Talentfrei musizieren: Büdchen-Pop und Hipster-Rap

Mit den Talenten ist das ja so ‘ne Sache. Die hat man oder nicht, und auch mir wurden vermutlich einige davon in die Wiege gelegt. Definitiv nicht zu meinen Talenten allerdings das Musizieren.

Ich kann weder singen (eine Krähe ist nun einmal kein Singvogel…) noch beherrsche ich ein Instrument in tauglichem Ausmaß. Daran änderte auch das gemeinschaftliche Singen in der Grundschulklasse nichts, und auch sieben Jahre Klavierunterricht machten schlussendlich keinen Virtuosen des Pianospieles mehr aus mir. Musizieren, das sollte ich also eigentlich aus bloßer Rücksicht auf die Unversehrtheit meiner Mitmenschen besser bleiben lassen.

Aber hey, wer sagt denn eigentlich, dass man besonders talentiert sein muss, um etwas zu tun?

Muss Musik perfekt sein, um zu unterhalten? Muss ich wirklich Meister meines Faches sein, um Freude dabei zu empfinden, aus einer Idee einen akustischen Frontalangriff auf meine Mitwelt werden zu lassen?

Ich denke, nein. Und genau deswegen versuchte ich mich in den letzten Tagen einfach mal als Musiker. Völlig talentfrei, aber mit Freude bei der Sache.

Zwei kleine Projekte sind mir in den Sinn gekommen, die ich nun vollendet habe. Und wenn sich nur ein Einziger von euch davon ein wenig unterhalten fühlt, vielleicht sogar darüber lachen kann (und wenn’s auch nur über mich ist…), dann hat mein Wirken sein Ziel erreicht.

Also: Lauscher auf und Bühne frei für meine vollkommen talentfreien Machwerke!

 

Büdchenzauber: Eine Ode an die Wasserhäuschen

Es war eines Abends im April. Die Tage wurden endlich länger, ich saß zu Hause und ließ den Blick durchs Wohnzimmer streifen. Was stand denn da an der Wand und blickte mich ganz vorwurfsvoll an? Ach, da war ja was: Meine Gitarre. Auch schon ewig nicht mehr in der Hand gepackt. Ob ich denn noch ein paar Akkorde beherrschen würde?

Dacht’ ich mir, nahm Klampfe in die Hand und Platz auf dem Balkon. Nachdem ich eine gehörige Portion Staub von ihr gepustet hatte, da folgte schnell Erleichterung: Zumindest ein Bruchteil meines – ich nenne es einfach mal so – “Könnens”, das ließ sich noch halbwegs abrufen.

So saß ich also da auf meinem Balkon im Nordend, Klampfe in der Hand – und schaute nach unten auf den Matthias-Beltz-Platz, an dem sich schon die halbe Nachbarschaft tümmelte, um den lauen Abend zu genießen.

Bevorzugt mit Kaltgetränken versorgt wird sich bei diesen Get-Togethers natürlich bei der Trinkhalle nebenan, in diesem Fall dem “GUDES”.

Die Frankfurter Wasserhäuschen – sie sind so viel mehr als nur Bezugspunkt für ein Bier zum Mitnehmen zu später Stunde. Open Air-Wohnzimmer, Nachbarschaftstreff, Ort für Klatsch & Tratsch, für neue Bekanntschaften und Seelsorge.

Auch ich weiß mich sehr glücklich um die zahlreichen “Büdscher” in Frankfurt am Main. Und, hey – wieso nicht eine kleine Hommage an all diese liebenswerten Frankfurter Phänomene komponieren?

Gedacht, getan: Das hier kam dabei raus!

Der Soundtrack aus dem Szenekiez: Ich versuche mich als Rapper

Im Rahmen der Vorab-Recherche für meine Erkundungstour nach Frankfurt-Sossenheim taten sich wahre Abgründe vor mir auf. Auf Youtube posieren harte Kerle samt Proleten-Karre vor tristen Wohnblicken, besingen ihren Block als Bronx und huldigen Drogenhandel, Schusswaffen und Prostitution.

Nach tapferem Anhören zahlreichen GangsterRap – Liedguts in Frankfurt muss ich feststellen: Nein, ich kann mir wahrlich nicht vorstellen, dass in einigen Stadtteilen tatsächlich Zustände wie in der Bronx herrschen sollten. Vielmehr, da war ich mir sicher, spielen die “harten Jungs” wohl ebenso gerne mit Klischees, wie ich das tue.

Die eigene Postleitzahl als Kampfansage, als Label für den Lifestyle eines Stadtviertels: Warum eigentlich immer nur in Verbindung mit Gangster-Attitüden?

Ich beschloss, dem etwas entgegenzusetzen. Ebenso klischeebeladen, ein wenig übertrieben, bestenfalls auch unterhaltsam. Wie das wohl für meinen “Kiez”, für die Postleitzahl 60316 aussehen konnte? Wie könnte er sich anhören, der “Sound der Berger Straße”?

Nun gehört das Singen bekanntlich nicht unbedingt zu meinen Kernkompetenzen. Aber vielleicht könnte ich mich im Sprechgesang versuchen? Wo in Sossenheim der Gangster regiert, regiert im Nordend wohl der Hipster. Somit war es an der Zeit, eine eigene Musikrichtung zu etablieren: 

Den Hipster-Rap! 

Also: Schnell ein paar Zeilen geschrieben, feschen Beat ausgesucht, mit ein paar “Yo, yo, yo’s” in Stimmung gebracht. Die Aufnahme musste ich gleich mehrfach wiederrholen, weil ich währenddessen lauthals zu lachen anfangen musste. Und darüber lachen, das könnt ihr hoffentlich auch?

Yoyoyo, haltet eure Snapbacks fest, dreht schon mal den SWAG auf: 

 

Hier ist er, der Soundtrack aus dem Szene-Kiez!

 

Spaß an der Freude

Ich hoffe, damit den Beweis erbracht zu haben, dass man auch ohne jegliches Talent viel Freude haben kann. Mir hat das Texten, Spielen und Rappen jedenfalls viel Spaß gemacht, auch wenn die Resultate nicht einmal ansatzweise das Prädikat “Musik” verdient haben dürften. Einfach mal was machen, nicht aus dem Können heraus, sondern aus dem sprichwörtlichen Spaß an der Freude!

Habe ich auch euch ein wenig unterhalten können? Ich bin gespannt auf euer Feedback!
Bis dahin: Wir seh’n uns am Wasserhäuschen! Oder auch im Szenekiez, versteht sich. Keep it real!

 

 

Wohltaten im Moseleck

Es ist eine Geschichte, wie man sie wohl nur in Frankfurts berühmt-berüchtigtster Bahnhofskneipe erleben kann:

Es ist Sonntagabend, schon gen Mitternacht. Ich habe Feierabend am Hauptbahnhof. Und verpasse – trotz Sprint – die Straßenbahn ins heimelige Nordend. In der Kälte auf die nächste warten? Muss nicht sein.

Lieber noch auf ein Kaltgetränk ins Moseleck. Ist ja nicht weit, und außerdem ist heute schließlich Welttag des Bieres – und den gilt es schließlich auch noch gebührend zu zelebrieren. Gedacht, getan!

Als ich die legendäre Spelunke betrete, lasse ich meinen Blick streifen: Noch mächtig was los hier. Einzig an einem Zweiertisch ist noch einer der fest am Boden verankerten (warum nur?) Hocker frei. Am Tisch sitzt bereits ein älterer Herr mit Hut. Ich beweise gute Kinderstube und frage höflich, ob ich mich denn dazusetzen dürfe. Na klar darf ich. Wir sind hier schließlich im Moseleck, da darf man keine Berührungsängste haben.

Ich nehm’ dann mal Platz, bestelle Henninger, zücke mein Buch. Es dauert nicht lange, bis mir mit “Frankfurter Freundlichkeit” mein Gerstensaft serviert wird. Ein kaltes Bier zum Feierabend – was könnte schon schöner sein? Richtig, die Zigarette dazu.

Nach meinem Buch zücke ich also meine Schachtel Gauloises. Frage den Mann mit Hut mir gegenüber, ob es ihn denn störe, wenn ich rauche. Schließlich mag ich auch im Moseleck ein rücksichtsvoller Mensch sein.

 

Der Mann lächelt, schaut mich an.

“Weißt du”, sagt er. “Ich mag dich. Weil du ein rücksichtsvoller Mensch bist. Und für solch rücksichtsvolle Raucher, da hab’ ich immer was einstecken”.

Der Mann kramt eine frische Schachtel Marlboro aus seiner Tasche, drückt sie mir in die Hand. “Die sind für dich, weil du Rücksicht auf mich nehmen willst. Du darfst gerne rauchen, nur puste den Qualm bitte in die andere Richtung”.

Ich bin derweil erstmal baff. Zweifle kurz am Vollbesitz des Mannes geistiger Kräfte. Doch er meint es ernst. “Doch, du behältst die jetzt”.

Es entspinnt sich ein Gespräch. Aus München sei er, so verrät er mir. Doch nachdem seine Frau – die beste von allen! – gestorben sei, da habe er es dort nicht mehr ausgehalten in all dem Mief der Schickeria.

Ich könne mich glücklich schätzen, ein Frankfurter zu sein. Zum Beispiel, weil hier noch Rücksicht aufeinander genommen werde. Frankfurt, das sei eine gute Wahl.

 

Rücksicht zahlt sich aus

Wir unterhalten uns weiter. machen uns auch namentlich bekannt. Ich weiß nicht, ob seine Anekdoten voll und ganz der Wahrheit entsprechen – aber dennoch die weiteren Gesprächsinhalte hier nicht weiter ausführen, die bleiben mal schön im Moseleck. Gestaunt hab’ ich jedenfalls ganz mächtig.

Als ich später in der Straßenbahn gen Nordend sitze, da bin ich nicht nur um eine Schachtel Zigaretten reicher. Oder die Erkenntis, dass sich Rücksicht auszahlt.

Nein, wieder einmal hat sich mir bestätigt, dass ein jeder noch so unscheinbarer, auf den ersten Blick vielleicht befremdlicher, Mensch eine Geschichte hat.

