Lesestoff: Von roten Bändern und einer blauen Welt

Der Weihnachtsmarkt ist jüngst eröffnet worden, das Jahr nähert sich dem Ende. Und zusammen mit der Adventszeit stehen auch die kürzesten Tage und längsten Nächte vor der Türe. Die beste Zeit des Jahres zum Lesen also (okay, und zum Glühwein trinken, natürlich).

 

Also: Einkuscheln, Buch zücken, die Gedanken kreisen lassen!

Mein neuester Lese-Tipp für euch war für mich zunächst ein echter Zufallstreffer und Glücksgriff. Die Wartezeit am Bahnhof genutzt, um die Regale der Bahnhofsbuchhandlung zu durchstöbern, ein paar Klappentexte studiert – und beim Titel “Club der blauen Welt” des spanischen Autors Albert Espinosa hängen geblieben.

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Dass es sich hierbei um die Fortsetzung des Buchs “Club der roten Bänder” handelt, welche längst erfolgreich als TV-Serie des Senders VOX handelte, wusste ich zunächst nicht.

Nachdem ich an einem einzigen Tag das erste Buch verschlungen hatte, habe ich mir direkt dessen Vorgänger gekauft und ebenfalls innerhalb des Folgetags verschlungen. Weshalb die beiden Bücher dermaßen in ihren Bann gezogen haben und wieso ich euch deren Lektüre unbedingt ans Herz legen kann?

 

Selten hat mich Lektüre so bewegt

Zunächst zur Story der beiden Bücher:

Diese unterscheidet sich zwar grundlegend in der Handlung – so beschreibt der erste Teil (“Club der roten Bänder”) beschreibt autobiographisch die Erfahrungen, welche der Autor in der Zeit seiner Krebserkrankung sammeln konnte. Und wie er diese nach seiner Heilung, welche ihn allerdings sein Bein kostete, auf ein neues, glücklicheres Leben übertragen konnte.

Der zweite Teil (“Club der blauen Welt”) handelt dagegen von einer Gruppe unheilbar kranker junger Menschen, welche die letzten Tage bis zu ihrem sicheren Tod auf einer abgelegenen Insel verbringen. Ihren sicheren Tod vor Auge. Wie also verbringen sie ihre letzten Tage?

Letztlich geht es darum, den Tod zu akzeptieren. Nicht zu verdrängen, sondern von ihm ausgehend sein Leben neu auszurichten. Den sicheren Tod zu akzeptieren und als Gegengewicht zum Leben zu betrachten. Ja, was wäre ein Leben auch schon wert, ohne den Gegenwert des Todes? Nichts.

 

“Frei bist du, wenn du tust, was du nicht musst”

Nein, diese Bücher sind keine Lebensratgeber. Von diesen halte ich ohnehin nicht viel, davon distanziert sich der Autor auch in beiden Vorworten. Vielmehr Geschichten vom Tod als Ende, welches es zu akzeptieren statt verdrängen gilt – und aus einem Bewusstsein eines unabwendbaren Todes sein eigenes Leben zu leben. Und diesem schlussendlich Sinn zu verleihen.

Besonders bewegt mich momentan der Gedankengang, dass ein Menschenleben ohne Tod nichts wert ist. Wie oft verdränge ich, wie oft verdrängen wir alle das Bewusstsein darüber, dass auch unsere Existenz endlich ist?

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Wie schade eigentlich, Kann das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit doch so viel Kraft freisetzen. Dabei helfen, sich auf des Wesentliche zu konzentrieren.

Und genau hierfür bewundere ich den Autor: 

Dem eigenen Tod unendlich oft ins Auge gesehen, ist es ihm gelungen, allen Umständen seines am Krebs erkrankten Lebens etwas abzugewinnen. Und diese Erkenntnisse auf ein Leben nach der Heilung zu übertragen. Nein, soweit soll es bei mir (und auch euch!) niemals kommen – aber auch ich habe nach der Lektüre das Bedürfnis, mein Dasein neu zu überdenken.

 

Wenn beim Lesen fast die Tränen kommen

Ganz besonder berührt haben mich die Worte, die dem Autor von einem im Krankenhaus im Sterben liegenden Zimmernachbarn mit auf den Weg gegeben wurden. Erinnern mich diese Worte doch so sehr an mein eigenes oftmaliges Unvermögen, das Wesentliche im Leben zu erkennen. Meine Neigung, mich in Nichtigkeiten zu verlieren, meinen Fokus falsch zu setzen. Oftmals lediglich zu funktionieren, statt zu leben. Daran, dass auch ich nur allzu gern verdränge, dass auch mein Dasein endlich ist.

