36 Lieblingsorte – Teil IV/IV

In den ersten drei Teilen (Klickt hier für den ersten, für den zweiten und den dritten Teil) meiner Bilder-Serie “36 Lieblingsorte” habe ich euch bereits 27 meiner Frankfurter Lieblingsorte vorgestellt. 

In Szene gesetzt auf Film. In schwarz und weiß, nicht perfekt und nicht gestellt.
So, wie meine Lieblingsorte eben sind: Mal lebendig, mal still, mal unscheinbar, mal beeindruckend.

Doch was sie allesamt sind wunderbare Flecken Frankfurts, die es zu erkunden lohnt.

In diesem letzten Teil meiner Bilderserie präsentiere ich euch die nächsten 9 meiner ganz persönlichen Frankfurter Lieblingsorte. Begleitet mich auf meinem Streifzug durch die Stadt – wieder einmal ganz unter dem Motto meiner Serie:

“Ein Film. 36 Aufnahmen. 36 Orte. 36 Leidenschaften.”

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und Entdecken – und bin schon jetzt gespannt auf euer Feedback!


Im ehemaligen Polizeigefängnis Klapperfeld fristeten schon im dritten Reich Kriegsgefangene ihr eingesperrtes Dasein. Und noch bis ins Jahr 2002 wurde das Gebäude als Abschiebe-Haftanstalt genutzt. 

Nachdem es von der Polizei aufgegeben wurde, besetzte die Initiative “Faites votre Jeu” die Räumlichkeiten des Gebäudes inmitten der Innenstadt, unweit der östlichen Zeil.

Seitdem wird es von dieser als Veranstaltungsort und Mahnmal genutzt.
Jeden Samstag können auch neugierige Besucher die Gefängnistrakte erlaufen und die Zellen betreten.

Ein Besuch des “Klapperfeld” bereitet mir stets aufs neue Gänsehaut.
Undenkbar, dass an diesem Ort – nur wenige Meter von der Lebendigkeit der Innenstadt entfernt – Gefangene hier ihren tristen Alltag verbringen mussten.

Unvorstellbar, was es bedeuten muss, umgeben von nackten Betonwänden leben zu müssen. Unbeschreiblich das Gefühl, die eingeritzten Botschaften ehemaliger Gefangene in den Zellen zu betrachten.

Dieser Ort macht nachdenklich und schockiert. Und dennoch – oder gerade deswegen? – zählt er unbestritten zu meinen Lieblingsorten dieser Stadt.

 

Der Frankfurter Ostpark begeistert mich schon, seitdem ich Frankfurt als meine Wahlheimat erkoren habe. Anfangs nur zum Sport genutzt, so offenbarte er mir im Laufe der Zeit immer mehr seiner – teils versteckten – Vorzüge.  

Bereits 1907 im Frankfurter Osten als Naherholungsgebiet gestaltet, so ist dieser weit mehr als ein schlichter Park:

Während im nördlichen Teil Gartenanlagen, Wald und Bach den Park dominieren, ist das Zentrum des Parks eine riesige Wiese. Auf Teilen dieser darf sogar gegrillt werden, sodass der Park in jedem Sommer zum Eldorado für Freunde von Bratwurst und Steak wird. Rauchschwaden ziehen weithin sichtbar auf, während nebenan Kinder Frisbee spielen und die “Großen” beim Fußball ihr Können messen.

Ja, der Ostpark strotzt nur so vor Lebendigkeit. Und zu dieser gehören auch die Menschen, die kein schönes Los gezogen haben. An der Trinkhalle starren schon morgens Obdachlose abwechselnd in ihre Wodka-Flasche und auf den See, der Nilgänse anzieht wie kein anderer Ort der Stadt.

Und in einem Gebäude, das hier irgendwie gar nicht hin zu gehören scheint, betreibt die Stadt sogar einen Druckraum, in dem harte Drogen unter hygienischen Bedingungen unter fachkundiger Aufsicht von Sozialarbeitern konsumiert werden dürfen.

Nicht weit weg davon, im Süden des Parks, toben Kleinkinder auf den Spielplätzen und sitzen mit ihren Vätern auf den Bänken am Weiher. Während Jogger ihre Runden auf den breiten Wegen ziehen, die den Park umrunden.

Wie typisch dieser Park doch ist für diese Stadt. Lebensfreude trifft auf Elend, arm auf reich und Schönheit auf Abgründe. Ein gelebtes Miteinander in nur scheinbarer Idylle. Und genau deswegen ein Lieblingsort.

 


Das “Café Awake” mag ich nicht nur deswegen so gerne, weil ich quasi direkt daneben wohne. Es versteckt sich im Erdgeschoss des Hochhauses “Büro-Center Nibelungenplatz” gegenüber der Fachhochschule. Kein gewöhnlicher Ort für ein gemütliches Café also, ein Besuch lohnt dennoch jederzeit! 

Nicht nur Studenten wissen die heimelige Atmosphäre und den frischen (und fair gehandelten) Kaffee zu nutzen. Auch Berufstätige jeden Alters machen es sich Tag für Tag auf den Polstermöbeln oder an den Fenstern gemütlich, um am Notebook zu arbeiten, in Ruhe zu lesen oder Meetings abzuhalten.

Viele meiner Artikel sind hier entstanden, und wenn ich am Fenster sitze und den stetigen Verkehr auf der Friedberger Landstraße beobachte, dann fühle ich mich ganz wunderbar frei im Kopf. Und kann mich bestens konzentrieren, während das stets charmante Personal mit viel Herzblut für mein Wohlergehen und einen gleichbleibenden Koffeinspiegel sorgt. Unnötig zu erwähnen, dass es hier nicht nur W-LAN, sondern auch Sojamilch gibt.

Lasst euch von Lage und Bürohochhaus nicht abschrecken und schaut doch mal auf einen Kaffee bei diesem Lieblingsort vorbei!

 


Das “FLEMING’S DELUXE HOTEL” am Eschenheimer Tor ist dermaßen geil und Pflicht-Besuch, dass ich ihm direkt drei Bilder widmen muss. Warum ausgerechnet ein Hotel für einen Frankfurter wie mich als Lieblingsort zählt?
Dafür gibt’s gleich mehrere Gründe…. 

Nicht, dass ich hier jemals übernachtet hätte. Wieso auch – schließlich hab’ ich meine eigene Wohnung in der Stadt. Wobei – wenn ich mal überlege, was ich pro Nacht an Miete für diese bezahle… egal.

Ich bin dennoch immer wieder gerne hier, weil das Gebäude ein echtes Relikt beherbergt:

Einen Paternoster, mit dem auf die Dachterrasse gefahren werden kann. Eine Paternoster-Fahrt, das ist für mich immer wieder aufs Neue ein echtes Abenteuer! Auch wenn ich bereits einmal stecken geblieben bin… Aber ich will euch ja keine Angst bereiten!

Oben angekommen, so bietet die Hotelbar nicht nur hervorragende (wenn auch nicht ganz günstige Drinks):

Die Aussicht hinunter auf die Stadt ist unbeschreiblich. Und es gibt für mich nichts schöneres, als mit einem guten Drink in der Hand hinunter auf die Stadt zu starren. Den Verkehr zu betrachten, der sich wie auf einer Modell-Landschaft durch die Straßen schlängelt – und auf Augenhöhe mit dem Eschenheimer Turm diesem “Hallo” zu sagen, welcher auf etwa gleicher Höhe die Stadt überragt.

Zurück nach unten nehme ich dann stets den Weg über das Treppenhaus, welches kein typischeres Beispiel für die Architektur der 1950er – Jahre abgeben könnte. Schade, dass im Jahr 2017 kein Zigarrenrauch mehr in der Luft liegt.

 


Jawollja, ich gestehe: Ich bin eine echte Leseratte. Nicht, dass ich jemals meine Wohnung ohne gutes Buch im Gepäck verlassen würde. Und meine Bücher, die beziehe ich tatsächlich nur ungern bei Amazon & Co. 

Ein wahres Paradies für Schmöker-Freunde und Rückzugsort für alle Leseratten ist nämlich die Filiale des “Hugendubel”.

Auf nicht weniger als vier Etagen – verbunden über Rolltreppen – lässt es sich hier stundenlang abtauchen in die Welt der Literatur. Egal, ob ich auf der Suche nach einem ganz bestimmten Buch bin oder lediglich nach Inspiration: Hier werde ich immer fündig.

Der “Hessen Shop” ist hier ebenfalls mit eigener Filiale vertreten, sodass ich eigentlich immer fündig werde. Im Untergeschoss lassen sich dann bei duftendem Kaffee die Zeilen der neu erworbenen Druckwerke genießen. Stundenlang. So schnell vergessen die Hektik dieser Welt vor der Eingangstür, so schnell vergessen ist auch die Zeit:

Ehe ich mich versehe, sind schon wieder oft die Stunden verstrichen und einmal wieder viel Geld für Bücher gelassen.

