Ein stiller Moment im Ostpark.

Ein Ort der Ruhe im Osten dieser Stadt.
Ein Ort der herbstlichen Idylle.
Der bunten Blätter, die im See treiben.
Letzte Zeugen eines Sommers.
Gänse ziehen darin ihre Runden.
Und Jogger die ihrigen.
Neonfarbene Laufschuhe, Atemwolken.
Ein stiller Morgen im Herbst.

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Ein Obdachloser sitzt vor der tristen Trinkhalle und starrt ins trübe Gewässer.
Die Flasche Wodka verspricht ihn von innen zu wärmen. Seine Seele friert trotzdem.
Ich winke ihm zu, wünsche ihm einen schönen Tag. Er lächelt – einen schönen Tag, ja, den wünscht er mir auch.
Hebt die Flasche zum Prost. Mitleid.
Ein Hund, angebunden angebunden an der Wand. Graffiti.
Und der Druckraum, der sich hinter dieser Wand verbirgt. Sucht. Wem Wodka nicht mehr half, der ist dem Heroin verfallen.
Durchatmen. Innehalten.
Den Blick wenden hin zu den Gärten, in dem irgendwann einmal die Rosen blühen werden.
Wenn der Schnee geschmolzen ist, den der Winter bringen wird. Und die Kinder wieder auf der Wiese toben.
Zurückgekehrt sind wie die Zugvögel, die den Park wieder bevölkern werden.
Ein Ort des Leids. Ein Ort der Natur.
Des Lebens, des Tods. Ein Abgrund, eine Idylle.
Ein Stück Frankfurt. Typisch eben, sinnbildlich.
Wie schön, hier zu sein. Der Ostpark – ein verrückter Ort. Bis bald mal wieder.

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Herr, ich bin schuldig….

… ich habe es getan.

Ja, ich habe das Eröffnungs-Konzert der vor 12 Jahren einst aufgelösten, nun als Rentner-Band samt neuem Album zurückgekehrten “Böhsen Onkelz” besucht.

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Nachdem von der Frankfurter Band ein ganzes Jahrzehnt lang nicht viel zu lesen und hören war – außer vielleicht, dass Sänger Kevin Russell im Drogenrausch einen unschuldigen jungen Mann mittels Auto schwer verletzt ins Krankenhaus beförderte – kündigte sich dann doch irgendwann ein “Comeback” an. Trotz aller Beteuerungen im Jahre 2004, endgültig aufzuhören.

Die “Onkelz”, ja – ein schwieriges Thema. Ein Thema, zu oft breitgetreten, aufs Blut diskutiert, einfach ausgelutscht.

Dennoch: Ohne die ewige Diskussion über Nazi-Band, Götter auf dem Rock-Olymp, Legende, Religion hier weiterführen zu wollen: Ich habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Was trieb mich also zum Konzert?

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Was die Onkelz heute für mich sind

 

Die “Onkelz”, das sind meiner Meinung nach ein Haufen Kerle, die als Teenager dämliche Parolen grölten und sich im jugendlichen Leichtsinn einer fragwürdigen Bewegung anschlossen. Sei ihnen verziehen, wir alle waren mal jung. Und doof.

Später dann, Anfang der 90er – erinnert sich noch jemand an das “schwarze” und das “weiße Album”, an “Heilige Lieder”? – die wohl begabteste textlich wie Rockband des deutschen Sprachraumes. Und obendrein musikalisch noch recht talentiert.

Vom eigenen Erfolg jeder Bodenständigkeit beraubt, ging es nach den astreinen Scheiben der frühen Neunziger für mich nach der “E.I.N.S” dann musikalisch wie textlich bergab. Ihr eigener Mythos wurde von der Band erschaffen, von nun an zog sich die ewig gleiche, stumpfe Plattitüde “Alle sind gegen uns, aber wir sind stark, sitzen in einem Boot, wir gegen “Die da oben” durch ihre Songs.

Medien eh scheiße und verlogen, wir aber kennen die Wahrheit, lassen uns nicht unterkriegen, bla bla bla. Der immergleiche Sound des kleinen Mannes  . Gähn.

 

Kein Wunder, dass damit erfolgreich Bauernfang betrieben werden konnte und jeder noch bei Mutti wohnende 19-Jährige von nun an mit großem “Onkelz”-Heckscheibenaufkleber auf seinem tiefergelegten VW Golf durch die heimatliche Prärie fuhr. Oder sich – sofern noch minderjährig – brav von Mutti zum Onkelz-Konzert fahren ließ. Wie rebellisch.

 

Wieso also habe ich also das erste Konzert nach 12 Jahren Pause besucht?

 

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Weil die Onkelz nun einmal untrennbar zu Frankfurt gehören

Auch wenn ich viele (auch Frankfurter) nicht hören mögen:
Die Onkelz absolvierten ihre ersten Auftritte im “JUZ Bockenheim” und sind unbestreitbar nicht nur die bekannteste und erfolgreichste Frankfurter Formation.
Nicht nur das, nach der Anzahl der verkauften Tonträger kann Frankfurt sogar von sich behaupten, die erfolgreichste deutsche Rockband aller Zeiten hervorgebracht zu haben. Und, so schade es auch sein mag – was hat Frankfurt sonst an Größen des Musikgeschäfts zu bieten? Eben, nicht viel.

 

Weil ich auf dem Dorf groß geworden bin

Klingt jetzt n’ bisschen nach Klischee, war aber wirklich so.

“Man hat ja sonst nix gehabt”, alle haben irgendwann angefangen, nach kurzen Ausreißern über “Die Ärzte” und die “Hosen” die Onkelz zu hören. Klar, dass der Besitz sämtlicher Tonträger und Merchandise-Artikel Pflicht war.

Onkelz, das war Musik für uns harten Kerle in der Pubertät, die ein Sprachrohr für all die Probleme ihres Teenager-Daseins gefunden hatten. Probleme, die im Nachhinein natürlich lächerlich erscheinen mögen.

Und dennoch: Erinnerungen bleiben. Zu jeder Situation das passende Lied, ob zur ersten unerwiderten Liebe, dem ersten Mal von der 16-jährigen Freundin verlassen zu werden, zur Party in der Scheune am Wochenende. Zum Frust mit den Lehrern, Streit mit den Eltern, zur Rebellion und Aufbegehren gegen die Welt der Erwachsenen. Jawoll, Texte schreiben, das beherrscht der Weidner wie kein Zweiter – verbunden mit handwerklich nicht zu bemängelnder Musik.

Erst später dann – als erwachsener Mensch – begann ich, den selbst erschaffenden Mythos, die Vermarktungs-Maschinerie, die simple Attitüde “Wir gegen den Rest der Welt!” zu verstehen. Das Rezept der Jungs, mit ihren Liedern einen jeden Geist anzusprechen und Emotionen zu vermitteln zu können. Ein Gefühl der “Gemeinschaft der Verstoßenen” zu erzeugen.

Schwer, sich als junger Mensch in der Pubertät davor zu entziehen. Und genau deswegen gehören die Onkelz zu mir, meiner Erinnerung, meiner Vergangenheit. Punkt, aus, Ende. 

 

Weil ich schlicht neugierig bin

Dass das Comeback-Album “Memento” sowie die nach dessen Veröffentlichung stattfindende Tour wohl lediglich ein Zeichen des Geldmangels der alten Herren ist, sowie deren Glaubwürdigkeit massiv schadet, ist für mich unbestritten.

Nachdem ich 2005 am Lausitzring das Abschiedskonzert der Onkelt besucht hatte, war ich trotzdem neugierig. Aufgeregt, in welche Richtung sich die Band (überhaupt) entwickelt haben könnte. Ob sich deren Musik nach den zuletzt doch etwas peinlichen Alben mit derselben herunter gebeteten Leier gar zum Positiven geändert haben könnte.