Eine Geschichte, die zum Nachdenken bringen kann, für Unterhaltung sorgen. Die es in aber jedem Falle wert ist, sie sich anzuhören. Und dafür lohnt es sich mitunter auch, einfach mal spontan einen Blick in die düsteren Ecken der Stadt zu werfen.

 

 

Eine Null zu viel: Von einem mißglückten Samstagabend

Es ist Samstag. Während sich der gemeine Frankfurter ab spätestens 14 Uhr mittels Weinschorle an Kleinmarkthalle oder Rauscher auf dem Wochenmarkt bereits wieder zielsicher an den Pegel vom Vorabend heran trinkt, schiebe ich Dienst.

Ich bin seit 13 Stunden unterwegs, als ich am frühen Abend endlich meine Wohnung betrete. Meine Einkäufe verstaue, ein bisschen Erwachsenen-Zeugs erledige (Rechnungen begleichen, Schriftwechsel mit der Krankenkasse- ja, auch das gehört eben dazu…), schlussendlich heilfroh im Bett lande.

An Schlaf jedoch, da ist nicht zu denken.

Die preisexklusive Wohnlage im “lebhaften und urbanen Nordend” zollt dank Friedberger Landstraße und samstäglich belegtem Matthias Beltz-Platz eben ihren Tribut. Ursprünglich, da wollte ich ja mit einer Bekannten feiern gehen. Angesichts meiner Verfassung – es ist mittlerweile kurz vor Mitternacht, ich bin seit fünf Uhr heute Morgen auf den Beinen – erscheint es mir jedoch als keine gute Idee, noch irgendwo Eintritt zu bezahlen, um wenig später auf der Tanzfläche einzuschlafen.

Ein Kumpel schreibt, er befinde sich in einer stadtbekannten Musikkneipe in Alt-Sachsenhausen. “Puh”, denk ich mir, “es ist Samstagabend, ich habe morgen frei – wann kommt das schon mal vor?” – ein Apfelwein, der ist sicher noch drin.

Ich eile ins Bad, rette, was zu retten ist. Stürme das Treppenhaus hinunter, eile zur Straßenbahnhaltestelle.

Nur noch mal kurz Kohle kaufen

Man darf ja auch mal Glück haben: Die nächste Achtzehn kommt in drei Minuten. Reicht gerade noch zum Geldholen.

Ich eile zur Sparkasse, stecke meine Karte in den Geldautomaten, wähle routiniert “anderen Betrag auswählen”. Will den für einen Samstagabend obligatorischen Fuffi abheben, tippe auf der Tastatur herum – huch, ja, eine Null zuviel, herzlichen Glückwunsch:

Ich halte einen 500-Euro-Schein in der Hand. Scheiße. Sollten die nicht eigentlich längst abgeschafft sein? Damit durch Alt-Sachsenhausen zu schlendern, das erscheint mir als keine gute Idee.

Also: Gleich herübergeeilt zum gegenüberliegenden Einzahlungsautomaten.
“Für Kunden fremder Sparkassen ist eine Bargeldeinzahlung leider nicht möglich”. Fuck, wollte ich nicht bereits vor sieben Jahren meine Hausbank wechseln?

Aber: Kein Stress, keine Panik. Ich bestaune kurz die enorme Größe des 500ers, die Pizzeria ums Eck hat noch geöffnet. “Können Sie mir eben wechseln?”, ich zücke meinen lila Schein, man zeigt mir den Vogel. “Sie spinnen wohl!”. Na, schönen Dank auch.

Also: Wieder ab nach Hause, den “Lilanen” ins Kopfkissen einnähen.
Als ich den lila Riesen in der Hand halte (der ist wirklich großformatig!), da komme ich kurz in Versuchung.

Was nun tun mit dem “Lilanen”?

Zusammenrollen, ‘ne Linie Koks draus ziehen – das hätte doch Stil!
Blöderweise habe ich aber weder Drogen noch Drogenerfahrung, und alleine zu Hause weißes Pulver ziehen, das erscheint dann selbst mir als ein wenig unangebracht. Auf der Toilette des Gibson müsste das schon sein – blöderweise habe ich allerdings weder Lust auf das dortige Bänker-Stelldichein noch Bargeld für den Eintritt. Oder akzeptieren die auch Kreditkarte? Scheiß’ drauf, Koksen ist eh nicht meins. Auch wenn es bekanntlich wach machen soll – hätte ich nötig gerade. Wo ich aber gerade unverhofft wieder zu Hause bin, tut’s aber noch ein schneller Espresso.

Die Straßenbahn ist zwischenzeitlich längst weg, ich besteige mein Fahrrad, auf ein Neues zur Sparkasse. Hebe ich dieses Mal eben ganz gewissenhaft 20 Euro ab. “Von Ihrem Konto sind derzeit leider keine Verfügungen möglich.

Scheiße, das Tageslimit von 500 Euro an Bargeld ist erreicht, ich bin mittellos. Und es ist kurz nach zwölf. Kein Geld für mich also bis Montag.

Immerhin, mein Fahrrad fährt ganz kostenlos, ich rolle hinab gen Sachsenhausen. Unterwegs rufe ich meinen Kumpel an, der wird mir doch sicher was leihen können. “Der Teilnehmer ist momentan…” – statt Kumpel in Musikkneipe meldet sich die Mailbox. Ja, leckt mich doch alle am Arsch.

Setz’ ich halt mich erstmal in die Kneipe nebenan. Drahtesel angeschlossen, trete ein, nehme Platz an der Theke. Hab’ zwar kein Geld mit, dafür aber die “Extra News”, die BILD des kleinen Mannes (und das will was heißen!), die ich aus einem Briefkasten ziehen konnte. Werde darauf angesprochen von meiner Sitznachbarin, nette Frau, mein Alter.

Es entwickelt sich ein Gespräch, schlussendlich berichtet sie mir davon, dass es neulich ziemlich übel gerochen habe in ihrer Wohnung in Oberrad. Ob es denn an den sieben Kräutern gelegen habe, frag’ ich sie im Scherz – sonst fällt mir ja nicht viel ein zum äußeren Stadtteil an der Grenze Offenbachs. “Nee”, ist ihre Antwort. “Als ich vom Urlaub kam, da musste ich feststellen, dass ich vorher vergessen hatte, abzuspülen. Und meine Pisse, die hatte nach all den Tagen echt zu stinken angefangen”.

Ich schaue verstört, too much Information. Lenke das Thema schnell auf mich, schildere den bisherigen Verlauf meines unschönen Samstagabends.

Bin dankbar, als sie mir aus Mitleid – ich habe ja WIRKLICH kein Geld dabei – einen Apfelwein spendiert. Stoße mit ihr an, lenke das Gespräch auf interessante Inhalte. Aha, aha, Quarterlife-Crisis- oder schon “Midlife”? Man weiß es nicht genau, philosophiert. Und das in Alt-Sachsenhausen. Dass ich das noch erleben darf!

Mein Kumpel meldet sich, er hat offensichtlich wieder Empfang. Ich verabschiede mich höflich von meiner neuen Bekanntschaft aus dem fernen Oberrad, eile herüber ins Musiklokal. Immer noch stocknüchtern, ein Apfelwein allein war schließlich noch nie Garant für die eine “Nacht des Lebens”:

 

Endlich im Musiklokal

Hallo auch Kumpel, ohjeh, die haben’s aber auch alle hinter sich. Schon eigenartig, hier zu sein – stocknüchtern, während der ganze Rest vermutlich bereits rauschbedingt so ‘nen “richtig geilen Abend” hat. Der schlussendlich darin besteht, zu trinken und die immergleichen Lieder mitzusingen. Mag spaßig sein, jedoch nicht nach einem kleinen Apfelwein. Verdammt, ich erahne erste Defizite angesichts meines Alkoholpegels.

Ich klage mein Leid, mein Kumpel (Du bist der Beste!) erbarmt sich, mir einen Apfelwein auszugeben. Ja denn, zum Wohl, ich beobachte. Der Rest schwankt, ich stehe. Der Rest singt, ich schweige. Nee, das ist nicht mein Abend. Hätte gleich im Bett liegen bleiben sollen.

Verabschiede mich höflich wie nüchtern, besteige den Nachtbus. Bin froh, als ich mich im Flur meines Wohnhauses befinde. Zu meiner Irritation befindet sich bereits eine ganze Horde vor dem Aufzug im Treppenhaus: Um genau zu sein eine Horde offensichtlich englischsprachiger Touristen, die den rechten Arm zum Himmel strecken, ein akzentuiertes “Heil Hitler!” brüllen.

“Oh, just kidding, German brother”, sagen sie zu mir, peinlich erwischt. Ich teile mit ihr den engen Raum des Aufzuges, Baujahr 1962 – made in good old Germany.

Bin unendlich froh, als ich meine Wohnungstür aufschließe. Meinen Laptop aufklappe, um mir meinen Frust von der Seele zu schreiben. Und morgen nüchtern zu sein – um etwas “zu haben vom Sonntag”, wie man so schön sagt in meinem Alter.

Habt auch immer was, ihr Lieben – und wenn es nur die tragische Komik ist.

Tierfreunde, aufgepasst: Acht Wochen noch für Katzencafé-Crowdfunding

Dass Großstadtleben, kleine Wohnung und Heimtierliebe oftmals nur schwer vereinbar sind: Dass weiß ich, seitdem ich einen weiteren, vierbeinigen Mitbewohner in Form eines Hundes hatte.

Wer dem eigenen Tier ein gutes Herrchen oder Frauchen sein mag, der hat eine Menge Verantwortung zu tragen. Klar, dass da Hund, Katze & Co nicht ausschließlich Freude bereiten – sondern der eigene Alltag oftmals dem Tier angepasst und untergeordnet sein will.

Die liebe Zeit, sie ist ohnehin meist viel zu knapp: Für Viele bleibt zwischen Arbeit, Haushalt, Freunden und den Pflichten des Erwachsenseins schlicht keine mehr für ein Haustier.

Einen Haustier-Sitter, den kann sich nicht jedermann leisten – und ein Goldfisch im Glas, der wird dann auch recht schnell ein wenig langweilig. Ganz abgesehen davon, dass man ihn nicht streicheln kann.

