Neuer #LESESTOFF: Stadtgeschichten, bestens vernetzt

Ist euch mal wieder der Lesestoff ausgegangen? 
Keine Sorge, denn ich hab’ da mal wieder was entdeckt für euch. Es war nach Mitternacht, als ich neulich in der Leseecke des Yachtklub ein vielversprechendes Buch entdeckte:

“Frankfurter Verkehrsliteratour”, so sein Titel, erschienen 2016 im Größenwahn Verlag.

Ich gebe zu, ich war versucht, das Buch in einem unbeobachteten Moment in meiner Tasche versinken zu lassen. Doch dann besann ich mich eines Besseres und erstand das Buch am nächsten Tag im Buchhandel. Den Yachtklub, nee, das macht man nicht. Das konnte dann auch ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.

Nun hab’ ich das Buch durchgelesen. Weil es auf einem so einfallsreichen Konzept basiert, und die einzelnen Kurzgeschichten ausnahmslos in Frankfurt spielen, möchte ich es nicht unerwähnt lassen!

Worum geht’s`?

Die Herausgeber haben im Buch mehrere in Frankfurt handelnde Kurzgeschichten mittels dem öffentlichen Nahverkehr der Stadt verbunden. Hört sich ganz lustig an, ist es auch.

Am Ende einer jeden Kurzgeschichte zahlreicher Frankfurter Autoren (die mit Angabe der jeweiligen Haltestelle beginnt) wird der Leser vor die Wahl gestellt:

Wohin soll es nun gehen? Basierend auf dem Netzplan kann dann die Wahl getroffen werden, welche Haltestelle angefahren soll. Dort “angekommen” (hierbei hilft die Angabe der Seitenzahl), wartet bereits die nächste Kurzgeschichte.

Das Buch ist also als Sammlung verschiedener Texte zu verstehen; ergänzt um zahlreiche Gedichte bietet das Buch unterhaltsame, verstörende wie zum Nachdenken anregende Texte. Garniert mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit!

 

Wie mir das Buch gefallen hat

Klar, dass ich aufgrund des breiten Spektrums unterschiedlichster Kurzgeschichten aus verschiedenen Federn nicht restlos begeistert war. Manche der Geschichten habe ich eher beiläufig zur Kenntnis genommen, in der Gesamtheit hat mich das Buch aber überzeugt!

Vor allem die Bandbreite der unterschiedlichen Geschichte hat mich angesprochen. Nachdenklich gemacht haben mich beispielsweise sowohl ein Essay über den freien Willen der Drogensüchtigen in der Taunusanlage sowie eine Erzählung über Beobachtungen, die von einem Balkon hoch über den Straßen des Bahnhofsviertels gemacht wurden.

Immer wieder schön bei der Lektüre fand ich, dass ich einen Großteil der Schauplätze gut kenne und auch gern selbst besuche: 

So zum Beispiel die “Gute Stute” im Gallusviertel, die in einer fiktiven Geschichte zum Schauplatz eines Treffens zwischen dem jungen Goethe und einer namenlosen Stewardess wird.

Oder auch das Lobeslied auf den Yachtklub, verfasst von Tausendsassa Patrick9000.

Ich bin mir sicher, auch ihr werdet viele der Orte im Buch mit Schmunzeln wiedererkennen!

 

Und nun: Kaufen, kaufen, kaufen!

Na, überzeugt? Dann nichts wie hin zum Buchhändler eures Vertrauens! Aufgrund der kleinen Auflage wird das Buch vermutlich vorbestellt werden müssen.

Die Faulen oder Eiligen unter euch können natürlich auch bei Amazon bestellen – dabei aber bitte das schlechte Gewissen nicht vergessen! 😉

Viel Freude euch beim Lesen!

 

Neueröffnung: Fliegender dänischer Tiger auf der “Berger”

Ich komme ja schon lange nicht mehr hinterher, was das ganze Neueröffnungs- und “Wir schließen” – Chaos auf der Berger Straße betrifft. Somit war ich denn auch nur geringfügig verwundert, als ich jüngst – fesch und frisch frisiert – den weltbesten Friseursalon verlassen hatte und schräg gegenüber ein noch von großen Plakaten verdecktes Ladengeschäft erspähte, das eine baldige Neueröffnung verkündete. Neulich, so erinnerte ich mich, war hier noch eine Boutique ansässig. Ich wurde neugierig und riskierte einen Blick auf die Schaufenster-Fassade:

“Hier eröffnet am 27. April eine Filiale von Flying Tiger Copenhagen”

Äh – wie bitte? Ein fliegender Tiger aus der dänischen Hauptstadt? Das ergab keinen Sinn für mich. Ebenso wenig auch die Botschaft:

“Wir glauben, Beziehungen und Erfahrungen machen Menschen glücklich. Darum möchten wir, dass unsere Stores und Produkte dich inspirieren, neue Sachen auszuprobieren, kreativ zu sein und mehr Spaß mit deiner Familie und deinen Freunden zu haben. Oder wie unser Gründer Lennart Lajboschitz gesagt hat: ”Wir wollen ein Katalysator sein. Wir möchten, dass du deine Werte lebst, damit dein Leben so ist, wie du es willst.“ 

Was auch immer hier eröffnen mag: Braucht die Berger Straße sowas?

Eine kurze Internet-Recherche führte mich zur offiziellen Webpräsenz und ergab, dass es sich um eine Art Kaufhaus für dänisches Design und Kunstartikel handeln müsse. Keine Ahnung, ob ich sowas brauche – aber die Website verrät mir schließlich, dass ich hier Dinge finden könne, von denen ich träume, obwohl ich nicht einmal wisse, dass sie existierten.

Ich bin skeptisch, aber schaute nach der Eröffnung dennoch mal vorbei.
Ein weiterer Krempel- und Gedöns-Laden? Lässt “Nanu Nana” hier grüßen? Oder doch Bereicherung für die Berger Straße? 

 

Schnell weiß ich, was gemeint ist

Zwei Tage nach der Eröffnung sind die Plakate dem breiten Eingang gewichen. Einmal drin, fällt mir zuerst der angenehm weitläufige Ladenraum auf. Noch sieht hier alles nagelneu aus, die Wände sind weiß, die Regale nüchtern. Dass dies nun dennoch nicht steril wirkt, liegt an der Vielzahl der quietschbunten Artikel, die hier zum Verkauf stehen.

Die Produktpalette erinnert nur auf den ersten Blick auf das Allerlei aus Kerzen, Bilderrahmen, Deko-Zeugs und Haushaltsartikel, wie es sonst bereits zur Genüge bei “Nanu Nana”, “Das Depot”, “Xenos” & Co. zu finden sind.

Der zweite Blick dann nämlich offenbart mir recht schnell, was wohl mit den Dingen gemeint ist, von denen ich angeblich “träume, ohne überhaupt zu wissen, dass sie existieren”.

