Frühlingsgedicht

Kinners, ich komme ja zu gar nix mehr.

Ich weiß ja nicht, wie euch es ging – aber ich habe jeden einzelnen Sonnenstrahlen der letzten Tage in mich aufgesogen wie ein durstiger Wanderer das frische Quellenwasser.

Allemals für ein paar Bilder und ein kleines Gedicht hat es gelangt, während ich die aufblühende Stadt und die wiederentdeckte Lebensfreude ihrer Bewohner genossen habe.

Viel Freude beim Lesen und Betrachten – und dann nix wie wieder raus mit euch. Am Rechner versauern und irgendwelche Blogs lesen könnt ihr später noch, tankt Sonne, genießt das Leben!

 


Endlich wieder auf dem Lohrberg sitzen
im T-Shirt in der Sonne schwitzen
Der Blick schweift übers weite Land
‘nen kalten Schoppen in der Hand

Endlich wieder Sonne tanken
im Ostpark, unter Blumenranken
den ersten Grill endlich entzünden
mit Freunden Zeit der Ruhe finden

Endlich wieder breit ausbreiten
auf des Maines grünen Seiten
am Maincafé sich kühl erfrischen
und auch das Dönerboot war wieder fischen

Endlich Frühling in der Stadt
man wird der Sehnsucht niemals satt
man lacht, man trinkt, man liest, man plauscht
die Menschheit wirkt wie ausgetauscht.

Von einer Flucht in die Stadt der Quellen: Ein Kurztrip nach Bad Vilbel

Es ist mein einziger freier Tag der Woche. Ich eile über die Berger Straße, ein paar Termine gilt es noch wahrzunehmen. Man kam ja sonst zu nichts die letzten Tage, ich bin froh, wenn ich’s gepackt habe – und freue mich auf einen Ausflug, den ich für heute mit einem guten Freund geplant habe. Endlich raus aus der Arztpraxis, das Handy vibriert: “Sorry”, heißt es in der Nachricht vom Kumpel, “bin krank.” Auch das noch. Ich steige aufs Fahrrad, ein rüstiger Rentner ermahnt mich, mein Fahrrad gefälligst zu schieben. “Spießer!”, rufe ich ihm hinterher. Erneuter Blick aufs Telefon, ja, an was ich noch alles denken soll. Und meine Finanzen, ja, die wollen heute auch noch geregelt werden.

Kurzum: Es ist einer dieser Momente, in denen ich kurz vorm Durchdrehen bin.

Und ganz schnell raus muss aus dem Großstadt-Stress, ein paar Stunden für mich durchatmen muss. Genau für diese Momente, da führe ich praktischerweise eine Liste allerlei Dinge, mit denen ich mir selbst schon immer mal eine Freude machen wollte (sollte jeder tun!).
Ein kurzer Blick darauf, Bad Vilbel, da wollte ich schon immer mal hin. Ist auch nicht allzu weit weg, aber immerhin: weg.

Ich springe also mitsamt Fahrrad hinein in die Straßenbahn der Linie 18 – um einen kleinen Ausflug zu beginnen, der mich Stress und Trubel zumindest für einige Stunden lang vergessen lässt.

Und weil’s mir so gut gefallen hat in der Stadt der Mineralquellen, da will ich euch gern dran teilhaben lassen – damit auch ihr euch einen kurzen Tapetenwechsel gönnen könnt, wenn euch mal wieder alles über den Kopf wächst.

 

Auf geht’s in die Quellen-Stadt!

Die 32.000 Einwohner zählende Kleinstadt, die ihren Aufstieg den dortigen Mineralwasserquellen zu verdanken hat, liegt direkt an der Nidda und ist somit hervorragend mittels einer kleinen Radtour am Flussufer entlang zu erreichen.

Als Ausgangspunkt hab’ ich den “Gravensteiner Platz” als Endhaltestelle der Straßenbahn-Linie 18 gewählt, da diese vom Nordend ganz bequem mit dem Fahrrad zu erreichen ist. Alternativ könnt ihr auch mit den U-Bahnen der Linie 5 bis zur Haltestelle “Preungesheim” fahren, die nicht weit entfernt ist.

Wenn ihr Glück habt, findet am Gravensteiner Platz gerade der Wochenmarkt statt, an dem ihr euch mit ein wenig Proviant eindecken oder für den Ausflug stärken könnt.

Danach könnt ihr euch aufs Fahrrad schwingen und über die Straße “Am Dachsberg” gen Norden fahren. Dort erreicht ihr das schnuckelige Flecken Frankfurt Berkersheim, wo ihr ein wenig Dorfluft atmen könnt und entlang der Berkersheimer Bahnhofsstraße schlußendlich die Nidda erreicht. Auf dem Weg lassen sich Apfelbäume, Pferde und sogar Traktoren beobachten – wie damals auf dem Dorf, gelle?

 

Kurz anhalten, innehalten und genießen

Ihr habt’s gehabt: Die Großstadt ist hinter euch! Rechts der Nidda entlang verläuft ein Radweg, von dem aus ihr Frischluft, Flora & Fauna der Niddauen genießen könnt.

Nach kurzer Durchquerung der ersten Vilbeler Ausläufer gilt es nun die Nidda auf einem Steg zu überqueren, die nahe Eisenbahnbrücke im Blick.

 

Und dann heißt es auch schon: Willkommen in der Stadt der Mineralbrunnen!

Ihr könnt es machen wie ich, euch einen Kaffee schnappen, auf den Treppen vor der Stadtbibliothek Platz nehmen. Mit Blick auf die Nidda die Großstadtseele baumeln lassen. Oder aber ihr macht es wie die “Locals”, die während meines Besuchs gleich nebenan den Marktplatz säumten und sich mit Eisbechern den Winterfrust herunterschleckten.

Hello, Locals! Nice to be here! 

 

Blütenpracht im Kurpark, Festung im Wasser & putzige Tierchen

Nun ist es – ganz klar – an der Zeit für ein wenig Sightseeing und Kulturprogramm. Eis und Kaffee gibt’s ja schließlich auch in Frankfurt.

Im Kurpark könnt ihr eine Runde drehen und euch an der Blütenpracht erfreuen. Dort findet ihr auch den Tempel, der die seit Urzeiten sprudelnde Hassia-Quelle umschließt und euch vom Etikett der gleichnamigen Mineralwasserflaschen bekannt sein dürfte.

Bad Vilbel, das ist schließlich die Stadt des Mineralwassers. Lange Zeit verdankte die Stadt ihren Reichtum allein seinen zahlreichen Quellen, dessen Abfüllung und Export viele Arbeitsplätze schuf. Davon zeugen auch heute noch die vielen bunten Skulpturen in Form von Wasserflaschen, die das Stadtgebiet schmücken. 

Wenn ihr den Park durchquert habt, stoßt ihr auf die unverfehlbare alte Wasserburg, deren ältesten Teile noch aus dem zwölften Jahrhundert stammen. Schaut euch auch unbedingt den schönen Innenhof der Burg an, den ihr über einen Steg erreichen könnt!

Mein ganz persönliches Highlight jedoch, waren all die putzigen Tierchen, die an den Wassergräben der Burg herumtollten.Von den Enten war ich schnell gelangweilt, kennt man ja schließlich, quak quak. 

