„Das hier ist öffentliches Rumhängen“: Ich zu Gast im Podcast

Einen eigenen Podcast aufnehmen, das kann mittlerweile jeder mitteilungs- und geltungsbedürftige Vollhorst, sofern er a) irgendeiner Sprache mächtig und b) sich intellektuell annähernd dazu in der Lage befindet, halbwegs unfallfrei in ein Mikrofon zu sprechen.

Herauskommen tut dabei oftmals wirklich dämliches. Manchmal aber auch wahrlich Unterhaltsames, mit Glück Interessantes, Spannendes oder zum nachdenken Anregendes.

Nun begab es sich vor einiger Zeit, dass ich auf dem Frankfurter Blogger-Stammtisch einem jungen junggebliebenem Frankfurter begegnete. Netter Kerl, muss ich ja sagen! Was er beruflich so macht, das hab’ ich heute nicht ganz genau verstanden, jedenfalls aber macht er gemeinsam mit Kumpel Farid einen Podcast mit dem grandiosen Namen “Intellektuelle Privatinsolvenz”.

Das Konzept des Podcasts ist schnell erklärt: Es gibt keines. 

Die beiden treffen sich, positionieren sich vor ihren Mikrofonen – und quatschen einfach mal frei Schnauze und herzlich planlos drauflos. Nachdem ich einigen Folgen des Podcasts gelauscht hatte, stellte ich aber schnell fest: Hey, das kann tatsächlich ziemlich unterhaltsam sein.

Nun bin ich gemeinhin ein echter Fan von Vorbereitung und Konzepten. Auch bin ich wohl ein talentierterer Schreiberling denn Redner. Trotzdem konnte ich das Angebot nicht ausschlagen, einmal als Gast im Podcast mit dabei zu sein. Zu groß war meine Neugierde – tja, und ehe ich mich versah, waren die beiden bei mir zu Gast, damit ich ihr Gast sein konnte. Oder so ähnlich.

 

“Wenn wir jetzt einfach zwei Stunden nichts sagen, ist das auch voll okay!“

Was passiert also eigentlich, wenn man drei mäßig begnadete Kerle, die doch eigentlich nichts als endlich berühmt werden wollen, an einen Wohnzimmertisch im Frankfurter Nordend setzt? Sie anderthalb verschwendete Stunden lang vollkommen konzeptbefreit in semi-professionelle Mikrofone sprechen lässt?

Wir haben das Experiment gewagt und einfach mal drauflosgequatscht.

Ob „Reich werden mit der iAA“, Rübenvollernter und sonstige Nutzfahrzeuge oder Scoville-Einheiten: Kein Thema erschien uns zu irrelevant, um nicht ausgiebig diskutiert zu werden.

Auch auf drängende Fragen unserer Zeit wollten wir Antworten finden:

Sollte man im Jahr 2017 noch Zeitung lesen? Darf man den „Weltspiegel“ verpassen, um auf Toilette gehen? Was passiert, wenn der Müllkalender im Amtsblatt nicht beachtet wird? Ist Dill eigentlich ein Gewürz?

All dies galt es zu debattieren.

Herausgekommen bei unserem Experiment sind 70 Minuten zweifelhafter Unterhaltung, während derer wir zwar intellektuelle Privatinsolvenz anmelden,  aber auch Unmengen an Kaffee vernichten konnten.

 

Ihr wollt erfahren, ob  Currywurst vom Foodtruck aus verkauft werden sollte und ob das Rothenburg ob der Tauber das neue Sri Lanka ist? Mal wieder ein paar saftige Kraftausdrücke hören?

 

Dann hört doch mal rein, werdet Fans – und macht die beiden Jungs endlich berühmt und reich!

 

 

 

Den PodCast könnt müsst ihr außerdem auch auf iTunes oder im RSS-Feed abonnieren. Viel Freude euch beim Zuhören!

Sehenswert: Hessenschau zur Eröffnung der U-Bahn 1968. Die “gute, alte Zeit?”

 

Ich schau’ ja nur selten Fernsehen.

Wenn ich nachts um 2 vom Dienst nach Hause komme, dann klicke ich mich eben lieber durch Youtube – statt mir im Fernsehen Wiederholungen sinnbefreiter Doku-Soaps im Privatfernsehen oder Reportagen über Verschrottungen von Flugzeugträgern auf N24 anzuschauen.

Klar, auch Youtube hält jede Menge Videos fragwürdigen Mehrwerts bereit. Allerdings auch viele, die mein stadtgeschichtlich interessiertes Frankfurter Herz höher schlagen lassen!

Wie zum Beispiel auch mein jüngstes Fundstück:
Die Sonderausgabe der “Hessenschau” zur Eröffnung der Frankfurter U-Bahn im Jahre 1968.

 

Eine Reise in die “gute, alte Zeit”

Findet ihr es nicht auch herrlich, auf alten, schwarz-weißen Filmaufnahmen ein wenig am Duft der “guten, alten Zeit” zu schnuppern?

An mich selbst war 1968 noch lange nicht zu denken, und mit großer Sicherheit war unsere Welt auch damals nicht voll Sonnenschein. Dennoch wirkt das damalige Leben auf mich in der Retrospektive immer ein großes Stück weit entspannter. Ein wenig naiver vielleicht, ja -. aber vor allem: Lockerer.

