Schnellansicht statt Schreibmaschine

 

Ein spannender Blick hinter die Kulissen der „Frankfurter Rundschau“

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Meine innig geliebte „Frankfurter Rundschau“ begleitet mich schon seit Jahren durch den Tag. Ich, meine Tageszeitung & eine große Tasse duftenden Kaffees, genossen in meinem Lieblingscafé — das ist meine ganz persönliche Komposition für einen perfekten Start in den Tag.

Im Rahmen eines „Sommer-Gewinnspiels“ verloste die Frankfurter Rundschau in den Sommerferien einen Preis, der sofort mein Interesse weckte: Der Gewinner sollte den Chefredakteur persönlich einen ganzen Vormittag lang bei seinem Arbeitsalltag begleiten und einen Blick hinter die Kulissen der „Rundschau“ erhaschen dürfen. Einen Einblick in deren Entstehungsarbeit erhalten, ganz nah dran sein, wenn Zeitung gemacht wird. Klar, dass ich am Gewinnspiel teilgenommen habe. „Kost‘ ja schließlich nix“, so dachte ich mir.

Ich habe wirklich noch NIE etwas gewonnen. Trostpreise bei der Tombola und einen hässlichen Plüschtiger bei REWE ums Eck einmal ausgenommen.

Umso überraschter und erfreuter war ich, als mich eine E-Mail erreichte, in der mir eröffnet wurde, der glückliche Gewinner zu sein. Das Losglück war mir tatsächlich hold! Das Glück ist eben doch ein Rindviech und sucht sich seinesgleichen.

Hey, das letzte Mal, dass ich eine Zeitungsredaktion betreten hatte, ist nun auch bereits knapp 15 Jahre her! Damals ging ich noch zur Schule, war mir noch etwas unschlüssig, was die Art und Weise betrifft, um später einmal irgendwie meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Lange liebäugelte ich mit dem Beruf des Journalisten. Heute würde man wohl sagen: „Was mit Medien machen“. Da mein Vater treuer Abonnent der „Gelnhäuser Neuen Zeitung“ war, war es mir möglich, mein 14-tägiges Berufspraktikum dort zu absolvieren.


Geworden bin ich dann letztlich doch etwas gänzlich anderes, dennoch ist mein Interesse am Schreiben, Berichten und Fotografieren niemals erloschen. Was ja auch irgendwo eine gute Voraussetzung dafür ist, wenn man seine Freizeit dazu nutzt, einen Blog zu betreiben.


An einem heißen Tag der letzten August-Woche ist es dann soweit:

Ein wenig aufgeregt betrete ich mitsamt meiner ebenso interessierten Begleitung die heiligen Hallen der Redaktion, welche sich recht unscheinbar direkt an der Mainzer Landstraße in einem großen Bürokomplex befinden.

“Herzlichen Glückwunsch — Sie haben UNS gewonnen!”

So begrüßt uns auch prompt Chefradakteurin Bascha Mika höchstpersönlich. Platz nehmen dürfen wir dann umgehend im geräumigen Büro vom zweiten Chefredakteur des Blattes, Arnd Festerling. Festerling stellt sich als überaus heiterer und redseliger Zeitgenosse heraus — erfreulicherweise, denn einen Chefredakteur hatte ich mir nämlich irgendwie trübseliger vorgestellt.


Das bewegte Auf und Ab einer Tageszeitung

Unter dem wachsamen Blick vom Zeitungsgründer Karl Gerold, der als Gemälde die Bürowand schmückt, erhalten wir einen Abriss über die wechselhafte Geschichte des 1945 erstmals erschienenen Blattes. Zwischenzeitlich eines der größten deutschen Leitmedien, steuerte die Frankfurter Rundschau nach Aufkommen der digitalen Medien und einem damit verbundenen massiven Auflagenverlust 2012 endgültig in die Insolvenz.

Geklaut bei karl-grobe.de

Das “Rundschau-Haus” wurde schon 1996 als Sitz aufgegeben und abgerissen. Es prägte über Jahrzehnte das Bild der Innenstadt und war als Sitz der überregionalen Gazette mit linksliberalem Profil auch über die Frankfurter Stadtgrenzen hinaus bekannt.

„Gerettet” und in das Konstrukt der FAZ eingebunden, erlebte die Zeitung dann glücklicherweise eine Wiedergeburt als eigenständige Publikation und schlägt sich seither in der deutschen Presselandschaft recht wacker. Ein bundesweiter Leserstamm ist vorhanden, und ein zeitgemäßes Digital-Angebot in Form von Online-Seiten und einer App ist endlich realisiert worden. Man sieht sich jedenfalls gut gerüstet für die Zukunft.

Wie der Lokalteil entsteht

Nachdem all unsere Fragen geduldigst beantwortet wurden und zahlreiche Anekdoten aus dem langen Berufsleben der Chefredakteure zum Besten geboten waren, gilt es Treppen steigen:

Ein Stockwerk höher wird nämlich die Morgenkonferenz der Lokalredaktion einberufen.