Und dennoch, da vermissen viele Frankfurter einen vierbeinigen Freund, der nach einem stressigen Arbeitstag ein wenig Gesellschaft und Freude spendet.

So, wie beispielsweise ein handelsübliches, süßes Hauskätzchen es tun kann.

Die Wahl-Frankfurterin Angelique Bauer hat nun eine Idee ersonnen, wie auch dem gemeinen Großstädter ein wenig Tierliebe zuteil werden kann – auch, wenn dieser auf eine eigene Katze verzichten muss oder möchte:

Ein Katzen-Café soll die Begegnung zwischen Stadtmensch und Tier ermöglichen. Das “Café Pfotenreich”, um genau zu sein.Neben Kaffee-Spezialitäten sollen auch Film- und Yoga-Abende in allerfeinster Katzen-Gesellschaft möglich sein.

 

Schnurren bei Cappuccino & Kuchen

Gänzlich neu ist die Idee freilich nicht. So existieren beispielsweise bereits in München und Berlin “Katzen-Cafés”, in denen es Mensch wie Tier gleichermaßen gut geht. Und, ganz ehrlich: Ist es nicht eine schöne Vorstellung, beim Kaffeegenuss hin und wieder von einer schnurrenden Katze gestreift zu werden, die vielleicht sogar auf dem eigenen Schoß Platz nehmen und gestreichelt werden mag.

In Frankfurt hingegen sucht man ein solches Konzept bislang vergebens.

“Zeit, das zu ändern”, dachte sich Angelique Bauer – undsammelt gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Stergios Papagiannis auf der CrowdFunding-Plattform StartNext nun Spenden für eine Realisierung ihres Projekts.

Klingt spannend, wie ich finde – Zeit, für ein paar Fragen! 


“Die Tiere sollen es gut haben bei uns und sich jederzeit wohlfühlen! “

 

Ein KatzenCafé für Frankfurt – wie kamst du auf diese Idee?

Die Idee zum Konzept kam mir ganz beiläufig! Ich hatte miese Laune, war in Köln, lief durch den Regen. Und entdeckte dann ein Katzen-Café, das mir den ganzen Tag gerettet hat! Ich bin fühle mich pudelwohl in Frankfurt, auch wenn es ein wenig gedauert hat, bis ich dem Charme der Stadt erlegen war. Nur ein solches Katzen-Café, das fehlte noch hier. Selbst eines eröffnen zu wollen war dann ganz naheliegend!

Habt ihr denn schon passende Räumlichkeiten gefunden – oder einen bevorzugten Standort im Blick?

Wir sind noch nicht fertig mit unserer Suche. Am liebsten wäre uns natürlich das Nordend, aber auch Bornheim oder das Ostend wären denkbar!

Verfügst du denn schon Erfahrungen im Betreiben eines Cafés – oder betrittst du Neuland?

Ein Café zu betreiben, das entspricht ganz und gar meinem Naturell! Auch privat liebe ich es, Gäste zu haben und diese zu betüddeln. Damit die “Pfotenreich”-Gäste künftig auch allerfeinsten Kaffee genießen können, will ich außerdem noch den ein oder anderen Barrista-Kurs belegen. Ich bin gespannt, ob ich es bald packe, Katzengesichter auf den Milchschaum zaubern zu können!

Die Tierakademie Köln hat mir außerdem bereits Katzensachkunde attestiert. Die Tiere sollen es schließlich gut haben bei uns und sich jederzeit wohlfühlen!

Noch knapp 30.000 Euro innerhalb zwei Monaten zu sammeln – das klingt ehrgeizig….

Ich bleibe optimistisch! Wir werden weiterhin eifrig die Werbetrommeln rühren. Das “Pfotenreich” ist schließlich mehr als bloße Idee, es ist ein tragfähiges Konzept! Ich bin überzeugt davon und baue auf all diejenigen, die ebenso begeistert vom “KatzenCafé” sind. Wir packen das!

Ich drück’ euch alle Daumen! Wie möchtet ihr euch bei euren Unterstützern bedanken?

Wir haben uns einiges einfallen lassen. Je nach Spendenbetrag können unsere Unterstützer zwischen vielen tollen Sachen wählen, die wir ihnen als Dankeschön zukommen lassen. Von Frühstücks-Gutscheinen für Zwei über T-Shirts, Tanktops und handgemalten Gemälden: Wirklich für jeden soll etwas Schönes dabei sein. Außerdem  wird unter all unseren Unterstützern monatlich drei Mal ein ganzer Monat Freikaffee verlost.

Sollten wir die anvisierte Summe nicht erreichen, dann wird den Spendern ihr Geld selbstverständlich zurückgezahlt! Während der Crowdfunding-Phase haben wir ohnehin kein Zugriff auf die eingezahlten Gelder; diese werden vollständig von “StartNext” verwaltet.


 

Wollt auch ihr Unterstützer werden?

Wenn ihr einen kleinen Anteil daran haben wollt, Angeliques Traum wahr werden zu lassen und auch selbst gern verregnete Nachmittage unter kleinen Tigern verbringen möchtet, dann könnt ihr – je nach eurem Budget – auf dem StartNext-Profil des “Café Pfotenreich” am Crowdfunding teilnehmen.

Auch sämtliche anderen Informationen zum Projekt könnt ihr hier finden:

Startnext: https://www.startnext.com/katzencafe-frankfurt-am-main-1
Facebook: Pfotenreich Café

Ein kurzes Portrait könnt ihr euch ebenfalls hier anschauen:

 

Ich jedenfalls bin Sehr angetan von der Idee, da ich ohnehin einen Großteil meiner Freizeit in den Cafés unserer Stadt verbringe. Und hin und wieder ein bisschen vierbeiniges Leben um mich herum – jawoll, das wäre schön.
Ich drücke alle Pfoten, pardon, Daumen!

Neuer #LESESTOFF: Stadtgeschichten, bestens vernetzt

Ist euch mal wieder der Lesestoff ausgegangen? 
Keine Sorge, denn ich hab’ da mal wieder was entdeckt für euch. Es war nach Mitternacht, als ich neulich in der Leseecke des Yachtklub ein vielversprechendes Buch entdeckte:

“Frankfurter Verkehrsliteratour”, so sein Titel, erschienen 2016 im Größenwahn Verlag.

Ich gebe zu, ich war versucht, das Buch in einem unbeobachteten Moment in meiner Tasche versinken zu lassen. Doch dann besann ich mich eines Besseres und erstand das Buch am nächsten Tag im Buchhandel. Den Yachtklub, nee, das macht man nicht. Das konnte dann auch ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.

Nun hab’ ich das Buch durchgelesen. Weil es auf einem so einfallsreichen Konzept basiert, und die einzelnen Kurzgeschichten ausnahmslos in Frankfurt spielen, möchte ich es nicht unerwähnt lassen!

Worum geht’s`?

Die Herausgeber haben im Buch mehrere in Frankfurt handelnde Kurzgeschichten mittels dem öffentlichen Nahverkehr der Stadt verbunden. Hört sich ganz lustig an, ist es auch.

Am Ende einer jeden Kurzgeschichte zahlreicher Frankfurter Autoren (die mit Angabe der jeweiligen Haltestelle beginnt) wird der Leser vor die Wahl gestellt:

Wohin soll es nun gehen? Basierend auf dem Netzplan kann dann die Wahl getroffen werden, welche Haltestelle angefahren soll. Dort “angekommen” (hierbei hilft die Angabe der Seitenzahl), wartet bereits die nächste Kurzgeschichte.

Das Buch ist also als Sammlung verschiedener Texte zu verstehen; ergänzt um zahlreiche Gedichte bietet das Buch unterhaltsame, verstörende wie zum Nachdenken anregende Texte. Garniert mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit!

 

Wie mir das Buch gefallen hat

Klar, dass ich aufgrund des breiten Spektrums unterschiedlichster Kurzgeschichten aus verschiedenen Federn nicht restlos begeistert war. Manche der Geschichten habe ich eher beiläufig zur Kenntnis genommen, in der Gesamtheit hat mich das Buch aber überzeugt!

Vor allem die Bandbreite der unterschiedlichen Geschichte hat mich angesprochen. Nachdenklich gemacht haben mich beispielsweise sowohl ein Essay über den freien Willen der Drogensüchtigen in der Taunusanlage sowie eine Erzählung über Beobachtungen, die von einem Balkon hoch über den Straßen des Bahnhofsviertels gemacht wurden.

Immer wieder schön bei der Lektüre fand ich, dass ich einen Großteil der Schauplätze gut kenne und auch gern selbst besuche: 

So zum Beispiel die “Gute Stute” im Gallusviertel, die in einer fiktiven Geschichte zum Schauplatz eines Treffens zwischen dem jungen Goethe und einer namenlosen Stewardess wird.

Oder auch das Lobeslied auf den Yachtklub, verfasst von Tausendsassa Patrick9000.

Ich bin mir sicher, auch ihr werdet viele der Orte im Buch mit Schmunzeln wiedererkennen!

 

Und nun: Kaufen, kaufen, kaufen!

Na, überzeugt? Dann nichts wie hin zum Buchhändler eures Vertrauens! Aufgrund der kleinen Auflage wird das Buch vermutlich vorbestellt werden müssen.

Die Faulen oder Eiligen unter euch können natürlich auch bei Amazon bestellen – dabei aber bitte das schlechte Gewissen nicht vergessen! 😉

Viel Freude euch beim Lesen!

 

Neueröffnung: Fliegender dänischer Tiger auf der “Berger”

Ich komme ja schon lange nicht mehr hinterher, was das ganze Neueröffnungs- und “Wir schließen” – Chaos auf der Berger Straße betrifft. Somit war ich denn auch nur geringfügig verwundert, als ich jüngst – fesch und frisch frisiert – den weltbesten Friseursalon verlassen hatte und schräg gegenüber ein noch von großen Plakaten verdecktes Ladengeschäft erspähte, das eine baldige Neueröffnung verkündete. Neulich, so erinnerte ich mich, war hier noch eine Boutique ansässig. Ich wurde neugierig und riskierte einen Blick auf die Schaufenster-Fassade:

“Hier eröffnet am 27. April eine Filiale von Flying Tiger Copenhagen”

Äh – wie bitte? Ein fliegender Tiger aus der dänischen Hauptstadt? Das ergab keinen Sinn für mich. Ebenso wenig auch die Botschaft:

“Wir glauben, Beziehungen und Erfahrungen machen Menschen glücklich. Darum möchten wir, dass unsere Stores und Produkte dich inspirieren, neue Sachen auszuprobieren, kreativ zu sein und mehr Spaß mit deiner Familie und deinen Freunden zu haben. Oder wie unser Gründer Lennart Lajboschitz gesagt hat: ”Wir wollen ein Katalysator sein. Wir möchten, dass du deine Werte lebst, damit dein Leben so ist, wie du es willst.“ 

Was auch immer hier eröffnen mag: Braucht die Berger Straße sowas?