Beispiele gefällig? 

Wie wäre es beispielsweise mit dieser Seifenblasenmaschine (rechts im Bild) für schnippische 15 Euro? Oder einem handlichen Megaphon?

Nicht euer Ding? Dann freut ihr euch vielleicht eher über eine fesche Propeller-Mütze oder eine bunte Wasserpistole für den kommenden Sommer?

Das ist euch immer noch nicht verrückt genug? Dann träumt ihr vielleicht schon immer von einem Angelbecken für einen kurzweiligen Toilettengang?

Ihr seid der Meinung, diesen unnützen Quatsch braucht kein Mensch? Haltet euch fest, es geht noch besser: Und zwar mit dieser Apparatur, mit der man sich Tortenstücke ins Gesicht werfen lassen kann. Kostet schlappe 10 Euro:

So viel Spaß für wenig Geld! Na, wisst ihr nun auch, was gemeint ist?

 

Mein Fazit

Keine Ahnung, ob ICH das brauche, keine Ahnung, ob die Menschheit, die Berger Straße sowas braucht. Mein Besuch sorgte aber für großartiges Amüsement, denn tatsächlich fand ich allerlei Dinge, von deren Existenz ich zuvor niemals geahnt hätte.

Angesichts der Androhung, dass hier jeden Monat über 200 neue Artikel im Sortiment erscheinen sollen, werd’ ich aber auf jeden Fall wiederkommen.

Nicht, weil ich tatsächlich eine Torte-ins-Gesicht-Wurfmaschine bräuchte – eher dann, wenn ich einmal wieder auf der Suche nach einem ausgefallenen Geschenk bin. Denn – Nutzen hin, Nutzen her – Freude machen die Artikel hier in jedem Fall. Muss ja schließlich auch nicht immer alles Sinn machen im Leben.

In jedem Fall freue ich mich über den fliegenden Tiger aber allemal mehr, als ich es über den gefühlt dreiundzwanzigsten Handyladen, den zwölften DM oder das achte Burger-Restaurant auf unserer “Berger” getan hätte. 

Und wer hier nix findet, der kauft eben ‘ne Flasche Wasser oder ein Ladekabel. Gibt’s hier nämlich auch.

 

THE FLYING TIGER COPENHAGEN 
BERGER STRASSE 187
FRANKFURT – BORNHEIM 

 

 

 

Wohin schon am Dienstagabend? Zum Beispiel zur Jam-Session im “Spritzehaus”.

Montags- und Dienstagabends ausgehen in Frankfurt, das ist mitunter etwas tricky. Ab dem Mittwoch, da beginnt die Stadt sich auf das Wochenende einzustimmen oder zieht die Feierei gleich vor in die Wochenmitte.

Die ersten beiden Tage einer Woche, die bieten kein allzu buntes Ausgehprogramm. Am Montagabend bleibt da eigentlich nur die Partyreihe “What’ up Monday” des Velvet (blöde nur, wenn man nicht gerade Student ist) oder das PubQuiz im O’Dwyers Irish Pub (blöde nur, wenn man kein Ratefuchs ist).

Am Dienstagabend dann kann man zwar im “Orange Peel” allwöchentlich die Jazz/Blues/Funk – Session von Tommie Harris & Freunden genießen, aber jeden Tag Currywurst schmeckt ja irgendwann auch nicht mehr.

Neulich aber – es war einer jener Dienstage – begab es sich, dass ich wie üblich schlaftrunken zum Briefkasten wankte, um mich der Lektüre meiner Frankfurter Rundschau widmen zu können. Eine ganze Sonderseite war da Alt-Sachsenhausen gewidmet. Alt-Sachs, das sei nämlich mehr als nur Shisha-Bar und Ballermann. Wer sich davon überzeugen wolle, der solle doch gleich heute Abend mal der “Jam-Session” im Spritzehaus beiwohnen. Ich nahm den Artikel derweil wohlwollend zur Kenntnis.

Im Laufe des Tages dann meldete sich mein Freund Arne. Er habe Besuch und Langeweile, ja ob ich denn verfügbar wäre am Abend. Klar war ich das, hatte schließlich frei – und wir einigten uns auf das “Speak Easy” als Treffpunkt, schließlich sei sein Besuch ein Freund gepflegter Gitarrenmusik.

Ganz unverhofft landete ich an diesem Dienstag dann also doch in Alt-Sachsenhausen, den Artikel vom Morgen noch im Hinterkopf.

Es lag also nahe, die wenigen Meter hinüber in die alte Sachsenhäuser Feuerwache zu riskieren, um mal vorbeizuschauen bei der “Jam-Session”.

 

Und nun zur Kernaussage

Als wir die Türen öffnen und unter die Feuerwehrschlauch-behangenen Decken treten, sind wir kurz irritiert: Das Publikum scheint “ein wenig” älter, wirklich viel los ist auch noch nicht.

Aber hey, verdammt: Die Musik ist geil! 

Die drei Musiker auf der Bühne (Schlagzeug, Gitarre, Bass) machen Laune, wir beschließen zu bleiben.

Und siehe da: Kaum haben wir Platz genommen und angestoßen, da füllt sich die alte Feuerwache. Zwei Mädels gesellen sich zu uns, wir versinken im Tratsch.

Und irgendwann, da wird die Bühne freigegeben für jedermann. Ich habe bereits mehrere Besucher beobachtet, die ihre Instrumente mit ihm Gepäck haben – und nun die Bühne entern dürfen.

Hey, für ‘nen Dienstag, da ist das ziemlich gut hier. 
Und wieder mal hat es sich gelohnt, einfach mal was Neues auszuprobieren. Gibt eben auch an einem schnöden Frankfurter Dienstag mehr zu erleben, als man meinen möchte, 

Probiert es aus!

Last Exit Sossenheim: Auf der Suche nach den echten Frankfurtern

“Und, woher kommst du ursprünglich?”

Es dauert meist nicht lange, bis im Gespräch mit neuen Bekanntschaften fast unweigerlich diese Frage gestellt wird. Dass man woanders aufgewachsen ist, nur aufgrund unglücklicher Umstände (meist war’s der Beruf, seltener die Liebe), gilt unter der innerstädtischen Frankfurter Bevölkerung als fast selbstverständlich.

Im Nordend oder Bornheim einen waschechten Frankfurter kennen zu lernen, das ist ungefähr so wahrscheinlich wie ein Mittwochmorgen ohne Blechlawine auf der Friedberger Landstraße –  oder eine bezahlbare Zweizimmerwohnung an der Berger Straße zu finden.

Wie schade eigentlich! Und hey, irgendwo müssen sie sich doch verstecken, die Frankfurter Originale. Schon seit langem habe ich die Theorie entwickelt, dass sie irgendwo da draußen in den Stadtteilen weitab der ach so “hippen” Innenstadt zu finden sind.

