Auf Trinkhallen-Tour mit den Experten: “Im Kaleidoskop der Wasserhäuschenkultur”

Dass ich ein großer Freund der Frankfurter Wasserhäuschen-Kultur bin:
Das sollte nicht erst allgemein bekannt sein, seitdem ich all den Büdchen unserer Stadt im Rahmen meiner Reihe “Talentfrei Musizieren” eine eigene Hymne gewidmet habe.

Somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass ich mich unmittelbar für einen Stadtspaziergang mit dem etwas vagen Titel “Im Kaleidoskop der Wasserhäuschenkultur” angemeldet habe, den ich in den Untiefen des WWW entdeckt habe.

Die Tour reiht sich in die lose Reihe diverser Stadtspaziergänge an, die vom Open Urbane Institute Frankfurt organisiert werden. Diesmal sollte Christoph Siegl vom “OUI” jedoch fachkundige Unterstützung der Trinkhallen-Experten der “Linie 11” erhalten. Was für ein paar Kumpels als spaßige Idee begann (nämlich das Abfahren der Straßenbahnlinie 11 verbunden mit der Einnahme von entsprechenden Kaltgetränken an den Wasserhäuschen jeder einzelnen Unterwegshaltestelle), ist mittlerweile längst zu einem leidenschaftlichen Projekt mit entsprechendem Einfluss und zunehmender Präsenz geworden.

Ich bin jedenfalls schon gespannt darauf, die ausgemachten Experten der Frankfurter Wasserhäuschen-Kultur kennen zu lernen!

In der Beschreibung wurde etwas vage “ein Spaziergang zur Erkundung des Ursprungs sowie der heutigen Bedeutung der Frankfurter Wasserhäuschen-Kultur” versprochen, “mit besonderem Fokus auf deren Einfluss auf den sozial- und städtebaulichen Bereich”.

Kurzum: Ich hab’ keine rechte Ahnung, was da auf mich zukommen mag.
Aber hey: Klar, dass ich dabei bin! 

 

Wetterfest in Bockenheim

Es ist Dienstagabend, 18 Uhr, als ich pünktlich den Treffpunkt am Kurfürstenplatz erreiche. Dass man sich bereits an der dortigen Trinkhalle positioniert hat, hätte ich mir ja denken können. Ich sag’ mal “Hallo” und treffe neben Christoph vom Urban Institute auf gleich zwei Vertreter der “Linie 11” auf gleich 15 weitere Trinkhallenkultur-interessierte Frankfurter, die sich bereits mit Wegebier und gemischter Tüte versorgt haben. Man mag schließlich gerüstet sein für all das, was während des Spaziergangs kommen mag!

Schnell komme ich ins Gespräch, einen hervorragenden Opener liefert hierbei das Wetter: Dieses zeigt sich nämlich justament von einer ganz und gar nonchalanten Seite. Windböen und Regen: Nicht gerade das ideale Wetter für einen gemütlichen Spaziergang.

Wir werden vom freundlichen Trinkhallenbetreiber (an den Büdchen scheint der Kunde wirklich noch König!) umgehend mit Sonnenschirmen versorgt, die gleichsam Schutz vor Regen bieten, und flüchten unter einen nahestehenden Baum.

Unter dessen Krone werden wir herzlich begrüßt und bekommen eine grobe Übersicht über das, was uns erwarten mag. Schnell wird klar:
Das Ruder hier haben eindeutig die Jungs von der “Linie 11” in der Hand. Und einen besseren Führer als die beiden Büdchen-Experten könnte ich mir wahrlich nicht vorstellen!

Sie erzählen uns von der Geschichte der Wasserhäuschen in Frankfurt am Main. Kaum zu glauben, aber in den frühen Jahren das 19. Jahrhunderts war das Frankfurter Trinkwasser derartig verunreinigt, dass die Frankfurter es bevorzugten, ihren Durst – insbesondere während der Arbeit! – mit Schnaps und Bier zu löschen.

Die Stadt wollte diesem der Volksgesundheit nicht unbedingt dienlichem Zustand nun Einhalt gebieten und installierte vor den einzelnen Industriestätten kleine Buden, die sauberes Trinkwasser und Limonaden anboten.

Uns wird eine “Klickerflasche” präsentiert – diese Erfindung ermöglichte es erstmals, kohlensäurehaltige Getränke ohne “Prickelverlust” abzufüllen. Und die “Büdchen” entwickelten sich schnell zu deren Hauptumschlagsplatz. Wer hätte gedacht, zu Hochzeiten etwa 800 (!) Wasserhäuschen im Frankfurter Stadtgebiet existierten?

 

“Gezapftes Bier macht Kopfschmerzen!”

Wind und Regen flauen ab, wir sind im Begriff, unseren Spaziergang zu beginnen.
Da läuft ein Besucher der Trinkhalle zu uns, bittet, ein kurzes Wort an uns richten zu dürfen. Natürlich darf er das, deswegen sind wir hier!

Es folgt ein kämpferisches Plädoyer für die Frankfurter Wasserhäuschenkultur.
“Ich habe reichlich Trinkerfahrung”, sagt er. “War in jeder Kneipe dieser Stadt, kenne ein jedes Wasserhäuschen”.

“Geht nicht in Kneipen!”, rät er uns. Das gezapfte Bier sei dort nicht nur schweineteuer, sondern auch gesundheitsschädlich. Da die Zapfleitungen stets metallisch verunreinigt seien, verursache Bier vom Fass Kopfschmerzen. Am Büdchen jedoch, da würde lediglich Flaschenbier verkostet: Und das sei in der Regel nicht nur kalt, sondern gleichfalls günstig und verursache keine Kopfschmerzen.

Zugegeben: Eine etwas gewagte Theorie. Aber ich jedenfalls freue mich über die unvorhersehbare Gastrede. Schließlich sollen die Wasserhäuschen einem jeden Menschenschlag eine Heimat bieten, genau dies macht deren Authentizität für mich schließlich aus. 

Wir bedanken uns für die Worte des gut gekleideten Mannes mit Binding Export in der Hand, werfen einen hoffnungsvollen Blick gen Himmel, beginnen unsere Tour. Ich stärke mich mit einem Schluck Cola, gerade mal halb sieben, will ja noch ein Weilchen aufnahmefähig bleiben.

 

Vom Selbst-Öffnen und Vor-Ort-Trinken

Unser Spaziergang führt uns gen Westen, schnell machen wir einen ersten Halt an einer Trinkhalle am Beginn der Hamburger Allee. Die Ersten sind nämlich schon wieder durstig, wie gut, dass es hier Frischbier gibt!

Die Trinkhalle liegt zwischen zwei Wohnhäusern in einer Baulücke und ist somit kein waschechtes Wasserhäuschen, wie uns berichtet wird. Per Definition ist ein echtes Wasserhäuschen nämlich freistehend, verfügt über keinerlei für Gäste zugängliche Räume – dafür aber stets über eine Toilette.

 

 

 

Und dass die frisch erstandenen Biere hier direkt auf dem Bürgersteig vor der Trinkhalle verköstigt werden können, das liege allein daran, dass die Flaschen lediglich vom netten Verkäufer ausgehändigt, aber nicht geöffnet wurden. Anderenfalls wären nämlich eine Ausschankgenehmigung sowie die Vorhaltung von sanitären Einrichtungen vonnöten. In unserem Fall werden aber somit nur mitgebrachte Getränke in öffentlichem Raum konsumiert.

Nachdem ausführlich die rechtliche Lage erörtert wurde, stelle ich wieder einmal fest: Gar nicht immer so einfach, in Deutschland zu leben und trinken.

 

Trinkhalle, Büdchen, Späti – ja, was denn nun eigentlich?

Wir ziehen weiter, überqueren die Emser Brücke. Von hier aus haben wir einen hervorragenden Ausblick auf das Europaviertel zu unserer Linken sowie das alteingesessene Gallusviertel zu unserer Rechten. Ein Kontrast, der prompt interessante Diskussionen hervorbringt. Ich jedenfalls hab’ meine ganz eigene Meinung zu all den “Montag bis Freitag – Frankfurtern”, die mit ihren Einheitseigentumswohnträumen die sozial Schwächeren zunehmend verdrängen.

Derweil wird uns erzählt, wie die Konzessionen für den Trinkhallen-Betrieb einst unter nur wenigen Pächtern aufgeteilt wurden. Diese hatten ihre jeweils eigenen Farben – was zur Folge hatte, dass die Wasserhäuschen stets in den Farben des Pächters, dem sie angehörten (beispielsweise rot-weiß oder gelb-grau) gestrichen wurden. Hab’ ich auch noch nicht gewusst.

Nun unterhalten wir uns schon eine ganze Weile über all die Büdchen in der Stadt.

Aber: “Büdchen”, “Wasserhäuschen”, “Kiosk” oder gar “Späti” – wie heißt’s denn nun eigentlich wirklich?

Klar, dass die Jungs von der Linie 11 hier weiterhelfen können:

Im allgemeinen Sprachgebrauch meinen alle Begriffe dasselbe. Das “Wasserhäuschen” bezeichnet im engsten Sinne jedoch auch heute noch ein freistehendes Büdchen, während ein “Kiosk” meist in eine Häuserzeile integriert. Der Begriff der “Trinkhalle” dagegen stammt aus dem Nordrhein-Westfälischen Sprachraum, während der “Späti” als Späteinkaufsmöglichkeit vor allem in Berlin ein beliebter Treffpunkt für die Nachbarschaft ist. Wieder was gelernt! 

Wasserhäuschen Einst & Jetzt

Wir lassen Emser Brücke und somit Bockenheim hinter uns, betreten das Terrain des Gallusviertels. Es ist nicht weit bis zum “Wasserhäuschen Kölner Straße”, einem echten Prachtbeispiel des Frankfurter Büdchenbaus.

Hier werde dann auch ich schwach: Mittlerweile hat sich der Himmel aufgeklärt, die Abendsonne zeigt sich von ihrer besten Seite. Jetzt ein kühles Henninger Export – ja, das hätte was. Gedacht, bestellt!

Beim Frischbiergenuss diskutieren wir über den jüngsten Wandel der Frankfurter Wasserhäuschen. Verleugnen sie ihre Idee als soziokulturellen Treff für jedermann, mutieren sie zu Hipster-Buden – oder machen sie sich fit für die Zukunft, um ihre Funktion in kommende Generationen weiterzutragen?

Klar, dass es nicht lange dauert, bis die Sprache auf das “GUDES” am Matthias Beltz-Platz kommt. Und hier hab’ ich als direkter Anwohner, als Angehöriger einer jüngeren Generation, natürlich was zu sagen – und zeige besonderes Interesse. Schließlich erlebe ich tagsüber wie nachts all das Treiben am Büdchen und auf dem angrenzenden Matthias-Beltz-Platz, der in der Vergangenheit bereits oftmals Schlagzeilen aufgrund von der Nachbarschaft mitgebrachten Sitzmöbel sowie Parties bis in die Morgenstunden gemacht hat.

