Szenen aus der Großstadt: “Bruder, du hast auch die Zwölf!?”

 

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Eine Fahrt mit der Frankfurter Straßenbahn entbehrt bekanntermaßen oftmals nicht einem gewissen Unterhaltungswert. Unterschiedlichste Menschen jeglicher Klasse und Couleur, eingepfercht auf engstem Raum — da sind erheiternde, aufschlussreiche, interessante und auch erschreckende Erlebnisse für den Fahrgast schließlich vorprogrammiert. Außerhalb der Fahrzeuge sind bietet der öffentliche Nahverkehr jedoch in der Regel ein eher überschaubares Potential für amüsante Geschichten — meistens jedenfalls. Am VGF-Toilettengrün hat man sich schließlich auch schnell satt gesehen. Dass es jedoch auch anders geht, konnte ich unlängst als Augenzeuge beobachten.

Frankfurt Nordend, früher Abend. Im Feierabendverkehr schlängelt sich eine Straßenbahn stadtauswärts über die viel befahrene Friedberger Landstraße.

Doppelt ärgerlich für die zwecks Überquerung der Straße an der Ampel wartenden Passanten und Flaneure:

Nicht nur die endlos erscheinende Blechlawine will Vorbeifahrt gewährt werden, auch gilt es auf die Vorbeifahrt der Straßenbahn zu warten, um dank grüner Ampel hässliche Blutflecken auf dem Straßenboden zu vermeiden.

Doch endlich: Die Kraftfahrzeuge kommen vor deren roter Ampel zum Stehen. Nun muss nur noch die Straßenbahn den Fußgängerüberweg frei räumen, um eine gefahrlose Überquerung zu gewährleisten.

Soweit kommt es allerdings vorerst nicht:

Die Tram der Linie 12 kommt abrupt mitten auf dem Fußgängerüberweg zum Stehen. Irritierte Blicke sowie Augenrollen sind bei den Wartenden zu beobachten. Die Gestik ändert sich dann allerdings schlagartig, als eine Stimme durch die Außenlautsprecher der Bahn erschallt. Offensichtlich möchte der Fahrer auf diesem Wege Kontakt mit seinem Kollegen aufnehmen, der mit der Straßenbahn der Gegenrichtung an der Haltestelle gegenüber an der anderen Straßenseite zum Halten gekommen ist und in dessen Tram gerade der Fahrgastwechsel stattfindet.

“Ey, Bruder, du hast auch die 12?! Warum sagst du nix?”

Verstörte Blicke, erstes Gelächter. Es folgt die prompte Antwort des “Bruders” des Fahrers mit offensichtlichem Migratioshintergrund:

“Bruder, kann ich hellsehen?! Hab den ganzen Tag nur 12, echt kein Bock! Wann hast du Feierabend?”

Kurzes Knistern, es folgt die blecherne Antwort aus dem Fahrzeug gegenüber:

“21.30 Ablösung Konsti, lass’ da treffen und noch eine rauchen, Bruder”!

Der Ärger weicht nun vollends ungläubigem Kopfschütteln und allgemeiner Erheiterung.

Kollega, das passt! Schwöre, ich freu mich! Bis später!

Das Zugpersonal beendet den Dialog mit beidseitigem Klingeln, die Bahn räumt endlich den Übergang.

Zurück bleiben die Fußgänger, die sich ungläubig anstarren, teils prusten — und nun endlich die Straße überqueren können. Soll noch mal jemand behaupten, die Jungs von der VGF hätten keinen Humor.

By MatzeFFM on June 29, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Kollektive Monsterjagd

 

“Pokémon Go” in Frankfurt

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Ich selbst bin ja eher analog groß geworden. So ganz behütet auf dem Dorf, der Besitz eines Tamagotchis war mir elterlicherseits nicht gestattet. Von einem Gameboy ganz zu schweigen. Der heimische Fernseh-Apparat kannte lediglich 5 Programme — bei gutem Wetter. Bei schlechtem blieben nur die Öffentlich-Rechtlichen.

Auch, wenn ich mittlerweile ein großer Freund von Smartphones, sozialen Netzwerken und Blogs bin: Der Anblick all der “Pokémon-Go”-Anhänger, der sich mir derzeit beim Flanieren durch die Stadt oder Joggen im Park bietet, irritiert mich. Was genau macht den Reiz aus, wie fremdgesteuert — den Blick streng auf das Smartphone fokussiert — gleich scharenweise auszuschwärmen, um virtuelle, bunte Monster zu jagen?


Ich werde neugierig und trete der Facebook-Gruppe “Pokémon Go — Frankfurt am Main” bei. Allein zu Recherche-Zwecken, versteht sich. Dort werde ich auf eine Veranstaltung zur kollektiven Monsterjagd aufmerksam, die an einem gewöhnlichen Mittwochabend an der Eissporthalle stattfinden soll.

Ich mache mich auf den Weg, um Fans der virtuellen Monsterjagd danach zu fragen, was genau den Reiz dieses Phänomens ausmacht. Vielleicht kann mir das ja jemand erklären — noch kann ich nämlich den derzeitigen Hype in keinster Weise nachvollziehen. Hey Leute, das lässt sich sicher therapieren!


Als ich eintreffe, staune ich nicht schlecht: Ich rechnete mit einer Hand voll Nerds, die sich an der Eissporthalle eingefunden haben. Stattdessen bietet sich mir der Anblick von schätzungsweise stolzen 100 jungen Frankfurtern, die die Treppenstufen vor der Halle belagern und sich — das Smartphone als Jagdwaffe gezückt — dem lauen Sommerabend erfreuen. Man fachsimpelt, trinkt Bier, das Smartphone immer fest im Blick. Könnte ja ein ganz besonderes Pokémon vorbeischneien, dass es unbedingt einzufangen gilt.

Die Hartgesottensten unter ihnen haben sich gar Camping-Stühle mitgebracht, ich erspähe den aufsteigenden Rauch einer Shisha, lausche den Klängen von mitgebrachten Musikanlagen — und sehe Menschen, gekleidet in Pokémon-Shirts und Pikachu-Schirmmützen.


“Würde man einfach ziellos durch die Stadt streifen, hätte man keinen Grund wie den der Monster-Jagd dazu?”

Zwei von ihnen sind Arne (34) und Marc (25), zu denen ich mich geselle, um mich in den Zauber um das Smartphone-Spiel einweihen zu lassen. Zeit für ein paar Fragen.


“Hey, ihr beiden Jäger! Arne, warst du früher schon ein Pokémon-Fan?”