Was soll’s auch: Lesen ist toll, und wenn es so etwas wie das Epizentrum des Lesens gibt, dann ist es zweifelsfrei das “Hugendubel”.

Noch nie hier gewesen? Schaut mal vorbei! Und bringt Zeit mit …

 

Das “Yok Yok” im Frankfurter Bahnhofsviertel ist eigentlich nichts weiter als ein Kiosk. Aber eben nur eigentlich. Längst ist aus ihm nämlich ein kultiger Treffpunkt von Menschen aller Art entwickelt, die sich hier an Gesprächen, Musik und einem kalten Bier erfreuen. 

Und kaltes Bier, das gibt’s hier zu Genüge: Unzählige Sorten aus aller Welt warten in den vielen Kühlschränken auf Besucher. “Einfach mal auf ein Bier vorbeischauen”, das machen hier viele. Und oftmals mutiert das Kiosk abends sogar zum Afterwork-Treff und ist brechend voll.

Auch ich hab’ hier schon manch interessantes Gespräch geführt und bin dann doch länger geblieben als geplant. “Geht nicht, gibt’s nicht” – das bedeutet “Yok Yok” nämlich – ist hier wirklich Motto. Sogar Schallplattenbörsen finden hier regelmäßig statt. Und wenn am Sonntag mal wieder Klopapier oder Deo alle sind: Keine Panik. Gibt’s hier natürlich auch.

Und weil ich diesen verrückten Ort so mag, habe ich ihm bereits einen eigenen Artikel gewidmet. 

 

Eine weitere Oase im sonst wohl hektischsten Teil der Stadt ist der barocke Bürgergarten der Eschenheimer Anlage. Wenn mir einmal wieder alles zu viel wird und der chinesische Garten zu weit weg ist – dann tauche ich hier kurz ab. Atme durch. Und nur nach einer kurzen Zeit  geht’s mir wieder besser. 

Auf den Bänken lässt es sich wunderbar verharren – das wissen auch viele Pärchen zu schätzen. Der Medusenbrunnen zieht mich immer wieder neu in seinen Bann, ebenso die alten Mauern, die den Garten umgeben.

Und das physische Denkmal ist darüber hinaus mindestens genauso sehenswert wie die akkurat angelegten Beete. Ein wahrhaft edler (Lieblings-)Ort!


Manch einer von euch mag nun etwas irritiert sein. Ausgerechnet ein FRIEDHOF als Lieblingsort? Ganz richtig, wenn auch – zugegeben – vielleicht etwas ungewöhnlich. Doch besuche ich den Frankfurter Hauptfriedhof einfach sehr gerne. 

Ja, ich jogge sogar sehr gerne hier. Warum ich das tue – dies habe ich versucht, in einem eigenen Artikel zu erklären. Hinter den hohen Mauern verbirgt sich ein riesiges Areal, dass es allemal zu erkunden lohnt. Im östlichen Teil findet ihr den jüdischen Friedhof, der mit seinen verwitterten und verfallenen Grabsteinen, die fast ein wenig unheimlich wirken, ein wertvolles Zeugnis und Mahnmal unserer Geschichte sind.

Auch im eigentlichen, städtischen Friedhof kann man sich schnell verlaufen. Was aber nicht weiter schlimm ist, denn neben teils sehr aufwendigen Gräbern findet man eine schöne Bepflanzung, schöne Bauten und eine Gruften-Zeile, die mir den Atem raubt. Auf mehreren hundert Metern Länge reiht sich hier Skulptur an Skulptur, jede einzelne eine Augenweide.

Und, so merkwürdig es klingen mag:

Ich mag es, an die eigene Endlichkeit erinnert zu werden. Betrachte gern die Namen und Daten auf den Grabsteinen, schicke einen stillen Gruß und überlege mir, wer der Verstorbene wohl gewesen sein mag. Ein stiller Ort der Gedanken. Mitten in Frankfurt.


Und noch ein Lieblingsort, der doch eigentlich nur ein Kiosk ist.
Mitten in Bornheim gelegen, war das “Kiosk 45” eine meiner ersten Entdeckungen in Frankfurt. Ich wohnte nämlich einst direkt nebenan. 

 

Damals war ich vor allem begeistert von den Öffnungszeiten: Bis spät in die Nacht konnte man hier nach Feierabend noch ein Kaltgetränk mit nach Hause nehmen. Und auch vor vielen Jahren schon war die Auswahl für ein Kiosk durchaus ansehnlich.

Der liebe indische Besitzer sitzt meist etwas verträumt – aber immer mit seligem Lächeln im Gesicht! – an seiner Kasse, berät aber die Kunden gern ausführlich und schlägt mit seiner Gastfreundschaft jede Empfangsdame im Deluxe-Hotel.

Und seit einiger Zeit ist das Kiosk auch eigentlich kein Kiosk mehr, sondern nach einem Umbau ein begehbarer Kühlschrank:

Hier werden keine Schränke geöffnet, hier betritt man einen Kühlraum, in dem auf Regalen mehrere Hundert Biersorten aus aller Welt angeboten werden. Das wohl verrückteste Kiosk der Welt hat sich nunmehr auch auf Craft-Bier spezialisert, sodass auch anspruchsvolle Bier-Sommeliere hier auf ihre Kosten kommen und allemal fündig werden.

Eine unscheinbare Perle, ein Treffpunkt, ein wahrhaft skurriler Lieblingsort.
Und der Besitzer freut sich auch auf euren Besuch!



Tja, dies ist dann auch schon das Ende meiner Bilder-Serie.

Ich hoffe sehr, ihr habt Gefallen an meinen Bildern gefunden. Wurdet dazu inspiriert, Frankfurt zu entdecken, meine “Lieblingsorte” aufzusuchen.

Verratet mir doch:
Was sind eure Lieblingsorte in der Stadt? Die bekannten wie versteckten?

Klar, dass ich auch weiterhin bewaffnet mit meiner Kamera durch die Stadt ziehe. Immer auf der Suche nach Neuem, nach dem Wandel, nach neuen Orten – die vielleicht sogar ein neuer Lieblings-Ort von mir werden können.

Wer weiß schon, was die Zukunft bringt.

Zu sehen wird es hier natürlich weiterhin was geben.

Bilder einer Großstadt, meiner Heimat, in schwarz und weiß. Und ganz viel Herzblut. Versprochen! 

 

Zahnschmerzen und Einsamkeit.

Ich hasse diesen Tag schon jetzt.

Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht. Und meine Gedanken wissen so gar nicht mehr, wo sie nun anfangen sollen zu rotieren. Und wann das irgendwie enden soll.

To Do-Listen, die nicht enden wollen. Entscheidungen, die getroffen werden wollen. Termine, die eingehalten werden, Dinge, die bezahlt werden wollen. Wollen, wollen, wollen.

Wer fragt mich eigentlich mal, was ich will? Ach, verdammt. Das weiß selbst ich heute nicht so recht.

Als ob das nicht alles schon genug wäre, fühlt sich mein Mundinnenraum an wie ein Nagelbrett im Höllenfeuer. Schönen Dank auch, lieber Zahnarzt, für diese dentalmedizinische Tortur. Kurzum: Mir geht’s beschissen.

Nach Hause gehen will ich nicht. Ich fürchte die Deckenwand, die mir dort endgültig auf den Kopf fallen würde. Und nicht einmal auf mein Lieblings-Café hab ich Lust, will mich nicht unter lachenden Menschen befinden. Die ihrer Lebensfreude schadenfroh mit Latte Macchiato Ausdruck verleihen. Nee, heute echt nicht.

Aber Bewegung, das tut sicher gut, ist zwar schweinekalt, aber egal.
Ich schwinge mich aufs Fahrrad, lande irgendwie am Ostbahnhof.

Der Anblick des maroden Empfangsgebäudes passt zu meiner Stimmung. Zerbrechlich, kaputt, fehl am Platze.
Derart verfallen, dass es sogar von Stahlstreben gestützt werden muss.

Hey, und wer stütz bitte MICH?!

Wohl gerade niemand, Freunde auf Arbeit, Familie weit weg. Hab ich wohl wieder mal nur mich selbst. Schnell weg von hier.

Als ich das Mainufer erreiche, stehe ich dann kurz vor dem Kältetod. Sogar der wäre mir heute aber vermutlich egal, aber dann will ich vorher wenigstens noch ein paar Fotos machen.

Ich steige also die Deutschherrnbrücke hinauf. Und da stehe ich dann, eisiger Wind bläst mir ins fröstelnde Gesicht, ich starre hinunter in den Main und auf die Skyline. Ich fühle mich unendlich einsam und klein. Ich mache ein paar Bilder, bis meine Finger taub sind und erste Anzeichen einer bläulichen Verfärbung vorweisen.

Irgendwann halte es nicht mehr aus. Einsamkeit, Kälte, taube Finger, Zahnschmerzen, Scheißwelt.

Ich fahre zurück gen Innenstadt. Und erspähe mein Lieblings-Café. Hat mich mein Unterbewusstsein hierher gesteuert?