Ein Bürger im Sonntagsanzug, der in breitestem hessisch in das überdimensionale Mikrofon eines akkurat gescheitelten Moderators spricht. Ein Hoch auf die Frisurcreme!

Dichtes Gedränge am frisch eröffneten Tiefbahnsteig. Hostessen mit Schiffchen sollen für Ordnung sorgen, auch eine von ihnen wird vom Moderator interviewt.

“Wir sollten irgendwelche Ordnung schaffen, das ist uns aber nicht gelungen”, sagt die adrette junge Frau. ganz unverblümt. “Dann haben wir Polizeischutz geholt, und anschließend wurden wir eingesetzt, um irgendwie freundliich zu sein”.

Ich möchte sie knuddeln für ihre Hilflosig- und Ehrlichkeit. Was aus ihr heute wohl geworden ist?

 

 

 

 

 

 

 

Bildrechte: “Pietschmann2”, Wikipedia 

 

U-Bahn? Schon längst nur schnöder Alltag

Wie oft eilen wir heute gestresst durch die unterirdischen Wirrungen der Frankfurter U-Bahn-Stationen? Das Fahren mit der U-Bahn ist für Frankfurter im Jahre 2017 schon längst nichts weiter als Bestandteil des schnöden Alltags.

Ist es nicht umso schöner, einmal zu sehen, dass eine U- Bahn eben NICHT selbstverständlich ist? Dass es mitunter ein langer Kampf war, dass sich aus der Bevölkerung auch viel Widerstand regte?

Längst rollen weitaus modernere Züge durch die Tunnel als jene, die zur Eröffnung feierlich geschmückt wurden. Und längst denkt niemand mehr an das Spektakel, das auf dem Bahnsteig der Hauptwache vor fast 50 Jahren stattfand.

Wenn ich das nächste Mal wieder genervt vom Gedränge der Hauptwache bin, dann werde ich kurz innehalten – und mir die Szenen aus der “Hessenschau” vor Augen halten.

Ich werde kurz innehalten und schmunzeln. Werde an den Herren im Sonntagsanzug denken, an die überforderte Hostesse unter ihrem Schiffchen.
An Frisiercreme.

Und werde vor allem eines: Einfach mal kurz dankbar sein.

 


Stöbert auch ihr so gern auf Youtube herum? Welche Perlen der Frankfurter Stadtgeschichte konnte ihr dabei schon ausgraben?
Verratet es mir gerne – ich bin schon ganz gespannt!

Mediengeschichten neu erzählt: Neue Dauerausstellung im Museum für Kommunikation

Frankfurt am Main, es ist der 14. September.
Ein Blick aus dem Fenster. Der prasselnde Regen verrät: Das war’s dann wohl endgültig mit dem Sommer, der Herbst zeigt sich bereits von seiner ungemütlichsten Seite.

Mein morgendliches Joggen fällt dann jedenfalls ins Wasser. Was also tun an einem verregneten, freien Tag wie diesen? Ich beschließe, das Beste draus zu machen.

Das Beste, das ist in diesem Fall:
Endlich mal wieder ganz ohne Zeitdruck in’s Museum!

Ich gebe zu, bezüglich der hiesigen Museumslandschaft ein rechter Banause zu sein. Da lebe ich schon in einer Stadt mit einer beispiellosen Vielfalt an Museen, doch nur selten und oft widerwillig mache ich Gebrauch von diesem beachtlichen Angebot. Weder nämlich  interessiere ich mich für darstellerische noch für moderne Kunst. Auch mehrere Besuche des naturwissenschaftlichen Senckenberg-Museums warfen mich wahrlich nicht vom Hocker. Und Filme sowie Architektur? Ach, hör’ doch auf. 

 

Eine neue Chance fürs “MfK”

Das Museum für Kommunikation, kurz MfK, bildete da für mich neben dem großartigen Geldmuseum der Bundesbank schon immer eine große Ausnahme. Es ist eine meiner frühesten Frankfurt-Erinnerung, dieser Schulausflug, damals irgendwann um die Jahrtausendwende. Eine lange Fahrt im Bus, in die weit entfernte und so unfassbar große Stadt. Auch lange vor Whatsapp, Facebook & Co. fand’ ich das mit der Kommunikation recht spannend. Ich bewunderte das ausgestellte Abteil eines alten Postwagens der Bundesbahn ebenso wie die vielen klickenden Relais einer Vermittlungsanlage der Nachkriegszeit. Kommunikation, das war eben wohl schon immer mein Ding.

Jahre später, mittlerweile (zumindest laut Personalausweis) erwachsen und selbst Frankfurter: Erneut hatte ich das Museum aufgesucht, in freudiger Erwartung und Erinnerung. Nunmehr aber war ich etwas enttäuscht von der Dauerausstellung.
Klar, der Eisenbahnwagen ließ mich immer noch sentimental werden, nach wie vor verfolgte ich beeindruckt die Schaltwege der alten Vermittlungsanlage. Die alten Werbefilme der Bundespost ließen mich von der “guten alten Zeit” träumen. Die bildgewordene Illusion eines so beschaulichen Nachkriegsdeutschland.

Der Rest der Dauerausstellung dagegen? Eher so: Gähn. 

Zu viel Text, zu statisch, zu wenig Haptik. Ein Museum zum Durchlaufen, zum Zur- Kenntnis-nehmen. Ein Besuch tat mir nicht weh, riss mich aber wahrlich nicht vom Hocker. Altbacken eben, was daran liegen mag, dass das Museum einst als “Bundespostmuseum” eröffnet und somit einer echten bundesdeutschen Behörde angegliedert war.