Eine kurze Internet-Recherche führte mich zur offiziellen Webpräsenz und ergab, dass es sich um eine Art Kaufhaus für dänisches Design und Kunstartikel handeln müsse. Keine Ahnung, ob ich sowas brauche – aber die Website verrät mir schließlich, dass ich hier Dinge finden könne, von denen ich träume, obwohl ich nicht einmal wisse, dass sie existierten.

Ich bin skeptisch, aber schaute nach der Eröffnung dennoch mal vorbei.
Ein weiterer Krempel- und Gedöns-Laden? Lässt “Nanu Nana” hier grüßen? Oder doch Bereicherung für die Berger Straße? 

 

Schnell weiß ich, was gemeint ist

Zwei Tage nach der Eröffnung sind die Plakate dem breiten Eingang gewichen. Einmal drin, fällt mir zuerst der angenehm weitläufige Ladenraum auf. Noch sieht hier alles nagelneu aus, die Wände sind weiß, die Regale nüchtern. Dass dies nun dennoch nicht steril wirkt, liegt an der Vielzahl der quietschbunten Artikel, die hier zum Verkauf stehen.

Die Produktpalette erinnert nur auf den ersten Blick auf das Allerlei aus Kerzen, Bilderrahmen, Deko-Zeugs und Haushaltsartikel, wie es sonst bereits zur Genüge bei “Nanu Nana”, “Das Depot”, “Xenos” & Co. zu finden sind.

Der zweite Blick dann nämlich offenbart mir recht schnell, was wohl mit den Dingen gemeint ist, von denen ich angeblich “träume, ohne überhaupt zu wissen, dass sie existieren”.

Beispiele gefällig? 

Wie wäre es beispielsweise mit dieser Seifenblasenmaschine (rechts im Bild) für schnippische 15 Euro? Oder einem handlichen Megaphon?

Nicht euer Ding? Dann freut ihr euch vielleicht eher über eine fesche Propeller-Mütze oder eine bunte Wasserpistole für den kommenden Sommer?

Das ist euch immer noch nicht verrückt genug? Dann träumt ihr vielleicht schon immer von einem Angelbecken für einen kurzweiligen Toilettengang?

Ihr seid der Meinung, diesen unnützen Quatsch braucht kein Mensch? Haltet euch fest, es geht noch besser: Und zwar mit dieser Apparatur, mit der man sich Tortenstücke ins Gesicht werfen lassen kann. Kostet schlappe 10 Euro:

So viel Spaß für wenig Geld! Na, wisst ihr nun auch, was gemeint ist?

 

Mein Fazit

Keine Ahnung, ob ICH das brauche, keine Ahnung, ob die Menschheit, die Berger Straße sowas braucht. Mein Besuch sorgte aber für großartiges Amüsement, denn tatsächlich fand ich allerlei Dinge, von deren Existenz ich zuvor niemals geahnt hätte.

Angesichts der Androhung, dass hier jeden Monat über 200 neue Artikel im Sortiment erscheinen sollen, werd’ ich aber auf jeden Fall wiederkommen.

Nicht, weil ich tatsächlich eine Torte-ins-Gesicht-Wurfmaschine bräuchte – eher dann, wenn ich einmal wieder auf der Suche nach einem ausgefallenen Geschenk bin. Denn – Nutzen hin, Nutzen her – Freude machen die Artikel hier in jedem Fall. Muss ja schließlich auch nicht immer alles Sinn machen im Leben.

In jedem Fall freue ich mich über den fliegenden Tiger aber allemal mehr, als ich es über den gefühlt dreiundzwanzigsten Handyladen, den zwölften DM oder das achte Burger-Restaurant auf unserer “Berger” getan hätte. 

Und wer hier nix findet, der kauft eben ‘ne Flasche Wasser oder ein Ladekabel. Gibt’s hier nämlich auch.

 

THE FLYING TIGER COPENHAGEN 
BERGER STRASSE 187
FRANKFURT – BORNHEIM 

 

 

 

Die Sache mit dem Ding.

Was ist das eigentlich für ein “Ding”, das da alle machen? Nicht im Kollektiv, nein, jeder ganz für sich? Im Lauten wie im Leisen, jedenfalls ganz sicher jeweils absolut individuell? So individuell sogar, dass dieses “Ding” mitunter oftmals als “das eigene Ding” bezeichnet wird?

Fast fühle ich mich ein wenig schlecht, euch nun mit dieser alten Kamelle anzukommen: “Mach’ dein eigenes Ding”, “Beib’ du selbst” – ziemlich ausgelutscht, diese Phrasen. Totgeschrieben ohnehin, ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele Posts, Artikel, Aufsätze, Bücher schon über jenes mysteriöse “eigene Ding” verfasst wurden. Wohl jeder Bravo-Leser weiß um diese Binsenweisheit.

Doch ich komme nicht umhin, mir eine Frage zu stellen: Was ist das eigentlich, dieses “eigene Ding”?

Und wie sieht es in der Praxis aus, beschließt man, fortan sein “eigenes Ding zu machen” ? Bedeutet es völlige Rücksichtslosigkeit in beruflichen wie privaten Belangen, ein Loslösen von jeglichen Konformitäten – oder bleibt es am Ende doch nur hohle Phrase?

Ich hab’ einfach mal ein paar Leute gefragt, ob sie denn ihr eigenes Ding machten. Wenig überraschend, dass die prompte Antwort stets lautete:

“Natürlich mach’ ich mein eigenes Ding!”

Eine anders lautende Antwort habe ich derweil nie bekommen. Klar, wer behauptet schon von sich, fremdgesteuerter Mitläufer zu sein, ein Mensch ohne Meinung, gar ohne Ziele?

Ich fragte weiter nach. Was die Leute denn konkret darunter verstehen, “ihr eigenes Ding zu machen”. Nun blickte ich zumeist in ratlose Gesichter, statt eine schnelle Antwort zu erhalten. Da müsse man noch mal genau überlegen, ja, das sei gar nicht so einfach zu definieren, jenes eigene Ding.

So einig sich alle darin waren, ihr Ding zu machen – so schwierig scheint die Frage nach einer Definition dieses Dinges zu sein, nach dessen Bedeutung, nach dessen Umsetzung.

Anlass genug für mich, mir ein paar Gedanken zu machen. Auch ich bin schließlich felsenfest davon überzeugt, mein Ding zu machen. Was ich allerdings konkret darunter verstehe, wie sich die Ausübung des Dinges konkret auf mein Leben auswirkt: Das fällt auch mir zunächst nur schwierig in Worte zu fassen.

Zeit, das zu ändern! Nehmt ihr Teil an meiner Ergründung des ominösen Dinges? 

 

Carpe Diem

“Och nöö….”, werdet ihr euch nun denken. “Bitte nicht noch so ‘ne alte Kamelle”. Und ihr habt ja recht, kein Lebensmotto wird wohl inflationärer verwendet als “Carpe Diem” – Nutze den Tag. Zuhauf zu finden in Lebensratgebern, Poesiealben, in großen Lettern auf Facebook. Nein, besonders einfältig ist er wirklich nicht, dieser Auftrag, das Beste aus jedem Tag zu machen.

Dennoch: 

Jeder sollte sich darüber bewusst sein, dass auch der eigene Tag nur 24 Stunden hat. 24 Stunden, die zur Verfügung stehen, um sie nach eigenem Belieben zu füllen. 24 Stunden, die genutzt werden wollen, um Ziele zu erreichen – oder an deren Erreichen zu arbeiten. Vorausgesetzt natürlich, man ist tatsächlich frei in der Entscheidung über die eigene Zeit – und nicht gerade in Gefangenschaft, noch minderjährig oder Komapatient.

Nun werden die ersten vielleicht widersprechen:

“Schön wär’s”, werden sie sagen – “Die meisten meiner Tage bestehen aus der Ausübung meines Jobs, Alltagspflichten wie Einkäufen, ein wenig Entspannung am Abend – und schlafen muss ich ja auch noch irgendwann. Wo bleibt da noch Zeit für freie Zeiteinteilung? Mein Chef zeigt mir ‘nen Vogel, wenn ich ihm erkläre, dass ich aufgrund akuter Unlust der Arbeit lieber fern bleibe!”. 

Soweit, so richtig. Aber: Auch die eigenen Verpflichtungen wie der Job sind aus einer freien Entscheidung heraus getroffen. Und dienen einem ganz konkreten Ziel: Dem Erwerb eines Einkommens zur Absicherung der eigenen Existenz, als finanzielle Grundlage für alle weiteren Bereiche des Lebens, für den Luxus der eigenen vier Wände – oder zumindest ein Dach über den Kopf.

Und das ist doch schon mal ein ganz großes und hervorragendes Ziel, das ihr hier Tag für Tag erreicht, oder? Ihr habt euch aus freien Stücken dafür entschieden, täglich einige Stunden lang fremdbestimmt zu arbeiten. Dafür seid ihr die restlichen Stunden lang ein (finanziell) unabhängiger Mensch und könnt euer Leben auf ein solides Fundament bauen.

Auch ich quäle mich mitunter mitten in der Nacht um 2 aus dem Bett: Weil ich mich für einen Beruf entschieden habe, der dies gelegentlich erfordert. Der mir aber Freude bereitet, der mir mein Leben in Frankfurt finanziert. Und, wie ihr wisst: So ein Leben in Frankfurt, das ist leider kein immer günstiges Vergnügen.

