassene Innenstadt unvorstellbar.

So gut ihr das mit diesem Facebook auch hinbekommt, liebe Polizei Frankfurt: Traut euch doch ab und an auch mal hinter euren Bildschirmen hervor und zeigt Präsenz in der Stadt. Bürger und Ruf der Stadt werden es euch danken. 

 

Platz 6: Konzertkultur

 

Frankfurt darf sich vollkommen zurecht als Geburtsort des Techno bezeichnen und bietet auch heute noch eine hervorragende Club-Szene. Auch im HipHop hat sich die Stadt früh einen Namen gemacht – ich erinnere an diese Stelle mal an das “Rödelheim Hartreim Projekt”.

Für handgemachte Musik bietet die Stadt leider wenig Platz. Insbesondere lokale Künstler haben es schwer, ihre Musik an ein Publikum zu bringen.

Die ganz großen Bands lassen Frankfurt derweil oftmals gleich ganz außen vor und bevorzugen den “Schlachthof” in Wiesbaden als Spielstätte.

Schön, dass Initiativen wie “OHRWURM” versuchen, mit Wohnzimmer-, Cafe – und Bar-Konzerten der Stadt ein wenig mehr musikalisches Leben einzuhauchen. Auch kleinen Künstlern eine Bühne zu bieten.

Klassische kleine Konzert-Locations sind derweil wenige vorhanden – seit Sinkkasten & die “alte” Batschkapp verschwunden sind, verblieben lediglich wenige davon. Hierbei seien das “Mampf” im Ostend erwähnt (Jazz), der “Dreikönigskeller” in Sachsenhausen sowie das “Spritzehaus” in Alt-Sachsenhausen.

Insbesondere im Vergleich zu Hamburg und Berlin hat Frankfurt hier echte Defizite. Doch die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! 

 

Platz 7: Berge, Meer & Seen

 

 

“Ich liebe die Schiffe, das Meer und den Hafen” – das sangen Fettes Brot schon vor langer Zeit. Kein Wunder, würde ich ihn Hamburg leben – ich wäre wohl ähnlich angetan.

Der Münchner wiederum weiß die Alpen quasi vor seiner Haustüre und liebt sie für das Panorama, um welches sie seinen bayrischen Horizont erweitern. Okay, außer, er beschwert sich gerade wieder einmal über den Fön.

Doch ein spontaner Wander-Ausflug in die Berge? Ein Spaziergang am Meer? Ein ganzer Sommertag am See? In Frankfurt leider nicht ohne weiteres drin.

Ein paar Hügel, ja, Flüsse gibt’s auch ein paar in der Umgebung – das wars dann aber auch.

Wen die Lust auf Berge und Meer packt, ist dies erst einmal mit einer längeren Reise verbunden. Gut, dass man hier  wenigstens den größten Flughafen des Landes in der Nähe weiß – und die Welt dennoch recht schnell offen steht.
Wenn auch nicht für einen spontanen Ausflug.

Immerhin im Umkreis gibt es einige schöne Seen, welche teils sogar zum Baden genutzt werden dürfen und an denen es sich im Sommer schön fläzen und braun werden lässt. Prominentes Beispiele hierfür sind Langener Waldsee und Walldorfer See, die leider in der Hochsaison hoffnungslos überlaufen sind.

So schön die Seen auch sind, ohne Auto oder Bahn sind sie nur schwierig zu erreichen. Schade, dass im Stadtgebiet kein öffentliches Gewässer zum Baden zur Verfügung steht. Einzige Ausnahme ist der Schwedlersee, das kühle Nass ist jedoch ausschließlich den Mitgliedern des dort residierenden Schwimmclubs vorbehalten. Schade!

Platz 8: Gelassenheit der Stadtverwaltung

 

Kommen wir zu einem meiner absoluten persönlichen Top-Aufreger:
Die Stadt Frankfurt feiert sich nur allzu gern dafür, eine offene, urbane und lebenswerte Stadt zu sein. Lässig eben.

Leider gar nicht so lässig geben sich derweil Stadtverwaltung und Ordnungsamt, wenn es um Umsetzung und Einhaltung von Paragraphen geht. Eine öffentlich Ordnung will schließlich gewährleistet sein – gern auch mal auf Anordnung. Frankfurt liegt schließlich immer noch in Deutschland!

Drei Beispiele hierfür aus der jüngsten Zeit dürften dem Bürger noch in guter Erinnerung sein:

So entwickelte sich das von zwei jungen Kerlen übernommene Wasserhäuschen “GUDES” zum geschätzten Treffpunkt für die Nachbarschaft im Nordend.