“Nein, ich habe mich zur ersten Hochzeit des Pokémon-Hypes tatsächlich nie für die bunten Viecher interessiert. Allerdings hat das Spielprinzip der App mein Interesse geweckt: Augmented Reality, gepaart mit einer sozialen Komponente. Endlich habe ich einen Grund, um ein wenig durch die Stadt zu laufen und auch ganz reale Sehenswürdigkeiten und Schauplätze Frankfurts zu entdecken! Es kommt fast ein wenig Schnitzeljagd-Feeling auf, wenn ich Pokémon-Go spiele. Und obendrein ist es schön, dadurch Gleichgesinnte zu treffen, die dem selben Hobby frönen. Schon in der Facebook-Gruppe kommt man mit Anderen in Kontakt: Man teilt Tipps, Standorte, fachsimpelt und organisiert Treffen wie dieses hier.

Aber, mal ganz ehrlich: Das ist doch nur ein kurzlebiger Hype, und in zwei Monaten redet mehr kein Schwein davon, oder?

“Klar, das allgemeine Interesse am Spiel wird abflachen. Aber ein harter Kern von Anhängern wird sicher bleiben — so wie das beim vom Spielprinzip ähnlichen “Ingress” auch bereits der Fall war.”

Du wirst also weiterhin dabei sein?

“Klar — vor allem bin ich gespannt auf die Neuerungen, die für die App angekündigt sind!”

Und mal ganz unter uns, wie groß ist deine Angst vor einem leeren Akku?

“Die habe ich nicht — hey, für was gibt es PowerBars?”

Ich stelle Marc noch eine Frage, die mich sehr beschäftigt.

Findest du es nicht ein wenig traurig, dass für eine solche Vielzahl junger Menschen erst ein Smartphone-Spiel Anlass dafür ist, die Bude zu verlassen, unsere Stadt zu entdecken und mit anderen jungen Menschen ins Gespräch zu kommen?

“Auf keinen Fall! Ich meine, würde man einfach ziellos durch die Stadt streifen, hätte man keinen Grund wie den der Monster-Jagd dazu? Klar, genauso gut könnte ich bummeln gehen — nur, dass ich jetzt nicht aus Langeweile Geld ausgeben muss. Ist doch ‘ne feine Sache!”


Meine Meinung

Ich ganz persönlich sehe das etwas anders. Ich streife bekanntlich gern “einfach mal so” durch die Stadt. Klar, meistens mit Kamera im Gepäck oder der Hoffnung darauf, etwas zu entdecken und zu erleben. Statt virtueller Viecher entdecke ich dann aber lieber mir bisher unerkannte Orte, Veranstaltungen, Läden, Cafés oder Kneipen: Und die schönsten Bekanntschaften entstehen ohnehin meist ganz ungeplant.

Aber wenn “Pokémon Go” ein Hobby ist, das verbindet und an einem gewöhnlichen Mittwochabend mal eben stolze 100 junge Menschen die Eissporthalle bevölkern lässt, dann ist das schön. Allemal besser, als wenn die “Jugend von heute” nur noch auf dem Sofa herumlümmelt.

Doch für mich selbst gilt weiterhin: Man muss ja nicht jeden Sch***** mitmachen.


In diesem Sinne: Allzeit gute Jagd, euch neuzeitlichen Jägern 2.0 da draußen!

By MatzeFFM on August 2, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Neongrüne Straßen-Stempel

Neongrüne Straßen-StempelStreetart oder doch nur Werbung?


Neongrüne Straßen-Stempel

Streetart oder doch nur Werbung?

Die (Pflaster-)Steine des Anstoßes für diesen Artikel.

Der aufmerksame Be-Treter (ha! Wortspiel bemerkt?) von Innenstadt und großen Teilen des Nordends kann schon seit Tagen über neongrüne Stempel stolpern, welche offensichtlich an zahlreichen Stellen mittels Schablone auf das Pflaster gesprüht wurden.

Auch ich bin beim Joggen in der Friedberger Anlage sowie dem anschließenden Flanieren auf der Berger und in der Innenstadt gleich Dutzenden der Schriftzüge begegnet und wurde neugierig:

„MONEY -> MONTH“

sowie

„MIT savedroid.de“


Was soll das bedeuten? Ein neues Streetart-Projekt, oder doch nur reudige Reklame für die ohnehin permanent gen Boden auf ihr Smartphone starrenden Zielgruppe? Am Ende gar Markierung eines “Pokémon”-HotSpots für virtuelle Monsterjäger?

Von meiner Neugierde getrieben hab’ ich die angepriesene URL dann auch mal aufgerufen. Und siehe da: Nix war’s mit der Straßenkunst. Mit “Pokémon Go” haben die Stempel glücklicherweise aber auch nichts zu tun.

Eine kurze Recherche ergab:

Bei „Savedroid“ handelt es sich um die App eines – immerhin- Frankfurter FinTech-Startups, welches den Nutzer dazu motivieren soll, selbst festgelegte Sparziele zu erreichen. Hierzu werden kleine Beträge automatisch von der App vom eigenen Konto auf ein Sparkonto überwiesen, beispielsweise wenn eine selbst definierte Anzahl von Schritten (Ha! Geld verdienen im Laufen!) erreicht wurde.

Dies allerdings zu einem nicht ganz unstrittigen Preis; so wurde der App bereits von der FAZ aufgrund von fragwürdiger Abfrage von Nutzerdaten ein ganzer Artikel gewidmet.

Dass die App nicht nur Datenkrake zu sein scheint, sondern auch auf solch fragwürdige und darüber hinaus auch illegale Weise beworben wird, schmeckt mir nicht.

Mehr Neongrün für Frankfurts Straßen? Ja bitte, gern gesehen, her damit – aber bitte nicht in Form von dubiosen Werbebotschaften. Danke.

By MatzeFFM on August 11, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Urlaub in der Stadt

 

… ein Abstecher ans „Blaue Wasser“.

Wiese, Schiffchen, Picknickdecke: Ein Sonntag am “blauen Wasser”

Wer für viel Geld ein Flugzeug besteigt, um fernab der Heimat Entspannung und Erholung zu suchen und dem tristen Alltag an überfüllten Stränden oder dem Pool des mittelschlechten Pauschal-Hotels zu entfliehen, ist ziemlich doof.

Das suggerieren jedenfalls die zahlreichen Freiluft-Locations, welche allesamt versprechen „Wahre Oasen in der Großstadt“ zu sein und um während der Ferien daheim gebliebene, entspannungswillige Frankfurter buhlen.

