Justitia auf die Finger geschaut: Ein Besuch des Frankfurter Amtsgerichts

Was tun, wenn es zwar draußen langsam länger hell wird – ein Blick gen Himmel und auf Thermometer aber allenfalls Lust dazu bereiten, weiter im Bett liegen zu bleiben und den lieben Tag den lieben Tag sein zu lassen? Bis dann irgendwann die Langeweile Oberhand gewinnt?

Noch vor zehn Jahren hätte man diese Frage oftmals damit beantwortet, einfach mal den Fernseher einzuschalten und sich von einer der damals noch zahlreichen nachmittäglichen Gerichts-Shows berieseln zu lassen. Barbara Salesch & Co versprachen seichte Unterhaltung, gescriptete Tragödien zwischen Anklagebank und quoten-trächtigen Schicksalen.

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Glücklicherweise sind diese Formate längst aus dem Sendeprogramm verschwunden, wenn sie auch keinesfalls würdig ersetzt worden sind.

 

Als Zuschauer im Amtsgericht

Ich als bislang unbescholtener Staatsbürger habe bislang keinerlei Erfahrungen mit dem Alltag deutscher Gerichte. Allerdings bin ich großer Fan von Stefan Behr, einem Gerichtsreporter der Frankfurter Rundschau. Er packt es immer wieder, aus jeder Berichterstattung über jede noch so trockene Gerichtsverhandlung einen unterhaltsamen Artikel zu zaubern. Sogar ein Buch hat er veröffentlicht, welches ich mit großer Freude gelesen habe. Ein Grundinteresse an Justitias Tätigkeiten ist also durchaus bei mir vorhanden!

Ein freier Wochentag im Februar erschien mir als guter Anlass, dies zu ändern. Viele der Sitzungen des Frankfurter Amtsgericht sind öffentlich; es steht also nichts im Wege, einmal auf dem Zuschauersitz Platz zu nehmen. Und genau das habe ich getan!

 

Is’ ja wie am Flughafen!

Ich mache mich auf zum Gebäude E des Frankfurter Amtsgericht und bin gespannt auf das, was mich erwarten mag.

Bevor es allerdings soweit ist, gilt es, ein Flughafen-ähnliches Prozedere über sich ergehen zu lassen. Klar, soll ja niemand die Knarre aus dem Nachttisch zur Verhandlung mitbringen. Kommt nicht so cool, und deswegen lege ich brav Gürtel und Rucksack zwecks Röntgen ab und durchquere eines dieser tollen Durchleuchtungs-Konstrukte. Auf geht’s in den ersten Stock – ich bin bereits aufgeregt!

Angekommen, bin ich zunächst überfordert von der Vielzahl der Säle. Und tatsächlich: An den meisten prangt der Hinweis „Öffentlich!“ neben dem Eingang für Zuhörer.

Ein Blick auf die Schaukästen, in welchen die laufende Verhandlung verkündet wird, macht mich nicht schlauer. Ich nehme also den erstbesten Saal und nehme Platz. Doch schnell stelle ich fest: Uh, nicht wirklich spannend. Außer mir keine Zuschauer anwesend, und – wenn ich das hier richtig verfolge – geht es lediglich um irgendwelche nicht bezahlten Raten für ein Auto. Ja, gähn! Dann also doch lieber heim und Fernsehen?

 

Nein, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Nächster Saal, neues Glück!

Und tatsächlich: Hier scheint’s schon spannender. Verhandelt wird nämlich über den Straftatsbestand des „Räuberischen Diebstahls”.

Ich verschaffe mir einen kurzen Überblick über den Saal, über den der Hessen-Löwe sein wachsames Auge richtet.

Frontal sitzt die Richterin, flankiert von Schöffen und Protokollant.

Zu meiner Linken: Die Anklagebank mitsamt der beiden angeklagten Damen sowie deren Rechtsanwälte.

Zu meiner Rechten: Der Staatsanwalt, etwas einsam.

Hier scheint es mir gleich spannender. Ich spreche ein paar Jura-Studenten an, die neben mir sitzen und die Gerichtsverhandlung verfolgen. Doch zunächst werde ich ermahnt:

 

Setz‘ mal deine Mütze ab! Du bist hier vor Gericht!