Und, ja – als Frankfurter fühlte ich mich verpflichtet, dem Konzert einem des neben Apfelwein und Investment-Fonds erfolgreichsten Frankfurter Exports beizuwohnen.

Also: Für viel Geld eine Karte gekauft (danke, lieber Mitbewohner!) und den Tourauftakt am 21. November abgewartet.

 

Die Onkelz rufen – die Massen strömen

 

Am Abend des Konzerts geht’s zur altehrwürdigen Frankfurter Festhalle.
Erinnerung an das Jahr 2002 werden wach, an dem ich zuletzt ein Onkelz-Konzert in Frankfurt besucht hatte.

Erstmal scheint alles beim Alten: Menschenmassen im Einheitslook mit schwarzem Onkelz-Shirt wohin man blickt, ein Großteil davon hat bereits 3-4 Bier zuviel getrunken.

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“Wir sind dick und durstig”, wird gesungen, “Senoritas im Arm, Tequlia lauwarm” – ich schäme mich fremd. “NEIN, ich bin KEINER von euch!”, denke ich mir. Aber irgendwie ja schon, schließlich bin auch ich dem Lockruf der Onkelz gefolgt.

Wer dem Lockruf dagegen nicht folgen durfte: Die Presse, welche pauschal ausgesperrt wurde. Insbesondere in der heutigen Zeit (Stichwort: “Lügenpresse”) ein für mich völlig unangebrachtes Vorgehen und ein mehr als falsches Signal. Hier muss ich der Band einen großen Vorwurf machen – geht gar nicht! 

 

Alles beim Alten also. Fast.

 

Als die Vorband (wer hat Vorbands eigentlich erfunden?) überstanden ist, betreten die Onkelz unter lautem Gebrüll die Bühne. Zwar merklich gealtert, aber dennoch eindeutig wiederzuerkennen.

Nach den ersten Songs stelle ich fest, dass ich nach Jahren der Abstinenz immer noch nahezu alle mitsingen kann. Erschreckend, wie meine Gehirnkapazität offensichtlich genutzt scheint!

Anders als vor 12 Jahren aber reckt ein Großteil der Konzertbesucher das Smartphone gen Bühne und macht wahlweise schlecht belichtete Bilder oder Videos.

Und weil ich für mich beschlossen habe, ein Konzert lieber zu genießen, statt es damit zu verbringen, mein Handy in die Luft zu halten, erspare ich euch weitere Bilder oder gar Videos. Gibts ja eh bald massig auf Youtube zu bewundern.

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Eine kleine Zeitreise

Als das Konzert – wohl erstmals ohne Zugabe! – beendet ist und ich mich zum Ausgang begebe, bin ich unschlüssig.

Ich weiß nicht, inwieweit die alten Herren noch mit Herzblut und Überzeugung musizieren, oder ob aufgrund des Kontostandes noch einmal schnell die große Kasse gemacht werden soll.

Ich musste feststellen, dass die Pogo-tanzende Meute wohl gar nicht mehr meine Welt ist, dass ich nicht mehr darauf stehe, mit Bier begossen zu werden.

Aber: Ich fühle mich berührt von der Musik, die mich an zahllose Situationen meines Lebens erinnert hat. Erinnerungen wurden geweckt,und ich fühlte mich einen kurzen Moment lang genau so, wie ich mich vor 15 Jahren mal gefühlt habe.

Und hey, auch Bühnen-Show samt gigantischen LED-Leinwänden hat wahrlich Eindruck hinterlassen. Show machen, das können sie jedenfalls noch, auch wenn der Dialog zum Publikum recht eintönig war.

Ob die Onkelz besser nicht zurückkehren hätten sollen? Still und schweige versiegen, wie “Die Ärzte” es getan haben? Ich glaube, ja. Ihrer Glaubwürdigkeit hätte es gut getan, die Erinnerung an sie wäre mehr wert als dieses Konzert gewesen. 

Mit Bier übergossen und müde steige ich in die U-Bahn nach Hause. Während ich nur erschöpft und nass bin, hat es meinen Mitbewohner weit weniger gut getroffen: Wer wild tanzt, macht gelegentlich auch einmal Bekanntschaft mit dem Hallenboden.

Gute Besserung, mein lieber Chrissi! 

Ich glaub, ich muss mal dringend… Zum Welttoilettentag.

An die abenteuerlichsten “Tage des…” hab’ ich mich ja längst  gewöhnt. Nahezu jeder einzelne Kalendertag wurde inzwischen zu einem Tag der feierlichen Widmung verschiedenster Dinge erklärt, mancher gar zum “Welttag”.

So existieren neben dem “Welttag des Schlafanfalls” (29. Oktober), dem “Weltnichtrauchertag” am 31. Mai (welchen ich besonders gern mit zahlreichen Zigaretten zelebriere), einem “Welttag des Lächelns” am 6. Oktober (wie schön!) sowie dem “Weltbart-Tag” (03. September) auch Tage zu Ehren und Gedenken der Erdnussbutter (1. März) oder gar ein internationaler Tag der Zahnpasta (22. Mai).  Auch ein “Welttag des Teddybärs” am vermag mich nicht mehr zu verwundern.

Wenn es sonst schon nix zu feiern gibt: Why not?

Völlig unbekannt war mir dagegen bis dato der “Welttoilettentag”. Auf diesen wurde ich durch einen Artikel meiner Kollegen von “hallofrankfurt.de” aufmerksam. Obendrein wurde für Frankfurt eine Veranstaltung zu Ehren des stillen Örtchens für den 19. November angekündigt. Prompt verspürte ich ein dringendes Bedürfnis. Nein, nicht was ihr jetzt denkt – ich rede vom Bedürfnis, mich zum Ort der Huldigung der “Keramikabteilung” zu begeben und mich dort einmal umzuschauen.

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Eine kurze, knallharte Recherche bei Wikipedia ergab vorab:

Der 19. November wurde wurde bereits 2001 erstmals von der Generalversammlung der vereinten Nationen zum Welttoilettentag ausgerufen.

Hinter dem zunächst etwas kurios anmutenden Welttag verbirgt sich durchaus ein ernst zu nehmender Hintergrund:

So soll der Tag soll aufmerksam auf die Tatsache machen, dass stolze 40 Prozent der Weltbevölkerung nicht über eine ausreichende sanitäre Grundversorgung verfügen. Ich muss gestehen: Dies war mir so niemals bewusst und ich betrachtete den Toilettengang bisher als notwendiges, aber selbstverständliches Übel.

Mit diesem neu erworbenem Wissen also rauf aufs Rad, kurzer Schlenker über eine verregnete Zeil, ohne weitere Zwischenfälle den Zukunftspavillon am Roßmarkt erreicht.

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Toilettenbürsten-Weitwurf und ein Klo-Selfie

 

Schon von weitem lassen sich zwei Dixie-Toiletten aus Holz erspähen. Über dem Eingang des Pavillons prangt der Hashtag “#KLOFIE”. 

Ich muss nicht lange rätseln, was es damit auf sich hat:

Die Bad Nauheimerin Lea und ihr Kollege Nici arbeiten ehrenamtlich für “Viva con Agua” und setzen sich in ihrer Freizeit dafür ein, allen Menschen dieser Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.

Sie begrüßen mich herzlich und ermuntern mich, im Toiletten-Häuschen für ein Foto zur Verfügung zu stehen. Ich wappne mich mit goldener Toilettenbürste und stehe gern für ein paar Schnappschüsse zur Verfügung. Dient ja schließlich dem guten Zweck!