Auch das “Fein” in der Eschenheimer Anlage hat einen denkwürdigen Wandel vollzogen:

Mit einer hochwertigen Siebträger-Kaffeemaschine und putzigen Sitzmöbeln mutet das Wasserhäuschen nunmehr wie ein vollwertiges Café an und zieht auch entsprechendes Klientel an.

“Sich der sozialen Verantwortung nach wie vor bewusst sein”

Kein Problem, findet die Linie 11. Am wichtigsten sei schließlich, dass das Konzept des “Wasserhäuschens” überlebensfähig bleibt. Nur ebenso wichtig sei es, dass sich die Betreiber ihrer sozialen Verantwortung bewusst seien, auch weiterhaft eine Anlaufstelle für das klassische “Wasserhäuschen-Publikum” seien und dieses nicht verdrängen würden. Und somit freue man sich darüber, dass es beim “Fein” nach wie vor auch grundsolides Flaschenbier zu kaufen gibt.

 

“Hart klassisch” geht es weiter

Gemeinsam mit dem Wandel der Trinkhallen hin zum “hippen Treffpunkt für die Nachbarschaft” hat sich derweil auch die Ansicht auf die Büdchen-Kultur in breiten Teilen der Frankfurter Bevölkerung geändert:

So ist es schon längst nicht mehr verpönt, ein Bier am Wasserhäuschen trinken zu gehen. Unsere Trinkhallen also auf dem Weg zur allgemeinen sozialen Akzeptanz?

So einfach scheint es nicht. Denn nach wie vor, so wird uns neugierigen Teilnehmern berichtet, existiere sie:

Die Kategorie der “hart klassischen Trinkhallen”. Wie bitte? 

“Hart klassisch”, diese adverbiale Zusammensetzung war mir selbst zuvor nicht geläufig. Ich beschließe jedoch, diese umgehend in meinen Wortschatz aufzunehmen.

Unter “hart klassisch” ist, so auch eine andere Teilnehmerin, eine Trinkhalle zu verstehen, an der sich nach wie vor nahezu ausschließlich das klassische Wasserhäuschen-Klientel zu treffen pflegt, um bereits am Morgen das ein oder andere Bierchen zu zischen. Jene Art von Trinkhallen, auf deren unmittelbare Nachbarschaft man vielleicht nicht unbedingt stolz ist.

Aber dennoch, so finde ich: 

Auch vermeintliche “gescheiterte Existenzen”, die gehören einfach zu unserer Stadt. Auch ihnen soll ein Raum des Austauschs geboten sein. Und wie sagen es die Jungs von der “Linie” so schön: “Wäre es besser, sie alleine auf dem Sofa dem Fernseher zu überlassen?”. Ganz meine Meinung. 

Ein schönes Beispiel einer so “hart-klassischen” Trinkhalle wird uns prompt mit einem Besuch des “Einkaufskiosk Kölner Straße” geboten. Gelegen inmitten des Gallusviertels, altgedientes Arbeiterviertel.

Und hier werde ich dann auch schwach: Zu schön die Abendsonne, die mittlerweile den Regen verdrängt hat. Zu sehr lacht mich das eisgekühlte “Henninger Export” an. Mal fix eines erworben, macht dann 1,30 Euro, besten Dank auch und Prost. Ich fühle mich umgehend ein wenig hart bis klassisch und genieße den ersten kalten Schluck Bier.

 

Wie steht es also um die Zukunft?

Wir setzen unseren Spaziergang fort, mittlerweile sind wir Teilnehmer warm geworden miteinander und betreiben munteren Austausch.

Unser Ziel ist ein berühmt-berüchtigter Ort, nämlich der alte Wachturm der Gallusanlage. Unmittelbar unterhalb des Turmes konkurrieren seit zwei Jahrzehnten gleich zwei Trinkhallen in direkter Nachbarschaft:

Die eine – nun ja, “hart-klassisch” eben, geöffnet 24 Stunden am Tag – die andere recht familiär und mit weit weniger aggressivem Marketing-Auftritt.

Die durstigen ordern noch ein Bier, ich schwenke derweil über zum Kaffee. Wir tauschen uns über die Zukunft der Frankfurter Wasserhäuschen aus.

“Kann man finanziell denn eigentlich noch überlegen – als Betreiber eines Wasserhäuschens” ? 

Diese berechtigte Frage kommt uns auf. “Klar”, sagen die Experten, “heutzutage, wo jeder zweite REWE bis Mitternacht geöffnet hat, wo sich auch die ganze Nacht lang noch ein Bier an der Tankstelle nebenan kaufen lässt – da ist der Anreiz gering, eigens zum Getränke-Erwerb noch das nächstgelegene Büdchen aufzusuchen”.

Ein Großteil der Betreiber habe sich darüber hinaus ein Zuverdienst als Paket-Annahmestelle oder Lotto-Station gesichert. Anders ginge es eben nicht mehr. Sei dann der Pachtvertrag noch entsprechend alt und günstig, ginge das schon noch irgendwie, mehr schlecht denn recht.

Aber die soziokulturelle Funktion eines Wasserhäuschens, die dürfe eben nicht unterschätzt oder gar verloren gehen.

Mein Fazit

Die Dämmerung beginnt, wir spazieren weiter durch den Abend. Die nächste Anlaufstelle ist ein weiteres Beispiel einer “hart-klassischen” Trinkhalle:

Das “NEDO”, das zwar nicht mehr so heißt, seit der Inhaber gewechselt hat – aber dennoch als solches bekannt ist. Dort lassen wir den offiziellen Teil des Spaziergangs zu Ende gehen. Wie uns der kleine Streifzug durch die Frankfurter Wasserhäuschen-Kultur gefallen hat?

Ich für meinen Teil kann sagen: 

Ich habe nicht nur eine Menge wissenswertes zur Geschichte der Frankfurter Wasserhäuschen erfahren, ich hatte obendrein einen echt netten Abend mit netten Menschen.

Und obendrein wurde mein Bewusstsein dafür geschärft, dass Wasserhäuschen eben viel mehr sind, als nur Gelegenheit zum Bier- und Süßigkeiten kaufen:

Die Frankfurter Wasserhäuschen sind ein Original, ein Stück Kulturgut, das es zu bewahren gilt. Und viel öfter sollte auch ich meinen Beitrag leisten, dieses zu erhalten.

Einfach mal 1,50 Euro am Büdchen zahlen statt 89 Cent im Supermarkt – dafür aber bestenfalls noch interessante, bestenfalls nette Menschen aus der Nachbarschaft treffen. Ein bisschen tratschen über Dies und Das. Und wo ich schon mal da bin, vielleicht noch ein paar Briefmarken mitnehmen.

Auf gute Nachbarschaft! 

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Stadtspaziergänge des “Urban Open Institute” bislang gar nicht kannte. Und es gibt noch so viele davon, dass in deren Vielfalt mit Sicherheit für jeden von euch etwas dabei ist!

Für den Spätsommer ist übrigens auch eine neue Auflage des “Wasserhäuschen-Stadtspaziergangs” angekündigt.
Neugierig geworden? Dann schaut einfach hier vorbei:

https://www.facebook.com/openurbaninstitute/

Pfingsten in Frankfurt: Vielfalt im Stadtwald, Fachwerk & Natur im Umland

Nach diesem Pfingstwochenende, da weiß ich mal wieder ganz genau, warum Frankfurt einfach “meine Stadt” ist.

Dabei fing das lange Wochenende eher freudlos an für mich:

Freitagabend, Nachtschicht. Unterwegs in der S-Bahn in Stuttgart (jaja, ihr wisst schon – dieses Epizentrum der Spießigkeit, in einem Talkessel im Südwesten der Republik…).

Dumme Anmache von, nun ja, Mitbürgern offensichtlich abendländlichler Herkunft. Bin genervt, fühle Anspannung in mir. Und auch als ich den Hauptbahnhof erreiche und an zahlreichen Menschen eher aggressiver Grundstimmung vorbeilaufe, Kopf gesenkt und Musik an, da fühle ich mich nicht unbedingt sicherer.

Immerhin, die Rückfahrt nach Frankfurt, die verläuft reibungslos. Soll noch mal jemand sagen, auf die Deutsche Bahn wäre kein Verlass! Nun schnell vom Bahnsteig zum Parkplatz. Als ich das übliche Hauptbahnhofs-Klientel herumhängen sehe, da bin ich fast erleichtert: Die sind wenigstens seltenst aggressiv, im Direktvergleich mit dem nächtlichen Publikum des Stuttgarter Hauptbahnhofs fast als “Normalos” zu werten. Car2Go mieten, ab nach Hause.
Nun, da ich Main und Hochhäuser im Blickfeld habe, als ich im Smart nach Hause fahre, da macht sich doch ein wenig Freude in mir breit.

Ausschlafen! Langes Wochenende! Und nicht nur irgendeines, nämlich: Pfingstwochenende!

Und Pfingsten in Frankfurt, das bedeutet bekanntlich vor allem Eines: Wäldchestag!

Man sagt über die Frankfurter ,dass sie zwar unheimlich stolz auf ihren riesigen Stadtwald sein, auf all das von Wander- und Radwegen durchzogene Idyll. Trotz aller Lobeslieder auf den die Stadt umgebenen Wald pflegt der Frankfurter jedoch lediglich ein einziges Mal im Jahr den Weg dorthin aufzunehmen: Am Wäldchestag.

So wie – das versteht sich von selbst! – auch ich das vorhabe. Bin zwar nur zugezogenen, aber hey, ich zeige stets größte Integrationsbereitschaft.

Aber erstmal, da gilt es auszuschlafen. Gelingt mir recht gut, ab ins Bettchen, der Wecker bleibt zur Abwechslung mal ausgeschaltet.

10 Stunden später: Duschen, Kaffee, kleiner Spaziergang zwecks Lebensmittelversorgung über die Feiertage. Nun kann’s losgehen, Turnbeutel und gute Laune eingepackt: Wäldchestag, ich komme!

Vom Nordend mache ich mich auf, Umsteigen am Hauptbahnhof. Nehme Platz in der Linie 20, noch ein Red Bull zwecks endgültigem Ausmerzen meines Schlafdefizits.. Gegenüber von mir ein Kerl gleichen Alters, der mich in unangenehmer Weise an meine “nette” Bekanntschaft aus der Stuttgarter S-Bahn in der letzten Nacht erinnert.

Noch ein wenig in der Zeitung blättern, die Traum überquert den Main, bahnt sich ihren Weg durch Niederrad. Kurz vor meiner Zielhaltestelle, dem Oberforsthaus, da werde ich aus meiner Lektüre gerissen, weil ich herzlich lachen muss:

Schon seit Anfang Mai kann sich der Fahrgast in den Trams der VGF nämlich an Haltestellenansagen der Berufskomiker von “Badesalz” erfreuen. Und die vom Oberforsthaus, die hörte ich zum ersten Mal:

Nun ja, ich pruste vor mich hin, der Typ mir gegenüber nimmt seine Kopfhörer aus den Ohren. “Jetzt bitte keinen Stress”, denk’ ich mir, noch etwas nachgeschädigt von meiner “Bekanntschaft” in der Stuttgarter S-Bahn in der letzten Nacht.