Hupps, ja, da war ja was. Kleinlaut verstaue ich meine Kopfbedeckung im Rucksack und versuche, möglichst ehrfürchtig dreinzuschauen. Doch worum geht’s also nun?

Bereits am 24. September 2015 soll ein Beschuldigter versucht haben, aus einem abgestellten Auto eine Geldbörse und ein iPhone entwendet zu haben. Dies beobachtete allerdings dessen Besitzer, der – verständlicherweise – darauf bestand, seine Gegenstände zurück zu erhalten und die Polizei rief.
Der mutmaßliche Dieb war offensichtlich nicht d’accord, und gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin soll er eine Rangelei eröffnet haben, während deren Verlauf der Bestohlene eine blutige Nase erhielt. Eine Anwohnerin kehrte hinzu, mischte sich wohl tätlich ein – und ist nun ebenfalls der Gesetzesuntreue bezichtigt.

Ich erschrecke, als ich erfahre, dass die junge Lebensgefährtin auf der Anklagebank zwischenzeitlich bereits weiterer Delikte inhaftiert ist und eigens für den Prozess aus der JVA Preungesheim eingefahren wurde. Wahnsinn – dabei sieht sie doch so nett und freundlich aus! Eine Gefangene hätte ich mir wahrlich anders vorgestellt. Und auch die Anwohnerin scheint kein unbeschriebenes Blatt: Auch sie hat bereits eine mittelschwere Karriere hinter sich und saß bereits hinter schwedischen Gardinen.

 

Von Beruf: Rentner, natürlich!

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Zeugen in den Gerichtssaal gerufen werden. Ein am Tatort lebendes Ehepaar konnte vom Balkon aus die Tat beobachten und soll nun aussagen.

Der Ehemann nimmt als Zeuge Platz, und tatsächlich: Die Belehrung (…Wahrheit sagen, nicht verwandt, nicht verschwägert….) verläuft genauso wie im Fernsehen. Also doch nicht alles Fake bei SAT 1?

„Rentner natürlich!“, beantwortet er die Frage der Richterin nach seinem Beruf.
„Wohnhaft in Neu-Isenburg“.

Die Richterin fragt: „Neu-Isenburg? Ist das eigentlich mittlerweile schon Stadtteil von Frankfurt? Oder bemühen Sie sich noch darum?“. Der Saal lacht. Wie schön, dass auch Humor nicht draußen vor dem Amtsgericht warten muss.

„Und dann hat der eins uff die Naas gekrischt“?

Die Richterin trägt mit breitem Frankfurter Dialekt zu meiner Heiterkeit bei. Sympathische Frau! Sollten etwa alle Richter solch herzliche Menschen sein?

Die Befragung des Ehepaars ist abgeschlossen, die Polizeibeamten werden vernommen. Uniformiert und bewaffnet nehmen sie im Zeugenstand Platz. Beitragen können sie allerdings nicht sonderlich viel, trafen sie doch erst am Ort des Geschehens ein, als die Rangelei bereits vorüber war. Allerdings wurden gemeinsam mit dem Hausmeister die Überwachungsvideos der Kamera am Hauseingang ausgewertet.

Nach Ende der Zeugenbefragung sieht der Rechtsanwalt der Anwohnerin seine Stunde geschlagen.

Er verweist auf die Videoaufnahmen, die mit Zeitstempel versehen ist. Daraus ist ersichtlich: Seine Mandantin verließ erst 6 Minuten, nachdem der Bestohlene seinem intakten Riechorgan beraubt worden war, die Wohnung. Er lächelt mit Genugtuung.

Die Richterin nimmt das zur Kenntnis, auch der Staatsanwalt hat da nichts entgegenzusetzen.

Es folgt eine Diskussion über die Grundlagen der in der Anklageschrift festgehaltenen Vorwürfe.
Erwartungsgemäß sehen die Rechtsanwälte das geforderte Strafmaß als zu hoch an, die Vorwürfe (u.a. Nötigung nach Paragraph soundso…) ohnehin als haltlos.