Als ich erstmalig den Konferenzraum betrete, bin ich zunächst ein wenig enttäuscht:

Keine überquellende Aschenbecher, keine halbgeleerten Whiskeyflaschen auf den Tischen. Ebenso wenig finden sich laut hämmernde Schreibmaschinen vor. Okay, okay, das hätte ich mir denken können. Stattdessen also: Großraumbüro-Tristesse unter Neonröhrenschein. Klimatisiert, versteht sich. Auch als dann die Journalisten eintrudeln – nüchtern! – bin ich ein wenig desillusioniert:

Das sollen sie also sein, die Hunter S. Thompson des Digitalzeitalters? Keine bärtigen Typen mit Hornbrille und Karohemd, stattdessen: Grundsolide Frankfurter Durchschnitts-Bürger. Sie empfangen uns dafür umso herzlicher und stellen sich namentlich vor.

Genial, hier mitten unter all den Redakteuren zu sitzen, die mir bislang nur namentlich und aus der täglichen Zeitungslektüre bekannt waren!

Es geht los. Nach einer kurzen Nachbesprechung der letzten Ausgabe wird von den einzelnen Redakteuren über die Ereignisse des Tages aus dem Stadtleben berichtet. Ein Fest der Freiwilligen Feuerwehr Griesheim will schließlich ebenso berücksichtigt werden wie das politische Tagesgeschehen im Frankfurter Römer oder die Gerichtsverhandlung um einen schlangenhortenden Messie. Breaking News!

Was ist wichtig und was nicht? Worüber lohnt es zu berichten, was langweilt den Leser? Das gilt es hier zu diskutieren. Anschließend schwärmen die Reporter aus, um vor Ort Bericht zu erstatten, Fotos zu erstellen und den Notizblock zu füllen.

Die anschließende Pause im Sitzungssaal nutze ich, um die Eindrücke wirken zu lassen. Langsam bekomme ich einen ersten Eindruck davon, wie „Zeitung machen“ funktioniert — und wie viel Arbeit dann am Ende doch vonnöten ist, damit ich allmorgendlich meine „Frankfurter Rundschau“ aus dem Briefkasten fischen kann.

Die Redaktions-Konferenz als Highlight

Wir können sitzen bleiben, denn im selben Konferenzraum findet nun das wichtigste tägliche Happening statt: Die morgendliche Redaktionskonferenz.

Die Vertreter der einzelnen Ressorts (Politik, Wirtschaft, Feuilleton, Sport, Lokalteil, Meinung, Magazin, Panorama….) kommen zusammen und stellen den Chefredakteuren ihre Themen vor, an denen sie gern arbeiten und über die sie gern berichten würden. Es wird entschieden, welche Themen dringlich in der morgigen Ausgabe erscheinen sollen, Beiträger mit geringerer Priorität werden in einem Wochenplan auf folgende Ausgaben verteilt.

Abschließend wird dann die Seite 1 festgelegt: Was wird Titel-Thema, welches Bild ist ein „echter Eye-Catcher“ und somit für das Titelbild geeinigt, welche „Scoops“ (Schlagthemen oben) sollen verwendet werden?

Unfassbar, selbst über solche Kleinigkeiten wird hier heiß diskutiert.

Irgendwann ist man sich dann einig, und abermals schwärmen die Redakteure zurück in ihre jeweiligen Bereiche.

Zeitung machen: Mehr als nur redaktionelle Arbeit

Wir jedoch bekommen eine Führung durch die Abteilungen, welche für das Erscheinen einer Tageszeitung mindestens genauso wichtig sind wie die redaktionelle Arbeit selbst:

So verbringt beispielsweise die Grafik-Abteilung ihren ganzen, lieben langen Arbeitsalltag mit dem Erstellen, Bearbeiten und Optimieren von Grafiken, Informationsbildern und Statistiken. Abermals stelle ich fest, wie viel Arbeit doch hinter jeder noch so kleinen Infografik steckt. Wahnsinn!

Auf dem Weg durch die Korridore, unterwegs zu den einzelnen Abteilungen, muss ich lachen: Vor einer Bürotür gestapelte Bücher lassen bereits erahnen, dass dahinter die Kollegen der Feuilleton-Redaktion heimisch sind. Wir sagen kurz hallo. Auch hier: Keine Schreibmaschinen. Sämtliche Beiträge und Artikel entstehen an gleich mehreren Monitoren pro Arbeitsplatz und die einzelnen Seiten werden in einer ersten Schnellansicht in Form gebracht. Diese werden umgehend auf den hauseigenen Servern zur Weiterbearbeitung zur Verfügung gestellt.

Texte und Grafiken werden nämlich dann wiederrum von der Layout-Abteilung in Form gebracht und die einzelnen Seiten werden entsprechend „zusammengebastelt“. Interessant zu beobachten, wie sich die Seiten auf den zahlreichen Monitoren nach und nach mit Inhalten füllen. Einer Zeitung beim Wachsen zuschauen — das gefällt mir.

Ist die Zeitung für den morgigen Tag dann irgendwann fertig, sendet die Spätschicht die einzelnen Seiten gegen 23 Uhr elektronisch zur Druckerei.

Diese erst macht all die Arbeit greifbar: Ganz haptisch, in Papierform. Wohlig nach Druckfarbe duftend.

In Lastkraftwagen wandert dann die Ausgabe, an deren Entstehung ich heute teilhaben durfte, dann wohl verpackt zu den einzelnen Verteilzentren der Republik.