Aber Halt, ich bin ja hier zu Hause, in Frankfurt, und so ernte ich statt einem “Hey, was bist’n du für einer, was willst du hier?” dann auch lediglich die Frage nach dem Grund meines spontanen Lachanfalls.

Gern beantworte ich diese Frage, leiste Aufklärungsarbeit in Sachen Badesalz und dem hessischen Dialekt. Nun lacht auch mein Gegenüber, “Und ich hör’ Musik – wie doof von mir!”. 

Ob ich denn auch zum Wäldchestag wolle, was’ ne Frage, wer will das heute nicht – ach, und übrigens, er sei der Amir. “Freut mich”, sag’ ich, “bin der Matze. Auch aus Frankfurt?”

Wir geben uns die Hand, steigen gemeinsam aus und bahnen uns nebeneinander den Weg durch den Stadtwald. Ich frag’ Amir, wo seine Wurzeln sind. Aus dem Iran ist er, verrät er mir, lebt seit sechs Jahren hier. Ist aber heute zum erstem Mal beim Wäldchestag, ist mir dankbar dafür, dass ich ihm den Weg zeigen kann.

Wir sinnieren noch ein wenig über Herkunft und Heimat. “Frankfurt ist geil”, findet er.

“Hier ist es scheißegal, wo jemand herkommt, ganz egal wer jemand ist – hier ist einfach jeder einfach Frankfurter”. 

Kann ich ihm nur beipflichten, gerade deswegen liebe ich diese Stadt schließlich auch so sehr. Nur, dass Berlin vielleicht noch ‘nen Ticken “geiler” sei – diese Ansicht teile ich nach reichlicher Überlegung dann doch gar nicht.

Lustigerweise, so stellt sich heraus, haben wir das selbe Ziel.
Seine Freunde wie auch meine Freunde warten auf uns im “Regenbogen-Zelt”.

Wer’s nicht kennt: Ein Zelt, in dem die schwule und lesbische Community der Stadt alljährlich ‘ne fette Party schmeißt.

Und schon wieder: Hier ist’s egal, wer du bist und wie du tickst. Ich bin jedenfalls weder schwul noch lesbisch, hab’ hier trotzdem Jahr für Jahr meine helle Freunde.

Man ist hier schließlich nicht Homo- oder Hetereosexuell, ist nicht Ausländer oder Deutscher, ist nicht Zugezogen oder Einheimisch: Man ist ganz einfach Frankfurter, nicht mehr und nicht weniger. 

Amir stößt prompt auf seine Leute, ich halte weiter Ausschau. Wir verabschieden uns, “cool, dich kennen gelernt zu haben, sehen uns ja eh später wieder”. 

Ich werde derweil fündig an den Bänken vor der Bühne. Noch gibt’s Live-Musik, das beste der Siebziger. Bei diesem Soundtrack dürften sich meine Eltern kennengelernt haben, denk’ ich mir. Jetzt ‘nen Apfelwein, hach, schmeckt das herrlich – endlich frei haben. Endlich leben.

Punkt 21.30 Uhr ist dann aber Schluss mit Livemusik, und wie auf Befehl verlassen die Besucher schlagartig ihre Bierzeltgarnituren und strömen ins Festzelt.

 

Hier geht die Party nämlich weiter, bis nachts um 1. Die Instrumente bleiben eingepackt, die Musik kommt aus der Dose: Jeden Abend geben sich Frankfurter DJ’s hier ein Stelldichein: Mein Favorit hierbei ist “DJ Hildegard”, die, ohne weiter ausschweifen zu wollen, so gar nicht aussieht wie eine typische “Hildegard”. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Tradition, Moderne, Techno

“Tradition trifft Moderne”, das ist in Frankfurt eben kein schnöder Satz aus dem Stadtmarketing – vielmehr wird ein Nebeneinander von Alt und Jung hier schlicht gelebt. Eben noch Siebziger, zehn Meter weiter, rumms, Techno.

Auch ich stehe mittlerweile im Zelt, wenige Takte genügen, um mich in Tanzlaune zu bringen. Hab’ ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich nirgends besser abschalten kann als beim Technotanzen?

Und so steh’ ich hier, links und rechts wird bereits geknutscht. Daran, dass sich hier auch gerne Mann und Mann sowie Frau und Frau die Zunge in den Hals stecken, daran stört sich hier niemand. Was in Dresden vermutlich einen gewalttätigen Aufstand hervorrufen und in Stuttgart zumindest befremdliche Blicke hervorrufen würde, das ist hier vor allem eines: Scheißegal. Auch, dass ich als Heterosexueller hier nicht unbedingt zur “Szene” gehöre: Scheißegal. Darum geht’s hier nicht, es zählt der junge Mensch, es zählt die Feier.

 

Frankfurt, das ist nämlich auch und vor allem eines: Unendlich tolerant. 

Ich bin in Stimmung, zünde mir eine Zigarette an. Und muss schmunzeln beim Gedanken, dass mich in einer Vielzahl der anderen Bundesländern – und ja, auch in Stuttgart! – nun die Security des Zeltes verweisen würde. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Frankfurt wirklich mag?

Jemand schlägt mir auf die Schulter, ach, mein persischer Freund aus der Straßenbahn mal wieder. Prost, Amir, weitertanzen. Ich treffe auf Kollege, Schwule wie Nicht-Schwule. Ich bezeichne meinen Kumpel (Bulgare) im Scherz als “Wirtschaftsflüchtling”, er schimpft mich einen “Deutschen mit Stock im Arsch und Bausparvertrag”. Hach, ich liebe Klischees.

Ja, und irgendwann ist die Party dann auch vorbei, aufmachen zur Straßenbahn. Diese ist dann vollbesetzt mit zahlreichen Bravo-Abonnenten der Mittelstufe: Zeitgleich und Nebenan im Waldstadion findet nämlich das “World of Club Dome” – Festival statt.

Wozu also zum Nürburgring fahren und sich dort mit ärgerlichen Terror-Verdachtsmomenten herumschlagen müssen, wenn man doch auch einfach in Frankfurt bleiben kann?

Ganz besonders toll finde ich ja, dass auch um Mitternacht noch Familien hier sind. Ohne Angst haben zu müssen. Glaube kurz, ich wäre als Kind auch schon gerne hier gewesen. Aber man kann sich’s ja nicht aussuche, gelle? Von Fahrgeschäften hab ich zumindest früher nie genug bekommen, heute erzeugt der Gedanke an drei Runden “Breakdancer” am Stück jedoch bereits Übelkeit in mir. Man wird ja auch nicht jünger!

 

Irgendwann lande auch ich dann wieder mal im Bett. Bin ja auch nur ein Mensch mit gelegentlichen Schlafbedürfnissen.

Nicht ohne zuvor noch ein paar Nachbarn am “GUDES” getroffen zu haben, man trifft ja auch ständig Bekannte hier in Frankfurt. Wer auch immer sagt, München sei das kleinste Dorf der Welt – der war noch nie in Frankfurt.

 

Wäldchestag zum Zweiten

Am nächsten Abend, ganz klar, da lande ich natürlich wieder auf dem Wäldchestag. Diesmal aber ein wenig gediegener.

Und als ich im Riesenrad sitze und die Gondel ihren Höhepunkt erreicht. Als ich meinen Blick über die Baumkronen streifen lasse, mein Blick an der Skyline kleben bleibt.  Als ich von unten Musik höre, und weiß, dass genau dort unten gerade Menschen jeglicher Herkunft, sexueller Orientierung und Couleur gemeinsam feiern:

Da erfüllt es mich mit ein wenig Stolz, diesen Ort meine Heimat nennen zu dürfen.

 

 

Stiller Wald, weite Felder und ein zuckersüßes Umland

Huch, ist denn immer noch Pfingsten? Kaum zu glauben, wie lange ein solches Wochenende sein kann. Mich soll’s freuen! Schließlich schätze ich Frankfurt auch sehr dafür, ein wunderbarer Ausgangspunkt für lange Nachmittage auf dem Fahrrad zu sein.

 

Meine heutige Tour führt mich durch die stillen Weiten des Frankfurter Stadtwaldes, vorbei an Dreieichenhain, wo ich kurze Rast an der alten Wasserburg mache und das zuckersüße Fachwerk der kleinen Altstadt bewundere.

 

 

 

Weiter geht’s, ich trete eifrig in die Pedale und statte der Grube Messel einen Besuch ab. Die Ausgrabungsstelle als Weltkulturerbe hatte ich alter Kulturbanause nämlich tatsächlich noch nie zuvor besucht.

So gerne ich auch unter Menschen bin, so sehr brauche ich auch hin und wieder einfach Zeit für mich alleine. Will ohne Rücksicht auf andere meinen Entdeckerdrang ausleben, will in die Pedale treten wie es mir beliebt. Will rasten, wo und wie lange es mir beliebt. Und für einen kurzen Tapetenwechsel muss ich nicht mal weit weg fahren oder gar fliegen: Der Stadtwald und damit die große, grüne Welt beginnt gleich hinter dem Sachsenhäuser Berg!

Den hab’ ich zwischenzeitlich aber längst hinter mir gelassen, haben unterwegs Bekanntschaft mit einer Entenfamilie im Weiher und einem adretten Storchenpaar gemacht.

 

 

 

Nächster Stopp dann in Dieburg: Auch hier finde ich eine sehenswerte, schnuckelige Altstadt samt meinem so geliebten Fachwerk vor. Bitte kurz ein freundliches Ehepaar, ein kleines Erinnerungsbild von mir auf dem Marktplatz zu schießen.

Nun führt mich der Weg durch weite Felder, hier wachsen Rüben, Kartoffeln und Salat. Soll ja nicht heißen, meine Generation kenne Gemüse nur aus dem Supermarkt! Im wahrsten Sinne des Wortes ganz diebisch freue ich mich dann, als ich ein Erdbeerfeld entdecke und mir ein paar der saftig-süßen Früchte mopse. Ist ja schließlich Sommer, und ein Sommer ohne Erdbeeren?! Geht ja schließlich gar nicht!

Mein Tagesziel soll da Groß-Umstadt sein. Kannte ich bislang nur vom Hörensagen, gerüchteweise sollten dort sogar Menschen leben. Nun kann ich bestätigen: Dem ist so!

Außer leibhaftigen Menschen verzückt auch diese Kleinstadt mich mit ganz viel Fachwerk, schmucken Kirchen und einem barocken Rathaus an einem wunderschönen belebten Platz.

Die Regionalbahn bringt mich innerhalb von einer Stunde wieder heim nach Frankfurt. Wie toll es doch einfach ist, von Frankfurt aus ganz schnell ein so wunderschönes Umland genießen zu dürfen! Und – ebenso toll! – auch ganz schnell wieder zurück in der Großstadt zu sein. Und während ich die weite Landschaft vor dem Fenster vorbeifliegen sehe und ein perfektes langes Wochenende Revue passieren lasse, bis die Landschaft wieder Häuserschluchten weicht, als der Tunnel meine S-Bahn verschluckt und ich mich bald wieder zu Hause wähne:

Da weiß ich einmal wieder ganz genau, warum dieses Flecken Erde meine Heimat ist. Und nach Stuttgart, da mag ich wirklich so bald nicht mehr. 