 

„Da möge das Gericht anderer Auffassung sein“

Schöne Formulierung, die er da in den Raum stellt. Auch dem Staatsanwalt gegenüber wird ein Wortgefecht eröffnet. Drama, Drama! Und das ganz ohne Eintritt!

Der Staatsanwalt kontert, die Richterin unterbricht. Sie hat genug gehört, und zieht sich gemeinsam mit ihren Schöffen zur Beratung zurück. Rechtsanwälte werden indes nervös.

Zehn Minuten und einen Plausch mit den Studenten später:

Die Richterin kehrt in den Saal zurück, alle stehen auf. Ich erschrecke, erhebe mich aber ebenfalls schnell, um dem Gericht den angebrachten Respekt zu erweisen.

Die Richterin verliest nochmals die jeweiligen Vorgeschichten der beiden Angeklagten.

Und „was auf dem Kerbholz“ – ja, das haben sie beide.

Vorlässig Fahren ohne Fahrerlaubnis, mehrere Diebstähle, wiederholtes Erschleichen von Leistungen, Verstoße gegen das Betäubungsmittelgesetz. Körperverletzung, Missbrauch von Notrufen, immer wieder Diebstähle. So die Verbrechen der beiden Damen, welche ihnen beiden bereits Haftstrafen bescherten. Oha. Dabei sehen die beiden angeklagten Damen doch so nett aus?

Beide haben eine beträchtliche Drogen-Karriere hinter sich. Crack und Heroin – dem waren sie beide verfallen. Schuld seien Trennungen und früh gestorbene Kinder. Ich beginne, Mitleid zu empfinden.

Und zu meiner Freude zeigt sich auch die Richterin sehr menschlich. Sie möchte die Angeklagte zu ihrem Drogenproblem, ihrer Beziehung, ihrem derzeitigen Befinden befragen, bevor sie ihr Urteil verkünden mag. „Haben Sie schon eine Therapie begonnen?“

 

Die Richterin wird emotional

Allerdings fühlt sich lediglich der Rechtsanwalt der Angeklagten dazu berufen, auf ihre Fragen zu Antworten. Nun wird die Richterin laut und wendet sich der jungen Dame zu:

„Nun reden Sie doch mit mir! Ich will Ihnen keinen Strick drehen, ich will Sie verstehen! Ich will SIE kennen lernen, nicht Ihren Anwalt! Anwälte kenne ich bereits zur Genüge, es geht doch hier um SIE!“

Mit diesem Anflug von Emotionen bricht sie das Schweigen der Angeklagten.

Sie erzählt von ihrer Jugend, von Problemen mit dem damaligen Freund, von einer Trennung, die sie nicht verkraftete. Von falschen Freunden. Von all den Drogen, von ihrer Haft.

Ihr Rechtsanwalt beantragt eine Unterbrechung zwecks Zigarette. Ich bin dankbar und folge ihm vor die Tür des Amtsgerichts. Ob ich Jura studiere, fragt er mich. Ich verneine, zeige mich interessiert an seinem Beruf. Er äußert seinen Unmut gegenüber dem Staatsanwalt. Ich frage ihn, wie viele Gerichtsverhandlungen er in einer durchschnittlichen Arbeitswoche erlebt.

 

„Das heute ist bereits meine achte Verhandlung in dieser Woche“

Sein Arbeitspensum sei hoch, verrät er mir, als er an seiner Zigarette ziehe. Doch, so sehr er sich manchmal ärgere – sein Beruf, der sei spannend. Vor allem derzeit, wo sich zahlreiche Geflüchtete vor den Gerichten befänden.

Er verabschiedet sich und kehrt zurück ins Gerichtsgebäude. Ich lasse die vergangenen 2 Stunden auf mich wirken und beschließe, mich ins Café zu setzen. Bis zur Urteilsverkündung, so fürchtete ich, sollte es noch lange dauern.

 

Im Café angekommen überlege ich: Hat sich das gelohnt? Sollte ich es wieder tun?

Na unbedingt! Nicht nur, dass eine Gerichtsverhandlung besser und aufschlussreicher ist als jeder Film im Fernsehen:

Alle Beteiligten sind echt, alle haben ein Interesse. Es wird diskutiert, manchmal auch laut – und dennoch immer die Form gewahrt. Ich wurde zum Nachdenken bewegt: Über Schicksale, Recht und Unrecht. Darüber, wie verquer meine Vorstellung von Inhaftierten doch war.