Was soll’s, ein heißer Kaffee erscheint mir nun überlebenswichtig. Als dieser dann vor mir dampft und meine Finger langsam auftauen, da besehe ich mir die Bilder von eben.

Und ich muss zum ersten Mal am heutigen Tage schmunzeln. Welch schöne Szenerie sich auf dem Display meines Telefons mir doch hier bietet.

Danke, Frankfurt, dass ich mich in dir zu Hause fühlen darf.
Auch – und ja, vielleicht gerade dann – wenn’s mir beschissen geht.

Nur ein bisschen wärmer, das dürftest du wirklich gern mal wieder werden. Dankeschön!

Von Goldbarren und Blüten: Im Geld-Museum der Deutschen Bundesbank

Ich persönliche habe ja schon in frühen Kindertage eine große Vorliebe für Geld entwickelt. Das fing bei den fünfzig Pfennig Taschengeld an, die mir jeden Sonntag feierlich von meinem Vater überreicht wurden – und endete beim Glücksgefühl, nach einer langen Zeit des Sparens endlich den heiß ersehnten Nintendo 64 in den Händen halten zu können. Mal ganz zu schweigen vom unbeschreiblichen Gefühl, als das erste Ausbildungsgehalt auf dem Konto eintrudelte, ich mir unfassbar reich vorkam und einen ganzen Monat lang in Saus und Braus lebte. 

Nun ja, die Beziehung zwischen dem lieben Geld und mir hat sich mit der Zeit ein wenig gewandelt. War der Besitz von Zaster für mich früher allein mit Stolz und Glücksgefühl verbunden, so kamen mit dem Erwachsensein und der eigenen Unabhängigkeit dann auch mehr und mehr all die negativen Aspekte zum Vorschein, die Besitz und Nichtbesitz von Zahlungsmitteln zur Folge haben.

Und viel zu oft hieß es dann auch für mich:

“Was kostet die Welt?!
Äh, ja nee, dann nehm’ ich ‘ne kleine Cola!”

 

Geld kann glücklich machen, in Abgründe stürzen, nerven, Kriege verursachen, Bedürfnisse erfüllen, Bedürfnisse wecken. Geld stinkt angeblich nicht, selbst wenn Blut daran klebt. Vielleicht, weil es oftmals auch gewaschen wird.

Geld bricht Willen, Geld schenkt Sicherheit, Geld ist Mittel zum Zweck. Geld schafft Ruhm und Reichtum ebenso wie Armut und Elend. Gier.

Und zweifelsfrei: Geld ist seit langer Zeit aus nahezu sämtlichen menschlichen Gesellschaften nicht wegzudenken, wenn nicht gar deren Grundlage.

Allemals wichtig genug jedenfalls, ihm ein ganzes Museum zu widmen.

Und genau dies hat die Deutsche Bundesbank in Frankfurt am Main nun getan:

Am 17. Dezember feierte sie die Wiedereröffnung ihres Geld-Museums. 
Untergebracht in einem Neubau für stolze 19 Millionen Euro – hier hat man sich wahrlich nicht lumpen lassen! 

 

Das Geld ruft, ich folge

 

Klar, dass ich dem Ruf des Zasters folge und mich aufmache zum neueröffneten Museum.
Und zwar mit Diddl-Spardose und einem Plan im Gepäck: 

Im peinlichen Behältnis meiner Kindheit in den 90ern befindet sich nämlich meine 5 Mark-Schein – Sammlung, von der ich mich bislang nie trennen konnte.
Und jetzt wittere ich meine Stunde als geschlagen!

Die vierundzwanzig (!) 5 Mark – Scheine dürften ihren ursprünglichen Wert von 120 DM – also rund 60 Euro – aufgrund ihres musealen Erhaltungswertes doch zwischenzeitlich ins Unermessliche gesteigert haben.

Und – ich da bin ich ja nicht so – für einen mindestens fünfstelligen Betrag (in Euro, versteht sich!) bin ich gnädigerweise bereits, dem Museum meine Sammlung zu veräußern. Die Diddl-Spardose lege ich für lau als Stiftung obendrauf. Wenn es darum geht, der Nachwelt eine Erinnerung an die goldenen Zeiten der Bundesrepublik Deutschland zu erhalten, dann zeige ich mich ja gern gönnerhaft. Und verlasse das Museum dann – hoffentlich – als reicher Mann.

 

Rundgang im Prachtbau

 

Als ich nach kurzem Fußmarsch vom Dornbusch aus eintreffe, verschlägt es mir angesichts des Anblicks des Museums-Neubaus dann kurz die Sprache. Die 19 Millionen Euro wurden zumindest ansehnlich investiert!

Nach dem Ablauf des üblichen Museums-Prozederes (nerv!) ist mein Rucksack artig und ordnungsgemäß im Schließfach verstaut. Aber ich will mich mal nicht beschweren, schließlich ist der Eintritt frei.

Am Eingang werde ich sehr herzlich von Museums-Mitarbeiterin Kirsten Roth begrüßt, welche mir eine schnelle Übersicht verschafft:

So befindet sich in den oberen Stockwerken eine Besucherbibliothek. Und diese ist durchaus gut sortiert: Schon beim Anblick der endlosen Reihen von gut bestückten Bücherregalen wird mir ganz schwindelig.

Nee, da bleibe ich dann lieber im Erdgeschoss. Hier wird der Besucher auf einen Rundgang durch 12 Ausstellungs-Räume geschickt. die sich jeweils einem bestimmten Thema widmen.

Im einzelnen sind dies: 

  • Auftakt: “Geld”, was ist das eigentlich?
  • Bargeld
  • Buchgeld
  • Geldkabinett: Hier sind antike Zahlungsmittel ausgestellt
  • Geldpolitik
  • Inflation
  • Deutsche Zentralbank
  • Wirtschafts- und Währungsunion
  • Geld global
  • Aktuelles Fenster (hier werden tagesaktuelle Nachrichten präsentiert)
  • 360 Grad-Kino “Geldwelten”

Läuft, klingt thematisch sinnvoll geordnet – ich bin gespannt und passiere den Eingang zum Rundgang. 

 

Schmerzende Augen und Falschgeld in den Händen

 

Nachdem ich bestens darüber aufgeklärt ist, was Geld eigentlich ist, betrete ich den ersten Ausstellungsraum, welcher sich dem lieben Bargeld widmet.

Besonders angetan bin ich von den ausgestellten gefälschten Banknoten. Hab’ ich in echt – zumindest wissentlich, höhö – noch nie gesehen. Schön auch die Möglichkeit, mittels Lupen das Falschgeld einen Direktvergleich mit einer echten Banknote auszusetzen.

Ich bin tatsächlich erschrocken darüber, wie hochwertig die Blüten sind! Manchmal ist es gar nicht so einfach, Unterschiede zu den echten Noten zu entdecken.Krass!

Krass sind auch die Entwürfe der Euro-Noten, die im Rahmen des Entwurfs der neuen Währung ab 1996 von den verschiedensten europäischen Designagenturen eingereicht wurden.

Und manche dieser Entwürfe für die neuen Euro-Scheine sind wahrlich grausig anzusehen und verursachen mir schmerzende Augen. Hier hat die Europäische Zentralbank tatsächlich guten Geschmack bewiesen und sich für den schönsten aller Entwürfe entschieden, dessen Motive wir heute alltäglich im Portemonnaie bewundern dürfen. Ich verspüre eine gewisse Dankbarkeit!

 

Geldpolitik im Supermarkt

 

Weiter im Programm, mein Interesse ist geweckt. Geldpolitik – dieser Begriff weckt Ängste vor Überforderung und Erinnerungen an die zwei Semester meines abgebrochenen BWL-Studiums bei mir hervor.

Umso erstaunter bin ich dann, als ich einen Supermarkt betrete.
Anhand diesem wird hier erklärt, wie sich Angebot, Nachfrage, Besteuerung und Wirtschaftslage wechselseitig beeinflussen. Wenn ich bei REWE für 1,99 Euro weniger Äpfel erhalte als noch letzte Woche – dann hat mein Geld an Kaufkraft verloren.

Hey, das verstehe sogar ich – und wahrscheinlich sogar jeder Grundschüler! 

Sehr interessant und aufschlussreich auch ein Einblick in die Arbeit des Statistischen Bundesamtes:

Anhand von Milchtüten im Marktregal wird hier veranschaulicht, wie viel Geld die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen im Vergleich in diverse Güter investieren.

Manches Klischee wird hier sogar statistisch belegt: 

So geben Arbeitslose im Schnitt am meisten ihres vorhandenen Geldes für Alkohol und Tabakwaren aus. Klischee also bestätigt – soll ich darüber schmunzeln oder nachdenklich werden? Ich weiß nicht recht.