Symbolfoto: Geklaut bei www.hornbach.de

Dort wird sie von den eifrigen Austrägern im Empfang genommen werden und in die Briefkästen der Leser geworfen werden. Und hoffentlich auch wieder in meinen.

Mit anderen Augen lesen

Die morgige Ausgabe werde ich jedenfalls mit ganz besonders großer Freude aus dem Postkasten fischen. Und bei der Lektüre werde ich in bester Erinnerung haben, welch Besprechungs- und Arbeitsaufwand hinter jedem noch so kleinen Detail der gut 30 Seiten steckt. Mehr, als ich je gedacht hätte.

Irgendwo beneide ich die Redakteure ja um das Gefühl, das sich bei ihnen einstellen muss, wenn sie morgen an den Kiosken der Stadt „ihre Arbeit“ bewundern und Menschen dabei beobachten können, wie sie sich interessiert über ihr Werk beugen und die Zeitung lesen, die sie am Vortag mit viel Herzblut erstellt haben.

Auch mich erwartet morgen früh wieder mein ganz eigener Arbeitsalltag.

Und ich muss sagen: Auch dieser bereitet mir viel Freude, auch wenn er mit Zeitung so rein gar nichts am Hut hat. Und auch, wenn ich in diesem Leben kein bundesweit bekannter Journalist mehr werde:

Ich werde meine Tageszeitung künftig mit anderen Augen lesen. Mich gern zurückerinnern an diesen tollen Gewinn, diesen tollen Tag. Und der „Frankfurter Rundschau“ weiterhin ein treuer Leser sein.

 

Drängeln und Quetschen am Main

 

Das “MUF” ist viel gescholten — und dennoch stets gut besucht.

Same procedure as every year: Heiteres Drängeln und Quetschen links und rechts des Mains

 

Mit dem Frankfurter Museumsuferfest (gemeinhin schlicht als „MUF“ bekannt) verhält es sich ein wenig wie mit den Schoko-Nikoläusen und Marzipankartoffeln, welche ab dem Spätsommer die Regale im Supermarkt zieren. Jeder regt sich darüber auf („das wird ja jedes Jahr früher!!!“), aber kaufen tun die Leute das Zeug trotzdem. Logo – denn wo keine Nachfrage, da auch kein Angebot.

Und genauso schimpft ein jeder darüber, dass das Museumsuferfest ja sowieso heillos überfüllt sei und ohnehin gleich sowieso lediglich aus Sauferei, Fressbuden, Lärm und Gedränge bestünde.

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Und dennoch strömten die Massen in Form von 2 Millionen Besuchern auch dieses Jahr nur so ans Mainufer. Ganz so schlimm und unzumutbar kann der Besuch des Fests dann nun wohl doch nicht sein. Wo kein Interesse, da keine Menschenmassen – ihr wisst schon….


Lebendiger Stadtraum am Main — anderswo wäre man neidisch…

Nun begab es sich, dass ich ausgerechnet am Tage der durch OB Feldmann feierlich vollzogenen Eröffnung des “MUF” eine dreistündige Mittags-Pause in einer der Perlen Ostdeutschlands, namentlich Halle an der Saale, verbringen durfte. Klar, dass ich diese gern dazu nutzen wollte, die Stadt ein wenig zu erkunden.

“An der Saale” — das klang für mich ein wenig wie “am Main”, und somit war für mich mein Ziel ganz klar: Über die Altstadt, welche mit ihrem Nebeneinander von dürftig renovierten DDR-Plautenbauten im Wechsel mit prächtigen, wunderschönen Altbauten einen bizarren Abnblick bietet, marschierte ich zum Saaleufer. In der Hoffnung, dort einen ebenso schönen Platz zum Entspannen zu finden, wie es am Mainufer überall problemlos nötig ist.

Kaum das Ufer der Saale erreicht, musste ich aber feststellen: Pustekuchen. Nix da mit Idylle am Fluss, stattdessen: Steile Betonklippen, keine Wiese weit und breit in Sicht. Mittelschwer entsetzt nahm ich kehrt und kehrte ein in einem Café, um mich meiner Zeitungslektüre zu widmen.

“Die Saale ist tot. Ich vermisse schmerzlich meinen Rhein!”

Dabei kam ich mit der netten Bediensteten ins Gespräch, welche sich als junge Studentin aus Köln herausstellte. “Ja”, seufzte sie. “Das Rheinufer fehlt mir hier genauso sehr wie vermutlich dir der Main. In Halle trifft man sich selten einfach draußen, und an der Saale gleich gar nicht. Wo denn schließlich auch?”.

Zurück in Frankfurt: Aufgehübscht und frisch gemacht, ab an den Main. Schön wieder hier zu sein, wenn auch mitten im zu erwartenden Gedränge des “MUF”.

Die Eindrücke aus Sachsen-Anhalt noch im Kopf, verstehe ich aber all das Genöle nicht.

Können wir nicht endlos froh darüber sein, ein solch lebenswertes Ufer beleben zu dürfen? Wissen all die Meckernden es nicht zu schätzen, für lau (!!) ganze drei Tage lang ein derartiges Kultur-Spektakel geboten zu bekommen? Sich an drei Tagen lang Musik, Ausstellungen, Kulinarischem aus aller Welt und gar einem Drachenboot-Rennen erfreuen zu dürfen?