Und, ganz ehrlich: Wer von euch war schon mal in Zeilsheim, Schwanheim, Nieder-Eschbach, Hausen? Oder gar in Sossenheim?

Man weiß um diese Stadtteile, nimmt sie wohlwollend als Bestandteil von Frankfurt zur Kenntnis. Stört sich nicht weiter an ihnen, liest ihre Namen oft als Endhaltestellen auf den Zielanzeigen diverser S-Bahn- oder Buslinien. Und gerüchteweise kann man sogar leben dort. Nur wirklich einmal mal dort gewesen: Das sind die wenigsten von uns Zugezogenen. Doch genau da, so vermutete ich, da tummeln sich all die echten Frankfurter. Ganz unter sich, in Ruhe, verschont von jeglichem Pseudo-Schick, Szene-Gehabe und Mietpreis-Wucher.

Das wollte ich ändern. Wollte das “andere Frankfurt” erkunden, sie endlich finden, die wahren Frankfurter. Wollte Rucksack und Freund Michael packen, mich einfach mal auf den Weg machen und treiben lassen.

 

Wieso also nicht mal nach Sossenheim?

Sossenheim also. Bekannt war mir der Stadtteil bislang vor von der Frankfurter Band “Die Quietschboys”, die ihrem Heimat-Stadtteil eine gleichnamige Hymne widmeten: “Sossenheim – hier leb’ ich gern, da kauf ich ein!”

Weit weniger lebensfroh dagegen muten die bissigen Karikaturen an, die der Künstler Chlodwig Poth unter dem Namen “Last Exit Sossenheim” veröffentlichte.

Gibt man “Sossenheim” bei Google ein, ahnt man schnell, woher der zweifelhafte Ruf des Stadtteils kommt. Wohntürme, mit teuren Autos und Goldkette posenden Gangster-Rapper. ProSieben nutzte Sossenheim einst als Schauplatz einer Reportage über das “Frankfurter Ghetto”.

Gewalt, Drogenhandel, Straßengangs also – muss ich nun Angst um körperliche Unversehrtheit und Wertsachen haben? Meine Neugierde jedenfalls, die ist geweckt. Und selbst wenn: Auch das ist eben Frankfurt. Und auch diese – vielleicht düstere Seite – der Stadt, die möchte ich kennen lernen. Immerhin nennen über 16.000 Frankfurter den Stadtteil ihr Zuhause.

 

Eine Busfahrt, die ist lustig…

Es ist Ostermontag und ziemlich kalt, als ich mich mit meinem Freund Micha an der Konsti treffe. Während ich mich in den Gefilden der zentralen Staddteile äußerst zielsicher mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bewege, erfordert die Fahrt nach Sossenheim dann doch einen kurzen Blick in die Verbindungsauskunft. Erstmal mit der S-Bahn nach Rödelheim. Jawollja, auch das habe ich schon mal gehört, klingt machbar. Vor Ort wird’s dann ein wenig komplizierter: Einen Bus der Linie 55 gilt es zu finden.

So so, es gibt also noch Busse fernab der Linien 30, 32 und 36: gut zu wissen! Endlich bekomm’ ich hier mal was geboten für das viele Geld, das ich Monat für Monat für mein RMV-Ticket bleche. 

Wir fahren nochmals zwanzig Minuten durch bislang unbekannte Gefilde der Stadt. Kaum zu glauben: Wir befinden uns in unserer Heimatstadt, dennoch erscheint jede Straßenecke hinter der Fensterscheibe wie eine gänzlich neue Welt. “Nächster Halt: Sossenheim Kirchberg”, so ertönt die wohl vertraute VGF-Computerstimme. Wir sind dann wohl da. Da,wo die Frankfurter wohnen, da, wo Frankfurt noch Frankfurt sein muss.

 

Fachwerk! Kirchen! Dorfidylle!

Der Kirchberg, so analysieren wir messerscharf, heißt Kirchberg, weil auf ihm neben einer – leider geschlossenen – Stadtbibliothek eine Kirche thront. Und die ist schmuck anzuschauen, mindestens genauso wie die schnuckeligen Fachwerk-Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Keine Filialen einschlägiger  Aufback-Ketten weit und breit, stattdessen Bäckereien. Wir sind entzückt. Hübsch haben sie es hier, die echten Frankfurter! Nur, von denen, da ist leider noch niemand zu sehen. Wir schlendern ein wenig durch die Straßenzüge, entdecken hier und da Menschen ihre Autos putzen oder Wäsche auf den Balkonen der Zweifamilienhäuser aufhängen.

Alles in allem: Ein schöner, dörflicher, gutbürgerlicher Eindruck, der sich uns hier präsentiert. Und das hier soll sozialer Brennpunkt sein? Können wir kaum glauben. Kaum zu glauben auch, dass wir uns immer noch in Frankfurt befinden. Wie unterschiedlich diese Stadt doch immer wieder sein kann! 

 

Am Sulzbach, wo der Reiher reihert

Micha und ich, wir streunen weiter vollkommen planlos durch Sossenheim. Einen echten Ortskern, den entdecken wir nicht. Dafür aber einige Gasthäuser, und ja, sogar Fremdenzimmer werden hier auf Schildern offeriert! Warum nicht mal übers Wochenende nach Sossenheim?

Wir erreichen einen Spielplatz, ja, hier soll es wohl auch den Kleinen gut gehen. Hinter dem Spielplatz wird es überraschend grün, es muss der Sulzbach sein, der sich hier am Wegesrand durch die Wiesen schlängelt. Wir beschließen, dem Weg zu folgen, genießen die Natur. Auch einem Reiher scheint es hier zu gefallen, er stolziert durch den Bach, schaut einer Entenfamilie beim Schwimmen zu. Er nimmt reißaus, als zwei Hunde angetobt werden.

 

Auch wir schauen uns besser mal um, und tatsächlich: Die beiden Hunde gehören zu zwei Frauen, die ihre Vierbeiner mittels Ballwurf bespaßen.

Das müssen sie sein, die echte Frankfurter! 

Ich packe die Gelegenheit beim Schopf, frage, ob die beiden Hunde-Besitzerinnen denn in Sossenheim lebten. Als sie bejahen, könnte ich jubeln: Wir haben sie endlich gefunden, die Alteingesessenen! Ich frage, wie es sich so lebe, hier im Sossenheim. Man sei zufrieden, erzählen die beiden – es sei schön hier, nicht weit ins Grüne, ruhig. Ich komme auf die Gerüchte über einen sozialen Brennpunkt zu sprechen. “Nun ja”, bekomme ich zu höre, “bei den Hochhäusern ist’s sicherlich nicht ganz so schön. Aber davon bekommen wir nichts mit”.