Nun las ich aber vor einigen Tagen von einer völlig neu konzipierten Dauerausstellung, die am 10. September eröffnet werden sollte.

Der Regen, er lässt nicht nach. Der Plan, er lautet also: Auf zum “MfK” !
Eine zweite Chance, das hat es sich wahrlich verdient.
Und ein Tag im Museum, der ist ganz sicher kein verschwendeter Tag.

Mediengeschichte(n) neu erzählt

Das ist der Titel und Versprechung der neuen Dauerausstellung. Als ich völlig durchnässt das Museumsufer erreiche und faire 5 Euro für den Eintritt investiere, bin ich gespannt: Gelingt es dem “MfK”, nun ein zeitgemäßeres Museumserlebnis zu schaffen, gleichermaßen lehrreich wie auch unterhaltsam?

An der Garderobe entledige ich mich zwangsweise Rucksack und Jacke (warum das ausnahmslos in allen Museen so ist, werde ich wohl nie verstehen…), immerhin werde ich dabei nett behandelt. Hab’ ich ja auch schon ganz anders erlebt.

Ich steige hinab ins Erdgeschoss, und tatsächlich:
Nichts mehr hier erinnert an die frühere Ausstellung. Statt statischer Rundgang zu sein, ist die neue Ausstellung in vier Themen-Inseln gegliedert: An den Feldern “BESCHLEUNIGUNG”, “VERNETZUNG”, “KONTROLLE” und “TEILHABE” soll der Besucher Mediengeschichte völlig neu erfahren können.

Diese lockere Aufteilung spricht mich an, denn ich kann nach Herzenslust hin- und herspringen. Allerdings leidet die Übersichtlichkeit ein wenig, ich sollte mich noch oftmals verlaufen und die Orientierung zwischen den lose verteilten Tafeln und Stationen verlieren. Wie schön, dass es auch den Mitarbeiter manchmal nicht besser ergeht, wie ich im netten Gespräch erfahre! Auch sie müssen sich wohl erst einmal einleben.

 

 

Ziehen, Hören, Tatschen, Drehen

Ganz direkt fällt mir auf, dass bei der Neukonzeption der Ausstellung großer Wert auf Interaktivität und Sinneserfahrung gelegt wurde. Überall gibt’s über Muschelhörer was zu hören, viele Schriftstücke befinden sich in Schubladen und wollen durch Herausziehen entdeckt werden.

Am Beispiel der berühmten Chiffriermaschine “ENIGMA” lässt sich mittels großer Walzen durch trickreiches Drehen eine eigene Botschaft verschlüsseln, viele Monitore mit Touchscreen präsentieren Filme per Fingerdruck.

 

 

 

 

 

 

Drücken kann man indes auch auf eine Taste, mittels der man einen “Shitstorm” auf Twitter auslösen kann, der mittels Blitzen und wütender Tweets auf dem Bildschirm visualisiert wird. Twitter im Museum – da muss ich ja schon ein wenig schmunzeln.

Schmunzeln muss ich auch, als ich mir im Themenfeld “VERNETZUNG” die Präsentation des ersten iPhone anschaue. Die hatte ich damals schon im Fernsehen gesehen – ist das wirklich schon so lange her? Ich fühle mich unendlich alt.

Ebenso alt fühle ich mich ebenfalls, als ich eine mit alten Mobiltelefonen gefüllte Mülltonne entdecke.

Ich wühle ein wenig durch die ausrangierten Handies, habe mehrfach Modelle in der Hand, die ich einst selbst ganz stolz besaß.

Indes wage ich mir gar nicht auszumalen, wie unfassbar groß die Müllmenge sein muss, die allein aufgrund all der weltweit nach nur wenigen Jahren entsorgten Handys entstanden ist. Aber hab’ ich dafür nicht selbst oft genug meinen Beitrag dazu geleistet?

 

Wiedersehen mit Wählanlage

Ich streife weiter munter umher. Einige Exponate kommen mir noch aus der vorherigen Dauerausstellung sehr bekannt vor, so wie all die alten Grammophone, die klobigen Apple-PC’s der späten 1980er oder der pseudofuturistische Wohnzimmerschrank mit integriertem Schwarzweißfernseher.

 

 

 

 

 

 

Vor der alten Schalttafel der Telefonvermittlung sitzt nun eine “Fräulein vom Amt” aus transparentem Kunststoff. Immerhin ein wenig aufgehübscht hat man also die älteren Exponate!

Groß ist meine Freude, als ich auch die alte Wählanlage wiederentdecke, deren Technik mich bereits als Kind so sehr begeistert hatte.

Klar, dass mir nicht verkneifen kann, auch an meinem heutigen Besuch an der Wählscheibe eines der alten Telefone zu drehen und fasziniert dem elektrischen Vermittlungsvorgang zu folgen!
Mein heißgeliebter Postwagen der Bundesbahn dagegen, der ist verschwunden und musste Raum schaffen für neue Exponate:

Für einen  Lochkartenzähler des “Rassenamt SS” zum Beispiel.

Einerseits entsetzt mich, dass in diesem Land jemals ein “Rassenamt” existieren konnte. Gleichermaßen entsetzt bin ich allerdings darüber, dass das US-Unternehmen IBM einst die SS belieferte und sich somit mitschuldig machte. Wieder was gelernt.