Nein, stattdessen beschwert man sich über die Menschenmassen, Preise — oder einfach darüber, dass der vermeintliche Lärm der Bühnen bis hinauf ins Nordend zu hören sei. Vermutlich äußern in den einschlägigen Facebook-Gruppen genau diejenigen zugezogenen Nordendler (Hurra, Klischee!) sofort pikiert über das Fest, die ansonsten Freitags gegen den Friedberger Markt wettern.

Leute, bleibt cool. Es ist ja nun nicht jeden Tag Ausnahmezustand am Main. Und ist das stets gescholtene Gedränge nicht irgendwo selbst verschuldet?

Wieso schiebt man sich ziellos durch die Massen, um den vermeintlich perfekten Ort des Geschehens zu finden — statt sich vorab die Mühe zu machen, ins Programmheft zu schauen (gibt es sogar online!)? Sich einfach gemäß des eigenen Geschmacks für eine der zahlreichen Programmpunkte zu entscheiden und dort den Abend zu verbringen, das Leben zu feiern und den Sommer zu genießen?

Ich werd’s wohl nie verstehen. Und freue mich darüber, gleich drei tolle Abende beidseitig des Mains erlebt zu haben.

Gekommen sind letztendlich trotz der hochsommerlichen Temperaturen stolze 2 Millionen Besucher. Ist das nicht eine tolle Werbung für unsere Stadt?

Abgeschlossen wurde das Fest dann in guter, alter Tradition mit einem Musikfeuerwerk, das europaweit seinesgleichen suchen dürfte (und ich mag ja Feuerwerk). Ich wiederhole mich an dieser Stelle gern: Für lau.


Welche Stadt kann schon mit einem solchen Spektakel aufwarten — und das alljährlich?

Gänsehaut-Moment: Das alljährliche Abschlußfeuerwerk des “MUF”.


Ein klitzekleines bisschen Dankbarkeit wäre hier angebracht, denke ich.
Und all diejenigen, die sich immer noch über das “MUF” ärgern mögen: Verbringt euer nächstes Wochenende doch einmal in Halle an der Saale.

Ich jedenfalls freue mich bereits jetzt auf das nächste “MUF” 2017.

By MatzeFFM on August 29, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Und irgendwie dann doch vermisst…

Und irgendwie dann doch vermisst…S-Bahnen rollen wieder durch die Stammstrecke


Und irgendwie dann doch vermisst…

S-Bahnen rollen wieder durch die Stammstrecke

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Die meisten Dinge im Leben lernt man ja erst zu schätzen, sobald man sie verloren hat. Nun haben die Frankfurter ihre S-Bahn zwar nur zwischenzeitlich verloren:

Zwecks Sanierung des 1978 eröffneten Stammstreckentunnels der S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Lokalbahnhof bzw. Mühlberg war für den Zeitraum der hessischen Sommerferien der innerstädtische S-Bahn-Betrieb sechs stolze Wochen lang eingestellt.

Schlau von der Bahn: Weil eh schon mal Ruhe war im Tunnel, nutze man die Zeit gleich dazu, Vorbereitungsarbeiten für den Anschluß eines elektronischen Stellwerkes zu tätigen, welches 2018 in Betrieb genommen werden soll.

Diese sind nun pünktlich (an der Deutschen Bahn könnte sich die VGF einmal ein Beispiel nehmen!) abgeschlossen; seit 25.August rumpeln die S-Bahnen wieder unter der Innenstadt hindurch.


S-Bahn-Bashing hat Tradition

Nun ist es ja so, dass sich der durchschnittliche Frankfurter mindestens genauso gern und regelmäßig über „seine“ S-Bahn aufregt wie über das überlaufene Museumsuferfest, wuchernde Mietpreise und den überaus teuren, dafür umso schlechteren Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt:

Meist hoffnungslos überfüllt sei sie, die Stationen verdreckt, innen ist’s wahlweise zu heiß (Sommer) oder zu kalt (Winter), unfähiges Personal – und ohnehin ständig zu spät: Geschimpft und verbal eingedroschen wird wahrlich viel.

Und ich gebe unumwunden zu:

Auch bin war regelmäßig schwer genervt von Zugausfällen, den harten Sitzen (sofern ich mal einen ergattern konnte) und dem endlosen, nervigen Dauer-Gequatsche des Fahrgastinformationsystems der neuen S-Bahn-Triebzüge der Baureihe ET430.

Sechs Wochen ohne S-Bahn: Das klang für mich zunächst durchaus aushaltbar und fast wie Urlaub.

Diese sind nun vorbei, und ich gelobe feierlich: Ich werde mich künftig tunlichst zurückhalten beim Meckern!

Nach anderthalb Monaten des Ausweichen-Müssens auf Straßen- und U-Bahn musste ich nämlich feststellen: Nein, es ist nicht alles schlecht bei dir, liebe S-Bahn. Und ja, ich bin gar unendlich froh darüber und erleichtert, dass du wieder fährst, pardon: verkehrst.


Was also ist passiert?

Angenehmer temperiert

Ich habe festgestellt, dass der Wohlfühl-Faktor in U-Bahnen gänzlich OHNE Klimaanlage dann doch maßgeblich geringfügiger ausfällt als in S-Bahnen mit immerhin schlecht eingestellter Klimaanlage.