Vielmehr waren es die putzigen Nagetierchen, die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen.

“Oh wie süüüüüß, ein Biber!”, stieß ich einen Ruf der Entzückung aus. Kniete mich hernieder, staunte über die Zutraulichkeit der Viecher. Umgehend jedoch, da korrigierte mich ein älteres Ehepaar. Nein, keine Bieber seien das, ich solle doch mal auf die Füßchen gucken. Tatsächlich: Flossen.

“Nutrias sind das”, klärt mich die nette Dame auf. “Auch bekannt als Biberratten”. So oder so, ich bin verliebt und spiele Streichelzoo. 

 

Heilbrunnen und Wissensdurst

Folgt ihr der Nidda noch ein Stück weiter, so findet ihr einen Heilbrunnen, an dem ihr euren Durst stillen könnt. Euren Wissensdurst allerdings kann erst gestillt werden, nachdem ihr über eine kleine Brücke die Nidda überquert habt:

Dort befindet sich in einem schmucken Fachwerkhaus nämlich das Mineralbrunnenmuseum.

Ebenso schmuck ist auch das Rathaus, wenn auch nicht ganz so imposant wie der Römer.

Ich schließe meine Großstadtflucht mit einem kleinen Bummel über die Einkaufsstraße ab, bevor ich wieder auf dem Fahrrad sitze und mich entlang der Nidda Frankfurt nähere. Und mich schon deutlich besser fühle.

Wer außer Puste ist, kann natürlich auch bequem mit der S-Bahn fahren, welche euch in nicht einmal zwanzig Minuten zurück nach Frankfurt bringt.

 

Dankeschön, Bad Vilbel!

Wieder einmal habe ich festgestellt, dass manchmal schon ein paar Stunden Wunder wirken. Einfach raus, einfach weg, einfach mal kurz Tapetenwechsel. Als schnell erreichbares Ausflugsziel bietet sich Bad Vilbel dafür ganz hervorragend an, zumal die Anfahrt der Nidda entlang bereits Genuss ist.

Zurück in Frankfurt, da fühl’ ich mich bedeutend besser, kann wieder klar denken. Dafür ein dickes Dankeschön, Bad Vilbel – war echt schnieke und ich komm’ gern wieder!

Wenn euch also mal wieder die Decke auf den Kopf fällt, euch alles zuviel wird und ihr kurz vorm Durchdrehen seid – dann schwingt euch rauf aufs Rad und folgt der Nidda!

Dass die Stadt deutlich hübscher anzuschauen ist als die “Geschlossene” von innen – davon konnte ich euch hoffentlich überzeugen.

Ich mach’ mich derweil mal schlau,  ob sich ein Nutria als Heimtier eignet.

Vom Suchen und Finden der Liebe.

Manchmal, da reicht es ja aus, einfach zu beobachten. Beobachten kann man schließlich viel in der Stadt; in so ziemlich jeder Ecke passiert ja immer irgendwas. Neulich reichte eine solche Beobachtung, um mich sehr nachdenklich zu stimmen. 

Doch der Reihe nach: 

 

Woran denkt ihr, wenn ihr das Wort “Liebe” hört?

Denkt ihr an die innige Beziehung zweier Menschen, die sich einander versprochen haben? Vielleicht sogar in Form der Ehe?

Denkt ihr an eine Mutter, die voll Stolz ihr Kind ansieht? An den Vater, der zu töten bereit wäre, um es zu verteidigen?

Oder denkt ihr vielleicht an die Liebe der Gemeinschaft, in der man einander hilft, füreinander da ist – vor allem in schlechten Zeiten? Denkt ihr an Liebe als Ursprung einer Leidenschaft, an die Liebe zur Musik, zum Tanz, zum Bundesligaverein?

Ihr seht: DIe Liebe hat viele Gesichter. Liebe ist ein Grundbedürfnis, das jeder Mensch zu stillen sucht. Ob bewusst oder unbewusst – das weiß nicht nur der Psychologe. 

 

Fünf Buchstaben, ein Foto

Neulich hatte ich beim Wort “Liebe” jedoch lediglich jene Skulptur im Sinn, an der ich beim Joggen im Anlagenring schon so oft vorbei gelaufen bin. “Das muss sich doch irgendwie in Szene setzen lassen”, so dachte ich mir. Packte meine analoge Kamera samt jungfräulichem Schwarzweiß-Film ein, schwang mich aufs Rad. Und hoffte inständig, dass sich die fünf großen Stahlbuchstaben irgendwie motivisch in Szene setzen ließen. Insgeheim hoffte ich auch das nächstbeste Liebespaar, das für einen Facebook-Beitrag zur Dokumentation seines jungen Glücks davor ein Selfie schoss. Vielleicht würde ich ja auch Zeuge eines Heiratsantrags werden, aber zumindest ein Hand an der Skulptur vorbeispazierendes Ehepaar würde ja wohl drin sein.

Meine Hoffnungen werden jedoch zunichte gemacht, als ich mein Fahrrad unweit der Skulptur abstelle und die Kamera zücke. Außer mir ist zunächst anwesend: Niemand. Der ewige Frust des Fotografen. 

Ich will nicht umsonst hergefahren sein, mache ein paar Aufnahmen. Bis sich dann, ja dann…

 

Von einem, der die Liebe suchte

Während ich also auf dem feuchten Rasen kniete, gerade zum letzten Mal den Auslöser betätigen wollte – da schlich sich eine traurige Gestalt hinein in den rechten Bildrand. Ich ließ die Kamera sinken, blickte auf. Ein Mann kam des Weges, langsam, eine Plastiktüte in der Hand.

Deren Inhalt drapierte er formvollendet auf dem mittleren Strich des letzten “E”:
Eine Flasche Wodka samt Discounter-Orangensaft aus dem Tetrapak.

Ich drückte nochmals Auslöser, fühlte mich schlecht dabei, den Mann zu fotografieren. Beschränkte mich fortan aufs Beobachten. Der Mann erklomm das letzte “E”, trank abwechselnd aus Wodkaflasche und Tetrapak.

Ich wurde trübsinnig. Dieser Anblick des Mannes mit dem ungepflegten Bart, der auf dem Wort “Liebe” saß und mittags um 2 dort Wodka trank. War dieser Anblick nicht viel aussagekräftiger als das beliebige Pärchen, das ins Smartphone grinste?

Dieser Mann suchte wohl die Liebe, und fand sie lediglich in Form eines modernen Kunstwerks und hartem Alkohol. Ich fühlte Mitleid in mir aufkommen, das Bedürfnis, ihm irgendwie etwas Gutes zu tun. Mir fiel nichts ein.

Ich packte meine Kamera ein, verließ meine kniende Fotografen-Position.

Während ich zum Fahrrad ging, rief ich ihm zu:

“Einen schönen Tag wünsch’ ich dir! Lass’ es dir gutgehen.”.
Er starrte mich mit leerem Blick an, erwiderte nichts.

 

Liebe suchen, Liebe finden

Ziemlich nachdenklich radelte ich gen Innenstadt; die Begegnung mit dem bärtigen Mann hatte mich trübselig gemacht. Ich wünschte ihm jemanden, der ihn liebt. Hetzte über die Zeil, ja, man hat ja so viel zu erledigen und besorgen heutzutage. Hielt kurz inne an der Hauptwache und beobachtete.