Der angrenzende Matthias Beltz-Platz wurde als Open Air-Wohnzimmer genutzt, sogar Tische und Stühle wurden von den Besuchern aufgestellt und erfreuten sich großer Beliebtheit.

Dies alles ging der Stadt – die urbane Entwicklungen vordergründig begrüßt – dann doch zu weit. Zuerst wurde dem Wasserhäuschen mangels Ausschankgenehmigung untersagt, die verkauften Getränkeflaschen zu öffnen.

Dann schickte man sich gleich mehrfach an, die auf dem Matthias Beltz-Platz aufgestellten Möbel als wilden Sperrmüll zu entsorgen. 

Erst nach lautstarkem Protest der Nutzer des Platzes und langen Diskussionen auf politischer Ebene erbarmte sich die Stadt, 40 einheitliche Klappstühle zu finanzieren und dort aufzustellen. Behördlich genehmigt, versteht sich.

Ähnliches Ungemacht ereilte auch den Kiosk “Yok Yok” im Bahnhofsviertel, das von der Stadt ach so gern für seine Lebendigkeit gepriesen wird.

Ausgerechnet Letztere war dem Ordnungsamt dann doch ein Dorn im Auge:

Es untersagte kurzerhand den Verkauf von alkoholischen Getränken nach 22 Uhr. Inhaber Nazim Alemdar hat gemäß´Verfügung außerdem dafür zu sorgen, dass sich vor dem Kiosk nach 22 Uhr keine Menschen mehr aufhalten und ihre Getränke dort verzehren.

Konsequenz des Ganzen: Die Menschen “verzehren” ihre Getränke jetzt 5 Meter nebenan, außerhalb des “Einwirkbereichs seiner Gastsätte”. Jawollja, Ordnung muss sein!

Über den dritten Fall wurde gar überregional berichtet: 

Der Obdachlose Reiner Schaad, bekannt als “Eisenbahn Reiner”, gehörte seit Jahren zum Stadtbild. Die Frankfurter kennen und mögen ihn, grüßen ihn, wenn er allmorgendlich seine Spielzeugeisenbahn an seinem Stammplatz in der Liebfrauenstraße aufbaut. Hey, hat echt niemanden gestört. Nun ja – fast niemanden.

Kein geringerer als der Mönch “Bruder Paulus” reichte nämlich Beschwerde über diesen in seinen Augen wohl untragbaren Zustand ein. Genau, ich weiß schon, warum ich Heiligkeiten wie Scheinheiligkeiten nicht mag. Das Ordnungsamt reagierte – und konfiszierte Reiners Eisenbahn und untersagte ihm den künftigen Aufbau seines Lagers. Könnte ja schließlich jeder kommen. Ferner liege dem Obdachlosen keine “Sondernutzungsgenehmigung für öffentlichen Raum” vor – die er blöderweise ohne festen Wohnsitz niemals hätte beantragen können.

Nach einer großen Welle der Solidarität und zahlreichen, öffentlich wirksamen Protestaktionen, knickte die Stadt dann persönlich ein – nachdem sich Oberbürgermeister Feldmann persönlich zu einer Reaktion gezwungen sah.

Nach mehreren Wochen des Kampfes dann knickte der Verkehrsdezernent Klaus Oesterling ein und sprach “Eisenbahn-Reiner” ein Sondernutzungsrecht samt Ausnahmegenehmigung zu. Wohl, um weiteren Schaden des Ansehens der Stadt abzuwenden. Reiner indes ist derweil die Lust an seiner Eisenbahn vergangen – er möchte doch eigentlich nur seine Ruhe haben wollen.

Liebe Stadtverwaltung, liebes Ordnungsamt: 

Auch ohne, dass ihr es gerne propagiert – unsere Bürger SIND offen und pflegen ein entspanntes Miteinander. Hört endlich auf, dies mit eurer Engstirnigkeit zu gefährden und torpedieren! Danke.

 

Platz 9: Ein gutes Image

 

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Nach Berlin wollen sie ohnehin alle. “Kraftklub” vielleicht mal außen vor. München gilt gemeinhin als die “Perle des Südens”, jeder schwärmt vom dortigen Bier, der Gemütlichkeit der weltbekannten Biergärten.

Ich habe noch nie jemanden getroffen, der von einem Besuch in Hamburg zurückgekehrt wäre, und nicht von der Stadt geschwärmt hätte. Köln, das ist Karneval und rheinländische Heiterkeit, der Besucher Dresdens verliebt sich augenblicklich in die schöne Altstadt.