Niemand würde euch davon abhalten, einfach nicht mehr am Arbeitsplatz zu erscheinen. Ihr müsstet nicht mal kündigen. Nur mit den Konsequenzen, mit denen müsstet ihr leben. Besteht nicht das gesamte freie Leben aus einem ständigen Abwägen von Entscheidungen und deren resultierender Konsequenzen?

Zurück zum Thema:

Jeder sollte sich darüber bewusst sein, dass jede einzelne Sekunde eines jeden einzelnen Tages aus freien Stücken heraus gestaltet und genutzt werden kann. Die Entscheidung, wie dies getan werden soll, obliegt alleine jedem einzelnen, freien Menschen. 

Sich dieser Erkenntnis ganz bewusst zu sein ist die wichtigste Grundlage dafür, sein “eigenes Ding” zu machen. 

 

Die Sache mit den Zielen

Nach all der Küchentisch-Psychologie wird’s nun etwas praktischer: Ich mache mir Gedanken über Ziele. Alle reden über Ziele, jeder hat sie, manche sogar bereits erreicht. Ziele sind omnipräsent, sich mit ihnen zu beschäftigen ist unausweichlich.

Doch wieso eigentlich Ziele? 

Ganz schön anstrengend also, sich permanent mit Zielen und deren Erreichen beschäftigen zu müssen. Zeitraubend ohnehin. Wieso nicht also gleich ganz bleiben lassen, sich entspannt und ganz ziellos zurücklehnen und die Welt einen schönen Ort sein lassen?

Ganz einfach: Weil der Mensch nicht zum “Sein” geschaffen ist.

Es liegt in der Natur des Menschen, niemals zufrieden mit dem Zustand der Beharrlichkeit zu sein. Jeder von uns strebt nach irgendetwas, ob bewusst oder unbewusst. Der Mensch erträgt keinen Stillstand, keine Langeweile. Das ist sein Fluch und Segen. Meint ihr, die Menschheit hätte jemals einen Fuß auf den Mond gesetzt, hätten sich alle gedacht: “Och ja, ganz nett heute, ich lass’ den Tag mal ‘nen schönen Tag sein und das Leben an mir vorüberziehen?”

Nein, das entspricht nicht unserer Natur. Und darum setzt sich jeder von uns ständig neue Ziele, im Großen wie im Kleinen:

Die Stunde joggen, die Einkäufe des Tages, die Ausbildung, das Studium, der Beruf, das eigene Kind, das gelesene Buch, das geschriebene Buch, die Urlaubsreise, die Verabredung mit einem guten Freund, der Frühjahrsputz, die Millionen auf dem Konto, das neue Auto, die Entspannung in der Sauna, das Bepflanzen eines Blumenbeets, die Traumwohnung, das Komponieren eines Liedes, das Erlernen eines Instrumentes oder einer Sprache, das Hören einer Schallplatte, das Leben in einer neuen Stadt, die Briefmarkensammlung, der Konzertbesuch:

All das sind Ziele, ganz Große und ganz Kleine. Schnell und leicht erreichbare – und welche, die nur langfristig und mit größerer Mühe zu erreichen sind. Ziele, die ein Jeder von uns hat. Ziele, die ganz unterschiedlich sind, und dennoch nur einer einzigen Sache dienen: Der Erfüllung von Bedürfnissen.

Es liegt in unserer Natur, dass wir nur zufrieden sind, wenn wir unsere Bedürfnisse durch das Erreichen unserer Ziele befriedigen. Und ebenso in unserer Natur liegt es wohl, dass wir uns – oft, bevor wir ein Ziel erreicht haben – schon ein nächstes Ziel setzen, um ein neues oder anderes Bedürfnis zu befriedigen. Und das allergrößte menschliche Bedürfnis, das ist das Bedürfnis nach dem “Mehr”, so denke ich.

Jeder von uns will immer mehr – mehr Sehen, mehr Erleben, mehr Gespräche, mehr Geld, mehr Geld ausgeben, mehr verkaufen, mehr kaufen, mehr Reisen, mehr Anerkennung, mehr Karriere, mehr Eindrücke, mehr Kultur, mehr sportliche Leistung, mehr Gesundheit, mehr Freude, mehr Technik, mehr Wissenschaft, mehr Information, mehr Freunde. Hauptsache mehr, dann geht’s uns gut.

Wunderbare Sache eigentlich, aber leider gar nicht so einfach, da durchzublicken. Es gilt also überlegen:

Wie möchte ich die nur 24 Stunden des Tages verbringen, um meine Ziele zu erreichen oder an ihrer Erfüllung zu arbeiten? Welches “Mehr” ist mir wichtig genug, ihm meine begrenzte Zeit zu widmen? Welches “Mehr” ist Zeitverschwendung, da es meine Bedürfnisse nicht befriedigt?

Ihr seht: Es ist überaus wichtig, die eigenen Ziele klar zu formulieren und im Blick zu haben. ALLES kann niemand erreichen, “von allem ein bisschen” erzeugt keine Glücksgefühle. Wichtig ist allein, was euch wichtig ist. Dem ihr alles Andere – auch die kurzfristigen Verlockungen – unterordnet. Und euch dabei stets darüber bewusst seid:

Jede Entscheidung FÜR etwas ist zeitgleich eine Entscheidung GEGEN alles Andere. Lässt sich nix dran machen, Naturgesetz, is’ halt so.

Und auch Zeit, die hat man nicht – man muss sich bewusst dafür entscheiden, sie sich zu NEHMEN. 

 

Und nun: Egoist werden?

Soweit also meine Gedanken über Zeit, Ziele und Entscheidungen. Wer sich allein auf die Erreichung seiner ganz eigenen Ziele fokussiert, Verlockungen trotzt, sich immer wieder ganz bewusst entscheidet: Der macht für mich “sein Ding”.

Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wie ich dieses “Ding” konkret in mein eigenes Leben übertragen kann. Oder mache ich es vielleicht bereits, mein eigenes Ding?

Ja, ich habe Ziele. Noch so einige, für die ein einzelnes Leben niemals ausreichen würde. Bleibe ich also erst einmal im Kleinen:

Ich weiß um die Dinge, die mich glücklich machen. Einen neuen Blog-Artikel zu veröffentlichen, beispielsweise. Eine Radtour ins Grüne, dabei ungeahnte schöne Flecken Erde entdecken. Ein Buch durchgelesen zu haben. Besonders zufrieden zu sein mit einem Bild, das ich vom Entwickeln abhole – und ein weiteres meiner Foto-Alben zu vollenden.

Niemand zwingt mich dazu, diese Dinge zu tun. Ich entscheide mich ganz bewusst dazu, Zeit und Energie in sie zu investieren. Und damit gegen alles andere. Klingt erstmal ziemlich simpel, doch Halt!

 

Die Tücken der Ablenkung 

Was sich theoretisch erstmal easy anhört, ist dann doch mitunter nicht immer einfach konsequent umzusetzen. In diesem Moment, in dem ich diese Zeile schreibe, da erinnert mich der SPIEGEL ONLINE-Tab in meinem Browser daran, dass ich auch mal wieder das Weltgeschehen checken könnte. Auch der Facebook-Tab bereitet mir ein schlechtes Gewissen, ich hab’ nämlich schon wieder neun Benachrichtungen und zwei private Nachrichten, die gelesen und beantwortet werden wollen. Ach ja, E-Mails hab ich auch schon seit drei Stunden nicht gecheckt.

Doch – ich erinnere mich daran, dass es mein Ziel ist, diesen Beitrag zu schreiben. Und damit, so denke ich, mache ich mein kleines, eigenes Ding. Zumindest in diesem Moment. Doch die Tücken der Ablenkung, sie lauern überall und ständig.

Eine Nummer größer: Wenn ich eigentlich ein Buch lesen möchte, die Kumpels aber zum spontanen Umtrunk laden – dann sage ich ab, setze mich alleine ins Café und lese. Oder stoße eben später zum heiteren Umtrunk, weil ich erst noch lesen möchte.

Ja, und öfters, da geh’ ich auch einfach mal nach Hause, weil ich unbedingt noch einen Beitrag schreiben oder Fotos einkleben möchte – statt den dritten Apfelwein zu bestellen. Das erzeugt zwar öfters mal Unverständnis (“Kannste doch auch morgen noch machen, jetzt bleib’ schon hier, ist ja gerade so lustig!”) – mach’ ich dann aber nicht und gehe allen Widerreden zum Trotz nach Hause.

Auch damit mach’ ich mein Ding.

 

Ist das nun egoistisch? 

Während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, dass sich das zunächst mal ziemlich egoistisch anhört. Ein Leben, einzig und allein ausgerichtet auf die Erfüllung der eigenen Ziele? Und was ist eigentlich mit den anderen? Bin ich nun rücksichtsloser Egoist?

Ich denke, nein. Das beharrliche Festhalten an eigenen Zielen und deren hartnäckiges Verfolgen ist mit einem guten Miteinander vereinbar.

Beispiel gefällig? Angenommen, ich bin mal wieder an der Erfüllung meiner Ziele beschäftigt. Will eigentlich eine Radtour machen, die ich mir schon immer vorgenommen habe.

Doch während ich in den Sattel steige, da klingelt das Mobiltelefon. Ohjeh, Kumpel ruft an, Freundin hat Schluss gemacht, vorher das Konto geplündert, mitsamt Auto durchgebrannt. Whatever, Weltuntergang, kurzum: Meinem Kumpel, dem geht’s richtig mies. Er äußert den dringenden Wunsch, schnellstmöglich mich und mein offenes Ohr an seiner Seite zu wissen. Bestenfalls in Kombination mit Bier, das brauche er jetzt.

Und ich? Ich stehe – mal wieder! – vor einer Entscheidung. Mein Ziel zu erreichen, endlich die Radtour zu machen – oder meine Zeit nun damit zu verbringen, meinem Kumpel ein guter Freund zu sein.

Angenommen, ich teilte meinem Freund nun mit, er solle sich jemand anderen zum Ausheulen suchen, ich würde lieber Rad fahren: Dann wäre ich zwar überaus zielorientiert, aber gleichzeitig ein ziemlich schlechter Freund. Und ein egoistisches Arschloch obendrein.

