An die abenteuerlichsten “Tage des…” hab’ ich mich ja längst gewöhnt. Nahezu jeder einzelne Kalendertag wurde inzwischen zu einem Tag der feierlichen Widmung verschiedenster Dinge erklärt, mancher gar zum “Welttag”.
So existieren neben dem “Welttag des Schlafanfalls” (29. Oktober), dem “Weltnichtrauchertag” am 31. Mai (welchen ich besonders gern mit zahlreichen Zigaretten zelebriere), einem “Welttag des Lächelns” am 6. Oktober (wie schön!) sowie dem “Weltbart-Tag” (03. September) auch Tage zu Ehren und Gedenken der Erdnussbutter (1. März) oder gar ein internationaler Tag der Zahnpasta (22. Mai). Auch ein “Welttag des Teddybärs” am vermag mich nicht mehr zu verwundern.
Wenn es sonst schon nix zu feiern gibt: Why not?
Völlig unbekannt war mir dagegen bis dato der “Welttoilettentag”. Auf diesen wurde ich durch einen Artikel meiner Kollegen von “hallofrankfurt.de” aufmerksam. Obendrein wurde für Frankfurt eine Veranstaltung zu Ehren des stillen Örtchens für den 19. November angekündigt. Prompt verspürte ich ein dringendes Bedürfnis. Nein, nicht was ihr jetzt denkt – ich rede vom Bedürfnis, mich zum Ort der Huldigung der “Keramikabteilung” zu begeben und mich dort einmal umzuschauen.
Eine kurze, knallharte Recherche bei Wikipedia ergab vorab:
Der 19. November wurde wurde bereits 2001 erstmals von der Generalversammlung der vereinten Nationen zum Welttoilettentag ausgerufen.
Hinter dem zunächst etwas kurios anmutenden Welttag verbirgt sich durchaus ein ernst zu nehmender Hintergrund:
So soll der Tag soll aufmerksam auf die Tatsache machen, dass stolze 40 Prozent der Weltbevölkerung nicht über eine ausreichende sanitäre Grundversorgung verfügen. Ich muss gestehen: Dies war mir so niemals bewusst und ich betrachtete den Toilettengang bisher als notwendiges, aber selbstverständliches Übel.
Mit diesem neu erworbenem Wissen also rauf aufs Rad, kurzer Schlenker über eine verregnete Zeil, ohne weitere Zwischenfälle den Zukunftspavillon am Roßmarkt erreicht.
Toilettenbürsten-Weitwurf und ein Klo-Selfie
Schon von weitem lassen sich zwei Dixie-Toiletten aus Holz erspähen. Über dem Eingang des Pavillons prangt der Hashtag “#KLOFIE”.
Ich muss nicht lange rätseln, was es damit auf sich hat:
Die Bad Nauheimerin Lea und ihr Kollege Nici arbeiten ehrenamtlich für “Viva con Agua” und setzen sich in ihrer Freizeit dafür ein, allen Menschen dieser Welt Zugang zu sauberem Trinkwasser zu ermöglichen.
Sie begrüßen mich herzlich und ermuntern mich, im Toiletten-Häuschen für ein Foto zur Verfügung zu stehen. Ich wappne mich mit goldener Toilettenbürste und stehe gern für ein paar Schnappschüsse zur Verfügung. Dient ja schließlich dem guten Zweck!
Nici verdonnert mich obendrein, mich in der Disziplin des Toilettenbürsten-Weitwurfs zu versuchen. Es gilt, von einer Markierung auf dem Boden aus eine Toilettenschüssel zu treffen, die ich allerdings grandios verfehle. Schade, hätte ich doch eine bedruckte Toiletten-Papierrolle im Wert von stolzen 3 Euro gewinnen können. Sollte wohl noch ein wenig üben.
Kompost-Klos und Toiletten-Torte
Genug herumgealbert, ich habe schließlich den ersten Hintergrund des Welttoilettentages nicht vergessen und schaue mich ein wenig im Pavillon um.
Hier wurde eine Leseecke eingerichtet und mit Büchern über die Themen Trinkwasserversorgung und die globale Sanitärversorgung ausgestattet.
“Viva con Agua” sind an eigenem Stand präsent informiert über Projekte der Organisation. So wie auch Elisabeth Felt – sie informiert über “nowato”, ihr Unternehmen, welches wasserlose Kompost-Toiletten für den öffentlichen Raum entwirft, fertigt und vertreibt.
Zwischendurch aufgewärmt werden kann sich mit heißem Käffchen und einem Stück Toiletten-Torte (kein Scheiß, höhö.)
Neugierig betrachte ich noch die handgefertigten Toilettendeckel der Künstlerin Susanne Anheuer, welche hier erworben werden können.
Gelungene Aktion, ganz ohne Scheiß
So kurios und stumpfsinnig sich der “Welttoilettentag” für mich zunächst angehört haben mag:
Das Ziel, Menschen auf den Umstand, dass 40 Prozent der Weltbevölkerung keinen Zugang zu ausreichend hygienischer Toiletten haben ,aufmerksam zu machen, wurde erreicht.
Durch witzige Ideen wie dem Toilettenbürsten-Weitwurf wurde beim Besucher das Interesse geweckt und das Bewusstsein geschaffen:
Nein, es ist nicht selbstverständlich, so gedankenlos unser Geschäft verrichten zu können. Ebenso wenig wie der freie Zugang zu sauberem Trinkwasser ist.
Interesse wecken für ein Tabu-Thema. Die unbedarften Besucher dazu anregen, ihr eigenes Nutzungsverhalten des Naturguts Wasser zu überdenken:
Genau so wird’s gemacht.
Ich jedenfalls fand’s spaßig wie auch aufschlussreich und schau nächstes Jahr gern wieder vorbei.
Gude, Danke für Deinen Besuch!
Hier habe ich noch mehr zum Thema aufgeschrieben https://saniblog.org/2016/11/20/gedanken-zum-welttoilettentag-2016/ (und beim BarCamp2016 letztes WE wurde mir sogar noch verraten, dass es an Gleis 24 am HBF gute Toiletten für DB-Mitarbeiter geben soll (und solche die den Ort kennen)).
Gude, und Dankesehr für deine Links! 🙂
Das mit den Toiletten am Gleis 24 ist mir gut bekannt – allerdings ist es ein lang bekanntestes Ärgernis für alle DB-Mitarbeiter, welcher ihre Pause in der Kantine verbringen.
Die Mitarbeiter-Toiletten sind stark frequentiert von Reisenden, und werden oftmals nicht so hinterlassen, wie man sich eine Toilette am eigenen Arbeitsplatz vorstellt.
Also: Bitte nicht zu laut herumposaunen, ist schon schlimm genug 😉