Heidelberg, ja, die quirlige Studentenstadt – oft bereist sogar von Asiaten und Amerikanern – mag auch irgendwie jeder, Freiburg wird ebenso schnell ins Herz geschlossen. Ebenso wie Nürnberg, das nicht nur zum Zeitpunkt des Christkindlmarktes gern besucht wird. Soll ja schließlich auch ziemlich gutes Bier dort geben. 

Und was ist eigentlich mit Frankfurt?

Frankfurt gilt vielen nach wie vor als ein großes Moloch.
Wie oft schon bekam ich zu hören, Frankfurt sei eine schmutzige, kalte Stadt voller Elend und Bänkern – insbesondere von Leuten, die “mal zu einer Messe” hier waren oder deren Frankfurt-Besuch ausschließlich zwischen Haupt- und Konstablerwache stattfand.

Ich bekomme dann stets das akute Bedürfnis, meine Heimat zu verteidigen.
Und sehe nicht ein, dass Frankfurt im Beliebtheits-Ranking deutscher Städte immer noch irgendwo zwischen Dessau und Castrop-Rauxel rangiert.

Doch, auch ich muss eingestehen, Frankfurt hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, was die Stadtentwicklung in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts betrifft. Insbesondere sozial- und verkehrspolitisch wurden zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen, vom schon grotesk-hässlichen Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Innenstadt einmal ganz zu schweigen.

Erschwerend kommt hinzu: Jede Großstadt hat ihre Schandflecken und Brennpunkte. Blöderweise liegt der wohl jahrzehntelang größte davon direkt an dem Ort, den der gemeine Frankfurt-Besucher meist als erstes zu Gesicht bekommt: Dem Hauptbahnhof.

Kann ich es also jemandem verübeln, der – frisch in Frankfurt angekommen – den Hauptbahnhof verlässt und sich augenblicklich die Frage stellt:

” Um Himmels Willen . das hier soll also Frankfurt sein? Wann fährt der nächste Zug, der mich schnell wieder weg bringt von hier? “

Irgendwie nicht. Und das finde ich so schade! 

Frankfurt, du hast viel Mist gebaut in den letzten Jahrzehnten. Dir deinen Ruf als Verbrechens- und Betonhauptstadt hart erarbeitet. Wird Zeit, dass du dich mächtig ins Zeug legst – um einen Ruf zu erhalten, der dir als so lebenswerte, bunte und auch schöne Stadt gerecht wird. Meinen eigenen Beitrag hierfür steuere ich gern bei!

Platz 10: Waschechte Frankfurter

 

Läuft man durch die Straßen Münchens, so sind all diejenigen, die ihr gesamtes bisheriges Leben an der Isar verbracht haben, schnell und zahlreich auszumachen. Mit unverkennbarem Dialekt und einer herzlichen “Grantligkeit” sind die Münchner Kindl, wie sie sich selbst so gern bezeichnen, schnell auszumachen.

In der Hauptstadt ist der waschechte Berliner ebenso schnell auszumachen.
“Klar, dit ick von hier bin!”, fragt er, und schimpft über all die Touristen und Zugezogenen.

Im Ruhrpott ist der Durchschnitts-Westfale ebenso stolz auf Heimat und längst vergangene Zeiten, als im Pott noch rauchende Schornsteine Deutschlands Wohlstand sicherten.

So erfüllen eigentlich allerorts im Lande die Einwohner viele der Klischees, die man ihnen so nachsagt.

Doch was ist mit Frankfurt? Wo sind sie denn, all die Frankfurter Originale? 

Hand aufs Herz:
Wann habt ihr zuletzt einen waschechten Frankfurter kennen gelernt?

Diejenigen, die Apfelwein schon mit der Muttermilch aufgesogen haben, bereits ihre Kindheit hier verbracht haben – und auch aufgrund ihrer Redensart sofort als “Frankfodder” auszumachen sind?

Die der Eintracht die Treue schwören und selbstverständlich alljährlich über Pfingsten Urlaub nehmen, um im Stadtwald tagelang den “Wäldchestag” zu zelebrieren?

Mir passiert das wirklich selten. Schade eigentlich, verleihen doch gerade die schon immer Hier-Gewesenen ihrer Stadt einen unverwechselbaren Charakter.

Mag wohl daran liegen, dass viele Menschen allein aus beruflichen Gründen in der Mainmetropole landen. Die Fluktuation hoch, die Verweildauer begrenzt ist. 

Und vielleicht auch daran, dass “Frankfurter sein” mehr ein Gefühl der Zugehörigkeit als eine Frage der Herkunft ist. 