Und dabei war das hier heute doch nur eine ganz alltägliche Verhandlung. In jedem Falle aber eine schöne Aktivität für einen ansonsten toten Tag. Ist es nicht schön, dass unser Staat uns allen diese Möglichkeit der Horizonterweiterung und Freizeitbeschäftigung ermöglicht? Und das ganz kostenlos?

Leider gibt es – weder im Internet noch anderswo – eine Übersicht über die einzelnen Prozesse der laufenden Verhandlungswoche.

 

Auf gut Glück

Es gilt also, einfach mal vorbeizuschauen. Von Montag bis Freitag wird ab 10.00 Uhr verhandelt. Im ersten Stock des Gebäude E gilt es dann, einfach Ausschau nach öffentlichen Sitzungen zu halten. Und dann Platz zu nehmen, das Handy wegzulegen und gespannt der Verhandlung zu folgen.

Probiert es aus – und lasst den Fernseher mal dunkel!

Und es gibt sie doch, die Engel: Lieben Dank, Jasmin!

“Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!”

An diese Weisheit meines Vaters muss ich denken, als wir auf dem Parkplatz am Fuße des Feldbergs aussteigen. Und ich feststelle, dass sich außer uns nur ein weiteres Auto hier hinauf getraut hat.

Irgendwo ja auch kein Wunder: Es ist Montag, der Otto-Normal-Arbeiter fristet lustlos sein Büro-Dasein am ersten Arbeitstag der Woche. War nicht gestern erst Wochenende?

Egal, unseres ist nun mal heute – und das Wetter für eine kleine Wanderung auf den Feldberg kann man sich schließlich auch nicht im Voraus nach den eigenen Wünschen vorbestellen. Wobei das ja ziemlich praktisch wäre.

Wir beginnen den Aufstieg, und mich ereilen erste Zweifel, ob dieser Ausflug angesichts der Witterung wirklich eine gute Idee gewesen sein mag.

Egal, meine Gesellschaft ist bezaubernd, Stille und Nebel zaubern ein ganz besondere Atmosphäre zwischen die vom Schnee bedeckten Nadelbäume. Der kalte Wind schlägt ins Gesicht, doch eigenartigerweise nicht aufs Gemüt. Und hey, bei blauem Himmel wandern kann ja schließlich jeder!

Wir schlagen uns wacker den vereisten Weg hinauf gen Gipfel. Rutschen hier und da mal aus, staunen über den Nebel, welcher kaum weiter als 20 Meter blicken lässt.

 

Gut, dass ich nicht abergläubig bin. Oder etwa doch?

Langsam wird mir kalt, das Kopfkino springt an – und wird von einem großen Stein befeuert (Feuer! Hach wär’ das jetzt schön!), welcher den Wegesrand säumt. Ich werde neugierig, wische den Schnee von seiner Inschrift.

Hätte ich vielleicht mal nicht tun sollen, denn:

Der Stein erinnert an einen im Jahr 1957 an dieser Stelle tödlich verunglückten Mann. Schlechtes Omen? Quatsch. Bin ja nicht abergläubig. Glaube ich.

Noch ein paar Kilometer weiter, und es wird richtig eklig. Eisregen beginnt, uns in unsere hübschen Gesichter zu schlagen.

 

Selten so auf einen heißen Kaffee gefreut

Wir sind uns einig, dass wir uns – sobald wir den Gipfel erreicht haben – einen wärmenden Kaffee als Belohnung für unseren Aufstieg so richtig verdient haben.

Meine Gedanken beginnen langsam, sich auf “Kalt!” und “Kaffee!” zu reduzieren. Ah-oh. Kurz scherzen wir darüber, dass das Wirtshaus geschlossen habe, wir durch den Eisregen zurück laufen müssten und auf unserem Weg erfrieren würden. Dann wären wir zwar tot – bisschen, doof, aber vielleicht hätte man uns dann auch unseren eigenen Gedenkstein gewidmet. Schwacher Trost, dennoch ein komischer Gedanke.