Neu hinzugekommen sind allerdings beispielsweise auch die Exponate der Tafel “Schöne neue Welt”. Fahrradhelme mit integrierter Gesundheits-App oder ein Kit zum implantieren von RFID-Chips unter die menschliche Haut sind war Zukunftsmusik, spannen aber gekonnt den Bogen zwischen Schiefertafeln aus der Steinzeit und der Kommunikation der Zukunft.

 

 

Spielerei mit Frust-Faktor

Ganz besonders toll und erwähnenswert finde ich all die Spielereien, die das Museum überall zwischen den Ausstellungsstücken versteckt hat.

Die Besucher können beispielsweise ihre Erinnerungen zu ausgewählten Exponaten in 30-Sekunden-Clips in ein Mikrofon sprechen und diese speichern. Anschließend lassen sich dann an der Rückseite des Mikrofon-Raums die Erinnerungen und Geschichten anderer Museumsbesucher anhören.

Auch ich spreche in das schmucke Mikrofon und gebe meine Erinnerungen an Gameboy, Walkman und Commodore 64 preis. Ziemlich blöde nur, dass sich nach dem Speichern der Rechner aufhängt und nichts mehr funktioniert. Etwas verärgert beschließe ich, mir dann eben die Aufzeichnungen anderer Besucher anzuhören. Ein paar Klicks auf dem Bildschirm, dann das selbe Spiel: Aufgehangen, nichts geht mehr. Ich bin gefrustet.

Zur Aufmunterung verspüre ich dann den Wunsch, mich an einer anderen Station im SMS-Tippen auf dem NOKIA 3210 zu messen.

Das hatte ich schließlich auch mal, doch ich vermute, dass meine Schnelltipp-Skills auf der kleinen Tastatur längst der iPhone-Routine gewichen sind.

Da ich alleine hier bin, verdonnere ich einen der Mitarbeiter des Museums zum Duell. Doch auch hier kommt schnell Frust auf, denn die Tasten auf der 3210-Nachbildung reagieren nicht oder nur verzögert auf meine Eingaben.

Immerhin – der junge Mitarbeiter verspricht, den Fehler entsprechend weiter zu geben.

Ich beschränke mich also aufs Anschauen und Lesen, bis ich dann irgendwann durch bin. Ich schaue noch kurz bei den beiden Wechselausstellungen vorbei, bevor ich aufbreche. Auf einen Besuch im Museums-Café verzichte ich, suche stattdessen das Café Sugar Mama auf, in dem ich diese Zeilen tippe. Im warmen und bestens versorgt mache ich mir Gedanken: Hat sich mein Besuch gelohnt?

 

Neues Konzept mit Schwächen: Mein Fazit

Ganz klar: Das Museum hat seinen Bildungsauftrag erfüllt, mich auch zum Nachdenken gebracht. Das neue Konzept der Themen-Inseln empfinde ich als gelungen, denn es trägt deutlich zu einer Auflockerung der ehemals etwas biederen und statischen Ausstellung bei. Allerdings, das mag ich nicht verschweigen, ist es auch nicht immer einfach, die Orientierung zu behalten.

Interaktiver und moderner ist die Ausstellung geworden, die Idee mit den kleinen Spielereien wie dem Erinnerungs-Aufnahmestudio oder dem NOKIA 3210 – Tippduell ist großartig.

Dass gravierende technische Mängel diese Spielereien allerdings unbenutzbar werden lassen und Frust aufkommen lassen, ist nicht hinnehmbar. Hier muss dringend nachgebessert und Abhilfe geschaffen werden.

Dank zahlreicher Exponate und Filme aus der Neuzeit gelingt es dem Museum allerdings, den versprochenen Brückenschlag der Kommunikationsgeschichte zu vollziehen.

Ich habe meinen Besuch nicht bereut. Zeit um Museum ist niemals verlorene Zeit – und auch, wenn ich mich stellenweise sehr geärgert habe, überwiegen jedoch die neuen Eindrücke und die Freude über das erfrischende Konzept der Ausstellung. 

Habt auch ihr die neue Ausstellung schon besucht?
Wie hat sie euch gefallen? 

Museum für Kommunikation
Schaumankai 53
Dienstag bis Freitag 09.00-18.00
Samstag & Sonntag 11.00-19.00

“Frankfurt fragt mich”: Ideenplattform mit Schwächen

Die Demokratie als wertvollste Errungenschaft und Grundlage unseres Staates, sie ist in diesen Tagen wohl präsenter in je:

Am 24. September dürfen 61,5 Millionen Wahlberechtigte von ihrer Möglichkeit über die Mitbestimmung über die künftige Zusammensetzung Gebrauch machen; auch Frankfurter Straßenzüge scheinen von Wahlwerbung geflutet. Seit Wochen bestimmt der Wahlkampf bestimmt Fernsehen und Nachrichten…

Doch Demokratie beginnt nicht erst auf Bundesebene. Die Möglichkeit zur Gestaltung des eigenen Umfelds, zum Einbringen eigener Ideen und Impulse – sie beginnt bereits vor der eigenen Haustür.

Auch Demokratie muss natürlich mit der Zeit gehen.

Ausgerechnet unsere hassgeliebte Stadt Frankfurt am Main hat mit der Ideen-Plattform “Frankfurt fragt mich!” eine überaus zeitgemäße Plattform geschaffen, auf der ein jeder Frankfurter Vorschläge und Ideen zur Stadtentwicklung und -Gestaltung einbringen kann und soll.