 

Wie schön und schwer doch Gold so ist

 

Ich streife weiter durch die Themenwelten, bestaune Geldscheine aus aller Herren Länder, Münzen aus vergangenen Jahrhunderten, die Entwicklung des deutschen Bankenwesens – und befriedige meinen Spieltrieb an einem Lenkrad, mit dem ich eine Euromünze durch Wirtschaftskrisen steuere. Mit mäßigem Erfolg.

Die nächste Überraschung folgt dann prompt:

Das 360 Grad-Kino bietet Platz für zahlreiche Besucher, die sich hier Filme abspielen lassen können – und mutet ziemlich futuristisch an!

Und als ich dann mein persönliches Highlight meines heutigen Besuches entdecke, funkeln meine Augen: 

Ein echter Goldbarren verbirgt sich unter Plexiglas und strahlt mich gülden an.
Mitnehmen kann ich ihn leider nicht, dafür jedoch anheben. Wahnsinnsgefühl, so einen ganzen Barren Gold in der Hand zu halten, dessen Wert mir vermutlich ein Leben in Saus und Braus bis ins Rentenalter hinein ermöglichen würde.

Und wie schwer Gold doch ist! Stolze 12,3 Kilo wiegt das Teil
Workout für heute: Check!

 

Mein Resumé

 

Fast bin ich ein wenig traurig, als ich die Caféteria erreiche. Dieses bedeutet nämlich das Ende der Ausstellung und versorgt die nun bestens informierten Besucher mit Käffchen. Geldhunger kann hier zwar nicht gestillt werden, Kuchenhunger dagegen schon.

Ich trage mich ins Besucher-Buch ein.

“Geld”, das war für mich ja immer schön zu haben – im Gesamtkontext aber immer etwas schwer verständliches, aber doch alltägliches.

Und dennoch ist es dem Museum gelungen, dass ich mich keine Sekunde gelangweilt habe. Wie auch, bei so kreativen und verständlichen Beispielen wie dem Supermarkt?

Auch hatte ich mir bislang nie Gedanken darüber gemacht, was ein einzelner Geldschein an einem Tag so alles erlebt. Wohin er reist, in welcher Kasse er liegt, in welche Geschäfte er verwickelt ist. In einer Woche, einem Monat, einem Jahr – Wahnsinn! Geldscheine sollten Bücher schreiben, wenn sie es könnten.

Einen Besuch kann ich jedenfalls nur wärmstens empfehlen! 

Alle Infos zum Museum erhaltet ihr auf dessen Website. 

Nur meine 5-Mark-Schein-Sammlung, die bleibt vorerst in meinem Besitz.

Als ich Frau Roth in selbstbewusster Verhandlungsposition zu einem Erwerb der Scheine und einem Preisvorschlag auffordere – natürlich, nachdem ich die Wichtigkeit eines musealen Erhaltes der Sammlung für die Nachwelt als wertvolles Zeugnis der Menschheitsgeschichte betont habe – erhalte ich ein Lachen statt einen Geldsegen.

 

Verdammt aber auch. Da werd’ ich wohl noch ein paar Jahre warten müssen.

 

 

 

36 Lieblingsorte – Teil III/IV

Im ersten  und im zweiten Teil meiner Bilder-Serie “36 Lieblingsorte” habe ich euch bereits 18 meiner Frankfurter Lieblingsorte präsentiert.

Festgehalten auf Film. Analog, so ganz wie früher.
Nicht technisch perfekt, ganz unverfälscht – und genau dadurch für mich so reiz- wie wertvoll.

Im nun folgenden dritten Teil meiner Bilderreihe nehme ich euch mit auf eine kleine Reise zu neun weiteren meiner liebsten Orte unserer Stadt. Wie immer ganz unter dem Motto:

 

Ein Film. 36 Aufnahmen. 36 Orte. 36 Leidenschaften.

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und Entdecken – und bin schon jetzt gespannt auf euer Feedback!

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Das “Licht- und Luftbad Niederrad“, gemeinhin kurz als “LiLu” bekannt, ist ein ganz besonderer Ort – insbesondere an den heißen Tagen des Jahres! 

Einst eine Badeanstalt am Niederräder Mainufer, erfreut sich der Uferabschnitt im Westen der Innenstadt immer noch großer Beliebtheit bei den Frankfurtern. Im Main gebadet darf hier zwar nicht mehr werden, dafür aber gegrillt:

Was sonst am Mainufer verboten ist, ist hier ausdrücklich gestattet. Und auch ohne Fleischeshunger lässt es sich hier ganz wunderbar entspannen.
Wann immer auch ich mit Buch und Zeitung samt frischem Kaffee aus dem “LiLu”-Café hier verweile und die vorüber fahrenden Schiffe beobachte – dann fühle ich mich augenblicklich wie im Urlaub.

Wenn da nicht die Züge wären, die sich im Minutentakt über die Mainbrücke schlängeln würden – aber das ist ja irgendwie auch ein schöner Anblick.
Findet ihr nicht?

 

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Der chinesische Garten als Teil des Bethmannspark ist eine wahre Oase inmitten der Stadt. Als Teil des Bethmannparks zwischen Friedberger Landstraße und unterer Berger Straße ist er hinter einer Mauer versteckt – und immer einen Besuch wert. 

Bereits 1989 wurde in diesem Teil des Parks ein Ort der Erholung und des Innehaltens in fernöstlichem Stil errichtet. Inklusive Tempel, eigens aus China importierten Bambuspflanzen und einem Teich, welcher von bunten Fischen und Schildkröten bevölkert wird.

Manch einer von denen, die an den hohen Mauern des Gartens vorbeieilen, ahnt gar nicht, welch Paradies sich dahinter verbirgt.

Wenn mir mal wieder alles zu viel wird, der Stress zu Kopfe steigt – dann bin ich froh, den Garten in meiner Nähe zu wissen. Und schon kurz, nachdem ich ihn betreten habe, fühle ich mich gleich ganz anders. Nehmt doch einmal Platz im Tempel, lauft auf Steinen über den See, klettert auf den Turm und lasst die Seele baumeln. Ihr werdet gar nicht glauben, wie viel Ruhe dieser Park ausstrahlt.

Und schon manch Einer, der Frankfurt bislang für eine graue wie triste Stadt hielt, war bass erstaunt, nachdem ich ihn an diesen Ort entführte. Erlebt es selbst!


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Der Frankfurter Hauptbahnhof ist ein wahnsinniges Konstrukt:
Verkehrsdrehscheibe, architektonisches Meisterwerk, der Menschenmassen, des Elends. Und dennoch bin ich immer wieder gern hier. 

Bereits 1888 errichtet, thront er heute mit seinen 5 Stahlhallen imposant zwischen Gallus- und Bahnhofsviertel. Nach Leipzig ist er der zweitgrößte Kopfbahnhof des Landes, das Reisenden-Aufkommen ist an keinem anderen deutschen Bahnhof größer.

Und das merkt man: Menschen eilen zu ihren Zügen, drängen an vollen Bahnsteigen, halten allenfalls kurz an um sich mit einem Pappbecher voll Kaffee zu versorgen. Dieser Ort schläft nie.

Hier wird umgestiegen, werden Fahrpläne studiert, wird über die Deutsche Bahn geflucht, wird gewartet, wird gedealt. Eine Welt für sich. Hier sind sich Manager mit Handy am Ohr und Junkie mit Nadel im Arm so nah wie kaum anderswo – und nehmen dennoch kaum Notiz voneinander.

Wenn ich auf das Vorfeld starre, die Züge ein- und ausfahren sehe, all die Destinationen auf der großen Anzeigetafel sehe, dann ergreift mich das Fernweh.

Wie schön, zu wissen, dass ich von hier aus überall schnell hinkommen kann. Und ebenso schön zu wissen, dass ich von überall auch schnell wieder zu Hause bin.


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Die Kleinmarkthalle ist absoluter Pflichttermin für jeden Besucher Frankfurts.
In der eigentlich recht unansehnlichen Halle warten Tag für Tag Delikatessen, frische Früchte und gar fangfrische Fische darauf, gekostet und erstanden zu werden. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt. 

Bereits seit 1954 herrscht hier reger Trubel an den mehr als 150 Marktständen.
Denn auch Einheimische verweilen gerne hier – ob zum Großeinkauf oder für eine kurze Pause bei Kaffee und Rindswurst von “Gref Völsing” am Stand der Metzgerei Schön.

Am Wochenende dann ist die Kleinmarkthalle auch beliebter Treffpunkt:

Auf der Terrasse der Halle lässt es sich nämlich ganz hervorragend Wein vom “Rollanderhof” süffeln. Dicht an dicht gedrängt stehen dann da und vergessen nach dem dritten Glas auch gerne mal die Zeit. Einen ganzen Nachmittag vertrödeln – ja, auch das ist möglich in der Kleinmarkthalle.


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Die Klapper 33 ist auch für echte Frankfurter (welche bekanntlich meist einen großen Bogen um Alt-Sachsenhausen machen) ein guter Grund, sich hinein in den “Ballermann am Main” zu stürzen. Und hat man sich dann mal durch Junggesellen-Abschiede und grölende Umlands-Halbstarke gekämpft und die Türe der “Klapper” geöffnet: Dann hat man eine gute Zeit vor sich. 