Ich muss dann einfach doch sicherheitshalber noch danach fragen, ob die beiden denn schon immer hier leben. Und prompt folgt die Ernüchterung:

“Nein, wir sind hier auch nur Zugezogen!”. Ich lasse die Schultern hängen, wünsche den beiden einen schönen Tag. Verdammt noch mal, wo sind sie nur zu finden, die Originale?

 

Ein Café wie aus Omas Zeiten

Wir sind schon eine Weile unterwegs, die Beine schreien nach einer Pause. Wir laufen zurück gen Kirchberg, halten Ausschau nach Einkehr. Und schnell, da werden wir fündig:

“Café Kitzel” lesen wir an einem Häuschen an der Hauptstraße, jetzt ein Kaffee wäre fein. Wir treten ein – und fühlen uns um mindestens 4 Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzt.

Die Wände voller Bilder, eine Standuhr, klassische Kaffeehausmöbel. Verschiedenste Kuchenstücke in der Auslage, genau so muss es ausgehen haben, als Oma noch ein junges Ding war. Das Café Kitzel ist gut besucht, wir nehmen Platz neben einem Herren nebst Begleitung.

Wie schön und gemütlich hier. Auch ohne Blick in die Karte bin ich mir ganz sicher, dass man hier vermutlich nicht einmal weiß, wie “Latte Machhiato” überhaupt geschrieben wird. Auch nach Sojamilch brauche ich vermutlich gar nicht erst zu fragen. Gut so!

Ich bestelle also ein Kännchen grundsoliden Filterkaffee, Micha tut es mir gleich und nimmt noch ein Stück des duftenden Apfelstreusel mit dazu.

Hier lässt es sich gut Seelebaumeln:
Rentnerpaare statt bunte Sneaker, Goldrand-Tassen statt Milchschaum. Früher, da war eben doch nicht alles schlechter. 

Ich entschuldige die Störung, frage den netten Herren neben uns, ob er denn öfters hier sei. “Leider viel zu selten”, sagt er. Aber er sei in Sossenheim geboren und schon immer gern hierher gegangen.

Ich könnte jubeln. Wir haben ein Original gefunden, einen waschechten Frankfurter entdeckt. In Sossenheim, inmitten eines herrlich antiken Cafés. Wusste ich’s doch gleich! Mission completed, ich bin glücklich. Der Kaffee tut sein Übriges.

Wir bleiben, bis das Café schließt. Fragen auch die liebe Dame von Bedienung, ob sie denn von hier sei. Na klar, noch ein Volltreffer. Wir bezahlen, kommen ins Gespräch, geben uns als Touristen aus der Innenstadt zu erkennen.

“Wie schön, dass ihr euch hier wohlfühlt”, sagt sie. Es gebe ja sonst kaum noch Cafés, die Tag für Tag frisch ihre Torten und Kuchen backen. Und der Preis, der spreche doch auch für sich. Einen Besuch im Café Kitzel, den solle sich schließlich jeder leisten können. Wie recht sie doch hat, die nette Frau.

Wir wünschen einen schönen Feierabend, ziehen weiter.

 

Von kleinen, gelben und von hohen, grauen Häusern

Unsere Zeitreise scheint noch nicht zu Ende zu sein. An einer Straßenkreuzung stoßen wir erneut auf ein Relikt aus vergangenen Zeiten: Frankfurts vermutlich letzter Münzfernsprecher in einem gelben Telefonhäuschen. Wann hab’ ich das zuletzt gesehen?

 

Auch Micha ist begeistert, kramt ein paar Münzen hervor. Noch einmal aus einem gelben Telefonhäuschen die Eltern anrufen, das will er sich nicht nehmen lassen.

Etwas später, der Himmel zieht langsam zu, ist’s dann aber schnell vorbei mit Retro-Charme und Dorfidylle: Es gibt sie nämlich doch, die hässlichen Wohnhochhäuser, die in ihrer grauen Gesamtheit eine bedrohliche Kulisse bilden.

Einen kleinen Streifzug durch die als “sozialer Brennpunkt” verschrienen Straßenzüge lassen wir uns dennoch nicht nehmen. Kinder spielen auf einem Fußballplatz, ein paar Jugendliche lungern vor den Häusern herum. Nein, hier möchte ich nicht leben. Es muss traurig sein, hier jeden Morgen aufzuwachen und allabendlich wieder zurückzukehren in diese hohen Säulen aus Waschbeton. Wie glücklich ich mich doch über meine Dreizimmerwohnung im Nordend schätzen darf.

Es beginnt zu regnen, wir retten uns in den Bus zurück gen Innenstadt. Sagen Sossenheim auf Wiedersehen, vielleicht schauen wir ja mal wieder vorbei.

 

Auch das ist eben Frankfurt

Wieder einmal hat mich diese Stadt mit ihrer Vielseitigkeit überrascht. Es tut gut, die eigene innerstädtische Komfort-Zone zu verlassen und anzuschauen, wie und wo andere Frankfurter so leben.

Vermutlich lebt ein Großteil der alteingesessenen Frankfurter tatsächlich in den umliegenden Stadtteilen, die ich selbst bislang viel zu selten besucht habe. Vielleicht, weil sie schon immer dort leben. Vielleicht aber auch, weil sie sich die Mietpreise der innerstädtischen Viertel nicht mehr leisten können.

So oder so, ich finde es ein wenig schade. Ein paar mehr Alteingesessene wären ganz sicher eine Bereicherung für das zentrale Frankfurt, sie hätten sicher viel zu erzählen.

Über Frankfurt, wie es früher einmal war. Früher, als man Anrufe noch aus gelben Häuschen getätigt und ein Kännchen Filterkaffee statt Latte Macchiato bestellt hat. Auch die ärmeren Frankfurter hätten sicher spannende Lebensgeschichten zu erzählen – wie schade, dass sie “irgendwo da draußen” in den hässlichen, hohen Wohntürmen weitgehend unter sich sein dürften. Frankfurt, das ist jedenfalls weit mehr als Sachsenhausen, Nordend, Bornheim und all denjenigen Vierteln, die bei Zugezogenen ganz hoch im Kurs sind. 

Ich jedenfalls habe mir vorgenommen, meinen ganz persönlichen Horizont in Zukunft noch viel öfter in Richtung der weniger populären Stadtteile zu erweitern. Wer weiß schon, welch Überraschungen Ginnheim, Heddernheim & Co für mich parat haben ?
Bleibt neugierig, Freunde.

Barcheck: Der Elephant im Porzellanladen

Es sind bereits einige Wochen vergangen, als mir eine Frankfurter Bloggerin während eines Treffens vom neuesten, heißen Scheiß in Sachsenhausen berichtete. Ein echter “Insider-Tipp” sei das, ganz neu eröffnet, geöffnet nur von Dienstag bis Donnerstag. Damit sich der gemeine Umlands-Pöbel gar nicht erst zufällig dorthin verirre, wenn am Wochenende wieder ausgeschwärmt wird, um es in der Großstadt mal wieder “so richtig krachen zu lassen”. Ich solle mir mal vorstellen, ‘ne Bar mit einem Tonic-speienden Elefanten inmitten eines altehrwürdigen Fachwerkhauses, in der die Gäste ihre Drinks gleich selber mischen. 

