Es ist der Tag der Deutschen Einheit, als ich erwache und nach einem kurzen Blick aus dem Fenster feststelle: Scheiße, der Herbst hat endgültig Einzug gehalten. Wind und Starkregen machen all meine Pläne zunichte. Gemeinsam mit einem guten Freunde wollte ich zur Feier des Tages endlich einmal Weimar besuchen, was aber angesichts der vorherrschenden Witterung nicht mehr ganz so attraktiv erscheint.
Was also tun an diesem freien Tag? Wie gut, dass ich noch auf meine lange “What to do in Frankfurt” – Liste zurückgreifen kann. Und schon immer einmal wollte ich das Verkehrsmuseum Frankfurt besuchen, schließlich bin ich selbst durchaus affin zum öffentlichen Personenverkehr – wenn ich auch eher Fan der “großen Eisenbahn” bin. Das Museum befindet sich im Besitz der VGF, wird ehrenamtlich betrieben und feiert in diesem Jahr bereits sein 30-jähriges Bestehen.
Anfahrt, Öffnungszeiten, Preise
Die Anfahrt gestaltet sich denkbar einfach: Die Tram 12 spuckt uns an der Endhaltestelle “Rheinlandstraße” aus, an der sich dann auch direkt die zwei Museumshallen befinden.
Das schöne, alte Empfangsgebäude ist bereits der erste Hingucker und zeugt vom einstigen Dasein der heutigen Straßenbahnhaltestelle als Lokalbahnhof.
Geöffnet ist das Museum leider ausschließlich sonntags zwischen 10.00 und 17.00 Uhr – hey, liegt man da nicht für gewöhnlich verkatert im Bett? Gut, dass an Feiertagen ebenfalls geöffnet ist.
Der Eintrittspreis ist mit 3 Euro (Studenten zahlen 2) fair kalkuliert.
Und was gibt’s zu sehen?
Der Name lässt leider eine größere Bandbreite vermuten. Die Exponate beschränken sich auf historische Fahrzeuge des innerstädtischen Nahverkehrs, von der “großen Eisenbahn” ist also nichts zu sehen.
Dennoch gefällt es mir, die Straßenbahnwagen aus der “guten, alten Zeit” zu bewundern. Von der Pferde-Bahn bis zur Nachkriegsstraßenbahn wird durch die Ausstellungsstücke hier der Wandel der Frankfurter Straßenbahn hinweg durch die Jahrzehnte berichtet.
Auch Busse sind in der Museumshalle hinterstellt – mein Highlight hierbei ist ein O-Bus aus Offenbach. Schade, dass in der Republik heutzutage lediglich in Solingen noch diese abenteuerlichen Gefährte mit ihren unverkennbaren Teleskop-Stromabnehmern verkehren.
Für die Technik-versierten Besucher sind diverse Nockenfahrschalter und Fahrmotoren aufegstellt – aufschlussreich, aber für mich als Berufs-Eisenbahner wahrlich nichts Neues.
Als Straßenbahn-Fahrerin gut verdienen: Diese Zeiten sind wohl längst vorbei.
Auf den oberen Stockwerken der Ausstellungshalle wird es für mich dann interessanter:
Fotostrecken zeugen vom Bau der neuen Straßenbahn-Linie 18 hinauf zum Gravensteiner Platz, und die Stelltafel des ersten U-Bahn-Stellwerks macht durchaus Eindruck.
Nach einem schnellen, günstigen Kaffee haben wir die Gelegenheit, an einer Führung durch die “Fahrzeughalle Ost” teilzunehmen. Unterwegs bekommen wir die Gelegenheit, eine Weiche von Hand umzustellen – und haben endlich erfahren, warum der Straßenbahnfahrer im Winter gelegentlich mit einem suspekt anmutenden Werkzeug aussteigen und von Hand Weichen umstellen muss.
In der Fahrzeughalle Ost dann wartet dann das Objekt meiner ganz persönlichen Begierde auf mich: Der U1-Triebwagen als Prototyp der Flotte der in den 1960er Jahren gebauten Frankfurter Stadtbahn, heute als “U-Bahn” bekannt.
Mein Fazit
Der Name “Verkehrsmuseum” mag ein wenig hoch gegriffen sein, beschäftigt sich die Ausstellung doch ausschließlich mit dem innerstädtischen (Nah-)verkehr. Dennoch, für 3 Euro gibt’s hier Einiges zu sehen. Wer nicht bereits mit der Marterie vertraut ist, kann einen Eindruck davon gewinnen, wie charmant die innerstädtische Fortbewegung einmal gewesen ist.
Schade dagegen fand ich, dass jegliche Aspekte der stadtplanerischen Geschichte des Frankfurter Nahverkehrs gänzlich unerwähnt bleiben.
Vom Traum der “autofreien” Stadt, vom langen Kampf um eine U-Bahn, vom jüngsten Ausbau des innerstädtischen Streckennetzes ist kaum etwas zu erfahren. Auch einen Blick in die Zukunft hätte ich mir gewünscht: Denn verbunden mit Ausbau und Wandel unserer Stadt wird sich auch der innerstädtische Nahverkehr entsprechend anpassen müssen.
Sei’s drum, die drei Euro waren es wert. Wer sich ohnehin für den Nahverkehr in Frankfurt interessiert, wird einen Besuch ganz sicher nicht bereuen!