Ein Wohnzimmer für den “CityGhost” : Über die Ausstellung im HoRsT

Müsste ich eine Liste all der Dinge anlegen, für die ich Frankfurt ganz besonders schätze und liebe, würde der “CityGhost” ganz sicher einen der vorderen Ränge belegen. “Der City Ghost?” – solltet ihr, liebe Leser, euch nun diese Frage stellen, dann seid ihr entweder nicht aus Frankfurt oder wandelt mit Scheuklappen durch diese statt… 

Ein Geist erobert Herzen

Im Nachhinein lässt sich wohl gar nicht mehr genau sagen, wann der unförmige Geist zum ersten Mal von den Fassaden Frankfurts Häuser grinste. Heute jedenfalls ziert er längst nicht mehr nur triste Wände, er versteckt sich überall – auf Sandstreubehältern, auf Aufklebern, in Unterführungen und auf Briefkästen.

Der CityGhost, er ist längst zum Markenzeichen unserer Stadt geworden. Wenn ich einen sehe, dann weiß ich, dass ich zu Hause bin. Nicht nur die Frankfurter haben “ihren” Geist längst ins Herz geschlossen, auch die Stadt duldet die größtenteils illegalen Kunstwerke insofern, als dass sie nicht über Nacht deren Beseitigung anordnet. Wen wundert es da noch, dass der “CityGhost” längst eine eigene Facebook-Fanpage hat?

 

Urheber unbekannt – sei’s drum!

Dass ein einziger, unbekannter Künstler hinter den mittlerweile unzähligen Geistern im Stadtgebiet steckt, ist unwahrscheinlich anzunehmen. Längst dürften Trittbrettfahrer aufgesprungen sein, und die Straßenzüge um immer wieder neue, bunte Geister bereichern. Einer von ihnen ist “HurdWord”. Ein Künstlername, klar – doch wer will es dem Unbekannten schon verübeln, wenn er sein (leider) illegales Tun hinter einem Decknamen versteckt?

Jenem “HurdWord” ist es nun zu verdanken, dass der “CityGhost” ein Wohnzimmer erhält. Wie auch dem HoRsT im Gallusviertel ein Dank gebührt: Dafür, dass es dem Geist zwischen dem 28. August und dem 12. September 2018 ein Wohnzimmer in Form einer Ausstellung gewährt.

 

 

Dieses Wohnzimmer teilt sich unser Liebling, das sei hier nicht unterschlagen, mit Werken von Guido Zimmermann und “Ricofrico Whateverberlin” aus – wer hätte es gedacht! – der Hauptstadt.

Um letztgenannte Künstler soll es hier nicht gehen (sorry!); ja, es war allein mein Lieblingsgeist, welcher mich an einem schönen Spätsommerabend ins Gallusviertel führte, um der Vernissage des Künstlertrios beizuwohnen. Auf dem Hinweg noch ganz beiläufig dem “BahnBabo” begegnet: Jawollja, lief bei mir!

Vom Bedürfnis des Geistes, sich zu verstecken

Wer schon einmal das “HoRst” besucht hat, weiß um die Größe dessen Wände.
Schade, dass die Werke der Ausstellung auf den riesigen Wänden ein wenig verloren wirken. Schade auch, dass der Geist eben auch nur ein Teil der Ausstellung darstellt. Hey, der Kleine hätte eine größere Bühne verdient! Doch, da seien wir mal ehrlich: Wie könnte man es einem kleinen Geist auch je verübeln, dass er sich gerne zu verstecken pflegt? Sehr gefällig auch, dass man den wunderbarsten aller Geister nun auch erwerben kann und die eigenen vier Wände mit ihm verzieren kann.

Lust auf Geisterjagd bekommen? Dann schaut auch ihr doch einmal im sowieso immer und ausschließlich zu empfehlenden HoRst. Für den Ein oder Anderen sind ganz sicher auch die geistfreien (höhö…) Werke der beiden anderer Künstler sehenswert!

Möge unser aller Lieblingsgeist die kommenden Wochen in seinem “Wohnzimmer” genießen – und mir anschließend weiterhin nicht nur ein Heimatgefühl vermitteln, sondern immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern….

Texte, Trinkhallen & Treten: Mit der “LiterRadTour” unterwegs

Leidenschaften zu haben ist gut. Leidenschaften miteinander zu verbinden ist besser! Insofern bin ich fast ein wenig verärgert darüber, dass mir eine wahrlich grandiose Idee vorweggenommen wurde….

Aufmerksame Mainrausch-Leser wissen natürlich längst um meine Vorliebe für Fahrradtouren, Literatur und Wasserhäuschen. Was also sollte schon näher liegen, als diese wesentlichen Aspekte meines bescheidenen Daseins zu kombinieren? Eben. 

Ärgerlicherweise – ich habe es erwähnt – kamen mir einige helle Köpfe der Jugendmigrationsdienste im Quartier Gallus kurzerhand zuvor, in dem sie in Zusammenarbeit mit dem Stadtbiotop Offenbach sowie die astreinen Jungs des Wasserhäuschen-Fanclubs Linie 11 eine – Achtung, Wortspiel! – LiteRadTour ersannen.