Weitere Erkenntnisse:

Ausfälle

Auch Straßenbahnen fallen genauso gerne mal ersatzlos aus wie die S-Bahn. Letztere informiert die ungeduldig Wartenden aber immerhin, statt sie unwissend, ratlos und frierend am Bahnsteig zurückzulassen.

Der Kampf mit dem Fahrrad

Ich hätte fast vergessen, welch Qual es bedeutet, mit dem Drahtesel Straßenbahnen oder U-Bahnen älteren Typs zu besteigen. Die Einzige für das Abstellen von Fahrrädern vorgesehene Fläche ist meist von Kinderwägen oder Herumstehenden besetzt. Aber ohnehin, ein Durchkommen zu dieser Fläche ist ja sowieso aufgrund der zahlreichen Mitreisenden unmöglich. Stattdessen verhakt man sich permanent mit dem Lenker in den Haltestangen und blockiert unfreiwillig die Türen. Mit diesem Verhalten provoziert man dann für gewöhnlich bürgerkriegsähnliche Zustände während der Aus- und Zustiege.

Nun bin ich froh, wieder jede Menge Platz für mich und mein geliebtes Fahrrad zu haben. Auch muss ich andere Fahrradbesitzer nicht mehr als Konkurrenten fürchten, weil ausreichend Stellfläche vorhanden ist. Zu der dann auch ein Durchkommen meist möglich ist.

Die S-Bahn ist einfach praktisch

Der Sinn und Zweck einer Stadtschnellbahn, kurz: S-Bahn, ist es für gewöhnlich, Stadt und Umland umsteigefrei und hochfrequent zu verbinden. Innerstädtisch sind die Linien (in Frankfurt mit Ausnahme der S7), in einer Stammstrecken gebündelt. Dies ermöglicht eine noch höhere Taktung sowie eine Vielzahl an Fahrtmöglichkeiten in das Umland.

Ein ziemlich geniales Konzept, eigentlich! Leider betrachtet man dessen Vorzüge schnell als selbstverständlich – ja, bis die S-Bahn dann mal Pause macht und man anstelle von der S-Bahn nun uumso genervter über ständiges Umsteigen, Umwege und Fahrzeitverlängerungen ist.

Mein Fazit

Ich gelobe feierlich, dich künftig mehr zu schätzen, liebe S-Bahn. Es ist doch nicht alles schlecht an dir, zumindest ist’s woanders schlechter oder auch nicht besser. Und wenn ich das nächste Mal einmal wieder kurz vor einem Tobsuchtsanfall stehe, weil du mich ärgerst, dann werde ich mich einfach an die zurückliegenden sechs Wochen erinnern.

Und mich schnell wieder daran erinnern, wie schön es ist, dass es dich gibt.

DANKE, DASS DU WIEDER FÄHRST!

By MatzeFFM on August 26, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Morgenliebe

… wenn ein Sommertag beginnt.

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Es gibt nicht viele Gründe dafür, sich sonderlich gerne mitten in der Nacht aus dem Bett zu quälen, um bereits eifrig den Dienst zu versehen, während der Rest der Stadt noch schläft.

Und dennoch gibt es sie. Diese Momente, die mich immer wieder dennoch Unausgeschlafenheit, Missmut und Arbeitshektik vergessen lassen.

Momente wie jenen heute früh. Es ist gerade einmal kurz nach 6, ich bin schon seit vier Stunden unterwegs, und überquere mit dem ICE die Deutschherrrenbrücke gen Norden.

Die just aufgehende Sonne streichelt mir über das verschlafene Gesicht, spiegelt sich gleißend im Main. Der Osthafen erwacht zum Leben.

Ein immer wieder wunderschöner Anblick.

Ich seufze, nippe an meinem Kaffee und schmunzele:

Ihr alle, deren Wecker in diesem Moment klingelt und euch zur Pflicht ruft: Ihr alle werdet noch lange im Büro schmoren, wenn ich schon längst am Wasser liege und meinen Feierabend genieße. Mir die Sonne auf den Pelz knallt, die bis dahin an ihren Zenit gewandert ist.

Vorerst begnüge ich mich mit dem wunderbaren Anblick dieser Szenerie. Ist eben doch nicht immer alles schlecht. Auch am Frühdienst nicht.

Trotzdem werd’ ich noch einen Kaffee bestellen. Und mich darüber freuen, dass ich nächste Woche spät arbeite.

By MatzeFFM on August 24, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Kotzwetter auf der Koblenzer

 

Getanzt wurde trotzdem auf dem Straßenfest der “SiKS”

Bunte Ausgelassenheit im Frankfurter Gallusviertel. Daran ändert auch der Regen nix.

Die Koblenzer Straße ist ja für mich mitunter der sympathischste Straßenzug dieser Stadt. Dies ist vor allem der “Stadtteilinitiative Koblenzer Straße” (kurz SiKS) geschuldet, welche den nachbarschaftlichen Zusammenhalt im Gallusviertel fördern möchte.

Alljährlich wird von ihr das “Koblenzer Straßenfest” veranstaltet. Dieses darf vollkommen zurecht als das bunteste und verrückteste aller Frankfurter Straßenfeste bezeichnet werden. Bereits letztes Jahr war ich begeistert von all dem Herzblut und dem grundsoliden Maß an Verrücktheit, das von den Organisatoren und Helfern für das Fest an den Tag gelegt wird.