Hafen2, KingKa Beach Club, Niddastrand, Orange Beach, CityBeach, LongIsland Summer Lounge, Alte Schiffsmeldestelle, Yachtklub oder doch in eines der zahlreichen Freibäder– ja, verdammt noch mal:

Wie soll ich mich eigentlich erholen, wenn angesichts der Vielzahl der Locations bereits deren Auswahl überfordert?

Aus Gründen der Bequemlichkeit und Überforderung enden freie Sommertage bei mir dann doch zumeist mit Decke an MainCafé oder im Park. Da weiß man schließlich was man hat…

Nun begab es sich allerdings am letzten Sonntag, dass ich mir aufgrund meines am frühen Abend beginnenden Dienstes nicht gemeinsam mit Freunden im Brentanobad die Sonne auf den Pelz knallen lassen konnte. Auf Arbeit in feuchten Badehosen erscheinen – kommt nicht so gut. Wenn man nicht gerade Bademeister ist.


Wie schön, dass sich meine lieben Eltern zum Kaffee angekündigt hatten. Das Wetter war pralle (den Sommer 2016 hatte ich ja zwischenzeitlich bereits aufgegeben), und so schlug ich vor, diesen am “Blauen Wasser”, einer diesen Sommer neu eröffneten Strandbar auf dem Gelände eines ehemaligen FKK-Clubs in Fechenheim.

Mit dem “CallABike“-Fahrrad war ich aus dem Nordend mit kurzem Foto-Abstecher in den Ostpark schnell angereist, und das Wagnis “Probier’ was Neues diesen Sommer” hat sich gelohnt!


Vor dem — zugegeben etwas heruntergekommenen — Gebäude des ehemaligen Nackedei-Clubs wurde ein wunderschöner Restaurantbereich errichtet. An der Bar warten sowohl die gängigen Erfrischungsgetränke als auch eine durchaus ansehnliche Auswahl an Spirituosen (insbesondere Gin!) auf die durstigen Besucher.

Über Treppen geht’s dann hinab direkt ans Mainufer. Auf Augenhöhe mit den dort geankerten Booten lässt es sich wirklich ganz hervorragend aushalten, auch für angenehme Hintergrundbeschallung ist gesorgt. Ja, ich bin geneigt zu sagen, sogar mit Ausblick auf das benachbarte Offenbach vermag sich ein gewisses Urlaubs-Feeling einzustellen. Und selbst meinen Eltern scheint’s zu gefallen — und das will was bedeuten!

Allerdings, das schöne Sommer-Ambiente hat durchaus seinen Preis:

Für eine kleine Cola (0,2 Liter) zahle ich dann direkt auch mal dreieinhalb Öcken. Auch der hausgemachte Eistee ist ein Traum, aber kein ganz günstiger Spaß. Puh, das schmerzt — aber hey, immer noch allemal günstiger als eine Fernreise!


Es lohnt also durchaus, eine kleine Radtour mit dem Besuch einer der zahlreichen “Open Air-Locations” (wie heißt das doch gleich auf Deutsch?) zu verbinden, und mal nicht schon wieder an Mainufer oder im Schwimmbad zu “enden”.

Und für alle, die angesichts deren Angebots in Frankfurt genauso überfordert sind, wie ich es war:

Besucht doch mal das “Blaue Wasser”. Es lohnt sich!

In diesem Sinne: Allzeit gute Erholung und schöne Sommertage euch allen!

By MatzeFFM on August 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Zum Berger Straßenfest: Update Berger Straße

Zum Berger Straßenfest: Update Berger StraßeAnlässlich des nunmehr 31. Berger Straßenfestes zwischen Höhenstraße und Bethmannpark habe ich mich einmal wieder ein wenig näher auf der…


Zum Berger Straßenfest: Update Berger Straße

Anlässlich des nunmehr 31. Berger Straßenfestes zwischen Höhenstraße und Bethmannpark habe ich mich einmal wieder ein wenig näher auf der Berger Straße umgeschaut. Schnelllebiger ist schließlich wohl keine andere Frankfurter Meile, und viele Läden überdauern (leider) kaum ihre Eröffnung.

Andererseits gibt es auch bei alteingesessenen Institutionen der “Berger” immer einige Änderungen zu vermelden — die Schließung des “Saturn” sowie die Umgestaltung des “Wollworth”-Gebäudes samt anschließender Neueröffnung sind hierfür nur das jüngste Beispiel.

Am vergangenen Wochenende habe ich mich nun wieder einmal ein wenig genauer auf der “Berger” Umgeschaut. Anlass war das Berger Straßenfest, und, nun ja: Die Frankfurter Rundschau hat hierüber — wenn auch ein wenig übertrieben — gesagt, was es hierzu zu sagen gibt:

Und wieder mal ist auf der Berger Straße zwei Tage lang Halli Galli.

*Den Anwohnern präsentieren sich dabei immer wieder neue, interessante Facetten ihres Wohnumfeldes: Besoffene grölen bis in die frühen Morgenstunden, geben sich leidenschaftlich der alten Tradition des Schellekloppens hin und erleichtern sich gerne auch mal in die Blumenrabatten. „Immerhin gut für die Landwirtschaft“, denkt sich der Berger-Straßen-Bewohner dann, lächelt leise in sich hinein und freut sich, dass er nicht am Friedberger Platz wohnt, wo sich diese Szenen freitäglich abspielen.

Allerdings bietet das Berger Straßenfest am Samstag und Sonntag auch so mancherlei, das man am Friedberger Platz vergebens sucht. Diesmal etwa die hessische Rudermeisterin Allegra Nemati, die am Merianplatz sich und ihr Ruderboot präsentiert. Das allerdings würde man sich eher mal am Friedberger Platz wünschen, von wo aus jeden Freitagabend ein von Menschen gespeister Wildbach den Bäckerweg hinuntermäandert. Ansonsten aber alles wie am Friedberger Platz: sehr laut, sehr voll, sehr viele junge Männer mit Vollbart und Dutt. Aber halt nur einmal im Jahr und darum viel besser. (skb)

(Quelle: Frankfurter Rundschau, Ausgabe vom 03. Juni 2016)*

Nun ist es freilich nicht ganz so dramatisch; im Gegenteil: Es ist schön, dass mit dem Fest ein Anlass geschaffen wird, sich einmal wieder nachbarschaftlich auszutauschen und die eigene Wohngegend zu erkunden.