Bei entsprechender Unterstützung durch andere Bürger sollen die Ideen anschließend dem Magistrat vorgelegt werden.

Politik machen für Hintz & Kuntz, ganz bequem vom Sofa aus – ‘ne uneingeschränkt dufte Sache also?

 

Mitnichten, wie ich unlängst erfahren durfte.

Ich selbst treibe mich oft – gern auch aus purer Langeweile! – auf der Ideen-Plattform herum. Dort gepostete Vorschläge Frankfurter Bürger haben zumindest regelmäßig hohen Unterhaltungswert (Straßenbahnschienen bepflanzen! Ticket-Schranken für U-Bahnhöfe! Sauf-Kneipen verbieten! Innerstädtischer Schiffslinienverkehr für alle!).

Oftmals, da finden sich aber auch so richtig gute Vorschläge für eine lebenswertere Stadt Frankfurt am Main. So wie dieser hier, in dem eine Frankfurterin sich für die Eröffnung eines eigenen Radweges auf der Einkaufsmeile Zeil ausspricht.

Auch ich nutze bevorzugt das Fahrrad, wenn ich in der Stadt unterwegs bin – und umfahre die Zeil meist großräumig. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, sich in abenteuerlichen Schlangenlinien in Schrittgeschwindigkeit den Weg durch im Konsumrausch taumelnde Tütenträger zu bahnen, dann bin ich anschließend immer wieder gleichsam verwundert und froh darüber, keine Schäden verursacht oder davongetragen zu haben. Was sollte also näher liegen, als einen kleinen, zwei Meter breiten Streifen auf der Zeil für Radfahrer zu reservieren?

Allen wäre gedient: Die Radfahrer müssten keine wilden Ausweichmanöver mehr durchführen, die Passanten könnten ungestört und rücksichtslos vor sich hin flanieren und bräuchten nicht um ihre Sicherheit bangen. Super Sache also! Ich klicke umgehend auf “Ich unterstütze diese Idee”.

 

Blöde nur, dass ich damit recht alleine bin.

Außer mir hat die Idee nämlich innerhalb der Frist nämlich nur 5 (!) weitere Unterstützer gefunden. Nötig wären 199 davon; denn erst ab 200 Unterstützern einer eingereichten Idee findet ein Vorschlag seinen Weg zur Magistratsvorlage.

Woran liegt’s also? Die Idee ist so naheliegend wie gut – ist etwa die Plattform zu unbekannt? Die Messlatte für ein Weiterreichen in die zuständigen Gremien der Stadtverwaltung zu hoch?

Diese Frage wollte ich beantwortet wissen – und verfasste am 3. Juli diesen Jahres – also vor gut zwei Monaten – folgendes Schreiben an das für die Plattform zuständige Amt für Informations- und Kommunikationstechnik:

 

Meine liebe Heimatstadt,
liebes Amt für Informations- und Kommunikationstechnik,

zunächst einmal:
Herzlichen Dank für den Betrieb des Bürgerbeteiligungs-Portals “Frankfurt fragt mich”! Ich freue mich sehr darüber, dass auch Frankfurt am Main seinen Bürgern eine zeitgemäße Plattform bieten möchte, um deren Ideen für eine lebenswertere Stadt zu sammeln. Dass für uns Frankfurter eine Möglichkeit bereitstellt, die eigene Stadt zu gestalten und in Kontakt zu Magistrat und Entscheidungsträgern zu treten.

Sporadisch, aber immer wieder gerne schaue auch ich hier vorbei. Und manchmal, da entdecke ich zwischen hanebüchenen Wünschen auch Ideen, auf die ich hätte selbst kommen können. Die sich meiner prompten Unterstützung sicher sein können, wie beispielsweise dieser hier:

https://www.ffm.de/frankfurt/de/ideaPtf/45035/single/634

Auch ich bewege mich bevorzugt mit dem Fahrrad durch die Stadt. Und auch ich erlebe oft so manches Abenteuer, wenn ich versuche, auf zwei Rädern die Zeil zu überqueren. Und immer wieder schlage ich drei Kreuze, wenn ich mein Ziel erreicht habe, ohne dass ich selbst oder Passanten zu Schaden gekommen sind. Ohnehin ist es im Interesse einer allgemeinen körperlichen Unversehrtheit anzuraten, nur in Schrittgeschwindigkeit zu fahren, sodass man eigentlich auch gleich schieben könnte.

Welch Erleichterung wäre da doch eine separate “Fahrradspur” auf unserer großen Einkaufsstraße! Das dachte sich auch eine weitere Bürgerin, die diese Idee auf dieser Plattform veröffentlichte. Und ich persönlich finde: Das ist die beste Idee überhaupt!

Für mich als Laien ist sie durchaus einfach und ohne großen Kostenaufwand umsetzbar und lässt sowohl Flaneure zu Fuß als auch Fahrradfahrer profitieren. Auch nach mehrmaligem Überlegen will mir jedenfalls kein rechtes Argument dagegen einfallen.

Doch, so muss ich sehe, hat die Idee auch nach knapp vier Wochen des Einreichens nur schlappe fünf Unterstützer sammeln können. Nötig für eine Weiterleitung an die zuständigen Gremien des Stadtparlaments wären indes 200 (!) Unterstützer, ergo die vierzigfache Menge an Unterstützern.