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Nici verdonnert mich obendrein, mich in der Disziplin des Toilettenbürsten-Weitwurfs zu versuchen. Es gilt, von einer Markierung auf dem Boden aus eine Toilettenschüssel zu treffen, die ich allerdings grandios verfehle. Schade, hätte ich doch eine bedruckte Toiletten-Papierrolle im Wert von stolzen 3 Euro gewinnen können. Sollte wohl noch ein wenig üben.

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Kompost-Klos und Toiletten-Torte

 

Genug herumgealbert, ich habe schließlich den ersten Hintergrund des Welttoilettentages nicht vergessen und schaue mich ein wenig im Pavillon um.

Hier wurde eine Leseecke eingerichtet und mit Büchern über die Themen Trinkwasserversorgung und die globale Sanitärversorgung ausgestattet.

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“Viva con Agua” sind an eigenem Stand präsent informiert über Projekte der Organisation. So wie auch Elisabeth Felt – sie informiert über “nowato”ihr Unternehmen, welches wasserlose Kompost-Toiletten für den öffentlichen Raum entwirft, fertigt und vertreibt.

Zwischendurch aufgewärmt werden kann sich mit heißem Käffchen und einem Stück Toiletten-Torte (kein Scheiß, höhö.) 

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Neugierig betrachte ich noch die handgefertigten Toilettendeckel der Künstlerin Susanne Anheuer, welche hier erworben werden können.

 

Gelungene Aktion, ganz ohne Scheiß

 

So kurios und stumpfsinnig sich der “Welttoilettentag” für mich zunächst angehört haben mag: 

Das Ziel, Menschen auf den Umstand, dass 40 Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugang zu ausreichend hygienischer Toiletten haben ,aufmerksam zu machen, wurde erreicht.

Durch witzige Ideen wie dem Toilettenbürsten-Weitwurf wurde beim Besucher das Interesse geweckt und das Bewusstsein geschaffen:

Nein, es ist nicht selbstverständlich, so gedankenlos unser Geschäft verrichten zu können. Ebenso wenig wie der freie Zugang zu sauberem Trinkwasser ist.

Interesse wecken für ein Tabu-Thema. Die unbedarften Besucher dazu anregen, ihr eigenes Nutzungsverhalten des Naturguts Wasser zu überdenken:
Genau so wird’s gemacht.

Ich jedenfalls fand’s spaßig wie auch aufschlussreich und schau nächstes Jahr gern wieder vorbei.

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Aber erstmal muss ich dringend mal wohin. Ihr wisst schon. 

Baby, es gibt Hühnerarsch !

Frankfurt, das bedeutet Vielfalt. Hier existiert nicht nur mittelalterliches Fachwerk in friedlicher Nachbarschaft zu modernen Wolkenkratzern, hier leben gleichwohl Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur in einer (meist) ebenso friedlicher Nachbarschaft.

Diese empfinde ich durchweg als Bereicherung, und vor allem die daraus resultierende kulinarische Vielfalt hab’ ich so richtig schätzen gelernt.

Eine nette Begleiterscheinung dieses multikulturellen Potpourri sind für mich zweifelsohne all die kleinen Supermärkte, deren Inhaber ihre jeweils landestypischen Lebensmittel feilbieten. Und dass ich quasi Stammkunde in all den Asia-Supermärkten der Stadt bin, hatte ich ja bereits hier erwähnt.


 

Eine kuriose Entdeckung in der Tiefkühltruhe

Neulich habe ich mal wieder einen Streifzug durch “Yuan Fa” gewagt. Neugierig ließ ich meine Blicke über Regalreihen und Tiefkühltruhen schweifen, bis ich innehielt, stutzen musste, noch mal hinsah. Und nicht umhin kam, laut loszuprusten. Warum? Offeriert wurde nichts anderes als – ich traue mich es kaum zu schreiben – Hühnerarsch. Nein, keine irgendwie nach Feinkost klingende, vielleicht gar französischsprachige Umschreibung eines Hähnchenhinterns. Nein, ganz aufrichtig wurde hier das Kilo Hühnerarsch zum Preis von moderaten 2,99 Euro ausgewiesen. 

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Dieses Angebot ging mir tagelang nicht aus dem Köpfchen. Wer zur Hölle erwirbt und kocht denn bitte “Hühnerarsch”; geschweige denn: Wie lässt sich ein Hintern überhaupt appetitlich herrichten?

Eine Google-Recherche führte mich nicht einmal zu den üblichen Tipps von Hobbyköchen bei “chefkoch.de” & Co., sodass die verrückte Stimme in mir begann, mir zuzuflüstern:

“Matze, kauf das. Einfach mal verrückt sein, einfach mal Hühnerarsch kaufen – wär’ ja gelacht, wenn sich daraus nicht irgendwas Leckeres machen lässt!”

Gedacht, getan. Die zweifelnde Bemerkung des Kassieres, ob ich denn wissen, was genau ich da gerade aufs Band gelegt habe – und ob ich das WIRKLICH kaufen möchte, habe ich geflissentlich überhört. Und nun stehe ich, kaum meinen kruden Gedanken gefolgt, in der Küche meiner WG – mitsamt einem Happen tiefgekühltem Hühnerarsch aus dem Asia-Supermarkt.

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Ich improvisiere: Herbstlich soll es sein!

Die Hinterteile sind schnell aufgetaut. Doch: Was nur anstellen damit? Rösten, braten, dünsten, schmoren, marinieren? Und was schmeckt eigentlich zu Hühnerarsch?

Da hilft nur eines: Ausprobieren. Und bei meinem Experiment lasse ich euch gerne teilhaben!

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Ein Blick ins Gemüsefach, ein Blick aus dem Fenster, und ich beschließe: Herbstlich soll es sein! Und was könnte besser mit einem zart geschmorten Hähnchenhintern harmonieren als mit einem Hokkaido-Kürbis?

 

How to create: Geschmorter Curry-Hühnerarsch an Lauch-Kürbisgemüse

Wer es mir nachtun möchte, und ebenfalls den Kochlöffel schwingen möchte, um seine Liebste/seinen Liebsten mit einem herbstlichen Curry-Hühnerarsch verwöhnen möchte, der tue es mir gleich:

Die Zutaten 

  • Olivenöl zum Anbraten
  • Weißwein zum Ablöschen
  • Salz, Pfeffer
  • Oregano
  • Currypulver und Sambal Oelek (ebenfalls erhältlich im Asia-Supermarkt)
  • Knoblauchzehe (wer’s mag)
  • Lauch/Porree
  • Zucchini
  • Hokkaido-Kürbis

 

Händewaschen, los geht’s! 

In einem Topf brate ich die Hühnerarsch-Filetstücke samt gehackter Knoblauchzehe an. Der Lauch wird in Streifen geschnitten und ebenfalls mitangebraten. Da ich noch ‘ne schicke, grüne Zucchini griffbereit habe, kommt auch diese in Streifen geschnitten mit in den Topf hinein. Curry aus dem Streuer, Rosmarin, Salz und Pfeffer je nach Gutdünken hinzugeben. In der Zwischenzeit (Wenden nicht vergessen!) den Hokkaido-Kürbis waschen und ebenfalls in grobe Würfel oder Streifen schneiden.

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Ein Teil des Kürbis wird nun im Topf mit angebraten, der andere Teil wird mit ein wenig Olivenöl bestrichen (geht am besten mit einem Zewa-Tuch), mit Salz und Pfeffer versehen und kommt erstmal in den Backofen.

Sobald die Leckereien im Topf ordentlich angebraten sind, Sambal Oelek hinzugeben, mit Weißwein ablöschen und bei mittlerer Hitze mit geschlossenem Deckel noch 15-20 Minuten schmoren lassen.

