Laufen über Stock und Grabstein.

In meinem jüngsten “Lesestoff”-Artikel, in dem ich euch die beiden Bücher “Club der roten Bänder” sowie “Club der blauen Welt” vorstelle, hatte ich es bereits erwähnt: 

Die Lektüre der beiden Bücher hat etwas in mir bewegt. Etwas ausgelöst, mir ein Bewusstsein geschaffen. Mich an etwas doch eigentlich Selbstverständliches zurück erinnert:

Das eigene Leben ist endlich.

Eine simple Tatsache, die ich, vielleicht wir alle, nur allzu gern verdrängen. Ist das nicht eigentlich schade? Wie soll man auch das Leben schätzen, feiern und genießen, ohne die Existenz des Todes als Gegengewicht anzuerkennen?

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Wir errichten Mauern um den Tod

 

Und während mich diese Gedanken um das Leben und den Tod als Nachhall der Lektüre umtreiben, während ich feststelle, wie achtlos auch ich bisher mit dem Tod umging, drängen sich mir Fragen auf.

Ich lebe im Nordend, fast täglich passiere ich die hohen Mauern des hier befindlichen Frankfurter Hauptfriedhofs. Einen Gedanken daran, wie es dahinter ausschauen könnte – den hatte ich bislang allerdings noch nie verschwendet.

Warum eigentlich? Warum verschließen wir die Augen so sehr vor dem Tode, dass wir sogar seine Heimat mit hohen Mauern umschließen? Als wäre es äußerst unangenehm, nur ein notwendiges Übel, ihm Platz im Raum unserer Stadt zu gewähren zu müssen?

Wieso weiß sogar ein sonst so an unserer Stadt interessierter, neugieriger junger Mensch wie ich nicht, wie es auf dem riesigen Areal hinter den hohen Mauern aussieht? Nein, eine Antwort darauf finde ich zunächst nicht.

Doch einen Blick riskieren hinter die hohen Mauern, das möchte ich. Möchte auch dem Tod Platz in meinem Bewusstsein geben, möchte ihm auch während ich lebe begegnen.

 

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Joggen statt Trauern

 

Ist es nicht irgendwie bescheuert, dass so viele von uns Friedhöfe nur dann aufsuchen, wenn ein lieber Mensch verstorben ist? Wir sind doch allesamt froh, diesen Ort nach der Bestattung möglichst schnell wieder verlassen zu können – und hoffen anschließend, ihn so bald nicht wieder aufsuchen zu müssen.

Warum konfrontieren wir uns nur dann mit diesem Ort, wenn wir einen Mitmenschen verloren haben? Das erscheint mir nun etwas unverständlich. Man sollte den Tod doch zumindest hin und wieder mal kurz grüßen, um ihn nicht zu vergessen. Und das möchte ich nun tun.

“Hallo auch, Tod – ich weiß, dass du auch mich irgendwann ereilst. Aber gerade deswegen möchte ich mein Leben hier genießen, lass’ dir gern noch ein wenig Zeit. ‘nen schönen Sonntag noch!”

Dass ich ausgerechnet heute davon lese, dass die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen in Deutschland stark gestiegen ist, schockiert mich und bestärkt mein Bedürfnis:

Ich beschließe, dem Tod am heutigen Sonntag Besuch in Form meiner morgendlichen Jogging-Runde abzustatten.

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Die Welt hinter den Mauern

 

Klar, mir ist durchaus bewusst, dass ich mir für meine sportlichen Aktivitäten einen – nun, ja – etwas “unkonventionellen” Ort ausgesucht habe. Auch bin ich ein wenig umsorgt, wie die Besucher des Friedhofes wohl auf meinen ungewöhnlichen Besuch reagieren werden. Platze ich gar in eine Trauergesellschaft hinein? Ist das, was ich hier zu tun gedenke, nicht genau das, was man in aller Regel als “pietätslos” bezeichnet?

Egal, ich mache das jetzt. Und bin erleichtert, als ich schon kurz nach dem Passieren des großen Eingangsportals der Grabstätte auf die ersten Menschen treffe, die Gräber ihrer verstorbenen Angehörigen besuchen und pflegen. Oder – ja, tatsächlich! – einfach spazieren gehen. Sie allesamt erwidern mein freundliches Nicken, manche wünschen gar einen schönen Sonntag. Puuh! 

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Die Welt indes, die sich hinter den Mauern verbirgt:

Sie erscheint mir fremd, obwohl sie dem Ort, an dem ich lebe, doch so nahe ist. Ich trabe über die endlosen und verschlungen Wege des Friedhofs. Lasse meinen Blick über Grabstätten und die vielen Bäume streifen. Ja, es fühlt sich eigentümlich an, hier zu sein. Das Laufen als Ausdruck meines Lebens inmitten der Erinnerungen an jene, denen dieses Glück nicht mehr gewährt ist.

Diese Erinnerungen, so stelle ich fest, sind teils noch frisch. Noch hell ist die Erde auf den Gräbern, noch ganz neu die darauf abgelegten Kränze. Und dann gibt es jene verwitterte Grabsteine, die aus einer gänzlich anderen Zeit zu stammen scheinen. Teils so verfallen sind, dass sie bald einzubrechen drohen.

Ich fühle mich, als liefe ich durch einen wunderschönen Park. 
Nur, dass unter den Zweigen, die unter meinen Schritten knacken, Gebeine vergraben sind. Ich schaudere.

 

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Würde es die Begrabenen wohl stören, wüssten sie, dass ich hier über sie hinweg trabe?

All meine mir vermittelten Wertvorstellungen sagen mir, dass mein Tun zutiefst pietätlos sei.. Aber warum sollten sich die Toten daran stören, wenn die Erinnerung an sie einen selbstverständlichen Platz im alltäglichen Leben der Stadt findet?

Nein, ich glaube nicht. Sollte es sie nicht viel mehr stören, dass wir Mauern um die Erinnerung an sie errichten?

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Darf ich mich hier wohl fühlen?

 

Weiterlaufen, tief einatmen. Die kalte Luft zieht kalt in meine Lunge.
Ich ärgere mich darüber, den Friedhof nie zuvor betreten zu haben.
Hinter jeder Kreuzung, an jedem Wegesrand werde ich überrascht von all den schönen Skulpturen, den ausgefallenen wie auch den schlichten Grabsteinen.

So unvorstellbar dieses Reich manchem sein mag, der von außen auf die Mauern blickt – so unvorstellbar erscheint mir gerade jene Welt des Alltags jenseits dieser Mauern. In der sich der Verkehr staut, Menschen zur U-Bahn hetzen, die gefüllten Einkaufstüten in der Hand. Big City Life as usual. 

Ich will erst später wieder Teil davon sein, ich bin gerade gerne hier. Bin fasziniert von den erhabenen Gedenkstätten an die Gefallenen des Krieges, von der Erkenntnis, dass ich mich gerade allen Ernstes auf einem Friedhof befinde. Und wohl fühle.

Gerade, als ich das Tempo nochmals erhöhe, begegne ich dann doch noch einer Trauergesellschaft. Blicke in traurige Gesichter, sehe Wangen voll Tränen.

Wäre ich den schwarz Gekleideten nicht begegnet, wäre mir wohl kaum so bewusst geworden, dass ich gerade glücklicherweise niemanden verloren habe. Dass ich noch Leben bin – und laufen kann, statt beigesetzt zu werden. Hätte ich diesen Umstand so zu schätzen gewusst, wäre ich nicht in Form der Trauergemeinde mit dem Tod konfrontiert worden? Wohl kaum.

Ich will nicht sagen, dass ich den Tod nicht fürchte. Ich will nicht sagen, dass es mir gelingen mag, den Tod auf “Augenhöhe zu betrachten”, so wie der Autor der beiden Bücher tut. Dies mag ihm angesichts seines Krebsleidens vermutlich besser gelingen als mir, so oft wie der sprichwörtliche Sensenmann bereits an seiner Türe klopfte. 

Aber:

Ich finde es schade, dass der Tod meist ausgeschlossen bleibt.
Keinen Raum findet in unserem Leben. Doch daran, dass er auch mich ereilen wird, dass ich die Zeit davor bestmöglich nutzen will:

Ja, daran mag ich mich fortan täglich erinnern.
Was Lektüre doch bewirken kann.

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Ich erspähe ein Schild. “Ein Hauch von Leben” steht darauf. Und genau der Richtung, in die es zeigt,  beschließe ich zu folgen. Wieder hinaus in den Großstadttrubel, all die Hektik, das Lachen und das Weinen.

Eben das, was man “das Leben” nennt.

TATORT Frankfurt: Euer Plan für Sonntagabend!

Ich persönlich hasse ja Sonntage. Sonntage sind tote Tage, an dem die Stadt schläft, sich erholt von sechs Wochentagen des “Zuviel”. Ein Spaziergang über eine menschenleere Zeil, eine Fahrt in einer gänzlich leeren U-Bahn genügen, um erste Anzeichen einer depressiven Verstimmung zu verursachen. Und Dank nicht vorhandener Empfänglichkeit für Überirdisches ist auch ein Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes wahrlich keine Alternative für mich. 