Aber erst einmal, da fliege ich nun nach portugal. ich bin aufgeregt und gespannt auf all die eindrücke im äussersten westen des Kontinents. Aber weiss schon jetzt ganz sicher:
Ich werde froh sein, wieder zurück zu sein. Weil ich hier zu Hause bin.

 

Wenn Fischers Fritz im Bahnhofsviertel frischen Fisch fischt…

… dann wird’s zwar nicht immer ansehnlich, aber ganz schön lecker!

Neulich hatte ich ja wieder ein wenig zu viel Zeit. Zeit, die ich für einen kleinen Spaziergang durchs Bahnhofsviertel genutzt habe. Bisschen gucken hier, bisschen stöbern dort: Das mach’ ich wirklich gerne. Einfach mal den Flair des Viertels atmen.

Kaufen, wo die “Locals” kaufen

Man sagt, man solle sich ja immer an die Einheimischen halten, wenn’s ums Einkaufen und Schlemmen geht. Und die “Einheimischen” hier im Bahnhofsviertel, die gehen – mit Verlaub – meist lieber in einen der zahlreichen türkischen oder asiatischen Lebensmittelläden, statt zu REWE CITY.

So landete ich irgendwann in der Elbestraße, um genau zu sein: Vor “Zerouali Lebensmittel”. Angelockt von den zahlreichen Obst- und Gemüsekisten auf dem Gehsteig betrat ich das Ladengeschäft. Und, siehe da: Unmittelbar fand ich mich in einem Laden wider, den ich mir genau so auch im im fernen Orient vorstellen könnte.

Besonders angetan hatte es mir die Fischtheke. Gut auf Eis gekühlt präsentierten sich hier allerlei frische Fische und Meeresfrüchte.

 

Aus Dosen und als Stäbchen

Ich bin ja bekanntlich auf einem kleinen Dorf in der hessischen Provinz aufgewachsen. Die einzige Metzgerei des Orts bot zwar Fleisch in allen Variationen, als Kind bekam ich hier zum Dank für den Einkauf noch ‘ne Scheibe Bärenwurst in die Hand gedrückt. Würde heutzutage wahrscheinlich einen vegetarischen – wenn nicht gar veganen – Aufschrei verursachen, damals hat es niemanden gekümmert. Tatsache!

Jedenfalls, an Fleisch hat’s nicht gemangelt auf dem Dorf, weder in der Metzgerei noch bei HL.

Doch frischer Fisch? Fehlanzeige. 

Fisch jedoch, der war mir lediglich als Thunfischfilet aus der Dose oder Fischstäbchen von Iglu bekannt. Ein Bismarckbrötchen, spendiert von Papa vor dem Möbelhaus, das war da schon ein echtes Highlight.

Meine erste Fischtheke, die dürfte ich dann erst nach meinem Wegzug in die Großstadt gesehen haben. Und zwar bei REWE. So lecker die Ware dort auch präsentiert wurde, so unappetlich jedoch die Preise. Nee, muss nicht sein, konnt’ ich mir verkneifen.

Nun aber bin ich im Frankfurter Bahnhofsviertel. Und entdecke, dass frischer Fisch gar nicht teuer sein muss. Ich beschließe, mal welchen mitzunehmen.

Ich entscheide mich für eine Hand voll Sardellen (kannte ich bislang nur als Pizzabelag) für 3,99 das Kilo sowie ‘ne fetten fetten Merlanfisch zu je 5,99 das Kilo. Soweit erschwinglich, alles klar, freundlich wurde mir die Tüte (ja, sie roch nach Fisch!) in die Hand gedrückt. Und nun schnell ab nach Hause, von wegen Kühlkette nicht unterbrechen und so!

 

Fisch zubereiten – wie war das doch gleich?

Zu Hause angekommen, erinnere ich mich: Oh, einfach Dose öffnen ist hier nicht. Doch mittels Youtube-Tutorial gelingt es mir, mehr schlecht denn recht den Merlanfisch zu filetieren und mitsamt Gemüse zwecks Dünstvorgang in einen Topf zu verbrachten. Vorher noch fein Salz und Pfeffer drauf, ‘nen Schuss Zitronensaft, ab auf den Herd! Dünsten tue ich das Ganze übrigens im guten “Rapp’s Meisterschoppen”. Ein wenig Schoppen-Aroma kann schließlich nie schaden!

Die Sardellen indes verschwinden im Backofen. Und nun heißt es… abwarten!

Verdammt, zu lange gewartet. 

Der Merlanfisch auf Gemüsebett mutierte innerhalb von Minuten zu einer Art Fischpürree, weswegen ich euch ein Bild erspare.

Die Sardellen im Backofen machen dagegen eine weitaus bessere Figur: Was soll’s, ist ja noch kein Sternekoch vom Himmel gefallen. Ab auf den Teller, und – moah! – lecker. Trotz leicht breiiger Konsistenz.

Anblick hin, Anblick her: Ich freue mich über mein fischiges Experiment, schau’ ganz sicher bald mal wieder vorbei in einem der kleinen Lebensmittelläden im Bahnhofsviertel.

 

Ich meine, hey, ist das nicht geil?

Frankfurt ist international. Multikulturell, multiethisch. Das mag zwar mitunter auch Probleme mit sich bringen, unter dem Strich ist diese wilde Mischung aber eine absolute Bereicherung für unser aller Alltag.

Ich meine, wie geil ist es denn, dass ich mich immer wieder in der eigenen Stadt wie im Urlaub fühlen kann? Sogar frische Lebensmittel aus aller Welt fast jederzeit verfügbar sind – gleich ums Eck? Wo der türkische Gemüsehändler gleich neben dem asiatischen Supermarkt zu finden ist, in einer Straße, auf der am Wochenende die Bauern aus dem Umland ihre Stände aufbauen?

Die Deutsche Küche, so behaupte ich mal, ist nicht sonderlich experimentierfreudig. Ich jedoch genieße es, hin und wieder einfach mal was auszuprobieren. Frischen Fisch ausnehmen und filetieren zum Beispiel.

Auch wenn’ ich das mit der Zubereitung dann vielleicht doch noch ein wenig üben sollte… 

“Talentfrei Musizieren” präsentiert: Ein Sommerurlaub am MainCafé

Ich hab’s  mal wieder getan:

Nachdem ich neulich in einem kleinen Beitrag Einblick in meine zweifelhaften musikalischen Talente gegeben habe und mich mit mäßigem Erfolg mit als Singer-Songwriter und Hipster-Rapper versuchte, habe ich nun erneut zu Notizbuch und Klampfe gegriffen.

Entstanden ist dabei mein nächster Anschlag auf die Trommelfelle meiner arglosen Mitmenschen: Ein Loblied auf einen Sommerurlaub, ganz einfach zu Hause, ganz einfach in Frankfurt!

“Er bemühte sich redlich…”:

Diese mir altvertraute Leistungsbewertung aus dem Musikunterricht dürfte auch bei meinem neuesten Werk recht zutreffend sein. Sei’s drum, mir hat’s Spaß gemacht – und vielleicht sorgt das Lied ja auch bei euch für ein wenig Unterhaltung?

Werft euch ‘ne Schmerztablette ein, dreht die Boxen auf Anschlag, ich präsentiere:

Sommerurlaub am MainCafé!

 

Spannende Einblicke in vergessene Flecken: Foto-Ausstellung “Verlassene Orte” in der Naxoshalle

Nimmt man sich ein wenig Zeit, die eingetretenen Pfade zu verlassen und einmal ganz genau hinzuschauen, dann kann man feststellen: Ganz abseits von Pracht, Prunk & Hochglanzfassaden gibt es noch verborgene Orte in Frankfurt, die ihre besten Zeiten längst hinter sich haben. Die bislang selbst von Investoren übersehen wurden, als Zeugnisse einer vergangenen Zeit vorerst ihrem stetigen Verfall preisgegeben sind. Und Stück für Stück von der Natur zurückerobert werden. 

Ich selbst finde sowas ja ziemlich spannend; erst neulich hab’ ich mich mal auf dem verlassenen Gelände der ehemaligen Stückgutabfertigung am Ostbahnhof umgeschaut und ein paar Fotos gemacht.

Als ich in meinem heißgeliebten JOURNAL FRANKFURT dann auch noch lesen konnte, dass am 21. Mai eine Foto-Ausstellung voll solcher Werke eröffnet werden sollte, wurde meine Neugierde geweckt:

In der Naxoshalle (die selbst ein Zeugnis einer großen Vergangenheit ist) ist nämlich noch bis zum 4. Juni die Ausstellung “Lost Places Rhein-Main” zu bewundern. Die Fotografen Jörg Kuberek und Jörg Rudolph stellen hier ihre Werke aus, die sie auf ihren Streifzügen durch all die vergessenen Winkel des Rhein-Main-Gebiets angefertigt haben.

Den Tag der Eröffnung habe ich lieber auf dem Fahrrad verbracht, aber nur einen Tag später hab’ ich mich voll gespannter Erwartung auf den Weg in die ehemalige Fabrikhalle unweit des Zoos gemacht.

Ob sich’s wohl lohnen würde?

 

 

Wahrlich weiter Winkel trifft auf “Quadratisch, praktisch, gut”

Allein die Naxoshalle ist ja an und für sich schon sehenswert. Als ich ankomme,stelle ich zu meiner großen Freude fest, dass auch die beiden Schöpfer der Ausstellung anwesend sind. Beide erweisen sich nicht nur als begabte Fotografen, sondern ebenfalls als äußerst nette Gesprächspartner.

In einem Plausch erzählt mir Jörg Rudolph, dass insgesamt 42 Bilder ihren Weg in die Ausstellung gefunden haben. Interessanterweise sind die beiden Jörgs niemals gemeinsam auf Fototour gegangen, sämtliche Aufnahmen wurden von beiden in “eigener Mission” angefertigt.

Wer der jeweilige Urheber der zahlreichen Ausstellungsstücke ist, die sich auf zwei Etagen verteilen, ist auch für den Ungeübten schnell ersichtlich:

Während Jörg Rudolph ausschließlich (so erzählt er mir) im quadratischen Format fotografiert und seine Bilder anschließend in schmucken Rahmen präsentiert, schätzt Jörg Kuberek den Umgang mit dem Weitwinkelobjektiv sowie den Leinwanddruck. Seine Aufnahmen begeistern mich: Perspektiven wirken aufgrund des massiven Weitwinkel-Einsatzes ziemlich surrealistisch, fast grotesk an. Und das macht das Betrachten zu einer wirklich spannenden Sache!

 

Vergilbte Poster und verfallene Treppenhäuser

Allen Werken gemein ist dagegen, dass sie auf äußerst spannende Weise zahlreiche vergessene Orte in Frankfurt und Umland portraitieren. Besonders angetan haben es mir die Aufnahmen von vergilbten und sich bereits wellenden Postern, die vor langer Zeit einmal auf Spinde geklebt haben, um die Arbeiter mit dem Anblick leicht bekleideter Damen zu erfreuen.