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Bis dahin sollte dann auch der Kürbis im Backofen angenehm geröstet sein. Solltet ihr einen unbeabsichtigten Funktionstest eurer Rauchmelder verursacht haben, so habt ihr eine zu hohe Temperatur gewählt. Ihr Anfänger!

 

Und nun: Foodporn!

Abschließend gilt es selbstredend, euren Gaumenschmaus liebevoll anzurichten und zu servieren. Hühnerarsch und Kürbis-Lauchgemüse werden einzeln auf dem Teller angeordnet, dann kommen die gerösteten Kürbisecken aus dem Backofen hinzu.

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Noch mal ordentlich mit Salz, Pfeffer und Oregano abschmecken – und zur Krönung habe ich das Gericht noch mit einigen Spritzern einer scharfen Papaya-Chilisauße (ebenfalls von Yuan Fa) garniert. Aber hier sind eurer Kreativität natürlich keinerlei Grenzen gesetzt!

Zum köstlichen Wintergericht passt ganz hervorragend ein Schoppen Apfelwein. Klar, was auch sonst?!

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Habt ihr nun so richtig Lust bekommen, euch selbst einmal am Hühnerarsch zu versuchen? Habt vielleicht schon eigene, tolle Rezept-Ideen entwickelt? Dann lasst mich an euren Ideen und Ergebnissen doch gerne teilhaben! Ich freue mich auf Post von euch sowie eure Kommentare.

Und bis dahin sag’ ich mal: Guten Appetit!

Alle Jahre wieder…

Vorab: Nein, hier werden keine Gedanken zu lesen sein, welche so noch nie geäußert wurden. Nein, ich muss hier lediglich einstimmen in das altbekannte Lied von Sinn und Unsinn, vom Ausverkauf und Widerspruch des Weihnachtsfestes. Von einer diktierten und vermeintlichen Besinnlichkeit, die mir gerade in diesem Jahr mehr fehl am Platz erscheint als je zuvor. Wenn nicht gar sarkastisch. Vom Irrsinn einer heilen Welt, die doch leider lediglich als Sehnsucht jemals existiert hat. Oh du Fröhliche!

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Daran, dass bereits im Spätsommer die Regale im Supermarkt gefüllt sind voll von Schoko-Nikoläusen, Lebkuchen und Lichterketten – just, wenn man auf dem Heimweg vom Freibad noch schnell seine Einkäufe erledigt, hat man sich längst gewöhnt. Und jedes Jahr aufs Neue wird über diesen Umstand geschimpft, wird sich lauthals beschwert über diese Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes. Konsumiert wird natürlich dennoch und trotzdem, denn: Wo keine Nachfrage, da kein Angebot. Alles nichts Neues, so far.

 

Es ist gerade einmal Mitte November, als das Bedürfnis in mir aufsteigt, diese Worte zu verfassen und mit euch zu teilen.

Ich beginne einen freien, faulen Tag im Café Sugar Mama.

Der morgendliche Blick in die Frankfurter Rundschau besagt:
Ein Volk wählt einen Irren zum Präsidenten, zum mächtigsten Mann unserer Welt.

Ansonsten: Der Bürgerkrieg in Syrien, die üblichen Flüchtlingsdramen in Deutschland, Erdbeben in Italien. Der Kampf gegen ISIS, und, ach ja: von Sadisten angezündete, an Flammen verstorbene Obdachlose in Köln, 30.000 umzubringende Hühner und natürlich der Jahrestag der grausamen Attentate von Paris.

Uff, über ein wenig mehr Optimismus angesichts des derzeitigen Zustandes unserer Welt hätte ich mich gefreut, als ich hinaus in die eiskalte Luft trete und durch die Stadt schlendere.

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Am Römerberg werfe ich einen Blick auf den jüngst aufgestellten Weihnachtsbaum. Unvorstellbar, dass hier bereits in zwei Wochen hier Glühwein-selige Momente stattfinden sollen, während Kameras und Lautsprecheranlagen der Polizei vor  Anschlägen und Terror schützen sollen. Verrückte Welt.

Als ich – nunmehr fröstelnd – meinen weiteren Weg über die Zeil antrete, betrachte ich die für schlappe 150.000 Euro angefertigte Weihnachts-Dekoriation des “myZeil”, welche demnächst zahlungskräftige, besinnliche Konsumenten zu eifrigem Geschenkerwerb animieren soll. Und auch innendrin schweben bereits Elche, funkeln bereits seit Anfang November die Glaskugeln an den aufgestellten Weihnachtsbäumen. Nee, komme ich nicht so drauf klar. Ich verlasse den Glastempel und trete wieder hinaus in die kalte Novemberluft.

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Direkt gegenüber des Eingangs dann:

Eine Gruppe Salafisten, welche mittels Koranverteilung Hass zu schüren zu versuchen gegenüber Andersgläubigen. Im Gegenüber zu den friedlich funkelnden Weihnachts-Hirschen ein überaus verstörender Anblick.

Ich schüttele den Kopf, verfluche wieder einmal diese hektische, oft so feindliche Innenstadt – und vermag nicht zu verstehen, wie denn ausgerechnet hier bald eine vorweihnachtliche Zeit der Nächstenliebe und “Besinnlichkeit” stattfinden soll. Ein paar Besorgungen erledigt, die Rolltreppen hinab in die so schmucklose Hauptwache hinab – ach ja, dieser Ort unweit der Lichterketten, welche schon bald ihr Licht auf die größte Frankfurter Einkaufsstraße werfen werden, war doch vor Kurzem erst Schauplatz einer Messerstecherei. Blut auf Beton. 

Kurz aufgewärmt und wieder rauf auf die Zeil. Schaufensterdekorationen, welche den zahlkräftigen Besucher bereits auf die Zeit des vorweihnachtlichen Geldausgebens einstimmen soll. Klar, dass auch Primark mitmacht, was weiß man schon in Bangladesch über das Weihnachtsfest der westlichen Welt?

Besinnlich sein, das kann ich nicht. Nicht nach dem Blick in die Nachrichten, nicht heute, nicht in diesem Jahr.

Nein, mir steht einfach nicht der Sinn nach Besinnlichkeit und Friede-Freude-Eierkuchen. Es wird Zeit für den Heimweg. Ich passiere die Paulskirche, an der Kräne innerhalb von Stunden ein Fachwerkhaus aufbauen, in dem vermutlich bald Glühwein aus dem Tetrapak – dafür aber mit Kopfschmerz-Garantie – kredenzt werden wird.

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Mein Weg hinauf ins Nordend führt mich durch die Elefantengasse. Moment mal, war hier nicht neulich was? Ach ja, ein brutaler Raubüberfall, bei dem gleich vier Täter einen Passanten auf den Boden prügelten, auf ihn eintraten und anschließend ausraubten. Samstag, 04.55 Uhr in Frankfurt. Stille Nacht, Heilige Nacht.

 

Und in 10 Tagen dann: Same procedure as every year.

Ich weiß, dass ich nicht alleine bin mit meinem Unmut. Mit meinem Unverständnis über ein kommerzielles, sinnentstellten Weihnachtsfests. Ich weiß, dass auch viele andere sich lauthals beschweren werden über all den Stress der Adventszeit, über all die Geschenke, die es zu kaufen gilt – getrieben von der Aussicht, an Heiligabend dann ein Wiedersehen mit den Liebsten feiern zu können. Sich bestenfalls ein paar  Auszeit gönnen zu können.

Und trotzdem, obwohl sich so viele einig sind über all den Unsinn einer kalendarisch befohlenen Zeit voller Stress, über ein krankhaft mutiertes christliches Fest:

Sie alle werden wieder scharenweise auf den Frankfurter Weihnachtsmarkt strömen, welcher am 23. November eröffnet wird.
So wie auch ich es vermutlich tun werde. Warum dem so ist, werde ich wohl in einem anderen Beitrag erläutern.