Allerdings, viel Spannendes erfährt der Nordendler/Bornheimer nicht:

Auf der Berger kann man ganz, ganz vielseitig essen, absolut fancy Getränke schlürfen, kostengünstig ins Ausland telefonieren, Sport treiben — und natürlich Sneaker kaufen, die man anschließend stolz den Freunden im “Hoppenworth & Ploch”, beim gemeinsamen Sonnenbad am Matthias-Beltz-Platz oder im eigenen Fashion-Blog oder auf Instagram präsentieren kann.

Ein wenig mehr Kultur sowie Geschäfte abseits der Gastronomie, Rossmann & Co. wären für ein wahrhaft urbanes Feeling wohl mehr als förderlich.

Allerdings, wenig beachtet und etwas oberhalb des Berger Straßenfest, konnte ich dann doch noch Erfreuliches leben. Dies sowie weitere Entwicklungen in einem kleinen Überblick:

“Bornheimer Straßenquiz” am Fünffingerplatz

Wie der Berger Straßen-Blog berichtete, fand am Samstag das erste Bornheimer “Straßen-Quiz” statt. Am Fünffingerplatz konnte sich ein Jedermann den Fragen des Moderators stellen, und bei richtiger Beantwortung Preise gewinnen, die von den ansässigen Geschäften gestiftet wurde.

Veranstalter des Ganzen ist die Stadtteilinitiative “Lust auf Leben”. Auch ich konnte die Frage nach der Inschrift des Brunnens vor dem “Irish Pub” im alten Ortskern richtig beantworten und somit ein Buch über das “lustige Dorf” absahnen. Und hey, in die Zeitung hab ich’s sogar auch gepackt.

Eine tolle Idee — hoffentlich wird das Quiz in Zukunft regelmäßig durchgeführt!

Ende einer Institution: Ende für das “o-Ton”

Ich wollte es erst kaum glauben: Das “o-Ton”, bekannt für Strandkorb, vorzügliche Drinks und das nette Personal, hat nach nahezu 15 Jahren schon seit einiger Zeit seine Pforten geschlossen. Grund ist wohl ein ausgelaufener Mietvertrag aufgrund einer Sanierung des Gebäudes. Einzug gehalten in den ehemals so genütlichen Räumlichkeiten hat nun eine Shisha-Bar. Ich hoffe mal, diese kulturelle Anbahnung von der anderen Main-Seite (Stichwort: Alt-Sachenhausen…) bleibt hier Ausnahme.

Kaum eröffnet, schon wieder dicht: Das “Café Cups”

Ich habe es gepriesen und geliebt: Das Café Cups eröffnete vor einem halben Jahr im Raum des ehemaligen “Extraveganz”. Nun ja, alles Daumen drücken sowie der überragend leckere türkische Brunch sowie die herzallerliebste Betreiber-Familie haben nichts geholfen: Rentiert zu haben scheint es sich nicht, und so hat auch das “Café Cups” nunmehr geschlossen. Stühle und Tische sind bereits ausgeräumt; die Familie ist für mich bislang leider “nicht für eine Stellungnahme” zu erreichen. Gerüchteweise eröffnet dort demnächst ein Burger-Laden. Gibt’s ja nicht ohnehin schon genügend davon in der Umgebung. Schade drum!

Nun auch zum draußen Sitzen geeignet: Das Café “Yellow Mellow”

Abschließend noch Erfreuliches:

Das “Yellow Mellow” am unteren Ende der Berger Straßewar bislang ein Café, an dem man schnell vorbei gelaufen ist. Was schade ist, schließlich gibt’s dort meiner Meinung gar den besten Cappucino der Stadt und eine mehr als sinnliche Einrichtung. Pünktlich zur “Sommer-Saison” hat sich das Mellow Yellow nun auch einen Namenszug an der Fassade gegönnt und ist durch süße Stühle und Tische dem Kaffee-Liebhaber nun auch von außen deutlich als Kaffeehaus erkennbar.

Direkt gegenüber vom Bethmann-Park lässt sich das Leben dort — versorgt mit frischem Kaffee — nun vorzüglich aushalten. Eine echte Bereicherung für die untere Berger — gerne mehr davon!

Es lohnt sich also weiterhin, der Berger regelmäßig Besuch abzustatten. Langweilig wird’s jedenfalls nie!

By MatzeFFM on June 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Der Frankfurter “Reise-Stammtisch”

 

Wenn einer eine Reise tut…

…. so hat er für gewöhnliches Einiges zu berichten, so sagt (nicht nur der Frankfurter) Volksmund.

Wer nicht nur dem eigenen Hamster oder der Schwiergermutter von seinen Reise-Erlebnissen berichten kann, der kann beim „Frankfurter Reise-Stammtisch“ auf bereiste Gleichgesinnte treffen und die eigenen Reise-Erlebnisse und Erfahrungen teilen. Und Frankfurt ist natürlich dank Flughafen und ICE-Knotenbahnhof ein idealer Ausgangspunkt für Fernreisen und Städtetrips in die benachbarten europäischen Hauptstädte.

Auch ich plane für dieses Jahr eine größere Reise und möchte vorab einmal schauen, ob ich mir von „Experten“ vorab ein paar Tipps für meine Mietwagen-Rundfahrt an der Westküste der USA einholen. Ist das nicht allemal ein guter Grund für einen Besuch des Stammtisches?

In der Facebook-Veranstaltung zum Stammtisch habe ich mich bereits vorab danach erkundigt, ob zufällig ein Kenner der Westküste anwesend ist, und prompt scheine ich Glück zu haben. Kirsten antwortet, sie habe gar 10 Jahre in Kalifornien gelebt — ich könne sie gern am Abend ansprechen. Weitere 58 Globetrotter und Städte-Tripper haben sich angekündigt. Die zugehörige Facebook-Gruppe weist sogar 562 Mitglieder auf. Ich bin gespannt!

Als ich im „YOURS“ unweit der Börse eintreffe, stoße ich direkt auf Johannes, der den Stammtisch ins Leben gerufen hat. Okay, die Location könnte meiner Meinung nach natürlich besser gewählt sein — aber über Geschmack lässt sich bekanntlich steigen, und bereits ein ganzer Haufen hat sich davon immerhin nicht abschrecken lassen und ist seiner Einladung zum Austausch-Abend gefolgt.

Auf gut Glück nehme auch ich Platz — und nach kurzer Kontaktaufnahme zu den Sitznachbarn stelle ich fest: Besser hätte ich meinen Platz kaum wählen können.

Gleich links neben mir sitzt Christiane. Die 27-Jährige aus dem Frankfurter Nordend erweist sich nicht nur als „Nachbarin“, sondern auch als Kennerin meines Reiseziels: Sie hat bereits 10 Tage in San Francisco verbracht, einer Station unserer geplanten Rundfahrt — und zahlreiche Ideen für mich parat.