Ein Haufen junger Mädchen, die um einen Rollstuhlfahrer standen, erweckte meine Aufmerksamkeit. Sie schienen begeistert von den Tönen, die er seiner Flöte entlockte, während er auf dem Pflaster der Zeil saß. Klatschen im Takt zu seiner Musik. Und warfen nach einiger Zeit ihr Kleingeld in den Flötenkoffer vor ihm.

Dieser Mann hatte sie nicht nur gesucht, die Liebe. Sie gefunden in Form der Nächstenliebe, in Form der Liebe für seine Musik. In Form der Anerkennung durch eine finanzielle Gabe. Von diesem Anblick eigenartig berührt, drückte ich nochmals auf den Auflöser. Und zog nachdenklich von dannen.

 

Love is in the Air

In dieser Stadt schien die Liebe überall präsent zu sein. Im Suchen wie im Finden, in traurigen wie hoffnungsvollen Augenblicken. Manche zerbrechen während der Jagd nach ihr, manche schöpfen Kraft aus kleinen Gesten der Nächstenliebe.

Die liebe Liebe also. Der kleinste gemeinsame Nenner, der uns allesamt verbindet. Und wohl gerade deswegen überall präsent ist. In jeglichen Formen. Ich wünsche niemandem, sie lediglich in Form von metallenen Großbuchstaben und Spirituosen zu finden. 

Verratet mir doch: Was waren eure berührendsten Begegnungen mit der Liebe in Frankfurt?

Und bis dahin: Liebt euch.

Neue Partyreihe in Frankfurt: Feiern im siebten Himmel oder siebte Sünde?

Es gibt ja Menschen, die versteh’ ich nicht. FDP-Wähler zum Beispiel, Briefmarkensammler, Ordnungsdezenten. Oder eben jene mustergültigen Frankfurter, die die Auswahl ihrer Garderobe am Wochenende nach dem Club ausrichten, in den sie auf Einlass hoffen. Um anschließend an der Theke Longdrinks für Dreizehn Euro Fünfzig zu bestellen, welche dann demonstrativ lässig am Tresen lehnend gekippt werden.Soll ja schließlich jeder sehen, dass man Longdrinks für Dreizehnfuffzisch trinkt, hey, man ist schließlich erfolgreich in Beruf und versteht zu feiern! Bevorzugt natürlich zu den angesagtesten Rhythmen, jenem immergleichen herzlosen Kommerzgedudel eben, welches Planet Radio der Zuhörerschaft  den lieben Tag lang in den Gehörgang rotzt. Hey, dafür zahlt man doch gerne mal ‘nen Zehner Eintritt! 

Nee, kapier’ ich nicht, nicht meine Welt. Ich geh’ dann doch lieber ein wenig bodenständiger feiern. In Klamotten, in denen ich mich wohlfühle, mit Menschen, die authentisch sind, bei Musik, die ich mag. Insofern schien die neue Frankfurter Partyreihe “SEVEN-Party with a view” im siebten Stock des Kaufhof nicht unmittelbar als attraktiv für mich. Auch der Vorgänger der Veranstaltungsreihe, der “CLUB 101”, war nun wahrlich nicht ganz meine Welt.

Nun begab es sich allerdings, dass ich – ausnahmweise – am Wochenende mal frei hatte und auf der Suche nach adäquater Abendgestaltung das heißgeliebte “JOURNAL FRANKFURT” durchblätterte. Und was musste ich da sehen?

“Tipp des Tages” für den heutigen Samstag war tatsächlich die erwähnte Party. Ich war natürlich skeptisch, doch hat das “Journal” zwar nicht immer recht, dafür aber ‘nen recht guten Riecher, was das Nachtleben betrifft. Die Location sei eine wahre Perle, der Blick auf die Stadt hinab ein Traum. Dem konnte ich dann auch kaum widersprechen, als ich die Bilder angeschaut und ein paar Bewertungen gelesen habe. Sollte ich es tatsächlich wagen? Würde ich es nicht ertragen, wüsste ich das “Cave” nicht weit. Und Facebook verriet mir immerhin, dass ein paar liebe Leutchen da sein werden.

Warum nicht mal verrückt sein? Ich beschloss also, mal vorbeizuschauen bei der “SEVEN”. Dass ich das noch erleben durfte! 

 

Samstagabend, halb zehn.

Ich habe tatsächlich mal T-Shirt gegen Hemd und New Balance gegen Lederschuhe getauscht. Mache mich auf den Weg, es regnet. Kurz habe ich Angst vor den angekündigten “Seven Stylez of Music”, mit welchen “DJ Da Silva” droht. Ich besinne mich zurück auf meine Aufgeschlossenheit, fahre all meine Erwartungen zurück.

Auf dem Weg über die Zeil der übliche Samstagsabend-Anblick:
Grölende Halbstarke mit Wodkaflaschen, elitäre Schlange vor dem Gibson, keine Polizei.

Am Kaufhof bin ich schnell, am Seiteneingang treffe ich auf Bekannte. Schnell eingereiht in all die Wartenden, letzter prüfender Blick auf meine Lederschuhe.

“Als was arbeitet ihr?”, “Seid ihr aus Frankfurt?”, “Wart ihr schon mal hier?”.

Der Türsteher unterzieht einen jeden Gast einem kleinen Interview. Am liebsten hätt’ ich ja “Geht dich ‘nen Scheiß an!”, aber wie das eben so ist mit den Türsteher, man will ja was von denen. Nämlich rein kommen. Also: Nett grüßen, brav sein, schönen Abend wünschen.

Der Veranstalter höchstselbst begleitet uns im Fahrstuhl bis in die namensgebende siebte Etage, welche ansonsten das Kaufhof-Restaurant “Leonardo’s” beherbergt. Muss ich mich eigentlich nun geehrt fühlen?

Die Jacke ist schnell abgegeben, ich schaue mich mal um.
Uiuiui, wirklich ganz nett hier über den Dächern der Stadt. Schnell ‘nen Gin Tonic holen an der Bar, bis 23 Uhr ist schließlich Happy Hour. Bisschen grüßen hier, bisschen grüßen da, ein Tritt auf die Terrasse.

 

Wie schade, dass es regnet

Würde nicht der Regen auf die Schirme prasseln, so wäre dies mit Sicherheit der perfekte Ort für eine Sommernacht. So aber sitzt niemand auf den bequemen Sofas, nur die Raucher scharen sich um die Stehtische herum. Der Ausblick auf die nächtliche Stadt entschädigt indes für das Nieselwetter. Ich bin angetan! Darauf ‘ne Zigarette.

Während draußen noch eifrig Selfies für Instagram vor der Skyline geknipst werden,  strömen drinnen derweil immer mehr feierwütige Frankfurter aus dem Aufzug. Tatsächlich ist das Publikum weit weniger elitär als befürchtet. Klar, die obligatorischen Bänker, die sich nicht einmal am Wochenende vom Anzug trennen können, sind auch da. Insgesamt aber: Gut durchmischt, wie man so schön sagt, aber eben auch ein wenig “Stock im Arsch”.

