Nein, man muss unsere Innenstadt nicht mögen. Dass sich in ihr aber ständig etwas tut: Das kann man ihr nicht absprechen.
Gleich zwei neue Freizeitangebote locken seit wenigen Tagen in Frankfurts Zentrum. So unterschiedlich sie auch sein mögen: Beide sind mir es wert, erwähnt zu werden:
“CityAlm”: Was soll der Hüttenkäse?
Was haben Trachtenmode und Maßkrugstemmen mit Frankfurt am Main gemeinsam? Rein gar nichts. Insofern blieb mir während des Frankfurter Oktoberfestes nichts übrig, als mich zwei Wochen lang fremdzuschämen – in der wohligen Gewissheit, dass der Spuk alsbald vorbei sein wird.
Auch das Dach eines Innenstadt-Parkhauses hat mit einem Strand in etwa so viel gemein wie die B-Ebene des Hauptbahnhofs mit einer heimeligen Wohlfühloase oder das Nordend mit erschwinglichen Mieten. Nichtsdestotrotz haben windige Geschäftsleute auf dem Dach des Parkhauses Konstablerwache schon vor geraumer Zeit den Strandclub “CityBeach” errichtet. Okay, man mag hier zugute halten, dass der gemeine Bänker wirklich eine schöne Aussicht auf Stadt und Skyline hat, wenn er sich an einem lauen Sommerabend den Champagner-Cooler kredenzen lässt, während er – ganz ohne Armani-Socken – die Füße im Pool baumeln lässt. Auch Abkühlung tut schließlich Not.
Nun haben ebendiese windigen Geschäftsleute aber feststellen müssen, dass auch in Frankfurt jeder Sommer mal zu Ende ist. Was also tun?
Ihr habt es vielleicht befürchtet: Während der kalten Tage ist ab sofort statt einem Strandclub eine Almhütte auf dem Dach des Parkhauses zu finden. Ja, eine ALMHÜTTE. Ich könnte jetzt die Frage danach stellen, was bitteschön die angepriesene “Hüttengaudi” mit Frankfurt am Main zu tun hat, noch dazu auf einem PARKHAUSDACH (!). Mach’ ich aber nicht, sondern schüttele einfach mal fassungslos den Kopf – und wünsche schon mal viel Spaß dabei, der “Resi” ins Dekolletee zu glotzen.
Bildrechte: genussmagazin-frankfurt.de
In einer Almhütte. Auf einem fucking Parkhausdach in Frankfurt am Main. Was soll der Hüttenkäse? Ein weiterer Grund, sich auf den kommenden Sommer zu freuen….
Banaler Alltag, inszenziert im Pavillon: “Buddies”
Nächste Frage: Was haben ein US-amerikanisches Wohnzimmer voller leerer Pepsi-Dosen mit Frankfurt gemein? Richtig, ebenso wenig.
Anders als bei der Almhütte auf einem Parkhausdach darf der Besucher jedoch einen kulturellen Mehrwert erwarten, wenn er derzeit den Pavillon des Frankfurter Künstler-Kollektivs “saas.fee” betritt. Dort gastiert bis noch bis zum 2. Dezember die Ausstellung “Buddies”, gemeinsam vom Künstlerduo Yarisal & Kublitz mit dem Berliner Andreas Koch erschaffen.
Die Ausstellung ist eine Hommage an deren gemeinsame Zeit in Toronto, im Pavillon wird ein vermeintlich stereotypisches, mittelamerikanisches Eigenheim inszeniert. Alltagsgegenstände sollen durch Kombination mit wertigen Materialien in ihrer Banalität gesteigert werden und zu Kunst verschmelzen, Symbole aus der virtuellen Welt sollen haptisch werden und Fragen aufwerfen.
Manches erschließt sich erst auf den zweiten Blick, manch ist offensichtlich: Wie die Message der US-Flagge, die ihre “Stars & Stripes” verloren hat, welche nun heillos durcheinander vor ihr auf dem Boden liegen.
Ein guter Grund, sich in die Innenstadt zu wagen. Nach einem Rundgang durch die Ausstellung gibts selbstverständlich auch ne Pepsi aus dem Stehkühlschrank.
www.saasfee.de/pavillon
Bleichstraße 64-66
Mi-Fr 11-18 Uhr
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