Ein echter Glücksgriff auch mein Gegenüber:

Annika hat ganze 5 ihrer 33 Lebensjahre zwecks Studium in Los Angelos verbracht und scheint mir die Westküste der USA wie ihre Westentasche zu kennen. Ich komme kaum hinterher, mir Notizen zu machen und werde mit massig Tipps versorgt. Das Studieren von Reiseführern kann ich mir nun jedenfalls sparen.

Ich bin erfreut über das Engagement von Johannes und schnappe ihn, um ihm einige Fragen zu stellen.

Gude, Johannes! Ich find‘ den Reise-Stammtisch ja wirklich klasse und habe jetzt schon von meinem Besuch profitiert. Wie kam dir die Idee dazu?

Ich wollte mal unbedingt mit der transsibirischen Eisenbahn fahren. Innerhalb meines Freundeskreises konnte ich leider niemanden dafür begeistern, meine Reisebegleitung zu sein — als– habe ich mal in der „Neu in Frankfurt“-Facebook nachgefragt. Einige Interessierte haben sich dann mit mir getroffen, und so hat sich dann die Idee eines regelmäßigen Reise-Stammtischs entwickelt.

… und scheint seitdem prächtig gediehen! Wie ist denn für gewöhnlich die Resonanz?

In der Regel freue ich mich über ca. 25 Besucher. Wir hatten aber auch schon 45 Reiselustige zu Besuch, da war ich dann selbst ziemlich beeindruckt.

Wie oft findet der Reise-Stammtisch denn aktuell statt? Und wechseln die Locations?

Ich lasse den Stammtisch derzeit monatlich stattfinden. Und damit jeder mal von einem in seiner Nähe profitieren kann, wechseln die Locations. So waren schon „Hinterzimmer“ im Nordend, die „Trinkhalle“ im Ostend oder auch der „Lokalbahnhof“ in Sachsenhausen unserer Gastgeber.

Erzählst du mir dein bisher schönstes Stammtisch-Erlebnis?

Ich habe hier mal einen netten Kerl kennengelernt, mit dem ich spontan beschlossen habe, gemeinsam einige Tage lang Norwegen zu bereisen. Und wenige Wochen später saßen wir im Flieger. Ohne den Stammtisch hätte es diese Begegnung und die schöne Reise nie gegeben. Genau solche Geschichten möchte ich auch Anderen ermöglichen — jeder Interessierte ist ganz herzlich eingeladen!

Ich freue mich und verlasse vollgepackt mit wertvollen Tipps für meinen geplanten Roadtrip das „YOURS“. Und nette Leute habe ich ebenfalls kennengelernt.

Kirsten habe ich im Laufe des Abends übrigens nicht mehr auffinden können. Gelohnt hat sich’s trotzdem allemal!

FAZIT: Ich komme gerne wieder und kann den Reise-Lustigen unter euch einen Besuch des Stammtischs nur empfehlen!

Die Facebook-Gruppe zum Stammtisch findet ihr hier.

By MatzeFFM on June 19, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Film “Tokat”: Premiere im CineStar Metropolis

Film “Tokat”: Premiere im CineStar MetropolisFilme mit Bezug zu Frankfurt am Main locken selbst einen Kino-Muffel wie mich gelegentlich einmal ins Lichtspielhaus. So auch der Film…


Film “Tokat”: Premiere im CineStar Metropolis

Filme mit Bezug zu Frankfurt am Main locken selbst einen Kino-Muffel wie mich gelegentlich einmal ins Lichtspielhaus. So auch der Film „TOKAT“ der in Frankfurt aufgewachsenen Regisseurinnen Andrea Stevens und Cornelia Schendel. Der Film wurde per Crowd-Founding finanziert und feierte nun Premiere im „CineStar Metropolis“ am Eschenheimer Tor.

Karten waren fix besorgt, und am Abend des 24. März war es dann soweit: Aufgeregt auf das, was mich erwartet, stehe ich in der langen Schlange im Erdgeschoß des großen Filmpalastes.

Doch zunächst: Worum geht’s?

Drei türkischstämmige ehemalige Mitglieder einer berüchtigten Frankfurter Jugendbande der „Neunziger“ werden zwanzig Jahre später in ihren neuen Leben — fernab von Straßenkriminalität, Drogen & Gewalt — begleitet und erzählen von ihrer „wilden Zeit in Frankfurt“.

Während die beiden Gangster-Rentner Hakan und Dönmez in die Türkei abgeschoben wurden und dort sehr beschauliche Leben führen, lebt der aufgrund seines langjährigen Konsums harter Drogen schwer kranke Kerem weiterhin in Frankfurt. Ganze 12 Jahre lang verbrachte er wegen Mordes an einem US-Amerikaner aus nichtigem Grund im Bau.

Hat es sich gelohnt?

Ganz klar: Ja! Auch wenn ich gänzlich andere Erwartungen an den Film hatte, so wurde ich nicht enttäuscht. Der Film beschäftigt sich fast ausschließlich mit dem „Heute“ und nicht mit dem „Früher“ — und von den gelegentlich gezeigten Originalaufnahmen („Aaaaah! So sah das damals aus hier!“) hätte ich gerne noch mehr gesehen.

Dennoch war ich irgendwie fasziniert von dem Gedanken, dass die drei so stillen Herren einmal berüchtigte Kriminelle waren. Und davon, wie reflektiert und besonnen sie mit den Jahren doch geworden sind.

Auch einer gewissen Komik entbehrt der Film nicht. So ist Kerems Unbeholfenheit unfreiwillig amüsant, auch wenn er mir immer etwas leid tut, wenn der vollbesetzte Kino-Saal über ihn lacht.

Hakan und Dönmez dagegen haben sich auch in Ost-Anatolien ihre „Frankfurter Schnauze“ bewahrt und sorgen mit einem sehr eigenen Humor über eigentlich so gar nicht lustige Dinge für Heiterkeit im Publikum.

Ebenfalls komisch: Die Aufnahmen der Dreien aus deren Zeit als Straßenbande. Kaum vorstellbar, dass die Jungs damals mit ihrer langen Haarpracht und den fiesen Schnauzbärten sowie Nylonjacke jemals furchteinflößend gewesen sein sollen. Eher macht es den Eindruck, als wären die Herren heute eher geeignete Opfer für die „Gangster“ von heute.

Neugierig geworden?

Alle Infos zum Film findet ihr auf der Website zum Film.. Die nächste Vorstellung findet dann am 2. April im Rahmen des Lichterfests im Mousonturm statt.