Texte treffen aufs Trinken, Rhetorik trifft aufs Radfahren, so das Motto der Veranstaltungsreihe für das breite Volk. Nach drei Versuchen, welche vollends an mir vorüberzogen, gelang es den Initiatoren beim vierten Anlauf, mich auf die nächste bevorstehende Radtour mit Zwischenstationen in Form von poetischen Darbietungen aufmerksam zu machen. Die Künstler des Tages: Jan Cönig und Raban Lebemann vom gleichnamigen Duo, außerdem der mir bis dato unbekannte Gax Axl Gundlach. Außerdem, als Krönung des Ganzen: Jey Jey Glünderling, mit Preisen quasi überschütteter Meister des Poetry Slam. Seine Texte hab’ ich schon immer sehr gefeiert (sagt man heute so!), kurzum: Ich war vom Rahmenprogramm vollends überzeugt.Ein heißer Sonntag im August 2018 soll zum Tage des Spektakels werden. Und dieses Mal -endlich-endlich!- bin auch ich mit von der Partie. Als Otto-Stinknormal-Teilnehmer, wie schön, auf der Bühne habe ich selbst schließlich erst am vergangenen Sonntag gestanden. Einfach mal berieseln lassen: Nice! 

Ziemlich nice auch, dass ich ich eine bezaubernde Begleitung gefunden habe, die sich mit mir auf zwei Rädern auf den Weg mitten hinein ins Herz Frankfurts verzogener, kleiner Schwester macht: Offenbach. Offenbach, das meint man gar nicht, ist -rein räumlich betrachtet- tatsächlich an manchen Stellen lediglich eine nahtlose Fortsetzung des Frankfurter Stadtgebietes. Wir sind schnell da, just-in-time, ja, auch Offenbacher Straßenzüge haben ihre Tücken.

Erster Akt: Ein Marktplatz ohne Markt

Kaum haben wir den Treffpunkt erreicht und unsere Zweiräder verschlossen (in Offenbach weiß man ja nie!), müssen wir uns arg wundern. Einen “Marktplatz”, den hätten wir uns, nun ja, anders vorgestellt: Keine Spur von Marktbuden und freundlich dreinblickenden Damen in grünen Kittelschürzen, welche mit einem herzlichen Lächeln im Gesicht den Bund Möhren überrascht.

Auch von eher halbseidenen Geschäften keine Spur, keine bösen Gesichter hinter Sonnenbrillen, keine Plastiktütchen. Verdammt, wird an Offenbacher Marktplätzen überhaupt irgendwas gehandelt? Stattdessen: Betongraue Tristesse, eine KFC-Filiale, und eben: Die Literaten, umringt von ihrer etwa dreißigköpfigen Zuhörerschaft. Und eben uns.

“Schön, dass ihr da seid!”, oha, es geht los. Eine junge Vertreterin des Offenbacher Stadtbiotops begrüßt die Angereisten, ja, man habe sich bewusst für diesen Ort entschieden. Das durchaus unterstützenswerte Ansinnen der Initiative sei es schließlich ausdrücklich, auch trostlose Orte wie diesen hier zu bespielen, mit Leben zu füllen. Und dann geht’s auch schon los!

Jan Cönig spricht zuerst ins Mikrofon, seine durch einen tragbaren Verstärker potenzierte Stimme lockt erste Schaulustige an. Es folgt ein Text seines Partners Lebemann, er referiert über die Ernährungsgewohnheiten der Generation Instagram. “Gax” Axel Gundlach gelingt es anschließend, eine Spur Tiefsinn auf dem grauen Pflaster zu versprühen. Bühne frei für Jey Jey Glünderling, ja, selbst an diesem unwirtlichen Ort weiß er sich als Kunstfigur zu inszenieren. “Wie nennt man man ein kiffendes Känguruh?”, versucht er sich zunächst an einem kleinen Kalauer und lässt die Antwort nicht lange auf sich warten: “Grashüpfer!” Erwartungsgemäß, so soll es bei Kalauern schließlich sein, lacht niemand. Mir entweicht dennoch ein kurzes Kichern, “hat ein bisschen gedauert, was?”, fragt der Poet in meine Richtung. In gewohnter Manier – folglich ziemlich laut, wofür hat der Kerl eigentlich ein Mikrofon?, knüpft er seinen eigentlichen Text an. Nun lachen alle, der Kerl versteht sein Handwerk.

Ein zu uns gestoßener Passant weiß nicht nur jedes Offenbach-Klischee zu erfüllen, sondern scheint dagegen eher weniger von Sinn und Zweck der Veranstaltung zu verstehen. “Poetry? Ey, hab’ ich nie was von gehört, nee, nich’ so meins, Bruder!” Wer schon hätte das gedacht. Zeit für einen Ortswechsel. Ein Becher Kaffee für den Weg, nächster Halt: Dreieichpark. An den Ort, an dem sich Welse ihrer Artgenossen entledigen und Sommerlöcher füllen. Wir sind gespannt und treten in die Pedale.