“DJ Da Silva” beschallt den Fresstempel derweil mit jener Art Musik, die ich befürchtet hatte:

Irgendwas aus den Charts eben, wohl tanzbar, vielleicht läuft auch einfach nur Planet Radio. Als “Butterfly” ertönt, ein ewiger Klassiker aus meiner Jugend, freu’ ich mir kurz den Arsch ab. Blöd nur, dass mein altes Lieblingslied nach einigen Takten in irgendeinen Remix übergeht. Hey, “Butterfly” verhunzen?! Da versteh’ ich keinen Spaß!

 

 

Heute mal: Wodka-Lemon statt Currywurst

Noch ist ja Happy Hour, vielleicht wird’s der Wodka Lemon ja richten. Der kann dort bestellt werden, wo ansonsten Currywurst über den Tresen gereicht wird, davon zeugen jedenfalls die Angebotsschilder des Restaurant. Für 4 Euro gibt’s im Glase zwar mehr Eis denn Wodka und Zitronenlimonade, aber irgendwo muss bei diesem Spottpreis ja der Haken sein.

Mit der Zeit wird’s richtig voll, immer mehr Gäste wechseln vom “Ich steh’ mal rum und zeige Präsenz”-Modus auf die Tanzfläche. Will ja keine Spaßbremse sein, mach ich mal mit. Dass ich gar nicht tanzen kann, wird wohl niemand merken. Und tatsächlich, ich freu’ mich über all die Bekannten, die ich treffe. Und jedes Lächeln der Tanzenden. Niemand hier, der Stress sucht, kein Altsachs-Klientel hier. Angenehm!

Noch ein bisschen so tun, als wäre ich des Tanzens mächtig. Zwischendurch hier und da mal tratschen, schließlich zählt der Mensch, nicht die Musik. Und, natürlich, auf die Terrasse gehen. Einfach rauchen und die Aussicht genießen. Schön!

Das fiese Kompliment

Man ist offen hier, das gefällt mir. Ich lerne irgendwie ‘nen Typen aus Berlin kennen. Dieser behauptet prompt, dass ich ihm bekannt vorkäme. Ach ja, er habe es, ich solle das jetzt BITTE, BITTE nicht falsch verstehen:

Bill von Tokio Hotel. Mir entgleisen die Gesichtszüge, er bemüht sich um Schadensbegrenzung: Nein, das solle ich bitte nicht falsch verstehen, er sei jetzt nicht schwul oder so, aber – ich wär’ eben ein Hübscher, habe die Gesichtszüge des Teenie-Schwarms von Anno 2005.

Für mich eher grobe Beleidigung als Kompliment. Nix gegen Komplimente, ja auch Männer mögen die: Aber eines einer Frau wäre mir dann doch lieber gewesen. Und ohne Bezug zu Bill Kaulitz.

Whatever, ich tanze noch ein bisschen rum, habe Spaß daran, die Leute langsam ihre Hemmungen verlieren zu sehen. Bis mir dann ein Kumpel schreibt. 

Ich muss eine Entscheidung treffen: Mir irgendwie Musik erträglich trinken, morgen verkatert aufwachen? Oder einfach noch mal bei meinem Kumpel im “Cave” vorbeischauen?

Ich entscheide mich für Letzteres. Es ist halb zwei, ich sage Tschüß.

Der Türsteher des “Cave” stellt mir keine Fragen, blickt aber befremdet auf meine Lederschuhe. Bilde ich mir jedenfalls ein. Und als ich das Kellergewölbe betrete, da merke ich: Endlich wieder unter Meinesgleichen.

Hingehen oder nicht? Mein Fazit

Die “SEVEN”-Party findet fortan monatlich statt; alle Infos und Termine erhaltet ihr bei Facebook. Das JOURNAL FRANKFURT hatte recht, was die Location anbelangt:

Nicht zu groß, nicht zu klein. Die Terrasse bietet einen wundervollen Blick auf die Stadt hinab, ist der ideale Ort für eine schöne Sommernacht.

Das Publikum ist frei von irgendwelchen stress-suchenden Assis und Proleten, besteht aber auch nicht ausschließlich aus Anzugträgern.

Die Musik jedoch, die muss man mögen. Jeder Planet-Radio-Hörer wird hier glücklich, ich werd’s nicht.

Frankfurt, das kannst du besser. 

Unweigerlich frage ich mich: Warum kann an diesem tollen Ort nicht eine Party mit ein bisschen mehr Herzblut, ein wenig mehr Authentizität und Musik mit ein wenig, nun ja, “Charakter” stattfinden?

Vielleicht bin ich da auch einfach ein wenig anders als all die Vielen hier, die die Nacht ihres Lebens zu verbringen scheinen. Und vielleicht sollte ich mich einfach damit abfinden, dass Frankfurt einfach ist, wie es ist.

Die Perlen sind versteckt, das Klischee oftmals erfüllt. Wie dem auch sei, man bereut ja nur, was man nicht gemacht hat.

Es ist noch dunkel, als ich nach Hause komme. Die Vögel zwitschern trotzdem noch, ich freu’ mich auf den Sonntag, den ich nicht verkatert im Bett verbringen muss.

Denn das wahre Leben, das findet nun mal am Tage statt. Finde ich, zumindest… 

 

Von Dünen, Fachwerk und Palästen – so schön ist’s in Frankfurts Westen!

So traurig es auch sein mag:

Unter dem “Westen der Stadt” versteht der gemeine zugezogene und irgendwo in den ach-so-angesagten Vierteln der Innenstadt lebende Frankfurter für gewöhnlich das Westend. Allenfalls vielleicht noch Niederrad (da war man schon mal beim Arzt) oder das Gallusviertel (soll ja auch im kommen sein!), dahinter hört’s dann aber für gewöhnlich auch schon auf. 

Um all den Anfeindungen zuvorzukommen, die mich nun ereilen möchten:
Hey, ich darf das schreiben, ich bin ja schließlich selbst nicht besser.

Oder besser gesagt, ich war:

Neulich, da hab’ ich nämlich einen Ausflug in den wilden Westends ganz fernab des innerstädtischen Epizentrums gewagt. Von der Neugierde getrieben, von Schwanheim und Höchst hatte ja auch ich schon mal gehört. Eben da, wo noch die echten Frankfurter zu Hause sind.

“Der wilde, wilde Westen – er fängt gleich hinter Hamburg an…”:

Dieses furchtbare Stück Liedgut der norddeutschen Möchtegern-Country-Kapelle “Truckstop” war als Kind eines meiner absoluten Lieblingslieder. Heute weiß ich es besser: Der wilde, wilde Westen: Der beginnt nämlich noch nach Niederrad, um genauer zu sein: In Schwanheim.

Und genau dort beginnt ein kleiner Ausflug, von dem ich euch berichten mag.

 

Folgt mir auf meiner Reise in den “wilden Westen” – und tut es mir nach!

Als Ausgangspunkt für unsere kleine Tour haben wir die Straßenbahnstation “Rheinlandstraße” gewählt:

Die Straßenbahnen der Linie 12 halten dort direkt im Herzen Schwanheims. Praktischerweise gibt’s dort am Bahnhof direkt eine Call a Bike-Station, sodass sich meine reizende Begleitung mittels App schnell eine Fietse leihen konnte. Ihr wisst nicht, was ‘ne “Fietse” ist? Keine Sorge, wusste ich bis dato auch nicht – so schimpft sich wohl in den Niederlanden und in Norddeutschland ein handelsübliches Fahrrad, wie ich erfahren durfte.