 

 

Eines meiner liebsten Rituale

 

Ein echter Lichtblick dagegen ereignet sich dann abends um 20.15 im “Ersten Deutschen Fernsehen”, wenn der “TATORT” wieder die halbe Bundesrepublik zur Fernbedienung greifen lässt. Klar, den “Tatort” zu schauen kann man lieben – oder auch als spießig empfinden.

Ich selbst habe mich für Ersteres entschieden. Ein liebgewordenes Ritual, das ich hege und pflege, wann immer es mein Dienstplan auch zulässt.

Klar, dass für mich vor allem der Frankfurter TATORT einen echten Pflicht-Termin in meinem Kalender darstellt.

 

Am kommenden Sonntag, den 18. Dezember ist es wieder soweit:

Pünktlich ab 20.15 Uhr schickt der Hessische Rundfunk wieder seine Ermittler Anna Janneke und Paul Brix in der Folge “Wendehammer” auf Verbrecherjagd am Main. Ich freu’ mich schon jetzt tierisch darauf – nicht zuletzt, weil Brix ‘ne echt coole Sau ist.

Was gibt es schließlich Schöneres, bei vielen der Szenen festzustellen:
“Hey, da saß ich doch letzte Woche auch noch!” 

 

Um die Vorfreude noch zu steigern, hat der Hessische Rundfunk eigens einen Vorschau-Trailer auf die neue Folge “Wendehammer” veröffentlicht: 

 

Auch ihr solltet euch also dringend ein dickes Kreuz im Kalender machen.
Und weil alleine gucken öde ist, hier noch ein paar Tipps für euch:

 

Rudelgucken:

TATORT – Public Viewing in Frankfurt

Seit einiger Zeit haben diverse Kneipen erkannt, dass der gemeine Zuschauer auch gern gemeinsam auf kollektive Verbrecherjagd geht. In Folge dessen wird ein “Public Viewing” angeboten, bei dem gemeinsam “TATORT” geschaut werden und im anschließenden Gespräch hochgelobt oder verrissen werden kann.

Meine liebsten Locations für das Rudelgucken hier im schnellen Überblick für euch: 

 

“Zum Tannenbaum”, Bockenheim

Beim wohl besten aller Apfelweine lässt sich’s sowieso immer gut aushalten, Sonntagabends umso mehr: Dann ist die Kneipe in Frankfurt stets gut gefüllt, und zwischen Flipperautomat sitzt gespannt das Publikum und verfolgt das kriminelle Geschehen auf Leinwand. Und auch nach Sendeschluss wird gern noch einmal auf das Ein oder Andere Mispelchen geblieben.

 

“New Backstage”, Nordend

Im New Backstage regieren laut Eigenwerbung vorrangig Schnitzel & Rock ‘n’ Roll. Nicht jedoch Sonntag abends, wenn zwei große Leinwände für ein immer wieder unterhaltsames, gemeinschaftliches TATORT-Erlebnis sorgen.

Es gibt Raucher- wie Nichtraucherbereich, nettes Personal sowie eine Straßenbahn-Haltestelle direkt vor der Haustür. Und natürlich ordentliche Schnitzel für all die Hobby-Ermittler, die noch der abendliche Hunger überkommt.

 

“Alte Liebe”, Sachsenhausen

Auch am Frankfurter Lokalbahnhof gibt’s Krimi-Spannung:
Die “alte Liebe” überzeugt mich mit ihrer so liebevollen Einrichtung, welches kein heimisches Wohnzimmer dieser Welt je toppen könnte.

Bier gibt’s vom Fass, Plätze meist zu wenige – doch wenn man einen ergattert, kann man mit etwas Glück auf gut gepolstertem Platz versinken und sich ganz dem Geschehen auf der Leinwand hingehen. Und heimgehen will man dann nach dem Abspann irgendwie auch noch nicht.


Auch schon gespannt?

Seid ihr auch schon gespannt auf “unseren” nächsten TATORT?
Dann schaut am Sonntag doch einmal im Kollektiv. Macht gleich doppelt Freude!

Mich persönlich werdet ihr übrigens im “Tannenbaum” antreffen. Und ich freue mich bereits jetzt auf das nächste Abenteuer meiner liebsten Ermittler und anschließende gemeinsame Diskussion mit all den anderen TATORT-Freunden.

 

 

Neulich im Yok-Yok.

Neulich hatte ich wieder zwei Stunden am Frankfurter Hauptbahnhof, die es irgendwie totzuschlagen galt. Da Drogeneinkauf in der B-Ebene für mich keine ädaquate Lösung darstellte und sowohl Shopping als auch Essen bloß aus Langeweile ebenfalls keine Alternative waren, hab’ ich einfach mal beschlossen, im Yok-Yok Platz zu nehmen. Ausgerüstet mit frisch erworbener, eisgekühlter Cola und Frankfurter Rundschau.

Zwischen Kühlschränken und der Sammlung von allerlei Bierflaschen Platz genommen, studierte ich die Zeitung und hob ab und zu meinen Blick, um meine Umgebung zu studieren.

Außer mir im Kult-Kiosk anwesend: Zwei gut gekleidete Herren “mittleren Alters”. 

Man griff sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank, unterhielt sich offensichtlich über das politische Tagesgeschehen. Flüchtlingskrise, CSU-Parteitag, Atomausstieg – das Übliche eben.

Das “Yok Yok – Phänomen”

 

Nicht lange hat’s gedauert, und ich wurde von den beiden Herren angesprochen. Ob ich denn bei der Bahn arbeite – huch, hat mich meine Uniform wohl wieder einmal verraten? 

Ich bejahe, prompt entflammt eine hitzige Diskussion über Schuld und Unschuld des Fahrdienstleiters von Bad Aibling, der just an diesem Tage zu einer Freiheitsstrafe veruteilt wurde.

Eine DIskussion über Moral und Reue,über Strafmaß und die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der verhängten Freiheitsstrafe. Über der Schwierigkeit eines Urteils, über die deutsche Justiz.

Krass, hatte ich nicht eben noch befürchtet, innerhalb der nächsten beiden Stunden zu sterben vor Langeweile? 

War wohl nix mit dem vorzeitigen Ableben – es wird interessant.
Die beiden Herren, so erzählen sie mir, seien alte Frankfurter Freunde.

Vor langer Zeit gemeinsam aus dem “Omen” gestolpert, ist der eine in Frankfurt verblieben – sein Freund nach Vancouver in Kanada ausgewandert und nun einmal wieder zu Besuch am Main.

Wir tauschen Anekdoten und Visitenkarten aus, ja verdammt, sind denn die zwei Stunden schon wieder um?

Als meine Zeit eng wird und ich mich verabschieden muss, bedanke ich mich bei den Beiden für das so interessante Gespräch, die gute Zeit, die Bekanntschaft.

“Hat uns doch genauso gefreut!”, entgegnen sie mir – das “Yok-Yok” sei schließlich ein Schmelztigel, man gehe hier schließlich einfach mal auf ein Bier hin und kann sich sicher sein, immer interessante Gespräche zu führen.

All das in einem Kiosk im Frankfurter Bahnhofsviertel. Mit dem innenarchitektonischen Charmes eines feuchten Kellerraumes voll Sperrmüll.

Doch Recht haben sie, die beiden – ich selbste bezeichne dies als “Yok-Yok – Phänomen”.

Ein weiteres Phänomen, für das sich unserer Stadt zu lieben lohnt.

Heißer Apfelwein

In meinem Beitrag “Alle Jahre wieder” hatte ich vor wenigen Wochen einen Streifzug sich über den damals noch im Aufbau befindlichen Frankfurter Weihnachtsmarkt gewagt. 

Dabei – es war Ende November – musste ich feststellen, dass es mir in diesem Jahr ganz besonders widerstrebt, Weihnachten zu feiern. Und meine Gedanken zur Besinnlichkeit auf kalendarischen Befehl mit euch geteilt.

Dennoch hatte ich angekündigt, dass auch ich bereits bald Teil des Weihnachtsmarktes sein werde. Unter Lichterketten stehend, mit dampfendem Heißgetränk und Tüten voll Weihnachtseinkäufen in den Händen.

Und, was soll ich sagen: Es ist soweit.

Obwohl gerade es gerade einmal Anfang Dezember ist, noch drei Wochen vergehen werden, bis sich an Heiligabend wieder Familien unterm Tannenbaum zusammenrotten und eifrig Geschenke austauschen. Obwohl die neue Woche gerade erst begonnen, der heutige Abend noch ganz jung ist:

Die Menschen strömen an die Weihnachtsbuden, als würde es morgen verboten. Die Stadt scheint zu platzen im Glühweinrausch. 

Und dennoch wirkt kaum einer der dick in Mantel und Schal eingepackten Menschen so, als wäre er freiwillig hier. Lausche ich hin und wieder den Gesprächen rechts und links, nehme ich Unmut allenthalben wahr.