Zweiter Akt: Barocke Tempel treffen  Freestyle-Skills

Ein knapper Kilometer später, der Kaffee blubbert in meinem Magen. Wir haben den Dreieichpark erreicht, ein Sommertag in Offenbach, Kinder toben und schreien, wir suchen Schutz unter dem Dach des barocken Pavillons. Dieser ist -ganz klar, Offenbach!- natürlich videoüberwacht, vielleicht finden ja hier diejenigen Geschäfte Stadt, welche man auf dem Marktplatz verortet hätte. Wir versammeln uns im Halbkreis um die Literaten, erste Bier- und Wodkaflaschen werden umhergereicht. Scheint in literarischen Freundeskreisen üblich, da kann ich mich als Autor nicht einmal ausklammern. Bleibe aber, so beschließe ich, vorerst dennoch bei ‘ner kalten Cola Light.

In bekannter Reihenfolge gibt’s was auf die Ohren und zum Denken, zuletzt betritt Glünderling die Bühne, welche keine ist. Er verliest seinen Text über einen recht unbeliebten Schüler, schnell erkenne ich ihn wieder – ist dieser doch bereits in Jey Jeys Erstlingswerk veröffentlicht. Der Text beginnt recht harmlos, entwickelt sich aber nach recht radikalem Umbruch zu einer wahnwitzigen Werbung für Scientology. Nicht, dass der Autor das ernst meinen würde, doch versteht er es eben auch auf improvisierten Bühnen, so richtig auszurasten: “Werde Teil von Scientology!”, am Ende spricht er nicht, er schreit. So laut, dass auch ein -abermals jegliche Klischees erfüllender- Parkbesucher sich erschreckt umdreht. Etwas verstört mustert er unsere Versammlung und beginnt zu schimpfen. “Entspann’ dich mal, und komm’ auch du zu Scientology!”, ruft Glünderling ihm zu. Die Zuhörer lachen, der Offenbacher nicht. Er zieht von dannen.

Bevor wir allerdings von dannen ziehen, gibt’s allerdings noch ein wenig Freestyle-Rap der Künstler. Ich kenn’ das schon als Einlage von “Wir müssen reden, Frankfurt!”, auch dieses Mal bin ich angetan vom Improvastionstalent der Jungs. Auf vom Publikum ein- beziehungsweise nicht eingeworfene Stichwörter (na gut, nehmen wir halt ‘Stille’!”) mal eben einen Sprechgesang zu fabrizieren- Chapeaux!

Rucksäcke werden gepackt und Fahrräder bestiegen, denn: Wir ziehen weiter. Zurück nach Frankfurt, home sweet home, nächster Halt: Gallusviertel. Noch ehe wir die Oberräder Wiesen erreichen, hat sich die vormals dreißigköpfige Gruppe verloren, was soll’s, sind ja alle groß. Am Mainufer versuchen wir geflissentlich, Passanten einen tödlichen Ausgang ihres Sonntagsspazierganges zu ersparen, passieren das Heizkraftwerk West, und erreichen: Irgendwann doch unsere nächste Station: Die Trinkhalle Kölner Straße, “hart-klassisch” gemäß der amtlichen Trinkhallen-Definition meiner Freunde der Linie 11.

Dritter Akt: Von Verlorenen und Kirschlikör

Irgendwann erreichen wir dann doch noch die berüchtigte Trinkhalle. Auch hier die Drahtesel besser mal angekettet. Gundlach ist schon vor uns im Gallus angekommen, zählt aber nicht, statt mittels Velo war er mit Motorroller unterwegs. “Reifen war platt!”, entschuldigt er sich. Wir freuen uns über die Vollzähligkeit der Künstler. Eine Vollzähligkeit, wie man sie von den Zuhörern nicht behaupten kann: Die einst dreißig Teilnehmer haben sich kurzerhand halbiert. Was ihnen innerhalb der letzten Dreiviertelstunde zugestoßen sein mag? Darüber lässt es sich nur mutmaßen.

Doch zuerst gilt es sich zu erfrischen, meine adrette Begleitung und ich mustern die Auslage der Trinkhalle. “Höhö”, sag’ ich, “schau’ mal da: Kirschlikör!”. Kurz liebäugeln wir mit Eierlikör, entscheiden uns dann dennoch zum Kauf. Tarnung ist alles, das weiß man auch im Gallus – es gilt nun galant, den Inhalt der kleinen Likörflasche in einer unverdächtig wirkenden Cola-Flasche zu versenken.Nicht namentlich zu nennende Teilnehmer und Künstler geben sich da weitaus unverschämter: Nicht mal sechs Uhr abends, abermals machen Bier-, Club-Mate- und Wodkaflaschen die Runde. Cheers, Gallus – und: Bühne frei!

