So sehr man auch angekommen ist in Frankfurt, so gut man sich auch auskennen mag in seiner Heimatstadt, so sehr man ihren Duft bereits geatmet haben mag:
Es gibt dann doch ein paar Facetten des Stadtlebens, in die man als Frankfurter in der Regel keinen Einblick hat. Diejenigen, die eigentlich den Touristen und Besuchern unserer Stadt vorbehalten sind.
Nachdem ich bereits “undercover” und bestens als Tourist getarnt im roten Sightseeing-Bus eine Rundfahrt durch meine Heimatstadt gemacht habe, stellte sich mir noch eine andere Frage:
Wie schaut es eigentlich hinter den Fassaden der zahlreichen Hostels aus?
Welche Menschen trifft man dort an, woher stammen sie wohl, wie mögen ihre Eindrücke von Frankfurt sein?
Zeit, das herauszufinden. Klar, ein Hostel betritt man als Einheimischer eher selten. Wozu auch, wenn man praktischerweise eine Wohnung hier hat. Nicht nur zu Besuch ist, sondern das Glück hat, hier leben zu dürfen. Doch meine Neugierde treibt mich dann nach Feierabend dann doch einmal an einen Ort, an dem ich mit Sicherheit auf keine Einheimischen stoßen werde:
Dem “Frankfurt Hostel”, gelegen direkt am Kaisersack unweit des Hauptbahnhofs. Mittendrin im Bahnhofsviertel – also nicht unbedingt ein Ort, der in den Stadtführern ganz oben auf der Liste der sehenswerten Gegenden stehen dürfte.
Noch während ich vor dem Eingang stehe und darauf warte, dass ein Hostel-Gast die prunkvolle Eingangstür öffnet (ich habe schließlich keine Zimmerkarte und muss mich folglich unauffällig hineinschmuggeln), rechne ich aus, ob es angesichts der Mietpreisentwicklung nicht sogar günstiger wäre, würde icheinfach meinen Hauptwohnsitz in ein Hostel verlegen.
Noch ehe ich meine Überlegung zu Ende führen kann, möchte dann tatsächlich ein junger Mann samt großem Rucksack das Hostel betreten. Ich husche flink hinterher und bedanke mich fürs Türaufhalten artig mit einem “Thank you”.
Endlich drinnen, staune ich schon mal nicht schlecht über das feudale Treppenhaus. Habe ich vorher eigentlich bereits jemals einen der Pracht-Altbauten des Bahnhofsviertel betreten?
Wohin bloß zum Feiern? Nach Alt-Sachs, natürlich!
Möglichst souverän (möchte ja nicht weiter als Nicht-Gast auffallen) steige ich die Treppen hinauf in den dritten Stock. Schaue mich ein wenig um. Auf den ersten Blick, da schaut es aus wie in jedem beliebigen anderen Hostel dieser Welt:
Einladungen zum abendlichen Pasta-Essen, zu einer “Free Walking Tour”. Auf einer Weltkarte haben die Besucher mittels Pins ihre Herkunft dokumentiert, ja, die ganze Welt war schon zu Gast in Frankfurt.
Ein wenig schmunzeln muss ich dann jedoch über die “What to do in Franfkurt” – Tipps, die an der Wand zu finden sind. Eigenartig, diese Empfehlungen als Einheimischer zu betrachten.
So ist der heißeste “Nightlife”-Tipp, wie sollte es auch anders sein: Alt-Sachsenhausen, pardon: “Old-Sachsenhausen”.
“Music: Ballermann” – klar, wenn man schon zu Gast in Deutschland ist, dann mag man sich natürlich gerne ein wenig Klischee gönnen.
Nun ja, irgendwie bin ich ja auch froh, dass all die Orte, die ich gerne aufsuche, bislang von Touri-Massen verschont geblieben sind. Wär’ ja noch schöner, hätten wir Frankfurter keine Rückzugsorte mehr, an denen wir ganz unter uns sein können. Wobei ich den Austausch mit Fremden durchaus schätze, schließlich bin ich genau deswegen hier.
Und wo kommt man am besten mit solchen ins Gespräch? Richtig, an der Bar. Ich geh’ rein, staune nicht schlecht über den regen Betrieb – es ist Montagabend, schon halb elf.