Und niemals hätte ich gedacht, wie faszinierend der Anblick eines verfallenen Treppenhauses sein kann, von dessen Wänden schon längst nicht mehr nur der Putz bröckelt, wenn es in extremem Weitwinkel fotografiert wird.

So neugierig ich auch bin, so verständlich ist es auch, dass mir die Fotografen den genauen Aufnahmeort ihrer Werke nicht verraten möchten. Das tun sie prinzipiell niemandem, aus Angst, die verlassenen Orte könnten zum Ziel von Sprayern und Vandalen werden. Find’ ich gut so!

“Das fotografische Entdecken verlassener Orte ist bei mir auch fester Bestandteil eines jeden Urlaubs!” Jörg Rudolph

 

Meine Vermutung über einen verlassenen Bahnhof, den ich in einem ihrer Bilderalben entdeckt habe, bestätigen sie mir dann aber doch noch. Da ich den Ort selbst gut kenne und dort bereits ebenfalls fotografiert habe, lieg’ ich auch direkt goldrichtig.

Bei Kuchen tauschen wir uns noch ein wenig aus, bevor ich mich auf der Gästetafel verewige und den beiden sympathischen Künstlern noch einen größtmöglichen Erfolg für ihre Ausstellung wünsche.

 

 

 

Neugierig geworden?

Wollt auch ihr euch davon überzeugen, welch unbeschreiblich morbiden Charme verlassene Militäranlagen und verrostende Eisenbahnwagen haben können? Wie reizvoll der Blick in alte Bürokorridore sein kann, in denen die Zeit stillgestanden zu sein scheint?

Dann kann ich euch einen Besuch der Ausstellung nur allerwärmstens an die Herzchen legen!

Noch bis zum 04. Juni habt ihr werktags von 18 – 20 Uhr und am Wochenende von 15 – 19 Uhr die Gelegenheit dazu.

Alle weiteren Infos findet ihr unter  www.verlasseneorte.info !

Ich jedenfalls kann’s nur empfehlen!

Eine Bootsfahrt, die ist lustig… von Frankfurt aus in alle Welt! Oder zumindest nach Aschaffenburg.

Denkt man an Frankfurts Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt und internationale Drehscheibe, dann kommt einem vermutlich zuerst der Flughafen in den Sinn.

Über 600 Flüge am Tag verbinden von hier aus unsere Stadt mit der ganzen Welt, was unseren Airport zum größten und wichtigsten der Republik werden lässt.

Vielleicht denkt man auch an unseren Hauptbahnhof, der seit seiner Eröffnung im Jahre 1888 schnell zum wichtigsten Eisenbahnknotenpunkt des Landes wurde. Heute sorgen über 340 Züge des Fernverkehrs, 290 Züge des Nahverkehrs sowie über 1.000 S-Bahn-Halte am Tag dafür, dass Reisende vom wichtigsten Eisenbahnknoten Deutschlands aus schnell und bequem mit der Bahn durchs ganze Land verreisen können. Auch Metropolen im benachbarten Ausland werden von hier aus angefahren; sogar nach Marseille existiert eine tägliche Direktverbindung!

Vielleicht, da denkt man auch noch an all die Menschenmassen an der Konstablerwache, die sich – insbesondere zur “Rush Hour” – von den unterirdischen Bahnsteigen aus ihren Weg durch die heruntergekommene B-Ebene bahnen, dabei Rolltreppen verstopfen. An all die Straßenbahnen und Busse, die sie besteigen, sobald das Tageslicht erreicht ist.

Frankfurt ist eben immer in Bewegung. Ob Flugzeug, Bahn, Tram oder Bus: Zahlreiche Verkehrsmittel sorgen zu jeder Tag- und Nachtzeit dafür, dass man Frankfurt schnell verlassen kann. Zu Lande und in der Luft. 

Ebenso schnell lässt es sich freilich auch wieder ankommen in Frankfurt: Und macht das Ankommen hier nicht ohnehin am meisten Freude? 

Eher selten jedoch denkt man an die Schiffe, mit denen es sich auch zu Wasser von Frankfurt aus ganz hervorragend verreisen lässt!

Auch ich habe den Schiffverkehr der Stadt lange Zeit vollkommen ausgeblendet. Klar, ich hab’ mich immer sehr des Anblicks erfreut, wenn mal wieder weißes Schiff den Main entlang schipperte. Ich hab’ mich gefreut, wenn die Fahrgäste an Deck den am Mainufer flanierenden Menschen zugewunken haben. Erhob eifrig beide Hände, um die Grüße zu erwidern.

Nie jedoch habe ich mich gefragt, was wohl die Ziele von den weißen Riesen und ihren Schiffsreisenden sein mögen. Dies änderte sich erst, als ich eines Tages beim Joggen am Mainufer meinen Blick über die Schiffsanleger am Dom streifen ließ.

“Köln-Düsseldorfer” und “Primus Linie”: Sollte Frankfurt etwa auch Bedeutung für den internationalen Personenschiffsverkehr haben?

Ich kam nicht umhin, ein wenig Online-Recherche zu betreiben.

Zugegeben, es gibt bedeutendere Seehäfen als Frankfurt mit seinen kleinen Anlegestellen am Main. Auf das Einlaufen eines Kreuzfahrschiffes wird man hier vergeblich warten, vom Main aus in die Karibik reisen sollte man dann doch besser vom Flughafen aus.

Dennoch, ich war erstaunt, dass von den Anlegestellen am Römer aus tatsächlich ein planmäßiger Schiffsverkehr stattfindet.

Da das Schiff als Verkehrsmittel zwischenzeitlich leider ein wenig aus der Mode gekommen ist, werden von hier aus zwar überwiegend touristische Ziele angesteuert: Davon aber doch erstaunlich viele!

Sowohl Köln-Düsseldorfer sowie die Primus-Linie bieten planmäßige Linienfahrten an. Ob mainabwärts nach Heidelberg oder Aschaffenburg, mainaufwärts bis nach Rüdesheim zum Spazieren auf der Drosselgasse, am Rhein entlang bis zum deutschen Eck nach Koblenz oder sogar auf ein Kölsch bis Köln. Wird ein Umstieg in Kauf genommen, kann sogar die Mosel auf dem Seewege erreicht werden! Seefahrerherz, was willst du mehr? 

 

Ticket kaufen, Leinen los!

Klar, dass meine Schiffs-Reiselust geweckt war. ‘Ne steife Brise auf dem Main, mit dem Schiff nach irgendwohin, statt auf den Main mal vom Fluss aus auf die Ufer schauen. Das musste ausprobiert werden!

Ich entschied mich für eine Fahrt vom fernen Aschaffenburg nach Frankfurt.
Klar, dass mein Freund Michael nicht fehlen durfte! Die Tickets waren schnell gekauft, und nur wenige Tage später steigen wir am Frankfurter Südbahnhof die Regional-Bimmelbahn, welche uns in einer knappen Stunde in die fränkische Kleinstadt bringen sollte. Noch können wir kaum glauben, dass die Rückfahrt nach Frankfurt mit dem Schiff geschlagene 4,5 Stunden brauchen solle!

Erst einmal freuen wir uns aber darüber, genügend Zeit zu haben, um Aschaffenburg ein wenig zu erkunden. Ob die Kleinstadt wohl noch mehr zu bieten hat als Bier von “Schlappeseppel” und eine Namen, der sich für eine Vielzahl von Wortspielen missbrauchen lässt?

Sollte man Gott tatsächlich für Alles danken, sogar für ein Unterfranken? 

Als wir bayrischen Boden betreten und den Bahnhof verlassen, sind wir gespannt…

 

Metzgereien! Überall Metzgereien!

Nachdem wir ein wenig durch die angenehm fußläufige Altstadt gestreift sind, da ist uns vor allem eines aufgefallen: Gefühlt jedes zweite Geschäft scheint hier ein Metzger zu sein. Die Aschaffenburger scheinen wohl über eine derart große Gelüste nach toten Tieren zu verspüren, dass diese anderweitig nicht gestillt werden können als durch eine omnipräsente fleischverarbeitende Infrastruktur.

Nun ja, was in Frankfurt wohl unverzüglich ethisch-moralische Aufstände und eingeworfene Schaufensterscheiben zur Folge hätte, scheint hier ganz selbstverständlich zum Straßenbild zu gehören. Dass wir – konsequent, wie die Unterfranken diesbezüglich zu sein scheinen – keinen einzigen Bio-Supermarkt entdecken können, ist für uns zwei Frankfurter eine willkommene Abwechslung.

Zurück zum Thema, dieser Beitrag will euch schließlich von einem Ausflug mit dem Schiff berichten und nicht zum touristischen Leitpfaden für Aschaffenburg ausarten.

Innerhalb vier Stunden können wir uns schlussendlich dann doch noch davon überzeugen, dass Aschaffenburg noch viel mehr zu bieten hat, als Leberkäsebrötchen (die hier allerdings “Weck” heißen) und einen recht funktionellen Hauptbahnhof.

So fanden wir inmitten einer wunderschönen Grünanlage die Kirchruine vor, welche einen märchenhaften Anblick bot.Schallplattenläden wie aus Oma’s Zeiten ließen insbesondere mein Herz höher schlagen, während mein Freund Michael große Begeisterung für die wirklich schmucke Stiftsbasilika hegen konnte. Die Innenstadt ist recht schnucklig und wirkt insgesamt gleich viel weniger hektisch als ihr nervzehrendes Pedant in Frankfurt: Hach, schön, so ein Kurzurlaub!

Ein imposantes Schloss am Mainufer haben wir genauso vorfinden können wie ein süßes Café, sodass wir mit adäquatem Koffein-Pegel pünktlich an der Anlegestelle eintreffen.

Und nun lass’ ich einfach noch ein paar Bilder sprechen… 

 

Unterwegs an Bord der “Nautilus”

Ebenso pünktlich legt dann auch die “Natulis” ab, nimmt ihre Fahrt mainaufwärts auf. Entsprechend Saison, Wochentag & Wetter ist nicht viel los an Bord, was uns sehr gelegen kommt. Wir schauen uns ein wenig auf den beiden Decks um: Erstaunlich, wie viel Platz hier drinnen ist! Hätte ich – als ich das Schiff von Land aus betrachtete – gar nicht gedacht.

Aber einmal drin, da stell’ ich fest: Hier könnte man ganze Parties feiern!

 

Ein letzter Blick zurück auf das große Schloss – hoffentlich werd’ ich nicht seekrank! 

Da es nicht regnet, beschließen wir, auf dem Oberdeck Platz zu nehmen. Von dort aus hat man nämlich den besten Rundum-Blick und kann publikumswirksam den Landratten an den Ufern zuwinken. Und tatsächlich, immer wieder entdecke ich links und rechts des Mains Angler, Familien beim Picknick und sogar unerschrockene Badende.

Für echten Nervenkitzel an Deck sorgen dagegen die beim Unterfahren nur wenige handbreit über unseren Köpfen hinwegziehen. Tod auf dem Main durch “Kopf ab”? Ich hab’ ja schon ein wenig Angst. Immerhin den Tod durch Ertrinken muss ich nicht fürchten, schließlich entdecke ich zwei große Kisten mit insgesamt 600 Schwimmwesten an Deck. Ich bin beruhigt, vorerst jedenfalls. Lasse wieder das Mainufer an mir vorbeiziehen, das hier so viel wilder scheint als in heimischen Gefilden.