Hingehen, lohnt sich!

By MatzeFFM on June 19, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Nach Aufruf der “PARTEI”: Stiller Protest am Wasserhäuschen

 

Tatort “Gudes”

Nur wenig der Protest-Stimmung…

Als unmittelbarem Anwohner war es mir direkt aufgefallen:

Die von Gästen der Szene-Trinkhalle “GUDES” am angrenzenden Matthias-Beltz-Platz aufgestellten Tische und Stühle wurden über Nacht entfernt. Die Fläche wird als “öffentliches Wohnzimmer” genutzt, und auch ich sitze gern dort in der Sonne, während ich vom Wasserhäuschen nebenan mit frischem Kaffee versorgt werde. Eine Anfrage bei der Stadt bestätigte dann auch umgehend meine Vermutung: Das Ordnungsamt entfernte die Möbel als “wilde Sperrmüllansammlung”.

Auch dauerte es nicht lange, bis die Frankfurter Rundschau über den Vorfall berichtete.

Nun rief der Frankfurter Ableger der Partei “DIE PARTEI” zum Protest gegen die Entfernung der Möbel auf:

Über Facebook wurde zum gemeinschaftlichen Protest aufgerufen. Zum “bierpolitischen Spaziergang” war natürlich ausdrücklich erwünscht, eigene Sitzmöbel mitzubringen, um den zwischenzeitlich leergefegten Matthias-Beltz-Platz wieder zum “Wohnzimmer” herzurichten.

Grund genug für mich, meine luxussanierte Sozialwohnung zu verlassen und mir das Treiben zu besehen:

Und tatsächlich, ein Haufen Menschen bevölkerte den Platz, großteils sogar sitzenderweise auf mitgebrachten Stühlen. Geht doch!

Die Delegierten der “Partei” selbst zogen nach kurzem Selfie mit dem diensthabenden Betreiber des “GUDES” wieder von dannen und überließen den Protest dann den Angereisten. Dieser fiel jedoch recht mau aus, und somit blieb es recht unpolitisch — gemütliches Get-Together statt Protest und Krawall am Sonntag.

Sei’s drum:

Schön, dass sich doch so Einige berufen fühlten, des schlechten Wetters zum Trotz dem “GUDES” einen Besuch abzustatten und tatsächlich neue Sitzmöbel aufstellten.

Ich bin gespannt darauf, wie lange diese stehen bleiben werden:

Auch die Stadt Frankfurt hat mir nämlich zwischenzeitlich geantwortet und folgendes Schreiben zukommen lassen.

Vielleicht sollte ich als Anwohner eine solche Sondernutzungsgenehmigung beantragen — und dann mal schauen, was passiert?

By MatzeFFM on June 19, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Der Kampf um die Stühle

 

Sommerfest am “GUDES”

Mächtig was los beim Sommerfest.

Es ist DAS Dauerbrenner-Thema im Nordend:
Bereits zwei Mal entsorgte die Stadt Frankfurt die von Anwohnern und der Stammkundschaft des Wasserhäuschens “GUDES” nebenan aufgestellten Möbel am Matthias-Beltz-Platz.

Grund hierfür sei eine nicht vorliegende Sondernutzungs-Genehmigung.

Ich hatte hierüber bereits geschrieben, auch die Frankfurter Rundschau berichtete bereits zwei Mal (hier und dort).

Nun regt sich erneut Widerstand.


Am Sonntag, den 19. Juni organisierte die “Interessensgemeinschaft mittleres Nordend” (der über inhabergeführte Geschäfte angehören) ein nachbarschaftliches Sommerfest am Matthias-Beltz-Platz.

Anliegende Geschäfte präsentierten sich und ihre Produkte, Erfrischungen gab’s an einer eigens errichteten Cocktailbar, und für passende musikalische Untermalung sorgte das DJ-Team vom Plattenladen “tactile” gegenüber. Und sogar die Sonne zeigte sich dem Anlass entsprechend in gebührendem Umfang.

Die Frischbierversorgung stellte das nahe gelegene “GUDES” sicher, und trotz fehlendem Mobiliar war das Fest mehr als gut besucht.

Natürlich war auch letzteres großes Gesprächsthema an den Bänken.
Nun hat die Anwohnerin Steffi über die Facebook-Veranstaltung “Stühle für den Matthias Beltz-Platz” dazu aufgerufen, sich an einer Petition für eine Duldung der Möbel seitens der Stadt oder der Bereitstellung von Stühlen und Tischen DURCH die Stadt zu beteiligen.

Unterschreiben für den guten Zweck

So lag dann auch eine Unterschriftenliste aus, die umgehend von mehr als 800 (!) Menschen unterzeichnet wurde.

Diese liegt auch weiterhin am “GUDES” aus und wird dem Magistrat als Petition überreicht, sobald 1.000 Unterschriften gesammelt sind.


Wenn auch ihr daran interessiert seid, dass der Platz als Paradebeispiel für eine kreative Nutzung ganz im Sinne des Zweckes öffentlicher Plätze (als Treffpunkt und soziale Anlaufstelle für Menschen in der Nachbarschaft) künftig weiter mit Möbeln “eingerichtet” werden darf, dann unterzeichnet doch die Petition.

Auch ich als Anwohner würde mich über eure Unterstützung freuen.

By MatzeFFM on June 21, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Frankfurt vs. Berlin

„Frankfurt ist das neue Berlin“ –  dies verheißt der Schriftzug auf diversen Aufklebern, die man überall in der Stadt entdecken kann. Und auf Turnbeuteln und T-Shirts prangt gar ein fettes „BERLIN KANN JEDER — FRANKFURT IST KUNST!“. Selbstbewusstsein haben wir ja, wir Frankfurter. Doch ist unsere Mainmetropole der Hauptstadt tatsächlich ganz und gar überlegen? Ich war malwar zu Besuch in Berlin und wagt einen Direktvergleich mit Augenzwinkern…

Ich lebe wirklich gern in Frankfurt, aber auch mich packt hin und wieder das Fernweh. Einfach mal ein paar Tage weg, Main und Skyline den Rücken kehren. Mal was anderes sehen, treiben lassen, durchatmen. Freunde besuchen. Zum Beispiel in Berlin — Hauptstadt der Republik, der unerfüllten Sehnsucht, aller Trends sowieso. Und praktischerweise in gerade einmal knapp über 4 Stunden bequem mit dem ICE aus von Frankfurt erreichbar. So machte ich mich jüngst für ein paar Tage auf an die Spree — mit dem festen Vorsatz, herauszufinden, ob Frankfurt nun wirklich das „neue Berlin“ ist. Oder ob in Berlin tatsächlich alles fescher, schneller, trendiger ist. Zu welchen Schlüssen ich in meinem Direktvergleich wohl gekommen bin?