 

Mein Fazit

Dass meine Eltern mir einst Weihnachten zu einem kindlich-aufgeregten, wunderschönen Fest gemacht haben, ist lange her. Liegt es am Erwachsensein? Am Umstand, permanent konfrontiert zu sein mit Leid und Übel? Daran, die Augen nicht mehr verschließen zu können von den Grausamkeiten, all den Ungerechtigkeiten dieser Welt?

Am durch einen Blick in die Tageszeitung verursachten Unwillen, “besinnlich” zu sein just in einem Moment, in dem anderswo Tausende in einem Bürgerkrieg sterben? Unweit der eigenen Haustür Menschen brutal ausgeraubt werden, Glühwein an einem Ort zu schlürfen, der neulich noch Schauplatz einer Messerstecherei war?

Auch wenn die Blutspuren am Boden vielleicht zeitweise tiefroten Glühwein-Lachen weichen mögen:

Die Welt bleibt schlecht, Weihnachten ist eine Illusion. Die Illusion einer heilen Welt, wie sie vermutlich niemals existiert hat und existieren wird.

Weihnachten, das ist die Sehnsucht der Menschen nach eines von der Liebe geprägten Miteinanders, wie es niemals existiert hat. Wie schade eigentlich. 

 

36 Lieblingsorte in schwarz und weiß – Teil II / IV

Im ersten Teil meiner Bilder-Serie “36 Lieblingsorte” hatte ich bereits darüber berichtet, wie ich zu meinem neuen, kleinen Hobby gekommen bin. Die analoge Fotografie begeistert mich, hat ein neues Bewusstsein für das einzelne Bild geschaffen.

“Ein Bild machen” statt “einfach mal drauf losschießen.”

Sich Gedanken um Motiv und Szene machen, die kostbaren Restaufnahmen des Filmes im Sinn zu schätzen lernen, statt den Speicher von Smartphone oder DSLR nach Gutdünken zu füllen oder leeren.

Darum geht es.

Und so bin ich fast ein wenig stolz darauf, euch im nun folgenden zweiten Teil meiner Bilderreihe die nächsten meiner 36 Frankfurter Lieblingsorte präsentieren zu können. 36 Orte, die ich auf jeweils eigene Art und Weise liebe und schätze. Bekannte wie unbekannte Orte, zu denen mich meine Streifzüge mit meinem kleinen, schwarzen, analogen Schätzchen geführt haben.

Ein Film. 36 Aufnahmen. 36 Orte. 36 Leidenschaften.

Ich wünsche viel Freude beim Betrachten und Entdecken – und bin gespannt auf euer Feedback.

Los geht’s!


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Das Café Sugar Mama hat mich gelehrt, dass es sich auch an einer vielbefahrenen Hauptstraße ganz hervorragend entspannen lassen kann.

Ist nicht einmal irgendwo ein Namensschild angebracht, ist es dennoch kein Geheimtipp mehr: Kein Wunder, denn unweit der Konstablerwache lässt es sich hier ganz Berlin-like auf Sperrholzmöbeln bequem machen und sich auf das Herzlichste mit Kaffee, Kuchen & Sandwiches verwöhnen lassen. Im Sommer scheint hier die Sonne noch, wenn anderswo längst die Schatten den Abend ankündigen – und auch zur kalten Jahreszeit vermag das Café mit Ausstellungen und Café-Konzerten anzulocken. “Savoir Vivre!” – schön, dass es dich gibt, du Zuckermama!


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Ein jeder “Bernemer” wird die Frage nach der Besten der zahlreichen Frankfurter Apfelwein-Wirtschaften prompt wie folgt beantworten: Apfelwein Solzer!


Kein Wunder, denn die um einen Baum herum errichtete Gaststätte vermag auch mich mit ihrer Authentizität und Gemütlichkeit in ihren Bann zu ziehen. Auf der oberen Berger Straße verbirgt sich in einem alten Fachwerkhaus samt angeschlossenem Garten ein Ort ganz ohne Touristen-Trubel, wie er in den bekannteren Wirtschaften in Sachsenhausen anzutreffen ist. Hier wird auf den Bänken eng zusammen gerückt mit Fremden, der Bembel mit Freunden wie anderen Gästen geteilt. Und bei grundsolider, preiswerter hessischer Kost – und spätestens dem dritten Mispelchen – lässt sich dann der Alltagsstress ganz schnell vergessen. Bornheim ist und bleibt eben Bornheim.

 


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Immer wieder zugleich verstörend wie faszinierend zugleich wirkt auf mich ein Besuch des ehemaligen Polizeigefängnisses Klapperfeld inmitten der Innenstadt.

Schlicht kaum zu glauben, dass dieses Zeugnis der nationalsozialistischen Willkür noch bis 2004 als Abschiebehaftanstalt genutzt wurde. Dass Menschen in einem Bunker, vollkommen isoliert von der Außenwelt, Haftstrafen verbüßten oder ihre Rückführung abwarteten – während lediglich wenige Meter weiter der Trubel der Zeil stattfand. Das heute von der Initiative “Faitre votre Jeu!” Bunkergebäude zählt unbestritten zu meinen Lieblingsorten, ist er doch liebevoll von dieser zu einer musealen Gedenkstätte wie auch Party-Location gewandelt worden. Hut ab für dieses Engagement – und bis zum nächsten Besuch!


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Ein anderer, herrlicher Ort der heimeligen Gemütlichkeit. Ebenso ganz dort, wo man ihn kaum vermuten würde: Am ansonsten wenig schmucken östlichen Ende der Zeil befindet sich das Café Maingold.

Wer auf biedere, pastellfarbene Polstermöbel steht, wird das “Maingold” lieben. Frischer Kaffee von meiner liebsten Frankfurter Rösterei Wacker wird hier ganz in der entrückten Inneneinrichtung der 1970er serviert. Der ideale Ort, um sich nach anstrengenden Besorgungen in der Hektik der nahen Zeil auf eine kleine Zeitreise zu begeben und durchzuatmen.



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Ein Musterbeispiel für all die Schätze, die sich in unserer Stadt verstecken, ist für mich der koreanische Garten des Grüneburgparks im Westend.

Ich liebe es, der Dame gleichzutun und mein Fahrrad neben einer ruhigen Bank an diesem exotisch anmutenden Fleckchen Frankfurt abzustellen, ein Buch zu zücken und die Seele baumeln zu lassen. Was mir zu Hause selten gelingt, wird hier zum Kinderspiel.



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Wem immer ich erstmals den “Ort der Stille” der Liebfraunkirche zeige, verschlägt es zunächst einmal die Sprache. Und das ist hier auch angebracht:

Nur wenige Schritte vom wohl hektischsten, rastlosesten Ort der Stadt – der Hauptwache – befindet sich im Innenhofe der Kirche ein Altar, der zu Schweigen gebietet. Nein, ich kann mit Glauben und insbesondere Religionen, mit Gotteshäusern aller Art so gar nichts anfangen. Und trotzdem erfüllt mich ein eigenartiges Gefühl von Ehrfurcht und der Stille, sobald ich hier eintrete. Wie schön, dass es diesen Ort gibt. Zum Innehalten, Nachdenken, sich der eigenen Kleinheit bewusst zu werden. Der eigentlichen Unbedeutendheit so vieler eigenen Probleme und Sorgen. Und sich danach irgendwie befreit wieder in den Großstadtstress zu stürzen.


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Bereits seit 1931 überragt er den Frankfurter Stadtwald – und bietet, sobald man seine Stufen erklummen hat, auf 43 Metern Höhe einen unvergesslichen Ausblick auf die Frankfurter Skyline: Der Goetheturm.