Diese letzten Worte eines Sterbenskranken möchte ich hier kurz wiedergeben:


Die Basis für alles ist die Überzeugung,
dass du heute noch sterben wirst. Sie verleiht dem Leben
einen Sinn – mehr gibt es nicht.

Und wenn du am nächsten Tag doch wieder aufwachst, dann
ist die Freude groß, weil man dir weitere 24 Stunden geschenkt hat.
Rufe dir jeden Tag in Erinnung, dass du ihn auf deine Art und
weise verbringen musst.

Was bringt es denn, nach den Regeln anderer zu leben?

Diese lassen dich doch nur glauben, dass du noch tausend
Jahre vor dir hast. Damit du dich nicht auf die Gegenwart
konzentrierst.

Nein, wir werden nicht noch tausend Jahre leben.
Sondern nur noch einen Tag, Und dann noch einen –
und noch einen. Wenn du so denkst, bringen sie dich dazu, dein
Leben zu verpfänden.

Überleg’ doch mal – wenn dir nur noch ein Tag bliebe,
würdest du dann arbeiten? Oder deine Rechnungen bezahlen?
Würden dich die Nachrichten interessieren?

Oder würdest du lieber versuchen, dich zu verlieben?
Spielen? Du musst nichts tun, was du nicht tun willst. Zwinge dich zu nichts, was du nicht willst. Oder nicht brauchst. Lebe jede Sekunde, genieße die Minuten.

Und vor allem: Vergiss die die ganzen Pflichten. Wenn du in diesem Kreis-
lauf einmal festhängst, bringt das immer neue Verpflichtungen mit sich.
Immer.

Im Leben nach fremden Regeln verstellt dir die Stadt den Blick auf deine Seele.
Diese riesigen Gebäude hat man dorthin gebaut, damit du sonst nichts siehst.

 

Diese Zeilen lösen etwas aus in mir. Und prompt verspüre ich das Bedürfnis, zu Handeln. Mehr hierzu demnächst an dieser Stelle.

 

Kaufen!

Ich lege euch den Kauf der beiden Bücher sehr an eure Herzen!
Diese sollte natürlich bestenfalls bei eurem Buchhändler ums Eck erfolgen.

“Support your Locals” und so – ihr wisst schon!

Ansonsten – PFUI ! – klickt hier und hier.


Was ist der Sinn, den ihr eurem Leben verleihen wollt? 
Verliert auch ihr öfters einmal den Blick für das Wesentliche? 

Ich bin gespannt, ob die beiden Bücher euch ebenso bewegen wie mich.
Lasst es mich gern wissen – ich wünsche ein schönes Lesevergnügen!

Lesestoff für Schobbe-Freunde: “Süß, Sauer, Pur”.

Brrrr, das ging schnell. Nachdem ich mich gedanklich immer noch im Sommer befinde (oder zumindest in der Hitze Kaliforniens, die ich noch vor zwei Wochen genießen durfte), hat mich der Frankfurter November wieder knallhart auf den Boden der meteorologischen Tatsachen geschleudert. 

Ich versuche, das Beste daraus zu machen, indem ich mein Bücherregal weiter fülle. Meinen Horizont zu erweitern, wie man so schön sagt.

Dabei bin ich auf ein feines Büchlein gestoßen, welches mein unmittelbares Interesse umgehend erwecken konnte (warum nur?) :

Süß, sauer, pur. 

Klar, als Verfechter und Liebhaber des für nicht-Hessische ungenießbare Obstweines und Kind einer Familie, welche bereits seit Generationen alljährlich brav ihre Apfelernte bei der örtlichen Kelterei einliefert, liegt bei mir quasi ein naturgegebenes Interesse am “Stöffche” vor.

Dieses lässt sich sich mit dem Buch “Süß, sauer, pur” – jüngst erschienen im Oktober 2016 im Henrich-Verlag – ganz hervorragend erweitern.

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Also: Standesgemäß und stilecht ab in die Wirtschaft, sich mitsamt dieser Lektüre breitmachen und ‘nen “Schobbe” bestellen – oder ganz einfach den einsetzenden Schneeregen sein Dasein lassen und sich in die heimische Badewanne verkrümeln! 


Worum geht’s?

Primär natürlich um unser “Nationalgetränk”, den Apfelwein. Klar, an diesbezüglicher Fachliteratur herrschte auch bislang kein Mangel. Warum also solltet ihr euch dieses Buch zulegen?

Zum Ersten: 
Es ist wahrlich schön anzusehen. Mit dem Preis von 16 Euronen zwar nicht wirklich günstig, dafür im hochwertigen Druck gefertigt und mit zahlreichen brillanten Bildern garniert.

Zum Zweiten:
Es ist ehrlich. Keine Glorifizierung, keine trockene Analyse eines hierzulande beliebten, alkoholischen Getränkes.