Nicht einmal ein eigenes Fahrrad braucht ihr also für die Tour – klingt ziemlich gut, oder? Die Tagespauschale beträgt – je nach Tarif – entweder 9 oder 12 Euro. Allemals günstiger als jedes Leihfahrrad!
Ziemlich gut ist auch, dass die Schwanheimer Dünen von der Haltestelle “Rheinlandstraße” schnell erreicht sind.

Ein Schild markiert den Eingang zur deutschlandweit recht einmaligen Binnendüne, die bereits 1984 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und zahlreichen Tier- wie Pflanzenarten eine Heimat bietet, die im Lande andernorts nur selten anzutreffen sind.

Diese könnt ihr von einem Bohlenweg aus bestaunen, der angelegt wurde, um Vegetation vor den Tritten der Ausflügler zu schützen. So viel Rücksicht nehmen wir natürlich gern – und außerdem sorgt ein solcher schmaler Steg schließlich für echtes Abenteuer-Feeling!

Hierbei gilt natürlich: “Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt”!
In unserem Fall natürlich “Wer seine Fietse liebt…”. Wenn mich meine Begleiterin weiter so beharrlich korrigiert, übernehme ich die “Fietse” wohl selbst noch in den Wortschatz.

Nachdem ihr den Bohlenweg passiert und dabei die wunderschöne Dünenlandschaft bestaunt, vielleicht auch ein paar wilde Tiere entdeckt habt, könnt ihr wieder artig auf die Fietse (okay, okay, sie hat’s geschafft…) klettern. Über einen Fahrradweg erreicht ihr schnell das Schwanheimer Mainufer.

Und da wartet dann gleich das nächste Highlight!

 

Alles in Butter auf’m Kutter?

Die Altstadt Höchst ist von hier aus bereits zu bewundern. Nur der Main trennt euch noch noch von ihrer Schönheit. Und wie könnte man auch stilechter auf die andere Mainseite übersetzen als mit einer Fähre?

Praktischerweise – ihr hab’s geahnt – pendelt eine solche hier in schöner Regelmäßigkeit und verbindet Schwanheimer- mit Höchster Ufer. Für ‘nen schlappen Euro könnt ihr mitsamt Fietsen an Bord gehen, den seichten Wellengang des Mains und die malerische Ansicht von Höchster Schloss und Justinuskirche genießen.

Ich hatte den Mund vor Entzückung noch nicht wieder geschlossen, betätigte noch wild den Auslöser meiner Kamera, da ist das Fahrvergnügen schon vorbei. Die Fähre ankert bereits in Höchst. “Ahoi, Captain, bis bald mal wieder!”.

Nun ja, ‘ne Kreuzfahrt kann man für ‘nen Euro wohl auch nicht erwarten. 

 

Zuckersüßes Fachwerk

Wir schwingen uns auf die Räd… Fietsen, fahren dann mal los. Direkt an der Anlegestelle der Fähre könnt ihr an der “Alten Schiffsmeldestelle” bei einem Käffchen oder kalten Apfelwein von der Überfahrt erholen – leider hat diese zum Zeitpunkt unseres Ausflugs noch geschlossen, sodass wir uns auf den steilen Weg zum Marktplatz machen.

Klar, dass ihr keine solchen Kulturbanausen seid wie wir, denn vorher schaut ihr euch selbstverständiglich noch die ein wenig weiter westlich gelegene Justinuskirche anschaut, gelle?

Nach kurzer Zeit erreichen wir dann auch den Marktplatz als Zentrum der quirligen Altstadt. Ein 360 Grad – Blick genügt, und ich bin verliebt. Hey, so viel zuckersüßes Fachwerk habe ich zuletzt im fernen Quedlinburg bewundert!

Die alteingesessen Höchster genießen bereits Schoppen und Mittagsmampf auf den sonnigen Plätzen vor den altehrwürdigen Gasthäusern “Altes Zollhaus” und “Zum Schwan”.

Hier versteht man offensichtlich noch was vom “Savoir Vivre!” 

Wir derweil erkunden lieber noch ein wenig die Seitenstraßen. Schnuckelige Fachwerkhäuser reihen sich aneinander, die Bordsteine wurden von den Anwohnern liebevoll dekoriert. So stell’ ich mir ein kleines Dorf in Spanien vor, hab’ längst vergessen, dass ich mich in Frankfurt am Main befinde.

 

Herrscher-Prunk am Main

Nachdem wir sicher sind, keine der kleinen Gassen versäumt zu haben, zieht es uns nun zum bereits im sechzehnten Jahrhundert errichteten Höchster Schloss. Dessen altehrwürdiger Turm überragt den gesamten Stadtteil und hat uns schon aus der Ferne neugierig gemacht.

Leider lässt sich der Bergfried nur zu den Öffnungszeiten des Schloss-Museums besteigen (von Freitag bis Sonntag), sodass wir uns mit dem Anfertigen einiger Fotos begnügen müssen.

Ein Spaziergang durch den wunderschönen Schlossgarten entschädigt dann für das verpasste Treppensteigen. Und die Aussicht auf den Main hinunter ist auch von den Befestigungsmauern wahrlich schön genug!

Die Beine sind vertreten, wir schlendern zurück zum Marktplatz, an dem wir unseren “Fietsen” eine Pause gegönnt hatten.

Das nächste Highlight ruft schließlich bereits! 

 

Barock-Palast und zarte Engel

Es ist mir ein wenig peinlich, als ich zugebe, dass ich keine Ahnung habe, wie weit genau es noch bis zum Bolongaropalast ist. Prompt werden wir von einem netten Herrn angesprochen, der es sich auf einer Bank bequem gemacht hat. “Ai, direkt hinter euch!”.

Der gute Herr ist nicht nur äußerst aufmerksam und hilfsbereit, er erweist sich obendrein als vorzüglicher Fremdenführer, gibt uns einen kleinen Abriss über die Geschichte des barocken Palasts.

So haben sich die Gebrüder Bolongaro bereits im Jahre 1735 hier niedergelassen, um von hier aus den damals größten Tabakhandel Europas aufzubauen. Das Geschäft florierte, und ein Palast sollte dem Unternehmenserfolg Ausdruck verleihen.

Im Jahre 1774 konnte der im barocken Baustil errichtete Palast fertiggestellt werden, ein barocker Garten wurde gleich mit angelegt und beherbergt seitdem zahlreiche Skulpturen sowie einen Brunnen.

Wir bedanken uns artig für die netten Ausführungen, erkunden nun selbst den Palast. Ist dieser schon eine echte Pracht, so haben es mir vor allem die vielen Skulpturen angetan. Diese zeigen meist Engel, die mit verträumten Augen gen Palast starren.

Eine kleine Runde durch den Park ist natürlich Pflicht, ebenso wie das obligatorische Erinnerungsbild vor dem Brunnen.

Wir verabschieden uns mit einigen gehauchten “ooooh, wie schön!” und “ooooh, wie süß” als Ausdrücken unserer Verzückung von all dem Barock.Wir schlendern vorbei an alten Männern mit Trommeln, jungen Männern mit Bier aus dem Discounter. Auch die Höchster wissen dieses schöne Fleckchen Frankfurt also zu genießen. Schön!