Da wird sich über die vielen Termine in der Vorweihnachtszeit beschwert. Die Firmenfeier hier, die vom Sportverein da – die Verwandtschaft will besucht werden, nebenbei müssen noch Karten geschrieben werden. Von den Geschenken mal ganz zu schweigen, der ganze Einkaufsstress, ganze Nachmittage in der Warteschlange vor der Kasse verbracht. Und finanziell, ja, da sei man ebenfalls bald ruiniert. Und nervlich sowieso.

Ich bin ja schließlich auch hier!

Aber, ich will hier gar nicht lästern, ich bin ja schließlich auch hier – und warte fröstelnd auf meinen ersten heißen Apfelwein. So ein Weihnachtsmarkt in der Innenstadt ist ja schon irgendwo irre praktisch, um nach Feierabend die Freunde zu treffen.

Und, sind wir ganz ehrlich: Auch irgendwo ein schöner Anblick.

Klar, Lichterketten, Rentiere und Tannenbäume vor der Kulisse des Römerbergs mögen ledigliche technische Installationen, vielleicht sogar Kitsch sein. Aber sehnen wir uns nicht alle nach einer solchen heilen Welt?

Klar – daran, was ansonsten so in dieser Welt geschieht – darüber sollte man nicht denken in dem Moment, in dem man mit kindlicher Begeisterung auf das hell erleuchtete Karussell, den rauchenden Schornstein des “Schwarzwaldhauses” blickt.

Ich nippe an meinem heißen Apfelwein. Wärme durchströmt mich, lässt mich die Eiseskälte kurz vergessen.

 

Um das “Vergessen”, ja, darum geht es wohl den meisten hier. 

Zu vergessen, in einer Welt zu leben, in der Menschen einander die furchtbarsten Sachen antun. Zu vergessen, dass das eigene Dasein oftmals geprägt ist von Stress, Streit, Sorgen und Ängsten. Zu vergessen, dass das menschliche Miteinander nicht immer einfach ist.

Und – für einen kurzen Moment, hier an diesem Ort – mag das nach einiger Verweildauer irgendwie gelingen. Die Menschen hier eint die Sehnsucht nach der besseren Welt, einem friedlichen Miteinander. Der Nächstenliebe.

 

Drei Glühwein später

Und nach dem dritten Glühwein mag sich dieses Gefühl dann tatsächlich einstellen. Das Gefühl, nicht nur seine Freunde gern zu haben – sondern auch all die Besucher ringsum ins Herz schließen zu wollen. Die prallen Tüten in der Hand, die Sorgen im Kopf, die Nachrichten des Tages einen Moment lang zu vergessen – und das ewig drehende Karussell anzustarren, immer noch leicht frierend. Das Gefühl der Vorfreude, seine Liebsten an Heiligabend wieder zu sehen. Oder auch alte Freunde aus der Schulzeit. Das Gefühl, dass diese Welt zumindest eine kurze Zeit lang eine gute ist.

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Und hey, ist nicht genau das Weihnachten? 

Nein, ich halte nichts von Kirchen, Religionen im Allgemeinen, dem Christentum. So gar nicht.

Diese Sehnsucht nach der “heilen Welt”, nach Nächstenliebe, nach Harmonie:
Die steckt auch in mir. Wie wohl auch in jedem hier.

 

Und ist die Weihnachtszeit nicht genau das?

Eine – wenn auch ursprünglich kirchlich definierte – Zeit, um die in uns allen steckende Sehnsucht nach Liebe und Frieden zu leben? Und leider die einzige, in der es uns gelingt, an eine bessere Welt zu glauben und jenes behagliche Gefühl zu verspüren, dass irgendwie doch alles gut wird?

Ich glaube, leider ja. Darauf noch ‘nen heißen Äppler. 

Schreiberlinge unter sich: Beim ersten Frankfurter Blogger-Stammtisch

Bereits seit langer Zeit verfolge ich die mit großen Interesse zahlreiche Blogs aus Frankfurt am Main. Und habe – nach einigen Tätigkeiten bei anderen Projekten – vor einiger Zeit meinen eigenen Blog “MAINRAUSCH” aus der Taufe gehoben. 

Klar, Frankfurt ist bezüglich seiner Blogger-Welt noch lange nicht Berlin (auch wenn gelegentlich gemunkelt wird, Frankfurt sei “das neue Berlin”) – dennoch ist die Anzahl der Frankfurter Online-Plattformen mittlerweile auf eine beträchtliche gewachsen.

Sich einen Überblick über die derzeit aktiven Blogs vom Main zu verschaffen, geschweige denn die Menschen hinter den Projekten kennen zu lernen:
Dies gestaltete sich bislang jedoch recht schwierig.

Grund genug für mich, kurzerhand ein Get-Together der Frankfurter Blogger auszurufen!

 

Facebook macht’s möglich und einfach:

 

Einfach mal ‘ne Veranstaltung erstellt, Aufrufe in diversen Facebook-Gruppen plaziert – und prompt konnte ich  knapp 40 Interessenten für einen ersten Frankfurter Blogger-Stammtisch verbuchen. Wie einfach das doch sein kann, ha!

Besonders gefreut haben mich die Zusagen von Anja Zoerner und Lydia. Anja hatte ich einst aufgrund eines geradezu absurden Zufalls kennen gelernt, wie ihn nur das Leben schreiben kann – und mit ihr eine Partnerin gefunden, die es mir erstmals ermöglichte, meine gesammelte Hirngrütze in Form eines Blogs in die Welt heraus zu posaunen. Und Lydia hatte mir mit ihrem Blog “Lydias Welt” just in den vergangenen Tagen die Augen geöffnet für die anspruchsvolle Bewältigung deren Alltags (ich entschuldige mich an dieser Stelle für das schlechte Wortspiel!).

Es ehrte mich jedenfalls sehr, dass sie sich auf den für sie nicht ganz einfach Weg von Neu-Isenburg nach Frankfurt machen wollte, eigens um “meinen” Stammtisch zu besuchen. Hut ab! 

Wie viele Blogger letztendlich erscheinen sollten, ließ mich bis zuletzt ein wenig zittern. Facebook ist erfahrungsgemäß eben Facebook, da klickt man schnell mal auf “teilnehmen”, hat die eigene vermeintliche Teilnahme dann zwei Klicks später aber wieder vergessen. Willkommen in der neuen Welt!

Als Location für den ersten Frankfurter Blogger-Stammtisch hatte ich das charmante “WIR KOMPLIZEN” im Frankfurter Nordend auserkoren:

Dessen Eröffnung war mir vor einiger Zeit einen ganzen Artikel wert – und nach wie vor bin ich sehr gerne dort.

Ist es doch ein idealer Ort, um an einer großen Tafel zusammen zu kommen und sich von den herzlichen “Komplizen” mit Heiß- und Kaltgetränken verwöhnen zu lassen!  Und – natürlich! – sich gegenseitig kennen zu lernen und auszutauschen, fachzusimpeln, die eigenen Projekte vorzustellen.

Ich persönlich hoffte derweil insgeheim darauf, dass ich endlich mal jemanden treffe, der mir endlich in einfacher wie verständlicher Weise dieses WordPress erklären kann, bevor dieses mich noch endgültig in den Wahnsinn treibt. Und hey, ein paar Beauty-Tipps wären natürlich auch ganz nett!

 

Und am Abend des 7. Dezember ist es dann soweit:

 

Als ich – ausnahmsweise einmal pünktlich! – um 19 Uhr in den Räumlichkeiten der Komplizen aufschlage, darf ich bereits zwei Gäste an unserer Stammtisch-Tafel begrüßen. Für 20 Minuten lang bleiben wir unter uns, und gedanklich finde ich mich bereits damit ab, dass dies ein “Stammtisch für Drei” werden wird.

Wär’ auch nicht weiter schlimm gewesen: Dies hier ist schließlich nur ein Experiment, und gut unterhalten tun wir uns bereits jetzt!

Umso überraschter und erfreuter bin ich dann, als innerhalb der nächsten halben Stunde die Anzahl der Gäste auf 10 anwächst und aus der Stammtisch-Ecke ein echter Stammtisch geworden ist. 

Ein wenig geehrt fühle ich mich gar, als Blogger Michael erzählt, eigens für den Besuch des Stammtisches mit der Bahn aus “irgendwo zwischen Heidelberg aus Mannheim” angereist zu sein. Wahnsinn!

 

Vielfalt der Themen, doch die Leidenschaft eint

 

Ich habe angedroht, ab einer Anzahl von zehn Besuchern einen “offiziellen” Rahmen zu schaffen. Nachdem ich selbst die Anwesenden mit ein paar Takten zu meiner Person und meinem Blog gelangweilt habe, darf sich jeder vorstellen – so wie natürlich auch seinen Blog. Ich lausche gespannt – und hoffe nach wie vor auf ein wenig WordPress-Hilfe und ein paar Beauty-Tipps von Lifestyle-Bloggerinnen mit Produktproben-Abo!

Und – hey, Wahnsinn! – wer hätte gedacht, welch spannende thematische Vielfalt sich hier an einem Tisch versammelt hat. Elf Blogger, elf Interessen, elf unterschiedliche Menschen.