Trotzdem fordere ich all die Menschen, welche Frankfurt am Main als ihren Geburtsort im Personalausweis eingetragen haben, dazu auf:

Egal, wo auch immer ihr euch verstecken mögt: 

Verlasst öfters mal eure Wohnungen in Unterliederbach, Sindlingen, Zeilsheim, Hausen, Harheim oder Ginnheim – und mischt euch unter all die Zugezogenen!

Schließlich seid ihr eine echte Bereicherung für diese Stadt!

Insbesondere in den innerstädtischen Stadtteilen lässt es sich bislang zwar vorzüglich über die Heimat des Gegenübers unterhalten –  aber ein paar Anekdoten von früher, ein paar Worte gepflegter Frankfurter Mundart, ein bisschen mehr Frankfurt dem Stadtleben: Ja, das wäre schön. Eine Bereicherung, mir eine große Freude. Traut euch!


 

Aber sonst…

 

Ja, aber sonst hat Frankfurt so ziemlich alles, was eine lebens- wie liebenswerte Großstadt auszeichnet. Und nirgends dürfte eine größere kulturelle, architektonische wie landschaftliche Vielfalt auf ähnlich kleinem Raum bestehen. 

Frankfurt – das ist oftmals Liebe erst auf den zweiten Blick. Doch wer sich einmal von der Stadt in ihren Bann hat ziehen lassen, der mag hier nicht mehr weg.

Und sagt man nicht gerade den Frankfurtern nach, sie seien nur glücklich, wenn sie ordentlich was zu meckern haben?

Mir jedenfalls gehts nun schon deutlich besser.

Und in einer perfekten Stadt zu leben – das wär’ ja auch irgendwie langweilig, oder?

 

 

Undercover im roten Bus: Als Touri in der eigenen Stadt

So sehr ich auch jede freie Minute in meiner Heimat liebe und schätze, so gern besuche ich ja auch hin und wieder mal fremde Städte.

“Reisen bildet”, sagt man – und ja, sich durch fremde Städte treiben zu lassen, deren Architektur zu bewundern und deren Luft zu atmen: Das hat was. Ganz zu schweigen von den Menschen, die man kennen lernen kann – nein, man muss nicht einmal weit weg fahren, um den eigenen Horizont zu erweitern. Und anschließend mit unzähligen neuen Eindrücken und frischer Inspiration zurückzukehren, nach Hause an den Main.

 

Einfach mal “Touri sein”, das sei noch jedem vergönnt!

Und dennoch: 

Hand aufs Herz, ein jeder Heimatliche schmunzelt innerlich, wenn er Touristen durch die eigene Stadt schlendern sieht. Schwer bepackt mit Foto-Apparat um den Hals: Das Touri-Klischee lässt sich eigentlich nur noch mit einer Sightseeing-Tour im roten Doppeldecker-Bus toppen, welche in so ziemlich allen Großstädten dieser Welt ihre Runden drehen, um die eingängigen Sehenswürdigkeiten abzuklappern.

So auch in Frankfurt! Doch was sind eigentlich die eingängigen Sehenswürdigkeiten meiner Stadt? Wer nutzt überhaupt seine Urlaubstage, um meiner Heimatstadt Besuch abzustatten? Und vor allem: Sich bequem und jedem Klischee entsprechend im Sightseeing-Bus chauffieren zu lassen? Wo ist man her – und wieso reist man ausgerechnet nach Frankfurt?

 

Ich beschließe, dies herauszufinden.

Über die Website des Anbieters buche ich die “CityTour” für einen Fahrpreis von stolzen 14,90 Euro. Nicht ganz günstig, aber eine Kurzstrecken-Fahrkarte kostet ja mittlerweile RMV sei Dank auch nur noch unwesentlich weniger.

Und bereits die Homepage ist ein echtes Highlight:
Ich hatte ja ganz vergessen, wie Webseiten im Jahr 2001 ausgesehen haben. Mehr Retro-Charme geht nicht!

60 Minuten lang dauert die Touri-Rundfahrt:

Eine Stunde, in der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Frankfurts abgeklappert werden sollen. Ich bin gespannt, was mich erwartet!

Ich mache mich also auf zur Haltestelle “Dom/Römer”, von wo aus die Busse im Halbstundentakt aus abfahren und auch wieder ankommen.

Der auffällig rote Bus steht abfahrbereit an der Haltestelle, und ich schäme mich bereits ein wenig, als ich den Bus besteige und dem leicht gelangweilten Fahrer mein Ticket präsentiere. Dieser stattet mich auch direkt mit Einweg-Kopfhörern und Stadtplan aus.

Gut ausgerüstet erklimme ich das Oberdeck, suche mir ‘nen schicken Platz – und schaue mich um.