Cönig berichtet von seinen fingierten Erlebnissen als Treppenlift-Fahrer und Kindergeburtstags-Clown. Glünderling kotzt sich aus über die geschlechtsspezifischen Benachteiligungen der Herrenwelt im Hochsommer, zwischen den Zeilen plädiert er aber für ein frei von Hochglanz-Magazinen geprägtes Schönheitsideal. I like!

Gundlach startet was dadaistisches, was genau, vergesse ich schnell. Dadaismus war noch nie so Meines, dafür aber Trinkhallen – respektive die bunte Vielfalt der Frankfurter Wasserhäuschen-Szene.

“Ey, lest hier mal bloß nix vor!”, ein Kerl im Unterhemd ist offensichtlich kein Freund der lokalen Literatur. Was soll’s, ich nippe an meiner mit Kirschlikör aufgemotzten Cola. Schmeckt gar nicht mal so übel – dass es immer noch erst früher Abend ist, ignoriere ich dabei geflissentlich. Am Sonntag ist das legitim, lasse ich mich von der jungen Frau zu meiner Rechten belehren.

Nur schweren Herzens lösen wir uns aus unseren Trinkhallen-Stühlen, einmal noch aufs Rad, die Endstation für heute ist nicht weit: Die Quäkerwiese, grünes Einod des einstigen Arbeiterviertels.

Vierter Akt: Speed-Dating und schwarze Löcher

Nur einen Katzensprung später, die Räder sind verschlossen, eine Mauer bietet eine Sitzgelegenheit, die wir dankbar annehmen. Schnell haben sich die Autoren eine letzte Bühne für den heutigen Tag herbei-improvisiert. Sind tatsächlich schon vier Stunden vergangen?

Wir wechseln von Kirschcola zum Käffchen und sind noch mal ganz Ohr. Gundlach kündigt einen guten Rat fürs Leben an, beginnt seinen Text aber zunächst mit einem interstellaren Ausflug. Supernova, rote Riesen, Universum weg, Sonne weg, alles weg, schnell gleite ich in Gedanken ab und kann nicht mehr wirklich folgen. Hätte wohl doch Raketenwissenschaftler werden sollen.

Doch, a propos schwarzes Loch: Sind darin etwa die zwei Drittel der einst dreißig Literaturfreunde entschwunden? Wir haben uns deutlich dezimiert, was soll’s, wir hören weiter zu. Gundlach nähert sich der Pointe, dem Rat fürs Leben, der da lauten soll: “Lebt so, dass euer letzter Gedanke sein wird: Scheiße, war das Leben geil!”. Wie recht er doch damit hat.

Lebemann greift zum Mikrofon, lässt sein letztes, fiktives Speed-Dating mit uns Revue passieren. Ganz witzig, wirklich, am Ende wird ein für alle Male klargestellt: Ja, die “Achtzehn” fährt auch in die Innenstadt.

Welch ein starker Sonntag!

Und wir? Sagen tschüß und fahren statt in die Innenstadt ins schöne Bornheim. Da gibt’s nämlich Lavendel-Minze-Apfelwein und obendrein eine tolle Aussicht hinab vom Hof des Bornheimer Ratskellers (no advertising!).

Wir stoßen an, noch immer ist es hell. Doch schließlich ist es Sonntag. 
Und wir beide sind uns einig: Ein ziemlich starker Sonntag. Auf baldiges Wiedersehen bei der nächsten “LiteRadTour”! 

 

Des Bahnhofsviertels neue Superheldin: Warum ich mich erstmals für einen Comic interessierte

Mit Comics, das muss ich als sortenreine Leseratte ja gestehen, konnte ich noch nie viel anfangen. Vielleicht, weil ich ausgerechnet im verhassten Französischunterricht erstmals mit den bunten Heftchen konfrontiert wurde, vielleicht, weil ich beim Yps-Heft vor Freude über das Gimmick das eigentliche Magazin links liegen ließ. Kennt eigentlich noch jemand das Yps-Heft? Statt Tim und Struppi ließ ich also lieber TKKG ermitteln. Jahre später fand ich an Hermann Hesse auch gänzlich ohne Zeichnungen Gefallen. 

Es sollte bis zum Jahr 2018 dauern, ehe ein Comic mein Interesse wecken würde. Genauer gesagt: Ein Frankfurt-Comic, wie könnte es auch anders sein. Doch der Reihe nach: 

Der Künstler Daniel Hartlaub und der Autor Michael Götz fassten den Entschluss, einen Comic über das Frankfurter Bahnhofsviertel entstehen zu lassen. Einen “Comic Noir”, um genau zu sein – die Handlung des Werks sollte schließlich ausschließlich in der Nacht stattfinden. Denn erst nachts, so allgemein bekannt, erwacht das berüchtigte Viertel zum Leben.

Eine Superheldin fürs Bahnhofsviertel

Ebenso geläufig ist auch die Tatsache, dass kein Comic dieser Welt ohne einen Superhelden auskommt. In Anlehnung an Rosemarie Nitribitt, der berühmten und unter bis heute ungeklärten Umständen ermorderten Edel-Prostituierte des Frankfurt der Fünfzigerjahren, erschufen die beiden Kreativen die Heldin “Rosalie”, deren Name auch gleich Titel des Comics werden soll.