Und genau deswegen möchte ich Ihnen gerne schreiben:

Gilt es nicht zu überlegen, ob die Hemmschwelle von 200 Unterstützern je Idee nicht ein wenig hoch gegriffen ist? Oder wäre vielmehr ein massiver Ausbau des Bekanntheitsgrades der Plattform vonnöten, um überhaupt einen ausreichenden Anteil der Frankfurter zu einer Beteiligung auf dem Portal zu bewegen?

Ich persönlich finde es schade, dass unter den derzeitigen Umständen auch die besten Ideen stets im Sande verlaufen. Und wer will es all den Beteiligungswilligen verübeln, wenn sie sich vom Portal aufgrund negativer Erfahrungen (“bringt ja eh nichts”) recht schnell wieder abwenden?

Ich würde mich sehr freuen, würden Sie mir mitteilen, ob auch Sie sich bereits entsprechende Gedanken gemacht haben. Und ob ein Weg gefunden kann, der eine Weiterleitung einer guten Idee an die jeweiligen Entscheidungsträger auch ohne entsprechend viele Unterstützer erfolgen kann.

Bis dahin herzliche Grüße aus dem Nordend und besten Dank für Ihre Arbeit für die Stadt und ihre Bürger!

 

Neugierig wartete ich auf eine Antwort. Ich rechnete nicht ernsthaft mit einer postwendenden Antwort; schließlich mahlen die Mühlen der deutschen Bürokratie bekanntlich langsam, aber gründlich.

Nun ja, nach einem Monat wurde ich dann doch ein wenig ungeduldig. Fragte am 2. August nochmals freundlich nach, ob ich denn irgendwann noch mit einer Antwort rechnen dürfe.

 

Und ich erhielt Post! Mein Rufen wart gehört!

Und zwar noch am selben Tage:

Sehr geehrte Herr…. ,

Ihre Mail ist über die Mängelmelder-Plattform bei uns eingegangen.Wir leiten sie nochmals an das zuständige Fachamt weiter.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Team von FRANKFURT FRAGT MICH

 

“Naja”, dacht’ ich mir, “kann ja mal was untergehen im Behördendschungel. Und wartete weiter auf Antwort. Und wartete… und – ja, genau! – wartete.

Heute ist der sechste September. Mehr als ein weiterer Monat ist vergangen.

Passiert ist seitdem: Nichts. Keine Reaktion mehr vonseiten des Betreibers der Plattform. Wie schade eigentlich!

Schade, dass die Stadt erst eine solch innovative Möglichkeit für eine unkomplizierte Bürgerbeteiligung erschaffen hat – und diese dann behandelt, als sei sie ein ungeliebtes Kind. Zudem scheint mir die Plattform auch recht unbekannt.

Hey, da steckt ‘ne Menge Potential drin – warum nur lässt das Amt für Kommunikation und Informationstechnik dieses brachliegen wie Bauland in Brandenburg?

Wieso ist eine Hürde von 200 Unterstützern vonnöten, um eine Idee an die zuständigen Gremien weiterzuleiten? Wie sollen Bürger zur Nutzung des Portals bewogen werden, wenn ihre Ideen deswegen sowieso keinerlei Gehör finden werden?

Liebes Amt für Kommunikation und Informationstechnik:

Das kannst du doch sicher besser! Vielleicht erst mal kleine Brötchen backen und sich des Portals erst einmal ernsthaft annehmen. Kleiner Tipp: Auch Mails beantworten kommt gut an!

Dass die Stadt auch gut kann mit diesem diesem Social Media, stellt deren Facebook-Auftritt unter Beweis. Dort wird sich gekümmert, dort verhallen Bürgerrufe nicht im luftleeren Raum.

Wäre doch schade, wäre “FRANKFURT FRAGT MICH!” weiterhin nur wenigen bekannt und aufgrund der nicht nachvollziehbaren 200-Unterstützer-Hürde mehr Frustbringer als eine echte Möglichkeit zur Gestaltung eines Frankfurts, in dem wir gut und gerne leben (frei nach dem Motto einer großen deutschen Partei).

(c) Stadt Frankfurt am Main 

 

Und ihr so?

Habt auch ihr “FRANKFURT FRAGT MICH” schon genutzt? Wie waren eure Erfahrungen dabei? Welche Wünsche und Erwartungen habt ihr an die Plattform?

Ich freu’ mich auf eure Kommentare.

Und werde nun brav weiter auf eine Antwort warten.
Die Hoffnung, sie stirbt bekanntlich zuletzt…

 

 

Planlos im Westend: Eine urbane Safari im Selbstversuch

Wenn es darum geht, meine eigene Heimatstadt immer wieder neu zu entdecken, bin ich ja bereits ein rechter Einfaltspinsel. Aber hey, es gibt nichts, worin man nicht noch besser werden könnte!

Hierbei erhoffe ich mir Hilfe von “Flaneur Society”, einem urbanen Projekt, auf das ich vor einiger Zeit durch meine morgendliche Lektüre der Frankfurter Rundschau aufmerksam geworden bin. Mit dem “Guide to getting Lost” wird dort dem entdeckungswilligen, jungen Großstädter eine kleine Fibel für das kleine Abenteuer vor der eigenen Haustür in die Hand gedrückt. Ob sie auch meinen Entdeckungshunger stillen kann? Ich entscheide mich für die “Urban Safari”, eine von mehreren Step-by-Step – Anleitungen zum Entdecken und Erkunden unbekannter Ecken der eigenen Stadt – und beschließe, einen Selbstversuch zu wagen. Ein letzter Blick auf den Ausdruck in meiner Hand – und ich beginne meinen Weg in fremdes Terrain….