Insofern hielt mich am heutigen Samstag, den 20. August, auch das “allerfeinste Frankfurter Sommerwetter” (ergo: Wind, kalt, Regen) nicht von einem Besuch ab, um der “SiKS” ein wenig Support zu zeigen. Immerhin bereits zum zwölften Mal lud diese zum bunten Treiben auf dem Pflaster des Gallusviertels ein.

Schade aber, dass sich viele potentielle Besucher offenbar von der schlechten Witterung von einem Besuch haben abhalten lassen.


Ziemlich ausgeflippt

Während bei anderen Straßenfesten meist die immergleichen Fress- und Suffbuden dominieren, so regiert beim Sommerfest der SiKS ein buntes Chaos und es herrscht bereits am späten Nachmittag Ausgelassenheit. Tanzen kann man schließlich auch im Regen!

Neben dem obligatorischen Hofflohmarkt und den Leckereien der kulturell breit aufgestellten Anwohner gab es für mich unter anderem Folgendes zu entdecken:

 

Buntes Federvieh sorgt aus dem Kofferraum eines VW-Bullys heraus für elektronische und tanzbare Beschallung der Gäste.

Im “SiKS”-eigenen Begegnungszentrum “KNOBBE” gab’s Kunst aus dem Gallusviertel zu bestaunen. Allein die Location ist ein Augenschmaus!

Mein absolutes Highlight:

Das “ORAKEL VOM GALLUS”.
Auf einer Schreibmaschine können vom wissbegierigen Fragesteller auf einer altgedienten Schreibmaschine Fragen notiert werden, welche anschließend durch eine Luke von einer Hand im schwarzen Handschuh in Empfang genommen werden. Die Antwort kommt wenig später — in Schreibmaschinen-Lettern, versteht sich. Wie nur kommt man auf eine solche Idee?!


Fast ein wenig schade,

dass das Koblenzer Straßenfest lediglich einmal im Jahr stattfindet. Würden alle Nachbarschaften einen solchen Zusammenhalt pflegen und ein solches Projekt wie die “SiKS” auf die Beine stellen: Diese Welt wäre eine bessere. Oder zumindest diese Stadt.

Aber:

Donnerstags veranstaltet die Initiative einen “Barabend” im “KNOBBE”.
Besucher sind Willkommen: Also schaut doch mal vorbei!

By MatzeFFM on August 21, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Helau & Alaaf auf der Zeil

 

Kostüm-Kaufhaus “Deiters” eröffnet Filiale in Frankfurt

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Karnevalsfreunde, aufgepasst!

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt hat das nordrhein-westfälische Unternehmen “DEITERS” eine Filiale seiner Kaufhäuser für Kostüme und närrisches Zubehör eröffnet. Und wenn es schon sonst niemandem aufgefallen zu sein scheint, betreibe ich folgend kurze Aufklärungsarbeit.

Im Gebäude auf der wenig ansehnlichen nördlichen Zeil war vorher die zweite Filiale von “FOUR STAR” untergebracht — einem jener Billig-Klamottenläden, aus denen vorrangig das Nachwuchs-Proletariat mit neonfarbenen Polohemden und mit Totenköpfen bedruckte Shirts befüllte Plastiktüten herausschleppte. Ihr wisst schon.

Ich selbst erstand dort einst eigens für die Teilnahme an einer “Bad Taste”-Party einen Ledergürtel mit einer großen Totenkopf-Gürtelschnalle aus billigem Metall — dafür aber überaus protzig! — an der gar ein (natürlich nicht originales) Zippo-Feuerzeug befestigt war. Ansonsten aber ein Laden, um den ich nicht trauere.

Nun also Karneval statt Proll-Mode:

Die “Deiters”-Kaufhäuser waren mir ja bisher nur aus den Kölner und Düsseldorfer Innen bekannt. Nun ist Frankfurt — anders als die beiden Metropolen am Rhein — nicht unbedingt als Karnevals-Hochburg bekannt.

Inwieweit die Frankfurter also Gebrauch von dieser neuen Einkaufsmöglichkeit machen, bleibt abzuwarten:

Es dürfte sicher nicht einfach sein, mit einem Saison-Geschäft wie Karneval ganzjährig die an diesem Standort vermutlich nicht geringen Mietkosten zu finanzieren und sich somit über Wasser zu halten.

Zumal ich bezweifle, dass die Frankfurter in absehbarer Zeit im Karnevals-Rausch die “DEITERS”-Bude einrennen. Da bleibt der Hesse sicher doch ganz “uff’m Teppisch” — und geht die fünfte Jahreszeit auch weiterhin eher stiefmütterlich an.


Deiters Frankfurt
Zeil 46, 60313 Frankfurt am Main

By MatzeFFM on August 19, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Stadtflucht

 

Schnell mal raus und weg. Doch etwas fehlt.

stadtflucht


Wasserflasche, Tageszeitung, Decke. Und ein Buch, natürlich.

Mehr braucht es nicht – rauf aufs Fahrrad, rein in die S-Bahn.

Nach nur 13 Minuten der klimatisierten Fahrt: Aussteigen, tief einatmen, zehn Minuten radeln durch den Wald.


Irgendwas fehlt.