Vielmehr schildern gleich 12 Frankfurter Autoren in 22 Kurzgeschichten ihre ganz eigenen Erfahrungen und Erlebnisse rund ums “Stöffche”.

Schnöde Auflistungen und Bewertungen sucht der Leser darin vergeblich, genauso wie schöngemalte Geschichten aus den einschlägigen Frankfurter Lokalen.

Dafür aber, zum Dritten:
Ein Sammelsurium von stolzen 22 ganz ehrlichen Berichten rund um Geschichte, Tradition und persönlicher Erlebnisse rund um das flüssige Gold.

Außerdem erfährt der Leser, warum er niemals Süßgespritzten bestellen sollte, dass es in Frankfurt nur lediglich drei Wirtschaften gibt, die ihren Apfelwein noch selbst keltern. Warum Sauerkraut zum Apfelwein – den man niemals als Äppler bezeichnen sollte! – zwar gut schmeckt, aber mit Vorsicht zu genießen ist. Und dass Frankfurter Apfelweinwirtschaften zwar kein Ort von Gemütlichkeit oder gar Freundlichkeit, dafür aber von absoluter Ehrlichkeit und Offenheit sind.

Mein Fazit

Kauft euch dieses Buch! Egal ob Apfelwein-Neuling oder Kenner, egal ob frisch zugezogen oder alteingesessen. Es ist kurzweilig und lässt sich ganz hervorragend beim Gerippten oder in der der heimischen, warmen Wohnung genießen. Hinterher macht’s außerdem auch im Bücherschrank was her und ist dank der zahlreichen Bilder äußerst schön anzusehen.

Von Seckbach bis Sachsenhausen wird sehr kurzweilig vom auswärtigen Genießen wie von der Selbstherstellung (vielleicht seid ihr ja auf der Suche nach einem neuen Hobby?) eingehend wie unterhaltsam berichtet. Prädikat:

Kaufen (notfalls auch bei Amazon), gemütlich machen, einschenken und lesen! Sofort!

 

 

Neuer Lesestoff: Von Bankgeheimnissen und gleich 66 Lieblingsplätzen.

Chapeau!

Nachdem ich den ersten Teil meiner Bilderserie “36 Lieblingsorte” veröffentlicht hatte, bekam ich eine unerwartete Zuschrift von Ralf Thee. Der waschechte Frankfurter bekundete mir seinen Gefallen an meinen Bildern und meiner Idee – und wies mich darauf hin, dass auch er bereits 2012 diese Idee hatte. Wenn auch in etwas anderer Form: Ein ganzes Buch, mit stolzen 66 statt “nur” 36 Lieblingsorten. 66 mitunter versteckte Plätze unserer Stadt, welche jeweils mit einem schmucken Bild und einem begleitenden Text vorgestellt werden. Letztere stammen von seinem Freund Bernd Köstering. 

Klar, dass ich mir das Werk umgehend zugelegt habe.

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Zeit für neuen Lesestoff!

Das Buch habe ich als neugieriger Stadtentdecker quasi in “einem Rutsch” verschlungen. Fast ein wenig ironisch, dass die beiden Autoren nicht nur 4 Jahre vor mir die quasi selbe Idee hatten – nein, auch zahlreiche deren Lieblingsplätze decken sich mit meinen ganz persönlichen Lieblingsorten.

Besonders schön auch die Bilder, für die der Autor manch erstaunlichen Aufnahmepunkt wählte: Wer hätte schon gedacht, wie wunderschön unser Eschenheimer Turm vom Treppenhaus des benachbarten Fleming’s-Hotel aus anmutet?

Lesenswert auch die Begleittexte, welche das Wissen um Geschichte und Gegenwart unserer Heimatstadt auf interessante Art erweitern.

Und, wer hätte es gedacht: Auch sind Orte erwähnt, deren Existenz auch mir bislang nicht bekannt war, und die ich nun unbedingt entdecken möchte – wie zum Beispiel ein Wasserschloss im Frankfurter Westend.

Mein Fazit

Das Buch ist nicht nur für “Eingeplackte” eine tolle Möglichkeit, die schönsten Flecken Frankfurts zu entdecken. Nein, auch Alteingesessene wie Etablierte finden darin eine unterhaltsame Streiftour durch die Stadt. Schön, dass neben all den doch eher bekannten wie touristischen Sehenswürdigkeiten auch ganz unscheinbare Orte Erwähnung finden.

Das Buch macht neugierig, schafft Bewusstsein für die Vielfalt der Stadt – und ist allein aufgrund der Bilder durchaus lesens- und betrachtenswert. Auch die Idee mit den 11 “Bankgeheimnissen” gefällt mir außerordentlich gut – was es mit ihnen auf sich hat, findet ihr am besten selbst heraus.