Doch eines eint uns alle: Die Leidenschaft für das, was wir tun.
Der Abend hat sich jedenfalls schon jetzt gelohnt für mich.

 

Und natürlich mag ich es nicht versäumen, auch dem Leser die einzelnen Teilnehmer vorzustellen:

 

 

  • Die von mir bereits erwähnte, zauberhafte  Anja Zoerner berichtet über ihr jüngst veröffentlichtes Buch, ihre Tätigkeit als Dozentin für Blogger-Seminar an der Volkshochschule und ihren Blog www.aus-liebe-blog.de.

 

  • Otto füllt mit seinem Blog eine echte Marktnische und ist eine willkommene Abwechslung für all die Tussiblog-Gelangweilten:
    Auf seinem Blog www.sunbf.de präsentiert er ausschließlich echte Männer-Themen für alle “Best-Agers”. Ein herrlicher Typ – schön dass du hier bist, Otto!

 

  • Moni aus Offenbach (ich erspare mir an dieser Stelle jegliche Kommentare bezüglich ihres frei gewählten Wohnortes) ist indes noch keine aktive Bloggerin – möchte auf jaunty-bardot.com jedoch eine bunte Mischung aus Mode und Psychologie präsentieren. Auch angehende Blogger sind hier freilich sehr willkommen – und ich bin schon jetzt gespannt auf ihr Projekt!

 

Ohjeh, immer noch keine Beauty-Tipps, immer noch kein Lip-Gloss, immer noch kein veganer Food-Porn. Doch die Hoffnung auf ein wenig Blogger-Klischee stirbt ja zuletzt! Weiter geht’s: 

 

  • Mike Pale hat nicht nur einen eingänglichen Künstlernamen, sondern auch einen Blog, auf dem er sich – wie cool, wie ungewöhnlich! – als Kerl mit Mode + Lifestyle beschäftigt. Ferner organisiert er Veranstaltungen für all die Kreativen dieser Region. Engagierter, netter Kerl, der Mike!

 

  • Michael Schäfer ist nicht nur Blogger-Urgestein, sondern darüber hinaus meine Bekanntschaft des Abends: So habe ich nicht nun endlich jemanden gefunden, der mir endlich dieses WordPress zu erklären vermag – er hat nicht nur den längst Anfahrtsweg von uns allen, sondern auch seinen Technik-Blog www.schaemicon.de, auf dem er überaus aktiv ist, Anleitungen für PC-Anwendungen im Comic Strip-Format veröffentlicht und gelegentlich auch mal politisch wird. Ferner vermag er uns außergewöhnlich gut zu unterhalten – schön, dich hier begrüßen zu dürfen, Michael!

 

  • Caro aus dem benachbarten Bornheim ist tatsächlich gebürtige Frankfurterin – wow, sowas existiert also wirklich! Einen echten Blog darf sie noch nicht ihr eigenen nennen, weil sie bislang noch an einer “Symbiose zwischen dem, was sie so im Kopf hat – und dem, was WordPress damit hat” scheitert. Und weil sie sich – wie ich – hier ein wenig konstruktiven Austausch wünscht, hat sie den Stammtisch dann auch einfach mal besucht. Hurra, endlich eine Leidensgenossin!

 

  • Von Magdalena ist ebenfalls noch nichts in den unendlichen Weiten dieses Internets zu lesen, die frischgebackene Frankfurterin möchte allerdings über ihre Leidenschaften – das Basteln und Wohnungseinrichtung – bloggen. Ich freu’ mich drauf!

 

  • Zu guter Letzt berichtet uns die eingangs erwähnte Lydia von ihrem Blog “Lydiaswelt”, auf dem sie von ihrem Alltag als Blinde und Mutter berichtet. Dankesehr für deinen Besuch und für die vielen so interessanten Einblicke in dein Leben!

 

Tja, war wohl nix mit Beauty-Tipps, Klischee ausnahmsweise nicht erfüllt. Umso glücklicher bin ich aber darüber, dass ich all diese tollen Menschen hier begrüßen und kennen lernen darf. 

 

 

Der gemütliche Teil des Abends

 

Nach Abschluss unserer kleinen, offiziellen Vorstellungs-Runde beginnt dann der muntere Austausch. Michael glänzt in seiner Rolle als WordPress-Experte, wir lauschen gespannt Lydia bei Geschichten aus ihrem blinden Alltag, mit Caro schwärme ich von Bornheim. Otto weiß von Wettrennen zwischen Porsche und Motorroller durch die Stadt zu berichten (Männer-Themen eben…).

Auch über Suchmaschinenoptimierung, Möglichkeiten zur Beitragsteilung, Social Media und die Entwicklung der allgemeinen Blogging-Welt werden ausgiebig diskutiert.

Bei Weinschorle, Kaffee & Bier lassen wir den Abend ausklingen. Und drei Stunden später wird mir immer wieder eine Frage gestellt:

 

“Wann findet denn der nächste Stammtisch statt?”

Darauf war ich gar nicht vorbereitet. Doch nach diesem so gelungen Abend bin ich mir ganz sicher, dass es nicht bei einem einmaligen Experiment geblieben sein soll. Zu wertvoll diese Bekanntschaften, zu schön und unterhaltsam dieser Austausch. Zu glücklich schätze ich mich über die Leidenschaft, die wir teilen.

Wie und in welcher Form ein regelmäßiger “Blogger-Stammtisch” in Frankfurt stattfinden soll: Darüber werde ich mir noch Gedanken machen.  Zumal – so ganz wider meinem Erwarten – nicht einmal die meisten aller Gäste aus Frankfurt stammten.

Zunächst habe ich ich nun die Facebook-Gruppe Blogger-Stammtisch Frankfurt gegründet, in der sich Interessierte vernetzen können und in der ich dann künftige Stammtische bekannt geben werde.

Ganz in der Hoffnung, euch bald wieder zu sehen – und demnächst vielleicht eine größere Runde mit vielen weiteren Blogger-Kollegen begrüßen zu dürfen.

Geteilte Leidenschaft ist schließlich die schönste aller Leidenschaften.
Ein herzliches Dankeschön euch allen für euren Besuch!

 

 

 

 

36 Lieblingsorte – Teil III/IV

Im ersten  und im zweiten Teil meiner Bilder-Serie “36 Lieblingsorte” habe ich euch bereits 18 meiner Frankfurter Lieblingsorte präsentiert.

Festgehalten auf Film. Analog, so ganz wie früher.
Nicht technisch perfekt, ganz unverfälscht – und genau dadurch für mich so reiz- wie wertvoll.

Im nun folgenden dritten Teil meiner Bilderreihe nehme ich euch mit auf eine kleine Reise zu neun weiteren meiner liebsten Orte unserer Stadt. Wie immer ganz unter dem Motto:

 

Ein Film. 36 Aufnahmen. 36 Orte. 36 Leidenschaften.

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und Entdecken – und bin schon jetzt gespannt auf euer Feedback!

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Das “Licht- und Luftbad Niederrad“, gemeinhin kurz als “LiLu” bekannt, ist ein ganz besonderer Ort – insbesondere an den heißen Tagen des Jahres! 

Einst eine Badeanstalt am Niederräder Mainufer, erfreut sich der Uferabschnitt im Westen der Innenstadt immer noch großer Beliebtheit bei den Frankfurtern. Im Main gebadet darf hier zwar nicht mehr werden, dafür aber gegrillt:

Was sonst am Mainufer verboten ist, ist hier ausdrücklich gestattet. Und auch ohne Fleischeshunger lässt es sich hier ganz wunderbar entspannen.
Wann immer auch ich mit Buch und Zeitung samt frischem Kaffee aus dem “LiLu”-Café hier verweile und die vorüber fahrenden Schiffe beobachte – dann fühle ich mich augenblicklich wie im Urlaub.

Wenn da nicht die Züge wären, die sich im Minutentakt über die Mainbrücke schlängeln würden – aber das ist ja irgendwie auch ein schöner Anblick.
Findet ihr nicht?

 

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Der chinesische Garten als Teil des Bethmannspark ist eine wahre Oase inmitten der Stadt. Als Teil des Bethmannparks zwischen Friedberger Landstraße und unterer Berger Straße ist er hinter einer Mauer versteckt – und immer einen Besuch wert. 

Bereits 1989 wurde in diesem Teil des Parks ein Ort der Erholung und des Innehaltens in fernöstlichem Stil errichtet. Inklusive Tempel, eigens aus China importierten Bambuspflanzen und einem Teich, welcher von bunten Fischen und Schildkröten bevölkert wird.

Manch einer von denen, die an den hohen Mauern des Gartens vorbeieilen, ahnt gar nicht, welch Paradies sich dahinter verbirgt.

Wenn mir mal wieder alles zu viel wird, der Stress zu Kopfe steigt – dann bin ich froh, den Garten in meiner Nähe zu wissen. Und schon kurz, nachdem ich ihn betreten habe, fühle ich mich gleich ganz anders. Nehmt doch einmal Platz im Tempel, lauft auf Steinen über den See, klettert auf den Turm und lasst die Seele baumeln. Ihr werdet gar nicht glauben, wie viel Ruhe dieser Park ausstrahlt.