Ich würde mich also ganz sicher dazu entscheiden, umgehend meinem Kumpel Beistand zu geben. Wie passt das jetzt zu meiner Theorie, dass es überaus erstrebenswert ist, stets allein das “eigene Ding” zu machen? Konsequent nur eigene Ziele zu verfolgen?

Ganz einfach: Ich gebe einem übergeordneten Ziel den Vorrang 

“Ich will meinem Kumpel ein guter Freund sein” – hey, ist das nicht auch ein Ziel? Jawollja, ein für mich sogar sehr wichtig ist. So wichtig sogar, dass ich ihm das Ziel der Radtour unterordnete, und statt ins Grüne postwendend zu meinem Kumpel fahre.

Somit habe ich also meinen eigenes, hier übergeordnetes Ziel, erreicht. Und damit “mein Ding gemacht”. Ganz ohne Egoist zu sein.

 

Unabhängig bleiben

Wichtig soll es für mich vor allem sein, unabhängig zu sein. Das heißt auch explizit: Unabhängig von anderen Menschen.

Dass ich kein Egoist bin, hätten wir ja nun geklärt.
Bin ich nun aber ein verquerer Einzelgänger, gar ein Soziopath?

Nein, bin ich ganz sicher nicht. Ich freue mich über jeden, der mich bei der Umsetzung meiner Ziele teilt. Der bestenfalls sogar das gleiche Ziel verfolgt, einen Ausflug zu machen zum Beispiel. Und ein solcher macht gemeinsam schließlich am meisten Spaß! Gilt natürlich auch für gemeinsame Foto-Streifzüge durch die Stadt, größere Projekte und Abenteuer.

Ich möchte meinen Ausflug (also mein Ziel) aber auch nicht von anderen abhängig machen. Und mach’ ihn deswegen eben alleine. Dafür schlag’ ich dann eben auch Verabredungen aus, auf die ich keine Lust habe. Wenn ich eine Stunde lang joggen gehen möchte, dann hab’ ich erst später Zeit für Verabredungen zum Kaffee. Wenn ich Dienst habe, dann bin ich pünktlich auf der Arbeit – für die ich mich entschieden habe, um meine Existenz zu sichern.

Weil ich eben mein Ding machen möchte. 

 

Und ihr so?

Für mich habe ich nun also definiert, was es bedeutet, das eigene Ding zu machen. Wenn ihr bis hierhin durchgehalten habt: Respekt!

Mag sein, dass ich euch mit meinen langatmigen Ausführungen genervt habe. Mag sein, dass sich meine Zeilen lesen wie ein zweitklassiger Lebensratgeber. Dass all diese “Erkenntnisse” doch ziemlich banal sind. Vielleicht haltet ihr all das Geschriebene für Quatsch, wenn gar garniert mit Sauce.

Für mich aber war es wichtig, mir Gedanken über “das Ding” zu machen, diese festzuhalten. Ja, ihr ahnt es bereits: Das war ein Ziel von mir.

Dieses Ziel habe ich nun erreicht, der Beitrag ist vollendet.
Was jetzt noch fehlt, ist die Debatte:

Teilt ihr meine Definition und meine Gedanken?
Oder habt ihr laute Einwände, möchtet mir noch ein paar Denkanstöße liefern?

Bedeutet es für euch vielleicht sogar etwas vollkommen anderes, wenn ihr von euch behauptet, ihr würdet euer Ding machen? Und ist euer “Ding” vielleicht etwas vollkommen anderes?

Ich bin schon ganz gespannt auf eure Gedanken, die ihr mir gern per Kommentar zukommen lassen dürft.

 

Abschließend ein Dankeschön 

Während ich diesen Text geschrieben habe, kamen mir zwei Menschen in den Sinn. Bei denen ich mich aus gegebenem Anlass nun kurz bedanken möchte:

Danke, Christian! Danke dafür, dass du mir gezeigt hast, wie herrlich einfach es ist, Tag für Tag “sein Ding” zu machen – nämlich ganz banal, indem du so konsequent Tag für Tag mit dem Hund am Weiher oder auf dem Feldberg warst.Einfach, weil es dir wichtig war. Das hat mir imponiert und mich dazu bewogen, mir selbst jeden Tag eine kleine Auszeit zu nehmen. 

Danke, Monika! Danke dafür, dass du mir irgendwann von den Bedürfnissen erzählt hast. Von dem “tief in sich selbst horchen”, das manchmal so schwierig ist. Aber so wichtig, um Bedürfnisse zu erkennen und sich daraufhin Ziele zu setzen. Dank deiner Worte kann ich dies nun immer besser – meistens jedenfalls. 


Und nun: Beitrag fertig, ziel erreicht. Laptop ausschalten, fertig machen. Ich hab’ da nämlich noch ein Ziel vor Augen und will noch schnell mein ding machen…

 

Wohin schon am Dienstagabend? Zum Beispiel zur Jam-Session im “Spritzehaus”.

Montags- und Dienstagabends ausgehen in Frankfurt, das ist mitunter etwas tricky. Ab dem Mittwoch, da beginnt die Stadt sich auf das Wochenende einzustimmen oder zieht die Feierei gleich vor in die Wochenmitte.

Die ersten beiden Tage einer Woche, die bieten kein allzu buntes Ausgehprogramm. Am Montagabend bleibt da eigentlich nur die Partyreihe “What’ up Monday” des Velvet (blöde nur, wenn man nicht gerade Student ist) oder das PubQuiz im O’Dwyers Irish Pub (blöde nur, wenn man kein Ratefuchs ist).

Am Dienstagabend dann kann man zwar im “Orange Peel” allwöchentlich die Jazz/Blues/Funk – Session von Tommie Harris & Freunden genießen, aber jeden Tag Currywurst schmeckt ja irgendwann auch nicht mehr.

Neulich aber – es war einer jener Dienstage – begab es sich, dass ich wie üblich schlaftrunken zum Briefkasten wankte, um mich der Lektüre meiner Frankfurter Rundschau widmen zu können. Eine ganze Sonderseite war da Alt-Sachsenhausen gewidmet. Alt-Sachs, das sei nämlich mehr als nur Shisha-Bar und Ballermann. Wer sich davon überzeugen wolle, der solle doch gleich heute Abend mal der “Jam-Session” im Spritzehaus beiwohnen. Ich nahm den Artikel derweil wohlwollend zur Kenntnis.

Im Laufe des Tages dann meldete sich mein Freund Arne. Er habe Besuch und Langeweile, ja ob ich denn verfügbar wäre am Abend. Klar war ich das, hatte schließlich frei – und wir einigten uns auf das “Speak Easy” als Treffpunkt, schließlich sei sein Besuch ein Freund gepflegter Gitarrenmusik.

Ganz unverhofft landete ich an diesem Dienstag dann also doch in Alt-Sachsenhausen, den Artikel vom Morgen noch im Hinterkopf.

Es lag also nahe, die wenigen Meter hinüber in die alte Sachsenhäuser Feuerwache zu riskieren, um mal vorbeizuschauen bei der “Jam-Session”.

 

Und nun zur Kernaussage

Als wir die Türen öffnen und unter die Feuerwehrschlauch-behangenen Decken treten, sind wir kurz irritiert: Das Publikum scheint “ein wenig” älter, wirklich viel los ist auch noch nicht.

Aber hey, verdammt: Die Musik ist geil! 

Die drei Musiker auf der Bühne (Schlagzeug, Gitarre, Bass) machen Laune, wir beschließen zu bleiben.

Und siehe da: Kaum haben wir Platz genommen und angestoßen, da füllt sich die alte Feuerwache. Zwei Mädels gesellen sich zu uns, wir versinken im Tratsch.

Und irgendwann, da wird die Bühne freigegeben für jedermann. Ich habe bereits mehrere Besucher beobachtet, die ihre Instrumente mit ihm Gepäck haben – und nun die Bühne entern dürfen.

Hey, für ‘nen Dienstag, da ist das ziemlich gut hier. 
Und wieder mal hat es sich gelohnt, einfach mal was Neues auszuprobieren. Gibt eben auch an einem schnöden Frankfurter Dienstag mehr zu erleben, als man meinen möchte, 

Probiert es aus!

Last Exit Sossenheim: Auf der Suche nach den echten Frankfurtern

“Und, woher kommst du ursprünglich?”

Es dauert meist nicht lange, bis im Gespräch mit neuen Bekanntschaften fast unweigerlich diese Frage gestellt wird. Dass man woanders aufgewachsen ist, nur aufgrund unglücklicher Umstände (meist war’s der Beruf, seltener die Liebe), gilt unter der innerstädtischen Frankfurter Bevölkerung als fast selbstverständlich.

Im Nordend oder Bornheim einen waschechten Frankfurter kennen zu lernen, das ist ungefähr so wahrscheinlich wie ein Mittwochmorgen ohne Blechlawine auf der Friedberger Landstraße –  oder eine bezahlbare Zweizimmerwohnung an der Berger Straße zu finden.

Wie schade eigentlich! Und hey, irgendwo müssen sie sich doch verstecken, die Frankfurter Originale. Schon seit langem habe ich die Theorie entwickelt, dass sie irgendwo da draußen in den Stadtteilen weitab der ach so “hippen” Innenstadt zu finden sind.

Und, ganz ehrlich: Wer von euch war schon mal in Zeilsheim, Schwanheim, Nieder-Eschbach, Hausen? Oder gar in Sossenheim?

Man weiß um diese Stadtteile, nimmt sie wohlwollend als Bestandteil von Frankfurt zur Kenntnis. Stört sich nicht weiter an ihnen, liest ihre Namen oft als Endhaltestellen auf den Zielanzeigen diverser S-Bahn- oder Buslinien. Und gerüchteweise kann man sogar leben dort. Nur wirklich einmal mal dort gewesen: Das sind die wenigsten von uns Zugezogenen. Doch genau da, so vermutete ich, da tummeln sich all die echten Frankfurter. Ganz unter sich, in Ruhe, verschont von jeglichem Pseudo-Schick, Szene-Gehabe und Mietpreis-Wucher.

Das wollte ich ändern. Wollte das “andere Frankfurt” erkunden, sie endlich finden, die wahren Frankfurter. Wollte Rucksack und Freund Michael packen, mich einfach mal auf den Weg machen und treiben lassen.