Keine Radtour, kein Spaziergang durch den Stadtwald ohne anschließenden Besuch des Turmes. Wenn immer ich – etwas außer Puste – die Aussichtsplattform erreicht habe, macht mich das Panorama hoch über den Bäumen sprachlos. Ja, ich fühle mich fast ein wenig romantisiert. Vielleicht sollte ich mein nächstes Date ja einfach hier stattfinden lassen.



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Eine alternativ angehauchte Kneipe, wie sie in unserer Stadt leider viel zu rar gesät ist, ist das “Feinstaub” an der Friedberger Landstraße im Nordend.

Jeder Mann braucht so etwas wie eine Stammkneipe. Einen Ort, an dem man persönlich begrüßt wird. Ohne jegliche Bestellung einen Apfelwein auf den Tresen gestellt bekommt, in die man auch gern allein geht, weil man ja eh immer irgendjemanden kennt. Und auf dem Bierdeckel auf Vertrauensbasis abgerechnet wird. Bei mir ist dieses zweifelsohne das “Feinstaub”. Es bezeichnet sich selbst als Musik-Kneipe, auch wenn diese für meinen Geschmack doch ein wenig in den Hintergrund gerät. Dafür locken entspanntes Publikum, faire Preise und stets herzliche Besucher.  Aber auch, wenn ich einfach in Ruhe noch ein wenig lesen mag, nehme ich hier jederzeit gern am Tresen Platz. Tut es mir doch einmal gleich!



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Ein triftiger Grund, in der kalten Jahreszeit einmal im Ostend vorbeizuschauen:
In der Rhönstraße versteckt sich hier ganz unscheinbar hinter beschlagenen Scheiben das vegane Café Edelkiosk.

Die herzliche Inhaberin Anna backt jeden Morgen frisch für ihre Gäste. Und so lassen sich herzhafte Sandwiches, duftender Kuchen und natürlich Kaffee in einer Vielzahl von Variationen hier genießen. Warum ich auch als Nicht-Veganer immer wieder gerne hier bin? Alte Sofas zum Hineinfläzen, ein Röhrenfernseher samt angeschlossener Super Nintendo-Konsole, immer nette Besucher – mit denen sich immer ein netter Plausch ergibt: Noch Fragen?

Insbesondere dann, wenn es draußen so richtig ekelhaft ist, lässt sich beim Blick auf die farbenfrohen Wände und beim Blick hinaus aus dem Fassadenfenster so richtig gemütlich schon vom nächsten Urlaub träumen. Bei 30 Grad und Sonnenschein, versteht sich.


Ich hoffe, ihr hattet viel Freunde beim Betrachten meiner Bilder. Habt vielleicht Lust darauf bekommen, einige meiner Lieblingsorte selbst einmal für euch zu entdecken. Und einen hoffentlich ansehnlichen Einblick in die vielen so unterschiedlichen, kontrastreichen Facetten unserer Stadt gewinnen können. 

Ich fröne derweil weiter meinem neuen, kleinen Hobby der analogen Fotografie – nunmehr mit meiner mittlerweilen vierten Kamera. Ja, Betonboden und Filmverschlüsse vertragen sich nicht immer gut. Dennoch lasse ich mir die Freude dadurch nicht vermiesen!

Neun weitere meiner Frankfurter Lieblingsorte, die ich bei meinen Streifzügen sonst noch im analogen Bilde festgehalten habe, stelle ich euch dann im nächsten Teil meiner Bilderreihe vor.

Bis dahin: Kommt mir gut durch den Herbst!

Lesestoff für Schobbe-Freunde: “Süß, Sauer, Pur”.

Brrrr, das ging schnell. Nachdem ich mich gedanklich immer noch im Sommer befinde (oder zumindest in der Hitze Kaliforniens, die ich noch vor zwei Wochen genießen durfte), hat mich der Frankfurter November wieder knallhart auf den Boden der meteorologischen Tatsachen geschleudert. 

Ich versuche, das Beste daraus zu machen, indem ich mein Bücherregal weiter fülle. Meinen Horizont zu erweitern, wie man so schön sagt.

Dabei bin ich auf ein feines Büchlein gestoßen, welches mein unmittelbares Interesse umgehend erwecken konnte (warum nur?) :

Süß, sauer, pur. 

Klar, als Verfechter und Liebhaber des für nicht-Hessische ungenießbare Obstweines und Kind einer Familie, welche bereits seit Generationen alljährlich brav ihre Apfelernte bei der örtlichen Kelterei einliefert, liegt bei mir quasi ein naturgegebenes Interesse am “Stöffche” vor.

Dieses lässt sich sich mit dem Buch “Süß, sauer, pur” – jüngst erschienen im Oktober 2016 im Henrich-Verlag – ganz hervorragend erweitern.

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Also: Standesgemäß und stilecht ab in die Wirtschaft, sich mitsamt dieser Lektüre breitmachen und ‘nen “Schobbe” bestellen – oder ganz einfach den einsetzenden Schneeregen sein Dasein lassen und sich in die heimische Badewanne verkrümeln! 


Worum geht’s?

Primär natürlich um unser “Nationalgetränk”, den Apfelwein. Klar, an diesbezüglicher Fachliteratur herrschte auch bislang kein Mangel. Warum also solltet ihr euch dieses Buch zulegen?

Zum Ersten: 
Es ist wahrlich schön anzusehen. Mit dem Preis von 16 Euronen zwar nicht wirklich günstig, dafür im hochwertigen Druck gefertigt und mit zahlreichen brillanten Bildern garniert.

Zum Zweiten:
Es ist ehrlich. Keine Glorifizierung, keine trockene Analyse eines hierzulande beliebten, alkoholischen Getränkes.

Vielmehr schildern gleich 12 Frankfurter Autoren in 22 Kurzgeschichten ihre ganz eigenen Erfahrungen und Erlebnisse rund ums “Stöffche”.

Schnöde Auflistungen und Bewertungen sucht der Leser darin vergeblich, genauso wie schöngemalte Geschichten aus den einschlägigen Frankfurter Lokalen.

Dafür aber, zum Dritten:
Ein Sammelsurium von stolzen 22 ganz ehrlichen Berichten rund um Geschichte, Tradition und persönlicher Erlebnisse rund um das flüssige Gold.

Außerdem erfährt der Leser, warum er niemals Süßgespritzten bestellen sollte, dass es in Frankfurt nur lediglich drei Wirtschaften gibt, die ihren Apfelwein noch selbst keltern. Warum Sauerkraut zum Apfelwein – den man niemals als Äppler bezeichnen sollte! – zwar gut schmeckt, aber mit Vorsicht zu genießen ist. Und dass Frankfurter Apfelweinwirtschaften zwar kein Ort von Gemütlichkeit oder gar Freundlichkeit, dafür aber von absoluter Ehrlichkeit und Offenheit sind.

Mein Fazit

Kauft euch dieses Buch! Egal ob Apfelwein-Neuling oder Kenner, egal ob frisch zugezogen oder alteingesessen. Es ist kurzweilig und lässt sich ganz hervorragend beim Gerippten oder in der der heimischen, warmen Wohnung genießen. Hinterher macht’s außerdem auch im Bücherschrank was her und ist dank der zahlreichen Bilder äußerst schön anzusehen.

Von Seckbach bis Sachsenhausen wird sehr kurzweilig vom auswärtigen Genießen wie von der Selbstherstellung (vielleicht seid ihr ja auf der Suche nach einem neuen Hobby?) eingehend wie unterhaltsam berichtet. Prädikat:

Kaufen (notfalls auch bei Amazon), gemütlich machen, einschenken und lesen! Sofort!