Und schon manch Einer, der Frankfurt bislang für eine graue wie triste Stadt hielt, war bass erstaunt, nachdem ich ihn an diesen Ort entführte. Erlebt es selbst!


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Der Frankfurter Hauptbahnhof ist ein wahnsinniges Konstrukt:
Verkehrsdrehscheibe, architektonisches Meisterwerk, der Menschenmassen, des Elends. Und dennoch bin ich immer wieder gern hier. 

Bereits 1888 errichtet, thront er heute mit seinen 5 Stahlhallen imposant zwischen Gallus- und Bahnhofsviertel. Nach Leipzig ist er der zweitgrößte Kopfbahnhof des Landes, das Reisenden-Aufkommen ist an keinem anderen deutschen Bahnhof größer.

Und das merkt man: Menschen eilen zu ihren Zügen, drängen an vollen Bahnsteigen, halten allenfalls kurz an um sich mit einem Pappbecher voll Kaffee zu versorgen. Dieser Ort schläft nie.

Hier wird umgestiegen, werden Fahrpläne studiert, wird über die Deutsche Bahn geflucht, wird gewartet, wird gedealt. Eine Welt für sich. Hier sind sich Manager mit Handy am Ohr und Junkie mit Nadel im Arm so nah wie kaum anderswo – und nehmen dennoch kaum Notiz voneinander.

Wenn ich auf das Vorfeld starre, die Züge ein- und ausfahren sehe, all die Destinationen auf der großen Anzeigetafel sehe, dann ergreift mich das Fernweh.

Wie schön, zu wissen, dass ich von hier aus überall schnell hinkommen kann. Und ebenso schön zu wissen, dass ich von überall auch schnell wieder zu Hause bin.


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Die Kleinmarkthalle ist absoluter Pflichttermin für jeden Besucher Frankfurts.
In der eigentlich recht unansehnlichen Halle warten Tag für Tag Delikatessen, frische Früchte und gar fangfrische Fische darauf, gekostet und erstanden zu werden. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt. 

Bereits seit 1954 herrscht hier reger Trubel an den mehr als 150 Marktständen.
Denn auch Einheimische verweilen gerne hier – ob zum Großeinkauf oder für eine kurze Pause bei Kaffee und Rindswurst von “Gref Völsing” am Stand der Metzgerei Schön.

Am Wochenende dann ist die Kleinmarkthalle auch beliebter Treffpunkt:

Auf der Terrasse der Halle lässt es sich nämlich ganz hervorragend Wein vom “Rollanderhof” süffeln. Dicht an dicht gedrängt stehen dann da und vergessen nach dem dritten Glas auch gerne mal die Zeit. Einen ganzen Nachmittag vertrödeln – ja, auch das ist möglich in der Kleinmarkthalle.


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Die Klapper 33 ist auch für echte Frankfurter (welche bekanntlich meist einen großen Bogen um Alt-Sachsenhausen machen) ein guter Grund, sich hinein in den “Ballermann am Main” zu stürzen. Und hat man sich dann mal durch Junggesellen-Abschiede und grölende Umlands-Halbstarke gekämpft und die Türe der “Klapper” geöffnet: Dann hat man eine gute Zeit vor sich. 

Schwierig, diesen Ort einzuordnen. “Kneipe” ist wohl nicht ganz zutreffend, schließlich ist hier am Wochenende immer mächtig was los. Die Musik ist stets die selbe (nach dem dritten Besuch kann man zielsicher voraussagen, welcher Titel als nächstes gespielt wird), nicht wirklich besonders. Dennoch regen die Evergreens dazu an, sich doch noch einen nächsten Apfelwein und einen der legendären “Hausgemachten” zu bestellen.

Mit irgendjemandem kommt man immer ins Gespräch, oft geht man nicht allein nach Hause – erstaunlich, welch Geschichten sich auf dem Kopfsteinpflaster des Schankraumes hier schon abgespielt haben.

Und auch alleine wird es hier nicht langweilig:

Die Wände sind übersät mit Antiquitäten und alten Schildern, sodass es immer was zu schauen und entdecken gibt. Außerdem ist das nette Team der “Klapper” immer für einen netten Plausch zu haben.

Probiert es aus!



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Das “Blaue Wasser” ist schon ein ungewöhnlicher Ort, um ein Getränk zum Feierabend zu genießen – oder sich während einer Radtour für die nächsten Kilometer zu stärken. 

Zunächst ein wenig verstörend mag die Tatsache sein, dass sich dieser Ort als Mix aus Café, Bar & Restaurant im Gebäude eines ehemaligen FKK-Clubs am Fechenheimer Mainufer befindet. Den Räumlichkeiten merkt man durchaus noch an, was in ihnen über Jahre hinweg so “getrieben” wurde. Nicht jedermanns Sache, ich finde es aber recht erheiternd und spannend.

Jedermanns Sache dagegen dürfte die Terrasse des “blauen Wassers” sein:

Direkt am Mainufer bei Kaffee oder Gin Tonic auf den Fluss schauen, nette Gespräche beim Abendessen führen und den Booten winken, welche hier Ab- und Anlegen. Wer hätte gedacht, dass man sich mitten in Frankfurt fühlen kann wie in einem Urlaubsort am Meer?

 


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Frankfurt, das sind Wolkenkratzer, Siedlungsbauten und Altbauten aus der Gründerzeit? Stimmt alles. Was Frankfurt aber ebenso ist:
Dorf und Fachwerk. 

Wer’s nicht glaubt, der sollte sich dringend mal nach Höchst begegnen. Ich fahre gern am Main entlang in den westlichen Stadtteil und laufe anschließend durch die engen Gassen. Kopfsteinflaster, schnuckelige Fachwerkhäuser, ein schöner Platz im Mittelpunkt der Altstadt – samt Blick auf Schloss und Main:

Ich fühle mich hier ganz wie auf dem Dorf. Wäre da nicht die Skyline, die sich einige Kilometer weiter gen Horizont gen Himmel reckt und mich daran zurückerinnert, dass ich mich hier nicht in der nordhessischen Prärie, sondern in einer Großstadt befinde.


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Bilder von der alten Oper existieren zu Genüge – auch für mich muss das so vorbildlich restaurierte Gebäude oftmals als Motiv herhalten. Weniger Beachtung dagegen findet für gewöhnlich der Opernplatz davor. 

Und weil es hier immer etwas zu Gucken und Beobachten gibt, ist der Platz einer meiner Lieblingsorte. Mittags eilen die Bänker zum Lunch auf die Fressgass, während Studenten in ihre Lehrbücher vertieft am Brunnen sitzen. Ein Jogger, der fast mit einem Straßenkünstler kollidiert, eine Horde Teenager, die unter der Last ihrer Einkaufstüten beinahe kollidiert. Ein bunter Mix aus Menschen, prächtiger Architektur (ich liebe die Straßenlaternen!) – und über allem thront die Skyline. Typisch Frankfurt eben!



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Ein Boot am Main. Ein schwimmendes Café, eine schwimmende Bar, ein schwimmender Tanzclub. Das ist der YACHTKLUB. Ein Lieblingsort von mir am Sachsenhäuser Mainufer, dessen Besuch ich bislang nie bereuen musste.

Das Hausboot ist von morgens bis spät nachts geöffnet und quasi eine ganztägige Anlaufstelle für nette Gesellschaften, Kaffee & Kuchen, Feierabendbier oder auch Musik und Tanz.

Für mich gibt es nichts schöneres, als mir bei der Zeitungslektüre meinen morgendlichen Koffein-Kick zu verpassen und dabei den Schiffsverkehr zu beobachten. Und wenn mir nachts noch nach Tanzen ist, so erfüllt mir der Klub (sic!) auch dieses Bedürfnis – wenn die Besucher im Sommer auf dem Deck in den Sternenhimmel schauen, ist nicht immer nur der Wellengang schuld an deren Schwanken. Schade nur, dass während der Wintermonate das Boot in seinem Winterquartier an Anker liegt.

Doch Yachtklub, wir sehen uns wieder – ich freu’ mich schon auf nächstes Jahr!



Wie immer hoffe ich, dass mein kleiner Bilder-Streifzug durch meine Heimatstadt auf euer Gefallen stößt.

Und noch viel mehr hoffe ich, dass ich euch dazu anregen konnte, meine Lieblingsorte selbst für euch zu entdecken.

Dabei wünsche ich euch viel Freude – erzählt mir gern davon!

Der nächste – und letzte – Teil meiner Serie “36 Lieblingsorte” erscheint dann in einigen Wochen.

Und bis dahin: Zieht euch warm an, Freunde!