Nun: Mittlerweile, da dürfte das “Bonechina” in Alt-Sachsenhausen längst kein Insider-Tipp mehr sein. Groß und breit wurde über die Eröffnung der Bar berichtet, auch die Mädels vom “Frankfurt Bar Blog” kamen mir zuvor und statteten dem “Bonechina” bereits Besuch ab.

Zwar hatte ich mich gleich mehrfach mit einem Kumpel auf einen Gin Tonic aus dem Elefanten verabredet; blöderweise wurde ich ebenso mehrfach versetzt. Auch eine spontane Verabredung mit einer Bekannten scheiterte, sodass ich mein Glück selbst in die Hand nahm. Hey, immerhin endlich wieder einmal ein Grund, Alt-Sachsenhausen Besuch abzustatten!

Als ich mich auf den Weg mache, auf dem Fahrrad vom Nordend herab gen “Dribbdebach” rollen lasse, da bin ich gespannt: Droht Alt-Sachs endgültig die “Hipsterisierung”, wie das JOURNAL FRANKFURT unlängst befürchtete?

 

Einlass und Begrüßung

Von außen gibt man sich dezent; die alte Holzfassade des Hauses in der großen Rittergasse ist in wohlfeinem Grau gestrichen. Nur auf der Eingangstür, da findet sich ein kleiner Namenszug, ergänzt um den Hinweis: “Strictly no Elephants!”

Ich drücke die Klinke, ja huch, verschlossen? Entdecke aber schnell die unscheinbare Klingel neben der Tür und drücke mal drauf. “Speak Easy”, jaja, kennt man ja mittlerweile zuhauf in Frankfurt.

Die Tür öffnet sich, ich werde begrüßt von Björn. Ehe ich über die Schwelle getreten bin und mich umsehen kann, wird mir meine Jacke abgenommen. Bisschen überrumpelt bin ich, aber auch ein wenig gerührt von so viel Aufmerksamkeit mitten in “Alt-Sachs”.

“Ich bin gleich bei dir”, sagt Björn, “schau’ dich gern schon mal um und such dir einen Platz”. Mache ich doch glatt!

 

Das Ambiente

Ganz dem Namen entsprechend, ist Porzellan hier das Programm. Die Wände sind auf das hübscheste getäfelt mit dreidimensionalen Rauten, die an Porzellan erinnern. Ansonsten, da komme ich mir vor wie auf einer WG-Party:

Der Großteil der Gäste tummelt sich nämlich in der dominierenden Einbauküche, rundherum sitzen Pärchen, trinken und quatschen. Wahrlich keine typische Bar, auch einen Tresen suche ich nämlich vergebens. Den gibt’s auch gar nicht, genau das ist schließlich das Konzept der Bar: Barkeeper und Gäste vermischen sich ebenso wie Spirituosen mit Tonic Water aus dem Elefantenbrunnen.

Ich nehme Platz, Björn reicht mir die Karte. Mal ‘nen Blick drüber geworfen, doch ich weiß ja längst, wonach mir dürstet: Ein Gin Tonic zum Feierabend. Im Hintergrund, da berieseln mich der Klassiker der 1980er. Und, ganz ehrlich: Nichts würde hier besser passen! Ich fühle mich wohl.

Nur mein Geruchssinn, der ist ein wenig verstört: Es riecht nach – nichts. Schnell finde ich den Grund dafür heraus: Hier darf nicht geraucht werden. Ungewohnt, ich stelle mir die Frage, ob Gin Tonic auch in steriler Atemluft schmecken kann.

Ich blicke aus dem Fenster, und ja, es ist ein Genuss:
Einfach hier zu sitzen, durch das alte Fachwerkfenster das Treiben auf dem Kopfsteinpflaster des berühmt-berüchtigten, verkommenen Ausgehviertels zu beobachten – das ist ganz ehrlich schön.

 

Die Drinks – oder die “geschulten vier Zentiliter”

Björn kehrt zurück, fragt mich nach meinen Wünschen. “Einen Gin Tonic aus dem Elefanten, das wär’ jetzt schön!”, sage ich – “na denn komm’ mal mit”, sagt Björn.

Ich folge ihm, er nimmt sich alle Zeit und erklärt mir das gastronomische Konzept. Der Besucher hat die Wahl zwischen vorab in Flaschen abgefüllten Cocktails, die er nach Gutdünken um aromatisierte Eiswürfel bereichern kann. Heute, da stehen Rosmarin, Minze und Brombeere zur Auswahl. Wahnsinn! Und ich dachte, Eiswürfel sei Eiswürfel.

Oder aber, man macht es so wie ich: Lässt sich ein Glas samt Eis kredenzen, empfängt den Hinweis: Such’ dir den Gin aus, vier geschulte Zentiliter!”. Das erheitert mich, ich frage kurz, wie das so geht, vier Zentiliter ohne Eichstrich. Bin schließlich meist vor- statt hinter der Bar anzutreffen.

 “Bis über den ersten Würfel!”, Björn ist Gottseidank zur Stelle. Und nun ab zu “Daisy”, so der Name des Tonic-speienden Elefanten. Auffüllen mit dem hausgemachten Tonic Water, das mir erstaunlich gut schmeckt, wenn es auch nicht besonders spritzig ist.

Ich nehme wieder Platz, nicht allzu viel los heute. Würd’ jetzt gerne eine rauchen, aber is’ ja nicht. Beobachte stattdessen das übliche Klientel, das an einem durchschnittlichen toten Donnerstag das Kopfsteinpflaster draußen belagert. Überlege mir, ob das hier Alt-Sachs gut tut.

Bin mir schnell sicher: Ja, das tut es.

 

Mein Fazit

Ob Alt-Sachsenhausen nun die “Hipsterisierung” bevorsteht? Ich glaube nicht. Nein, Alt-Sachs hält das aus, alles Neues hier bereichert das Viertel definitiv um mehr als die drölfte Shisha-Bar oder die nächste Ballermann-Bumsbude.

Schade aber, dass ich hier keinen Tresen vorfinde – ich mag es einfach, an der Bar zu sitzen, meine Gedanken kreisen zu lassen, ein Buch zu lesen, ganz ohne anderweitige Bespaßung. Mangels Tresen hier nicht möglich, ebenso wie das Rauchen. Was den gemeinen Nichtraucher erfreut, trübt meine Freude: Auf ‘ne Kippe vor die Tür, das ist hier schwierig, es droht erneutes Klingeln und das Einlass-Prozedere.