Schwierig, diesen Ort einzuordnen. “Kneipe” ist wohl nicht ganz zutreffend, schließlich ist hier am Wochenende immer mächtig was los. Die Musik ist stets die selbe (nach dem dritten Besuch kann man zielsicher voraussagen, welcher Titel als nächstes gespielt wird), nicht wirklich besonders. Dennoch regen die Evergreens dazu an, sich doch noch einen nächsten Apfelwein und einen der legendären “Hausgemachten” zu bestellen.

Mit irgendjemandem kommt man immer ins Gespräch, oft geht man nicht allein nach Hause – erstaunlich, welch Geschichten sich auf dem Kopfsteinpflaster des Schankraumes hier schon abgespielt haben.

Und auch alleine wird es hier nicht langweilig:

Die Wände sind übersät mit Antiquitäten und alten Schildern, sodass es immer was zu schauen und entdecken gibt. Außerdem ist das nette Team der “Klapper” immer für einen netten Plausch zu haben.

Probiert es aus!



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Das “Blaue Wasser” ist schon ein ungewöhnlicher Ort, um ein Getränk zum Feierabend zu genießen – oder sich während einer Radtour für die nächsten Kilometer zu stärken. 

Zunächst ein wenig verstörend mag die Tatsache sein, dass sich dieser Ort als Mix aus Café, Bar & Restaurant im Gebäude eines ehemaligen FKK-Clubs am Fechenheimer Mainufer befindet. Den Räumlichkeiten merkt man durchaus noch an, was in ihnen über Jahre hinweg so “getrieben” wurde. Nicht jedermanns Sache, ich finde es aber recht erheiternd und spannend.

Jedermanns Sache dagegen dürfte die Terrasse des “blauen Wassers” sein:

Direkt am Mainufer bei Kaffee oder Gin Tonic auf den Fluss schauen, nette Gespräche beim Abendessen führen und den Booten winken, welche hier Ab- und Anlegen. Wer hätte gedacht, dass man sich mitten in Frankfurt fühlen kann wie in einem Urlaubsort am Meer?

 


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Frankfurt, das sind Wolkenkratzer, Siedlungsbauten und Altbauten aus der Gründerzeit? Stimmt alles. Was Frankfurt aber ebenso ist:
Dorf und Fachwerk. 

Wer’s nicht glaubt, der sollte sich dringend mal nach Höchst begegnen. Ich fahre gern am Main entlang in den westlichen Stadtteil und laufe anschließend durch die engen Gassen. Kopfsteinflaster, schnuckelige Fachwerkhäuser, ein schöner Platz im Mittelpunkt der Altstadt – samt Blick auf Schloss und Main:

Ich fühle mich hier ganz wie auf dem Dorf. Wäre da nicht die Skyline, die sich einige Kilometer weiter gen Horizont gen Himmel reckt und mich daran zurückerinnert, dass ich mich hier nicht in der nordhessischen Prärie, sondern in einer Großstadt befinde.


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Bilder von der alten Oper existieren zu Genüge – auch für mich muss das so vorbildlich restaurierte Gebäude oftmals als Motiv herhalten. Weniger Beachtung dagegen findet für gewöhnlich der Opernplatz davor. 

Und weil es hier immer etwas zu Gucken und Beobachten gibt, ist der Platz einer meiner Lieblingsorte. Mittags eilen die Bänker zum Lunch auf die Fressgass, während Studenten in ihre Lehrbücher vertieft am Brunnen sitzen. Ein Jogger, der fast mit einem Straßenkünstler kollidiert, eine Horde Teenager, die unter der Last ihrer Einkaufstüten beinahe kollidiert. Ein bunter Mix aus Menschen, prächtiger Architektur (ich liebe die Straßenlaternen!) – und über allem thront die Skyline. Typisch Frankfurt eben!



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Ein Boot am Main. Ein schwimmendes Café, eine schwimmende Bar, ein schwimmender Tanzclub. Das ist der YACHTKLUB. Ein Lieblingsort von mir am Sachsenhäuser Mainufer, dessen Besuch ich bislang nie bereuen musste.

Das Hausboot ist von morgens bis spät nachts geöffnet und quasi eine ganztägige Anlaufstelle für nette Gesellschaften, Kaffee & Kuchen, Feierabendbier oder auch Musik und Tanz.

Für mich gibt es nichts schöneres, als mir bei der Zeitungslektüre meinen morgendlichen Koffein-Kick zu verpassen und dabei den Schiffsverkehr zu beobachten. Und wenn mir nachts noch nach Tanzen ist, so erfüllt mir der Klub (sic!) auch dieses Bedürfnis – wenn die Besucher im Sommer auf dem Deck in den Sternenhimmel schauen, ist nicht immer nur der Wellengang schuld an deren Schwanken. Schade nur, dass während der Wintermonate das Boot in seinem Winterquartier an Anker liegt.

Doch Yachtklub, wir sehen uns wieder – ich freu’ mich schon auf nächstes Jahr!



Wie immer hoffe ich, dass mein kleiner Bilder-Streifzug durch meine Heimatstadt auf euer Gefallen stößt.

Und noch viel mehr hoffe ich, dass ich euch dazu anregen konnte, meine Lieblingsorte selbst für euch zu entdecken.

Dabei wünsche ich euch viel Freude – erzählt mir gern davon!

Der nächste – und letzte – Teil meiner Serie “36 Lieblingsorte” erscheint dann in einigen Wochen.

Und bis dahin: Zieht euch warm an, Freunde!

328 Stufen.

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Der Aufstieg.
328 Stufen.
Roter Backstein, Gitterfenster.
66 Meter. Verschnaufen, innehalten.
Die Aussicht.
Verschlägt den Atem, kurz die Sprache.
Den Blick streifen lassen über die Dächer der Stadt.
Brücken, Schiffe, Main. Skyline, Römerberg, der Weihnachtsbaum.
Baustellen, Nieselregen, ein Karussell.
Frankfurt von oben, eine Heimat, ein Gefühl.
Alltag, Freude, Sorgen. Alles ganz weit unten.
Der Abstieg.
Drehwurm, aufeinander achten in der Enge.
Stimmgemurmel, Englisch, Französisch. Fernöstlich gar.
Wieder auf dem Pflaster der Stadt, ein Blick zurück nach oben auf den Dom.
Welch schöner Perspektivwechsel.
Der Aufzug.
Leider nicht vorhanden.

 


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Habt auch ihr Lust bekommen, einmal die Stufen des Frankfurter Doms zu erklimmen?
Der Aufstieg kostet 3 Euro (für Studenten 1,50) und ist ein wenig mühsam – doch der anschließende Ausblick auf die Stadt entschädigt alle Atemnot!

 

Ach ja: Ein paar Bilder hab’ ich natürlich auch gemacht:

 

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36 Lieblingsorte in schwarz und weiß – Teil II / IV

Im ersten Teil meiner Bilder-Serie “36 Lieblingsorte” hatte ich bereits darüber berichtet, wie ich zu meinem neuen, kleinen Hobby gekommen bin. Die analoge Fotografie begeistert mich, hat ein neues Bewusstsein für das einzelne Bild geschaffen.

“Ein Bild machen” statt “einfach mal drauf losschießen.”

Sich Gedanken um Motiv und Szene machen, die kostbaren Restaufnahmen des Filmes im Sinn zu schätzen lernen, statt den Speicher von Smartphone oder DSLR nach Gutdünken zu füllen oder leeren.

Darum geht es.

Und so bin ich fast ein wenig stolz darauf, euch im nun folgenden zweiten Teil meiner Bilderreihe die nächsten meiner 36 Frankfurter Lieblingsorte präsentieren zu können. 36 Orte, die ich auf jeweils eigene Art und Weise liebe und schätze. Bekannte wie unbekannte Orte, zu denen mich meine Streifzüge mit meinem kleinen, schwarzen, analogen Schätzchen geführt haben.

Ein Film. 36 Aufnahmen. 36 Orte. 36 Leidenschaften.

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und Entdecken – und bin gespannt auf euer Feedback.

Los geht’s!


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Das Café Sugar Mama hat mich gelehrt, dass es sich auch an einer vielbefahrenen Hauptstraße ganz hervorragend entspannen lassen kann.

Ist nicht einmal irgendwo ein Namensschild angebracht, ist es dennoch kein Geheimtipp mehr: Kein Wunder, denn unweit der Konstablerwache lässt es sich hier ganz Berlin-like auf Sperrholzmöbeln bequem machen und sich auf das Herzlichste mit Kaffee, Kuchen & Sandwiches verwöhnen lassen. Im Sommer scheint hier die Sonne noch, wenn anderswo längst die Schatten den Abend ankündigen – und auch zur kalten Jahreszeit vermag das Café mit Ausstellungen und Café-Konzerten anzulocken. “Savoir Vivre!” – schön, dass es dich gibt, du Zuckermama!