328 Stufen.

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Der Aufstieg.
328 Stufen.
Roter Backstein, Gitterfenster.
66 Meter. Verschnaufen, innehalten.
Die Aussicht.
Verschlägt den Atem, kurz die Sprache.
Den Blick streifen lassen über die Dächer der Stadt.
Brücken, Schiffe, Main. Skyline, Römerberg, der Weihnachtsbaum.
Baustellen, Nieselregen, ein Karussell.
Frankfurt von oben, eine Heimat, ein Gefühl.
Alltag, Freude, Sorgen. Alles ganz weit unten.
Der Abstieg.
Drehwurm, aufeinander achten in der Enge.
Stimmgemurmel, Englisch, Französisch. Fernöstlich gar.
Wieder auf dem Pflaster der Stadt, ein Blick zurück nach oben auf den Dom.
Welch schöner Perspektivwechsel.
Der Aufzug.
Leider nicht vorhanden.

 


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Habt auch ihr Lust bekommen, einmal die Stufen des Frankfurter Doms zu erklimmen?
Der Aufstieg kostet 3 Euro (für Studenten 1,50) und ist ein wenig mühsam – doch der anschließende Ausblick auf die Stadt entschädigt alle Atemnot!

 

Ach ja: Ein paar Bilder hab’ ich natürlich auch gemacht:

 

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Bin ich eigentlich merkwürdig? Warum ich am liebsten allein ins Café gehe.

Manchmal frage ich mich ja, inwieweit ich eigentlich noch ganz normal bin.
Wobei: Normal – was bedeutet das eigentlich?

Wer bestimmt, was “normal” ist, und:
Ja, wer ist das eigentlich schon?

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Die Idee zu diesem Artikel kam mir, als ich mit meinem guten Freund Michael im Café verabredet war. Ich war mal wieder ein wenig spät dran, und als ich Michael dann – mit schlechtem Gewissen ob meiner Unpünktlichkeit – erspähte, sah ich ihn seelenruhig bereits am Tisch sitzen. Vertieft in sein Buch.

Und wie ich ihn da so sitzen sehe, denke ich mir, dass auch ich genau dieses Bild oft abgebe. Alleine im Café lümmeln, die Tageszeitung vor mir ausgebreitet.
Für mich kann ein Tag kaum wunderbarer beginnen.

Oftmals werde ich aber  immer wieder ungläubig bis verstört angeschaut, wenn ich erzähle, dass ich den ganzen Nachmittag im Café verbracht habe. Oder auch den (Feier-)Abend an der Bar. Und zwar allein.


“Was sollen da die Leute denken?”

 

“Du gehst alleine ins Café?!” – oftmals ernte ich für mein größtes Hobby nur Unverständnis. Ich wiederum vermag nicht zu begreifen, weshalb so viele Mitmenschen stets darauf bestehen, sich am Eingang des verabredeten Cafés, , dem Eingang der verabredeten Kneipe zu treffen.

Einst habe ich einen guten Freund, mit dem ich ich mich in einer Sachsenhäuser Schankwirtschaft verabredet hatte, fröstelnd vor der Türe der Kneipe vorgefunden. Ein wenig verwundert hatte ich den frierenden Kerl gefragt, warum er bei dieser Schweinekälte denn nicht bereits in die warme Stube hineingegangen sei.

“Ich geh’ da doch nicht alleine rein, was sollen denn da die Leute denken?” – so seine Antwort.

Und meine Kinnlade so: Runter. 

Tja, was denken “die Leute” eigentlich über Menschen wie mich, denen im Kaffeehaus Tageszeitung und Buch als Begleitung vollkommen ausreichen?

Die abends mit Notizblock und einem frisch gezapften Bier ihren Feierabend verbringen? Denken “die Leute” etwa, solche Menschen seien bemitleidenswerte Kreaturen ohne Freunde?

Soziopathen, komische Käuze, Eigenbrötler?

Nein, sowas möchte ich nicht auf mir sitzen lassen. Möchte mich verteidigen, möchte klarstellen und erläutern. Klar, könnte mir auch egal sein, was “die Leute” so denken. Ist’s mir dann aber doch nicht ganz. 


Weil, liebe “ich geh’ doch nicht alleine Kaffee trinken!” – Fraktion:

Alleine im Café sitzen ist großartig! Auf mein tägliches Ritual könnte ich niemals verzichten, schöner kann ich einen Tag nicht beginnen und nicht enden lassen.

Und warum das so ist, das mag ich euch nun erklären. Auf dass auch ihr euch traut, auf dass auch ihr euch einmal alleine auf den Weg zum nächstbesten der zahlreichen so wunderbaren Cafés dieser Stadt macht.

Warum das einfach unendlich viel Freude bereitet, mag ich euch nun anhand einiger Punkte aufzählen. 

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Weil ich alleine frei bin

Ohne ein Gegenüber, mit dem ich verabredet bin, bin ich frei in dem was ich tue oder lasse. Ich bin nicht dazu verpflichtet, einem anderen Menschen meine Aufmerksamkeit zu schenken. Ich muss nicht fürchten, dass sich eine andere Person von mir vernachlässigt oder nicht ausreichend unterhalten fühlt.

Alleine dagegen kann ich in Ruhe meine Tageszeitung lesen. Kann dabei ganz unverschämt Kopfhörer tragen, um meine Lieblingsmusik zu genießen.Kann mich gänzlich isolieren von der Außenwelt. Kann vor die Türe schreiten, um zu rauchen. Wann ich will, so oft ich will.

Ich kann den Blick von meiner Zeitung heben, kann den fremden Tischnachbarn auf die Nachrichten des Tages ansprechen. Mich mit ihm austauschen – sofern mir danach ist. Ich kann in Ruhe meinen Tag planen, kann die Einrichtung des Cafés intensiv studieren.

Kann den Inhaber darauf ansprechen, kann es aber auch bleiben lassen. Ich kann nach einer halben Stunde zahlen und weiterziehen, ohne unfreundlich zu wirken. Oder einfach stundenlang verweilen, ohne jemanden zu langweilen.

Und ja, man kommt so unendlich leicht ins Gespräch mit fremden Sitznachbarn. . Wirklich. Doch dazu mehr später – vorerst halte ich fest:

Alleine im Café bin ich mein eigener Herr, bin nicht alleine, wenn ich nicht will. Und dennoch gänzlich ungestört, wenn ich es sein mag.

Ich bin einfach gänzlich frei.

 

Weil People-Watching so unendlich aufschlussreich ist

Wisst ihr eigentlich, wie spannend es sein kann, nichts weiter zu tun als fremde Menschen zu beobachten? Ihre Kleidung zu betrachten? Ihnen zuzuschauen bei dem, was sie so tun? Oft überlege ich mir, welchen Job sie ausüben könnten.

Und wenn meine Neugier über mich siegt, dann spreche ich sie gern darauf an.

Natürlich kann man auch ganz hervorragend fremde Gespräche belauschen, was durchaus erheiternd wie lehrreich sein kann. Und häufig auch überaus unterhaltend wie amüsant!

Der gemeine Betrachter kann durch sein Beobachten unendlich viel über das (zwischen-)menschliche Verhalten lernen. Wie ein offensichtliches Tinder-Date nach dem dritten Glas Wein nach einem anfangs drögen Gespräch doch noch seine Vorliebe füreinander entdeckt. Wie ein offensichtlich Berlin-Mitte entflohener Hipster hochkonzentriert vor dem MacBook sitzt und stundenlang in die Tasten hämmert, während er an seinem vierten ColdBrew-Kaffee schlürft.

Wie gegenüber eine junge Frau verzweifelt versucht, einzuparken – und sich nach dem vierten Anlauf von einem zufällig vorbeilaufenden Passanten helfen lässt. Und sich mit hochrotem Kopf dafür bedankt.

Wie vier hochgradig wichtig wirkende Männer im Anzug über Börsenkurse diskutieren, während am Nachbartisch drei Pubertierende ihre prall gefüllten Primark-Tüten abstellen. Sich gegenseitig davon erzählen, mit welchen heißen Billig-Fummeln sie Freitagabend den Kevin aus der Neunten zu beeindrucken gedenken.

Hätte ich im Beisein einer Begleitung Zeit, meine Umwelt derart zu beobachten?
Wohl eher nicht.

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Weil es so spannend ist, einfach abzuwarten – und man dabei wertvolle Bekanntschaften macht.

Kleines Gedanken-Experiment:

Welchen Menschen könnte ich begegnen, genösse ich Lektüre und Kaffee auf meinem Sofa? Bestenfalls dem Mitbewohner, regelmäßig auch dem Paketboten, seltener dem Ableser für Heizung, Gas, Wasser, Schei… ach, nee, die wird ja gar nicht abgelesen (ein Glück!).

Über Besuch pflege ich mich zu freuen, aber auch dieser ist mir in der Regel bereits bekannt.

Ganz anders gestaltet sich all dies jedoch im öffentlichen Raum von Café und Kneipe: Ist es nicht einfach eine unendlich schöne Vorstellung, sich alleine niederzulassen und nicht zu wissen, welchen Menschen man innerhalb der nächsten Stunde(n) begegnen wird? Ist es nicht aufregend, jeden Tag aufs Neue Gespräche führen zu können, die niemals absehbar waren und deswegen so ganz besonders wertvoll sind?