Der Tonic-spuckende Elefant im Porzellan-Laden jedoch, der ist ebenso fancy wie einzigartig. Auch wenn der Genuss der Getränke hier durchaus seinen Preis hat: 9 Euro für ‘nen schnöden Gin Tonic, ganze 5 Euro für ‘nen – wenn auch exquisiten –  Apfelwein: Jaja, wir sind in Frankfurt, wir verdienen gut. Aber muss das wirklich sein?

Wenn man so dasitzt, die Kneipe “Harmonie” gegenüber betrachtet, da stellt man einmal wieder fest:

Einfach “durchschnittlich” in Frankfurt, das geht wohl nicht.
Unteriridisch oder extravagant, exorbitant teuer und günstig, Treffpunkt für arme Seelen und neureiche Großstädter: Irgendwas dazwischen, das scheint es nicht zu geben. Ein weiteres Beispiel des grotesken Nebeneinanders, diesem krassen Kontrast – für den ich Frankfurt gleichzeitig so liebe und hasse.

Dennoch bin ich froh um diese Neueröffnung, diesen fancy Elefanten: Man ist hier mit Leidenschaft am Werk, nicht selbstverständlich angesichts all des “Altsachs”-Einerleis, der das eigentliche Potential des Viertels mit sinnentleerter Nichtig- und Einfallslosigkeit torpediert. Nur einen Tresen samt Aschenbecher, den vermisse ich schmerzlich. Alleine komme ich mir schnell verloren vor hier.

Dieser Meinung ist auch der nette Barkeeper, der trotz fehlender Bar wahrlich vom Fach scheint. Mit dem ich dann auch prompt noch ein paar nette Worte zum Abschied wechsle.

“Altsachs”,  sagt er, “das wird”. “Die Mietverträge der Ballermann-Schuppen und Shisha-Bars, die laufen alle bald aus. Und danach, da zieht da was Ordentliches ein. Ein Café, ein Bistro, eine anspruchsvolle Bar – es kann nur besser werden”.

Ich hoffe, er behält recht mit seiner Prognose – und wünsche ihm Durchhaltevermögen wie gutes Gelingen.

 

Wo der Main zu Ende ist: Kleiner Bilderbogen zum Sonntag

Am Sonntag frei zu haben, das ist für mich ja stets ein wenig ungewohnt.
Heute war es jedoch wieder mal soweit, der Himmel zeigte sich von seiner schönsten, blauesten Seite: Was also tun?

Den Main einmal mit dem Rad bis hin zum Ende fahren, ein bisschen durch Mainz streifen: Das hatte ich mir schon lange einmal vorgenommen. 

Schon war also mein Sonntags-Plan geboren. Rucksack gepackt, Zeitung gekauft, auf die Plätze, fertig, los!

Wieder zurück in Frankfurt kann ich sagen: Wow, das hat sich gelohnt!

Ich will euch gar nicht mit einem detaillierten Bericht meiner Tour langweilen – lieber lasse ich die Bilder sprechen.

Und wenn ihr nun auf den Geschmack gekommen seid, auch einmal von Frankfurt aus dem Main folgen wollt, bis er im Rhein aufgeht – dann freu’ ich mich!


Bis hierhin war’s einfach: Nach Höchst finde ich blind. Dort überquere ich erstmals den Main und genieße die Aussicht auf den Industriepark samt Hafen.

Blick auf Kelsterbach: Die Kleinstadt hat wohl doch mehr zu bieten als nur Fluglärm!

Das “Krifteler Wäldchen”. Bach + grün = glücklich!

Recht glücklich scheint auch dieser Schwan.

In Kriftel selbst empfing mich diese verfallene Industrieruine. Hat irgendwie Charme, oder?

Staufstufe Eddersheim: Hatte ich noch nie von gehört, aber hey, ein Foto ist allemal drin!

Kleiner Abstecher nach Flörsheim: Kirche (die mit Sicherheit auch irgendeinen Namen hat) im Ortskern.

Nun wird’s richtig schön: Ich habe die Weinberge erreicht. Zeit für eine Pause!

Blick über die noch recht nackten Reben. Ob es wohl ein guter Jahrgang wird?

Der Main fließt rechts des Türmchens

Weinbergsidylle samt Schloss: Kinners, ist das nett hier!

Mainz-Kastel gehört eigentlich zu Wiesbaden. Verrückt, oder? Kleines Portrait des Radelnden. Dankeschön an das freundliche Rentnerpaar!

Ein letzter Seitenarm, bevor der Main im Rhein verschwindet

Sonntag! Blümchen! Flieder! Auch die Wiesbadener wissen dies offensichtlich zu schätzen und nutzen.

Ein letztes Mal gilt es den Main zu überqueren, dann erreiche ich Mainz.

Geschafft! Ich erblicke Fachwerk, bin glücklich.

Ich erblicke noch mehr Fachwerk, bin gleich noch glücklicher.

Klar, ein Bild vom Dom darf auch nicht fehlen.

Zeit für einen Kaffee! Der mundet auch in Mugunzia recht vorzüglich. Vor allem im süßen Café “Annabatterie”. Lieben Dank an Michael für den Tip!

Sollte euch also sonntags einmal nicht der Sinn nach Binge-Watching bei Netflix stehen: Dann macht euch doch mal auf nach Mainz. Es lohnt sich! 

 

“Frankfurts nicht vorhandene Blogger-Szene” : WTF?!

Ihr Lieben, ich bin ein bisschen pissed.

Das ansonsten von mir so geschätzte Online-Stadtmagazin Merkurist Frankfurt hat am Wochenende einen Artikel veröffentlicht, der eine waghalsige These verbreitet: 

 

Die Frankfurter Blogger-Szene, die sei de facto nicht existent.

Diese Behauptung wird von gleich zwei “Bloggerinnen” untermauert:

Zum einen wäre das Graziella aus – nein, nicht Frankfurt am Main – Offenbach von “Graziellas Food Blog”, zum anderen “Ami Coco” von amicoco.com.

Im Artikel wird die Gunst der Stunde genutzt, um eifrig die eigenen Blogs zu bewerben. “Bewerben”, das ist es schließlich, um was es im Selbstverständnis ihres Blogger-Daseins zu gehen scheint.

Zitat:

„Ich glaube, meine Eltern sind bis heute nicht schlau daraus geworden, warum ich manchmal Sachen zugeschickt bekomme oder warum man mit demBloggen tatsächlich Geld verdienen kann“. 

Hey, vielleicht liegt es ja genau an eben diesem Verständnis des Blogger-Daseins:

Ist ein “Blogger” jemand, der sich daran messen lässt, wie viele Zusendungen von Kosmetik-Produktproben er wöchentlich von der Packstation abholen kann, um daraufhin für Viereurosechsundfuffzich seiner Umwelt mitteilen kann, wie fancy doch der neue Eyeliner von Balea ist?