Einen Comic zu zeichnen und zu texten, das bedeutet zunächst einmal freilich einen großen Haufen Arbeit. Bis Rosalie in gedruckter Form einen noch nicht näher beschriebenen Verfolger durch die Straßen des Bahnhofsviertels jagen kann, wird noch ein wenig Zeit vergehen: Erst zur Buchmesse 2019 soll das Werk der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Einen kleinen Vorgeschmack servieren Hartlaub und Götz allerdings schon jetzt: Anlässlich der Bahnhofsviertelnacht wurde am 16. August 2018 eine kleine Ausstellung im – na, wo auch sonst? – Kult-Kiosk “YokYok” eröffnet, welche erste Einblicke ins Werk gewährt. Klar, dass ich mir das nicht habe zweimal sagen lassen – und mich auf den Weg ins Bahnhofsviertel gemacht habe…

Das “YokYok” ist bekanntlich nicht nur immer für ein kaltes Bier und eine Überraschung gut, sondern verfügt über den vermutlich einzigen Ausstellungsraum der Stadt, welchen man auch spät in der Nacht noch besuchen kann. Perfekt also für Nachteulen wie mich!

Die letzten Spuren der Bahnhofsviertelnacht waren beseitigt, als ich einen Tag später die “Münchener” entlang schlenderte. Wo am vorherigen Abend noch bergeweise Bierflaschen den Asphalt zierten, rollten längst wieder Straßenbahnen. Die Kühlschränke des Kiosks waren wieder aufgefüllt, vor ihnen ein Mindestmaß an Bewegungsfreiheit wiederhergestellt.

Das Artwork zieht in düsteren Bann

Der Ausstellungsraum im hinteren Teil, wegen ihm war ich schließlich hier, präsentierte sich jedoch düsterer als je zuvor: Vor die Wände gehangene, großflächige Kunstdruck-Tapeten lassen den Raum kleiner und beklemmender denn je erscheinen. Filigran gezeichnet präsentieren sich einige Impressionen aus dem späteren Werk, zuallererst stach mir das “Yok-Yok”, in dem ich mich ironischerweise gerade befand, ins Auge. Der Comic, das haben die beiden Macher angekündigt, einige real existierende Elemente des heutigen Bahnhofsviertels beinhalten. Ob es Zufall war, dass mich ein übergroßer Mann mit Zigarette im Mundwinkel und Sonnenbrille prompt an Daniel Wirtz erinnerte? Schon jetzt war ich unendlich gespannt auf die Abenteuer der Rosalie.

“Schrill, bunt, verrückt, voller düsterer Abgründe, Prostituierter und Friseure, Pimps und Hipster, Styler und Gemüsehändler, Künstler und Banker, Junkies und Touristen aus aller Welt, ist das Frankfurter Bahnhofsviertel der Ort der geheimnisvollsten Geschehnisse. Wir befinden uns in einer nahen, möglichen Zukunft…”

So beginnen die Autoren ihr kleines Exposé zum Comic, welches im Ausstellungsraum zu sehen ist. Wie hätte man dem Betrachter nur eine größere Lust auf mehr machen können?

Ich jedenfalls finde es fast ein wenig schade, dass sich auf vier Wänden gerade einmal drei Motive finden lassen. Diese haben es allerdings in sich: Schon jetzt bestechen die Zeichnungen durch einen Look, wie er besser nicht zum Bahnhofsviertel passen könnte. Für Frankfurter wie mich dürfte der ausschließliche Bezug aufs Bahnhofsviertel einen ganz besonderen Reiz darstellen.

Zwar war ich mir auch am Ende meines Besuchs noch nicht ganz sicher, ob die halb geleerte Whiskeyflasche samt daneben drapierter Streichholzschachtel Bestandteil der Ausstellung sind. Ganz sicher war und bin ich mir aber, dass ich mich schon riesig auf die Buchmesse im nächsten Jahr freue.

Schließlich gilt es, das Bahnhofsviertel zu retten. Dass dies der adretten Rosalie gelingen kann – daran hege ich schon jetzt keinen Zweifel. Ebenso wenig daran, dass sich im nächsten Jahr erstmals ein Comic zwischen meinen Bücherreihen befinden wird. 


Neugierig geworden? Dann schaut doch ihr mal vorbei im “YokYok”, Münchener Straße 32. – und lasst die szenerie  einmal auf euch wirken. Ja, es gibt auch Bier. 

“Texte von gestern”: Weshalb eine Geschichte aus Kindertagen mit mir nach Berlin reiste

“Ich will nicht nach Berlin”, singen Kraftklub in ihrem wohl größten Hit. Ich dagegen schon, zumindest heute, zumindest ausnahmsweise. Ein heißer Tag im August 2018, wenigstens die Klimaanlage im ICE verschafft ein angenehme Abkühlung. Meinen Kaffee hab’ ich großzügig auf dem gestreiften Teppich verteilt, “bis Berlin ist das trocken!”, hat meine Platznachbarin gelacht und mir Taschentücher gereicht. Ging ja gut los. 