 

 

Von Kaffee, Bier & Schokokuchen: “Wir Komplizen” feiert Neueröffnung

Den aufmerksamen Lesern unter euch ist vermutlich nicht vergangen, dass ich in der Vergangenheit öfters und gerne mal über den derzeitigen “Craft Beer”-Hype gewettert habe. Man müsse ja nicht jeden Quatsch mitmachen, so dachte ich – und wieso Craft Beer, wenn Helles, Export & Co. nicht auch so schon munden?

Tut mir leid, diese Meinung muss ich hiermit revidieren! Während meiner jüngsten USA-Reise habe ich die dortige Craft Beer – Szene für mich entdeckt und meine Begeisterung für die Vielfalt und Andersartigkeit dieser Biere wurde entfacht.

Zurück in Frankfurt darf ich mich nun glücklich schätzen, eine der vielversprechendsten Neueröffnungen der Stadt gleich in unmittelbarer Nachbarschaft erleben zu dürfen:

WIR KOMPLIZEN” möchte das Frankfurter Nordend künftig mit Kaffee und Craft-Bier beglücken und feiert gleich an einem ganzen Wochenende (nämlich vom 4.-6. November) seine Neueröffnung.

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Volles Programm

Freitags sollen die Gäste mit Häppchen und Prosecco in die Egenolffstraße gelockt werden, am Samstag dann gibt’s nachmittags beim Nachbarschafts-Café neben der nötigen Wochenend-Dosis Koffein eine Tombola sowie abends eine Blind-Verkostung “Craftbeer vs. Industriebier”.

Wer ein bisschen zu viel Gefallen an der Verkostung finden sollte, braucht den anschließenden Sonntag nicht zu fürchten:

Dann lädt “WIR SIND KOMPLIZEN” nämlich zum gemeinschaftlichen Kater-Frühstück.

Kaffee & CraftBeer. Zwei meiner größten Leidenschaften. Kredenzt in meiner unmittelbaren Laufweite. Klar, dass ich mir direkt ein dickes Kreuz im Kalender gemacht habe!

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Ich werde zum Komplizen

Die neue Location im Frankfurter Nordend ist im Hinterhof, dank auffälligem Schild mit Farbverlaufs-Beleuchtung (fancy!) aber gut aufzufinden.

Als ich mit meiner allerliebsten Nachbarin (huhu, Nadja!) eintreffe, sind die Räumlichkeiten recht gut gefüllt. Was direkt auffällt, ist die Weitläufigkeit:

Links ein Raum samt ansehnlichem Tresen, hinter dem sich die Zapfanlage mit stolzen 15 Zapfhähnen präsentiert, aus denen das Craft-Bier strömt. Bisher wohl einmalig in Frankfurt! Schade nur, dass sich aufgrund der grellen Beleuchtung und des Gebots des Nichtrauchens kein gemütliches Kneipen-Gefühl einstellen mag. Unmittelbar rechts schließt sich dann ein joch größerer Raum an, in dem es deutlich sesshafter zugeht: Hier soll bei Kaffee, Kuchen & Spielen insbesondere die Nachbarschaft gepflegt werden.

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Für die lauen Sommernächte existiert eine Hinterhof-Terrasse, auf der ich die Gelegenheit nutze, bei einer Zigarette die drei überaus sympathischen Begründer und Inhaber Anita, Astrid und Steffen kennen zu lernen und ihnen ein paar Fragen zu stellen.

“Wir haben einen Ort erschaffen, an dem Kaffee und gutes Bier zu Komplizen werden!”

Hallo, ihr drei! Schön, euch kennen zu lernen – und herzlich willkommen im Nordend!
Verratet mir doch eben: Euer Konzept in zwei Sätzen?

“Unser Konzept? Ganz einfach: Wir sind ein Ort der Komplizenschaft. Zwischen Kaffee & Bier!”

Klingt ja erstmal recht nett. Aber wie passt das zusammen? 

“Ganz einfach: Die Gemeinsamkeit ist die Liebe, mit der unsere Kaffee-Spezialitäten sowie ausgesuchte Biere hergestellt werden. Dafür haben wir zum Beispiel eigens einen Kaffee ausgewählt, der in Fulda geröstet wird. Außerdem lässt sich viel mehr zusammen genießen, als man gemeinhin denkt: Wir wollen zeigen, dass zum Schokokuchen auch ein frisch gezapftes Bier ganz hervorragend schmecken kann!”

Das werd’ ich bei Gelegenheit gerne mal probieren! Zum Schluss: Wieso habt ihr ausgerechnet im Nordend eröffnet – seid ihr einfach anderswo nicht fündig geworden, oder verfügt über ein gewisses Faible für dieses vermeintliche Szene-Viertel? 

“Wir haben auch mit anderen Stadtteilen geliebäugelt. Jedoch sind wir hier auf diese Räumlichkeiten gestoßen, welche uns unser Konzept einfach ganz hervorragend umsetzen lassen: Ein Raum, der als Bar fungieren kann – und etwas abgetrennt einen, der ein nachbarschaftliches Café darstellt. Besser hätten wir unser Konzept einfach nirgends umsetzen können! “Komplizen”, das sind übrigens auch wir: Wir kennen uns bereits seit dem Studium und haben bereits gemeinsam eine offene Küche betrieben.”

Dankesehr für das schnelle Interview – und alles Liebe und Gute für euer neues Projekt sowie eure “Komplizenschaft”! Cheers! 


Mein Fazit

Bereits während meines kleinen “Interviews” meine ich ein Funkeln in den Augen der drei “Komplizen” zu entdecken, während sie mir von ihrem neuen “Baby” erzählen.

Und all die Liebe und all das Herzblut, welches Einrichtung und Aufmachung versprühen, vermag ich tatsächlich fast zu spüren.

Auch das Konzept “Craft-Bier trifft auf Kaffee” gefällt mir auf Anhieb, auch wenn es mir schwierig fällt, die beiden Räumlichkeiten irgendwie einzuordnen. Im Bereich der Theke will kein rechtes “Kneipen-Feeling” entstehen; hier würde ich mir eine weniger grelle Beleuchtung wünschen. Tja, und an die zahlreichenden herumwuselnden Kinder muss man sich wohl ebenfalls gewöhnen. Innerhalb geschlossener Räumen, in denen Bier gezapft wird, ein ansonsten eher ungewohnter Anblick.

Nach Herzenslust gequalmt werden darf übrigens lediglich draußen auf der Terrasse, was mir angesichts des nahenden Winters ein wenig widerstrebt. Jaja, liebe Nichtraucher, ich weiß schon… 😉

Den Machern meine besten Wünsche!

Ich drücke all meine Daumen dafür, dass sich “Wir Komplizen” auf Dauer etablieren und halten kann. Im schnelllebigen Umfeld des Frankfurter Nordends herrscht nun wahrlich kein eklatanter Mangel an Cafés und Kneipen, sodass die Konkurrenz zunächst groß erscheint. Dennoch hebt sich das Konzept der “Komplizenschaft” deutlich vom üblichen Nordend-Allerlei ab und macht einen Besuch in jedem Fall empfehlenswert. Und das nicht nur für Craft-Bier Fans!

Ich persönlich werde auf jeden Fall schon ganz bald mal wieder vorbeischauen.
Schließlich habe ich den Kaffee aus Fulda noch gar nicht probiert – und ob für die Digital Natives unter den Komplizen auch WLAN zur Verfügung steht, konnte ich ebenfalls noch nicht in Erfahrung bringen.

Neuer Lesestoff: Von Bankgeheimnissen und gleich 66 Lieblingsplätzen.

Chapeau!