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Ein jeder “Bernemer” wird die Frage nach der Besten der zahlreichen Frankfurter Apfelwein-Wirtschaften prompt wie folgt beantworten: Apfelwein Solzer!


Kein Wunder, denn die um einen Baum herum errichtete Gaststätte vermag auch mich mit ihrer Authentizität und Gemütlichkeit in ihren Bann zu ziehen. Auf der oberen Berger Straße verbirgt sich in einem alten Fachwerkhaus samt angeschlossenem Garten ein Ort ganz ohne Touristen-Trubel, wie er in den bekannteren Wirtschaften in Sachsenhausen anzutreffen ist. Hier wird auf den Bänken eng zusammen gerückt mit Fremden, der Bembel mit Freunden wie anderen Gästen geteilt. Und bei grundsolider, preiswerter hessischer Kost – und spätestens dem dritten Mispelchen – lässt sich dann der Alltagsstress ganz schnell vergessen. Bornheim ist und bleibt eben Bornheim.

 


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Immer wieder zugleich verstörend wie faszinierend zugleich wirkt auf mich ein Besuch des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld inmitten der Innenstadt.

Schlicht kaum zu glauben, dass dieses Zeugnis der nationalsozialistischen Willkür noch bis 2004 als Abschiebehaftanstalt genutzt wurde. Dass Menschen in einem Bunker, vollkommen isoliert von der Außenwelt, Haftstrafen verbüßten oder ihre Rückführung abwarteten – während lediglich wenige Meter weiter der Trubel der Zeil stattfand. Das heute von der Initiative “Faitre votre Jeu!” Bunkergebäude zählt unbestritten zu meinen Lieblingsorten, ist er doch liebevoll von dieser zu einer musealen Gedenkstätte wie auch Party-Location gewandelt worden. Hut ab für dieses Engagement – und bis zum nächsten Besuch!


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Ein anderer, herrlicher Ort der heimeligen Gemütlichkeit. Ebenso ganz dort, wo man ihn kaum vermuten würde: Am ansonsten wenig schmucken östlichen Ende der Zeil befindet sich das Café Maingold.

Wer auf biedere, pastellfarbene Polstermöbel steht, wird das “Maingold” lieben. Frischer Kaffee von meiner liebsten Frankfurter Rösterei Wacker wird hier ganz in der entrückten Inneneinrichtung der 1970er serviert. Der ideale Ort, um sich nach anstrengenden Besorgungen in der Hektik der nahen Zeil auf eine kleine Zeitreise zu begeben und durchzuatmen.



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Ein Musterbeispiel für all die Schätze, die sich in unserer Stadt verstecken, ist für mich der koreanische Garten des Grüneburgparks im Westend.

Ich liebe es, der Dame gleichzutun und mein Fahrrad neben einer ruhigen Bank an diesem exotisch anmutenden Fleckchen Frankfurt abzustellen, ein Buch zu zücken und die Seele baumeln zu lassen. Was mir zu Hause selten gelingt, wird hier zum Kinderspiel.



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Wem immer ich erstmals den “Ort der Stille” der Liebfraunkirche zeige, verschlägt es zunächst einmal die Sprache. Und das ist hier auch angebracht:

Nur wenige Schritte vom wohl hektischsten, rastlosesten Ort der Stadt – der Hauptwache – befindet sich im Innenhofe der Kirche ein Altar, der zu Schweigen gebietet. Nein, ich kann mit Glauben und insbesondere Religionen, mit Gotteshäusern aller Art so gar nichts anfangen. Und trotzdem erfüllt mich ein eigenartiges Gefühl von Ehrfurcht und der Stille, sobald ich hier eintrete. Wie schön, dass es diesen Ort gibt. Zum Innehalten, Nachdenken, sich der eigenen Kleinheit bewusst zu werden. Der eigentlichen Unbedeutendheit so vieler eigenen Probleme und Sorgen. Und sich danach irgendwie befreit wieder in den Großstadtstress zu stürzen.


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Bereits seit 1931 überragt er den Frankfurter Stadtwald – und bietet, sobald man seine Stufen erklummen hat, auf 43 Metern Höhe einen unvergesslichen Ausblick auf die Frankfurter Skyline: Der Goetheturm.

Keine Radtour, kein Spaziergang durch den Stadtwald ohne anschließenden Besuch des Turmes. Wenn immer ich – etwas außer Puste – die Aussichtsplattform erreicht habe, macht mich das Panorama hoch über den Bäumen sprachlos. Ja, ich fühle mich fast ein wenig romantisiert. Vielleicht sollte ich mein nächstes Date ja einfach hier stattfinden lassen.



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Eine alternativ angehauchte Kneipe, wie sie in unserer Stadt leider viel zu rar gesät ist, ist das “Feinstaub” an der Friedberger Landstraße im Nordend.

Jeder Mann braucht so etwas wie eine Stammkneipe. Einen Ort, an dem man persönlich begrüßt wird. Ohne jegliche Bestellung einen Apfelwein auf den Tresen gestellt bekommt, in die man auch gern allein geht, weil man ja eh immer irgendjemanden kennt. Und auf dem Bierdeckel auf Vertrauensbasis abgerechnet wird. Bei mir ist dieses zweifelsohne das “Feinstaub”. Es bezeichnet sich selbst als Musik-Kneipe, auch wenn diese für meinen Geschmack doch ein wenig in den Hintergrund gerät. Dafür locken entspanntes Publikum, faire Preise und stets herzliche Besucher.  Aber auch, wenn ich einfach in Ruhe noch ein wenig lesen mag, nehme ich hier jederzeit gern am Tresen Platz. Tut es mir doch einmal gleich!



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Ein triftiger Grund, in der kalten Jahreszeit einmal im Ostend vorbeizuschauen:
In der Rhönstraße versteckt sich hier ganz unscheinbar hinter beschlagenen Scheiben das vegane Café Edelkiosk.

Die herzliche Inhaberin Anna backt jeden Morgen frisch für ihre Gäste. Und so lassen sich herzhafte Sandwiches, duftender Kuchen und natürlich Kaffee in einer Vielzahl von Variationen hier genießen. Warum ich auch als Nicht-Veganer immer wieder gerne hier bin? Alte Sofas zum Hineinfläzen, ein Röhrenfernseher samt angeschlossener Super Nintendo-Konsole, immer nette Besucher – mit denen sich immer ein netter Plausch ergibt: Noch Fragen?

Insbesondere dann, wenn es draußen so richtig ekelhaft ist, lässt sich beim Blick auf die farbenfrohen Wände und beim Blick hinaus aus dem Fassadenfenster so richtig gemütlich schon vom nächsten Urlaub träumen. Bei 30 Grad und Sonnenschein, versteht sich.


Ich hoffe, ihr hattet viel Freunde beim Betrachten meiner Bilder. Habt vielleicht Lust darauf bekommen, einige meiner Lieblingsorte selbst einmal für euch zu entdecken. Und einen hoffentlich ansehnlichen Einblick in die vielen so unterschiedlichen, kontrastreichen Facetten unserer Stadt gewinnen können. 

Ich fröne derweil weiter meinem neuen, kleinen Hobby der analogen Fotografie – nunmehr mit meiner mittlerweilen vierten Kamera. Ja, Betonboden und Filmverschlüsse vertragen sich nicht immer gut. Dennoch lasse ich mir die Freude dadurch nicht vermiesen!

Neun weitere meiner Frankfurter Lieblingsorte, die ich bei meinen Streifzügen sonst noch im analogen Bilde festgehalten habe, stelle ich euch dann im nächsten Teil meiner Bilderreihe vor.

Bis dahin: Kommt mir gut durch den Herbst!

Kunst in Kellern, Kaffeeduft & Kraffiti: Kiez-Besuch im Karoviertel

Ja, ja, liebe Leser, ich weiß. Natürlich heißt es “Graffiti”, und nicht “Kraffiti”. Ich hab’ ja schließlich keine Rechtschreibschwäche –  wollte allerdings die Möglichkeit einer feudalen Aneinanderreihung von mit “K” beginnenden Wörtern in der Artikel-Überschrift nicht ungenutzt lassen.

Allerdings muss ich mir neuerdings eine andere Schwäche eingestehen: Eine Schwäche für das Hamburger Karolinenviertel, gern auch schlicht “Karoviertel” genannt.

Schon lange hatte ich mir vorgenommen, das einstige Arbeiterviertel in der Hansestadt einmal zu erkunden. Ein Viertel, das sich in einem beispielhaften Prozess der Gentrifizierung seit Beginn der frühen 1990er Jahre vom Armuts- hin zum angesagten Szene-Viertel gemausert hat.

Nun konnte ich kürzlich einen längeren beruflichen Aufenthalt an Alster und Elbe dazu nutzen, diesem Kiez einen Besuch abzustatten.