 

Hoch und Runter: Die Sache mit den Schleusen.

Es dauert nicht lange, und unsere Fahrt verlangsamt sich. Der Grund, der ist schnell ausgemacht: Eine Schleuse liegt vor uns, die der Kapitän gekonnt ansteuert. So langsam dämmert uns, wieso die Fahrt nach Frankfurt stolze viereinhalb Stunden dauern soll: So ‘ne Schleuse, das geht nicht schwuppdiwupps, das dauert. Und bis Frankfurt, so ahnen wir, sollte dies nicht die letzte Schleuse sein.

Gemütlich senkt sich das Schiff Zentimeter um Zentimeter, bis sich dann endlich die Schleusentüre öffnet und die “Nautilus” wieder mit dröhnendem Motor Kurs gen Frankfurt nehmen kann.

Ich schau’ derweil mal weiter links und rechts, lasse mir den Fahrtwind ins Gesicht wehen, bis dann eine blecherne Lautsprecherstimme ertönt:

“Wir erreichen in Kürze unsere nächste Anlegestelle: Seligenstadt!” 

Wie schön, hierher bin ich doch neulich erst mit dem Fahrrad gefahren. Nett, die Stadt einmal vom Main aus anschauen zu dürfen. Ich winke den Rentnern, die zusteigen (wir dürften mit Abstand die Jüngsten an Bord sein), bevor es weiter geht gen Frankfurt.

 

Der Weg ist das Ziel!

Wir legen wieder ab, das nunmehr bekannte Brummen des Schiffsdiesels ist wieder zu vernehmen. Michael sitzt mir gegenüber und liest ein Buch, ich beschließe, es ihm gleich zu tun. Das Kraftwerk “Staudinger” zieht auf Höhe Großkrotzenburg vorbei. Hin und wieder ein Blick über die Reling, ich entdecke Camper, Seitenarme, Wälder, kleine, namenlose Dörfer. Wie ruhig der Main doch hier ist. 

Wieder einmal verlangsamt sich die Fahrt, die nächste Schleuse naht. Es sollten auf dem Weg bis Frankfurt insgesamt fünf davon zu passieren mal, fünf mal “Rauf und Runter”, fünf mal nur noch horizontale Fortbewegung.

“Eigentlich sind wir ziemlich blöde”, sag’ ich zu Micha. “Wir fahren von Aschaffenburg bis Frankfurt mit einem Verkehrsmittel, dessen Durchschnitsgeschwindigkeit wir vermutlich locker zu Fuß übertreffen würden. Ich glaube, wären wir gewandert – wir wären schneller wieder in Frankfurt… 

“DU bist vielleicht blöde!”, sagt der Micha. Wir fahren doch nicht Schiff, um von von A nach B zu kommen. Bei einer Bootstour, da gilt: Der Weg ist das Ziel!

Recht hat er, der Michael. Mir gefällt der Gedanke, einfach mal zu reisen. Nicht weil man reisen muss, nicht weil man sich schnell fortbewegen möchte. Zu Reisen um des Reisens Willen.

Mein kreatives Oberstübchen meldet sich zu Wort, ich packe Notizbuch ein und verabschiede mich auf ein Käffchen ins Unterdeck. Ideen für ein Gedicht wollen schließlich zügig festgehalten werden!

 

 

“Endlich wieder Frankfurter Niveau!” – zurück im Heimathafen

Nachdem ich mein Werk vollendet habe, kehre ich zurück aufs Oberdeck. Wir passieren gerade die letzte Schleuse auf unserer Fahrt, die “Nautilus” befindet sich bereits auf Höhe Fechenheim. Als die letzte Schleuse passiert ist, rufen zwei Damen neben uns: “Endlich wieder Frankfodder Niveau! Auf Offenbacher Pegel hätt’ ich’s net mehr lang ausgehalte!”. “Recht haben Sie!”, rufe ich hinüber. Frankfurter sollten sich schließlich jederzeit solidarisch zeigen und offen zu erkennen geben!

Den Einlauf in den Heimathafen, den will ich freilich nicht verpassen. Ich erwarte keinen Empfang mit militärischen Ehren, aber einen für mich unbekannten Anblick meiner Stadt von der Mitte des Mains aus.

Und dieser raubt mit den Atem. 

Obwohl mittlerweile leichter Regen begonnen hat und uns eine echt steife Brise um die Näschen weht, haben wir ganz vorn auf dem Oberdeck Stellung bezogen. Erhaben nähert sich die Stadt am Horizont. Nachdem wir die Honsellbrücke unterquert haben, da fehlen mir die Worte:

Aus dieser Perspektive hab’ ich meine Stadt noch nie gesehen. Ehrfürchtig erhebt sich die Skyline vor dem Bug, Passanten winken vom Eisernen Steg herab, während ich ihn vom Schiff aus streicheln könnte.

Dies ist für mich unbestreitbar der schöne Moment unserer Schifffahrt, ach was, des Tages, wenn nicht gar der Woche.

Frankfurt, ich liebe dich. Immer wieder schön, wieder bei dir anzukommen! 

Lust bekommen?

Vielleicht konnte ich ja ein wenig Seefahrer-Stimmung in euch wecken! Es lohnt sich definitiv, auch mal mit dem Schiff von Frankfurt aus zu verreisen. Oder auch auf dem Wasserweg wieder dort anzukommen, das ist nämlich ein ganz besonders schönes Gefühl.

“Reisen um des Reisens Willen” – das macht man heute ja ohnehin viel zu selten, eine Fahrt mit dem Schiff wirkt da ganz wunderbar entschleunigend.

Natürlich muss es nicht Aschaffenburg sein, die PRIMUS-Line steuert auch zahlreiche andere Ausflugsziele an.

Eine Übersicht zu den einzelnen Routen findet ihr hier! 

 

Zum Abschluss ein Gedicht.

Ach; hatte ich nicht erwähnt, dass ich ein kleines Gedicht geschrieben habe?
Falls ihr neugierig geworden seid: Bitteschön!

 

Von Bayern bis zum Eiser’n Steg
reisen auf dem Wasserweg
“Leinen los!”, heißt es zur Mittagszeit
man schippert los, das Ziel noch weit
Macht sich’s am Oberdeck bequem
der Blick zurück aufs Schloss so schön
die Fahrfreude währt jedoch nicht lange
die Schleuse naht, mir wird ganz bange
Man fühlt das Schiff langsam absinken
Zeit, einen Kaffee zu trinkien
Bis man erreicht das Flussniveau
Nix passiert, man zeigt sich froh
Und weiß sich endlich zu verzücken
an den uferseitigen Eindrücken
ein Kirchturm da, ein Kraftwerk dort
wie hieß doch gleich da dieser Ort?
Man winkt den zahlreichen Flaneuren
und lässt sich zunehmend betören
von dieser Art, langsam zu reisen
geht kurz in sich, kann nur verweisen
Auf das Sprichwort, altbekannt
welch ein Jeder kennt in diesem Land
dank Langsamkeit sieht man so wahrlich viel
denn auf dem Schiff ist noch der Weg das Ziel

Talentfrei musizieren: Büdchen-Pop und Hipster-Rap

Mit den Talenten ist das ja so ‘ne Sache. Die hat man oder nicht, und auch mir wurden vermutlich einige davon in die Wiege gelegt. Definitiv nicht zu meinen Talenten allerdings das Musizieren.

Ich kann weder singen (eine Krähe ist nun einmal kein Singvogel…) noch beherrsche ich ein Instrument in tauglichem Ausmaß. Daran änderte auch das gemeinschaftliche Singen in der Grundschulklasse nichts, und auch sieben Jahre Klavierunterricht machten schlussendlich keinen Virtuosen des Pianospieles mehr aus mir. Musizieren, das sollte ich also eigentlich aus bloßer Rücksicht auf die Unversehrtheit meiner Mitmenschen besser bleiben lassen.

Aber hey, wer sagt denn eigentlich, dass man besonders talentiert sein muss, um etwas zu tun?

Muss Musik perfekt sein, um zu unterhalten? Muss ich wirklich Meister meines Faches sein, um Freude dabei zu empfinden, aus einer Idee einen akustischen Frontalangriff auf meine Mitwelt werden zu lassen?

Ich denke, nein. Und genau deswegen versuchte ich mich in den letzten Tagen einfach mal als Musiker. Völlig talentfrei, aber mit Freude bei der Sache.

Zwei kleine Projekte sind mir in den Sinn gekommen, die ich nun vollendet habe. Und wenn sich nur ein Einziger von euch davon ein wenig unterhalten fühlt, vielleicht sogar darüber lachen kann (und wenn’s auch nur über mich ist…), dann hat mein Wirken sein Ziel erreicht.

Also: Lauscher auf und Bühne frei für meine vollkommen talentfreien Machwerke!

 

Büdchenzauber: Eine Ode an die Wasserhäuschen

Es war eines Abends im April. Die Tage wurden endlich länger, ich saß zu Hause und ließ den Blick durchs Wohnzimmer streifen. Was stand denn da an der Wand und blickte mich ganz vorwurfsvoll an? Ach, da war ja was: Meine Gitarre. Auch schon ewig nicht mehr in der Hand gepackt. Ob ich denn noch ein paar Akkorde beherrschen würde?

Dacht’ ich mir, nahm Klampfe in die Hand und Platz auf dem Balkon. Nachdem ich eine gehörige Portion Staub von ihr gepustet hatte, da folgte schnell Erleichterung: Zumindest ein Bruchteil meines – ich nenne es einfach mal so – “Könnens”, das ließ sich noch halbwegs abrufen.

So saß ich also da auf meinem Balkon im Nordend, Klampfe in der Hand – und schaute nach unten auf den Matthias-Beltz-Platz, an dem sich schon die halbe Nachbarschaft tümmelte, um den lauen Abend zu genießen.

Bevorzugt mit Kaltgetränken versorgt wird sich bei diesen Get-Togethers natürlich bei der Trinkhalle nebenan, in diesem Fall dem “GUDES”.

Die Frankfurter Wasserhäuschen – sie sind so viel mehr als nur Bezugspunkt für ein Bier zum Mitnehmen zu später Stunde. Open Air-Wohnzimmer, Nachbarschaftstreff, Ort für Klatsch & Tratsch, für neue Bekanntschaften und Seelsorge.

Auch ich weiß mich sehr glücklich um die zahlreichen “Büdscher” in Frankfurt am Main. Und, hey – wieso nicht eine kleine Hommage an all diese liebenswerten Frankfurter Phänomene komponieren?

Gedacht, getan: Das hier kam dabei raus!

Der Soundtrack aus dem Szenekiez: Ich versuche mich als Rapper

Im Rahmen der Vorab-Recherche für meine Erkundungstour nach Frankfurt-Sossenheim taten sich wahre Abgründe vor mir auf. Auf Youtube posieren harte Kerle samt Proleten-Karre vor tristen Wohnblicken, besingen ihren Block als Bronx und huldigen Drogenhandel, Schusswaffen und Prostitution.