Wessen Interesse nun geweckt ist, der begebe sich umgehend zur nächsten Buchhandlung seines Vertrauens (support your Locals, ihr wisst schon). Die Faulen unter euch können aber auch gern ihren Beitrag zur Vernichtung des heimischen Einzelhandels leisten und das Werk hier bestellen:

https://www.amazon.de/B%C3%A4nken-Banken-Frankfurt-Main-Lieblingspl%C3%A4tze/dp/3839213622

Viel Freude beim Lesen und Entdecken! 

Neuer Lesestoff: Mit Kommissar Marthaler im “LeseCafé”

Neuer Lesestoff: Mit Kommissar Marthaler im “LeseCafé”Klar, Kommissarin Julia Durant aus der Frankfurter Krimi — Reihe von Andreas Franz kennt jeder. Genauso wie ihren schwedischen Amtskollegen…

Klar, Kommissarin Julia Durant aus der Frankfurter Krimi — Reihe von Andreas Franz kennt jeder. Genauso wie ihren schwedischen Amtskollegen Kurt Wallander aus den Romanen von Henning Mankell.

Aber wer kennt eigentlich Robert Marthaler von der Frankfurter Mordkommission?

Ich bislang nicht — bis ich auf die Romanreihe des Autors Jan Seghers aufmerksam wurde. Dieser bezeichnet Henning Mankell als sein Vorbild, und so verwundert es kaum, dass zwischen seinem Protagonisten Robert Marthaler und dem schwedischen Romanheld Kurt Wallander einige parallelen existieren. Beide sind — Klischee, Klischee! — alleinstehend, Mitte 40, ein wenig in der Mid-Life-Crisis gefangen und mit ihrem Beruf verheiratet. Außerdem sind den beiden natürlich ein paar Kilo auf den Rippen zu viel sowie große Vorliebe für Wein gemein.

Der große Unterschied aber: Während Kurt Wallander in Schonen ermittelt, geht Robert Marthaler in Frankfurt am Main auf Verbrecherjagd. Wie schön, wenn man beim Lesen die Schauplätze allesamt kennt!

Freunden des gepflegten literarischen Mord & Totschlags kann ich die Reihe also unbedingt empfehlen. Bislang sind 5 Bände erschienen — in chronologischer Reihenfolge:

  • Ein allzu schönes Mädchen
  • Die Braut im Schnee
  • Partitur des Todes
  • Die Akte Rosenberg
  • Die Sterntaler Verschwörung

Die ersten beiden Bände habe ich jüngst vollendet, und ich freue mich bereits auf den dritten Band. Dem Autor ist es gelungen, packende Plots mit einer Portion Lokalkolorit und einem durchaus — trotz der unvermeidlichen Macken eines Kriminalkommissars — sympathischen Eindruck zu kombinieren.

Neugierig geworden? Klar, dass ihr euren Bücher-Dealer vor Ort — support your locals, und so! — durch euren dortigen Kauf unterstützt. Für die Lese-Faulen unter euch hat das ZDF die Bücher sogar eigens verfilmt und vertreibt diese als DVD.

Der Kommissar und das Lese-Café

Nicht nur für einen Café-Fan wie mich besonders schön:

Marthaler hängt ebenso gern in seinem Stammcafé herum wie ich. Zu seinem hat er das Lesecafé in Sachsenhausen unweit des Schweizer Platzes erkoren. Dort lernt er im ersten Band Teresa kennen, in die er sich zunächst ein wenig unglücklich verliebt, und im zweiten Teil sogar zusammen kommt. Hach, wie romantisch!

Da der Kommissar — wenn er nicht gerade bösen Buben den Garaus macht oder sich mit seinem Vorgesetzten anlegt — gefühlt auf jeder zehnten Seite dort verweilt, fand ich die Vorstellung überaus verlockend, selbst einmal dort vorbeizuschauen.

Den Kommissar konnte ich zwar nicht antreffen, dafür aber ein etwas verstecktes Café mit ganz viel Charme und — ich staune! — angeschlossener Buchhandlung.

Ich habe es mir nicht nehmen lassen, bei vorzüglichem Kaffee zu günstigstem Preis in meinem „Marthaler“ dort zu schmökern. Wer kein Buch zur Hand hat, kann sich an zahlreichen Tageszeitungen oder einem Plausch mit den Tischnachbarn erfreuen.

Ein wunderbarer Ort, um einmal abzuschalten und sich in ein gutes Buch zu vertiefen.

Wie schön, immer wieder Neues zu entdecken in dieser Stadt.

By MatzeFFM on June 19, 2016.

Exported from Medium on September 22, 2016.