 

Step 1: Head to the bus stop nearest your house

Okay, ich bin zwar gerade nicht zu Hause (bin ich ohnehin eher selten). Dafür sitze ich – wie so oft – im Café Sugar Mama. Mit der  “Schönen Aussicht” befindet sich die nächste Bushaltestelle also nur wenige Meter entfernt. Es ist kurz vor 16 Uhr, ich habe sonst nichts vor heute – klingt also durchaus machbar!

Step 2: Get on the next bus that arrives

Ich stehe nicht mal zwei Minuten lang am Wartehäuschen, da biegt schon ein Bus der Linie 36 um die Ecke. Fahrtziel: Westbahnhof. Mein Fahrtziel hingegen: Unbekannt. Ich steige ein und nehme Platz. Frage mich kurz, was ich hier eigentlich schon wieder für ‘nen Quatsch treibe. Freue mich aber darüber, so schnell auch den zweiten Punkt meines Wegweisers abhaken zu können.

Step 3: Get off after 15 Stops

Nun gilt es, aufmerksam zu sein und eifrig die Haltestellen zu zählen. Am Hessendenkmal biegen wir links ab, der Anlagenring zieht am Fenster vorbei. “Nächste Haltestelle: Bornwiesenweg”. Ach, im Oeder Weg war ich ja auch schon lang nicht mehr. Bis zur Holzhausenstraße kann ich mich noch gut orientieren, danach schaue ich Meter für Meter aufmerksamer aus dem Fenster.

Step 4: When you step off the bus, take a left.

“Nächste Haltestelle: Altkönigstraße”. Oha! Wenn ich richtig gezählt habe, ist dies der fünfzehnte Halt seit der “Schönen Aussicht”. Und der Plan in meiner Hand befiehlt, hier auszusteigen.

Der Bus spuckt mich mit fauchenden Türen aufs fremde Straßenpflaster. Befinde ich mich hier eigentlich noch in Frankfurt?

 

 

 

 

 

 

Die Existenz einer “Altkönigstraße” war mir jedenfalls bis eben nicht bekannt. Aber genau deswegen bin ich ja hier! Ich folge den Anweisungen und laufe nach links, bestaune die prunkvollen Fassaden der Villen in der Liebigstraße. Ach ja, das Westend. Ein Stadtteil, den ich bislang tatsächlich sträflich vernachlässigt habe, wie ich mir eingestehen muss.

 

Step 5: When you pass a person who looks interesting to you, turn around immediately and take the next left

Merkwürdige Aufgabe. Ich überlege, wie eine Person aussehen muss, damit sie mir interessant vorkommt. Ist es das junge Mädchen, das mir mitsamt Hündchen entgegen spaziert? Ich glaube nicht, sage lieb “Hallo”, laufe weiter. Auch an der Dame im Westend-Chic (sie trägt Sommerhut und gestreifter Hose) ziehe ich unbeirrt vorbei. Wesentlich spannender erscheint mir der kräftige Herr, der schnaufend in der Motorhaube eines Smart herumwühlt. Aber, nein, das muss noch interessanter werden. Und das wird es wenige Kreuzungen weiter dann auch.

Ein Mann in neonroter Jacke kniet neben einem Streifenwagen auf dem Bürgersteig. Ich rätsele: Ein Mitglied der Spurensicherung? Habe ich soeben einen Tatort betreten, werde Zeuge gar Mordermittlung? Ich scheine eindeutig zu viele Kriminalromane gelesen zu haben, denn kurze Zeit später biegt ein großer Kranwagen um die Ecke. Der am Boden sitzende Leuchtjackenträger erweist sich also als Mitarbeiter eines Abschleppunternehmens – das ganz offensichtlich von der Polizei gerufen wurde, um ein falsch parkendes Auto abzuschleppen.

Ich bin ein wenig erleichtert – und darf in den folgenden Momenten beobachten, wie ein silberner Toyota das Schweben lernt. Welch ein Spektakel!

Irgendwann besinne ich mich jedoch auf mein eigentliches Anliegen, mache auf dem Absatz kehrt und biege nach links ab in die Staufenstraße.

 

Step 6: Find the nearest newspaper stand, local shop or café

Wachsam lasse ich meinen Blick durch die Umgebung gleiten. Meine Aufmerksamkeit wird jedoch vorerst allein vom eindrucksvollen Gebäudekomplex der “Allianz” vereinnahmt. Wichtig ausschauende Menschen eilen durch die großen Türen in die Glasfassaden hinaus oder hinein, stetig beobachtet von einer Steinskulptur im großen Vorgarten.

Ich wende meinen Blick ab, laufe ein Stückchen weiter. Ein sonniger Platz lädt zum Verweilen ein, der Rasen grün, die Blüten pink. Nett hier – allerdings bin ich auf der Suche nach einem Zeitungsstand oder einem Café, nicht nach einem schönen Ort für einen Power Nap. Ich überquere die Bockenheimer Landstraße. Noch bevor ich die andere Straßenseite erreiche, habe ich gefunden, was ich suche: “Café Laumer” lese ich auf einem der Prachtbauten. Ein Café wie aus dem Bilderbuch, von dem ich noch nie gehört habe. Liegt wohl daran, dass sich hier nicht jenes Café-Klientel herumtreibt, mit dem ich mich üblicherweise gern umgebe.