Nach tapferem Anhören zahlreichen GangsterRap – Liedguts in Frankfurt muss ich feststellen: Nein, ich kann mir wahrlich nicht vorstellen, dass in einigen Stadtteilen tatsächlich Zustände wie in der Bronx herrschen sollten. Vielmehr, da war ich mir sicher, spielen die “harten Jungs” wohl ebenso gerne mit Klischees, wie ich das tue.

Die eigene Postleitzahl als Kampfansage, als Label für den Lifestyle eines Stadtviertels: Warum eigentlich immer nur in Verbindung mit Gangster-Attitüden?

Ich beschloss, dem etwas entgegenzusetzen. Ebenso klischeebeladen, ein wenig übertrieben, bestenfalls auch unterhaltsam. Wie das wohl für meinen “Kiez”, für die Postleitzahl 60316 aussehen konnte? Wie könnte er sich anhören, der “Sound der Berger Straße”?

Nun gehört das Singen bekanntlich nicht unbedingt zu meinen Kernkompetenzen. Aber vielleicht könnte ich mich im Sprechgesang versuchen? Wo in Sossenheim der Gangster regiert, regiert im Nordend wohl der Hipster. Somit war es an der Zeit, eine eigene Musikrichtung zu etablieren: 

Den Hipster-Rap! 

Also: Schnell ein paar Zeilen geschrieben, feschen Beat ausgesucht, mit ein paar “Yo, yo, yo’s” in Stimmung gebracht. Die Aufnahme musste ich gleich mehrfach wiederrholen, weil ich währenddessen lauthals zu lachen anfangen musste. Und darüber lachen, das könnt ihr hoffentlich auch?

Yoyoyo, haltet eure Snapbacks fest, dreht schon mal den SWAG auf: 

 

Hier ist er, der Soundtrack aus dem Szene-Kiez!

 

Spaß an der Freude

Ich hoffe, damit den Beweis erbracht zu haben, dass man auch ohne jegliches Talent viel Freude haben kann. Mir hat das Texten, Spielen und Rappen jedenfalls viel Spaß gemacht, auch wenn die Resultate nicht einmal ansatzweise das Prädikat “Musik” verdient haben dürften. Einfach mal was machen, nicht aus dem Können heraus, sondern aus dem sprichwörtlichen Spaß an der Freude!

Habe ich auch euch ein wenig unterhalten können? Ich bin gespannt auf euer Feedback!
Bis dahin: Wir seh’n uns am Wasserhäuschen! Oder auch im Szenekiez, versteht sich. Keep it real!

 

 

Wohltaten im Moseleck

Es ist eine Geschichte, wie man sie wohl nur in Frankfurts berühmt-berüchtigtster Bahnhofskneipe erleben kann:

Es ist Sonntagabend, schon gen Mitternacht. Ich habe Feierabend am Hauptbahnhof. Und verpasse – trotz Sprint – die Straßenbahn ins heimelige Nordend. In der Kälte auf die nächste warten? Muss nicht sein.

Lieber noch auf ein Kaltgetränk ins Moseleck. Ist ja nicht weit, und außerdem ist heute schließlich Welttag des Bieres – und den gilt es schließlich auch noch gebührend zu zelebrieren. Gedacht, getan!

Als ich die legendäre Spelunke betrete, lasse ich meinen Blick streifen: Noch mächtig was los hier. Einzig an einem Zweiertisch ist noch einer der fest am Boden verankerten (warum nur?) Hocker frei. Am Tisch sitzt bereits ein älterer Herr mit Hut. Ich beweise gute Kinderstube und frage höflich, ob ich mich denn dazusetzen dürfe. Na klar darf ich. Wir sind hier schließlich im Moseleck, da darf man keine Berührungsängste haben.

Ich nehm’ dann mal Platz, bestelle Henninger, zücke mein Buch. Es dauert nicht lange, bis mir mit “Frankfurter Freundlichkeit” mein Gerstensaft serviert wird. Ein kaltes Bier zum Feierabend – was könnte schon schöner sein? Richtig, die Zigarette dazu.

Nach meinem Buch zücke ich also meine Schachtel Gauloises. Frage den Mann mit Hut mir gegenüber, ob es ihn denn störe, wenn ich rauche. Schließlich mag ich auch im Moseleck ein rücksichtsvoller Mensch sein.

 

Der Mann lächelt, schaut mich an.

“Weißt du”, sagt er. “Ich mag dich. Weil du ein rücksichtsvoller Mensch bist. Und für solch rücksichtsvolle Raucher, da hab’ ich immer was einstecken”.

Der Mann kramt eine frische Schachtel Marlboro aus seiner Tasche, drückt sie mir in die Hand. “Die sind für dich, weil du Rücksicht auf mich nehmen willst. Du darfst gerne rauchen, nur puste den Qualm bitte in die andere Richtung”.

Ich bin derweil erstmal baff. Zweifle kurz am Vollbesitz des Mannes geistiger Kräfte. Doch er meint es ernst. “Doch, du behältst die jetzt”.

Es entspinnt sich ein Gespräch. Aus München sei er, so verrät er mir. Doch nachdem seine Frau – die beste von allen! – gestorben sei, da habe er es dort nicht mehr ausgehalten in all dem Mief der Schickeria.

Ich könne mich glücklich schätzen, ein Frankfurter zu sein. Zum Beispiel, weil hier noch Rücksicht aufeinander genommen werde. Frankfurt, das sei eine gute Wahl.

 

Rücksicht zahlt sich aus

Wir unterhalten uns weiter. machen uns auch namentlich bekannt. Ich weiß nicht, ob seine Anekdoten voll und ganz der Wahrheit entsprechen – aber dennoch die weiteren Gesprächsinhalte hier nicht weiter ausführen, die bleiben mal schön im Moseleck. Gestaunt hab’ ich jedenfalls ganz mächtig.

Als ich später in der Straßenbahn gen Nordend sitze, da bin ich nicht nur um eine Schachtel Zigaretten reicher. Oder die Erkenntis, dass sich Rücksicht auszahlt.

Nein, wieder einmal hat sich mir bestätigt, dass ein jeder noch so unscheinbarer, auf den ersten Blick vielleicht befremdlicher, Mensch eine Geschichte hat.

Eine Geschichte, die zum Nachdenken bringen kann, für Unterhaltung sorgen. Die es in aber jedem Falle wert ist, sie sich anzuhören. Und dafür lohnt es sich mitunter auch, einfach mal spontan einen Blick in die düsteren Ecken der Stadt zu werfen.

 

 

Eine Null zu viel: Von einem mißglückten Samstagabend

Es ist Samstag. Während sich der gemeine Frankfurter ab spätestens 14 Uhr mittels Weinschorle an Kleinmarkthalle oder Rauscher auf dem Wochenmarkt bereits wieder zielsicher an den Pegel vom Vorabend heran trinkt, schiebe ich Dienst.

Ich bin seit 13 Stunden unterwegs, als ich am frühen Abend endlich meine Wohnung betrete. Meine Einkäufe verstaue, ein bisschen Erwachsenen-Zeugs erledige (Rechnungen begleichen, Schriftwechsel mit der Krankenkasse- ja, auch das gehört eben dazu…), schlussendlich heilfroh im Bett lande.

An Schlaf jedoch, da ist nicht zu denken.

Die preisexklusive Wohnlage im “lebhaften und urbanen Nordend” zollt dank Friedberger Landstraße und samstäglich belegtem Matthias Beltz-Platz eben ihren Tribut. Ursprünglich, da wollte ich ja mit einer Bekannten feiern gehen. Angesichts meiner Verfassung – es ist mittlerweile kurz vor Mitternacht, ich bin seit fünf Uhr heute Morgen auf den Beinen – erscheint es mir jedoch als keine gute Idee, noch irgendwo Eintritt zu bezahlen, um wenig später auf der Tanzfläche einzuschlafen.

Ein Kumpel schreibt, er befinde sich in einer stadtbekannten Musikkneipe in Alt-Sachsenhausen. “Puh”, denk ich mir, “es ist Samstagabend, ich habe morgen frei – wann kommt das schon mal vor?” – ein Apfelwein, der ist sicher noch drin.

Ich eile ins Bad, rette, was zu retten ist. Stürme das Treppenhaus hinunter, eile zur Straßenbahnhaltestelle.

Nur noch mal kurz Kohle kaufen

Man darf ja auch mal Glück haben: Die nächste Achtzehn kommt in drei Minuten. Reicht gerade noch zum Geldholen.

Ich eile zur Sparkasse, stecke meine Karte in den Geldautomaten, wähle routiniert “anderen Betrag auswählen”. Will den für einen Samstagabend obligatorischen Fuffi abheben, tippe auf der Tastatur herum – huch, ja, eine Null zuviel, herzlichen Glückwunsch:

Ich halte einen 500-Euro-Schein in der Hand. Scheiße. Sollten die nicht eigentlich längst abgeschafft sein? Damit durch Alt-Sachsenhausen zu schlendern, das erscheint mir als keine gute Idee.

Also: Gleich herübergeeilt zum gegenüberliegenden Einzahlungsautomaten.
“Für Kunden fremder Sparkassen ist eine Bargeldeinzahlung leider nicht möglich”. Fuck, wollte ich nicht bereits vor sieben Jahren meine Hausbank wechseln?

Aber: Kein Stress, keine Panik. Ich bestaune kurz die enorme Größe des 500ers, die Pizzeria ums Eck hat noch geöffnet. “Können Sie mir eben wechseln?”, ich zücke meinen lila Schein, man zeigt mir den Vogel. “Sie spinnen wohl!”. Na, schönen Dank auch.

Also: Wieder ab nach Hause, den “Lilanen” ins Kopfkissen einnähen.
Als ich den lila Riesen in der Hand halte (der ist wirklich großformatig!), da komme ich kurz in Versuchung.

Was nun tun mit dem “Lilanen”?

Zusammenrollen, ‘ne Linie Koks draus ziehen – das hätte doch Stil!
Blöderweise habe ich aber weder Drogen noch Drogenerfahrung, und alleine zu Hause weißes Pulver ziehen, das erscheint dann selbst mir als ein wenig unangebracht. Auf der Toilette des Gibson müsste das schon sein – blöderweise habe ich allerdings weder Lust auf das dortige Bänker-Stelldichein noch Bargeld für den Eintritt. Oder akzeptieren die auch Kreditkarte? Scheiß’ drauf, Koksen ist eh nicht meins. Auch wenn es bekanntlich wach machen soll – hätte ich nötig gerade. Wo ich aber gerade unverhofft wieder zu Hause bin, tut’s aber noch ein schneller Espresso.

Die Straßenbahn ist zwischenzeitlich längst weg, ich besteige mein Fahrrad, auf ein Neues zur Sparkasse. Hebe ich dieses Mal eben ganz gewissenhaft 20 Euro ab. “Von Ihrem Konto sind derzeit leider keine Verfügungen möglich.