Wir unterhalten uns noch über Dies und Das und über Frankfurt, wo wir beide eingestiegen waren. “Sie kennen sich aber gut aus!”, befindet sie, “nun ja – ich lebe schließlich dort!”, ich hebe meine Arme. Zu Besuch sei sie gewesen, klärt mich die nette Frau auf, sie hätte nie gedacht, wie schön es doch in Frankfurt sei. Wo sie denn lebe? “Ausgewandert nach Kanada”, sagt sie wie selbstverständlich, “nur mal wieder zu Besuch in Deutschland”. Sie schaut wieder aus dem Fenster, das Kinzigtal zieht vorbei. “Kanada? Soll ja auch ganz schön sein!”, sag’ ich und blecke meine Zähne zu einem Grinsen. “Zumindest nicht ganz so teuer wie Frankfurt”, sie grinst zurück. “Schön, aber teuer”: Die herausragendsten Attribute meiner Heimatstadt scheint sie schnell erkannt zu haben.

Geschichten aus Kindertagen

Berlin dagegen, wohin ich heute reise, ist weder schön noch teuer, vielmehr ganz offiziell: Arm, aber sexy. Der dortige Oberbürgermeister hatte das einst schließlich so verkündet, und noch immer scheint sich die Stadt nach seinen Worten zu definieren. Wozu ich nun also in die recht mittellose, in ihrem Selbstverständnis aber umso aufreizendere Hauptstadt reise?

Grund für meinen kleinen Ausflug ist die Lauscherlounge, mit welcher ich erstmals bei meinem Besuch der “Die drei Fragezeichen – Record Release Party” Bekanntschaft machte.Längst organisiert jene von Synchronsprecher Oliver Rohrbeck ins Leben gerufene Lauscherlounge nicht mehr nur öffentliche Hörspiele, sondern auch andere Veranstaltungen. So auch “Texte von gestern”.

Der Untertitel der Lesungsreihe – “Erwachsene von heute lesen Texte, die sie als Kinder geschrieben haben” hatte mich unmittelbar an einen mit Mickey-Mäusen verzierten Ordner denken lassen müssen. In diesen hatte ich als Grundschüler alle meine Geschichten geheftet, die ich in meinem Kinderkopf ersonnen und aufgeschrieben hatte. Anfangs noch ungelenk mit dem Lamy-Füller, später dann ganz fortschrittlich mit Microsoft Word 97 und – wie konnte es auch anders sein – in der Schriftart Comic Sans MS.

Ja, im Jahr 1997 hatte ich sowohl Mädchen als auch Fußballspielen als ziemlich doof empfunden, da konnte auch Papa nix machen. Auch der Carrerabahn konnte ich nie viel abgewinnen. Wohl aber meiner Phantasie, welche gelegentlich mit mir durchging und mich Geschichten namens “Tina im Orient” oder “Ein Drache als Haustier” zu Papier bringen ließ.

 

Auch Titel wie “Der Fluch Zeuß (sic!)” trug ich meinen Eltern in kindlichem Stolz vor, einige davon sprach ich sogar auf Kassette. Sowohl Ordner wie Kassetten verschwanden irgendwann für eine lange Zeit auf dem Dachboden meiner Eltern. Erst, als ich längst erwachsen war, Mädchen nicht mehr ganz so doof fand und andere Leidenschaften entdeckt hatte, fanden die Geschichten aus meiner Kindheit ihren Weg zu mir zurück. Schon seit Langem lebte ich da in Frankfurt, verdiente mittlerweile als Autor Geld. Ein Freund des Fußballspielens war ich nie geworden, doch zumindest dem Schreiben war ich immer treu geblieben.

Geschichte mit Pointe: “Der Schatz von Demu”

Jedenfalls: Ich hatte da was in petto. Keine Sekunde überlegt, mich anzumelden, fix noch ein Hotel gebucht. Mich nach reiflicher Überlegung für meine abenteuerliche Geschichte namens “Schatz von Demu” entschieden, welche – wie ich finde – eine recht quirlige Pointe hat. So sitze ich nun im ICE, mittlerweile ziehen die weiten der ostdeutschen Prärie vorbei. Windräder. Irgendwo bei Lutherstadt-Wittenberg beginnt mein Hintern gehörig zu schmerzen, statt Kraftklub dröhnt mir das herrliche Stück “Berlin, Berlin!” in die Trommelfelle. S-bahn, Alex, Currywurst – der Späti hilft, hast du mal Durst!”

Irgendwann dann erreiche ich dann doch noch mein Ziel, checke im Hotel ein, entledige mich meines Trolleys und schaufele mir einen Liter kaltes Wasser ins Gesicht. Ab aufs Fahrrad, ich bin gespannt und aufgeregt!