Ich grüble. Stelle fest: Es ist das so vertraute „Grundrauschen“ der Stadt, an das sich der Großstädter längst gewöhnt hat. Straßenbahnen, Autolärm, Gespräche und Rufe. Die Stille hier jedoch lässt mich unwohl fühlen. Wie traurig eigentlich. Ich übertöne sie mit Musik, bis ich mein Ziel erreiche.

Und erst, als ich in der Sonne liege, den See im Blick, Sand an meinen Füßen spüre. Als ich die Wärme auf meiner Haut genieße, sanft über meiner Zeitung wegdöse – da merke ich, wie ich dieses Nichts genieße. Wie ein Ballast von mir abfällt, Großstadt-Müll in Form von hektischen Gedanken verschwindet.

Als ich Stunden später aus der S-Bahn steige, das Rauschen der Stadt wieder höre, fühle ich mich seltsam geborgen.


Bin wohl doch ein Großstadtmensch.

Und trotzdem: Wie schön das war, mal weg zu sein.

 

Nachtschicht in Frankfurt

Ein TV-Tipp zum Wochenende.

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Auch mich ereilt ja hin und wieder die Langeweile. Gern stöbere ich dann mit dem Suchbegriff „Frankfurt“ durch die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Als Gegenleistung für die monatlichen Gebühren, die ich stets zuverlässig entrichte (räusper…), erwarte ich schließlich ein Mindestmaß an Unterhaltung.

Besonders bequem kann man übrigens mit der Gratis-Software „MediathekView“ sämtliche Mediatheken der Sender auf ein Stichwort hin durchsuchen und die Resultate praktischerweise auch direkt im mp4-Format herunterladen.


Mein neuestes Fundstück ist die Dokumentation „Nachtschicht in Frankfurt“ der Reihe „hessenreporter“ des hessischen Rundfunks.

In 45 Minuten kann der aufmerksame Zuschauer Frankfurter beobachten, die ihrer Arbeit dann nachgehen, wenn andere schlafen oder feiern.

So werden zwei junge Polizisten beim Einsatz in Alt-Sachsenhausen ebenso begleitet wie die Besatzung eines Rettungswagens. Chefärzte von Notfallaufnahmen kommen ebenso zu Wort wie besorgte Bürger, welche zu nachtschlafender Zeit die Polizei alarmieren, weil sie einen Wohnungseinbruch befürchten.


Für eine unterhaltsame Dreiviertelstunde taugt die Doku auf jeden Fall, bietet einige interessante Einblicke sowie auch Schmunzel-Momente.

Und am Ende stellt sich das beruhigende Gefühl bei mir ein, auch nachts in Frankfurt bestens umsorgt zu sein.

Zappt doch mal rein!

By MatzeFFM on August 12, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

Urlaub in der Stadt

 

… ein Abstecher ans „Blaue Wasser“.

Wiese, Schiffchen, Picknickdecke: Ein Sonntag am “blauen Wasser”

Wer für viel Geld ein Flugzeug besteigt, um fernab der Heimat Entspannung und Erholung zu suchen und dem tristen Alltag an überfüllten Stränden oder dem Pool des mittelschlechten Pauschal-Hotels zu entfliehen, ist ziemlich doof.

Das suggerieren jedenfalls die zahlreichen Freiluft-Locations, welche allesamt versprechen „Wahre Oasen in der Großstadt“ zu sein und um während der Ferien daheim gebliebene, entspannungswillige Frankfurter buhlen.

Hafen2, KingKa Beach Club, Niddastrand, Orange Beach, CityBeach, LongIsland Summer Lounge, Alte Schiffsmeldestelle, Yachtklub oder doch in eines der zahlreichen Freibäder– ja, verdammt noch mal:

Wie soll ich mich eigentlich erholen, wenn angesichts der Vielzahl der Locations bereits deren Auswahl überfordert?

Aus Gründen der Bequemlichkeit und Überforderung enden freie Sommertage bei mir dann doch zumeist mit Decke an MainCafé oder im Park. Da weiß man schließlich was man hat…

Nun begab es sich allerdings am letzten Sonntag, dass ich mir aufgrund meines am frühen Abend beginnenden Dienstes nicht gemeinsam mit Freunden im Brentanobad die Sonne auf den Pelz knallen lassen konnte. Auf Arbeit in feuchten Badehosen erscheinen – kommt nicht so gut. Wenn man nicht gerade Bademeister ist.


Wie schön, dass sich meine lieben Eltern zum Kaffee angekündigt hatten. Das Wetter war pralle (den Sommer 2016 hatte ich ja zwischenzeitlich bereits aufgegeben), und so schlug ich vor, diesen am “Blauen Wasser”, einer diesen Sommer neu eröffneten Strandbar auf dem Gelände eines ehemaligen FKK-Clubs in Fechenheim.

Mit dem “CallABike“-Fahrrad war ich aus dem Nordend mit kurzem Foto-Abstecher in den Ostpark schnell angereist, und das Wagnis “Probier’ was Neues diesen Sommer” hat sich gelohnt!


Vor dem — zugegeben etwas heruntergekommenen — Gebäude des ehemaligen Nackedei-Clubs wurde ein wunderschöner Restaurantbereich errichtet. An der Bar warten sowohl die gängigen Erfrischungsgetränke als auch eine durchaus ansehnliche Auswahl an Spirituosen (insbesondere Gin!) auf die durstigen Besucher.