Scheiße, das Tageslimit von 500 Euro an Bargeld ist erreicht, ich bin mittellos. Und es ist kurz nach zwölf. Kein Geld für mich also bis Montag.

Immerhin, mein Fahrrad fährt ganz kostenlos, ich rolle hinab gen Sachsenhausen. Unterwegs rufe ich meinen Kumpel an, der wird mir doch sicher was leihen können. “Der Teilnehmer ist momentan…” – statt Kumpel in Musikkneipe meldet sich die Mailbox. Ja, leckt mich doch alle am Arsch.

Setz’ ich halt mich erstmal in die Kneipe nebenan. Drahtesel angeschlossen, trete ein, nehme Platz an der Theke. Hab’ zwar kein Geld mit, dafür aber die “Extra News”, die BILD des kleinen Mannes (und das will was heißen!), die ich aus einem Briefkasten ziehen konnte. Werde darauf angesprochen von meiner Sitznachbarin, nette Frau, mein Alter.

Es entwickelt sich ein Gespräch, schlussendlich berichtet sie mir davon, dass es neulich ziemlich übel gerochen habe in ihrer Wohnung in Oberrad. Ob es denn an den sieben Kräutern gelegen habe, frag’ ich sie im Scherz – sonst fällt mir ja nicht viel ein zum äußeren Stadtteil an der Grenze Offenbachs. “Nee”, ist ihre Antwort. “Als ich vom Urlaub kam, da musste ich feststellen, dass ich vorher vergessen hatte, abzuspülen. Und meine Pisse, die hatte nach all den Tagen echt zu stinken angefangen”.

Ich schaue verstört, too much Information. Lenke das Thema schnell auf mich, schildere den bisherigen Verlauf meines unschönen Samstagabends.

Bin dankbar, als sie mir aus Mitleid – ich habe ja WIRKLICH kein Geld dabei – einen Apfelwein spendiert. Stoße mit ihr an, lenke das Gespräch auf interessante Inhalte. Aha, aha, Quarterlife-Crisis- oder schon “Midlife”? Man weiß es nicht genau, philosophiert. Und das in Alt-Sachsenhausen. Dass ich das noch erleben darf!

Mein Kumpel meldet sich, er hat offensichtlich wieder Empfang. Ich verabschiede mich höflich von meiner neuen Bekanntschaft aus dem fernen Oberrad, eile herüber ins Musiklokal. Immer noch stocknüchtern, ein Apfelwein allein war schließlich noch nie Garant für die eine “Nacht des Lebens”:

 

Endlich im Musiklokal

Hallo auch Kumpel, ohjeh, die haben’s aber auch alle hinter sich. Schon eigenartig, hier zu sein – stocknüchtern, während der ganze Rest vermutlich bereits rauschbedingt so ‘nen “richtig geilen Abend” hat. Der schlussendlich darin besteht, zu trinken und die immergleichen Lieder mitzusingen. Mag spaßig sein, jedoch nicht nach einem kleinen Apfelwein. Verdammt, ich erahne erste Defizite angesichts meines Alkoholpegels.

Ich klage mein Leid, mein Kumpel (Du bist der Beste!) erbarmt sich, mir einen Apfelwein auszugeben. Ja denn, zum Wohl, ich beobachte. Der Rest schwankt, ich stehe. Der Rest singt, ich schweige. Nee, das ist nicht mein Abend. Hätte gleich im Bett liegen bleiben sollen.

Verabschiede mich höflich wie nüchtern, besteige den Nachtbus. Bin froh, als ich mich im Flur meines Wohnhauses befinde. Zu meiner Irritation befindet sich bereits eine ganze Horde vor dem Aufzug im Treppenhaus: Um genau zu sein eine Horde offensichtlich englischsprachiger Touristen, die den rechten Arm zum Himmel strecken, ein akzentuiertes “Heil Hitler!” brüllen.

“Oh, just kidding, German brother”, sagen sie zu mir, peinlich erwischt. Ich teile mit ihr den engen Raum des Aufzuges, Baujahr 1962 – made in good old Germany.

Bin unendlich froh, als ich meine Wohnungstür aufschließe. Meinen Laptop aufklappe, um mir meinen Frust von der Seele zu schreiben. Und morgen nüchtern zu sein – um etwas “zu haben vom Sonntag”, wie man so schön sagt in meinem Alter.

Habt auch immer was, ihr Lieben – und wenn es nur die tragische Komik ist.

Tierfreunde, aufgepasst: Acht Wochen noch für Katzencafé-Crowdfunding

Dass Großstadtleben, kleine Wohnung und Heimtierliebe oftmals nur schwer vereinbar sind: Dass weiß ich, seitdem ich einen weiteren, vierbeinigen Mitbewohner in Form eines Hundes hatte.

Wer dem eigenen Tier ein gutes Herrchen oder Frauchen sein mag, der hat eine Menge Verantwortung zu tragen. Klar, dass da Hund, Katze & Co nicht ausschließlich Freude bereiten – sondern der eigene Alltag oftmals dem Tier angepasst und untergeordnet sein will.

Die liebe Zeit, sie ist ohnehin meist viel zu knapp: Für Viele bleibt zwischen Arbeit, Haushalt, Freunden und den Pflichten des Erwachsenseins schlicht keine mehr für ein Haustier.

Einen Haustier-Sitter, den kann sich nicht jedermann leisten – und ein Goldfisch im Glas, der wird dann auch recht schnell ein wenig langweilig. Ganz abgesehen davon, dass man ihn nicht streicheln kann.

Und dennoch, da vermissen viele Frankfurter einen vierbeinigen Freund, der nach einem stressigen Arbeitstag ein wenig Gesellschaft und Freude spendet.

So, wie beispielsweise ein handelsübliches, süßes Hauskätzchen es tun kann.

Die Wahl-Frankfurterin Angelique Bauer hat nun eine Idee ersonnen, wie auch dem gemeinen Großstädter ein wenig Tierliebe zuteil werden kann – auch, wenn dieser auf eine eigene Katze verzichten muss oder möchte:

Ein Katzen-Café soll die Begegnung zwischen Stadtmensch und Tier ermöglichen. Das “Café Pfotenreich”, um genau zu sein.Neben Kaffee-Spezialitäten sollen auch Film- und Yoga-Abende in allerfeinster Katzen-Gesellschaft möglich sein.

 

Schnurren bei Cappuccino & Kuchen

Gänzlich neu ist die Idee freilich nicht. So existieren beispielsweise bereits in München und Berlin “Katzen-Cafés”, in denen es Mensch wie Tier gleichermaßen gut geht. Und, ganz ehrlich: Ist es nicht eine schöne Vorstellung, beim Kaffeegenuss hin und wieder von einer schnurrenden Katze gestreift zu werden, die vielleicht sogar auf dem eigenen Schoß Platz nehmen und gestreichelt werden mag.

In Frankfurt hingegen sucht man ein solches Konzept bislang vergebens.

“Zeit, das zu ändern”, dachte sich Angelique Bauer – undsammelt gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Stergios Papagiannis auf der CrowdFunding-Plattform StartNext nun Spenden für eine Realisierung ihres Projekts.

Klingt spannend, wie ich finde – Zeit, für ein paar Fragen! 


“Die Tiere sollen es gut haben bei uns und sich jederzeit wohlfühlen! “

 

Ein KatzenCafé für Frankfurt – wie kamst du auf diese Idee?

Die Idee zum Konzept kam mir ganz beiläufig! Ich hatte miese Laune, war in Köln, lief durch den Regen. Und entdeckte dann ein Katzen-Café, das mir den ganzen Tag gerettet hat! Ich bin fühle mich pudelwohl in Frankfurt, auch wenn es ein wenig gedauert hat, bis ich dem Charme der Stadt erlegen war. Nur ein solches Katzen-Café, das fehlte noch hier. Selbst eines eröffnen zu wollen war dann ganz naheliegend!

Habt ihr denn schon passende Räumlichkeiten gefunden – oder einen bevorzugten Standort im Blick?

Wir sind noch nicht fertig mit unserer Suche. Am liebsten wäre uns natürlich das Nordend, aber auch Bornheim oder das Ostend wären denkbar!

Verfügst du denn schon Erfahrungen im Betreiben eines Cafés – oder betrittst du Neuland?

Ein Café zu betreiben, das entspricht ganz und gar meinem Naturell! Auch privat liebe ich es, Gäste zu haben und diese zu betüddeln. Damit die “Pfotenreich”-Gäste künftig auch allerfeinsten Kaffee genießen können, will ich außerdem noch den ein oder anderen Barrista-Kurs belegen. Ich bin gespannt, ob ich es bald packe, Katzengesichter auf den Milchschaum zaubern zu können!

Die Tierakademie Köln hat mir außerdem bereits Katzensachkunde attestiert. Die Tiere sollen es schließlich gut haben bei uns und sich jederzeit wohlfühlen!

Noch knapp 30.000 Euro innerhalb zwei Monaten zu sammeln – das klingt ehrgeizig….

Ich bleibe optimistisch! Wir werden weiterhin eifrig die Werbetrommeln rühren. Das “Pfotenreich” ist schließlich mehr als bloße Idee, es ist ein tragfähiges Konzept! Ich bin überzeugt davon und baue auf all diejenigen, die ebenso begeistert vom “KatzenCafé” sind. Wir packen das!

Ich drück’ euch alle Daumen! Wie möchtet ihr euch bei euren Unterstützern bedanken?

Wir haben uns einiges einfallen lassen. Je nach Spendenbetrag können unsere Unterstützer zwischen vielen tollen Sachen wählen, die wir ihnen als Dankeschön zukommen lassen. Von Frühstücks-Gutscheinen für Zwei über T-Shirts, Tanktops und handgemalten Gemälden: Wirklich für jeden soll etwas Schönes dabei sein. Außerdem  wird unter all unseren Unterstützern monatlich drei Mal ein ganzer Monat Freikaffee verlost.

Sollten wir die anvisierte Summe nicht erreichen, dann wird den Spendern ihr Geld selbstverständlich zurückgezahlt! Während der Crowdfunding-Phase haben wir ohnehin kein Zugriff auf die eingezahlten Gelder; diese werden vollständig von “StartNext” verwaltet.


 

Wollt auch ihr Unterstützer werden?

Wenn ihr einen kleinen Anteil daran haben wollt, Angeliques Traum wahr werden zu lassen und auch selbst gern verregnete Nachmittage unter kleinen Tigern verbringen möchtet, dann könnt ihr – je nach eurem Budget – auf dem StartNext-Profil des “Café Pfotenreich” am Crowdfunding teilnehmen.

Auch sämtliche anderen Informationen zum Projekt könnt ihr hier finden:

Startnext: https://www.startnext.com/katzencafe-frankfurt-am-main-1
Facebook: Pfotenreich Café

Ein kurzes Portrait könnt ihr euch ebenfalls hier anschauen:

 

Ich jedenfalls bin Sehr angetan von der Idee, da ich ohnehin einen Großteil meiner Freizeit in den Cafés unserer Stadt verbringe. Und hin und wieder ein bisschen vierbeiniges Leben um mich herum – jawoll, das wäre schön.
Ich drücke alle Pfoten, pardon, Daumen!