Als ich den “Frannz-Garten” im Innenhof der KulturBrauerei erreiche, wo “Texte von gestern” heute residiert, stoße ich unmittelbar auf meinen alten Schulfreund Daniel. Während ich mich in Frankfurt als Lebenskünstler und Autor versuche, ist er zwischenzeitlich aus Modegründen nach Berlin gezogen – und soll heute Abend meine Begleitung sein. Ich freu’ mich ganz ehrlich und riesengroß darüber, schließlich haben wir uns verdammt lange nicht mehr gesehen.

Wir versorgen uns mit kühlen Getränken, kurz darauf werde ich hinter die Bühne entführt. Dort lerne ich neben den beiden Moderatoren, der Hörspiel-Autorin Johanna Steiner und dem TV-Gesicht und Synchronsprecher Marco Ammer, meine sieben Mit-Vorleser kennen. Allesamt nette Leute, das steht schnell fest, glatt muss ich mich schon wieder freuen. Welche Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend sie wohl mit nach Berlin gebracht haben?

“Juten Tach, Berlin!”

Diese Frage wird beantwortet, als die beiden Moderatoren pünktlich die Bühne betreten und die Show beginnt. Zu meiner Erleichterung ist kaum ein Platz im Publikum leer geblieben, ich zähle zahlreiche Biere auf den Tischen, hoffe auf ein nach dem dritten Pils bereits sehr nachsichtiges Publikum.

 

Eine junge Berlinerin liest verzweifelte Liebesbriefe aus Teenager-Zeiten vor, und schon als Dritter entere ich die Bühne. Ich grüße das Berliner Publikum und löse das Rätsel um den “Schatz von Demu”. Im Anschluss an meine kleine Darbietung werde ich zwar nicht mit Damenunterwäsche, dafür aber auch nicht mit Tomaten oder gar faulen Eiern beworfen. Puh, alles gut! 

Im Anschluss kann ich mich selbst gemeinsam mit Daniel im Publikum zurücklehnen und den Abend genießen. Ganz besonders begeistert (nicht nur) mich ein Selfmade-Entscheidungsroman, den meine Bühnen-Kollegin Sarah im zarten Alter von 17 Jahren konstruiert hat.

“Willst du dich im hohen Gras verstecken? Dann lese weiter auf Seite 17. Oder doch lieber hinter dem Felsen? Dann geht es weiter auf Seite 21” – ein herrlich-schräges Abenteuer, wie es nur eine noch junge Seele zu Papier bringen kann. Mir unbegreiflich, wie Sarah beim dicken Papierstapel in ihrer Hand den Durchblick behält.

 

Einer meiner Namensvetter gibt seine Kriegsdienstverweigerung zum Besten, den krönenden Abschluss bildet eine durch und durch sympathische Thüringerin mit, nun ja, etwas absurden Gedichten. Mehrmals japse ich gar nach Luft. Unglaublich, wie schön doch immer wieder das Spiel mit Sprache sein kann!

Mitte? Prenzlauer Berg? Egal, denn es gibt Bier.

Als ich dann von Club Mate (hey, schließlich bin ich in Berlin!) auf Bier umsteige und mit Kumpel Daniel Anekdoten aus den alten Zeiten aufwärme, verleihe ich dem Abend das Prädikat “gelungen!”. Dass sich meine Freude noch steigern kann, merke ich, als die wunderbare Journalistin, Bloggerin und Flaneur (sic!) Isabella Caldart vor uns steht. Die Frankfurterin hat vor kurzem den Main gegen die Spree getauscht und sicher viel zu erzählen. Wir ziehen, das ist ganz klar, noch weiter.

Wir schlendern durch Berlin-Mitte oder auch den Prenzlauer Berg, über den genauen Grenzverlauf ist sich niemand so ganz klar, bis wir eine nette Kneipe finden. Abermals muss ich Bier bestellen – kein Apfelwein auf der Karte, ich könnte hier niemals leben! –, doch das tut meiner Laune keinen Abbruch. Auch ob ich nun gerade in Mitte oder dem Prenzlauer Berg sitze, ist mir zunehmend egal. Diese Stadt auch nur ansatzweise verstehen zu wollen, habe ich mir schließlich schon seit langem abgewöhnt. Wir sinnieren über dies und das und Literatur und Frankfurt und Berlin, thematisieren Reinald Götz und die Fulda Gap. Daniel plaudert peinliche Momente meiner frühen Jugend aus, bevor wir uns der Erotik von Autounfällen widmen. Nur gelegentlich müssen wir unsere Gespräche wegen einer vorbeidröhnenden U-Bahn kurz unterbrechen.

Irgendwann schlägt es dann zwei Uhr morgens, wir werden rausgekehrt. Soviel also zur “Stadt, die niemals schläft”. Aber ich will ja gar nicht meckern, Montagmorgens um zwei pulsiert auch in Frankfurt nun nicht unbedingt das eskalative Leben. Als ich mich aufs Fahrrad schwinge und den Weg ins Hotel antrete, werfe ich einen Blick auf die Kneipe zurück. Neben unseren Stühlen steht ein Autoscooter-Wagen. Dit is dann wohl Berlin, weeste. 