 

Die meisten Plätze bleiben leer

Lediglich sechs weitere Menschen möchten sich in bester Touri-Manier durch die Stadt chauffieren lassen. Nun gut, es ist halt auch Februar, ziemlich bewölkt und obendrein ein Mittag am Donnerstag.

Zeit, mit meinen Mitreisenden ins Gespräch zu kommen. Schließlich werden wir die nächste Stunde gemeinsam gefangen in einem bereiften Tourismus-Klischee verbringen.

Ganze fünf meiner Mitreisenden erweisen sich als belgischer Freundeskreis, welche mir erzählen, dass sie das morgige Davis Cup-Spiel besuchen werden und deswegen nach Frankfurt gereist sind. Hochrangige Tennis-Matches: Das ist sogar mir als Frankfurt nicht bekannt gewesen.

“And further we are here to conquer Germany”, ergänzen sie und lachen. Ich lache mit, jaja, diese Belgier – sollen die das mal versuchen! 

Es ist nicht ihr erster Besuch in Frankfurt; allerdings seien sie bislang nur zum Umsteigen an Flughafen und Hauptbahnhof gewesen – und die Messe, ja, die habe man auch schon öfters mal besucht. Umso schöner, endlich mal Zeit zu haben, sich den Rest “Mainhattans” anzuschauen.

Unmittelbar hinter mir nimmt eine junge Asiatin platz. Meine Frage nach ihrer Herkunft beantwortet sie mit entschlossenem “Chinese!”, ebenso die Frage nach ihren gesprochenen Sprachen. Mist, war wohl nix mit Kennenlernen. Allerdings erweist sie sich als äußerst hilfsbereit und stellt mir ungefragt den Schalter für die Sprachausgabe der Führung auf ihre Landessprache um. Wirklich äußerst freundlich, diese Asiaten!

 

Und los geht’s!

Die Begrüßung vom Band reißt uns aus unseren Gesprächen und stimmt uns mit den basic Facts zur Stadt auf die kommende Rundfahrt ein. Jaja, bedeutendes Wirtschaftszentrum, schöne Fachwerkhäuser, größter Flughafen der Republik, jaja ich weiß schon, und zwei Minuten vor der Abfahrtszeit geht unsere Reise los. Da sollte sich die deutsche Bahn mal ein Beispiel dran nehmen!

Wir starten auf der Berliner Straße, einmal rum ums Eck: Hallo auch, Paulskirche! Die Bandansage bedudelt uns mit der Geschichte der Kirche, und ehe wir uns versehen, zieht die große Euro-Skulptur an uns vorbei und wir befinden uns in mitten in den Häuserschluchten des Bankenviertels. Man staunt hier und da, der Bus biegt ab:

Ja, hallo auch, Westend! Wohlhabendes Viertel, jaja, der Palmengarten – huch, und vorbei ist er! – und schon erspähen wir die Bockenheimer Warte durch die große Frontscheibe des Oberdecks. Info hierzu: Am Fuße dieser findet ein Wochenmarkt statt. Heute sogar tatsächlich.

 

Tageslicht, gesetzlich vorgeschrieben

Bis hierhin mag sich im Bus noch keine rechte Begeisterung für Frankfurt breitmachen. Was sich auch nicht ändert, als bei der Vorbeifahrt am Hauptbahnhof darauf aufmerksam gemacht wird, dass sich an den Fassaden der Frankfurter Hochhäuser außergewöhnlich viele Fenster befänden.

Dies liege allein darin, dass in Deutschland für jeden Büroarbeitsplatz Tageslicht gesetzlich vorgeschrieben sei. Heyheyhey, hier kann ja sogar ich noch was lernen!

Nun aber vorbei am Hauptbahnhof: 

Wir überqueren erstmals den Main, und endlich kann ich ein staunendes “Ooooh!” von der Chinesin hinter mir vernehmen. Auch die obligatorische Kamera wird – endlich, endlich! – gezückt. Na, geht doch!

Wir biegen links ab, zu unserer Rechten: Das Museumsufer.
Während der Vorbeifahrt bekomme ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Während die Bandansage die einzelnen, teils weltbekannten Museen erwähnt, stelle ich für mich selbst nur fest: Ooooops, noch in keinem davon gewesen.
Ich alter Kulturbanause, ich!

Es folgt ein Abstecher nach Alt-Sachsenhausen.

Wir lernen, dass Apfelwein zwar sehr sauer schmeckt, dafür aber äußerst erfrischend ist. Und – natürlich! – dass Frauen ihn vor allem aufgrund seines geringen Kaloriengehalts zu schätzen wissen. Ganz klar, wieso auch sonst?