Ist ein “Blogger” jemand, der jede noch so kleine Zwischenmahleit mit dem Hashtag “#FOODPORN” versieht, das zugehörige Foto prompt bei Instagram teilt – nur um influencer-mäßig ganz vorn mit dabei zu sein?

Wenn’s darum geht: Da habt ihr recht.

Mag sein, dass eine diesbezügliche “Blogger-Szene” in Frankfurt de facto nicht existent ist. Aber wisst ihr was?

Mir – und ich weiß, auch vielen anderen in unserer Stadt – ist es scheißegal, was ihr gerade futtert, welche fancy Produktproben auch immer gerade zugeschickt bekommen habt. Mir ist es scheißegal, ob ihr euch für ein paar Euro von der Werbeindustrie als “Influencer” missbrauchen lasst.

Euer Mangel, der besteht mitunter nicht an Klicks – er besteht an Herzblut.

 

Herzblut aus Frankfurt

Und, mein lieber Merkurist – wo wir gerade beim Thema “Herzblut” sind:
Ja, es gibt zahlreiche Blogger aus Frankfurt am Main, die die ursprüngliche Idee des Bloggens nicht missbraucht haben. Die mit Herzblut für und über ihre Stadt schreiben.

Ein kurzer Streifzug durch meine Browser-History der letzten zwei Tage gefällig? Und los geht’s! 

Sollte für’s erste reichen, oder?

Beweis genug dafür, dass es in Frankfurt nicht gerade an Bloggern mangelt – oder?

Versteht man unter “Blogger” allerdings nur all diejenigen, die sich als gesponsertes Fashion-Victim präsentieren, mag in Frankfurt vielleicht tatsächlich ein Mangel bestehen.

Und, ganz ehrlich: Ich bin froh darum. 

Ehrenswert, dass ihr über die Blog-Landschaft unserer Heimatstadt am Main berichtet. Aber dann lasst doch bitte, bitte, bitte (!!!) all die Blogs nicht außer Acht, die mit Herzblut geführt werden.

Mit Herzblut statt mit der Absicht, ein wenig Taschengeld mit immer mehr Paketen voller Produktproben, mit ein paar Klicks mehr auf dem “Influencer”-Channel zu verdienen.

Frankfurt, deine Blogger-Szene: Du bist eben doch existent! Man sollte eben wissen, wo man dich finden kann in den endlosen Weiten des Internets.

Foto-Gewinnspiel: Huch, wer thront denn da?

Kennt ihr den “FrankfurtMainBlog”? Auf dessen Facebook-Seite stellt die Frankfurter Bloggerin Jana in schöner Regelmäßigkeit kleine Bilder aus der Stadt ein und lädt zur heiteren Rate-Runde: 

Die Leser sind aufgerufen, mittels Kommentar den jeweiligen Aufnahmeort zu erraten. Und das ist manchmal ziemlich tricky, selbst eingefleischte Ur-Frankfurter und Stadtkenner stoßen so manches Mal an ihre Grenzen. Tja, Frankfurt ist eben doch größer als gedacht, und Jana beweist Blick auch für die unscheinbaren Ecken unserer Stadt.

Ich hab’ jedenfalls immer viel Spaß beim Raten und fühle mich nun dazu berufen, auch euch ein wenig Rätsel-Freude zu bereiten.

 

Fünf thronende Skulpturen, irgendwo in Frankfurt

Damit es nicht zu einfach wird (geschenkt gibt’s auch bei Mainrausch nix!), müsst ihr in euren Kommentaren den Standort aller sechs gezeigten Skulpturen korrekt benennen.

 

Und das Beste: Zu gewinnen gibt’s natürlich auch was!

In Kooperation mit dem Frankfurter Fashion-Label MAINHERZ verlose ich eine fesche Tasche, mit der ihr eurer Liebe zu unserer Stadt Ausdruck verleihen und gleichzeitig all eure Einkäufe ganz umweltschonend verstauen könnt.

Wenn ihr absahnen wollt, müsst ihr nichts weiter tun als – wie oben beschrieben – die Standorte aller gezeigten Skulpturen korrekt in einem Kommentar benennen.

Dafür habt ihr 10 Tage lang Zeit, nämlich bis zum Freitag, den 14. April 2017 – dann lose ich den glücklichen Gewinner der schicken Tasche aus, der die neidischen Blicke der Passanten genießen darf.

 

Und nun viel Freude beim Rätseln!

Skulptur 1:

Was die junge Dame mitsamt Pfiffi hier genau so sehnsüchtig anstarrt, das weiß ich nicht. Aber ihr wisst doch sicher, wo sie hier die ersten Sonnenstrahlen des Jahres genießt?

 

Skulptur 2

Hui, neben diesem Herren komme ich mir ziemlich klein und ehrfürchtig vor. Welches Eisentor er wohl bewacht?

 

Skulptur 3

Schon immer frage ich mich, was der Löwe hier so treibt. Sein Mittagsschlaf scheint jedenfalls von langer Dauer, ihm scheint bequem auf seinem Sockel.
Klar, dass ihr wisst, wo die Raubkatze hier schlummert?

 

Skulptur 4

Und gleich noch eine Raubkatze: Diese hier scheint allerdings hellwach und wirft ihr wachsames Auge auf die Besucher dieses Ortes. Wo dieser Wächter wohl zu finden ist?

 

Skulptur 5

Ein in Stein gehauener Pferdekopf, gleich neben dem geschwungenen “M” einer amerikanischen Schnellrestaurant-Kette? Mag auf den ersten Blick gar nicht zusammen passen, ist aber irgendwie sinnbildlich für Frankfurt. Und ihr wisst sicher auch, an welcher Häuserfassade dieses ungleiche Nebeneinander zu finden ist?

 

Skulptur 6

Diese Figuren genießen ganz offensichtlich die Nachmittagssonne – irgendwo in Frankfurt. Als letzte Aufgabe will ich nun von euch wissen: Wo genau fristen diese Damen ihr entspanntes Dasein?

 

Für euch als wahre Frankfurt – Kenner war’s doch sicher nicht allzu schwierig, oder? Der glückliche Gewinner wird per E-Mail von mir benachrichtigt, vergesst also bitte nicht, diese in euren Kommentaren anzugeben.

Ich drücke euch die Daumen! 

 

Frühlingsgedicht

Kinners, ich komme ja zu gar nix mehr.

Ich weiß ja nicht, wie euch es ging – aber ich habe jeden einzelnen Sonnenstrahlen der letzten Tage in mich aufgesogen wie ein durstiger Wanderer das frische Quellenwasser.

Allemals für ein paar Bilder und ein kleines Gedicht hat es gelangt, während ich die aufblühende Stadt und die wiederentdeckte Lebensfreude ihrer Bewohner genossen habe.

Viel Freude beim Lesen und Betrachten – und dann nix wie wieder raus mit euch. Am Rechner versauern und irgendwelche Blogs lesen könnt ihr später noch, tankt Sonne, genießt das Leben!