Nachdem ich den ersten Teil meiner Bilderserie “36 Lieblingsorte” veröffentlicht hatte, bekam ich eine unerwartete Zuschrift von Ralf Thee. Der waschechte Frankfurter bekundete mir seinen Gefallen an meinen Bildern und meiner Idee – und wies mich darauf hin, dass auch er bereits 2012 diese Idee hatte. Wenn auch in etwas anderer Form: Ein ganzes Buch, mit stolzen 66 statt “nur” 36 Lieblingsorten. 66 mitunter versteckte Plätze unserer Stadt, welche jeweils mit einem schmucken Bild und einem begleitenden Text vorgestellt werden. Letztere stammen von seinem Freund Bernd Köstering. 

Klar, dass ich mir das Werk umgehend zugelegt habe.

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Zeit für neuen Lesestoff!

Das Buch habe ich als neugieriger Stadtentdecker quasi in “einem Rutsch” verschlungen. Fast ein wenig ironisch, dass die beiden Autoren nicht nur 4 Jahre vor mir die quasi selbe Idee hatten – nein, auch zahlreiche deren Lieblingsplätze decken sich mit meinen ganz persönlichen Lieblingsorten.

Besonders schön auch die Bilder, für die der Autor manch erstaunlichen Aufnahmepunkt wählte: Wer hätte schon gedacht, wie wunderschön unser Eschenheimer Turm vom Treppenhaus des benachbarten Fleming’s-Hotel aus anmutet?

Lesenswert auch die Begleittexte, welche das Wissen um Geschichte und Gegenwart unserer Heimatstadt auf interessante Art erweitern.

Und, wer hätte es gedacht: Auch sind Orte erwähnt, deren Existenz auch mir bislang nicht bekannt war, und die ich nun unbedingt entdecken möchte – wie zum Beispiel ein Wasserschloss im Frankfurter Westend.

Mein Fazit

Das Buch ist nicht nur für “Eingeplackte” eine tolle Möglichkeit, die schönsten Flecken Frankfurts zu entdecken. Nein, auch Alteingesessene wie Etablierte finden darin eine unterhaltsame Streiftour durch die Stadt. Schön, dass neben all den doch eher bekannten wie touristischen Sehenswürdigkeiten auch ganz unscheinbare Orte Erwähnung finden.

Das Buch macht neugierig, schafft Bewusstsein für die Vielfalt der Stadt – und ist allein aufgrund der Bilder durchaus lesens- und betrachtenswert. Auch die Idee mit den 11 “Bankgeheimnissen” gefällt mir außerordentlich gut – was es mit ihnen auf sich hat, findet ihr am besten selbst heraus.

Wessen Interesse nun geweckt ist, der begebe sich umgehend zur nächsten Buchhandlung seines Vertrauens (support your Locals, ihr wisst schon). Die Faulen unter euch können aber auch gern ihren Beitrag zur Vernichtung des heimischen Einzelhandels leisten und das Werk hier bestellen:

https://www.amazon.de/B%C3%A4nken-Banken-Frankfurt-Main-Lieblingspl%C3%A4tze/dp/3839213622

Viel Freude beim Lesen und Entdecken! 

Nix wie hin: Frankfurt, deine Fünfziger.

Besser “kurz vor knapp” als ganz zu spät: Erst kurz vor deren Ende am 07. November habe ich von der Ausstellung “Schauplätze. Frankfurt in den 1950er Jahren” des Frankfurter Instituts für Stadtgeschichte erfahren.

Versprochen werden zeitgenössische Aufnahmen unserer Stadt in der spannenden Nachkriegszeit; einer Zeit irgendwo zwischen Trümmern und dem Wirtschaftswunder.

Frankfurt + Fotografien + Geschichte – das versprach mir eine gelungene Kombination zu sein, und so habe ich wenige Tage vor Ausstellungsende das Institut für Stadtgeschichte aufgesucht.


Mein Besuch – eine Zeitreise in die Nachkriegszeit

Dieses residiert im Karmaliterkloster in der Altstadt – eine ganz hervorragende Gelegenheit also, um sich dieses samt seinem bekannten Kreuzgang und Innenhof einmal anzuschauen.

Die Ausstellung selbst wirkt wenig imposant; fast bin ich ein wenig erstaunt darüber, dass diese ausschließlich aus einem Raum besteht, dessen Wände mit Bildertafeln geschmückt sind.

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Ein Leben in den Fünfzigern: Ich schwelge und denke nach

Doch als ich diesen näher trete und mir die Bilder betrachte, komme ich ins Überlegen. Die (größtenteils schwarzweißen) Aufnahmen vermitteln mir ein Flair des Stadtlebens, gekennzeichnet von Sorglosigkeit. Junge Frankfurterinnen sind zu sehen, die sich endlich nicht mehr bieder kleiden müssen und ihre feschen Kleider auf der noch sehr “aufgeräumten” Zeil ausführen.

Liegestühle in den Badeanstalten am Main, darauf sich in Aufbruchstimmung sonnende Menschen. Ein Sommer in Frankfurt vor fast 7 Jahrzehnten.

Männer in Straßenbahnen, man trägt Hut. Und setzt diesen frühestens abends in der Wirtschaft ab, wenn das Henninger vom Fass den Tag besiegelt.

Ja, irgendwie wirkt alles ein wenig unschuldig – und die Szenen strahlen eine eigenartige Ruhe auf mich aus. Ist da etwa eine Sehnsucht nach dieser vermeintlichen Heimeligkeit in mir versteckt?

Klar, vieles trügt. Die Menschen auf den Fotos haben allesamt noch einen grausamen Krieg in Erinnerung, vermutlich einige ihrer Liebsten darin verloren. Doch nun haben sie Grund, ausschließlich nach vorn zu schauen. Erfreuen sich an ihrer Stadt, die sie von einem Trümmerberg wieder in ein liebens- wie lebenswertes Fleckchen Erde verwandelt haben. Sie müssen sich endlich wieder frei gefühlt haben. Ihre Sorgen endgültig begraben zu haben.

Vielleicht liegt es an unserer heutigen Zeit, am aktuellen Weltgeschehen, dass ich sie um diese Sorglosigkeit beneide. Um ihre Stadt, die so viel ruhiger erscheint – und doch die selbe ist, in der nun meine Generation ihren oft so stressigen Alltag verbringt.

Als ich das Kloster verlasse erspähe ich den Neubau des “WINX” – Hochhauses. Auch am “Morgen” wird hier also offensichtlich bereits eifrig gearbeitet.

Was meine Enkel wohl denken, wenn ich ihnen eines Tages Bilder aus dem Jahre 2016 zeigen werde?

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Mein Fazit: Lohnt sich, hingehen!

Die Ausstellung ist wirklich recht übersichtlich. Ein Raum, vier Wände, geschätzte einhundert Bilder. Betrachtet in locker einmal 30 Minuten. Und doch gefällt mir die Zeitreise, auf welche diese mich geschickt haben. Gefallen mir Gedanken, welche sie in mir ausgelöst haben.

War früher wirklich alles besser? Ich weiß es nicht.
Auch, ob ich gern zu dieser Zeit gelebt hätte, konnte ich für mich nicht abschließend klären.

Auf jeden Fall viel Freude gemacht hat es mir, viele Orte auf den Aufnahmen gleich wieder erkannt zu haben. Erstaunt zu erkennen, wie sehr sich diese Stadt gewandelt hat. Und immer noch im Begriff ist, stetig ihr Gesicht zu verändern. Frankfurt eben, Stadt des Wandels. 

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Und natürlich ist allein das Karmeliterkloster jederzeit einen Besuch wert.
Noch bis zum 6. November habt auch ihr die Gelegenheit, auf Zeitreise zu gehen!