Über die alte Brücke geht’s zurück nach “Hibbdebach”, am Eisernen Steg zurück in Innenstadt – und ehe ich mich versehe, ist die Endhaltestelle am Dom schon wieder erreicht.

 

Wie gefällt’s den Touris?

Ich als Frankfurter muss sagen, dass ich nicht wirklich Neues gesehen habe. Außer vielleicht, dass Tageslicht vorgeschrieben für deutsche Büroarbeitsplätze sei. Dennoch war’s eine lustige Stunde, und einmal in die Haut eines Touristen zu schlüpfen: Ja, das hat Spaß gemacht.

Doch welches Fazit ziehen die wahren Touristen? 

Nach dem  Ausstieg befrage ich die belgische Reisegruppe.

Das war sie also nun, die Rundfahrt. Welches war euer persönliches Highlight? 

“Eindeutig das Hochhaus der europäischen Zentralbank. Es ist mit Sicherheit nicht das schönster der Stadt – aber das Bedeutendste, und bislang kannten wir es nur aus dem Fernsehen.” 

Und mal ganz generell: Was vermisst ihr als Belgier während eures Besuchs hier in Frankfurt? 

“Ihr Deutschen mögt zwar außerordentlich bekannt für euer Bier sein. Aber unser belgisches ist eindeutig das Bessere! Ganz zu schweigen von der Schokolade. Wenn es um Genuss geht: Da könnt ihr noch viel von Belgien lernen!” 

Ich notiere das mal so. Aber es gibt doch bestimmt auch etwas, das ihr an Deutschland und Frankfurt schätzt? 

“Allerdings! Hier wirkt alles sehr aufgeräumt und sauber, sogar eine Großstadt wie Frankfurt. Und alles ist hier gut organisiert, pünktlich und verlässlich – das beeindruckt uns sehr!” 

Oha, sämtliche Klischee über Deutschland mal wieder erfüllt. Krass. Ist da vielleicht tatsächlich was dran? Vielleicht sollte ich Belgien ja tatsächlich einmal besuchen. 

 

… und mein Fazit?

Mal Tourist sein in der eigenen Stadt: Das war wirklich spaßig. Klar, die Busfahrt ist verhältnismäßig teuer, und wirklich Neues sehen und erfahren tut man als Einheimischer freilich nicht. Doch der Austausch mit Touristen hat mir gut gefallen – und auch die nervtötenden Ansagen, die mir immerhin bewusst werden ließen, welchen Stellenwert und welche Vorzüge unsere Stadt im Ansehen der Welt genießt.

In der Haupt-Saison wäre die Fahrt mit Sicherheit noch interessanter gewesen:
Dann sind die Plätze in den roten Bussen erfahrungsgemäß restlos besetzt, und ich hätte mit noch mehr Besuchern ins Gespräch kommen sollen.

Aber hey, bald ist ja schon wieder Sommer! 🙂

 

Stammtisch zum Zweiten: Es wird familiär!

Sechs Wochen sind nunmehr vergangen, seit ich den ersten “Blogger-Stammtisch Frankfurt” ausrief. Meinem Ruf sind damals immerhin 12 Gleichgesinnte gefolgt – angereist gar aus dem fernen Odenwald!

Einig, das waren sich alle: Geile Sache, schreit nach Wiederholung!

Heimgekehrt bin dann auch ich mit der Motivation, einen solchen Blogger-Stammtisch regelmäßig durchzuführen. Und habe in dieser Absicht die Facebook-Gruppe “Blogger-Stammtisch Frankfurt” ins Leben gerufen.

Noch mal fix in den Kalender geschaut, und den 24. Januar 2017 als Termin für eine zweite Auflage des gemütlichen Get-Togethers und Austauschs auserkoren.

Unter Einsatz sämtlicher meiner Social Media-Kompetenzen gelang es mir dann bis zuletzt, stolze 54 Interessenten für den Abend zu gewinnen.

Aber das muss ja nix heißen. Bei Facebook klickt man schließlich schnell mal auf “Teilnehmen”.

 

Und die Resonanz?

Ich bin also sehr gespannt, als ich mich auf dem Weg mache zu “Wir Komplizen” im Frankfurter Nordend, wo wir uns bereits das letzte Mal ganz pudelwohl gefühlt hatten. Bestens versorgt vom herzlichen Team mit Käffchen, Craft-Bier und kleinen Futtereien!

Als ich eintreffe,bin ich mal wieder (fast) der Erste.