Nach all den Eindrücken, da haben wir uns einen Kaffee nun redlich verdient. Wir wollen entlang der Nidda zurück gen Innenstadt radeln, uns es dort noch auf einen Kaffee gemütlich machen, den Ausflug Revue passieren lassen.

 

Lektion des Tages: Klappe zu beim Radfahren!

Doch soweit kommt es leider nicht. Ich zeige gerade auf den “Niddastrand”, will vorschlagen, schon dort zu pausieren.

Just in diesem Moment, in dem ich mein Honigmäulchen zum Reden öffne, kracht mir etwas in den Rachen. Ich huste, eine Bienenkönigin wird aus den Untiefen meiner Atemwege emporgeschleudert.

“Das gibt’s doch nicht”, denke ich mir, als sich ein Schmerz in meinem Hals auszubreiten beginnt. Da hat mich das Drecksvieh doch tatsächlich gestochen. Irgendwo tief unten drin in meinem Hals.

So viel Pech hab’ halt auch nur ich. 

Und so – sad but true! – endete dieser schöne Ausflug für mich nicht im Caféhaus, sondern in der Notaufnahme des Marienkrankenhauses. Statt einer Stärkung gab es für mich eine endoskopische Untersuchung meines Kehlkopfes mittels Sonde (ich erspare euch an dieser Stelle weitere Details…), statt dampfender Tasse Kaffee gab’s nur eine Cortisolinfusion.

Machte irgendwie auch wach, immerhin.

 

Mein Fazit:

Wir zwei Hübschen waren uns einig: Der Frankfurter Westen ist auf jeden Fall einen Ausflug wert! Ob die schöne Dünenlandschaft in Schwandheim, die schnuckeligen Fachwerkhäuser der Altstadt Höchst oder der imposante Palast:

Vor der Kulisse des Mains ein wunderschöner Ort, der wieder einmal zeigt:

Frankfurt ist weit mehr als Beton, Skyline & Trubel auf der Zeil.
Frankfurt ist eine unglaublich vielfältige Stadt, die es in allen Facetten zu erkunden wert ist. Man muss sich nur trauen.

Also:

Traut auch ihr euch, schwingt euch auf die Räder (meinetwegen gern auch auf die “Fietsen”), und gebt dem Westen eine Chance! Ihr werdet’s nicht bereuen! 🙂 

 

Und zum Schluss: Ein Dankeschön

Abschließend möchte ich noch gerne ein fettes “Dankeschön” loswerden.
Nicht nur dafür, dass du meinen Wortschatz um das Wort “Fietse” bereichert hast. Nicht nur für die “Zeit”, die du dir für den Ausflug genommen hast, den Entdeckergeist, den du mit mir teilst:

Sondern auch dafür, mich sogar noch ins Krankenhaus begleitet zu haben. Sogar geduldigst im Wartezimmer verharrt zu haben, als es “noch etwas länger dauert”. Das ist nicht (!) selbstverständlich – danke dafür. Ich mach’ das wieder gut! 😉

Und bis dahin freu’ ich mich schon auf die nächste Tour! 

 

#LESESTOFF: “Pankfurt” – Eine Zeitreise ins wilde Frankfurt der frühen Achtziger

Wie allgemein bekannt, bin ich ja ein großer Fan von jeglicher Lektüre mit Bezug auf meine Heimatstadt.

Und neulich, da hab’ ich einen echten Zufallstreffer gelandet, den ich euch gern kurz vorstellen will:

Das Buch “Pankfurt” des Autors Robert Maier ist 2016 im Charles-Verlag erschienen und entführt den Leser zurück ins Jahr 1981.

In eine Zeit, in der es hoch her ging in Frankfurt:

Im Nordend formierten sich die “Grünen”, erste Stimmen gegen die Atomkraft wurden laut. Ein Hüttendorf leistete Widerstand gegen den geplanten Bau der Startbahn West, die Sponti-Szene machte Schlagzeilen.

Als Höhepunkt der damaligen Eskalation gilt bis heute die Ermordung des hessischen Wirtschaftsministers Heinz-Herbert Karry, zu der sich die reaktionären Zellen bekannten.

Ein turbulenter Abschnitt Frankfurter Stadtgeschichte als Schauplatz für einen Roman: Hey, das klingt doch vielversprechend!

 

Worum geht’s?

Der Protagonist Frank entstammt der hessischen Prärie, genauer: Der Kleinstadt Butzbach in Mittelhessen. Gerade sein Physik-Studium in Frankfurt begonnen (in Bockenheim, versteht sich – an den “Campus Westend” war schließlich noch lange nicht zu denken…), ist er des Pendels schnell überdrüssig.

Ohnehin, er ist ziemlich angeödet vom Spießertum seiner Heimatstadt, sucht Anschluss an Gleichgesinnte, wünscht sich ein wildes Studenten-Leben.
Das findet er dann auch mehr als ursprünglich beabsichtigt:

Über eine Anzeige im “Pflasterstrand” (na, wer erinnert sich?) landet er als neuer Mitbewohner in einer astreinen Revoluzzer-WG in Bockenheim. Etwas blöde nur, dass seine neuen Freunde aus der Wohngemeinschaft bereits im Fadenkreuz der Gesetzeshüter sind. Insbesondere Hauptkommissar Berger hat längst seine Augen auf das “anarchistische Treiben” der Studenten geworfen.

Ein paar doofe Zufälle und ein Besuch des “Hüttendorfs” am Flughafen tun ihr übrigens, und Frank gerät zum Gejagten. Gar die Vorbereitung eines Attentates auf den Ministerpräsidenten wird ihm vorgeworfen. Neben ziemlich viel Bier, Punk-Konzerten und politischen Diskussionen beschert Frankfurt ihm auch eine neue Liebschaft, die das Drama seinen Lauf nehmen lässt. Aber ich mag ja nicht zu viel verraten!

 

200 Seiten später: Mein Fazit

Zunächst einmal:

Protagonist Frank ist ein überaus sympathischer Zeitgenosse. Ich jedenfalls konnte mich auf Anhieb gut mit ihm identifizieren:

Auch ich bin aus der hessische Prärie nach Frankfurt geflüchtet, auch ich halte nicht viel vom frühen Aufstehen und beginne – ganz wie Frank – meine Tage am liebsten mit der ausgiebigen Lektüre der Frankfurter Rundschau auf dem Klo.

Die Figuren im Roman – allen voran die Mitbewohner seiner “revolutionären” Wohngemeinschaft und der altbackene Hauptkommissar Berger als Franks Gegenspieler – sind stark überzeichnet und entsprechen sämtlich gängigen Klischees. Und auch ich spiele nur allzu gern mit Klischees!

Klischees begegnen dem Leser während der gesamten Romanhandlung, besonders erheitert hat mich eine Reise in die DDR, während der Frank erstmals mit dem ostdeutschen Alltag konfrontiert wird.Und auch sonst fühlte ich mich gut unterhalten: Zwischen Rebellentum und Studium mangelt es nicht an Komik.

Besonders schön für mich als Frankfurter natürlich, dass zahlreiche der Handlungsorte – auch Cafés und Kneipen, die heute noch existieren – bestens bekannt sind. Die Ausdrucksweise des Autors entspricht nun freilich keinem Bestsellerautor, das Buch lässt sich jedoch flüssig lesen. Nur manchmal nervt es ein wenig, dass der Protagonist so ziemlich alles wahlweise “cool”, “geil” oder “spießig” findet. Das ist dann doch ein bisschen zu viel des Pseudo-Jugendsprech der Achtziger.

