Kinder, wie die Zeit vergeht. Seit nunmehr fast vier Jahren lebe ich mittlerweile in Frankfurt. Und von Beginn an — seit meinem Umzug im Jahre 2012 — durfte ich Bornheim als meine so lieb gewonnene, neue Heimat bezeichnen. Direkt an der Berger Straße habe ich eine turbulente Zeit verbringen dürfen. Habe mich schnell eingelebt, Cafés und Kneipen entdeckt, mich in deren eigenartige Mischung aus Tradition und Szene verliebt. Viele davon sind inzwischen längst wieder Geschichte.
Und auch mein Leben als Bornheimer ist nun Geschichte, seitdem ich gestern — mitsamt schickem Aufkleber auf meinem Personalausweis — das Einwohnermeldeamt verlassen habe. Und nun in die U5 statt in die U4 steige, um nach Hause zu kommen.
„Nach Hause“: Das ist jetzt das Frankfurter Nordend.
Ein merkwürdiges Gefühl. Bornheim ist keinen Kilometer entfernt, und dennoch fühle ich mich wie in einem neuen Leben in einer neuen Stadt. Ich vermisse Bornheim schon jetzt, obwohl ich es — sollte sich über Nacht nichts geändert haben — immer noch nicht einmal einen Kilometer entfernt weiter nordöstlich weiß. Ist es eigentlich eine Frankfurter Besonderheit, dass jeder Quadratkilometer, jedes Viertel sich gänzlich anders anfühlt? Und mit seinen ganz eigenen Vorzügen zu glänzen weiß?
Künftig müsste ich Bornheim jedenfalls explizit besuchen, statt vor die Türe zu treten und sofort Teil zu sein. Und hey — ehrlich gesagt bin ich lieber Teil als Besucher.
Verschuldet ist mein „Abenteuer Nordend“ dem Wunsch, mit meinem Besten eine WG zu gründen. Und nach langdauernder wie anstrengender Wohnungssuche wurden wir dann im Nordend fündig. Man darf nicht allzu wählerisch sein, und während unserer Suche wurde ich bereits mit Grauen daran zurückerinnert, wie wenig ich während der letzten 4 Jahre die Wohnungssuche in unserer Stadt vermisst habe.
Insofern hätte es uns schlimmer treffen können. Mit dem Nordend kann ich leben. Nein, IM Nordend kann ich leben. Denke ich.
Aus der U4 wird die U5, aus der Berger Straße wohl der Oeder Weg, einzig das von mir bereits so geschätzte „GUDES“ werde ich nun öfters frequentieren können. Ja, ich freue mich bereits auf den nächsten Sommer. Und bis dahin werde ich meinen neuen „Kiez“ kennen lernen. Die Menschen, die ihn bevölkern und ihm Leben einhauchen. Ein hoffentlich angenehmes.
Wo fängt man damit an? Ich glaube, auf der Suche nach einem neuen Lieblings-Café. Einem, in dem ich meine Nachmittage vertrödeln und Texte wie diesen in mein Notebook hämmern kann.
Ich sitze auf dem Fahrrad, fahre auf und ab. Erspähe neue Welten hinter einem jeden Straßenzug. „Glauburg-Café“: Das hört sich doch ziemlich gut an. Klar, nicht mein heiß und innig geliebtes Süden, aber ich werd‘ ihm eine Chance geben. Ein neuer Platz in meinem Herzen für ein „Stamm-Café“ ist schließlich frei. Immerhin gibt’s den Cappuccino hier auch mit Sojamilch. Klar, der Nordend-Hipster hat eben seine Ansprüche.
Und auch sonst bin ich gespannt auf mein Einleben. Darauf, ob sich auch „Apfelwein Solzer“ und das „Sugar“ irgendwie adäquat ersetzen lassen. Sage „tschüß“ zu einer schönen Zeit und werde künftig in unregelmäßigen Abständen über die Dinge berichten, welche ich in meinem „neuen Kiez“ entdecke und erlebe.
Stillstand ist schließlich Rückschritt. Und ich ahne, es wird spannend!
Lebt einer von euch Lesern bereits in meiner neuen Nachbarschaft? Kennt sich bereits aus, hat die schönsten Ecken bereits entdeckt?
Scheut euch nicht, mir „brandheiße“ Tipps in den Kommentaren zu hinterlassen. Ich freue mich darauf.
By MatzeFFM on June 15, 2016.
Exported from Medium on September 22, 2016.