Doch schnell entdecke ich die blinde Bloggerin Lydia, die ich vom letzten Stammtisch bereits kenne – sie hat es sich bereits mit kalter Cola (ist ja draußen noch nicht kalt genug!) gemütlich gemacht. Und so warten mal gemeinsam, wer da denn noch so kommen mag. Oder auch nicht.

Ob ich wohl diesmal angesagte Beauty- und Lifestyletipps ergattern kann?

 

Alte Gesichter – und ein Neues

Eine halbe Stunde später war unsere Runde dann auch komplett.
Mehrere Absagen erreichten mich auf dem Telefon, nun ja – Facebook ist eben Facebook, und die unwohligen Temperaturen haben wohl ihr Übriges getan.

Was soll’s, dann bleibt’s eben familiär – ist ja schließlich auch nicht schlecht! 

Und ein wenig familiär fühle ich mich tatsächlich, als ich so einige mir vom letzten Stammtisch noch gut bekannte Gesichter in unserer Gruppe begrüßen durfte.

Groß war trotzdem auch meine Frage, Susan aus Darmstadt kennen zu lernen, die den weiten Weg aus Darmstadt auf sich genommen hat und auf ihrem Blog “LabsalLiebe” über persisches & orientalisches Essen schreibt.

Die wunderbare Anja Zoerner war ebenfalls wieder mit von der Partie, überreichte mir ein Exemplar ihres Buches “Expedition Frankfurt” und erweckte meinen größten Stolz auf sie.

Der Bornheimer Blogger Otto berichtete von neuen Plänen für seinen “Männer-Blog” sunbf.de – wen wundert’s, der gute Kerl hat einmal wieder etwas mit ferngesteuerten Drohnen in der Mache. Männer-Spielzeug eben!

Und auch Mike Pale beehrte mich wieder mit einem Besuch, machte neugierig auf die neueste Ausgabe seines “Kreativzirkus” und erntete Heiterkeit und Staunen, als er von seinem jüngsten Projekt erzählte: Dem Herstellen von Korsagen aus – Achtung! – Vinyl-Schallplatten. Einfälle hat er ja, der gute Kerl!

Mein persönliches Highlight des Abends war dann eine recht ungewöhnliche Demonstration: 

Lydia führte uns eindrucksvoll an ihrem mitgebrachten Notebook vor, wie sie mittels einer speziellen Docking-Station trotz ihrer Blindheit Texte am PC lesen kann. Die Station verwandelt auf dem Bildschirm markierte Texte in sekundenschnelle in eine fühlbare Blindenschrift. Ihre Finger rasen flink über das creepy Gerät, und ich staune darüber, wie sensibel ihre Fingerkuppen doch sein müssen. Wahnsinn, was es doch nicht alles gibt!

 

Mein Fazit?

Einmal wieder hat sich gezeigt, dass Zusagen in Facebook-Veranstaltungen über keine besonders große Aussagekraft verfügen. Trotz eines Vielfachen an Zusagen kamen gegenüber dem ersten Stammtisch dann doch deutlich weniger Blogger, dafür war die Freude umso größer, die Teilnehmer vom letzten Mal wieder zu sehen und sich gegenseitig auf den “Stand der Dinge” zu bringen.

“Klasse statt Masse” – so lässt sich dieser Abend wohl am besten zusammenfassen. 

Und Susan aus Darmstadt hat uns allesamt mit ihrem Blog das Wasser im Munde fließen lassen!

Neugierig geworden?

Ihr habt Lust darauf bekommen, euch mit anderen Bloggern und Gleichgesinnten auszutauschen?

Neue Blogs kennen zu lernen – und vor allem die Gesichter, die dahinter stecken? Euer Herzblut mit “Kollegen” zu teilen?

Dann seid ihr herzlich dazu eingeladen, auch einmal bei einem Blogger-Stammtisch vorbeizuschauen.

 

Dessen Termine findet ihr in der Facebook-Gruppe

Blogger-Stammtisch Frankfurt am Main 

Ich freu’ mich schon jetzt auf euren Besuch!

Neues im Nordend: Feines Trinken bei “Rot & Vogel”

Kinners, ich komm ja langsam nicht mehr hinterher mit dem ständigen Auf und Zu in diesem Frankfurt. 

So habe ich von der Schließung des “Moksha” erst erfahren, als ich einen Artikel von der Eröffnung einer neuen Bar im Nordend gelesen hatte. Und das, obwohl ich nur wenige Meter weit entfernt wohne. Gar nicht so einfach, hier stetig auf dem gastronomischen Stand der Dinge zu bleiben! 

Prompt kurz recherchiert, bei Facebook fündig geworden:

“Feines Trinken” wird hier versprochen.