 


Endlich wieder auf dem Lohrberg sitzen
im T-Shirt in der Sonne schwitzen
Der Blick schweift übers weite Land
‘nen kalten Schoppen in der Hand

Endlich wieder Sonne tanken
im Ostpark, unter Blumenranken
den ersten Grill endlich entzünden
mit Freunden Zeit der Ruhe finden

Endlich wieder breit ausbreiten
auf des Maines grünen Seiten
am Maincafé sich kühl erfrischen
und auch das Dönerboot war wieder fischen

Endlich Frühling in der Stadt
man wird der Sehnsucht niemals satt
man lacht, man trinkt, man liest, man plauscht
die Menschheit wirkt wie ausgetauscht.

Vom Suchen und Finden der Liebe.

Manchmal, da reicht es ja aus, einfach zu beobachten. Beobachten kann man schließlich viel in der Stadt; in so ziemlich jeder Ecke passiert ja immer irgendwas. Neulich reichte eine solche Beobachtung, um mich sehr nachdenklich zu stimmen. 

Doch der Reihe nach: 

 

Woran denkt ihr, wenn ihr das Wort “Liebe” hört?

Denkt ihr an die innige Beziehung zweier Menschen, die sich einander versprochen haben? Vielleicht sogar in Form der Ehe?

Denkt ihr an eine Mutter, die voll Stolz ihr Kind ansieht? An den Vater, der zu töten bereit wäre, um es zu verteidigen?

Oder denkt ihr vielleicht an die Liebe der Gemeinschaft, in der man einander hilft, füreinander da ist – vor allem in schlechten Zeiten? Denkt ihr an Liebe als Ursprung einer Leidenschaft, an die Liebe zur Musik, zum Tanz, zum Bundesligaverein?

Ihr seht: DIe Liebe hat viele Gesichter. Liebe ist ein Grundbedürfnis, das jeder Mensch zu stillen sucht. Ob bewusst oder unbewusst – das weiß nicht nur der Psychologe. 

 

Fünf Buchstaben, ein Foto

Neulich hatte ich beim Wort “Liebe” jedoch lediglich jene Skulptur im Sinn, an der ich beim Joggen im Anlagenring schon so oft vorbei gelaufen bin. “Das muss sich doch irgendwie in Szene setzen lassen”, so dachte ich mir. Packte meine analoge Kamera samt jungfräulichem Schwarzweiß-Film ein, schwang mich aufs Rad. Und hoffte inständig, dass sich die fünf großen Stahlbuchstaben irgendwie motivisch in Szene setzen ließen. Insgeheim hoffte ich auch das nächstbeste Liebespaar, das für einen Facebook-Beitrag zur Dokumentation seines jungen Glücks davor ein Selfie schoss. Vielleicht würde ich ja auch Zeuge eines Heiratsantrags werden, aber zumindest ein Hand an der Skulptur vorbeispazierendes Ehepaar würde ja wohl drin sein.

Meine Hoffnungen werden jedoch zunichte gemacht, als ich mein Fahrrad unweit der Skulptur abstelle und die Kamera zücke. Außer mir ist zunächst anwesend: Niemand. Der ewige Frust des Fotografen. 

Ich will nicht umsonst hergefahren sein, mache ein paar Aufnahmen. Bis sich dann, ja dann…

 

Von einem, der die Liebe suchte

Während ich also auf dem feuchten Rasen kniete, gerade zum letzten Mal den Auslöser betätigen wollte – da schlich sich eine traurige Gestalt hinein in den rechten Bildrand. Ich ließ die Kamera sinken, blickte auf. Ein Mann kam des Weges, langsam, eine Plastiktüte in der Hand.

Deren Inhalt drapierte er formvollendet auf dem mittleren Strich des letzten “E”:
Eine Flasche Wodka samt Discounter-Orangensaft aus dem Tetrapak.

Ich drückte nochmals Auslöser, fühlte mich schlecht dabei, den Mann zu fotografieren. Beschränkte mich fortan aufs Beobachten. Der Mann erklomm das letzte “E”, trank abwechselnd aus Wodkaflasche und Tetrapak.

Ich wurde trübsinnig. Dieser Anblick des Mannes mit dem ungepflegten Bart, der auf dem Wort “Liebe” saß und mittags um 2 dort Wodka trank. War dieser Anblick nicht viel aussagekräftiger als das beliebige Pärchen, das ins Smartphone grinste?

Dieser Mann suchte wohl die Liebe, und fand sie lediglich in Form eines modernen Kunstwerks und hartem Alkohol. Ich fühlte Mitleid in mir aufkommen, das Bedürfnis, ihm irgendwie etwas Gutes zu tun. Mir fiel nichts ein.

Ich packte meine Kamera ein, verließ meine kniende Fotografen-Position.

Während ich zum Fahrrad ging, rief ich ihm zu:

“Einen schönen Tag wünsch’ ich dir! Lass’ es dir gutgehen.”.
Er starrte mich mit leerem Blick an, erwiderte nichts.

 

Liebe suchen, Liebe finden

Ziemlich nachdenklich radelte ich gen Innenstadt; die Begegnung mit dem bärtigen Mann hatte mich trübselig gemacht. Ich wünschte ihm jemanden, der ihn liebt. Hetzte über die Zeil, ja, man hat ja so viel zu erledigen und besorgen heutzutage. Hielt kurz inne an der Hauptwache und beobachtete.

Ein Haufen junger Mädchen, die um einen Rollstuhlfahrer standen, erweckte meine Aufmerksamkeit. Sie schienen begeistert von den Tönen, die er seiner Flöte entlockte, während er auf dem Pflaster der Zeil saß. Klatschen im Takt zu seiner Musik. Und warfen nach einiger Zeit ihr Kleingeld in den Flötenkoffer vor ihm.

Dieser Mann hatte sie nicht nur gesucht, die Liebe. Sie gefunden in Form der Nächstenliebe, in Form der Liebe für seine Musik. In Form der Anerkennung durch eine finanzielle Gabe. Von diesem Anblick eigenartig berührt, drückte ich nochmals auf den Auflöser. Und zog nachdenklich von dannen.

 

Love is in the Air

In dieser Stadt schien die Liebe überall präsent zu sein. Im Suchen wie im Finden, in traurigen wie hoffnungsvollen Augenblicken. Manche zerbrechen während der Jagd nach ihr, manche schöpfen Kraft aus kleinen Gesten der Nächstenliebe.

Die liebe Liebe also. Der kleinste gemeinsame Nenner, der uns allesamt verbindet. Und wohl gerade deswegen überall präsent ist. In jeglichen Formen. Ich wünsche niemandem, sie lediglich in Form von metallenen Großbuchstaben und Spirituosen zu finden. 

Verratet mir doch: Was waren eure berührendsten Begegnungen mit der Liebe in Frankfurt?

Und bis dahin: Liebt euch.