Hier ist er, mein ultimativer Städte-Vergleich: 
Ring frei für “Frankfurt vs. Berlin”! 

 

Cafés

Erste Mission:
Ganz klar, erstmal `n schickes Café finden und einen Blick in die Zeitung werfen. An Cafés herrscht sowohl in Frankfurt als auch in Berlin kein Mangel  – am Kaffeedurst dürfte jedenfalls in beiden Städten noch niemand gestorben sein.

Allerdings sind diese in Berlin von außen viel schwieriger als Kaffeehaus zu identifizieren. Große Namenszüge an der Fassade sucht man ebenso vergeblich wie die Frankfurter Rundschau. Oftmals hilft nur ein Blick hinter die Scheibe, um feststellen zu können, ob man es mit einer leerstehenden Ladenfläche oder einem Café zu tun hat. Gelegentlich vereinfachen zahlreiche helle Apple-Logos auf Rückseiten von aufgeklappten Macbooks allerdings das Auffinden.

Innendrin dann aber: Ganz, ganz viel Charme! Auch wenn die Inneneinrichtung gern mal vom Sperrmüll stammt oder bei der letzten Haushaltsauflösung abgegriffen wurde, so bin ich begeistert vom schnuckeligen, minimalistischen Flair der Berliner Café-Welt. So leid es mir tut: 1:0 für die Hauptstadt!

 

Rowdytum vs. Ampeltreue

Interessante Feststellung: Als Frankfurter bin ich es gewöhnt, Ampeln allenfalls als dekoratives Schmuckelement einer jeden Kreuzung zu betrachten. So wie alle anderen hier eben auch. Ein Blick auf die Straße, kommt kein Auto: Laufen! Ob da jetzt gerade grün oder rot ist, auch wurscht. Eine Art großstädtisches Rebellentum vielleicht. Das mag man hier gewöhnt sein, in Berlin ist man es offensichtlich nicht.

Beim Versuch einer Straßenüberquerung wurde ich von einer ganzen Horde Wartenden rüde zurechtgepfiffen („Is‘ noch rot!“), als ich es wagte, eine rote Ampel überqueren zu wollen, obwohl weit und breit kein Auto in Sicht war.

Meine Sinne geschärft für dieses Phänomen, machte ich diese Beobachtung fortan ständig: Ob Hipster, Geschäftsmann oder Obdachloser: Wenn rot ist, dann is` rot und man wartet geduldig im Kollektiv, bis eben grün ist. Abweichler werden nicht geduldet. Mag vielleicht daran liegen, dass die Ampelmännchen in Berlin auch viel niedlicher sind. Verdammter Mist aber auch: Schon wieder ein Punkt für die Hauptstadt!

 

Wochenmarkt Konsti vs. Wochenmarkt Neukölln

 

 

 

 

 

 

 

Kleiner Abstecher nach Neukölln. Ist ja schwer am kommen, munkelt man. Direkt am Hermannplatz (quasi das Zentrum von Neukölln) findet — analog zu unserer Konsti als Zentrum unserer Stadt — dann auch ein Wochenmarkt statt.

Oder zumindest das, was man hier so „Wochenmarkt“ schimpft. Ein paar Stände mit Obst und Gemüse, die obligatorische Bratwurstbude daneben — fertig ist der urbane Bauern-Basar.

Ein Weinstand, an dem die gesamte Stadt zusammenfindet und den Feierabend zelebriert? Ein gigantischer Stand mit endlosen Warteschlangen von Frankfurtern, die auf ihren heißersehnten Schluck frischen „Rauscher“ warten? Ein gigantisches Angebot von Obst und Gemüse, von dem der Durchschnittsdeutsche bis dato noch nie gehört hat? Fehlanzeige, gähn. Grabredenstimmung in Neukölln. Das kann Frankfurt besser!

 

Kleinmarkthalle vs. Markthalle Neun

 

Wir bleiben kulinarisch: Wofür man unsere Kleinmarkthalle so lieben kann, brauche ich euch nicht zu erklären. Und auch über ihre Vorzüge wurde wohl schon alles geschrieben.

Umso neugieriger wurde ich, als ich erfahren habe, dass es in Berlin ein Pendant gibt: Die „Markthalle 9“, eröffnet in einer ehemaligen Eisenbahnwerkstätte in Kreuzberg. Also: Nix wie hin!

Als ich die große Flügeltüre in die Halle hinein öffne, bin ich zunächst begeistert. Ja, die großen Stahlbögen und die Dachkonstruktion machen schon was her und allemals mehr Eindruck als das baufällige Gerippe unserer Kleinmarkthalle. Nachdem ich die wunderschöne Halle ausgiebig bestaunt habe, schaue ich mich ein wenig um. Es folgt Ernüchterung.

Es ist mittags um 12, und ich bin gefühlt der einzige Besucher — während ich in Frankfurt vermutlich bereits eine Stunde Wartezeit in der Schlange vor der Metzgerei Schreiber verbringen dürfte. Es herrscht allgemeine Tristesse. Ferner stehen überall die obligatorischen Food-Trucks (was haben die bitte hier zu suchen?!) herum, welche immerhin lustige Bezeichnungen tragen: Dass die „Tofu-Tussies“ hier Fleischersatz aus Soja kredenzen, bringt mich immerhin zum Schmunzeln.

Abschließend stelle ich mir noch die Frage, was zum Teufel eine Kik-Filiale sowie ein Aldi in einer Markthalle zu suchen haben und schicke ein Stoßgebet gen Frankfurt. Ganz klarer Sieg für unsere geliebte Kleinmarkthalle!

Kneipen

Richtige Kneipen gibt’s in Berlin an jeder Ecke. Allerdings sind diese — ähnlich wie die oben beschriebenen Cafés — nicht immer eindeutig als solche zu identifizieren, da von außen mehr als unscheinbar.

Auch bei den Kneipen scheint man ganz und gar auf Bodenständigkeit und Minimalismus zu stehen. Die Inneneinrichtung wohl noch aus Nachkriegstagen, das letzte Mal gewischt zur Mondlandung, der Kicker notdürftig auf Bierkisten abgestützt: Egal, es zählen schließlich die Menschen!