Über Treppen geht’s dann hinab direkt ans Mainufer. Auf Augenhöhe mit den dort geankerten Booten lässt es sich wirklich ganz hervorragend aushalten, auch für angenehme Hintergrundbeschallung ist gesorgt. Ja, ich bin geneigt zu sagen, sogar mit Ausblick auf das benachbarte Offenbach vermag sich ein gewisses Urlaubs-Feeling einzustellen. Und selbst meinen Eltern scheint’s zu gefallen — und das will was bedeuten!

Allerdings, das schöne Sommer-Ambiente hat durchaus seinen Preis:

Für eine kleine Cola (0,2 Liter) zahle ich dann direkt auch mal dreieinhalb Öcken. Auch der hausgemachte Eistee ist ein Traum, aber kein ganz günstiger Spaß. Puh, das schmerzt — aber hey, immer noch allemal günstiger als eine Fernreise!


Es lohnt also durchaus, eine kleine Radtour mit dem Besuch einer der zahlreichen “Open Air-Locations” (wie heißt das doch gleich auf Deutsch?) zu verbinden, und mal nicht schon wieder an Mainufer oder im Schwimmbad zu “enden”.

Und für alle, die angesichts deren Angebots in Frankfurt genauso überfordert sind, wie ich es war:

Besucht doch mal das “Blaue Wasser”. Es lohnt sich!

In diesem Sinne: Allzeit gute Erholung und schöne Sommertage euch allen!

By MatzeFFM on August 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.

„Stöffche“ aus der alten Heimat

 

…von der Dorfjugend eingeholt.

Nicht jede große Liebe beginnt so wie im Märchen. So auch nicht die heute so innige zwischen mir und dem Apfelwein.

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Schluck vom „nassen Gold“:

Papa hatte es schließlich auch geschmeckt, also konnte es dem Sohnemann ganz sicher auch nur munden. Und so stibitzte ich im zarten Alter von 14 Jahren eine Flasche aus dem väterlichen Kasten „Freigericht Schoppen“, dem Apfelwein der lokalen Kelterei “Trageser” in meiner alten Heimat, dem Main-Kinzig-Kreis.

Kurzum: Es schmeckte grausam. Ich verzog das Gesicht und schwor mir hoch und heilig, niemals wieder auch nur einen Schluck dieses so abgrundtief sauren, definitiv ungenießbaren Getränks zu verköstigen.

14 Jahre später:

Irgendwann hatte ich dem „Stöffche“ dann eine zweite Chance gegeben und ward ihm von nun an verfallen. Mit den Schulfreunden wurde so manch Flasche heimlich in den Wäldern zwischen Vogelsberg und Spessart vernichtet und bescherte uns manch heiteren Abend. Ja, ich muss sagen, so einige der denkwürdigsten Episoden und Geschichten meines Lebens habe ich allein dem Apfelwein zu verdanken.

Mein heutiger Liebling ist der naturtrübe „Rapp’s Meisterschoppen“ – aber das ist wohl, wie so alles im Leben, Geschmackssache.

Nach meinem heutigen Feierabend zog es mich auf das noch bis zum kommenden Wochenende stattfindende „Apfelwein-Festival“ (zu finden dieses Jahr erstmalig direkt an der Hauptwache), um mit einem kühlen Schoppen unseren National-Trunk gebührend zu huldigen.

Und, liebe Leut’, was seh’ ich da?

Neben den „üblichen Verdächtigen“ – namentlich Possmann, Höhl, Heil, Hochstädter, Rapp’s & Co. – präsentierte sich doch tatsächlich auch die Kelterei Trageser am eigenen Stand und kredenzte „Freigericht Schoppen“. Jenes Getränk also, mit dem alles anfing.

Ganz klar, meine Wahl war getroffen: Ein kühler Schoppen aus der alten Heimat auf den Feierabend! Doch was macht die kleine Kelterei vom Lande eigentlich mitten auf der Frankfurter Hauptwache? Soll der Frankfurter Großstädter ein wenig Luft der kleinen ländlichen Gemeinde Freigericht (ja, die heißt wirklich so!) atmen können?


“Den Platzhirschen Paroli bieten”

Ich frage mal nach. Und zwar bei Gabi, die an der schnuckeligen “Trageser-Tonne” ausschenkt.

“Wir sind eigentlich jedes Jahr mit von der Partie”, sagt sie. “Nur im letzten Jahr wurde uns — damals noch auf dem Rossmarkt — ein solch schlechter Platz zugewiesen, dass wir auf einen Stand verzichtet haben. Wir freuen uns aber, dieses Jahr wieder mit dabei zu sein — und wollen den in Frankfurtern mal zeigen, dass auch der Main-Kinzig-Kreis sein Handwerk beherrscht. Und nicht nur die in Frankfurt populären Keltereien, die in jedem Supermarkt zu finden sind”.


Äh, nun ja — mein nächster Schoppen wird dann doch wieder ein “Meisterschoppen”. Dieser mundet mir dann doch deutlich besser — und dennoch genieße ich die zuckersüße Erinnerung an meine Jugend auf dem Dorf. Ob mein Vater wohl noch ‘nen Kasten im Keller hat?

By MatzeFFM on August 15, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.