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Ja, mit Fremden ins Gespräch zu kommen erfordert Mut. Und doch ist es so einfach, geschieht quasi zwangsläufig – und stärkt obendrein das Selbstbewusstsein.

Ich bin dankbar um jede einzelne Bekanntschaft, um jeden einzelnen Menschen, den ich auch nur für einige Minuten lang kennen lernen durfte.

Die junge Frau, die ich auf ihr Tattoo ansprach – und die mir daraufhin die letzte, zündende Idee für mein lang ersehntes, neuestes Kunstwerk unter meiner Haut lieferte.

Der junge Student, der – einige Jahre nach mir – in meiner Heimatstadt geboren wurde. Die ältere Dame, welche mir so viel Aufschlussreiches über das frühere Leben in Frankfurt berichten konnte, der Herr, der ambitionierte Anzug-Träger, welcher sich seine Zukunft hier am Main erhofft. Die junge Ostdeutsche, die Wahl hatte zwischen Wartebereich eines Arbeitsamtes in der Niederlausitz oder einem Job in Frankfurt. Die Künstlerin im Bahnhofsviertel, die so lebensfrohe Dame aus dem Café, welche zwar überaus vergesslich ist, aber meine Vorliebe für die Frankfurter Rundschau teilt. Die Blogger-Kollegin, welche ich aufgrund ihres “Wordpress für Dummies” – Buches angesprochen hatte. Meine liebste Nachbarin, deren Bekanntschaft ich einst schloss, als ich mich nach Feierabend mitsamt meines Buches unter dem Sternenhimmel einer Sommernacht im Biergarten des “Feinstaub” niederließ.

Um jede Einzelne dieser Begegnungen bin ich dankbar, keine einzelne davon möchte ich missen. Ist man verabredet, so ist die eigene Aufmerksamkeit dann doch dem Gegenüber geschuldet – alleine jedoch bin ich offen für all meine Mitmenschen, welche auch immer in meiner Nähe Platz nehmen werden.

Und genau deswegen liebe ich es, einfach Platz zu nehmen, zu genießen und abzuwarten. Auf Das- und Denjenigen, was und wer auch immer kommen mag.

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Weil ich mich hier am besten konzentrieren kann

Ich lese bekanntlich viel und gerne. Und ebenso gerne verfasse ich selbst Texte, bearbeite die Ausbeute meiner fotografischen Streifzüge durch die Stadt.

Nur: All das fällt mir in den heimischen vier Wänden schwer. Zu schnell bin ich dort abgelenkt, zu verlockend sind andere Beschäftigungen.

Hier das Regal, das noch schnell abgestaubt werden könnte, hier der Teller, der noch weggeräumt werden müsste – und, ach ja, wenn ich doch eh noch mal in die Küche gehe, dann kann ich ja direkt noch eine Maschine Wäsche anstellen. Ist ja auch längst überfällig. Irgendwo beneide ich ja Menschen, die einfach stundenlang zu Hause auf dem Sofa liegen können. Dabei ein Buch lesen, einen Film anschauen, ihr neues Projekt fertigstellen.

All dies gelingt mir jedoch am besten in einer ruhigen Ecke im Café oder im schummrigen Licht an einer Bar. Hier gibt es für mich sonst nichts weiter zu tun, hier kann ich jederzeit um Meinungen bitten, kann Pausen machen und kurz mit den Sitznachbarn plauschen, wenn es mir beliebt. Fast überall in der Stadt sind mittlerweile offene WLAN-Netzwerke verfügbar, sodass mir die gesamte Welt offen steht, wenn ich meinen Klapprechner in meine Tasche packe. Oder einfach das Buch, auf dessen Erscheinung ich doch schon so lange gewartet habe.

Und der schönste Moment des Tages ist doch sowie derjenige, in dem sich der stechende Geruch der Druckerschwärze einer frisch gedruckten Zeitungen mit dem herrlichen Aroma einer dampfenden Tasse Kaffee vermengt.

Ja, dafür bezahle ich auch gerne Geld. Zu Hause ist’s umsonst, auswärts ist es lebenswert. Finde ich. Ist das jetzt unnormal?

 

Traut euch!

Auch abschließend vermag ich nicht zu sagen, ob ich nicht doch ein “schräger Vogel” bin und vielleicht diesbezüglich psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen sollte.

Aber: Wenn ich tief in mich gehe, dann bin ich unendlich dankbar für all die wunderbaren und nicht vorhersehbaren Begegnungen und Momente, welche mir meine Allein-Besuche der Cafés  in dieser Stadt beschert haben.

 

Liebe Leute, die ihr dies nicht zu tun pflegt: 

Mag sein, dass ihr besser darin seid, zu Hause auf dem Sofa konzentriert eure Serie zu verfolgen. Darauf gern auch mal ein Buch lest, weil’s “zu Hause doch am schönsten ist”. Es genießen könnt, es euch bequem zu machen mit einem Kaffee aus der heimischen Maschine, während ich für eine einzelne Tasse dafür gern auch mal nur für mich so viel bezahle, wie ihr für ein ganzes Pfund.

Doch: Dieses Geld ist gut investiert.  “Auswärts” alleine sein ist schön, ganz ohne Verpflichtungen, und doch voller Überraschungen.

Dennoch bleibt dieses Gefühl in mir. Dieses Gefühl, welches mir sagt, dass es nicht “ganz normal” ist, was ich so gern tue. Doch immer dann, wenn ich meinen Blick streifen lasse – und andere entdecke, die es sich mit Buch, Zeitung oder Notebook bequem gemacht haben und ein Getränk ihrer Wahl genießen –  dann weiß ich, dass ich nicht alleine bin.

Und dass es sich – vorausgesetzt, mir steht der Sinn danach – lohnt, mutig zu sein, ein Gespräch zu beginnen. Mal schauen, welch Mensch hier gerade neben mir sitzt.


Die nächste spannende Begegnung, das nächste wertvolle Gespräche lauert schließlich an jeder Ecke. Darauf noch ‘nen großen Café Creme mit Sojamilch. Ach ja, und ein Glas Leitungswasser dazu. Für den Hals.

 

Ein stiller Moment im Ostpark.

Ein Ort der Ruhe im Osten dieser Stadt.
Ein Ort der herbstlichen Idylle.
Der bunten Blätter, die im See treiben.
Letzte Zeugen eines Sommers.
Gänse ziehen darin ihre Runden.
Und Jogger die ihrigen.
Neonfarbene Laufschuhe, Atemwolken.
Ein stiller Morgen im Herbst.

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Ein Obdachloser sitzt vor der tristen Trinkhalle und starrt ins trübe Gewässer.
Die Flasche Wodka verspricht ihn von innen zu wärmen. Seine Seele friert trotzdem.
Ich winke ihm zu, wünsche ihm einen schönen Tag. Er lächelt – einen schönen Tag, ja, den wünscht er mir auch.
Hebt die Flasche zum Prost. Mitleid.
Ein Hund, angebunden angebunden an der Wand. Graffiti.
Und der Druckraum, der sich hinter dieser Wand verbirgt. Sucht. Wem Wodka nicht mehr half, der ist dem Heroin verfallen.
Durchatmen. Innehalten.
Den Blick wenden hin zu den Gärten, in dem irgendwann einmal die Rosen blühen werden.
Wenn der Schnee geschmolzen ist, den der Winter bringen wird. Und die Kinder wieder auf der Wiese toben.
Zurückgekehrt sind wie die Zugvögel, die den Park wieder bevölkern werden.
Ein Ort des Leids. Ein Ort der Natur.
Des Lebens, des Tods. Ein Abgrund, eine Idylle.
Ein Stück Frankfurt. Typisch eben, sinnbildlich.
Wie schön, hier zu sein. Der Ostpark – ein verrückter Ort. Bis bald mal wieder.

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Herr, ich bin schuldig….

… ich habe es getan.

Ja, ich habe das Eröffnungs-Konzert der vor 12 Jahren einst aufgelösten, nun als Rentner-Band samt neuem Album zurückgekehrten “Böhsen Onkelz” besucht.

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Nachdem von der Frankfurter Band ein ganzes Jahrzehnt lang nicht viel zu lesen und hören war – außer vielleicht, dass Sänger Kevin Russell im Drogenrausch einen unschuldigen jungen Mann mittels Auto schwer verletzt ins Krankenhaus beförderte – kündigte sich dann doch irgendwann ein “Comeback” an. Trotz aller Beteuerungen im Jahre 2004, endgültig aufzuhören.

Die “Onkelz”, ja – ein schwieriges Thema. Ein Thema, zu oft breitgetreten, aufs Blut diskutiert, einfach ausgelutscht.

Dennoch: Ohne die ewige Diskussion über Nazi-Band, Götter auf dem Rock-Olymp, Legende, Religion hier weiterführen zu wollen: Ich habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Was trieb mich also zum Konzert?