Was ich sehen und entdecken, welch Eindrücke ich sammeln konnte – und weshalb ich mir ein “Karoviertel”  auch für Frankfurt wünschen würde: Davon möchte ich euch gern berichten.

Hummel Hummel, Moin Moin, festhalten und Leinen los!

Die Lage des Viertels

Als mich der ICE am Bahnhof Dammtor ausspuckt, werde ich prompt vom nasskalten Wind der Hansestadt begrüßt. Dieser erfüllt zwar jedes Klischee, gestaltet meine Fahrt mit dem “Call a Bike” vom Bahnhof aus ins Karolinenviertel nicht unbedingt angenehmer.

Etwa zehn Fahrrad-Minuten lang geht es vorbei an Messegelände und Stadtschnellstraßen. Hier dominieren Blechlawinen, das Grau der gigantischen Messe-Hallen, Parkhäuser und Hotels das Stadtbild. Nicht unbedingt sehenswert, aber gehört eben dazu zu einer Großstadt, die sich mit dem Zusatz “Messestadt” schmücken darf.

Wir Frankfurter haben das freilich ein bisschen besser gelöst: Das Messegelände ist fernab von Innenstadt auf die “grüne Wiese” hinaus verbannt worden, wo es niemanden großartig stört. Außer die Bewohner des benachbarten Europa-Viertels vielleicht -aber die sind ja ohnehin meist im Büro, auf Dienstreise oder übers Wochenende in der Heimat (Vorurteils-Alarm!).

Umso erstaunter und erfreuter bin ich, als ich nur wenige Straßenecken weiter – und mittlerweile ziemlich durchgefroren – die Hamburger Gnadenkirche. Das seit 2007 russisch-orthodox genutzte Gotteshaus erweist sich als wahrlich schöner Anblick, ebenso wie der nett gestaltete Vorplatz der Kirche.

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Letzterer fungiert zugleich als Eingangstor zum Karolinenviertel. Die Marktstraße als dessen urbane Hauptschlagader geht unmittelbar von diesem aus, sodass ich meinen Rundgang auch in dieser beginne.

 

Und wie sich im weiteren Verlauf meines Spaziergangs schnell herausstellen soll, beschränkt sich die hippe Gegend auch auf die Marktstraße und ihre Querstraßen:

Am anderen Ende der Marktstraße bildet ein grüner Platz bereits den Abschluss des Viertels und lässt es nahezu fließend in das benachbarte Schanzenviertel übergehen.

Eine überaus kompakte Sache also, die das Viertel auch zu Fuß bequem entdecken lässt. Das gefällt mir auf Anhieb – zumal die Überschaubarkeit der hier anzutreffenden Vielfalt keinerlei Abbruch tut.

Kreative wie kulinarische Vielfalt auf engem Raum – das kenne ich zwar auch aus Frankfurt. Eine derartig beeindruckende Konzentration von kleinen Boutiquen, ausgefallenen Geschäften, quirligen Cafés und Essen aus aller Welt innerhalb eines einzigen Straßenzuges habe ich jedoch noch nirgends gesehen. “Gefällt mir” Nummer zwei!

Architektur & Wohnen

Ein Großteil der Wohnhäuser besteht aus (oftmals frisch sanierten, wen wundert’s…) schmucken Gründerzeitbauten, welche in nettem Kontrast der alten Backsteinbauten von der benachbarten ehemaligen Rinderhalle (hier findet samstags ein großer Flohmarkt statt!) und Fabriken stehen.

Ein Nebeneinander, das ich so auch in Frankfurt noch nicht gesehen habe.

Als ich durch die Hinterhöfe der Wohnblöcke schleiche, wird ein Gefühl der Idylle in mir wach. Die nach innen gerichteten,offenen Balkone verströmen eine sehr nachbarschaftlichen Atmosphäre, die durch die bunt und wild bepflanzten Beete allerorts noch verstärkt wird. Ich muss schmunzeln, als ich auf zahlreichen der Balkone Fixie-Bikes erspähe. Nächstes Klischee erfüllt!

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Klar, dass viele Menschen hier leben möchten. Klar, dass es sich im sanierten Altbau ganz sicher gut aushalten lässt. Klar, dass auch hier versucht wird, daraus Kapital zu schlagen – und klar, dass das nicht allen gefällt. Zuallerletzt denjenigen, die auch nach Monaten der Suche keine bezahlbare Wohnung finden können. Oder, schlimmer noch : Sich ihr langjähriges Zuhause in ihrem angestammten sozialen Umfeld nicht mehr leisten können.

Bummeln & Einkaufen

Was hier sofort auffällt: Viele der zahlreichen, kleinen Geschäfte hier befinden sich in den Kellerräumen der gründerzeitlichen Häuser. Es gilt zunächst steile Treppen hinabzusteigen, um süße Boutiquen, Ateliers, lokalpatriotische Print-Stores und Läden für Antiquitäten, Kleinkunst und Krimskrams aller Art zu betreten.

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Ganz ehrlich, noch niemals hat mich ein Laden dermaßen reizüberflutet und überfordert wie dieser:
In diesem Keller-Trödel gibt es ALLES zu erstehen. Von Schreibmaschine bis zum anatomischen Lehrstück der Schulmedizin. 

Dies ist mir aus Frankfurt gänzlich unbekannt – und ich entdecke sofort meine Liebe für das “Treppensteigen”. Wieviel ein Keller doch mehr sein kann als Abstellraum für Kartons voll Bücher und Fahrräder!

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Während sich die Hamburger Damenwelt an einer reichhaltigen Auswahl von Boutiquen und Second Hand-Geschäften erfreut, erwecken zwei Schallplattenläden mein Interesse sowie meine Kauflust. Stets werde ich mit einem herzlichen “Moin!” begrüßt – mag vielleicht selbstverständlich sein, irritiert mich dennoch ein wenig. Bin wohl doch ein wenig zu sehr an die “Frankfurter Freundlichkeit” gewöhnt. Am Main macht man Geschäfte – an der Elbe pflegt man die Geschäftsbeziehung. An Hingabe und Herzblut mangelt es hier offensichtlich nicht!

Speisen & Genießen

Auch wenn ich mich als Frankfurer durchaus als kulinarisch verwöhnt betrachten darf und mich somit nichts mehr schnell vom (Küchen-)hocker reißt, so bin ich auch auch von all den Restaurants und Cafés hier sehr begeistert.

Es ist nicht die Vielfalt, es ist nicht das Außergewöhnliche, das hier mein Gefallen findet. Denn auch, wenn sogar Samy Deluxe mit seinem eigenen Restaurant mit dem gewieften Namen “Das gefundene Fressen” hier vertreten ist:

Ein buntes Potpourri von Speis und Trank aus aller Welt ist schließlich auch bei uns im Bahnhofsviertel zu finden. Nein, es ist abermals das Herzblut, das aus jedem der drolligen Cafés, der Zuckerbäckereien und den kleinen Restaurants nur so zu sprühen scheint.

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Ich nehme Platz in “Gretchen’s Villa”, dem kitschigsten Café (mithalten könnte da allenfalls “Amelie’s Wohnzimmer” in Sachsenhausen) das ich je gesehen habe.

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Zwischen Hipster-Braut mit MacBook (versteht sich) und einer Gruppe Studenten schlürfe ich an meinem Becher Kaffee (Becher = große Tasse, so musste ich lernen) und beobachte das Treiben auf der Marktstraße. Irgendwie strahlt diese trotz gelegentlichen Durchfahrtverkehrs eine heimelige Gemütlichkeit aus, die ich in Frankfurt so nur selten vorfinde.

Eine nette Dame in den “besten Jahren” spricht mich an, als sie sieht, dass ich fotografiere. Ob ich an einem Projekt arbeite, möchte sie wissen – wir kommen ins Gespräch.

“Ihnen gefällt’s hier? Wissen Sie, so schön es hier auch sein mag – vor 20 Jahren war hier noch alles anders. Ich wohne schon lange hier, habe viel mit gemacht – vieles meiner angestammten, alten Nachbarschaft ist zerbrochen. Verloren gegangen im schnellen Wandel des Quartiers”.

Ich nicke und verstehe. Die Gentrifikation mal wieder – und die Menschen, die unter ihr begaben werden. Wo Licht ist, ist eben immer auch ein Schatten zu finden.

Die Straßenkunst

Auch Frankfurt darf nun durchaus eine ansehnliche StreetArt-Szene sein Eigen nennen. Über diese kann man natürlich durchaus geteilter Meinung sein.

Dennoch habe ich eine derartige Präsenz von Schriftzügen, Graffittis, Aufklebern und Plakaten, wie ich sie hier erlebe, in Frankfurt noch nirgends sehen können.

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Jede Hausfassade ist entsprechend “verziert”, sämtliche Laternen, Mauern und selbst Haustür wird hier zur Leinwand für die selbsternannten “Künstler”.