Ferner auch “Gute Drinks. Für gute Leute. Für das Nordend. Für Frankfurt.”

Klingt zunächst ganz meinem Geschmack und nach einer guten Adresse für die abendliche Lektüre bei einem Drink. Schließlich besteht an echten Bars im Frankfurter Nordend doch ein eklatanter Mangel, wie ich finde. Schließlich liegt das “Old Fritz” im Ostend und das “Sugar” in Bornheim!

 

Also: Nix wie hin!

Als ich mich zum Feierabend auf den kurzen Weg zur Bar mache (muss ja nicht immer das Feinstaub sein) , muss ich schallend über mich selbst lachen. Denn warum der Name “Rot & Vogel” gewählt wurde – das erschließt sich mir tatsächlich erst, als ich das Straßenschild an der Kreuzung betrachte, an der die Bar gelegen ist. Rotlintstraße trifft auf Vogelsbergstraße. Ah, merkste was, Matze?

Als ich eintrete, zeigt sich die Bar recht leer. Obwohl für einen Mittwochabend (es ist kurz vor Mitternacht) immerhin noch um die 15 Gäste hier verweilen.,

Buch auspacken, Platz nehmen – und ehe ich mich versehe, werde ich auf das Herzlichste begrüßt und mir wird die Karte gereicht. Auch Knabbereien und ein Aschenbecher stehen schnell bereit. Raucherbar also – sehr schön!

Ich studiere die Karte, schwanke zwischen einem White Russian für durchaus faire 7,50 Euro – entscheide mich dann aber doch für ein naturtrübes “Grevensteiner”, welches das einzig hier erhältliche Bier ist. Aber nicht weiter tragisch, ist ja schließlich eine Bar und keine Kneipe.

 

I like it dunkelblau! Mein Fazit

Die ziemlich großen Räumlichkeiten hat man in feinstem dunkelblau gestrichen; die Einrichtung selbst wirkt recht puristisch. Gefällt mir dennoch sehr! Die Bar scheint gut bestückt, die Preise durchaus angemessen – nicht so aber die Größe der Bar, die auf Kosten von Intimität und Gemütlichkeit ein wenig weitläufig erscheint. Unvorstellbar, dass es hier jemals richtig voll sein wird.

 

Dennoch hält der Ort, was er zu versprechen mag:
Ein Treffpunkt für die Nachbarschaft des Frankfurter Nordend zu sein.

Nicht besonders verspielt und verrückt wie das “Old Fritz”, nicht solide Kneipe wie das Feinstaub, keine Speak Easy-Bar wie das “Parlour” – aber dennoch mit solidem Charme und Herzlichkeit.

Bleibt zu hoffen, dass die Nordendler dieses Angebot auch wahrnehmen, damit nicht schon bald etwas Neues hier einziehen und eröffnen muss.

Ich jedenfalls komme gern wieder!

Dann auch gern auf ‘nen White Russian.

 

 

 

Neueröffnung auf der Berger Straße: “Café Faleyda”

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit feierte das “Café Faleyda” am Samstag, den 7. Januar den ersten Kaffee-Ausschank. Die offizielle Eröffnung des Cafés auf der unteren Berger findet dann direkt am nächsten Tag, dem 8. Januar statt. 

Das Café befindet sich an prominenter Stelle – direkt am Merianplatz – in den Räumen des ehemaligen Frozen Yogurt – Bistros “YOMARO”.

Ich hab’ das “Pre-Opening” natürlich genutzt, um mal vorbeizuschauen.

Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert:

Kühle Einrichtung in schwarz und weiß, eine große Glastheke dominiert den Innenraum.

Kaffee & Kuchen statt Eis für die Strandfigur

Am Konzept dagegen wurde offenbar einiges verändert:

Statt “Frozen Yogurt-Café mit Kuchen-Bonus” fungiert man jetzt als “Café mit Frozen Yogurt-Bonus.

Vermutlich ein Grund, warum das “YOMARO” nach seiner Verabschiedung in die Winterpause auch nicht wieder zurück kam: Frozen Yogurt, das ist halt so’n Sommerding. Schwierig, einen solchen Laden wirtschaftlich zu betreiben.

Dass nun vorrangig auf Kaffee und Kuchen statt auf gefrorenen Joghurt gesetzt wird, erscheint mir also sinnvoll und plausibel. 

Aber dennoch dürfte es nicht einfach werden, sich angesichts der zahlreichen benachbarten Cafés auf der mittleren Berger zu etablieren. 

Warten wir’s mal ab!

 

Café Faleyda
Merianplatz 4
Geöffnet 11.00 – 18.00 (Am Wochenende schon ab 10.00)