 

Ach, ja: Was ist nun mit dem Schatz?

Sagt bloß, ihr habt bis hierhin durchgehalten – und brennt nur darauf zu erfahren, was es mit dem “Schatz von Demu” auf sich hat? Nun, dann will ich euch nicht weiter auf die Folter spannen. Viel Spaß!

By the way: “Texte von gestern” wird auch als Podcast veröffentlicht – hört doch mal rein! 

“Silent Disco”: Mickey-Mäuse tanzen ab

“Ich höre die Musik auch ohne Kopfhörer – Matze, ich glaub’ die Silent-Disco ist kaputt!” – mein Freund Boris setzt eine empörte Mine auf, die ich mit einem Augenrollen und einem sachten Schlag in in seine Seite quittiere. “Pass’ auf!”, lacht er und deutet auf seinen Bauch. “Alles voller Schlemmerfilet!”

Tanzen zum Livestream

Wir stehen in der Schlange in einem Pavillon der SOMMERWERFT und warten darauf, dass zwei Kopfhörer für uns frei werden. Hier drinnen ist tatsächlich auch ohne Lauscher auf den Ohren Musik zu hören – direkt neben uns rotieren nämlich zwei Schallplatten. Dazwischen ein Mischpult, Kabel führen zur Lautsprecheranlage. Es ist ein Samstagabend, wie er immer sein sollte: Auch kurz vor Mitternacht zeigt das Thermometer noch weit über zwanzig Grad, kein Wölkchen befindet sich am Himmel. Auch der Mond strahlt wie im Bilderbuch; er hat glücklicherweise das rote Feuer der gestrigen Mondfinsternis unbeschadet überstanden.

Um uns herum haben wir bereits andere Teilnehmer der “Silent Disco” entdeckt.Im Gegensatz zu uns konnten sie bereits einen der großen Kopfhörer ergattern und tanzen der Nacht entgegen. Sie schauen ein wenig skurril aus, die großen Lauscher auf ihren Köpfen erinnern uns an Mickey-Mäuse. Mit beschwingten Hüften bewegen sie sich auf dem Gelände herum, was draußen ein wenig eigenartig wirkt: Dort ist von Musik nämlich nichts zu hören; ein Jeder tanzt gewissermaßen zu seiner ganz persönlichen Live-Übertragung von der Tanzfläche im Pavillon. Cath Boo legt auf, mit erfrischend melodischem House will die junge Dame aus Chemnitz den Frankfurtern ihre Sommernacht versüßen. Die elektronischen Klänge werden kabellos an 80 Kopfhörerpaare übertragen, sodass jeder selbst auf der Toilette seine ganz persönliche Diskothek mit sich führen kann.

 

Klingt verrückt, ist es auch – und genau deswegen sind wir hier!

Irgendwann können dann auch wir unsere Mickey-Maus-Ohren ergattern. Kleinere Bedenken hinsichtlich meiner Frisur schmeiße ich kurzerhand über Bord, Boris und ich entern das Dach des Pavillons. Hier schwofen bereits andere Mickey-Mäuse, was für den nicht-kopfhörertragenden Beobachter ein wenig befremdlich wirken mag, weil eben – genau – außerhalb der Kopfhörermuscheln keinerlei Musik zu hören ist. Den Tanzen aber ist’s egal, unterhalb einer aufgespannten Kette von Lampions wird sich getanzt und gedreht, ein Blick zur EZB, man wirft sich wissende Blicke zu.

Der Autor hat sichtlich Freude. 

Der Boden des Pavillons wippt unter meinen Schritten, Laternen spiegeln sich im schwarzen Main. Mir gefällt, was geschätzte zwei Meter unter meinen Füßen auf den Pattentellern rotiert. Hin und wieder zieht ein Boot vorbei, ein tiefer Atemzug, noch immer hat es 25 Grad. So fühlt sich der Sommer an, fast vergesse ich, dass ich eigentlich gar nicht tanzen kann. Doch wo ist eigentlich Boris?

“Ich ruh’ mich aus”, sagt er und versinkt noch ein Stückchen weiter in seinem Liegestuhl. Die Kopfhörer hängen in seinem Nacken, ist wohl nicht ganz seine Musik. Meine dagegen sehr, weswegen ich erst müde werde, als meine Kehle brennt und ich feststelle, dass die Bars längst geschlossen haben.

Während wir den Heimweg an- und ich in die Pedale trete, umspielt ein Lächeln mein Gesicht. Seit langem werde ich die Frage nach meinem gestrigen Abend einmal wieder mit einem “Och, ich war ein bisschen tanzen” beantworten können.Dass ich dabei Kopfhörer trug, muss ja niemand wissen. Spaß hat’s jedenfalls gemacht!

Lust bekommen?

Die “Silent Disco” findet noch bis zum 4. August 2018 jeweils Freitag und Samstag statt. Ab 23 Uhr werden die Lauscher verteilt – und auch ihr werdet die Erfahrung sicher nicht bereuen!

Das Programm zur Sommerwerft findet ihr übrigens hier