Erstmal genieße ich die nächtliche Aussicht auf den Hauptbahnhof, anschließend lasse ich meinen Blick kreisen: Man tratscht an der Theke, sitzt mit Klapprechner an den Tischen, lässt einen schönen Daytrip ausklingen.
Ich selbst tue derweil weiter unauffällig, bestelle mir ein eisgekühltes Tannenzäpfle, nehme Platz an einem Tisch am Fenster, zücke mein Buch.
“The most multi-cultural city I’ve been visiting in Germany”
Aber Halt, ich bin ja auch nicht zum Lesen hier. Zeit für ein bisschen Austausch!
Mir gegenüber sitzt eine junge Frau, die auf ihr MacBook starrt und sich offensichtlich ein wenig müde und gelangweilt durch die gängigen Social-Media-Plattformen klickt.
Ich sag’ mal “Excuse me”, nein, sie spricht kein Deutsch, nur Englisch. Kein Problem, ich improve ja gern meine foreign language skills.
Ich oute mich als Einheimischer, die junge Frau lacht. Warum ich denn dann in der Bar eines Hostels sitze, will sie wissen. Ich erzähle ihr von meiner Intention, sie mag meine Idee. Und schon entwickelt sich ein nettes Gespräch.
Yukie, so heißt sie, lebt in den USA – in Montana, um genau zu sein. Frankfurt ist die letzte Station ihrer Europareise: In Prag war sie vorher, in Dresden, Leipzig und Berlin. Eastern Germany. Schon morgen geht ihr Flieger in die Heimat. Und ein bisschen, sagt sie, freue sie sich schon auf ihr Zuhause. Sie sei des Sightseeings mittlerweile schon ein wenig überdrüssig. Ich frage sie, wie das Leben in Montana so ist – sie erzählt mir von den National Parks, den wunderschönen Seen, den Bergen. Der Nähe zu Kanada, die sie so schätzt.
Wie denn ihr Eindruck von Frankfurt sei, will ich wissen.
Frankfurt, das sagt sie bestimmt, sei die auf den ersten Blick multikulturellste Stadt in Deutschland, die sie bislang besucht hat. Ich spreche sie auf die Umgebung des Hostels an, frage, ob sie sich wohl fühlt hier. Zu meinem Erstaunen scheint sie sich wirklich nicht von all den armen Gestalten hier am Kaisersack zu stören. Aus den USA sei sie da viel Schlimmeres gewöhnt, “where’s the problem” ?
Auch den Main habe sie sich bereits angesehen, der sei auch ganz nett. Aber Flüsse, die gäbe es ja auch in Dresden und Berlin, wäre jetzt nichts besonderes gewesen. Mein Frankfurter Stolz ist kurz angegriffen, lautstarken Protest spüle ich mit einem Schluck Tannenzäpfle hinunter.
Wir tratschen noch eine Weile, ich erzähle von meinem Roadtrip durch die USA im letzten Jahr. Als mich das Nordend ruft, verabschiede ich mich, wünsche ihr einen guten Flug gen Übersee.
Zig Nationen und Geschichten – in einem Raum. Wie spannend!
Als ich wieder auf dem Pflaster der Kaiserstraße stehe, da freue ich mich. Ich meine, ganz zentral in der eigenen Stadt auf zig Menschen aus verschiedenen Kulturen treffen zu können, die allesamt von ihren Eindrücken, Reisen und – ganz besonders schön! – von ihrer Heimat berichten können: Wie geil ist das denn?!
Ich bin mir ganz sicher, demnächst mal wieder vorbeizuschauen. Ganz undercover, versteht sich. Café und Bar haben schließlich 24 Stunden am Tag geöffnet, die Preise sind moderat – und “Free WiFi”, das gibt’s natürlich auch. Und wieso nicht einmal hier arbeiten statt im Café (sorry, Sugar Mama!) ?
Außerdem hab’ ich mal wieder mein Englisch ein wenig aufgefrischt – und davon profitiere ich dann spätestens nächste Woche, wenn ich selbst im Hostel in einer fremden Stadt sitzen werde. Auf einer kleinen Reise durch Portugal, als leibhaftiger Tourist. Mit Zimmerkarte, versteht sich.
Hattet ihr auch schon unterhaltsame, aufschlussreiche und interessante Gespräche mit Besuchern unserer Stadt? Ich bin gespannt auf eure Geschichten!
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Grüße aus Dresden!
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