 

Wieso also nicht mal nach Sossenheim?

Sossenheim also. Bekannt war mir der Stadtteil bislang vor von der Frankfurter Band “Die Quietschboys”, die ihrem Heimat-Stadtteil eine gleichnamige Hymne widmeten: “Sossenheim – hier leb’ ich gern, da kauf ich ein!”

Weit weniger lebensfroh dagegen muten die bissigen Karikaturen an, die der Künstler Chlodwig Poth unter dem Namen “Last Exit Sossenheim” veröffentlichte.

Gibt man “Sossenheim” bei Google ein, ahnt man schnell, woher der zweifelhafte Ruf des Stadtteils kommt. Wohntürme, mit teuren Autos und Goldkette posenden Gangster-Rapper. ProSieben nutzte Sossenheim einst als Schauplatz einer Reportage über das “Frankfurter Ghetto”.

Gewalt, Drogenhandel, Straßengangs also – muss ich nun Angst um körperliche Unversehrtheit und Wertsachen haben? Meine Neugierde jedenfalls, die ist geweckt. Und selbst wenn: Auch das ist eben Frankfurt. Und auch diese – vielleicht düstere Seite – der Stadt, die möchte ich kennen lernen. Immerhin nennen über 16.000 Frankfurter den Stadtteil ihr Zuhause.

 

Eine Busfahrt, die ist lustig…

Es ist Ostermontag und ziemlich kalt, als ich mich mit meinem Freund Micha an der Konsti treffe. Während ich mich in den Gefilden der zentralen Staddteile äußerst zielsicher mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bewege, erfordert die Fahrt nach Sossenheim dann doch einen kurzen Blick in die Verbindungsauskunft. Erstmal mit der S-Bahn nach Rödelheim. Jawollja, auch das habe ich schon mal gehört, klingt machbar. Vor Ort wird’s dann ein wenig komplizierter: Einen Bus der Linie 55 gilt es zu finden.

So so, es gibt also noch Busse fernab der Linien 30, 32 und 36: gut zu wissen! Endlich bekomm’ ich hier mal was geboten für das viele Geld, das ich Monat für Monat für mein RMV-Ticket bleche. 

Wir fahren nochmals zwanzig Minuten durch bislang unbekannte Gefilde der Stadt. Kaum zu glauben: Wir befinden uns in unserer Heimatstadt, dennoch erscheint jede Straßenecke hinter der Fensterscheibe wie eine gänzlich neue Welt. “Nächster Halt: Sossenheim Kirchberg”, so ertönt die wohl vertraute VGF-Computerstimme. Wir sind dann wohl da. Da,wo die Frankfurter wohnen, da, wo Frankfurt noch Frankfurt sein muss.

 

Fachwerk! Kirchen! Dorfidylle!

Der Kirchberg, so analysieren wir messerscharf, heißt Kirchberg, weil auf ihm neben einer – leider geschlossenen – Stadtbibliothek eine Kirche thront. Und die ist schmuck anzuschauen, mindestens genauso wie die schnuckeligen Fachwerk-Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Keine Filialen einschlägiger  Aufback-Ketten weit und breit, stattdessen Bäckereien. Wir sind entzückt. Hübsch haben sie es hier, die echten Frankfurter! Nur, von denen, da ist leider noch niemand zu sehen. Wir schlendern ein wenig durch die Straßenzüge, entdecken hier und da Menschen ihre Autos putzen oder Wäsche auf den Balkonen der Zweifamilienhäuser aufhängen.

Alles in allem: Ein schöner, dörflicher, gutbürgerlicher Eindruck, der sich uns hier präsentiert. Und das hier soll sozialer Brennpunkt sein? Können wir kaum glauben. Kaum zu glauben auch, dass wir uns immer noch in Frankfurt befinden. Wie unterschiedlich diese Stadt doch immer wieder sein kann! 

 

Am Sulzbach, wo der Reiher reihert

Micha und ich, wir streunen weiter vollkommen planlos durch Sossenheim. Einen echten Ortskern, den entdecken wir nicht. Dafür aber einige Gasthäuser, und ja, sogar Fremdenzimmer werden hier auf Schildern offeriert! Warum nicht mal übers Wochenende nach Sossenheim?

Wir erreichen einen Spielplatz, ja, hier soll es wohl auch den Kleinen gut gehen. Hinter dem Spielplatz wird es überraschend grün, es muss der Sulzbach sein, der sich hier am Wegesrand durch die Wiesen schlängelt. Wir beschließen, dem Weg zu folgen, genießen die Natur. Auch einem Reiher scheint es hier zu gefallen, er stolziert durch den Bach, schaut einer Entenfamilie beim Schwimmen zu. Er nimmt reißaus, als zwei Hunde angetobt werden.

 

Auch wir schauen uns besser mal um, und tatsächlich: Die beiden Hunde gehören zu zwei Frauen, die ihre Vierbeiner mittels Ballwurf bespaßen.

Das müssen sie sein, die echte Frankfurter! 

Ich packe die Gelegenheit beim Schopf, frage, ob die beiden Hunde-Besitzerinnen denn in Sossenheim lebten. Als sie bejahen, könnte ich jubeln: Wir haben sie endlich gefunden, die Alteingesessenen! Ich frage, wie es sich so lebe, hier im Sossenheim. Man sei zufrieden, erzählen die beiden – es sei schön hier, nicht weit ins Grüne, ruhig. Ich komme auf die Gerüchte über einen sozialen Brennpunkt zu sprechen. “Nun ja”, bekomme ich zu höre, “bei den Hochhäusern ist’s sicherlich nicht ganz so schön. Aber davon bekommen wir nichts mit”.

Ich muss dann einfach doch sicherheitshalber noch danach fragen, ob die beiden denn schon immer hier leben. Und prompt folgt die Ernüchterung:

“Nein, wir sind hier auch nur Zugezogen!”. Ich lasse die Schultern hängen, wünsche den beiden einen schönen Tag. Verdammt noch mal, wo sind sie nur zu finden, die Originale?

 

Ein Café wie aus Omas Zeiten

Wir sind schon eine Weile unterwegs, die Beine schreien nach einer Pause. Wir laufen zurück gen Kirchberg, halten Ausschau nach Einkehr. Und schnell, da werden wir fündig:

“Café Kitzel” lesen wir an einem Häuschen an der Hauptstraße, jetzt ein Kaffee wäre fein. Wir treten ein – und fühlen uns um mindestens 4 Jahrzehnte in die Vergangenheit zurückversetzt.

Die Wände voller Bilder, eine Standuhr, klassische Kaffeehausmöbel. Verschiedenste Kuchenstücke in der Auslage, genau so muss es ausgehen haben, als Oma noch ein junges Ding war. Das Café Kitzel ist gut besucht, wir nehmen Platz neben einem Herren nebst Begleitung.

Wie schön und gemütlich hier. Auch ohne Blick in die Karte bin ich mir ganz sicher, dass man hier vermutlich nicht einmal weiß, wie “Latte Machhiato” überhaupt geschrieben wird. Auch nach Sojamilch brauche ich vermutlich gar nicht erst zu fragen. Gut so!

Ich bestelle also ein Kännchen grundsoliden Filterkaffee, Micha tut es mir gleich und nimmt noch ein Stück des duftenden Apfelstreusel mit dazu.

Hier lässt es sich gut Seelebaumeln:
Rentnerpaare statt bunte Sneaker, Goldrand-Tassen statt Milchschaum. Früher, da war eben doch nicht alles schlechter. 

Ich entschuldige die Störung, frage den netten Herren neben uns, ob er denn öfters hier sei. “Leider viel zu selten”, sagt er. Aber er sei in Sossenheim geboren und schon immer gern hierher gegangen.

Ich könnte jubeln. Wir haben ein Original gefunden, einen waschechten Frankfurter entdeckt. In Sossenheim, inmitten eines herrlich antiken Cafés. Wusste ich’s doch gleich! Mission completed, ich bin glücklich. Der Kaffee tut sein Übriges.

Wir bleiben, bis das Café schließt. Fragen auch die liebe Dame von Bedienung, ob sie denn von hier sei. Na klar, noch ein Volltreffer. Wir bezahlen, kommen ins Gespräch, geben uns als Touristen aus der Innenstadt zu erkennen.

“Wie schön, dass ihr euch hier wohlfühlt”, sagt sie. Es gebe ja sonst kaum noch Cafés, die Tag für Tag frisch ihre Torten und Kuchen backen. Und der Preis, der spreche doch auch für sich. Einen Besuch im Café Kitzel, den solle sich schließlich jeder leisten können. Wie recht sie doch hat, die nette Frau.

Wir wünschen einen schönen Feierabend, ziehen weiter.

 

Von kleinen, gelben und von hohen, grauen Häusern

Unsere Zeitreise scheint noch nicht zu Ende zu sein. An einer Straßenkreuzung stoßen wir erneut auf ein Relikt aus vergangenen Zeiten: Frankfurts vermutlich letzter Münzfernsprecher in einem gelben Telefonhäuschen. Wann hab’ ich das zuletzt gesehen?

 

Auch Micha ist begeistert, kramt ein paar Münzen hervor. Noch einmal aus einem gelben Telefonhäuschen die Eltern anrufen, das will er sich nicht nehmen lassen.

Etwas später, der Himmel zieht langsam zu, ist’s dann aber schnell vorbei mit Retro-Charme und Dorfidylle: Es gibt sie nämlich doch, die hässlichen Wohnhochhäuser, die in ihrer grauen Gesamtheit eine bedrohliche Kulisse bilden.

Einen kleinen Streifzug durch die als “sozialer Brennpunkt” verschrienen Straßenzüge lassen wir uns dennoch nicht nehmen. Kinder spielen auf einem Fußballplatz, ein paar Jugendliche lungern vor den Häusern herum. Nein, hier möchte ich nicht leben. Es muss traurig sein, hier jeden Morgen aufzuwachen und allabendlich wieder zurückzukehren in diese hohen Säulen aus Waschbeton. Wie glücklich ich mich doch über meine Dreizimmerwohnung im Nordend schätzen darf.