Und die amüsieren sich hier trotzdem prächtig, so wie auch ich. Liegt vielleicht auch an den Preisen, die als ebenso bodenständig zu bezeichnen sind: Großes Bier 1,50, Gin Tonic 3,80 — dafür gibt’s in Frankfurt wohl nicht mal ein Glas Leitungswasser. Das Publikum macht auch sonst einen lockeren Eindruck auf mich und ich komme unweigerlich schnell ins Gespräch. Da ist Frankfurt doch deutlich versnobter und un-authentischer. Und urige Kneipen gibt’s am Main sowieso viel zu wenige.

Ganz klarer Sieg für Berlins Kneipenwelt!

 

VGF vs. BVG

„Du hast auch frei? Klasse, dann komm‘ ich dich auf einen Kaffee besuchen. Bin gleich bei dir!“ — diesen Satz kann man in Frankfurt nahezu immer sagen, denn egal wo man in der Stadt auch wohnt, die Wege sind kurz. Vom einen Ende zum Anderen der Stadt braucht der Frankfurter mit dem Nahverkehr der VGF allenfalls eine Stunde, innerhalb der Innenstadt ist man meist sogar deutlich schneller am Ziel oder kann gleich ganz mit dem Fahrrad fahren.

Und hat man sich erst einmal in das Frankfurter Nahverkehrs-System hineingefuchst, gelingt es auch schnell, „blind“ zu fahren. Einen Blick auf den Fahrplan kann man sich dann sparen, denn die Bahnen und Busse fahren in hoher Frequenz und die Anzahl der Umsteigevorgänge hält sich in Grenzen.

Völlig anders hingegen in Berlin: Hier wird der Besuch beim Kumpel schnell zum Tagesausflug. Mag sein, dass ich mich einfach noch nicht gut genug auskenne in Berlin, aber das dortige Nahverkehrs-System überfordert mich völlig. Von einem Ziel zum anderen präsentiert mir die Auskunfts-App gleich unzählige verschiedene Fahrtmöglichkeiten mit Tram, U-Bahn, Bus und S-Bahn. Umsteigen scheint grundsätzlich mit viel Lauferei verbunden und allein der Anblick des Liniennetzes verursacht mir Schwindel und Kopfschmerzen. Nun ja, vielleicht bin ich auch einfach zu blöde für den Berliner Nahverkehr.

Punkt jedenfalls für Frankfurt, hier verstehe sogar ich das Unterwegssein mit den „Öffentlichen“ und kam immer schnell ans Ziel. Bisher zumindest.

 

Wasserhäuschen vs. Späti

Auf unsere Wasserhäuschen sind wir Frankfurter ja — vollkommen zurecht, wie ich finde! — mächtig stolz. Nicht ohne Grund schreiben wir uns sogar ihre Erfindung auf die Fahnen. Und schon lange sind die „Büdscher“ nicht mehr als Treffpunkt für düstere Gestalten und einsamen Mitbürgern mit Alkoholproblem verschrien.

Im Gegenteil: Einige der Wasserhäuschen avancierten gar zum Szenetreff und fungieren — ausgestattet wie ein vollwertiges Café — als nachbarschaftliche Wohnzimmer. So zum Beispiel das mittlerweile doch sehr bekannte „GUDES“ im Nordend.

Ebenso berühmt ist aber auch Berlin für seine „Spätis“. Und diese walzen unsere Wasserhäuschen hinsichtlich ihrer Öffnungszeiten (das „SPÄT“ im „Spätkauf“ wird hier wörtlich genommen), ihrer Angebotspalette sowie ihrer Präsenz (gibt es in Berlin überhaupt ein Wohnhaus ohne „Späti“ im Erdgeschoss?) in Grund und Boden.

Klarer Punktsieg also für Berlin. Aber wer weiß schon, wohin sich unsere heißgeliebten „Büdscher“ noch entwickeln werden?

 

Wegzehrung und Verpflegung

Noch so’n Ding, das dem Berlin-Besucher unweigerlich und sofort auffällt: Jeder Passant und Flaneur hat irgendeine Art von Flasche in der Hand. Ob Club Mate oder Wegbier, ohne Getränk verlässt der gemeine Berliner seine Wohnung offenbar partout nicht. Wer weiß schon, was unterwegs alles passieren mag — da mag man wohl gewappnet sein für jeden Durst, der einen unterwegs einholen mag.


(c) www.berlinfoodstories.com

Auch den Hunger unterwegs scheint man zu fürchten, anders kann ich mir nicht erklären, wie die unzähligen Imbisse an jeder Straßenecke existieren können. Zumal die Preise mir als Frankfurter durchweg günstig und betriebswirtschaftlich eigentlich nicht tragbar scheinen. Man liebt den schnellen Döner auf die Hand, die Curry-Wurst, die China-Box. Klar, dass sich in der Hipster-Hauptstadt auch längst Tofu-Schlemmerbuden und Soja-Smoothie-Stations durchgesetzt haben.

Auch hier bin ich von Angebot überfordert, und angesichts der Preise dazu geneigt, einfach von ALLEM mal zu probieren. Wow — nichts gegen ein „Fußpils“ oder einen schnellen Imbiss auf der Zeil, aber in punkto Unterwegs-Verpflegung ist meine Heimatstadt der “großen Schwester” vollends unterlegen. Sorry, Frankfurt!

FAZIT

Endstand 5:3 für Berlin!

Ganz ernst gemeint ist mein Direktvergleich natürlich nicht. Zumal „Berlin“ nicht einfach „Berlin“ ist, sondern — das vergisst man gern — jeder Stadtteil allein schon so groß ist wie Frankfurt. Und den allergrößten Teil der Stadt kenne ich nun gar nicht. Dennoch, einige grundlegende Unterschiede lassen sich schnell ausmachen, und beide Städte versprühen ihren ganz eigenen Charme. Und diesem kann man sowohl am Main- als auch am Spreeufer erliegen. Unglaublich spannend und lebendig sind beide Städte mit Sicherheit. Und können ihre Einwohner beglücken wie in ihrer Größe überfordern und in ihrer Schnelllebigkeit auffressen. Ob Frankfurt nun tatsächlich das „neue Berlin“ ist, konnte auch ich nicht abschließend klären — möge sich ein jeder selbst ein Urteil bilden….

Ich bin jedenfalls froh, hier zu leben — aber immer wieder genauso froh, in Berlin sei zu dürfen. Wo nun ein jeder sein Glück finden mag, gilt es nun freilich selbst zu entscheiden. Doch sind es nicht ohnehin allein die Menschen, die ebendieses bescheren? 

CopyRight Berlin-Foto im Titelbild: https://www.Voss-photografphy.com