Merke: Westend is not a hipster paradise! Gut so.

 

Step 7: Stop and observe your surroundings.

Ich mustere die Gäste des Kaffeehauses. Zwei Herren im Anzug reichen einer Dame im Kostüm einen Stoß Unterlagen. “Business-Meeting”, mutmaße ich. Ein einsamer Zeitungsleser nimmt am Cappuccino, die emsige Kellnerinnen nimmt Bestellungen auf. Westend-Szenerie. Ich derweil nehme die Fortführung meiner Entdeckungsreise wieder auf.

Step 8: Head in the direction that looks most interesting to you.

Ich lasse meinen Blick streifen und muss nicht lange überlegen: Ein großer Kran ragt in den Himmel. Gebaut wird in Frankfurt bekanntlich immer irgendwas, und eine große Baustelle erachte ich als allemal interessant genug, um mich in ihre Richtung zu bewegen.

Step 9:
Turn into the next side street that you come across and take right when you come out of it.

Hinein in den Trubel der Feuerbachstraße! Nein, auch von dieser Straße habe ich bislang nichts gehört. Zu meiner Linken wird eifrig gebaut, Arbeiter klettern schwindelfrei auf Gerüsten herum. Späte Mittagessen und frühe Abendessen werden in den umliegenden Lokalen eingenommen, auch ich bekomme Hunger, wusste ja gar nicht, wie lange sich eine Straße anfühlen kann. Endlich: Das Ende ist erreicht – rechts entlang!

 

Step 10:
Look for the nearest hill. Head towards it.

Vor mir erstreckt sich ein lebhafter Platz. Der Westendplatz, um genau zu sein. Nein, auch hier war ich noch nie. In der Mitte dominiert die obligatorische Trinkhalle, die Seiten sind von Sitzbänken flankiert. Wie zum Teufel soll ich hier einen Hügel finden?

Ich laufe über die Wege des Platzes, entdecke eine Empore in der Rasenfläche, von Stufen eingefasst. Ha! Das soll mir als Hügel genügen. Ferngesteuert von meinem “Guide” nehme ich Kurs auf ihn.

Step 11:
Look for a place to take a break. Sit there for at least ten minutes and see what unfolds.

Ich bin aber auch ein Glückspilz! Direkt auf der kleinen Erhebung im Rasen thront nämlich eine eigenartige steinerne Installation. Ich trete näher. Sie soll an Paul Ehrlich erinnern, verrät mir eine bronzene Tafel, die im Boden eingelassen ist.

Und das Beste:
Inmitten des steinernen Ungetüms ist eine einzige, bequeme Sitzgelegenheit eingelassen. Wie geschaffen für eine wohlverdiente Pause und das Beobachten meiner Umgebung! Aber vorher, da versorge ich mich an der benachbarten Trinkhalle mit ‘nem lecker Käffchen.

Mit heißem Becher in der Hand kehre ich zurück, nehme Platz auf der wohl ungewöhnlichsten Sitzgelegenheit, auf die ich mich jemals bequemte.

Mein Schluck Kaffee, ein Blick über den Platz: Ein später Nachmittag im Sommer. Mütter bevölkern die Bänke, versuchen ihren tobenden Nachwuchs mittels Eis am Stiel zu bändigen. Vor dem Wasserhäuschen sitzt ein Rudel Männer im Schatten, sie trinken Bier, unterhalten sich in einer mir fremden Sprache.

Strammen Schrittes überquert ein Mann mit Aktenkoffer den Platz, ein anderer lässt es ruhiger angehen und öffnet sich auf einer der Bänke ein kaltes Feierabendbier. “Verrückt”, denke ich mir. “Vor zwei Stunden noch hätte ich niemals geglaubt, diesen Moment gerade zu erleben”.

 

Ich bleibe noch ein wenig sitzen und tue – nichts. Bis ich dann genug habe der Eindrücke, weiter gen Messe schlendere. Dort betrete ich den kühlen U-Bahnhof. Die U-Bahn der Linie U4 bringt mich zurück in heimische Gefilde….

Zeit  für ein Fazit

Hey, das hat sich gelohnt! Zugegeben, es mutet ein wenig wirr an, wie ferngesteuert nach den Anweisungen des “Guide to getting Lost” zu gehen und zu handeln.

Dennoch hat sich dieser für mich als eine ganz großartige Möglichkeit erwiesen, meine eingetretenen Frankfurter Pfade einmal zu verlassen. Allein schon die wohl verrückteste Sitzbank der Stadt, die ich ohne mein Wagnis niemals entdeckt hätte, hat meinen Mut belohnt!

Mit der Zeit hat mir das Ganze sogar Spaß gemacht, und ich musste erkennen: Viel zu selten läuft man wirklich aufmerksam durch die Stadt. So wirklich, wirklich aufmerksam, meine ich!

Wollt auch ihr es mir gleichtun und euch auf einen Streifzug in die “weißen Flecken” eurer Stadt begeben?

Alles, was ihr dazu braucht, ist diese PDF-Datei. Und eine Bushaltestelle die gibt’s auch in eurer Nähe.

Viele Freude euch beim Aufmerksamsein und entdecken! 🙂