Am allermeisten überrascht hat mich jedoch der Plot, der sich wahrlich nicht zu verstecken braucht: Hey, das Buch ist richtig spannend! 

Anders als den meisten anderen Autoren von Lokalkrimis ist es Robert Maier gelungen, ‘ne richtig spannende Story zu ersinnen. Schlüssig, aufregend, manchmal auch nachdenklich stimmend.

Der Konflikt zwischen der Nachrkiegsgeneration und den “alten Spießern”, die selbst noch den Krieg erlebt hat, zieht sich durch den gesamten Roman. Und das Ende, das ist fast ein wenig – ja, schön.

 

Scheut nicht vor dem Kauf zurück

Ich hoffe, ich habe euch ein wenig neugierig machen können auf “Pankfurt”.
Einen Erwerb des Buches kann ich euch jedenfalls nur ans Herz legen!

Beziehen könnt ihr es – na klar, wo sonst – bei Amazon.

Viel Freude euch beim Lesen! 

 

 

Justitia auf die Finger geschaut: Ein Besuch des Frankfurter Amtsgerichts

Was tun, wenn es zwar draußen langsam länger hell wird – ein Blick gen Himmel und auf Thermometer aber allenfalls Lust dazu bereiten, weiter im Bett liegen zu bleiben und den lieben Tag den lieben Tag sein zu lassen? Bis dann irgendwann die Langeweile Oberhand gewinnt?

Noch vor zehn Jahren hätte man diese Frage oftmals damit beantwortet, einfach mal den Fernseher einzuschalten und sich von einer der damals noch zahlreichen nachmittäglichen Gerichts-Shows berieseln zu lassen. Barbara Salesch & Co versprachen seichte Unterhaltung, gescriptete Tragödien zwischen Anklagebank und quoten-trächtigen Schicksalen.

Bildrechte bei www.hna.de 

Glücklicherweise sind diese Formate längst aus dem Sendeprogramm verschwunden, wenn sie auch keinesfalls würdig ersetzt worden sind.

 

Als Zuschauer im Amtsgericht

Ich als bislang unbescholtener Staatsbürger habe bislang keinerlei Erfahrungen mit dem Alltag deutscher Gerichte. Allerdings bin ich großer Fan von Stefan Behr, einem Gerichtsreporter der Frankfurter Rundschau. Er packt es immer wieder, aus jeder Berichterstattung über jede noch so trockene Gerichtsverhandlung einen unterhaltsamen Artikel zu zaubern. Sogar ein Buch hat er veröffentlicht, welches ich mit großer Freude gelesen habe. Ein Grundinteresse an Justitias Tätigkeiten ist also durchaus bei mir vorhanden!

Ein freier Wochentag im Februar erschien mir als guter Anlass, dies zu ändern. Viele der Sitzungen des Frankfurter Amtsgericht sind öffentlich; es steht also nichts im Wege, einmal auf dem Zuschauersitz Platz zu nehmen. Und genau das habe ich getan!

 

Is’ ja wie am Flughafen!

Ich mache mich auf zum Gebäude E des Frankfurter Amtsgericht und bin gespannt auf das, was mich erwarten mag.

Bevor es allerdings soweit ist, gilt es, ein Flughafen-ähnliches Prozedere über sich ergehen zu lassen. Klar, soll ja niemand die Knarre aus dem Nachttisch zur Verhandlung mitbringen. Kommt nicht so cool, und deswegen lege ich brav Gürtel und Rucksack zwecks Röntgen ab und durchquere eines dieser tollen Durchleuchtungs-Konstrukte. Auf geht’s in den ersten Stock – ich bin bereits aufgeregt!

Angekommen, bin ich zunächst überfordert von der Vielzahl der Säle. Und tatsächlich: An den meisten prangt der Hinweis „Öffentlich!“ neben dem Eingang für Zuhörer.

Ein Blick auf die Schaukästen, in welchen die laufende Verhandlung verkündet wird, macht mich nicht schlauer. Ich nehme also den erstbesten Saal und nehme Platz. Doch schnell stelle ich fest: Uh, nicht wirklich spannend. Außer mir keine Zuschauer anwesend, und – wenn ich das hier richtig verfolge – geht es lediglich um irgendwelche nicht bezahlten Raten für ein Auto. Ja, gähn! Dann also doch lieber heim und Fernsehen?

 

Nein, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Nächster Saal, neues Glück!

Und tatsächlich: Hier scheint’s schon spannender. Verhandelt wird nämlich über den Straftatsbestand des „Räuberischen Diebstahls”.

Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick über den Saal, über den der Hessen-Löwe sein wachsames Auge richtet.

Frontal sitzt die Richterin, flankiert von Schöffen und Protokollant.

Zu meiner Linken: Die Anklagebank mitsamt der beiden angeklagten Damen sowie deren Rechtsanwälte.

Zu meiner Rechten: Der Staatsanwalt, etwas einsam.

Hier scheint es mir gleich spannender. Ich spreche ein paar Jura-Studenten an, die neben mir sitzen und die Gerichtsverhandlung verfolgen. Doch zunächst werde ich ermahnt:

 

Setz‘ mal deine Mütze ab! Du bist hier vor Gericht!

Hupps, ja, da war ja was. Kleinlaut verstaue ich meine Kopfbedeckung im Rucksack und versuche, möglichst ehrfürchtig dreinzuschauen. Doch worum geht’s also nun?

Bereits am 24. September 2015 soll ein Beschuldigter versucht haben, aus einem abgestellten Auto eine Geldbörse und ein iPhone entwendet zu haben. Dies beobachtete allerdings dessen Besitzer, der – verständlicherweise – darauf bestand, seine Gegenstände zurück zu erhalten und die Polizei rief.
Der mutmaßliche Dieb war offensichtlich nicht d’accord, und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin soll er eine Rangelei eröffnet haben, während deren Verlauf der Bestohlene eine blutige Nase erhielt. Eine Anwohnerin kehrte hinzu, mischte sich wohl tätlich ein – und ist nun ebenfalls der Gesetzesuntreue bezichtigt.

Ich erschrecke, als ich erfahre, dass die junge Lebensgefährtin auf der Anklagebank zwischenzeitlich bereits weiterer Delikte inhaftiert ist und eigens für den Prozess aus der JVA Preungesheim eingefahren wurde. Wahnsinn – dabei sieht sie doch so nett und freundlich aus! Eine Gefangene hätte ich mir wahrlich anders vorgestellt. Und auch die Anwohnerin scheint kein unbeschriebenes Blatt: Auch sie hat bereits eine mittelschwere Karriere hinter sich und saß bereits hinter schwedischen Gardinen.

 

Von Beruf: Rentner, natürlich!

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Zeugen in den Gerichtssaal gerufen werden. Ein am Tatort lebendes Ehepaar konnte vom Balkon aus die Tat beobachten und soll nun aussagen.

Der Ehemann nimmt als Zeuge Platz, und tatsächlich: Die Belehrung (…Wahrheit sagen, nicht verwandt, nicht verschwägert….) verläuft genauso wie im Fernsehen. Also doch nicht alles Fake bei SAT 1?