Ganz und gar nicht komisch finden wir dann aber, dass sich unser Kopfkino in eine Vorstellung des ganz realen Lebens verwandelt: 

“Aufgrund schlechter Witterung geschlossen”. 

Das verkündet das Schild, das an der verschlossenen Tür unserer Einkehr angebracht ist. Verdammt, find ich nun gar nicht mehr so lustig. Vor allem, weil es doch meine Idee war,  den Gipfel zu erklimmen – und ich mich dann doch ein wenig verantwortlich für meine Begleitung fühle.

Ich spähe hinein ins Wirtshaus, und entdecke die Belegschaft, die sich zum Feierabend versammelt hat. Ich klopfe ans Fenster und ernte – zum Glück! – Aufmerksamkeit. Pantomimisch deute ich meinen drohenden Tod durch Erfrieren an, bin erleichtert, als sich eine Kellnerin bequemt, mir die Türe zu öffnen. Ich schildere unser Dilemma.

 

Wärme-Asyl und Dankbarkeit

Wir ernten aufrichtiges Mitleid und bekommen angeboten, uns kurz aufzuwärmen. Man sei allerdings gleich weg, aber wir können ja mit dem Bus zurück fahren. Eine kurze Recherche ergibt: Dieser fährt erst in einer Stunde.

Eine Stunde da draußen? In dieser Kälte? Nee, dann lieber gleich sterben. Ich versuche, meine restlichen Kräfte zu sammeln, um ein Maximum ein Mitleid zu erwecken. Frage, ob man uns denn nicht mitnehmen könne, wenn man ohnehin mit dem Auto in den Feierabend fahren. “Nee, sowas können wir nicht machen”, so die ernüchternde Antwort eines Angestellten. Auch mein dezenter Hinweis auf unsere Bargeldvorräte hilft mir nicht weiter. Scheiße. Also doch sterben?

Wir nehmen es mit Galgenhumor, nehmen Platz, so lange es noch geht – bis dann ein echter Engel um die Ecke kommt.

 

Ein Engel namens Jasmin

“Wo parkt ihr denn? An der großen Kurve? Wisst ihr, das ist nicht so weit – ich fahr’ euch dahin. Bevor ihr mir noch erfriert”.

Ich bin baff. Bleibe skeptisch. “Einfach so?” – “Einfach so”.
Ich frage, wie unser Engel heißt.

Jasmin, so ihr  Name – und ich gelobe feierlich, angesichts meiner Dankbarkeit all meine Kinder nach ihr zu benennen. Auch meine Söhne.

Sie lacht, meint, das würde sie ganz sicher nicht wollen – man denke an die armen Söhne! – und beordert uns, zu warten. Sie würde zurückkehren.

Und tatsächlich: Einige Zeit später bedeutet sie, uns ihr durch die Katakomben des Lokals hinab in die Tiefgarage zu steigen. Wir nehmen Platz in ihrem Auto, unterhalten uns, bis wir ausgesetzt werden zu unserem Auto. Welches uns zurück ins verregnete und kalte, dafür irgendwie dann doch gefühlt sichere Frankfurt bringt. Bevor wir losfahren, frage ich Jasmin, was wir ihr schuldig sein.

Ihre Antwort: Nichts. Einfach nichts, gern geschehen, passt schon.
Wow. Bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Habe in dieser Welt wohl vergessen, dass es so etwas noch gibt: Unentgeltliches Helfen. Ohne Erwartung jeglicher Gegenleistungen.

Es gibt sie also doch noch:

Die Engel des Alltags, die Menschen mit Herz. Es sind Geschichten wie diese, die mich den Glauben an das Gute im Menschen nicht verlieren lassen. Ich bin der guten Frau unendlich dankbar, und verspreche mir selbst, demnächst auch einem Fremden einfach mal zu helfen. Als Revanche und Zeichen meiner Dankbarkeit.

Habt ihr schön ähnliches erlebt? Engel des Alltags, die für ihre Hilfe nicht mal eine Gegenleistung verlangen? Deren Hilfsbereitschaft mit einem “Dankeschön!” von Herzen abgegolten werden kann? Ich bin gespannt auf eure Geschichten.

 

Und bis dahin: Erfriert mir nicht, Freunde !