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Was die Onkelz heute für mich sind

 

Die “Onkelz”, das sind meiner Meinung nach ein Haufen Kerle, die als Teenager dämliche Parolen grölten und sich im jugendlichen Leichtsinn einer fragwürdigen Bewegung anschlossen. Sei ihnen verziehen, wir alle waren mal jung. Und doof.

Später dann, Anfang der 90er – erinnert sich noch jemand an das “schwarze” und das “weiße Album”, an “Heilige Lieder”? – die wohl begabteste textlich wie Rockband des deutschen Sprachraumes. Und obendrein musikalisch noch recht talentiert.

Vom eigenen Erfolg jeder Bodenständigkeit beraubt, ging es nach den astreinen Scheiben der frühen Neunziger für mich nach der “E.I.N.S” dann musikalisch wie textlich bergab. Ihr eigener Mythos wurde von der Band erschaffen, von nun an zog sich die ewig gleiche, stumpfe Plattitüde “Alle sind gegen uns, aber wir sind stark, sitzen in einem Boot, wir gegen “Die da oben” durch ihre Songs.

Medien eh scheiße und verlogen, wir aber kennen die Wahrheit, lassen uns nicht unterkriegen, bla bla bla. Der immergleiche Sound des kleinen Mannes  . Gähn.

 

Kein Wunder, dass damit erfolgreich Bauernfang betrieben werden konnte und jeder noch bei Mutti wohnende 19-Jährige von nun an mit großem “Onkelz”-Heckscheibenaufkleber auf seinem tiefergelegten VW Golf durch die heimatliche Prärie fuhr. Oder sich – sofern noch minderjährig – brav von Mutti zum Onkelz-Konzert fahren ließ. Wie rebellisch.

 

Wieso also habe ich also das erste Konzert nach 12 Jahren Pause besucht?

 

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Weil die Onkelz nun einmal untrennbar zu Frankfurt gehören

Auch wenn ich viele (auch Frankfurter) nicht hören mögen:
Die Onkelz absolvierten ihre ersten Auftritte im “JUZ Bockenheim” und sind unbestreitbar nicht nur die bekannteste und erfolgreichste Frankfurter Formation.
Nicht nur das, nach der Anzahl der verkauften Tonträger kann Frankfurt sogar von sich behaupten, die erfolgreichste deutsche Rockband aller Zeiten hervorgebracht zu haben. Und, so schade es auch sein mag – was hat Frankfurt sonst an Größen des Musikgeschäfts zu bieten? Eben, nicht viel.

 

Weil ich auf dem Dorf groß geworden bin

Klingt jetzt n’ bisschen nach Klischee, war aber wirklich so.

“Man hat ja sonst nix gehabt”, alle haben irgendwann angefangen, nach kurzen Ausreißern über “Die Ärzte” und die “Hosen” die Onkelz zu hören. Klar, dass der Besitz sämtlicher Tonträger und Merchandise-Artikel Pflicht war.

Onkelz, das war Musik für uns harten Kerle in der Pubertät, die ein Sprachrohr für all die Probleme ihres Teenager-Daseins gefunden hatten. Probleme, die im Nachhinein natürlich lächerlich erscheinen mögen.

Und dennoch: Erinnerungen bleiben. Zu jeder Situation das passende Lied, ob zur ersten unerwiderten Liebe, dem ersten Mal von der 16-jährigen Freundin verlassen zu werden, zur Party in der Scheune am Wochenende. Zum Frust mit den Lehrern, Streit mit den Eltern, zur Rebellion und Aufbegehren gegen die Welt der Erwachsenen. Jawoll, Texte schreiben, das beherrscht der Weidner wie kein Zweiter – verbunden mit handwerklich nicht zu bemängelnder Musik.

Erst später dann – als erwachsener Mensch – begann ich, den selbst erschaffenden Mythos, die Vermarktungs-Maschinerie, die simple Attitüde “Wir gegen den Rest der Welt!” zu verstehen. Das Rezept der Jungs, mit ihren Liedern einen jeden Geist anzusprechen und Emotionen zu vermitteln zu können. Ein Gefühl der “Gemeinschaft der Verstoßenen” zu erzeugen.

Schwer, sich als junger Mensch in der Pubertät davor zu entziehen. Und genau deswegen gehören die Onkelz zu mir, meiner Erinnerung, meiner Vergangenheit. Punkt, aus, Ende. 

 

Weil ich schlicht neugierig bin

Dass das Comeback-Album “Memento” sowie die nach dessen Veröffentlichung stattfindende Tour wohl lediglich ein Zeichen des Geldmangels der alten Herren ist, sowie deren Glaubwürdigkeit massiv schadet, ist für mich unbestritten.

Nachdem ich 2005 am Lausitzring das Abschiedskonzert der Onkelt besucht hatte, war ich trotzdem neugierig. Aufgeregt, in welche Richtung sich die Band (überhaupt) entwickelt haben könnte. Ob sich deren Musik nach den zuletzt doch etwas peinlichen Alben mit derselben herunter gebeteten Leier gar zum Positiven geändert haben könnte.

Und, ja – als Frankfurter fühlte ich mich verpflichtet, dem Konzert einem des neben Apfelwein und Investment-Fonds erfolgreichsten Frankfurter Exports beizuwohnen.

Also: Für viel Geld eine Karte gekauft (danke, lieber Mitbewohner!) und den Tourauftakt am 21. November abgewartet.

 

Die Onkelz rufen – die Massen strömen

 

Am Abend des Konzerts geht’s zur altehrwürdigen Frankfurter Festhalle.
Erinnerung an das Jahr 2002 werden wach, an dem ich zuletzt ein Onkelz-Konzert in Frankfurt besucht hatte.

Erstmal scheint alles beim Alten: Menschenmassen im Einheitslook mit schwarzem Onkelz-Shirt wohin man blickt, ein Großteil davon hat bereits 3-4 Bier zuviel getrunken.

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“Wir sind dick und durstig”, wird gesungen, “Senoritas im Arm, Tequlia lauwarm” – ich schäme mich fremd. “NEIN, ich bin KEINER von euch!”, denke ich mir. Aber irgendwie ja schon, schließlich bin auch ich dem Lockruf der Onkelz gefolgt.

Wer dem Lockruf dagegen nicht folgen durfte: Die Presse, welche pauschal ausgesperrt wurde. Insbesondere in der heutigen Zeit (Stichwort: “Lügenpresse”) ein für mich völlig unangebrachtes Vorgehen und ein mehr als falsches Signal. Hier muss ich der Band einen großen Vorwurf machen – geht gar nicht! 

 

Alles beim Alten also. Fast.

 

Als die Vorband (wer hat Vorbands eigentlich erfunden?) überstanden ist, betreten die Onkelz unter lautem Gebrüll die Bühne. Zwar merklich gealtert, aber dennoch eindeutig wiederzuerkennen.

Nach den ersten Songs stelle ich fest, dass ich nach Jahren der Abstinenz immer noch nahezu alle mitsingen kann. Erschreckend, wie meine Gehirnkapazität offensichtlich genutzt scheint!

Anders als vor 12 Jahren aber reckt ein Großteil der Konzertbesucher das Smartphone gen Bühne und macht wahlweise schlecht belichtete Bilder oder Videos.

Und weil ich für mich beschlossen habe, ein Konzert lieber zu genießen, statt es damit zu verbringen, mein Handy in die Luft zu halten, erspare ich euch weitere Bilder oder gar Videos. Gibts ja eh bald massig auf Youtube zu bewundern.

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Eine kleine Zeitreise

Als das Konzert – wohl erstmals ohne Zugabe! – beendet ist und ich mich zum Ausgang begebe, bin ich unschlüssig.

Ich weiß nicht, inwieweit die alten Herren noch mit Herzblut und Überzeugung musizieren, oder ob aufgrund des Kontostandes noch einmal schnell die große Kasse gemacht werden soll.

Ich musste feststellen, dass die Pogo-tanzende Meute wohl gar nicht mehr meine Welt ist, dass ich nicht mehr darauf stehe, mit Bier begossen zu werden.

Aber: Ich fühle mich berührt von der Musik, die mich an zahllose Situationen meines Lebens erinnert hat. Erinnerungen wurden geweckt,und ich fühlte mich einen kurzen Moment lang genau so, wie ich mich vor 15 Jahren mal gefühlt habe.

Und hey, auch Bühnen-Show samt gigantischen LED-Leinwänden hat wahrlich Eindruck hinterlassen. Show machen, das können sie jedenfalls noch, auch wenn der Dialog zum Publikum recht eintönig war.

Ob die Onkelz besser nicht zurückkehren hätten sollen? Still und schweige versiegen, wie “Die Ärzte” es getan haben? Ich glaube, ja. Ihrer Glaubwürdigkeit hätte es gut getan, die Erinnerung an sie wäre mehr wert als dieses Konzert gewesen. 

Mit Bier übergossen und müde steige ich in die U-Bahn nach Hause. Während ich nur erschöpft und nass bin, hat es meinen Mitbewohner weit weniger gut getroffen: Wer wild tanzt, macht gelegentlich auch einmal Bekanntschaft mit dem Hallenboden.

Gute Besserung, mein lieber Chrissi!