„Rentner natürlich!“, beantwortet er die Frage der Richterin nach seinem Beruf.
„Wohnhaft in Neu-Isenburg“.

Die Richterin fragt: „Neu-Isenburg? Ist das eigentlich mittlerweile schon Stadtteil von Frankfurt? Oder bemühen Sie sich noch darum?“. Der Saal lacht. Wie schön, dass auch Humor nicht draußen vor dem Amtsgericht warten muss.

„Und dann hat der eins uff die Naas gekrischt“?

Die Richterin trägt mit breitem Frankfurter Dialekt zu meiner Heiterkeit bei. Sympathische Frau! Sollten etwa alle Richter solch herzliche Menschen sein?

Die Befragung des Ehepaars ist abgeschlossen, die Polizeibeamten werden vernommen. Uniformiert und bewaffnet nehmen sie im Zeugenstand Platz. Beitragen können sie allerdings nicht sonderlich viel, trafen sie doch erst am Ort des Geschehens ein, als die Rangelei bereits vorüber war. Allerdings wurden gemeinsam mit dem Hausmeister die Überwachungsvideos der Kamera am Hauseingang ausgewertet.

Nach Ende der Zeugenbefragung sieht der Rechtsanwalt der Anwohnerin seine Stunde geschlagen.

Er verweist auf die Videoaufnahmen, die mit Zeitstempel versehen ist. Daraus ist ersichtlich: Seine Mandantin verließ erst 6 Minuten, nachdem der Bestohlene seinem intakten Riechorgan beraubt worden war, die Wohnung. Er lächelt mit Genugtuung.

Die Richterin nimmt das zur Kenntnis, auch der Staatsanwalt hat da nichts entgegenzusetzen.

Es folgt eine Diskussion über die Grundlagen der in der Anklageschrift festgehaltenen Vorwürfe.
Erwartungsgemäß sehen die Rechtsanwälte das geforderte Strafmaß als zu hoch an, die Vorwürfe (u.a. Nötigung nach Paragraph soundso…) ohnehin als haltlos.

 

„Da möge das Gericht anderer Auffassung sein“

Schöne Formulierung, die er da in den Raum stellt. Auch dem Staatsanwalt gegenüber wird ein Wortgefecht eröffnet. Drama, Drama! Und das ganz ohne Eintritt!

Der Staatsanwalt kontert, die Richterin unterbricht. Sie hat genug gehört, und zieht sich gemeinsam mit ihren Schöffen zur Beratung zurück. Rechtsanwälte werden indes nervös.

Zehn Minuten und einen Plausch mit den Studenten später:

Die Richterin kehrt in den Saal zurück, alle stehen auf. Ich erschrecke, erhebe mich aber ebenfalls schnell, um dem Gericht den angebrachten Respekt zu erweisen.

Die Richterin verliest nochmals die jeweiligen Vorgeschichten der beiden Angeklagten.

Und „was auf dem Kerbholz“ – ja, das haben sie beide.

Vorlässig Fahren ohne Fahrerlaubnis, mehrere Diebstähle, wiederholtes Erschleichen von Leistungen, Verstoße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Körperverletzung, Missbrauch von Notrufen, immer wieder Diebstähle. So die Verbrechen der beiden Damen, welche ihnen beiden bereits Haftstrafen bescherten. Oha. Dabei sehen die beiden angeklagten Damen doch so nett aus?

Beide haben eine beträchtliche Drogen-Karriere hinter sich. Crack und Heroin – dem waren sie beide verfallen. Schuld seien Trennungen und früh gestorbene Kinder. Ich beginne, Mitleid zu empfinden.

Und zu meiner Freude zeigt sich auch die Richterin sehr menschlich. Sie möchte die Angeklagte zu ihrem Drogenproblem, ihrer Beziehung, ihrem derzeitigen Befinden befragen, bevor sie ihr Urteil verkünden mag. „Haben Sie schon eine Therapie begonnen?“

 

Die Richterin wird emotional

Allerdings fühlt sich lediglich der Rechtsanwalt der Angeklagten dazu berufen, auf ihre Fragen zu Antworten. Nun wird die Richterin laut und wendet sich der jungen Dame zu:

„Nun reden Sie doch mit mir! Ich will Ihnen keinen Strick drehen, ich will Sie verstehen! Ich will SIE kennen lernen, nicht Ihren Anwalt! Anwälte kenne ich bereits zur Genüge, es geht doch hier um SIE!“

Mit diesem Anflug von Emotionen bricht sie das Schweigen der Angeklagten.

Sie erzählt von ihrer Jugend, von Problemen mit dem damaligen Freund, von einer Trennung, die sie nicht verkraftete. Von falschen Freunden. Von all den Drogen, von ihrer Haft.

Ihr Rechtsanwalt beantragt eine Unterbrechung zwecks Zigarette. Ich bin dankbar und folge ihm vor die Tür des Amtsgerichts. Ob ich Jura studiere, fragt er mich. Ich verneine, zeige mich interessiert an seinem Beruf. Er äußert seinen Unmut gegenüber dem Staatsanwalt. Ich frage ihn, wie viele Gerichtsverhandlungen er in einer durchschnittlichen Arbeitswoche erlebt.

 

„Das heute ist bereits meine achte Verhandlung in dieser Woche“

Sein Arbeitspensum sei hoch, verrät er mir, als er an seiner Zigarette ziehe. Doch, so sehr er sich manchmal ärgere – sein Beruf, der sei spannend. Vor allem derzeit, wo sich zahlreiche Geflüchtete vor den Gerichten befänden.

Er verabschiedet sich und kehrt zurück ins Gerichtsgebäude. Ich lasse die vergangenen 2 Stunden auf mich wirken und beschließe, mich ins Café zu setzen. Bis zur Urteilsverkündung, so fürchtete ich, sollte es noch lange dauern.

 

Im Café angekommen überlege ich: Hat sich das gelohnt? Sollte ich es wieder tun?

Na unbedingt! Nicht nur, dass eine Gerichtsverhandlung besser und aufschlussreicher ist als jeder Film im Fernsehen:

Alle Beteiligten sind echt, alle haben ein Interesse. Es wird diskutiert, manchmal auch laut – und dennoch immer die Form gewahrt. Ich wurde zum Nachdenken bewegt: Über Schicksale, Recht und Unrecht. Darüber, wie verquer meine Vorstellung von Inhaftierten doch war.

Und dabei war das hier heute doch nur eine ganz alltägliche Verhandlung. In jedem Falle aber eine schöne Aktivität für einen ansonsten toten Tag. Ist es nicht schön, dass unser Staat uns allen diese Möglichkeit der Horizonterweiterung und Freizeitbeschäftigung ermöglicht? Und das ganz kostenlos?

Leider gibt es – weder im Internet noch anderswo – eine Übersicht über die einzelnen Prozesse der laufenden Verhandlungswoche.

 

Auf gut Glück

Es gilt also, einfach mal vorbeizuschauen. Von Montag bis Freitag wird ab 10.00 Uhr verhandelt. Im ersten Stock des Gebäude E gilt es dann, einfach Ausschau nach öffentlichen Sitzungen zu halten. Und dann Platz zu nehmen, das Handy wegzulegen und gespannt der Verhandlung zu folgen.

Probiert es aus – und lasst den Fernseher mal dunkel!