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Als ich meine Blicke über die zahlreichen Kunstwerke streifen lassen, bin ich verwundert: Kann ich sonst doch mit StreetArt und dergleichen recht wenig anfangen, wirkt diese für mich hier nicht verkommen oder fehl am Platze

Nein, im Gegenteil: Sie passt ganz hervorragend zu diesem bunten Viertel. Wirkt ein wenig verrückt und anarchisch, aber auf eine für mich überaus sympathische Weise.

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Wenn Menschen ihre Stadt gestalten:
Mein Fazit

Mit Hamburg bin ich nie so wirklich warm geworden, und das nicht nur aufgrund der dort meist vorherrschenden Witterungsverhältnisse.

Auch, wenn ich immer wieder gern dort oben zu Besuch bin: Es erscheint mir schwierig vorstellbar, hier jemals ein Gefühl der Heimat entwickeln zu können.

Umso positiver überrascht bin ich nun vom Karolinenviertel: Als kleine “Stadt im der Stadt” zeigt sich diesenfast in sich geschlossen, bestehend nur aus wenigen Straßenzügen. Bevölkert von einem bunten Haufen Menschen jeglicher Couleur. Wenig zu spüren von der rauen, hanseatischen Lebensart, die Hamburg sonst gern für sich propagiert.

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Insbesondere die zahlreichen Kellereingänge, die es hinabzusteigen lohnt, werde ich in Frankfurt sehr vermissen. Genau wie auch die überall präsente Straßenkunst in Form von Schriftzügen, Plakaten, Aufstellern und Aufklebern.

Ganz besonders überrascht hat mich, wie man hier Relikte der Vergangenheit in das heutigen Stadtleben zu integrieren weiß! Wir Frankfurter mögen zwar das gute, alte Wasserhäuschen für uns wiederentdeckt haben – im Karolinenvierel scheint dagegen wirklich jedes Fleckchen öffentlichen Raums eine Nutzung zu finden.

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So wird ein altes Backstein-Pförtnerhäuschen als Café genutzt, um ein altes Maschinenteil wird kurzerhand eine GiveBox gezimmert, die alte Rinderhalle dient als Veranstaltungsfläche für Flohmärkte und als Skatepark. Die kleinste Verkehrsinsel mutiert zum Urban Gardening – Projekt, während man sich in Frankfurt ein niemals enden wollendes Drama über ein paar von den Gästen auf dem Matthias-Beltz Platz aufgestellten Stühlen liefert.

Ja, hier im “Karo-Viertel” wirkt vielleicht manches – nicht zuletzt aufgrund der isolierten Lage zwischen Messe und Schanze – etwas aufgesetzt. Hauptsache anders, Hauptsache ach-so-alternativ, kreativ und hipp.

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Aber als Frankfurter Besucher im Hamburger Karolinenviertel wird mir klar, dass in Frankfurt dann eben doch was fehlt. Das Bewusstsein, dass eine Stadt den Menschen gehört – und eben diese das Recht dazu haben sollten, diese zu gestalten. Dies scheint hier gut zu gelingen, während in Frankfurt äußerst rabiat gegen Obdachlose vorgegangen wird, welche sich erdreisten, eine Modelleisenbahn in der Innenstadt aufzubauen.

Karo-Viertel, ich komm gern wieder! Und auch ihr solltet unbedingt einmal auf einen Spaziergang hier vorbeischauen, sobald es euch einmal wieder in den Norden verschlägt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schmunzeln auf dem stillen Örtchen

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Die sanitären Einrichtungen von Bars und Cafés sind nun gemeinhin nicht unbedingt dafür bekannt, Orte der Einfalt zu sein. 

Ein Besuch erfolgt meist ausschließlich aus gegebenen Erforderlichkeiten, eventuell auf der Toilette angetroffene andere Gäste werden allenfalls mit einem diskreten Nicken gegrüßt. 

Und auch sonst bestimmt in der Regel reine Zweckmäßigkeit das Bild der „stillen Örtchen“, der Besucher weiß sich meist schon an einer simplen, vertrockneten Blume zu erfreuen (und ist dankbar für einen halbwegs annehmbaren Duft).

Dass aber der Toilettengang auch ein kleines Lächeln der Überraschung ins Gesicht zaubern kann, durfte ich in der vergangenen Woche gleich drei Mal feststellen:

Im Café Sugar Mama begegnet der Toilettengast lediglich der Schriftzug „ICH BIN SCHÖN!“ über dem Waschbecken. Welch schöne Gewissheit, die nicht nur Frauen erfreuen dürfte – wer braucht da noch einen Spiegel sowie das kritische Begutachten des eigenen Spiegelbilds? 


Im „Chaplin“ auf der oberen Berger Straße bleibt Mann doch gerne einmal länger als eigentlich erforderlich vor dem Pissoir stehen. Zahlreiche Lebensweisheiten gilt es zu lesen und verinnerlichen – bevor dann etwas nachdenklich, aber eben auch erheitert der Rückweg zu Freunden und Getränken angetreten wird. 


Nun, äh, ja. Ich bin dazu geneigt, nicht weiter zu kommentieren, welch Installation das Herren-Abort der „Trinkhalle“ im Ostend ziert. Ach, schaut doch einfach selbst und denkt euch euren Teil! 



Schön, dass einige Gastronomen an dieser Stelle kreative Einfalt beweisen. So gerät der WC-Besuch manchmal doch vom bloßen notwendigen Übel zu einem kleinen Moment des Schmunzelns. 

Kennt auch ihr außergewöhnlich oder lustig-kurios gestaltete stille Örtchen in Frankfurt?

Lässt mich gern in einem Kommentar von Ihnen wissen – ich bin schon jetzt gespannt auf eure Entdeckungen! 

36 Lieblingsorte – Teil 1/4

… ein Foto-Projekt in schwarz und weiß.


Arbeit und gelegentlicher Frust haben sich gelohnt: Das Album kurz vor der Fertigstellung. Daneben: Meine “neue, alte Kamera”.


Welch schöner Zufall mich zu meinem neuen, kleinen Hobby – der analogen Fotografie – gebracht hatte, habe ich euch bereits in einem Beitrag berichtet. Und auch, wieso ich an dieser in Zeiten von Smartphone- und digitalen Spiegelreflexkameras doch etwas rückständigen Art und Weise der Knipserei eine solch große Freude gefunden habe.

In diesem Beitrag gibt’s ebenfalls einen kleinen Bilderbogen meiner ersten Werke zu bewundern – verbunden mit der Ankündigung einer Projekt-Idee, welche sich in meinem Köpfchen manifestiert hat und mich in den letzten Wochen beschäftigte.

Tadaaa! – nun ist es soweit, und ich kann euch (mit ein wenig Stolz, das gebe ich gern zu!) mein jüngstes Werk präsentieren.

Doch zunächst:

Wie erging es mir eigentlich in den vergangenen Wochen als „Retro-Fotograf“? Nun, ich bin um viele Erfahrungen reicher geworden. Unter anderem, dass früher auch nicht alles ausschließlich besser gewesen ist.

Die langen Wartezeiten für das Entwickeln (insbesondere von Schwarzweiß-Filmen) zehren genauso an den Nerven wie vom Labor vergessene CDs mit digitalisierten Aufnahmen oder den mittlerweile doch recht happigen Preise für Filme und deren Entwicklung.

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Nachtschicht in Frankfurt

Ein TV-Tipp zum Wochenende.

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Auch mich ereilt ja hin und wieder die Langeweile. Gern stöbere ich dann mit dem Suchbegriff „Frankfurt“ durch die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Als Gegenleistung für die monatlichen Gebühren, die ich stets zuverlässig entrichte (räusper…), erwarte ich schließlich ein Mindestmaß an Unterhaltung.

Besonders bequem kann man übrigens mit der Gratis-Software „MediathekView“ sämtliche Mediatheken der Sender auf ein Stichwort hin durchsuchen und die Resultate praktischerweise auch direkt im mp4-Format herunterladen.


Mein neuestes Fundstück ist die Dokumentation „Nachtschicht in Frankfurt“ der Reihe „hessenreporter“ des hessischen Rundfunks.

In 45 Minuten kann der aufmerksame Zuschauer Frankfurter beobachten, die ihrer Arbeit dann nachgehen, wenn andere schlafen oder feiern.

So werden zwei junge Polizisten beim Einsatz in Alt-Sachsenhausen ebenso begleitet wie die Besatzung eines Rettungswagens. Chefärzte von Notfallaufnahmen kommen ebenso zu Wort wie besorgte Bürger, welche zu nachtschlafender Zeit die Polizei alarmieren, weil sie einen Wohnungseinbruch befürchten.


Für eine unterhaltsame Dreiviertelstunde taugt die Doku auf jeden Fall, bietet einige interessante Einblicke sowie auch Schmunzel-Momente.

Und am Ende stellt sich das beruhigende Gefühl bei mir ein, auch nachts in Frankfurt bestens umsorgt zu sein.

Zappt doch mal rein!

By MatzeFFM on August 12, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.