Es beginnt zu regnen, wir retten uns in den Bus zurück gen Innenstadt. Sagen Sossenheim auf Wiedersehen, vielleicht schauen wir ja mal wieder vorbei.

 

Auch das ist eben Frankfurt

Wieder einmal hat mich diese Stadt mit ihrer Vielseitigkeit überrascht. Es tut gut, die eigene innerstädtische Komfort-Zone zu verlassen und anzuschauen, wie und wo andere Frankfurter so leben.

Vermutlich lebt ein Großteil der alteingesessenen Frankfurter tatsächlich in den umliegenden Stadtteilen, die ich selbst bislang viel zu selten besucht habe. Vielleicht, weil sie schon immer dort leben. Vielleicht aber auch, weil sie sich die Mietpreise der innerstädtischen Viertel nicht mehr leisten können.

So oder so, ich finde es ein wenig schade. Ein paar mehr Alteingesessene wären ganz sicher eine Bereicherung für das zentrale Frankfurt, sie hätten sicher viel zu erzählen.

Über Frankfurt, wie es früher einmal war. Früher, als man Anrufe noch aus gelben Häuschen getätigt und ein Kännchen Filterkaffee statt Latte Macchiato bestellt hat. Auch die ärmeren Frankfurter hätten sicher spannende Lebensgeschichten zu erzählen – wie schade, dass sie “irgendwo da draußen” in den hässlichen, hohen Wohntürmen weitgehend unter sich sein dürften. Frankfurt, das ist jedenfalls weit mehr als Sachsenhausen, Nordend, Bornheim und all denjenigen Vierteln, die bei Zugezogenen ganz hoch im Kurs sind. 

Ich jedenfalls habe mir vorgenommen, meinen ganz persönlichen Horizont in Zukunft noch viel öfter in Richtung der weniger populären Stadtteile zu erweitern. Wer weiß schon, welch Überraschungen Ginnheim, Heddernheim & Co für mich parat haben ?
Bleibt neugierig, Freunde.

Zurück aus Budapest – Filmchen, Text & Bilderbogen

Dass ich vor meiner ersten Alleinreise ins Ausland ziemlichen Bammel hatte – das hatte ich euch ja bereits in einem kleinen Artikel gebeichtet.

Nun bin ich zurück, nun ja, zumindest fast: Ich sitze im ICE von Hannover nach Frankfurt (der Flug nach Niedersachsen war dann doch erheblich günstiger), und freue mich nach vier spannenden Tagen in Ungarn dann doch wieder ein klein wenig auf Heimatluft, den Anblick von Skyline und Main. 

Ich hatte euch versprochen, euch kurz über meine Erfahrungen während meiner Solo-Reise zu berichten. Das mach’ ich gern in Form eines kleinen Videos, das ich gestern an meinem letzten Abend im Hostel aufgenommen habe.

Soviel sei gesagt: Ich habe es sehr genossen, so richtig rücksichtslos agieren zu können wie es sonst nur Daimler auf der Bundesautobahn sind. Keine Kompromisse machen zu müssen, bummeln oder auch eilen können, wie es mir beliebt. Allerdings, auch das muss ich sagen, ist es auf Dauer anstrengend, permanent Pläne schmieden zu müssen und Entscheidungen zu treffen.

All die schönen Momente, wie den, als ich am Ufe Margariteninsel saß, über die Donau hinweg auf das so eindrucksvolle Parlamentsgebäude blickte, und ganz Budapest nur so funkelte in der Abendsonne: Die hätte ich niemals erlebt,, hätte ich mich nicht von möglichen Urlaubs-Partnern unabhängig und einfach mein eigenes Ding gewagt. Und ich weiß nun, dass ich mich problemlos auch im Ausland vier Tage lang nicht zu langweilen brauche.

Nun aber: Film ab!

 

… und ein paar Bilder, die gibt’s auch

Keine Sorge, die volle Foto-Dröhnung, die bekommt ausschließlich meine Familie ab. Dennoch, ein paar meiner vielen schönen Eindrücke dieser zauberhaften Stadt an der Donau, die mag ich euch nicht vorenthalten.

Der Einfachheit halber präsentiere ich euch diese sortiert mach meinen Reisetagen. Viel Freude euch beim Anschauen!

Tag 1

Als mich die Rolltreppe von der U-Bahn hinauf auf das Budapester Pflaster spuckt, ist dies mein erster Eindruck: Ich bin überwältigt. Kaum zu glauben, wie prachtvoll und riesig die Gebäude hier sind. Die Dunkelheit tut ihr Übriges…

Direkt mein zweiter Eindruck ist dann lustigerweise ausgerechnet eine Telefonzelle. Ganz ehrlich mal, wer von euch weiß noch, was das ist? Immerhin der magenta-farbene Telefonhörer erzeugt ein gewisses Heimatgefühl bei mir.

Nicht minder prunkvoll auch die Synagoge im jüdischen Viertel. Kaum hier, schon bin ich sprachlos.

Die “Gozsdu-Höfe”, das ist ein Innenhofkomplex, in dem sich an warmen Tagen die gefühlte halbe Stadt tummelt. Plus all der Touristen, die dem Ruf der Donauperle gefolgt sind…

Wenn’s draußen kalt wird, weicht man gerne in die berühmt-berüchtigten “Ruinen-Bars” aus. Zum Beispiel in das “SZIMPLA KERT” – so habe auch ich es getan.

Die Mischung aus Verfall, Straßenkunst und verrückter Inneneinrichtung muss man wirklich gesehen haben. Absolut crazy…

Tag 2

Am zweiten Tag hab ich dann bei einer geführten Fahrradtour vier Stunden lang mit einer bunten Truppe die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt abgeradelt. Wie zum Beispiel den Heldenplatz, an dem nicht nur dieses schöne Museum zu bestaunen ist…

… sondern auch dieses Denkmal zu Ehren der ungarischen Staatsoberhäupter der letzten 1.000 Jahre.

Nicht weit entfernt ist auch das “Stadtwäldchen”, in dem ein Schloss als Sammelsurium verschiedenster Baustile errichtet wurde.

Wir machen Halt und blicken auf das größte Heilbad der Stadt:
Von der beeindruckenden Fassade des Széchenyi – Bades könnten sich die Titus-Thermen mal ‘ne Scheibe abschneiden!

 

Was in Frankfurt die Kleinmarkthalle, ist in Budapest Nagy Vásárcsarnok. Eine wirklich GROSSE Markthalle.

Irgendwann erreichen wir dann die Donau. Und als ich die Karlsbrücke erspähe, bin ich sprachlos.

Auch die Seitenansicht des berühmten Parlamentsgebäudes bringt mir meine Sprache nicht zurück…

… zu gigantisch und wunderschön ist das zweitgrößte Parlamentsgebäude Europas. Das größte steht übrigens in Rumänien – hättet ihr’s gedacht?

Auf Anraten meiner lieben Freundin Rita statte ich dem Westbahnhof einen Besuch ab. In der alten Schalterhalle scheint die Zeit stehen geblieben.

Am späten Nachmittag, nunmehr zu Fuß unterwegs, zieht es mich erneut an die Donau.

Erneut folge ich Ritas Ratschlag, mache einen Abstecher auf die Margariteninsel. Lasse mich am Donauufer nieder und genieße diesen zauberhaften Ausblick.

… und auch am Parlament MUSS ich einfach noch einmal vorbeischauen.

Abends streife ich durchs jüdische Viertel. Im Hinterhof eines ziemlich abbruchreifen Hauses steigt ‘ne wilde Party. Ich bestell’ ein Bier und schaue mir verstört wie belustigt die etwas “alternative” Gestaltung des Innenhofes an.

 

Tag 3

Den dritten Tag beginne ich mit dem Aufstieg des Burgberges. Und mit jeder Treppenstufe wird die Aussicht auf die Stadt da unten schöner.

Karlsbrücke und Parlament: Klassisches Postkartenmotiv, in echt noch schöner.

Oben angekommen: Etwas außer Puste bestaune ich die prachtvolle Burganlage.

Die unweit gelegene Matthiaskirche ist indes genauso sehenswert. Finden auch zahlreiche andere Touristen.

… hatte ich bereits erwähnt, dass es mir dieser Ausblick wirklich angetan hat?

Das nächste Highlight auf dem Burgberg: Die Anlagen und Türme der Fischerbastei scheinen einem Märchen zu entstammen.

Zurück geht’s mit der Standseilbahn, die laufmüde Touristen wie mich in wenigen Sekunden zurück ins Tal bringt.

Vorher schaue ich mir aber noch den Burginnenhof an.

Und – ihr habt’s geahnt – Blicke nochmals auf die Stadt hinunter.

Zurück auf Pester Seite: Die Basilika steht in ihrer Pracht dem bisher Gesehenen in nichts nach!

Auf nach Budapest!

Ob alleine, zu zweit oder im Rudel: Solltet ihr Budapest noch nicht besucht haben, so solltet ihr’s dringend tun! Allein innerhalb vier Tagen lässt sich allerhand bestaunen und entdecken.

Budapest, das ist nicht nur eine Stadt voll wunderschöner Architektur. Budapest hat als Hauptstadt Ungarns darüber hinaus eine sehr bewegte Geschichte, deren Spuren noch allerorts in der Stadt zu finden sind.

Budapest ist aber auch eine unheimlich spannende Stadt, in rasantem Umbruch. Insbesondere der Kontrast im Jüdischen Viertel ist hierbei beachtlich; auf Hochglanz renovierte Prachtbauten wechseln sich am Straßenrand hier ab mit verfallenen Bruchbuden aus Sowjetzeiten.

In letzteren residieren tatsächlich auch zahlreiche der berühmt-berüchtigten “Ruinen-Bars”, die mittlerweile jedoch längst keine Insider-Tipps mehr sind und in denen sich überwiegend Touristen tummeln und am günstigen Bier erfreuen. Vielmehr scheint man das Konzept der “Ruinen-Bars” als Vermarktungs-Masche zu nutzen. Die “Locals”, die sind woanders – in kleinen, charmanten Bars, die ich über Google Maps entdeckt hatte und die mich verzückt haben.

 

So oder so: Langweilig, das wird’s auch nachts niemals in Budapest. Überzeugt euch selbst!